Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

xiii - angebote und überlegungen

»Hey, Vampir, warte!«, rief jemand Vanitas hinterher, als er sich ein paar Meter vom Eingang des Essensaals entfernt hatte. »Ich muss etwas mit dir besprechen! Und glaub mir, du willst diese Gelegenheit nicht verpassen!«

Aus purer Neugier blieb Vanitas stehen, drehte sich mit locker verschränkten Armen um und hob die Augenbrauen. »Sicher, das du nicht nur meine Zeit verschwenden willst, Elouan Solares?«

»Ja, absolut sicher. Du kannst dir gar nicht erlauben, einfach zu gehen. Ohne Verbündete wirst du nämlich nicht mehr lange überleben.«

Vanitas wusste nicht, ob es ihn mehr störte, das Elouan recht hatte, oder das sie wie alte Bekannte miteinander sprachen. Wahrscheinlich war beides gleich schlimm, wenn man bedachte, mit wem er hier gerade redete. 

»Wenn du dir da so sicher wärst, müsstest du nicht schreien und mich wie ein Hund verfolgen. Oder machst du das immer?«

»Jetzt, wo wir alleine sind, werde ich mich nicht mehr zurückhalten, nur dass das klar ist. Überleg es dir also besser zweimal, ob du mich provozieren willst«, gab Elouan kalt zurück, kurz wirkte er tatsächlich erwachsen. Dann zerstörte Vanitas die ernste Stimmung mit einem spöttischen Lachen. Dieses Kind war nichts im Verglich zu Ashwin, der schon Bücherregale angezündet hatte, wenn er zu wütend geworden war. »Da krieg ich ja richtig Angst. Wenn das alles ist, das du mir mitteilen wolltest, kann ich dann wieder gehen?«

Mit einem energischen Kopfschütteln verneinte der Mensch die eher zum Spaß gemeinte Frage und deutete dann auf die Tür zum Balkon. »Nein. Hier auf dem Flur können wir aber nicht richtig reden. Also beweg deinen Arsch nach draußen«, befahl er, nur die Wortwahl und ein leicht gereizter Unterton verrieten, das ihm nicht gefiel, wie Vanitas auf seine Warnung reagiert hatte. Der Junge war wirklich noch ein Kind.

»Und woher weiß ich, dass du mich nicht vom Balkon schubst?«, erkundigte Vanitas sich mit zusammengezogenen Augenbrauen und lehnte sich betont lässig gegen die Wand. Wenn das hier der dritte Mordanschlag in vier Tagen werden würde, glaubte er kaum, das er noch viel Energie und Motivation hätte, um sich zu wehren.

»Das kannst du nicht wissen. Aber woher weißt du, dass nicht gleich Klaviere vom Himmel regnen?«

»Ich weiß nicht, Physik-Unterricht?«

»Du willst mich nur nerven, oder?«, knurrte Elouan und riss dann mit einem Schnauben die Balkontür auf. »Ich werde dich nicht umbringen, solange du mir hilfst. Falls du das nicht tust, kann ich für nichts garantieren.«

Der Vampir kicherte und trat nach draußen, sog die frische Luft ein. »Dir macht das Spaß, oder? Sicher schön, sich wie ein Gangster aus einem Film zu fühlen. Nur leider fehlt dir das Charisma, mein lieber Schwager. Man sieht dir an, wie unsicher du bist.«

Die Sonne stand direkt über den Drei, als Arwyn die Tür schloss. Elouan prüfte mit einem schnellen Blick, ob sie auch wirklich alleine waren– weil er eine Wanze oder einen vorsichtigen Zuhörer auch sicher sehen würde, natürlich – und lehnte sich dann ebenfalls gegen das Geländer. Seine Zwillingsschwester stand neben ihm, wie ein muskelbepackter Bodyguard. Mit dem Unterschied, das sie keine Muskeln und auch keine sichtbaren Waffen hatte.

Trotzdem wirkte sie irgendwie gefährlich, warum auch immer. Vielleicht war es ihr wachsamer Blick, vielleicht ihre angespannte Art, mit der sie sehr an ein lauerndes Raubtier erinnerte. Irgendwas an ihr sorgte jedenfalls dafür, das Vanitas sich möglichst weit entfernt vom Geländer an die Wand lehnte.

»Ach, tatsächlich?«, meinte Elouan dann, ein breites Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. »Gut. Dann wirkt die Tarnung ja.« Und tatsächlich– sobald sich die Tür geschlossen hatte, wirkte auch seine Ausstrahlung anders. Als ob sich bei ihm einen Tür geöffnet hätte, die sein wahres Ich versteckt hielt. Wieso kam Vanitas das nur so bekannt vor?

»Und, was willst du von mir? Hoffentlich keinen Respekt, den hättest du nämlich definitiv nicht verdient«, murrte der Vampir, mit jeder Sekunde, in der er den beiden Menschen gegenüber stand, verschwand ein Stück seiner Motivation. Eigentlich hatte er sich darauf gefreut, Evelyn wiederzusehen – warum auch immer, mittlerweile hatte er aufgehört, dieses Gefühl zu hinterfragen – und jetzt verschwendete er seine höchst wahrscheinlich stark begrenzte Zeit damit, Verhandlungen mit einem Kind zu führen. Lächerlich.

»Eigentlich nicht viel«, begann Elouan, den zweiten Teil des Satzes einfach ignorierend. »Nur deine Unterstützung und Loyalität, falls du überhaupt weißt, was das bedeutet.«

Mit hochgezogenen Augenbrauen verschränkte Vanitas die Arme hinter seinem Kopf und musterte die Zwillinge, sein Blick war voller Spott und Abscheu. Loyalität? Nein, das gehörte definitiv nicht zu seinen vielen, wunderbaren Charaktereigenschaften. Eher im Gegenteil. Für einen frisch gebackenen Cookies hatte er schon so manchen Freund verraten. Aber das musste Elouan ja nicht wissen.

»Tatsächlich weiß ich das, überraschend, nicht? Die Frage ist nur: Warum sollte ich mich jemandem wie dir anschließen? Du gehörst zur Familie meines Feindes. Und so leid es mir tut, sonderlich reizend bist du auch nicht.«

Jetzt war es an Elouan, leise zu lachen. Erstaunlicherweise zog er keinen Geldkasten hinterm Rücken hervor, wie in viele Actionfilmen. Leider. Gegen ein wenig Geld, mit dem er sich ein Reise nach Neuseeland leisten könnte, hätte er nichts. Vielleicht auch genug für zwei, falls Evelyn ihn begleiten wollte? Innerlich lachte er sich selbst aus. Ihn wollte ganz sicher niemand irgendwohin begleiten, egal wie schön es da war. Besonders nicht Evelyn.

»Leider habe ich kein Geld für dich, falls du gerade darüber nachdenkst«, lies Elouan seine wunderbaren Pläne zerplatzen, holte ihn zurück auf den Boden der Tatsachen. Den kalten, unangenehmen Boden der Tatsachen. Warum bekamen die Tatsachen eigentlich einen eigenen Boden?

»Aber dafür biete ich dir etwas viel besseres, nützlicheres an.«

»Cookies?«

»Nein. Hilfe.«

»'Hilfe'? Kann man das essen?«

»Mit Hilfe meine ich, dass ich dich hier lebend rausbringe und diese Verlobung auflöse. Du wärst wieder frei.«

Vanitas brach in spöttisches Gelächter aus. Dachte dieser Idiot wirklich, die Verlobung und Iliés' Mordlust wären seine einzigen Probleme? Der war wirklich dümmer, als man auf den ersten Blick dachte. »Frei? Oh, wenn du willst, das ich frei bin, müsstest du meine ganze Familie umbringen und dann auch noch sicherstellen, das der Verdacht nicht auf mich fällt. Und das dürfte so gut wie unmöglich sein, da meine gesamte Spezies mich am liebsten auf dem Scheiterhaufen verbrennen würde.«

Anstatt spöttisch zu lachen – was Vanitas definitiv getan hätte, wenn er sich selbst gegenüber stehen würde – seufzte Elouan nur, dann wand er sich lächelnd um. »Ich weiß. Aber du unterschätzt die Macht der Familie Solares. Wir könnten deine ganze Spezies abschlachten, innerhalb von Tagen. Mein Vater ist nur zu schwach, um den passenden Befehl zu geben.«

Andere wären bei so einer Drohung vielleicht zurückgeschreckt, hätten ihr gegenüber vom Balkon geschubst oder zumindest protestiert. Vanitas beschränkte sich darauf, provokant eine Augenbraue zu heben. »Oh, da hat ja jemand viel Selbstbewusstsein.«

Trotz seinem spöttischen Tonfall konnte er nicht verhindern, das irgendetwas in ihm protestierte. Es störte ihn, das Elouan über seine Spezies sprach, als ob sie ein Käfer wären, denn man einfach zertreten könnte. Nicht, weil ihm auch nur einer dieser Vampire am Herzen lag, sondern einfach nur aus Trotz. So viel Demütigung ertrug sein Stolz nicht.

»Aber pass lieber auf, bevor du so eine indirekte Kriegserklärung öffentlich aussprichst. Die Vampir sollte man nicht unterschätzen, das kann ich dir aus Erfahrung sagen«, verteidigte er seine Spezies, in Gedanken bei der Verhandlung, in der sie ihm wortwörtlich fast den Kopf abgerissen hatten. Nein, das waren keine schönen Erinnerungen. Nach den Albträumen, die ihm nachts den Schlaf raubten, brauchte er eigentlich nicht auch noch Tagträume von Ereignissen, die Jahre zurücklagen.

»Wenn sie es nicht einmal geschafft haben, dich umzubringen, sind sie sicher nicht so gefährlich, wie alle behaupten«, erwiderte Elouan nur grinsend. Die ganze Familie Solares schien irgendwie eine Vorliebe dafür zu haben, mordlustig zu lächeln. Wäre es unfreundlich, wenn er Iliés' kleinem Bruder sagen würde, das sein Grinsen nicht halb so beunruhigend wie das seiner großen Schwester aussah?

»Wir sprechen uns nochmal, wenn du Kriegsgefangener bist. Wenn du dann überhaupt noch sprechen kannst.«

»Das hoffe ich doch. Sonst kann ich dir ja gar nicht aufzählen, wie viele Vampire ich umgebracht habe.«

Schnaubend schüttelte Vanitas den Kopf. »Du bist ein hoffnungsloser Fall. Aber, wenn ich das richtig verstand habe: Du willst einen Krieg mit den Vampiren anfangen? Und ich soll Iliés umbringen, damit du einen Grund hast, sie anzugreifen und außerdem Thronfolger wirst?«, schlussfolgerte er, Elouan bestätigte das mit einem ertappten Gesichtsausdruck.

»Ja. Am besten wäre es, wenn du auch noch meinen Vater erledigst, aber das kann ich notfalls auch selbst in die Hand nehmen.«

Es war erstaunlich, wie sicher Elouan sich war, dass er zusagen würde –und das, obwohl wirklich alles dagegen sprach, dieses Angebot anzunehmen. Nicht nur, weil er sich geschworen hatte, nie wieder sinnlos Blut zu vergießen, sondern auch, weil eine solche Aktion nicht gerade dazu beitragen würde, dass er wieder Freunde unter den Vampiren fand.

»Und was springt dabei für mich raus, außer das ich mir ein paar tausend neue Feinde mache?«

»Hab ich das nicht schon gesagt?«, grummelte Elouan genervt und erklärte dann: »Sobald ich Oberhaupt bin und der Krieg begonnen hat, bist du frei und kannst einfach von der Bildfläche verschwinden, mit finanzieller Unterstützung der Menschen.«

Es gab Zeiten, in denen Vanitas das Angebot angenommen hätte, ohne weiter darüber nachzudenken. Freiheit war ein Traum, den er schon lange verfolgte, früher hätte er wirklich alles getan, um diesen endlich zu erfüllen, sogar einen Krieg ausgelöst. Doch glücklicherweise waren diese Zeiten vorbei. Jetzt war ihm das Überleben wichtiger als alles andere.

»Das klingt zwar nicht schlecht, aber . . .« Er lächelte und drehte sich dann in Richtung Tür, betrachtete Elouan nur noch über die Schulter. »Aber leider bin ich ein eigenständiger Vampir, ich werde mich ganz sicher nicht zu deiner Marionette machen lassen. Wenn ich Iliés umbringen will, bringe ich sie um. Aber nicht, weil irgendjemand mir das befiehlt. Und jetzt hör auf, meine Zeit zu verschwenden. Ich hab besseres zu tun, als mich mit einem Kind zu streiten.«

Kurz bewunderte er, wie Elouans selbstsichere Maske verschwand und Wut und Hilflosigkeit offenbarte, dann stieß er zufrieden die Tore auf und stolzierte nach drinnen. Aus unerfindlichen Gründen hatten die letzten Worte, die er Elouan aufgedrückt hatte, seine Laune wieder gehoben. Jetzt war er bereit, sich Evelyn gegenüber zu stellen und die eigentliche Challenge dieses Tages in Angriff zu nehmen – sich zu entschuldigen.

Alles in ihr drängte Iliés dazu, sich Ayera einfach hinzugeben, alles andere zu vergessen. Sie wollte es, sie wollte bei Ayera sein. Sie küssen, mit ihr lachen. Doch ihr Bauchgefühl lies das nicht zu. Die Angst, auszufliegen, war einfach zu groß. Und leider bemerkte Ayera das und löste sich mit einem schiefen Grinsen von ihrer Freundin.

»Hey, Iliés, was ist los? Du wirkst ziemlich verspannt«, stellte die Leibwächterin fest und strich ihrem Gegenüber sanft einen Haarsträhne hinter die Ohren. »Wir können das hier auch auf später verschieben, wenn es etwas Wichtigeres gibt.«

Obwohl sie es nicht sagte, war Iliés sich sicher, das es sie durch ausverletzen würde, wenn sie jetzt einfach ohne triftigen Grund aufhörte. Die dunkelhaarige Frau senkte den Kopf. Es war nicht so, dass sie aufhören wollte – sie hatte einfach keine Wahl. Es war zu unsicher.

»Es ist nicht wichtiger als du. Nichts ist mir wichtiger als du, Ayera«, murmelte sie leise und sah Ayera in die Augen. Für eine Sekunde genoss sie die Nähe zu ihrer Freundin, kurz davor, sich endgültig mitreißen zu lassen, dann wand sie sich ab. Nicht hier, nicht jetzt. 

»Aber?«, fragte Ayera mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Du kennst meinen Vater. Wenn er herausfindet, das wir . . das wir . ..«

»Das wir uns lieben?«, schlug Ayera lächelnd vor, Iliés hob erneut den Blick und lächelte gequält zurück. »Ja. Wenn er das herausfindet, solange er noch so viel Macht hat . . . Es würde kein gutes Ende nehmen. Das macht mir Sorgen, verstehst du?«

Ayera seufzte langgezogen, und kurz hatte Iliés Angst, das ihre Freundin ihre Sorgen nicht nachvollziehen konnte. Doch dann nickte sie und trat einen Schritt zurück. »Dann beeil dich besser mit deiner Machtübernahme, lange halte ich das nämlich nicht aus. Auch wenn du es mir vielleicht nicht glauben willst – ich brauche dich, Iliés.«

Normalerweise hätte Iliés über die kitschigen Dinge gelacht, die sie beide von sich gaben, doch gerade fühlte sie hauptsächlich diese unangenehme Leere, die bei dem Gedanken aufstieg, Ayera so lange nicht mehr nah sein zu können. Und sie sah Ayera an, das diese genauso empfand.

»Ich brauche dich auch, Ayera«, hauchte sie, ihr fehlte der Mut, um lauter zu sprechen. »Und das heißt ja auch nicht, das wir und gar nicht mehr . . . nah sein können. Wir können immer noch zusammen essen gehen und so weiter, wenn du willst!«

»Natürlich will ich«, erwiderte Ayera, dann setzte sie sich hin und zwinkerte. »Ich freu mich schon!« Während Iliés rot anlief, holte ihre Leibwächterin zwei Gläser aus einem Schrank und füllte sie mit Cola. »Willst du lieber ein grünes oder ein pinkes Schirmchen?«

Iliés setzte sich ebenfalls an die Mini-Bar, die sie auf Ayeras Vorschlagerbauen lassen hatte. »Ein Rotes, bitte.«

Ayera kicherte und zog die gewünschte Deko hervor und lies sie nach ein paar Eiswürfel in die Cola fallen. »So wie immer, also. Du weißt schon, das wir irgendwann keine Rote mehr haben werden, oder?«

»Pff, das lasse ich nicht zu. Wenn Elouan das nächste Mal einkaufen geht, schreib ich ihm Schirmchen auf die Liste.«

»Und du glaubst, er kauft dir dann auch welche?«

»Wenn er es nicht tut, verkauf ich sein heiliges Katana auf Ebay.«

»Du bist aber ziemlich gemein zu deinem Bruder, Iliés. Also wirklich.«

»Sehr gemein, ja. Ihm noch Hoffnung zu geben, das er die Waffe wiederbekommen kann. Vielleicht sollte ich sie lieber - wie du es wahrscheinlich tun würdest – einem Schmied geben und in einen Duschkopf verwandeln.«

»Du kennst mich einfach zu gut, meine Liebe«, flötete Ayera belustigt und schlürfte etwas Cola durch ihren Strohhalm. »Und jetzt erzähl– was ist der plötzliche Grund für deine Sorgen? Du bist doch sonst nicht so paranoid. Wobei . . .«

»Wobei?«, fragte Iliés mit verengten Augen und trank ebenfalls etwas. Sie hatte schon so eine Vermutung, was Ayera meinte. Das teuflische Grinsen ihrer Freundin trug nicht gerade dazu bei, das sie sich beruhigte.

»Wobei du kurz sogar Angst vor Bananen hattest. Erinnerst du dich noch? Andernfalls kann ich dir gerne alles so detailreich wie möglich erzählen, es ist eine sehr lustige Geschichte«, sagte Ayera voller Begeisterung, die Erinnerung zog ihre Mundwinkel so hoch, das es beinah schon gruslig aussah. Iliés starrte beleidigt auf den Boden und schnaubte abfällig, um ihre Verlegenheit zu überspielen.

»Ach komm, so lustig war das nicht«, brummte sie, was Ayera in Gelächter ausbrechen lies. »Du kannst dich wirklich nicht erinnern, oder? Also, das war so: Du warst gerade in dein Buch vertieft und hast mich ignoriert, da bin ich auf die tolle Idee, dich mit einer Banane zu erschrecken-«

»Verschone mich, Ayera!«, unterbrach Iliés ihr Gegenüber schnell, allein die Erinnerung weckte in ihr das Bedürfnis, im Bode zu versinken. Das war definitiv nicht ihre Sternstunde gewesen.

»Und dann habe ich diese Idee natürlich auch umgesetzt und habe dich angestupst, und du bist fast vom Balkon gesprungen, weil du dachtest, die Banane wäre ein Tier«, redete Ayera weiter, als ob nie Widerworte gekommen wären. Mit verschränkten Armen drehte Iliés sich um. »Damals war ich 16, jetzt bin ich 18, das ist ein Unterschied!«, grummelte sie schmollend. Ayera lacht, dann wurde sie wieder ernst.

»Okay, das reicht, genug Gelächter. Was ist los?«, beendete die Leibwächterin den Spaß und fügte dann unwillig hinzu: »Gott, ich klinge schon wie . . . ich weiß nicht, irgendein wichtiger Erwachsener.« Iliés lachte leise und trank dann in einem Zug ihre Cola aus. Ayera hatte Recht, es war Zeit, sich den Fakten zu stellen.

»Also. . . Ich habe ja gesagt, dass Elouan Vanitas hilft, wie du dich vielleicht noch erinnerst. Und ehrlich gesagt macht mir das etwas mehr Sorgen, als ich erstmal behauptet habe«, gab sie zu. Ayera nickte. »Das habe ich mir schon gedacht.«

Iliés lächelte, dann erklärte sie weiter: »Und das ist nicht das einzige Problem. Ich habe Vanitas nicht entführt, Elouan auch nicht, und mein Vater schon gar nicht. Und das bedeutet, das es noch jemand auf ihn abgesehen hat. Was, wenn dieser jemand auch mir oder dir schaden will?«

Mit einem nachdenklichen Blick starrte Ayera in die Ferne. Man sah ihr nicht an, ob ihr dieser Gedanken Angst machte. Doch als sie sich dann zu Iliés umdrehte und diese mit gerunzelter Stirn anblickte, war klar, das sie sich nicht um sich selbst Sorgen machte – höchstens um ihre Schutzbefohlene. Und genau das Gleiche galt auch für Iliés.

»Dieser jemand könnte auch mit Ashwin in Verbindung stehen, oder?«, vermutete Ayera und führte diesen Gedankengang gleich weiter. »Aber wieso wollte Ashwin dann wissen, ob du planst, Vanitas umzubringe? Das klingt ja eher, als ob er ihn beschützen will. Und das wollten diese zwei Typen, von denen Evelyn erzählt hat, ganz sicher nicht.«

»Ja, stimmt. Und wieso war Evelyn dabei und Vanitas noch am Leben? Wollten sie ihn verhören oder zu irgendwas zwingen? Das sie ihn umbringen wollen, können wir auf jeden Fall ausschließen. «

Kurz herrschte nachdenkliches Schweigen, dann seufzte Ayera. »Das ist alles so kompliziert, ich hasse es. Vielleicht sollten wir uns mit Vanitas beraten, der ist schließlich bisher der, der am Meisten abbekommen hat.«

Bei diesem Vorschlag erstarrte Iliés und schüttelte energisch den Kopf. Ja, es war kompliziert – aber auf die Hilfe eines Arschlochs, das drohte, ihre Zukunft in Scherben zu brechen, konnte sie beim besten Willen verzichten. »Wir sind auch dafür verantwortlich, das er so leidet, schon vergessen? Der wird sich wohl kaum mit uns verbünden. Und ich werde mich auch nicht mit ihm verbünden.«

Mit hochgezogenen Augenbrauen lehnte Ayera sich zurück. »Ich weiß. Aber im Anbetracht der Tatsache, das wir alle eigentlich mit der gleichen Bedrohung zu kämpfen haben, solltet ihr Beide vielleicht über euren unbegründeten Groll hinwegsehen.«

Ungläubig funkelte Iliés ihre Verbündete an. »Mein Groll ist nicht unbegründet! Dadurch, das ich ihn heiraten musste, liegt meine Zukunft wortwörtlich in Trümmern, und das weißt du. Wegen den dämlichen Regeln meines Vaters muss ich die Führung an ihn abgeben, sobald ich Oberhaupt werden würde, und das wäre noch schlimmer als jetzt! Und außerdem ist er ein arrogantes Arschloch!«

Ayera verdrehte die Augen und schnaubte. »Es ist nicht seine Schuld, das er dich heiraten musste. Wahrscheinlich ist er genauso unglücklich wie du. Hast du ihm überhaupt Mal erklärt, wieso du ihn so hasst? Vielleicht würde er die Führung ja einfach an dich abgeben, wenn du ihn fragen würdest.«

Iliés öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, verstummte dann aber. Eigentlich stimmte es ja, was Ayera sagte – ihr Hass war lächerlich. Sie hatte einfach angenommen, das Vanitas es genießen würde, ihr Leben zu zerstören, und das, ohne ihn überhaupt zu kennen. Wieso? Weil es viel einfacher war, ihn einfach aus dem Weg zu räumen, als mit ihm zu reden. Nicht sehr heldenhaft – aber so war sie nunmal. Eine der Bösen, die kaltblütig jemandem ein Messer in den Rücken rammen würde, wenn es nötig war, um ihre Ziele zu erreichen.

»Vielleicht. . . hast du Recht«, gab sie zerknirscht zu, was Ayera ein zufriedenes Lächeln entlockte. Kurz war sie versucht, es einfach dabei zu lassen – doch ein Bild von Vanitas' spöttischen Grinsen, als er ihren Hals umfasst hielt und mit ihrem Leben spielte, lies ihren 'unbegründeten' Hass wieder aufflammen. »Vielleicht hätte ich ihn überzeugen können, vor ein paar Tagen. Doch jetzt habe ich bereits dafür gesorgt, dass er in Blutrausch verfallen ist. Das wird er mir nicht verzeihen, genauso wenig, wie ich ihm verzeihe, dass er mich vor Publikum fast erwürgt hat.«

Erst verzog Ayera das Gesicht zu einer unzufriedenen Grimasse, dann seufzte sie und verschränkte die Arme hinterm Kopf. »Daher weht also der Wind. Du verzeihst ihm nicht, dass er dich als schwach und hilflos dargestellt hat, und willst ihn außerdem nicht um Hilfe bitten, weil er dann noch einen Grund mehr hätte, dich als genau das zu bezeichnen.«

Erneut öffnete Iliés den Mund, um zu protestieren, schloss ihn dann aber wieder. Es gab nichts, gegen das sie protestieren hätte können –ihre Freundin hatte sie voll und ganz durchschaut. Vielleicht war es lächerlich, jemanden wegen so etwas zu hassen – aber alleine beidem Gedanken, Vanitas um etwas zu bitten, stieß sie in sich auf einen mächtige Barriere, die sich nicht einmal mit Logik zerbrechen lies.

»Du kennst mich einfach zu gut. Ich hasse ihn nicht, weil er mein Verlobter ist, sondern einfach, weil er er ist. Und deswegen werden wir das wohl alleine lösen müssen, so leid es mir tut.«

Mit einem Lachen winkte die Ältere ab und nickte dann. »Dann machen wir das. Also, um alles nochmal zusammenzufassen: Ashwin wollte herausfinden, ob du Vanitas umbringen willst. Kurz darauf wurde Vanitas entführt, jedoch nicht getötet, wahrscheinlich nur verhört. Das deutet alles darauf hin, das es eine Gruppe gibt, die mehr über dich herausfinden will, oder?«

Iliés nickte mit in Falten gelegte Stirn. Tatsächlich, das machte Sinn – wenn die Entführer Vanitas wirklich etwas über sie gefragt hatten, was nicht unbedingt wahrscheinlich war. Wenn sie nur wüssten, was die Entführer hatten wissen wollen – aber dafür müssten sie mit Vanitas reden. Und bevor sie das tun würde, musste noch einiges passieren.

»Ja, vielleicht. Oder sie wollen die Solares stürzen, und haben Vanitas deswegen erstmal Informationen entlocken wollen und ihn dann als Auftragsmörder beauftragen wollen, da er sich aber geweigert hat, haben sie es aussehen lassen, als ob sie ihn gefoltert hätten.«

Ayera nickte nachdenklich. »Ja, das wäre möglich – sie wollen Vanitas als Auftragsmörder, der die Solares von innen zerstört, und deswegen müssen sie ihn vor dir beschützen. Und das war Ashwins Aufgabe.«

So langsam setzten sich alle Teile zu einem Bild zusammen, und zwar zu einem Bild, das ihr absolut nicht gefiel. Wenn Ayera recht hatte, wäre das Ganze noch lange nicht vorbei. »Was hast du nochmal geantwortet, als Ashwin dich nach meinen Plänen gefragt hat?«

Mit einem unglücklichen Seufzen bestätigte Ayera Iliés' schlimmste Vermutung. »Ich habe ihm gesagt, dass du durchaus Pläne hast, Vanitas umzubringen, jedoch keine genauen. Zum Glück wusste ich da noch nicht, das du vorhast, einen Auftragsmörder zu beantragen.«

Iliés nickte nachdenklich, dann zog sie ihr Handy heraus, als es leise brummte. Wenn man vom Teufel sprach – auf dem Display war einen Nachricht von Azami aufgeploppt. Mit großen Augen überflog sie den Inhalt.

Vanitas hat deinen Bruder gerade ordentlich gedisst und ein Bündnis abgelehnt, das dazu dienen soll, dich und deinen Vater umzubringen, aber so, dass es nicht zu einem Krieg kommt. Abgesehen davon ist dein Vater au dem Weg zu dir, um dir von einem Brief zu erzählen, in dem den Solares mit ihrer Auslöschung gedroht wird, wenn sie Vanitas nicht umbringen.

Genau in diesem Moment klopfte es an der Tür.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro