Kapitel 5
Blinzelnd öffnete ich meine Augen, als ich spürte, wie mir etwas Nasses ins Gesicht tropfte. Irritiert blickte ich mich um, doch konnte die Quelle nicht ausmachen, bis mir erneut ein Tropfen auf den Kopf fiel. Seufzend blickte ich nach oben, wo das Wasser herunterzukommen schien. Anscheinend war das Dach undicht, weshalb die Regentropfen einen Weg hier hineinfanden. Zwar hatte es schon aufgehört, zu regnen, trotzdem würde es wohl noch eine Weile dauern, bis das ganze Wasser verdunstet war. Da ich mir sicher war, dass ich immer noch nicht zum Unterschlupf zurückkehren konnte, nahm ich mir vor, mir einen schönen Tag zu machen. Einen Tag ohne Sorgen....
Das letzte Mal, als ich so einen Tag erlebt hatte, waren meine Eltern noch am Leben gewesen. Oft dachte ich darüber nach, wie mein Leben wohl aussehen würde, wenn meine Eltern und ich noch auf unserem Landsitz leben würden.... Doch weit kam ich nie, da ich mir immer wieder sagen musste, dass es ohne Belang war, was alles passiert wäre, denn es würde nie dazu kommen. Nachdem ich aufgestanden war und das Loch in der Decke notdürftig gestopft hatte, ging ich zum Wasserkrug und wusch mich gründlich. Fest schrubbte ich meine Haut und entfernte so den ganzen Schmutz, der sich die letzten Tage dort abgelagert hatte. Sauber hüllte ich mich in ein Tuch und lief zu einem kleinen Spiegel, welcher auf der Kommode in dem spärlich eingerichteten Zimmer lag.
Stumm blickte ich in mein Spiegelbild und sah dort, wie so oft einer mir fast fremden Person entgegen. In meinem alten Leben hatte ich fast schon pummelig gewirkt, doch durch das ganze Training und die Ausbildung hatte ich eine schlanke Figur bekommen, jedoch verschwanden meine weiblichen Kurven nicht. Meine braunen Haare fielen mir in sanften Wellen bis unter meinen Brustansatz, doch am meisten mochte ich meine Augen, welche eine ungewöhnliche Farbe besaßen. Hauptsächlich waren meine Augen in einem hellen Silber gehalten, doch ein grüner Ring umschloss es. Früher hatten mich die anderen Ladys immer um meine Augen beneidet, doch heute waren sie meine größte Schwachstelle, da mich so viele erkennen konnten und sie sehr auffällig waren. Trotz allem waren sie mir das Liebste! Ich wollte mich schon wieder anziehen, als mir auffiel, wie schmutzig meine Klamotten waren, weshalb ich sie mit dem noch übrigen Wasser wusch.
Während diese trockneten, lehnte ich mich an die Wand neben dem Fenster und blickte nach unten ins Dorf. Alles war in Aufruhr.... Die Straßen waren mit Menschen gefüllt, welche alle etwas vorbereiten, zu schienen. Eine Gruppe von Männern errichtete einen Mast mit dem Banner des Königs. Darum ging es also, um den Besuch des Prinzen. Wann er wohl kommen würde? Oft war es nicht vorgekommen, dass der Prinz hierherkam. Jedenfalls war es nicht mehr passiert, seitdem ich hier war. Doch ich wusste von einigen, dass an solchen Tagen immer ein großes Fest geschmissen wurde. Alle Frauen und Männer zogen ihre besten Sachen an und ein Fest würde im Schloss des Grafen zu Ehren des Prinzen stattfinden. Nur wenige durften mit hinein.... Natürlich hatte ich den Wunsch einer dieser Personen zu sein, auch wenn das gefährlich für mich werden konnte. Doch meine Neugierde und Abenteuerlust siegten. Entschlossen zog ich mich an und verließ die Herberge, um zum Markt zu gehen.
Da ich keine Kleider mehr aus meiner alten Zeit hatte, musste ich mir eines besorgen, denn in meinen normalen konnte ich nicht auf diesem Fest erscheinen. Ich wusste aber schon genau, wohin ich gehen würde. Eine Schneiderin dieses Dorfes hatte mir als Bezahlung für einen Auftrag einen Gefallen angeboten, da sie damals sehr verzweifelt gewesen war und ich ihr nur eine Brosche stehlen musste, welche ihr die Wachen abgenommen hatte, da sie die Steuern nicht hatte zahlen können. Nun würde ich diesen Gefallen ablösen. Gut gelaunt lief ich durch das Dorf bis zu ihrem Laden, welcher sehr eindrucksvoll aussah. Sie war eine der besten Schneiderinnen hier und auch für die Kleider des Grafen zuständig. Als ich den Laden betrat, sah ich viele zauberhafte Kleider, doch keines war passend.
Natürlich bemerkte mich Anna bald..... „Was suchst du denn hier?", fragte sie überrascht und lächelte mich freundlich an. Auch wenn es verboten war, hatten wir einen kleinen Kontakt aufgebaut, da ich ihr immer mal wieder half, wenn sie Probleme hatte. Außerdem erinnerte sie mich sehr an meine Mutter.... Anna war schon etwas älter und ihr Haar war fast schon völlig ergraut, doch das stört sie nicht. Sie erfreute sich immer noch bester Gesundheit, was nicht üblich war in ihrem Alter. „Ich wollte nur einmal vorbeischauen, da ich hier in der Gegend unterwegs war. Es sieht wirklich wunderschön aus, wie das Dorf geschmückt wird für die Ankunft des Prinzen.", gab ich ehrlich zu.
„Ja, das ist wahr. Alle sind furchtbar aufgeregt, da sie auf Neuigkeiten hoffen, da es langsam an der Zeit ist, dass der Prinz eine Braut auserwählt. Bis jetzt hatte er sich jedenfalls immer erfolgreich drücken können. Aber nun zu dir, ich weiß, dass du wegen noch etwas hier bist. Also raus mit der Sprache!", kicherte sie, als hätte sie mich bei etwas Verbotenen erwischt. „Nun ja, da ich noch einen Gefallen bei dir freihabe, wollte ich fragen, ob du mir ein Kleid für das Fest im Schloss schneidern könntest.", antwortete ich ertappt und errötete leicht. „Die unnahbare Reya möchte also wirklich auf ein Fest gehen?", wollte sie überrascht wissen. Zustimmend nickte ich, was ihr ein riesiges Lächeln ins Gesicht zauberte. „Das ist ja wundervoll. Ich habe mir nämlich schon oft gedacht, dass du ein gutes Modell abgeben würdest.", freute sie sich, während sie mich durch den Laden zog. „Kann ich nicht einfach eines der Kleider hier haben?", fragte ich irritiert. „Nein, meine Liebe. Dir werde ich ein Unikat anfertigen.", sagte sie triumphierend und hielt mir schon die ersten Stoffe vor den Körper.
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