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xv - rosen und rauch

Als sie ungefähr zwölf Jahre alt gewesen war, hatte Iliés einen Albtraum gehabt. Mitten in der Nacht war sie schreiend aufgewacht, Bilder ihrer Mutter im Kopf, die von einem Vampir überfallen und zerfleischt wurde. Schluchzend war sie ins Zimmer ihrer Eltern gestolpert und hatte diese geweckt. Anstatt sie wegzuschicken, wie ihr Vater es gewollt hätte, nahm Ceres Solares ihre Tochter auf den Arm und tröstete, versprach ihr, das sie ihren Schatz niemals verlassen würde. Als sie am nächsten Morgen in den Armen ihrer Mutter aufgewacht war, waren all die schrecklichen Gedanken vergessen und alles wieder gut.

Zwei Jahre später war Ceres dann verschwunden, zusammen mit dem Vampir-Assassine, der mit ihr verhandelt hatte. Ein Skandal – das große Oberhaupt der Menschen brennt mit einem Vampir durch. Doch tief in ihrem Inneren hatte sie nie daran geglaubt, das ihre Mutter freiwillig gegangen war. Nachts hatte sie sich vorgestellt, wie sie eines Tages bei den Vampiren einbrach und Ceres rettete, dann würde alles wieder gut werden, hatte sie geglaubt. Damit war es jetzt vorbei. Für immer. 

»Nimm den Kopf aus dem Wasser. Sonst wird das hier eine noch größere Sauerei«, befahl sie leise. Schon als Kind war sie mit Leichen in Kontakt gekommen, auch mit kopflosen – aber hier war es Anders. Beim Anblick der so vertrauten und doch so fremden Gesichtszüge wurde ihr übel, sie musste wegsehen.

Innerlich war sie das erste Mal froh über die Leere, die sie oft empfand. Einfach nicht genauer darüber nachdenken, das war hier die Lösung. Bloß nicht darüber nachdenken, dass dieser Kopf mal ihrer Mutter gehört hatte. Sonst würden die Gefühle, die sich in Form eines Drucks in Hals- und Bauchgegend bemerkbar machten, sie überrollen.

»Würg. Wer macht den sowas?«, ertönte da eine Stimme hinter ihr. Ohne nachzudenken, packte sie den Sprachenden am Hals und drückte ihn gegen die Wand. Noch nie, nicht einmal, nachdem ihre Mutter sie verlassen hatte, hatte sie solchen Hass empfunden. Da war er ja, der Mörder. Der Vampir, der es wagte, den Kopf ihrer Mutter so zu demütigen.

»Hey, hey, beruhig dich. Ich war das nicht. Wasserleichen sind viel zu . .. ekelhaft«, brachte Vanitas röchelnd hervor, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. »Wobei die Täter definitiv Humor hatten.«

Bevor sie endgültig seine Luftröhre abdrücken konnte, zog jemand ihre Hand sanft nach hinten. Der Vampir verzog sein Gesicht zu einer enttäuschten Fratze. »Iliés, hör auf. Er ist es nicht wert.«

Jedem Anderem hätte sie jetzt eine ordentliche Ohrfeige verpasst, doch Ayera lächelte sie so liebevoll an, das sie stattdessen begann, zu zittern. All die Erinnerungen, die sie so lange verdrängt hatte, bahnten sich einen Weg in ihr Bewusstsein. Ihre Mutter, wie sie lachte und ihr liebevoll ein Stück Kuchen in den Mund stopfte. Ihr Vater, wie er verwirrt aufwachte und den aufgemalten Ziegenbart in seinem Gesicht betrachtete. Sie, wie sie sich mit ihren Geschwistern kloppte, bevor sie alle drei in den Pool geworfen wurden. Und dann noch das leere Bett, in dem ihre Mutter geschlafen hatte. Der knappe Abschiedsbrief, den sie erst Jahre später gefunden hatte.

»Naw, Klein-Iliés weint~«, flötete Vanitas und beugte sich vor, um sie genauer zu betrachten. Sie hatte ihre Hand schon zu ihrem Dolch gehoben, als Ayera ausholte und dem Vampir ohne zu zögern ins Gesicht schlug. Anstatt aufzuhören, trat sie einen Schritt vor, packte sie ihn und schlug weiter erbarmungslos auf ihn ein, bis ein dünner Blutfaden aus seinem Mund lief. Iliés lächelte traurig.

»Danke, Ayera. Das hat gut getan«, sagte sie müde und widerstand dem Drang, sich an Ayera zu lehnen. Ihr Vater stand immer noch neben ihr und betrachtete das Ganze mit leerem Blick, als ob er ganz wo Anders wäre. Mittlerweile hatten immerhin zwei Diener angefangen, den Kopf zu entfernen.

»Immer gerne, meine Liebe«, flüsterte Ayera und schnappte sich dann ihre Hand, bevor sie reagieren konnte. Panisch blickte sie zu Joyce und zu Vanitas, beide wirkten jedoch zu weggetreten, um etwas zu bemerken. Also folgte sie ihrer Freundin, sie sie langsam nach draußen zog. Als Iliés erkannte, worauf sie zusteuerte, riss sie erstaunt die Augen auf.

»Der Blumengarten? Ich dachte, du hasst Blumen, Ayera«, meinte sie, woraufhin diese nur lachte. »Hassen ist vielleicht übertrieben. Aber selbst wenn – es geht gerade um dich. Und du magst Blumen, also lenken sie dich wahrscheinlich ab.«

Mit einem warmen Lächeln lief sie neben Ayera her, ihre Hände waren immer noch fest ineinander verschlungen.
»Danke«, wiederholte sie und blieb dann stehen, als sie an einem großen Rosenstrauch vorbeikamen. Kurz ließ sie Ayera los und musterte die Blumen. Nach kurzer Zeit entschied sie sich für eine Blüte, auf deren Oberfläche sich verschiedenste rot, gelb und orange Töne vermischten. Eine mit Magie gezüchtete Rose, das verstand sich von selbst.

»Darf ich?«, fragte sie und trat nah an Ayera ran, als diese nickte. Lächeln steckte sie ihrer Freundin die Blüte ins Haar und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Beide lächelten selig, still, einfach nur damit beschäftigt, das Gesicht den jeweils Anderen zu betrachten. Wie schon so oft verlor Iliés sich in den wunderschönen Augen ihrer Leibwächterin, die eine so angenehme Wärme ausstrahlten, das sie nicht mehr widerstehen konnte. Sie beugte sich vor und küsste Ayera sanft, spürte die kräftigen Arme ihrer Freundin, die sie näher aneinander zogen. Und dann begannen ihre Füße, sich von ganz alleine zu bewegen.

Ayera passte sich sofort ihrem Rhythmus an, ihre Bewegungen waren alle perfekt und aufeinander abgestimmt. Die Lippen immer noch aufeinander gepresst, tanzten sie zu einem Lied, das nur sie hören konnte. Sie schwebten um den Rosenstrauch, tanzten um eine alte Holzbank, glitten an einem kleinem Pavillon vorbei. Erst vor dem Tor, das Iliés'privaten Graten vom Rest abtrennte, lösten sie sich von einandern. Blumen würden sie natürlich ablenken – aber das hier war besser. Viel besser.

»Und, abgelenkt, Darling?«, flüstere Ayera und lächelte sie frech an. Iliés' Wangen färbten sich rot. »Ja. Aber nenn mich gefälligst nicht so!«, murmelte sie, was ihrer Freundin ein belustigtes Kichern entlockte. »Manchmal bist du so niedlich, Iliés.«

Mit hochrotem Kopf starrte Iliés zur Seite. »Sag das Mal meinem Vater. Der denkt bestimmt, das ich komplett psychopathisch bin, nach dem, was ich gesagt habe.«

Mit einer sanften Berührung drehte Ayera den Kopf ihres Gegenübers zu sich und blickte ihr tief in die Augen. »Nicht an deinen Vater denken, Iliés. Konzentrier dich auf mich«, wisperte sie, beugte sich vor und küsste Iliés liebevoll auf den Mund.

»Das ganze Gemetzel können wir auf später verschieben, meinst du nicht?«

In diesem Moment fühlte Iliés sich so ausgeliefert, sie konnte es nicht in Worte fassen. Ayera könnte alles von ihr verlangen, wirklich alles – und sie würde es ohne zu zögern tun. Wenn sie nur noch ein bisschen länger hier blieb.

»Ja, können wir«, hauchte sie und kuschelte sich in Ayeras kräftige Arme. Eng aneinander gepresst küssten die Beiden sich, immer intensiver. Doch dann knackte es hinter ihnen und der wundervolle Moment war vorbei.

»Was? Ich bin nur hier, um Rosen in die Luft zu werfen, sieht man das nicht?«, schnaubte Vanitas und verschränkte grinsend die Arme. In seinen roten Augen war keine Spur von Verlegenheit zu entdecken – in was er gerade hereingeplatzt war, war ihm verdammt nochmal egal. Iliés' Augen funkelten vor Wut. Ihre Vorsicht hatte sie bei dem Kopf ihrer Mutter vergessen, den die Lunares in einer Toilette platziert hatten.

»Oh, tatsächlich? Dann rate ich dir, deine Rosen zu werfen und dich dann zu verpissen, Arschloch«, zischte sie und trat wieder zu Ayera. Vanitas hob sich gespielt entsetzt die Hand vor den Mund.

»Iliés! So habe ich dich ja noch nie reden hören! Wie . . . schockierend!«, rief er aus und brach dann in schallendes Gelächter aus. Unter den mordlustigen Blicken der beiden Frauen wischte er sich Lachtränen aus den Augen und grinste dann. »Aber, meine Liebe . . . Was willst du tun, wenn ich nicht gehe? Und was willst du tun, wenn ich deinem Vater all das hier verrate?«

Nur ein paar Stunden zuvor wäre genau das ihre größte Sorge gewesen. Doch ihr Kartenblatt hatte sich geändert, mit dem Versteckspiel war es vorbei. Sie lächelte kalt und trat einen Schritt näher auf ihn zu, die Hand um den silbernen Dolch geschlossen, den sie natürlich dabei hatte.

»Wenn du nicht gleich verschwindest, töte ich dich, Vam-.«

Ein plötzlicher Knall ließ sie zusammenzucken. Den beißenden Gestank von Rauch in der Nase hob sie den Blick.

Ihr Haus stand in Flammen.

Vanitas war immer ein großer Fan von Feuerwerken gewesen, und so gefiel ihm natürlich auch das, welches sich hinter ihm am Himmel ausbreitete. Bis zu dem Moment, in dem er realisierte, das Evelyn sich noch dort drinnen befand und los sprintete.

Natürlich, was Evelyn gesagt hatte, hatte ihn tief getroffen – aber abgesehen davon, das Iliés seine Laune erheblich gehoben hatte, brauchte er jemandem, dem er vertrauen konnte, wenn er hier überleben wollte. Und dafür kam gerade wohl nur sein seltsame Diener in Frage.

Angekommen bei dem brennenden Haus blieb er erstmal stehen und hob den Blick. Das ganze oberste Stockwerk brannte, die altmodische Bauweise der Solares wurde ihnen gerade zum Verhängnis. Aber wer baute zu solchen Zeiten auch ein Holzhaus?

Mit einem Seufzen riss er die Tür aus den Angeln und betrat die glühende Hölle. Eine Hand vor dem Mund rannte er nach oben, der Rauch lies seine Augen tränen und machte es schwer, überhaupt etwas zu erkennen. »Evelyn!?«, brüllte er hustend und kämpfte sich die letzte Treppe hoch.

Er wusste, das es verrückt und absolut lebensmüde war, in ein brennendes Haus zu rennen. Jetzt, wo er langsam auf die Knie sank, als er die vielen brennenden Gestalten vor sich betrachtete, merkte er das deutlicher als je zuvor. Aber vielleicht war er das auch einfach – lebensmüde. Husten sank er auf den Boden. Wenigstens von Evelyn hätte er sich gerne verabschiedet . . .

»Vanitas! Warum bist du hier?«, schrie da jemand vor ihm und verpasste ihm eine Ohrfeige. Benommen richtete er sich auf und starrte in ein blaues Auge, das ihn vorwurfsvoll anblickte. Wieso Evelyn vom Rauch überhaupt nicht beeinträchtigt schien, konnte er sich auch später fragen.

»Sieht man das nicht? Ich versuche, meinen Einhorn-Kulli zu retten«, würgte er hervor und wäre beinah die Treppe runtergefallen, als Evelyn ihn nach oben zog. Der Diener schüttelte ungläubig den Kopf und schleifte seinen Herrn hinter sich her. »Du bist dumm«, stellte er fest.

Ja, das konnte man wohl sagen.

»Nur weil du ein Vampir bist, heißt das nicht, das du nicht sterben kannst! Du solltest mal vorsichtiger sein, Idiot! Und außerdem brauche ich keinen Held, der mich rettet! Also, es ist natürlich nett, das du gekommen bist, aber . . . aber . . . «, schimpfte Evelyn weiter, bis ihm die Luft ausging. Irgendwie war es lustig, ihn so in Rage zu sehen. Und das nur, weil ein erbärmliches Monster beinah gestorben wäre, um ihn zu retten.

»Ich will nicht, das du stirbst, Vanitas«, flüsterte der Diener dann leise und hielt kurz inne, um noch einmal zurückzublicken, in die Flammen und den Rauch. »Auf keinen Fall.«

Vanitas hätte gerne was gesagt, beschränkte sich aber darauf, erstickt zu husten. Mittlerweile hatte er so viel Rauch eingeatmet, das es bestimmt nicht mehr gesund war. Schnell beschleunigte Evelyn und zerrte ihn aus der brennenden Ruine, immer weiter, bis sie wieder beidem Garten waren, in dem Iliés und Ayera mit offenen Mündern standen. Um sie herum hatten sich Angestellte versammelt, die laut vor sich hin tuschelten. Kurzum: Völliges Chaos war ausgebrochen.

»Das wird jetzt etwas weh tun«, hörte er eine verschwommene Stimme in seinem Ohr, dann drang etwas in seinen Mund ein. Dieses Etwas hatte keine Substanz, es war wie ein Gas, nur viel stärker. Es drückte seine Kiefer auseinander, so stark, das er kurz befürchtete, gleichauseinander gerissen zu werden. Eine Schmerzensträne bahnte sich einen Weg durch den Staub auf seiner Wange. Wenn er hätte schreien können, hätte er es getan.

So schnell, wie der Schmerz gekommen war, verschwand er auch wieder. Evelyn lies seine Hand los – später musste er den Typ unbedingt fragen, wie er es hatte wagen können, diese überhaupt zu ergreifen– und hielt Vanitas drei seiner Finger vor die Augen.

»Wie viele Finger zeige ich?«, wollte er wissen. »Drei«, beantwortete Vanitas seine Frage mit fester Stimme, langsam klärte sich sein Blick wieder. Neben Evelyn stand einen Frau mit spitzen Ohren, die zufrieden nickte, und dann wieder in der Menge verschwand. Der Vampir setzte sich auf und hob fragend die Augenbrauen.

»Das ist Sivyra, eine Mondelfe. Sie hat dich geheilt. Du musst dich auf jeden Fall nachher bedanken!«, erklärte Evelyn und hielt ihm die Hand hin, die er abfällig schnaubend wegstieß.

»Ich dachte, die Solares verabscheuen alle Wesen der Nacht«, meinte er und wagte einen Versuch, aufzustehen. Großer Fehler – oben angekommen begann sich alles zu drehen, und er landete wieder auf dem staubigen Boden.

»Nein, nur Vampire«, antwortete Evelyn fröhlich, griff seinen Arm und zog ihn brutal hoch, sodass er beinah vornüber gekippt wäre. Er warf seinem Diener einen bösen Blick zu, den dieser kichernd erwiderte. Dann legten sich plötzlich zwei Arme um Vanitas, als Evelyn ihn umarmte.

»Gut, das ich nicht zu den Solares gehöre«, nuschelte der Kleiner und grinste seinen Herrn frech an. Dieser wurde rot und versuchte ungeschickte, Evelyns Arme von sich zu lösen. Wieso hatte er das nicht kommen sehen?!

»Lass mich los«, zischte er, was Evelyn nur mit einem hellen Lachen quittierte. »Nein«, flötete er und kuschelte sich noch näher an sein Gegenüber. »Eine Umarmung zu erwidern ist nicht schwer, Vanitas. Das kriegst sogar du hin, wenn du es versuchst.«

Für ein paar Sekunden stand Vanitas noch verkrampft da und versuchte, Evelyn mit Blicken zu vertreiben, dann gab er nach und legte vorsichtig beide Arme um seinen Diener. Dadurch, das Evelyn etwas kleiner als er war, könnte er sein Gesicht wunderbar in den wuscheligen Haaren des Anderen vergraben . . . Schnell schüttelte er den Kopf. Der Rauch hatte seine Gedanken vernebelt, sonst würde er so etwas niemals wollen.

»Geht doch«, flüsterte Evelyn glücklich. »Weißt du, Vanitas . . . Was ich gesagt habe, war falsch. Du bist kein Monster, wirklich nicht. Das darfst du auf keinen Fall glauben, okay?«

Bevor er sprach, holte der Vampir noch einmal tief Luft. »Das Selbe gilt für mich. Dein Zimmer ist . . . war wirklich schön, Evelyn.« Innerlich applaudierte er sich selbst. So etwas Nettes hatte er seit Jahren nicht mehr gesagt. Dafür war es ihm eigentlich ganz gut gelungen, fand er.

»Aber. . . ich kann nicht vergessen, was ich getan habe. Wenn du wirklich weißt, was damals passiert ist, dann . . . dann würde ich verstehen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Wahrscheinlich wäre es sogar besser, wenn du dich von mir fernhältst. Ich bin gefährlich, Evelyn.«

Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, während er auf Evelyns Antwort wartete. Mittlerweile hatten sie sich wieder voneinander gelöst, und die Angst, das Evelyn sich jetzt einfach umdrehen würde und ihn alleine hier stehen lies, war groß. Warum, wusste er nicht. Vielleicht war er es einfach leid, sich selber fertig zu machen und immer alleine zu sein. Mit Evelyn an seiner Seite kann es ihm gar nicht mehr so abwegig vor, einer der Guten zu werden, falls er das überhaupt könnte.

»Ich weiß, das du gefährlich bist, Vanitas«, murmelte Evelyn leise. Vanitas hielt unbemerkt die Luft an. »Aber das bin ich auch, selbst wenn es nicht so wirkt. Wir können uns gegenseitig helfen!«

Etwas überrascht betrachtete er Evelyn, der schüchtern lächelte. Gefährlich? Es gab wirklich viele Begriffe, die er mit seinem Diener verbinden würde, aber dieser gehörte definitiv nicht dazu. »Klar, aber . . . Bist du dir sicher, das du dich mit mir vergleichen kannst?«, fragte er zweifelnd, woraufhin Evelyn verbittert lachte. Der Ernst, der kurz in seinen Augen lag, jagte Vanitas einen kalten Schauer über den Rücken.

»Ja«, antwortete Evelyn, dann trat er einen Schritt näher an Vanitas heran und flüsterte: »Ich erzähle dir alles, versprochen. Warum ich den Typ kenne, der uns entführt hat. Und was er mit diesem Angriff und mir zu tun hat.«

In Evelyns blauem Auge sah er, das es dem Jüngeren schwer fiel, nur an das zu denken, was er erzählen wollte. Obwohl er vielleicht Mitleid empfinden sollte, war er in erster Linie gespannt und sehr neugierig. Endlich erfuhr er, warum Evelyn die ganze Zeit eine so mysteriöse Aura umgab.

»Aber erst müssen wir irgendwo hin gehen, wo wir sicher sind, okay?«, fügte der Diener mit einem Blick zu Iliés hinzu, die heftig mit Ayera und ihren Geschwistern diskutierte. Glücklicherweise schien sie keine Zeit zu haben, sich mit ihrem Verlobten zu beschäftigten.

»Wie wäre es mit der Stadt? Dort gibt es viele Cafés, in denen man in Ruhe reden kann. Hier weiß eh kaum jemand von den Wesen der Nacht, sie werden also denken, das es sich um einen Fantasie-Geschichte handelt«, schlug Vanitas vor und fügte dann mit einem bösen Grinsen hinzu: »Und wenn dort doch ein Spion ist, können wir ihn in einer Seitengasse ausschalten, ohne das es groß auffällt.«

Mit großen Augen sah Evelyn zu ihm rüber. »Die Stadt? Ist das der Ort, wo es ganz viele Läden und Restaurants gibt?«

Ungläubig verschränkte Vanitas die Arme. »Sag mir nicht, das du noch nie in der Stadt warst.« Für ihn war das völlig unvorstellbar. Städte jeglicher Art waren schon immer eine Art zweites Zuhause für ihn gewesen, ein Ort, an den er fliehen konnte, wenn er es mit seiner Familie nicht mehr aushielt.

»Doch, ich war noch nie in der Stadt. Das ist doch gefährlich, oder? Da sind überall komische Leute, die dich braten und essen wollen!«

»Willst du mich verarschen? Niemand will dich braten. Und nur zu deiner Info: Wenn überhaupt, sind wir die komischen Leute, Evelyn.«

»E-Echt, bist du dir sicher? Mister Solares hat gesagt, das ich nicht in die Stadt gehen darf, weil es gefährlich für mich ist!«

Mit einem Augenverdrehen schnappte Vanitas sich Evelyns Ärmel und zog den Diener hinter sich her. »Mister Solares hat dir verboten, in die Stadt zu gehen, weil er ein Arschloch ist. Und außerdem bin ich ich ja da. Ich pass schon auf dich auf.«

Obwohl er immer noch nicht ganz überzeugt aussah, stolperte Evelyn hinter ihm her und lächelte dann breit. »Du würdest mich also beschützen, wie ein Schutzengel?«

Vanitas bleib stehen und funkelte Evelyn an. »Nein. Ich würde dich als Ablenkungsmanöver nutzen, um zu fliehen, Idiot«, knurrte er und versuchte zu ignorieren, das er gerade eben noch das Gegenteil davongesagt hatte. 'Ich pass schon auf dich auf', ernsthaft? Was zur Hölle war in letzter Zeit mit ihm los?

»Also, ich würde dich beschützen, Vanitas! Aber auch nur, das sich die Angreifer nicht vergiften. Vampirblut ist nämlich giftig für Nicht-Vampire, wusstest du das?«, erzählte Evelyn stolz und versuchte hektisch, mit dem Vampir Schritt zu halten.

»Nein, und ehrlich gesagt interessiert es mich einen Dreck. Wenn du nicht gleich die Klappe hältst, werfe ich dich vor den Zug«, zischte er, eigentlich aber froh darüber, das sie wieder so entspannt miteinander reden konnten. Nach dem letzten Streit hatte er Angst gehabt, das er Evelyn für immer verloren hatte, was auch immer daran so schlimm wäre.

»Ich hab dich auch lieb, Vanitas«, kicherte der Kleiner und betrachtete den Zug, der gerade um die Ecke fuhr, mit großen Augen. »Schau mal, eine Metall-Schlange!«, rief er aus, kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Vanitas seufzte und zog Evelyn hinter sich her, bevor er hier noch stehen blieb.

»Das ist einen Straßenbahn, Dummkopf.«

»Oh, einen 'Straßenbahn'! Davon hab ich schon gehört! Sind das Lebewesen?«, fragte Evelyn mit vor Neugier weit aufgerissenen Augen. Vanitas seufzte und begann zu erklären, das eine Straßenbahn absolut kein Lebewesen war und sie und die anderen Fahrenden auch nicht gefressen hatte, wie Evelyn geglaubt hatte. Worauf hatte er sich hier nur eingelassen?

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