Teil 9
Es hätte ihn nicht kümmern sollen, doch dennoch stand er hier, unfähig das Zimmer zu verlassen. Kälte kroch in seine Glieder und ließ seine Hände verkrampfen, während er dem Drang widerstand Draven ausfindig zu machen, um ihm die Haut bei lebendigem Leibe zu häuten.
Er sollte nicht so fühlen, er wollte nicht so fühlen. Für keine Frau der Welt, aber je länger er in ihre dunklen Augen sah, desto verlorener fühlte er sich.
Seine Wut wurde nur noch mehr geschürt, wegen der vielen Narben auf ihrer zarten Haut und ganz besonders jenen auf ihrem Rücken. Ihr Rücken war schier verunstaltet, so als hätte ein wildes Tier seine Krallen in ihre Haut gehauen und diese zerfetzt. Arawns Blut begann zu kochen bei dem Gedanken wie sie dagelegen hatte, während Draven auf sie eingeprügelt hat.
>>Arawn, du tust mir weh.<< holte sie ihn zurück in die Realität. Er lockerte seinen Griff, streichelte über ihre Wange und kniete sich langsam vor sie hin. Ihre Augen verfolgten ihn, weckten dabei den Drang nach mehr. Mehr von ihnen, mehr von ihrem Duft nach Meer und Sonne und ganz besonders mehr von ihrer hellen Stimme, die selbst im tiefsten Winter die Sonne zum erstrahlen bringen würde. Er wollte sie berühren, was auch tat indem er über ihren Hals fuhr.
Kurz zuckte sie zusammen, als er seine Hand sinken lies und versehentlich ihre Brust streifte, was ihn nun noch mehr zerriss, da sich ihm eine gefährliche Frage stellte.
>>Was hat er dir noch angetan Runa.<< fragte er kalt und sah die Verwirrung und die kurze Trauer über ihre Züge huschen.
>>Ich gab es ihm, bevor er es sich selbst nehmen konnte.<< blickte sie beschämt zur Seite.
Langsam schloss er seine Augen, zählte innerlich bis fünf, ehe er aufstand und sich energisch durch sein nasses Haar strich.
>>Ich war nie seine Hure, es war notwendig um zu überleben.<< begann sie sich zu verteidigen, was ihm ein Lachen entlockte. Wie absurd musste es sein, dass sie tatsächlich denken könnte, dass man so darüber dachte.
Energisch lief er auf sie zu und umschloss ihre Wangen, sah ihr tief in die Augen bevor er den Kopf schüttelte.
>>Jeder der so denkt, sollte geradewegs in die Hölle kleines, denn ich bin alles, aber nicht dämlich. Und auch wenn du denken magst, dass mein Herz nicht mehr als Eis ist. Ich würde diesen Bastard umbringen, wenn er jetzt hier stehen würde.<< stieß er voller Zorn aus, bevor er seine Stirn an ihre bettete.
>>Nein Runa. Ich würde ihn nicht einfach umbringen. Ich würde ihn anketten und dir dabei zusehen, wie du ihn quälst, ich würde dir zeigen wie und ich würde ihn am Ende umbringen, wenn er nichts mehr ist als eine leere Hülle.<<
Sie holte scharf Luft und legte ihre flache Hand auf seine Brust.
>>Warum geht es dir so nahe Arawn.<< hauchte sie verloren und krallte sich so fest in seine nasse Kleidung, dass er seinen Blick auf sie richtete.
>>Ich weiß es nicht. Ich wünschte, dass ich es wüsste Runa.<< flüsterte er, bevor er ihr einen Kuss auf ihre Stirn hauchte und sich dann von ihr löste.
>>Es tut mir Leid. Dass ich dieses Schicksal eingeleitet habe, aber dir muss bewusst sein, dass es auch ein anderer Auslöser hätte sein können.<< warf er kälter als beabsichtigt ein.
Er fühlte sich wie ein Arschloch, weil er das Thema so abrupt beendete und noch mehr fühlte er sich elend, als er ohne ein weiteres Wort zu sagen, sich der Tür widmete.
Arawn spürte ihren Blick auf sich und schien kurz zu zögern nach der Klinke zu greifen, aber mit dem letzten selbst an Selbstbeherrschung drückte er sie hinunter.
Er verließ ihr Zimmer, weil ihm bewusst war, dass wenn er jetzt hier drin blieb, er alles an Selbstbeherrschung verlieren würde.
Diese Frau war pure Gefahr und Arawn musste sich davon fern halten, denn sonst würde er sein Herz verlieren und der schwäche der Liebe ausgeliefert sein. Er kannte genug Männer, die daran zugrunde gingen und er schwor sich niemals so dumm zu sein. In seiner Welt hatte die Liebe keinen Platz, die Zuneigung und die Sehnsucht nach einem Menschen war ein unmögliches Unding, denn sein Leben bestand nur aus Verlust. Verlust, Gewinn, Verlust. Nicht mehr, nicht weniger.
Runa würde auch eines Tages gehen und das war das beste.
Zumindest hielt er an diesem Gedanken fest.
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