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viii - klingen und sorgen

Die Tür schlug mit einem lauten Krachen zu, als Vanitas das Gebäude betrat. Nachdem jetzt auch das letzte bisschen Sonnenlicht verschwunden war, war es so dunkel, das er nicht einmal seine eigene Hand vor Augen sehen konnte. Würde er es nicht besser wissen, könnte man beinah meinen, er würde in einem Horror-Film feststecken.

Zu diesem Gefühl trug auch der kalte Windhauch bei, der von irgendwo in sein Gesicht blies. Er würde gerne behaupten, das er Angst hatte – das wäre halbwegs normal gewesen – , aber das hatte er nicht. Alles, was er empfand, war Aufregung, die beinah schon in Ungeduld überging. Worauf er wartete, wusste er auch nicht.

»Vanitas oder auch Kaede Lunares . . . Du bist wirklich genau wie erwartet. Unfassbar leichtsinnig und naiv. Oder einfach lebensmüde, wer weiß?«

Der Vampir zog seinen Degen hervor. Eigentlich war der nur zum Spaß gedacht, er würde aber nicht zögern, ihn auch im Ernst zu benutzten. Denn diese Sache war ernst, das hatte der Andere ihm klargemacht, indem er den Namen ausgesprochen hatte.

»Genau wie erwartet? Ach, keine Angst. Ein paar Überraschungen habe ich schon noch parat, sonst würde das hier ja langweilig werden. Und das wollen wir doch nicht.«

Er hörte, wie der angebliche Fechtschüler ungläubig schnaubte. Insgeheim stand er kurz davor, laut loszulachen – nicht er war genau wie erwartet, sondern dieser Lügner. Dachte der echt, er hätte nichts geahnt? Was ein Anfänger.

»Da bin ich aber Mal gespannt«, hörte er noch von der anderen Seite des Raums, dann sprang er schnell zur Seite. Das Zischen der Klinge, als sie die Luft zerteilt hatte, hatte den Angreifer verraten.

Als Vanitas gerade zu einem spöttischen Kommentar ansetzte, hörte er erneut ein Zischen. Diesmal war es jedoch etwas leiser – eine leichtere Waffe. Schnell sprang er zur Seite. Neben ihm ertönte ein lautes Scheppern.

»Mehr als rumspringen hast du wohl nicht drauf, Vampir«, spottet Vanitas 'Gegner, diesmal erwiderte er nichts. Stattdessen spitzte Vanitas die Ohren und sprintete auf die Stimme zu, seinen Degen zum Schlag erhoben. Als er die Waffe nach unten schnellen lies, zerschnitt er nur die Luft.

Sein Gegner war also auch ein übernatürliches Wesen. Das machte es um einiges interessanter.

»Weißt du was, Vampir? Lass uns einen Deal machen. Wenn du mir deine Waffe gibst, lass ich dich am Leben. Klingt doch gut, oder?«

Vanitas lachte leise. Vielleicht hätte dieser Trick funktioniert, wenn er wirklich der naive Gutmensch wäre, für den ihn sein Gegner hielt. Aber das war er schon lange nicht mehr.

»Ich verzichte. Ich gebe das Angebot aber gerne zurück: Wenn du mir deine Waffe gibst, lasse ich dich am Leben. Oder, warte . . . Nein, doch nicht. Ich bringe dich um, egal was du tust.«

Obwohl er kein Problem damit hätte, einen Idioten wie den abzustechen, waren diese Worte gelogen. Natürlich würde er seinen Gegner nicht einfach umbringen, das wäre viel zu einfach. Viel lieber würde er ihn gefangen nehmen und ordentlich verhören, wie in den ganzen Filmen. Eine etwas kindliche Ader hatte er schließlich trotz seines Alters immer noch.

»Oh, das ist aber kaltherzig«, ertönte es gegenüber von ihm, dann krachte etwas gegen seine Klinge. Diese verbog sich natürlich, wie es sich für einen Degen gehörte. Der Vampir seufzte innerlich und entschied dann spontan, einen schnellen Waffenwechsel durchzuführen.

»Barmherzigkeit wird überbewertet«, schnaubte Vanitas und lies den Degen dann fallen, sprang im selben Moment jedoch zurück und zog einen Dolch aus seinem Mantel. Zufrieden machte er ein paar Bewegungen mit seinem langjährigen Kampfpartner. So ein Dolch war schon was Tolles.

»Oh, ich weiß. Die Welt ist kaltherzig, da wird alle Wärme schnell-«

»Hör auf zu philosophieren, Arschloch. Das nervt.«

»Also, das überschreitet jetzt eine Grenze. Ich bin ein toller Philosoph!«

»Sagen wir es so: Wenn man vergammelte Eier mit Kotze und ein bisschen Kanalisationswasser mixt, schmeckt das ungefähr so gut, wie du philosophieren kannst.«

Während die beiden Übernatürlichen ihr Gespräch führten, tauschten sie immer wieder ein paar Schläge aus, der Eine mit einem mittellangen, gebogenem Schwert, der Andere mit einem schwarzen, reich verzierten Dolch. Hoffentlich stand niemand vor der Tür und hörte zu – die Worte, die sie von sich gaben, könnten zusammen mit den Kampfgeräuschen etwas seltsam wirken.

»Woher weißt du überhaupt, wie diese Mischung schmeckt? Hast du sie etwa probiert?«, fragte der Fremde belustigt, holte Schwung und lies mehrere Schwerthiebe auf seinen Gegner niederhageln. Dieser wich teilweise auf, parierte ein paar und konterte dann. Langsam hatten sich die roten Augen des Vampirs an die Dunkelheit gewöhnt, sodass er das Gesicht seines Gegners erkennen konnte.

Genau wie erwartet entdeckte er nicht einen Funken Angst oder Nervosität in den eisblauen Augen seines Gegenüber, im Gegenteil. Dieses Monster schien Spaß am Kämpfen zu haben. Seine Mundwinkel hoben sich langsam. Endlich ein ebenbürtiger Gegner.

»Nein. Du kannst das aber sicher für mich übernehmen, wenn du beweisen willst, das sie lecker schmeckt.«

»Ich verzichte.«

Für einen Moment war es still, nur die Klingen krachten noch melodisch aufeinander. Dann seufzte der Angreifer und sprang zurück.

»Was, schon keine Ausdauer mehr?«, spottet Vanitas und hob den Dolch, der bisher noch unbefleckt war. Aber bald würde er sich sicher schön rot färben, wenn der Kampf so weiter ging.

»Nein. Langsam wird mir nur langweilig. Wir haben genug gespielt, Vampir.«

Vanitas verengte seine Augen zu Schlitzen und beobachtete den Anderen teils misstrauisch teils neugierig und aufgeregt. Wenn er so genauer darüber nachdachte, hatte dieser Typ eigentlich recht – bisher hatten sie nur ein bisschen miteinander gespielt. Keiner war verletzt, keiner außer Atem. Irgendwas war da faul.

»Ach, echt? Da bin ich aber anderer Meinung. Es macht Spaß, mit dir  zu spielen.«

Der Fremde lachte, dann hob er sein Schwert. »Wenn hier jemand spielt, dann bin ich es. Du bist nicht mehr als eine Marionette.«

Eine Sekunde nachdem er seinen Satz beendet hatte, schoss der Angreifer vor, in einem ganz anderem Tempo als davor. Vanitas schaffte es gerade noch, seinen Dolch nach oben zu reißen, dann kollidierten die Klingen. Der Rückstoß brachte ihm beinah aus dem Gleichgewicht.

Schon während er zum Konter ausholte, merkte er, das sich etwas geändert hatte. Sein Gegner war plötzlich schneller, stärker, geschickter. War er wirklich nur eine dumme Marionette gewesen? Hatte der Fremde seine Schwäche nur vorgespielt?

Zeit für einen Kommentar hatte er diesmal nicht, er war viel zu sehr mit Ausweichen und Blocken beschäftigt. Nicht einmal zu einem Angriff kam er, der Typ lies ihm keine Möglichkeit dazu. Ein Schweißtropfen lief seine Stirn herunter.

»Was, schon keine Ausdauer mehr?«, wiederholte der Schwertkämpfer spöttisch, während er weiter auf Vanitas' Verteidigung einschlug. Der Vampir hätte gerne etwas erwidert, kam aber weiterhin nicht dazu. Das war also das, was der Andere versteckt hatte.

»Zero, du brauchst zu lange. Ich bin schon lange fertig.«

Vanitas erschrak und blickte aus Reflex zur Seite, um den Ursprung der plötzlich ertönenden Stimme auszumachen, bereute es aber sofort wieder. Um den nächsten Schlag seines Gegners auszuweichen, musste er nach hinten springen, was ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Er taumelte.

»Halt die Klappe. Und sag nicht meinen Namen, er ist noch bei Bewusstsein.«

Bevor er fiel, legten sich zwei schlanke, dafür aber umso kräftigere Arme um ihn und zogen ihn hoch. Eine Chance, sich zu befreien, bekam er nicht, in diesem Moment drückte ihm nämlich jemand ein weißes Tuch auf den Mund. Vor seinen Augen begann alles, zu verschwimmen.

»Ach, keine Angst, er wird sich sowieso nicht erinnern können. Außerdem kann ich nichts dafür, wenn du so unsauber arbeitest, Zerolein.«

Dieser Zero hatte recht gehabt. Er war wirklich naiv und leichtsinnig. Wieso hatte er nicht geahnt, das dieser Typ noch einen Trumpf im Ärmel hatte? Alles, was jetzt passieren würde, war dann wohl seine eigene Schuld. Hoffentlich würde es nicht langweilig werden.

Ayera schlürfte lautstark den letzten Rest Flüssigkeit aus ihrem Glas, dann stellte sie den Behälter ab und ließ sich zurück in ihren Sessel fallen. In ihrem Gesicht hatte sich ein breites Grinsen gebildet, breiter als je zuvor.

»Und, bereit, Iliés? Ich kann's gar nicht mehr erwarten!«

 die braunhaarige Frau überlegt, das ganze abzublasen, nachdem sie den Täter als Vanitas' Bruder entlarvt hatte. Doch Ayera hatte es innerhalb von Sekunden geschafft, sie wieder umzustimmen. Schließlich war es doch nie schlecht, einem Vampir eins auszuwischen.

»Natürlich, meine Liebe. So bereit wie nie«, antwortete sie, ebenfalls mit einem Lächeln. Die letzten Stunden hatten sie Vorbereitungen getroffen, nur davon unterbrochen, das Ayera sie zu einem Fastfood-Laden geschleift hatte, um etwas zu essen. Die Reste lagen immer noch auf dem Tisch zwischen ihnen.

»Dann lass uns Mal losgehen und die Flamme unserer Rache hoch auflodern lassen!«

Iliés schüttelte belustigt den Kopf und zog sich ihren Mantel über, eine kleine Handtasche in der linken Hand. Ayera war wirklich vieles –aber keine Philosophin.

»Aber erstmal musst du dich deinem schlimmsten Feind stellen, Iliés: Der Straßenbahn!«, flüsterte Ayera leise, ein gruseliges Lächeln auf den Lippen. Es war doch immer wieder schön zu sehen, wie sehr sie das Leid ihrer Freundin amüsierte.

»Ich weiß. Aber für dich mache ich das doch gerne«, meinte sie belustigt, eigentlich jedoch im vollem Ernst. Sie würde alles für Ayera tun, egal wie blutig ihre Hände dadurch werden würden. Oder wie sehr sie leiden musste, wie viel Übelkeit sie aushalten musste. Ihr Leben war einfach nicht so viel wert wie Ayeras.

»Danke. Ich würde auch für dich in einem Bus fahren, Iliés.«

Mit hochgezogenen Augenbrauen verließ die Angesprochene das Haus der Familie Solares, in sich hinein lächelnd. Natürlich, das war nicht viel, aber . . . Es war immerhin etwas. Schließlich hasste Ayera Busse fast so sehr wie ihre tausenden Ex-Freunde.

»Oh, vielen Dank. Das grenzt ja beinah schon an ein Liebesgeständnis«, spottete sie, während sie ihrer Freundin das Tor aufhielt. Ayera kicherte und zwinkerte dann verführerisch. »Vielleicht ist es da ja auch, wer weiß?«

Überrascht blieb die Dunkelhäutige stehen, ihre Wangen färbten sich leicht rötlich. Vorsichtig linste sie zu ihrer großen Liebe, die fröhlich vor sich hin summend den Bordstein entlang schlenderte. War das ernst gemeint gewesen?

Sie seufzte innerlich. Wieso brachte Ayera sie nur so durcheinander? Natürlich hatte sie das nicht ernst gemeint, das war nur ein Witz unter Freundinnen. Oder etwa doch nicht? Gab es vielleicht doch noch Hoffnung?

»Was ist, Iliés? Habe ich was im Gesicht, oder warum starrst du mich so verträumt an?«, weckte Ayera sie aus ihrer romantischen Traumvorstellung auf und strich sich die Haare hinter die Ohren. Doch trotz der Scham, die in ihr Aufstieg, schaffte sie es nicht, dieses dämliche Grinsen aus ihrem Gesicht zu vertreiben. Ayera sah einfach zu perfekt aus.

Denn in diesem Moment, als das Licht der schon wieder untergehenden Sonne auf sie viel und sich in ihren einzigartigen, feurigen Augen spiegelte, als der Wind ihre schokoladenbraunen Haare durch die Luftwirbelte, wirkte sie wie eine Göttin. Eine wunderschöne Göttin, direkt aus einer Legende entsprungen.

»Nein, alles gut«, murmelte sie undeutlich, mit den Gedanken immer noch bei ihren Träumen, Ayera endlich ihre Liebe zu gestehen. Als die Leibwächterin dann in leises Gelächter ausbrach, verlor Iliés sich noch mehr in ihrer Ausstrahlung.

Ihr Lachen war wie in Musik in den Ohren der Verliebten, es war so klar und doch so wild und frei. Einfach perfekt, anders konnte man es nicht beschreiben. Wie konnte man es nur wagen, eine so perfekte Frau im Stich lassen?

»Irgendwie siehst du so aus, als ob du Liebeskummer hättest, Iliés . . . Bist du etwa unglücklich verliebt?«

Mit einem begeisterten Grinsen blieb Ayera stehen und hüpfte zu ihrer Begleitung herüber. »Du kannst mir alles anvertrauen! Ich bin Ayera, geprüfte Beraterin im Thema Liebe, vertrau mir. Ich habe sehr viel Erfahrung, wie du sicher weißt.«

Schnell rückte Iliés zwei Schritte zur Seite und hob abwehrend beide Hände vor sich. Natürlich, sie war vielleicht unglücklich verliebt –aber mit Ayera darüber zu reden, kam nicht in Frage!

»Ich und verliebt? Ähm, ganz sicher nicht, meine Liebe. Das hättest du wohl gerne«, versuchte sie, sich noch einmal herauszureden, merkte aber selber, wie nervös sie klang. So viel zu Expertin im Lügen und Verstellen.

»Ach komm, verrat es mir! Wer ist der Glückliche? Oder die Glückliche? Ich erzähle es auch nicht weiter, du kannst dich auf mich verlassen!«, versprach Ayera, ein ziemlich, ziemlich breites Grinsen im Gesicht. Es war beinah schon gruselig, wie sehr die ganze Situation sie erfreute.

»Es gibt keine Glückliche! Ich bin nicht verliebt! Gott, Ayera, lass mich in Frieden!«, verteidigte sie sich, konnte Ayera aber trotzdem nicht wirklich böse sein. Sie sah viel zu gut aus, mit ihrer zerrissenen Jeans, dem zu großen T-Shirt, der Jeansjacke und dem diabolischen Grinsen. Das war ihrer wahre Natur, nicht die freundlich lächelnde, im Kleid tanzende Ayera, die bei jeder Bemerkung in nervöses Kichern ausbrach.

»Pff, das sagen sie alle«, schnaubte Ayera belustigt und kam ihrer Freundin wieder näher. Mit lang gezogener Stimme und deutlich betonten Wörtern fragte sie erneut: »Wer ist es? Wer hat dein Herz gestohlen, Iliés~«

Iliés verdrehte die Augen und starrte ihre Begleiterin stumm an. Sie war für ihre Starrköpfigkeit bekannt; Diesem Ruf musste sie jetzt auch alle Ehre machen.

»Ach komm, bitte-«, bettelte Ayera weiter um Informationen, ihr Opfer drehte sich jedoch nur stur weg. Die leichte Röte, die ihr ins Gesicht gestiegen war, blieb Ayeras scharfen Augen jedoch nicht verborgen. Die Leibwächterin seufzte und entschied, dass das fürs erste reichte.

»Gut, dann nicht. Aber beschwer dich nicht, wenn du später doch Gesprächsbedarf hast!«

»Ganz sicher nicht. Und jetzt komm. Der Zug ist da.«

»Hey, das ist mein Satz! Ich bin hier der Bahnexperte!«

Im Zug angekommen, begann Iliés konzentriert, den Fahrplan vor sich anzustarren. Zweimal in einem Monat in einer Straßenbahn zu sitzen, war definitiv zu viel für sie. Und beide Male nur wegen diesem Typ, Ashwin Lunares. Noch ein Grund, ihren Plan durchzuziehen.

»Ayera, ich habe noch eine Frage. Weißt du, wieso Ashwin Interesse an dir gezeigt hat?«

Ayeras Blick zu folge hatte sie wohl etwas Falsches gesagt, zumindest blickte sie jetzt plötzlich sehr finster drein. Fragte man nicht nach dem Grund einer Beziehung?

»Ich weiß nicht, vielleicht weil er mich süß fand? Oder mich geliebt hat, wie es bei einer Beziehung eigentlich sein sollte?«, beantwortet Ayera die Frage, einen Mix aus Empörung, Verbitterung und Sarkasmus in der Stimme. Anscheinend fragte man das wirklich nicht.

»Tut mir leid. Ich dachte nur, dass er vielleicht für Vanitas spioniert hat«, rechtfertigte sie ihre unbedachte Frage, fügte aber in Gedanken noch eine größere Sorge hinzu: Was, wenn Vanitas von ihrer Beziehung zu Ayera erfahren hatte und plante, die Leibwächterin als Druckmittel einzusetzen? Zuzutrauen wäre es ihm, da war sie sich ziemlich sicher. Und funktionieren würde es auch, das machte ihr die Angst klar, die jetzt schon in ihr aufstieg.

»Nein, definitiv nicht. Eher das Gegenteil. Er scheint seinen Bruder regelrecht zu hassen und am liebsten umbringen zu wollen«, meinte Ayera wieder beruhigt, Iliés' Begründung reichte wohl aus, um sie zu besänftigen. Sie legte die Stirn in Falten, als versuche sie, sich an einen wichtigen Fakt zu erinnern.

»Aber ich hatte trotzdem manchmal das Gefühl, das er komische Fragen stellt. Einmal wollte er wissen, ob du planst, Vanitas umzubringen. So etwas fragt man seine Freundin eigentlich nicht, damals habe ich mir aber nicht wirklich Gedanken gemacht.«

Mittlerweile schaffte Iliés es nicht mehr, ihre Sorgen zu verstecken. Vanitas reichte als Gegner also nicht, nein, es gab noch jemand, der hinter ihr her war. War dieser jemand Ashwin Lunares? Oder war er nur eine weitere Schachfigur, deren Spieler sie noch nicht kannte?

Und das war nicht einmal das Seltsamste an dem Ganzen – es kam noch schlimmer. Hätte dieser Ashwin gefragt, wann sie alleine draußen war, wären seine Absichten offensichtlich gewesen – er wollte die Thronfolgerin der Solares-Familie umbringen. Aber warum fragte er nach Plänen, seinen eigenen Bruder zu ermorden? Wollte er den Vampir vielleicht doch beschützen und den Anschlag verhindern?

»Iliés«, ertönte es plötzlich neben ihr, eine leicht genervte Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Ayera hatte ihr auf die Schulter getippt, die Augenbrauen vorwurfsvoll gehoben.

»Schonmal was von Lebe im Moment gehört? Hör auf, dir Sorgen zu machen, zumindest für die nächsten Stunden. Konzentrier dich auf unsere Rache, nicht auf die Spielchen von irgendwelchen anderen Mächten, die dich angeblich ausspionieren wollen. Sonst waren unsere Bemühungen am Ende noch umsonst und wir haben gar keinen Spaß!«

Nach einer kurzen Pause stand Ayera mit einem vorfreudigen Grinsen auf und zog ihre Freundin mit sich. »Und nebenbei gesagt müssen wir jetzt aussteigen.«

Die Straßenbahn verschwand in der Ferne, nachdem die Beiden ausgestiegen waren. Die Wolken wurden von dem etwas stärkeren Wind herumgeschubst, genau wie Iliés' Gedanken von Ayeras Worten. Natürlich, sie sollte im Moment leben, aber wie war das möglich? Es gab so viel, das ihre Aufmerksamkeit beanspruchte. Und manche dieser Dinge konnte sie nicht einmal Ayera erzählen, sonst würde alles noch komplizierter werden.

Gleichzeitig wollte sie Ayera aber auf keinen Fall den Spaß verderben, das war ihr schlimmster Albtraum. Wie sollte sie es nur schaffen, ihre Sorgen und den Spaß unter einen Hut zu bringen?

»Und, bereit? Alle Posts in Position?«, fragte Ayera sehr fachmännisch, ihr Handy kampfbereit in der rechten Hand. Iliés tat es ihr gleich und öffnete Instagramm, wie eine Maschine, die nur auf Befehl arbeitete. Mit den Gedanken war sie immer noch bei ihren Gefühlen für Ayera und der Gefahr, die von dieser neuen Partei, die Ashwin vertrat, ausging.

»Ich sage es jetzt nur noch einmal, Soldat Iliés. Die Sache hier ist ernst und erfordert ihre volle Aufmerksamkeit. Lassen sie sich nicht von ihren Gedanken ablenken!«, forderte Ayera, einen strengen Blick in den Augen. Die neu ernannte Soldatin holte einmal tief Luft und nickte dann. Ayera hatte recht, schlussendlich brachte es nicht, sich zu Tode zu sorgen. Sie lächelte. Jetzt ging es ums Hier und Jetzt.

»Zu Befehl, Kommandantin. Die Waffen sind abschussbereit!«, antwortete sie und lies ihren Finger über dem Abschicken-Knopf schweben, auf Ayeras verbalen Startschuss wartend.

»Okay, dann Feuer!«, befahl Ayera entschlossen, ein etwas unpassendes Grinsen aufgesetzt. In dem Moment, in dem sie voller Freude ihren Finger nach unten fallen lies, wirkte sie kurz nicht mehr wie eine Göttin oder ein Engel, sondern wie das, was sie wirklich war. Eine Teufelin. Eine gefallene Göttin, so wie alle, die mit dem Haus Solares zu tun hatten.

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