xi - neonlichter und lügen
»Und, wie fandest du das Sushi?«, fragte Ayera, während sie die Tür öffnete und das Restaurant lächelnd verließ. Natürlich wusste sie die Antwort schon – das war während dem Essen mehr als offensichtlich gewesen – aber wahrscheinlich wollte sie den Triumph, recht gehabt zu haben, noch einmal voll und ganz genießen. Iliés schmunzelte leicht. Hätte sie auch getan, wenn sie an Ayeras Stelle gewesen wäre.
»Gut. Wir sollten öfters hier her kommen«, sprach sie ihre Gedanken aus und warf Ayera einen hoffnungsvollen Blick zu. Es war zwar mit einem Ja zu rechnen – schließlich hatte Ayera sie zu einem Date eingeladen, und das war gut gelaufen. Da wiederholte man solche Verabredungen doch, oder?
Trotzdem konnte sie immer noch nicht ganz glauben, dass ihr Wunsch endlich wahr geworden war. Was, wenn das alles nur ein Traum war? Die Vorstellung war beunruhigend. Natürlich hatte sie sich heimlich ein paar Mal in den Arm gekniffen, aber – Na ja, man könnte nie ganz sicher sein.
»Klar, machen wir. Aber erst will ich dir was zeigen«, erwiderte Ayera zufrieden und schnappte sich die Hand ihrer Freundin. »Diese Stadt verbirgt nämlich eine wunderschöne Aussicht, die sogar deinen Blumengarten toppt!«
Mit leicht geröteten Wangen nickte Iliés, gerade war sie nicht einmal in der Lage, ihre Blumen zu verteidigen. Wegen so einem unwichtigen Detail wollte sie nicht den ganzen Abend ruinieren. »Da bin ich aber gespannt, Ayera«, war alles, was sie herausbrachte. Ayera schmunzelte und schlenderte dann fröhlich weiter.
»Was ist eigentlich mit Vanitas? Seit dem Vorfall gestern habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ist der jetzt schon weggelaufen?«, erkundigte die Leibwächterin sich nachdenklich, eine Spur von Spott in der Stimme. Ja, das war tatsächlich eine gute Frage – aber interessieren tat sie die Antwort nicht wirklich. Sollte der Idiot doch verrecken, möglichst schmerzhaft. Wenn er es wagen würde, ihr erstes Date auf irgendeine Weiße zu ruinieren, würde sie sich nicht länger zurückhalten und ihn ohne Gedanken über die Folgen abstechen.
»Vielleicht hat Ashwin ihn ja entführt und spielt jetzt auch Friseur, wer weiß? Im besten Fall liegt er tot in einer Seitenstraße. Das würde einige unserer Probleme lösen«, überlegte Iliés laut, ihre Begleiterin nickte nachdenklich. Als sie jedoch einen kleinen Laden entdeckte, der im Licht der letzten Sonnenstrahlen geradezu strahlte, begann ihre Augen zu funkeln und sie blieb stehen.
»Ja, hoffentlich ist der nur ein Häufchen Asche, aber . . . Eigentlich ist das egal, oder? Viel wichtiger ist, dass du jetzt unbedingt Bubble Tea probieren musst!«, wechselte Ayera voller Ernst das Thema und zog ihre Partnerin in Richtung des strahlenden Ladens. »Oder hast du schon einmal Bubble Tea getrunken?«, fügte sie mit zweifelnder Stimme hinzu, Iliés seufzte ergeben.
»Natürlich nicht, was denkst du von mir? Wer trinkt schon buntes Wasser mit Kunststoffbällchen?«, murmelte sie und verdrehte die Augen. Mit einem bösen Blick schüttelte Ayera den Kopf. »Beleidige nicht den armen Bubble Tea! Warte erstmal, bis du probiert hast! Suhsi fandest du schließlich auch eklig, bevor du eins gegessen hast.«
Es ertönte ein leises Klingeln, als die Beiden den Laden betraten. Während Ayera so aussah, als ob sie gerade ins Paradies aufgestiegen wäre, wäre ihre Begleiterin am liebsten gleich wieder geflohen. Alles hier war bunt und unsymmetrisch. Und auf der Theke stand eine gruselige Katze, die winkte! Was für ein Unmensch hatte das bitte entworfen?
»Guck nicht so angewidert«, flüsterte Ayera, dann wand sie sich mit einem freundlichen Lächeln der Kassiererin zu. Sie musste wirklich gute Laune haben – normalerweise lies die Leibwächterin sich nicht mal dazu herab, ihre Mundwinkel nur einen Zentimeter zu heben. Nun, dann musste sie sich wohl auch bemühen. Unter großen Anstrengungen zwang sie ihre Gesichtsmuskeln, sich zu einem Lächeln zu verbiegen, trotz dem Anblick der winkenden Katze.
»Einmal Kirsche mit Apfel-Bubbels für mich, bitte. Was willst du, Iliés?«, bestellte die Bubble-Tea-Expertin und warf ihrer unwissenden Freundin einen fragenden Blick zu. Diese blickte leicht überfordert von Ayeras Gesicht zu den vielen, vielen Geschmackssorten und Varianten. Dann sagte sie mit fester Stimme:
»Ich hätte gerne einmal . . . Kirsche mit Kirsch-Bubbles, bitte.« So schwer war das dann doch wieder nicht gewesen.
Zum Glück nickte die Frau hinter der Theke einfach und begann, die Getränke zuzubereiten, Iliés' verkrampftes Grinsen kommentierte sie nicht. Ayera kicherte jedoch leise, als sie in das Gesicht ihrer Freundin blickte. »Das ist noch schlimmer. So siehst du aus, als ob du bald jemanden abstechen willst.«
Die junge Frau mit den dunkelbraunen Locken schnaubte und warf der Katze einen mordlustigen Blick zu. »Will ich auch. Wenn dieses Ding noch einmal winkt, reiß ich ihm den Arm ab.«
Ayeras einzige Antwort war ein freches Grinsen, man sah ihr an, das sie irgendwas plante. »Gut. Dann weiß ich ja schon, was ich dir für deinen Nachttisch schenke«, offenbarte sie ihre Gedankengang selbstzufrieden und zog dann ein paar Geldscheine aus der Tasche. »Diesmal bezahl ich.«
Bevor Iliés irgendwas erwidern konnte, hatte Ayera schon zwei geschlossene Plastikbecher plus Strohhalme in den Hände und schob ihre Freundin nach draußen.
»Das Geld ist eh von Ashwin, also was soll's«, erklärte sie lässig, sobald sie draußen waren. Iliés hob eine Augenbraue. »Der Arme. Du klaust nicht nur seine Haare, sondern auch sein Geld.«
Ayera schlürfte etwas aus ihrem Getränk und hielt Iliés ihres hin. »Na, seine Haare habe ich nicht geklaut. Die liegen noch am Boden rum. Kann er sich wieder an den Kopf kleben, wenn er will.«
Iliés betrachtete den Behälter misstrauisch und stupste mit dem Strohalm eine der sogenannten 'Bubbles' an. Etwas anwidert verzog sie das Gesicht. Das fühlt sich im Mund sicher ganz und gar nicht schön an.
Als Ayera bemerkte, das ihre Partnerin schon wieder zögerte, stupste sie diese auffordernd an und nahm einen weiteren Schluck. »Die Bubbels zerplatzen im Mund, die musst du nicht davor erstechen«, spottete sie belustigt. Iliés verdrehte erneut die Augen.
»Ich weiß. Aber . . . kann man das echt trinken? Ich meine . . . Aus was bestehen diese Dinger denn, wenn nicht aus Kunststoff? Aus Zucker?«
Ayera zuckte nur mit den Schultern, als ob das sowieso egal wäre. Ja, wenn interessiertere es schon, wenn man ein bisschen Mikroplastik zu sich nahm. »Weiß nicht. Aber es ist lecker, also kann es eigentlich kein Plastik sein.«
»Woher weißt du das? Hast du schon mal Plastik probiert?«, erwiderte Iliés mit einem angedeuteten Grinsen. Diesen Kampf hatte sie gewonnen. Ayera verdrehte nur die Augen und zuckte mit den Schulter.
»Wer weiß? Vielleicht habe ich das ja. Bei der Masse an Mikroplastik, die im Meer vor sich hingammelt, weiß man ja nie, was sich im leckeren Lachs befindet, den man isst.«
Mit einem Schnauben nickte die Dunkelhäutige. Ja, da hatte Ayera durchaus Recht. Es stand wirklich nicht gut um diese Welt – und trotzdem beschäftigte sie sich nur mit Problemen wie Vanitas, die nicht wirklich weltbewegend waren. Menschen waren eben egoistisch, dagegen konnte man nichts tun.
»Und jetzt probier endlich!«, forderte Ayera energisch und deutete auf ihren Becher, der nur noch zur Hälfte gefüllt war. »Ich bin schon fast fertig!« Iliés betrachtete die dunkelpinke Brühe noch einmal kritisch, dann seufzte sie, nahm den Strohhalm zwischen die Lippen und trank einen Schluck.
Als die Flüssigkeit in ihren Mund eindrang, konnte sie nur mühsam de starken Reiz, das Zeug wieder auszuspucken, unterdrücken. Wenn sie den Geschmack beschreiben müsste, hätte sie ihn am ehesten mit übersüßten Billig-Gummibärchen verglichen – beides schmeckte unfassbar künstlich. Widerlich.
»Nicht so deins, was?«, merkte Ayera belustigt an, dann beugte sie sich vor und schnappte nach Iliés' Strohhalm. »Lass mich Mal probieren.«
Breitwillig bot Iliés ihr das Getränk an, sie würde keinen einzigen Schluck mehr davon trinken. Selbst, wenn davon das Wohl der ganzen Welt abhing. Wobei, um Ayera zu retten – in dem Fall würde sie es sich vielleicht nochmal anders überlegen.
»Willst du auch was von meinem?«, fragte Ayera zwischen zwei Schlucken, erstaunlicherweise befand sich noch etwas in ihrem Becher. Bei Ayeras durchschnittlichen Trinkgeschwindigkeit hätte sie erwartet, dass die Leibwächterin schon lange fertig war.
Bei jedem Anderem hätte Iliés ohne zu Zögern abgelehnt – bei Ayera war es jedoch anders. Sie hatte ihn vielen Büchern gelesen, dass das Teilen von Getränken als romantisch galt, wieso also nicht? Sie musste ja nicht viel Trinken.
»Gerne«, willigte sie also ein, den kritischen Blick auf die ebenfalls dunkelpinke Flüssigkeiten, die mit hellgrünen Blasen gefüllt war, gerichtet. Das sah noch mehr wie Gift aus als ihr Eigenes. Schmecken tat es aber ebenfalls wie Billig-Gummibärchen, stellte Iliés ein paar Momente später fest. Trotzdem trank sie den Becher aus. Das Gefühl, mit Ayera verbunden zu sein, überlagerte den ekelhaften Geschmack.
»Hmm, also ich bevorzuge Apfel-Kirsche. Und du wahrscheinlich gar nichts, oder?«, sagte Ayera belustigt und blieb dann stehen. »Warte, Iliés!«, rief sie und zog ihre Begleiterin ein paar Schritte zurück. Letztere blickte ziemlich verwirrt, den leeren Becher immer noch in der Hand. Der Mülleimer war gleich da drüben, warum blieben sie stehen? Hatte Ayera einen Falle erkannt, die sie nicht bemerkt hatte?
»Jetzt machen wir Becher-Weitwurf!«, verkündete Ayera zufrieden unds chloss fachmännisch ein Auge. »Wetten wir, das ich treffe?«
Mit einem Augenverdrehen hob Iliés ihren Becher und antwortete: »Die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr hoch. Die Distanz ist einfach zu weit, der Wind zu stark, der Becher zu schwer-« Ayera warf den Becher und betrachtetet gespannt, wie er auf den Mülleimer zuflog, gegen den Deckel krachte und sich zu den Flaschen gesellte, die am Boden standen. »-und das Loch im Mülleimer zu klein«, beendete Iliés ihre Erklärung und warf dann auch. Als der Becher trotz aller Faktoren, die dagegen sprachen, traf, grinste Ayera sie zufrieden an.
»Scheiß auf die Wahrscheinlichkeit. Wir sind einfach besser als die«, entschied die Leibwächterin und holte ihren Becher, um ihn ebenfalls in den Mülleimer fallen zu lassen. Iliés schmunzelte und nickte dann wenig überzeugt. Das war einfach nur Übung gewesen – beim Messerwerfen, das sie lange hatte trainieren müssen, war wesentlich mehr Zielgenauigkeit vonnöten. An so etwas wie Glück glaubte sie nicht.
»Und jetzt komm, ich muss dir endlich den besten Ort dieser Stadt zeigen«, frohlockte Ayera und zog Iliés hinter sich her, so fröhlich und unbefangen wie sie schon lange nicht mehr gewesen war. Nach einem kurzen Weg, auf dem Ayera ihr diverse Bubble-Tea-, Döner- und Sushiläden empfohlen hatte, die sie alleine sowieso nie besuchen würde, hatte Iliés sich von diesen Gefühlen anstecken lassen.
»So, hier sind wir. Du hast doch keine Höhenangst, oder?«, versicherte Ayera sich, Iliés schüttelte mit dem Kopf. »Höhenangst nicht, aber diese Leiter beunruhigt ich ein bisschen«, meinte sie, den Blick auf die verrosteten Metallstücke gerichtete, die man kaum noch Leiter nennen konnte.
»Wieso? Glaubst du, sie wird lebendig und greift dich an?«, spottete Ayeraund bestieg die erste Stufe, die daraufhin ein lautes Quietschen von sich gab. »Keine Angst, das hier ist ein sehr friedliches Exemplar.«
Während Ayera kurz darauf bereits so weit oben war, das man sie nicht mehr sehen konnte, stand Iliés noch immer an Ort und Stelle und musterte die Leiter misstrauisch. Kurz wog sie das Risiko, von Ayera verlassen zu werden, mit dem von der Leiter zu fallen ab, dann seufzte sie leise und begann, in Richtung des Efeus zu klettern, der ihr die Sicht nach oben versperrte. Zum Glück hatte sie kein Kleid an.
Kurz darauf überwand Iliés die letzten Sprossen und zog sich über die Kante des Daches, auf das sie geklettert waren. Ayera war bereits oben und hielt ihr mit einem charmanten Lächeln eine Hand hin, die sie dankend ergriff. Wieder aufrecht stehend sah die junge Frau sich mit großen Augen um. Es war wirklich wunderschön.
Die von unten so farblos Stadt leuchtete von hier oben gesehen in allen möglichen Farben, Licht aus Fenstern vermischte sich mit Straßenlaternen, bunten Lichterketten und in Neonfarben leuchtenden Schriftzügen. Sie hätte niemals erwartetet das ihre Heimat so schön sein konnte.
Doch natürlich konnte die Stadt sich nicht mir Ayera messen, die sich mittlerweile neben ihre Freundin gestellt hatte. Ihre Hände waren immer verschränkt, als die Beiden sich ansahen. Die bunten Lichterspiegelten sich auf wundersame Weise in Ayeras Augen, sodass es aussah, als ob dort tatsächlich Flammen loderten.
»Wunderschön, nicht?«, flüsterte Ayera, ein warmes Lächeln auf den Lippen. Iliés nickte stumm. All das hier wirkte so traumhaft, so surreal, das sie Angst hatte, es mit Worten zu zerbrechen. Und so standen beide für ein paar Minuten einfach nebeneinander, sahen sich tief in die Augen und genossen den Moment. Dann beugte Ayera sich vorsichtig vor und nahm das Gesicht ihrer Begleiterin zwischen die Hände. Als ihre Lippen sich berührten, explodierte in Iliés ein Gefühl, das sie noch nie gefühlt hatte. Sie wollte in Ayeras Nähe sein, so sehr, das es beinah wehtat.
Alle Unsicherheit vergessen legte sie beiden Arme um Ayera um zog sich näher an sie heran, die Zeit schien sich zu verlangsamen, während sich ihre Lippen berührten. Es war perfekt.
»Oh. Störe ich?«, zerstörte da einen belustigte Stimme den Moment, drängte sich zwischen die beiden Freundinnen wie ein Dolch. Schnell lösten sie sich voneinander. Während Iliés etwas rot geworden war, sah Ayera so aus, als ob sie den Störenfried am Liebsten hier und jetzt abstechen würde.
»Nein. Wie kommst du den darauf?«, antwortete Ayera mit sarkastischem Unterton, dann verschränkte sie die Arme. »Wer bist du überhaupt?«, knurrte sie böse, man bekam etwas Angst, das sie die Fremde gleich vom Dach schubsen würde. Nun ja, Iliés würde sie nicht aufhalten.
»Ich bin Azami, Assassine und Liebhaberin von Kunais. Sehr erfreut«, stellte die junge Frau sich mit einem Knicks vor, dann richtete sie den Blick auf Iliés. »Ich wollte nur einmal persönlich berichten, was die Zielperson heute bisher angestellt hat.«
Ayera starrte ihre Freundin ungläubig an. »Du kennst diese Bitch?«, fragte sie, Iliés nickte zerknirscht. Sie hatte Ayera davon erzählen wollen, ganz sicher. Doch dieser Abend war so toll gewesen, das sie solche nervigen Gedanken verdrängt hatte.
»Bitch? Also wirklich. Ziemlich unhöflich, Ayeralein~«, flötete Azami fröhlich und lehnte sich gegen den Schornstein des Flachdachs. Mit einem gequälten Seufzen wand Iliés sich an ihre anschuldigend guckende Freundin, die Assasine ignorierte sie vorerst. Blieb nur zu hoffen, das Ayera das auch konnte.
»Ich wollte dir davon erzählen, aber . . . Ich habe es vergessen. Tut mir Leid. Ich habe sie am Abend der Party getroffen. Sie hat gratis ihre Dienste als Auftragsmörder angeboten.«
Kurz starrte Ayera sie noch böse an, dann seufzte sie ergeben und nickte.»Okay. Und als Test sollte sie Vanitas überwachen?«, schlussfolgerte die Leibwächterin, einen kritischen Blick auf Azami gerichtet, die daraufhin fröhlich grinsend winkte. Ayera schnaubte gehässig. »Ich glaube nicht, dass die uns eine Hilfe sein kann«, fügte sie hinzu, man sah ihr deutlich an, was sie von der winkenden Assassine hielt. Unter normalen Umständen hätte sie Ayera definitiv zugestimmt, aber aktuell befand sie sich im Kampf gegen einen Vampir. Und da war sie ohne Hilfe aufgeschmissen, was die Leibwächterin sicher auch wusste. In Anbetracht dieser Tatsache verzieh Ayera ihr hoffentlich, das sie die Dienste einer so unhöflichen Person in Anspruch nahm.
»Ich weiß, sie ist nervig. Aber du weißt genauso gut wie ich, das wir Hilfe brauchen, um Vanitas zu eliminieren. Wenn sie ihn wirklich unbemerkt beobachtet hat, werde ich ihr den Auftrag geben, ihn umzubringen«, erklärte Iliés ihre Entscheidung und wand sich dann an Azami, die begonnen hatte, fröhlich vor sich hinzupfeifen.
»So, jetzt zu dir. Was hast du zu berichten?«, erkundigte sie sich kalt, trotz Ayeras missbilligenden Blicks. »Vanitas wurde entführt«, begann die Assassine fröhlich, machte dann eine kurze Pause, um die Reaktion ihrer Kunden auszukosten. Als keiner der Beiden auch nur einen Funken Überraschung zeigte, fuhr sie etwas enttäuscht fort.
»Entführt von zwei Verrückten, die ihn eingesperrt haben. Was dann passiert ist, weiß ich nicht – in das Gebäude einzudringen wäre zu riskant gewesen – aber ich weiß, wo er sich befindet. In der Lessingstraße Nummer 56.«
»Weißt du, ob er noch am Leben ist?«, sprach Ayera Iliés Hoffnungen aus – es wäre toll, wenn Vanitas nur noch einen Leiche wäre. Als Azami nur mit den Schulter zuckte, seufzte sie genervt und blickte Ayera in die Augen. Beide dachten in diesem Moment dasselbe.
»Schön. Wenn das alles war, kannst du jetzt gehen. Wir werden überprüfen, ob das, was du gesagt hast, stimmt. Falls das der Fall ist, werde ich Kontakt zu dir aufnehmen.«
Azami nickte zufrieden und winkte dann noch einem zum Abschied, dann verschwand sie hinter dem Schornstein. Ayera und Iliés seufzten gleichzeitig.
»Dann gehen wir Mal deinen Ehemann retten, Iliés.«
Als Vanitas aufwachte, war das Erste, was er sah, eine ekelhafte, dunkelbraune Spinne. Das achtbeinige Insekt hang direkt über ihm, an einem fast unsichtbarem Spinnenfaden, und starrte ihn herablassend an. Zumindest würde er das tun, wenn er die Spinne wäre – sich über das Opfer lustig machen, das viel zu selbstsicher in die Falle einer Verrückten getappt war und dabei auch noch einen Unschuldigen mit ins Grab gezogen hatte. Nun, unglücklicherweise war er aber nicht die Spinne, und so musste er sich unter Schmerzen auf die Beine quälen und konnte sich nicht einfach an einem Faden hochziehen. Ziemlich gemein, fand er.
»Herr Lunares, ihr lebt!«, stellte da jemand neben ihm fest, dann schob sich ein erleichtert lächelndes Gesicht in sein Sichtfeld. Evelyn hatte also auch überlebt. Irgendwie wusste Vanitas nicht, ober jetzt Lachen oder Heule sollte.
»Ja«, antwortete er und kämpfte sich mit zusammengebissenen Zähnen in eine aufrechte Position. Als er mit einer Hand die Stelle betastete, in der bis vor ein paar Stunden noch ein Messer gesteckt hatte, hob Evelyn stolz eine Arm und präsentierte ihm eine blutverkrustete Klinge.
»Ich hab das Messer rausgezogen, damit Sie sich regenerieren können, Herr Lunares«, erklärte der Diener, dann legte er den Kopf schief und betrachtete sein Gegenüber prüfend. »Geht es euch jetzt etwas besser, Herr-«
»Nenn mich gefälligst Vanitas«, knurrte der Vampir gereizt. Wie konnte Evelyn immer noch so freundlich sein? Wäre Vanitas nicht gewesen, wäre er nie hier gelandet. All diese Schmerzen waren seine Schuld. Und trotzdem hörte dieser Idiot nicht auf zu lächeln und kümmerte sich auch noch um ihn, als ob nichts passiert wäre!
»Okay, V-Vanitas«, stotterte Evelyn unsicher, was Namen anging, war er wohl immer nicht nicht ganz im Reinen mit sich selbst. »Geht es eu- dir besser?«, wiederholte er seine Frage, ein besorgtes Funkeln in den Augen.
Wieso konnte er nicht einfach egoistisch sein und sich nur um sich selbst sorgen? Wieso war er so freundlich, obwohl er augenscheinlich auch schon viel durchgemacht hatte? Und wieso hasste er denjenigen, der ihn an diesen Ort gebracht hatte, nicht? Was zur Hölle war nur falsch mit dem Typ?
»Ja, mir ging es nie besser«, fauchte Vanitas und rappelte sich demonstrativ auf. Er war ein Vampir, das waren für ihn doch nur ein paar Kratzer – seine Beine ließen ihn im Stich, klappten ein. Er fiel. Schon wieder. Doch diesmal fing jemand ihn auf.
»Sicher?«,fragte Evelyn nochmal nach, im Stand ins Gesicht geschrieben, das er seinem Herrn nicht glaubte. Vanitas ballte eine Hand zur Faust und stieß den Anderen wutentbrannt weg.
»Nein, verdammt! Ich bin mit irgendwelchen Menschen, die mich hassen, in einem Haus eingesperrt, werde deswegen entführt und ziehe auch noch jemand anderes mit rein. Wie könnte es mir da gut gehen!?«
Der Vampir holte einmal tief Luft, die ganze Frustration und Hilflosigkeit der letzten Stunden stiegen ihm langsam zu Kopf. Als Evelyns gerade den Mund aufmachte, um irgendwelche Gutmensch-Scheiße von sich zu geben, schaffte er es nicht mehr, die Wut herunterzuschlucken.
»Und weißt du was? Das Schlimmste an dem Ganzen bist du! Es ist ganz eindeutig meine Schuld, das du hier bist, aber anstatt wütend oder zumindest traurig zu sein, lächelst du mich weiter an, als ob dasLeben toll wäre! Was zur Hölle ist falsch mit dir?! Wieso hasst du mich nicht und bist die ganze Zeit freundlich?!«
Schweratmend lies Vanitas sich an der Wand nieder, den Rücken gegen den Steinwall gelehnt. Sein Kopf tat schon wieder weh, kein Wunder, nach diesem Wutausbruch. Erst überlegte er, einfach nur auf den blutverschmierten Boden zu starren, schlussendlich hob er trotzdem den Kopf und blickte Evelyn in die Augen.
Das Lächeln, von dem er gesprochen hatte, war verschwunden. Stattdessen waren das sichtbare Auge des Dieners leer und leblos, als ob erinnerlich tot wäre. Man fühlte die Trauer und die Schmerzen, die der Besitzer dieser Augen schon durchgemacht hatte, im ganzen Raum, so stark, das es Vanitas erschauderte. Die Kälte drang bis tief in ihn, umhüllte ihn wie eine zweite Haut. Er hatte sich geirrt. Er war nicht der Einzige, der lächelte, um all die Dunkelheit in seiner Seele zu verbergen.
Doch dann hoben sich Evelyns Mundwinkel wieder, die Kälte verschwand. Endlich verstand Vanitas, was sein Lächeln von Evelyns unterschied. Evelyns war so viel echter, so viel besser gespielt, als das, was er selbst zustande brachte. Wer war dieser Typ nur unter der Maske?
»Es tut mir leid, das ich dir Sorgen bereitet habe, Vanitas. Das wollte ich nicht. Ich kann dich hassen, wenn du das wünschst. Aber ich sehe keine Grund dafür«, erklärte Evelyn leise und setzte sich dann gegenüber seines Herrn auf den Boden. All die Unsicherheit, die er davor ausgestrahlt hatte, war verschwunden. War das wirklich noch der Evelyn, den er gestern kennengelernt hatte?
»Und Herr Solares hasst dich nicht. Er respektiert dich. Aber er findet es nicht gut, dass du Frau Solares erwähnt hast. Du solltest dich vielleicht entschuldigen, glaube ich«, fuhr er fort, dann lächelteer fröhlich, wieder ganz der unschuldige Sonnenschein. »Und außerdem hat mir Mal jemand gesagt, ich soll allen helfen, die noch nicht zu sich selbst gefunden haben.«
Nochn icht zu sich selbst gefunden? Was sollte das bitte heißen? Er wusste, wer er war. Ein Idiot mit dem Namen Vanitas, ein Typ, den niemand mochte. Ein Typ, der auch gar kein Interesse daran hatte, gemocht zu waren. Jemand, der Spaß daran hatte, andere zu ärgern und zu provozieren, jemand, der kein Mitleid hatte und niemanden half. Jemand, der sich selbst als besser als Andere hielt. Kurz gesagt, einer der Bösen. Ein richtiges Arschloch.
»Und, sollst du auch denen helfen, die es nicht verdient haben?«, schnaubte er verbittert. Für ihn kam jede Hilfe zu spät. Das hatte man doch gerade gesehen – er hatte es geschafft, Evelyns Lächeln verschwinden zu lassen. Freundlich sein war einfach nicht seine Stärke. Am Ende machte er doch eh wieder alles kaputt.
»Auch denen. Nein, besonders denen«, erwiderte Evelyn lächelnd, dann beugte er sich vor und betrachtete den etwas verwirrten Vampir forschend. »Aber wieso solltest du es nicht verdienen, Hilfe zubekommen? Jeder verdient Hilfe, egal, was er getan hat.«
Möglichst unauffällig drückte Vanitas sich gegen die Wand, irgendwie machte Evelyn ihm Angst. In seiner Gegenwart war es viel schwerer, die richtigen Worte zu finden, und irgendwie hatte er immer so ein unangenehmes Gefühl, wenn er den Diener beleidigte. Sonst hatte er doch keine Probleme damit, unfreundlich zu sein. Manipulierte dieser Typ irgendwie seine Gefühle?
»Ich nicht. Sicher nicht«, antwortete Vanitas monoton. Es gab tausende Gründe, warum er keine Hilfe verdiente. Als er auf seinen Hände sah, drängten sich einer diese Gründe in sein Gehirn, wie ein Dorn. Das Blut, das an diesen Fingern klebte, würde sich nicht einfach wegwaschen lassen. Genauso wenige wie die Schreie der unschuldigen Opfer, die ihn manchmal in seinen Träumen heimsuchten.
»Hmm. . . Das ist aber ein schwieriger Fall von Minderwertigkeitsgefühl«, stellte Evelyn sachlich fest und legte die Stirn in Falten. »Auf mich wirkst du recht hilflos, weißt du? Als ob du vergessen hättest, wie du freundlich bist, innerlich aber gerne freundlich wärst.«
Der Vampir ballte seine Hände wieder zu Fäusten und funkelte sein Gegenüber aggressiv an. Weiter daneben hätte Evelyn gar nicht liegen können. Er wollte nicht freundlich sein! Das hieß nicht, das er es nicht könnte, wenn er wollte! Es gab einfach niemanden, der es verdient hatte, freundlich behandelt zu werden!
Und was hatte dieser Idiot jetzt plötzlich mit Minderheitsgefühlen? Er hatte keine verdammten Selbstwertprobleme! Garantiert nicht! Wieso würden ihn die Leute sonst als arrogant bezeichnen? Verdammt, Evelyn brachte ihn ganz durcheinander!
»Und manchmal habe ich das Gefühl, dass du Angst davor hast, dass die Leute dich mögen könnten. Denn wenn sie das tun würden, könntest du nicht mehr behaupten, dass dich eh alle hassen, egal was du tust. Und dann hättest du keine Entschuldigung mehr für dein unfreundliche Verhalten.«
Es war lange her, das jemand Vanitas so wütend gemacht hatte, wie Evelyn es gerade tat. Nicht von dem, was er da vor sich hinlaberte, stimmte! Wieso sollte er Angst davor haben, gemocht zu werden, wenn dieser Fall sowieso nie eintreten würde? Und falls es doch passieren würde, würde er schon dafür sorgen, das er wieder gehasst wurde! Darin war er schließlich Experte.
»Es gibt nur eine Sache, dich ich nicht verstehe: Wieso hasst du die Welt so sehr? Es ist toll, Freunde zu haben! Du solltest einfach aufhören, dich immer zu-«
»Halt die Klappe!«, unterbrach Vanitas den Diener mit vor Wut brodelnder Stimme. »Du hast keine Ahnung, wer ich bin, also hör auf, so zu tun, als ob du mich genau kennen würdest! Und überhaupt – was bildest du dir eigentlich ein, so über mich zu reden!? Du bist mein Diener, schon vergessen? Ich könnte dich wegen Beleidigung hinrichten lassen!«
Evelyn legte den Kopf schief und zuckte mit den Schultern. »Tu, was du nicht lassen kannst. Ich bezweifle, dass du das könntest«,erwiderte der Angeklagte mit einem unschuldigem Lächeln und krabbelte neben seinen Herren. »Aber, du solltest besser aufpassen, Vanitas! Wenn du dich weiter so aufregst, fange die Schmerzen wiederan!«
Zu der Wut, die in Vanitas' Körper tobte, gesellte sich Unglaube. Er verstand Evelyn einfach nicht. Manchmal wirkte er wirkte er wie die niedliche Unschuld pur, dann war er wieder der lächelnde Teufel, der jeden Schritt seiner Gegner vorahnen konnte und von jeder Drohung völlig unbeeindruckt blieb. Doch jetzt hatte er eine Linieü berschritten – das war genug Demütigung. Genug Lügen.
»Hast du mich nicht verstanden, du dreckiger, wertloser Diener? Du sollst den Mund halten und dich verkrümeln. Am Besten springst du gleichaus dem dritten Stock, damit du mich nie wieder nervst, das wäre am Besten für meine Gesundheit. Und die liegt dir ja so am Herzen, nicht wahr?«
DerAusdruck in Evelyns Gesicht änderte sich. Endlich trat so etwas wie Enttäuschung und Verletztheit in seine Augen. Zum Glück. Vanitas hatte schon gedacht, er würde nie aufhören.
Als der Jüngere sich jedoch stumm in eine Ecke des Raumes verkroch und monoton an die Decke starrte, fühlte Vanitas etwas, auf das er gerneverzichtete hätte. Schuld. Irgendwie hatte er erwartete, dass Evelyn blieb, obwohl er so gemein geworden waren. Aber jetzt war es wohl sogar für den Sonnenschein zu viel.
Genau wie zu erwarten gewesen war. Natürlich verließ Evelyn ihn auch, was hatte er eigentlich erwartet? Das ihn tatsächlich jemand ins Herz geschlossen hatte? Pff, lächerlich. Was für ein naives Kind er doch immer noch war.
Wenn er genauer über Evelyns Worte nachdachte, wurde ihm klar, dass der Diener durchaus recht hatte, bis zu einem bestimmten Punkt. Die Gedanken, die ihm gerade durch den Kopf geschossen waren – dass Evelyn sowieso früher oder später sowieso verlassen hätte –waren im Grund genommen genau das, was Evelyn als Angst bezeichnet hatte. Er hatte Angst davor, jemandem zu nahe zu kommen und dann verletzt zu werden – und deswegen redete er sich ein, das ihn sowieso alle Hassen würden. Das es sich gar nicht lohnte, freundlichzu sein. Und jetzt war Evelyn aufgetaucht und brachte seine ganze Weltordnung durcheinander, weil er freundlich blieb. Verdammt, was für ein Feigling er nur war.
Vorsichtig linste der Vampir zu seinem Mitgefangenen rüber. Wenn er wüsste, wie, hätte er sich jetzt entschuldigt – nur leider war es gefühlt ewig her, das er etwas so Freundliches getan hatte. Und aus genau diesem Grund hatte er auch keine Freunde, die ihm hätten helfen können – da blieb nur noch Google. Blöd, das er sein Handy in dem Chaos verloren hatte.
»Was ist eigentlich passiert, während ich geschlafen habe?«, fragte er kalt, innerlich absolut gar nicht begeistert von seinem Tonfall.Gerade hörte es sich so an, als ob er Evelyn am liebsten umbringen wollte – dabei wollte er sich doch eigentlich entschuldigen. Es konnte doch nicht so schwer sein, freundlich zu klingen!
»Die komische Frau hat dir eine Spritze mit Blut in den Arm gerammt, dann sind beide mitten in einem Streit gegangen. Winter hat noch gesagt, dass wir etwas warten sollen, dann wird unser Rettungskommandokommen«, antwortete Evelyn emotionslos.
»Aha. Sollen wir warten oder gehen?«, murmelte er nachdenklich, er persönlich vertraute keinem dieser beiden Verrückten. Wer wusste schon, wer oder was mit Rettungskommando gemeint war? Noch währender Evelyn abwartend musterte, zog er den Ärmel seines zerfetzten Hemds hoch und analysierte die kleine, kreisförmige Wunde, die wahrscheinlich von der erwähnten Spritze stammte. Für die Gesundheit eines Vampirs war es nicht wirklich gut, irgendein Blut zu sich zu nehmen – da konnte es zu üblen Vergiftungen kommen, die sich aber sehr schnell zeigten. Und da sich seine Haut noch nicht faulig grün gefärbt hatte, vermutete er, dass er noch einmal davongekommen war. Mit wirklich viel Glück war eben alles möglich. Außer zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen, dafür musste man wohl was tun, leider.
»Ich habe keine Meinung, Herr Lunares. Ich folge Ihnen, wohin sie auch gehen. Egal, ob das die richtige oder die falsche Entscheidung ist.«
Vanitas biss die Zähne zusammen und erwiderte Evelyn leeren Blick für ein paar Sekunden, dann hielt er es nicht mehr aus. In seiner Familie warer dafür bekannt, jedes Blickduell innerhalb von Sekunden zugewinnen – aber gerade ließen ihn seine Fähigkeiten im Stich. Leblose Augen, wie Evelyn sie gerade hatte, waren eben doch was anders als die hasserfüllten Blick seiner Familienmitglieder.
»Hör mir Mal kurz zu, Evelyn. Wenn ich eine falsche Entscheidung treffe, musst du mir nicht folgen. Generell musst du mir nicht folgen. Du kannst gehen, wohin du willst. Ich brauche dich nicht.«
In seinem Kopf hatte das irgendwie netter geklungen - aber gut, da konnte man jetzt nichts mehr machen. Hoffnungsvoll lugte er zu Evelyn– der starrte aber weiterhin nur ins Nichts. Natürlich hatte das nicht gereicht, um ihn wieder zum Lächeln zu bringen. Der Vampirholte tief Luft und versuchte für eine Sekunde, all die negativen Gedanken in seinem Kopf zu vergessen. Er war Vanitas Lunares, das berühmte schwarze Schaf der bekanntesten Vampirfamilie überhaupt. Fast 18 Jahre hatte er in dieser Schlangengrube überlebt – da würde er es jetzt ja wohl schaffen, sich zu entschuldigen!
»Also, ähmm, außerdem . . . Außerdem wollte ich noch sagen . . .«,stotterte er, so unsicher war er schon seit Jahren gewesen. Evelyns Blick, der plötzlich wieder hell geworden war und ihn aufmerksam musterte, machte das Ganze auch nicht besser. Verdammt, wieso sah der Typ so aus, als ob er nur so traurig getan hatte, um seinem Herrn dazu zu bringen, etwas Nettes zu sagen?
»Was ich vorhin gesagt habe, tut-«, fing er an. Dann riss jemand die Tür auf, die ihm direkt ins Gesicht krachte. Vor den roten Augen des Vampirs begann Sterne zu tanzen. Komisch, warum hatte diese Dinger braune, lockige Haare und sahen wie Iliés aus?
»Oh, was für ein lieblicher Anblick. Mein geliebter Ehemann, blutverschmiert und halb tot. Wirklich wunderbar. Trotzdem schade, das du noch lebst. Tot hättest du mir viel besser gefallen«, spottete einer der Sterne, dieser lächelte auch besonders hässlich. Verfolgte Iliés ihn jetzt schon in seinen Wahnvorstellungen?
Naja, eigentlich war das eh egal. Solange sie nicht wirklich auftauchte und ihn so sah, war alles gut. Denn wenn sie ihn bewusstlos fand, standen seine Überlebenschancen nicht sehr hoch. Wobei er sowieso nicht bemerken würde, wenn sie ihn umbrachte – den genau in diesem Moment sank er schon zum dritten Mal an diesem Tag in ein angenehmes Schwarz.
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