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vii - feinde und wochenendspläne

Die Sonne war gerade am Aufgehen, als Vanitas sein neues Zuhause verließ. Im Takt der Musik, die aus seinen Kopfhörern tönte, schlug er das Gartentor zu und schlenderte dann in Richtung Bahnhaltestelle.

Das er sich mittlerweile schon dazu durchgerungen hatte, diesen Ort sein Zuhause zu nennen, hätte er vor ein paar Stunden noch nicht für möglich gehalten. Aber jetzt hatte er Evelyn kennengelernt . . . Und obwohl er es niemals zugeben würde, hatte es Spaß gemacht, mit ihm das Gebäude zu erkunden.

Zu seiner großen Freude kam der Zug gerade an, als er sich bei der Haltestelle einfand. Leise summend lies er sich auf den erstbesten Sitz fallen und starrte die hell erleuchtete Decke des Fahrzeugs an. Wieso mussten alle Lichter immer weiß sein? Wäre rot nicht auch schön, nur zur Abwechslung?

»Everbody wants to be my enemy«, tönte Dan Reynolds Stimme aus den Kopfhörern, während Vanitas sich zurücklehnte und die Augenschloss. Ja, er hatte viele Feinde und war Experte darin, sich neue zu machen. Es war einfacher, unfreundlich zu sein, es kostete weniger Anstrengung. Man musste keine Angst haben, sich unbeliebt zu machen, weil man sowieso schon unbeliebt war.

Aber wieso schaffte er es dann nicht, Evelyn die kalte Schulter zu zeigen, so wie allen anderen? Wo war der Hass, den er allen anderen Erdenbewohnern entgegenbringen konnte, aus dem simplen Grund, das sie ein besseres Leben als er hatten? Warum erlosch die unersättliche Flamme der Wut, die immerzu in ihm brannte, sobald er Evelyn lächeln sah?

Mit einem Seufzen kramte er seinen Zeichenblock aus seiner Tasche und begann, zusammenhanglos Strich auf das Papier zu kritzeln. Er konnte sich einfach nicht konzentrieren, egal wie sehr er sich anstrengte. Seine Gedanken schweiften immer ab, zu Evelyn, Iliés und dem Chaos, in dem er gelandet war.

Als er die Bahn kurz darauf wieder verließ, kam ihm eine Idee, die er davor nie in Betracht gezogen hatte. Er könnte einfach hier und jetzt zurück in den Zug steigen und wegfahren. Irgendwohin, wo niemand ihn kannte, wo er nochmal von vorne anfangen konnte.

Die Tür hinter ihm war noch offen, das Licht strahlte einladend nach draußen. Noch nie war die Versuchung so groß gewesen, sein aktuelles Leben zu beenden, auf eine Art, die ihm einen zweite Chance verschaffen würde. Doch gerade, als er einen Schritt rückwärts machen wollte, schlossen sich die Türen und verschwanden zusammen mit der Bahn in der Ferne.

Wahrscheinlich war es besser so. Schlussendlich hätte ihn sein richtiges Leben doch wieder eingeholt, irgendwann. Ein Jahr, nein, mit etwas Glück ein halbes Jahr Ruhe, für nichts. Da war sein aktueller Alltag doch viel besser. Zumindest redete er sich das ein.

Nachdem er weitere fünf Minuten am Bahnsteig gestanden hatte, wurde ihm langsam kalt. Während er seinen Mantel fest um sich zog, lief er los, in Richtung des neuen Fechtclubs, den sein Vater für ihn ausgewählt hatte. Obwohl er eigentlich gerne einen Degen in der Hand hielt, freute er sich nicht. So wie er seinen Vater kannte, hatte der den Club mit dem schlechtesten Ruf ausgewählt, damit sein Sohn auch möglichst wenig Spaß hatte. Denn, um ihn zu zitieren: »Mit Spaß und Freude erreicht man nichts«.

Als er das Gebäude entdeckte, das laut Brief das richtige war, zog er sein Handy hervor und checkte die Adresse noch zweimal, bevor er mit einem Seufzen aufgab. Das war ja ein wirklich wunderbares Willkommen: Ein altes, von Efeu überwuchertes Gebäude, auf dem mehr Graffiti als Wand zu sehen war – und zur Krönung noch vergitterte Fenster und gut sichtbare Überwachungskameras. Vielleicht hatte sein Vater ja doch entschieden, ihn endlich in eine Irrenanstalt zu stecken.

»Der Schein täuscht. Drinnen ist es sehr gemütlich.«

Vanitas zog sich langsam die Kopfhörer aus den Ohren und steckte sie ein, dann wand er sich dem Fremden zu. Er hatte ihn durch seine übermenschlichen Reflexe schon bemerkt, bevor er gesprochen hatte.

»Ach, tatsächlich? Wenn ich ehrlich bin, bezweifle ich das sehr stark« ,erwiderte er kalt, die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen. Der junge Mann, der ihm gegenüber stand, lächelte freundlich und zuckte mit den Schultern.

»Das kann ich verstehen. Sieht nicht sehr einladend aus«, mutmaßte der Typ, der von einem Auftragsmörder bis hin zu einem Staubsaugerverkäufer wirklich alles sein könnte. Die ganze Welt ist eine Theaterbühne, hatte Shakespeare doch so schön gesagt. Und sein Gegenüber trug einen Maske, das hätte selbst ein Blinder bemerkt.

»Kommst du trotzdem mit? Du bist doch das neue Mitglied im Club, oder?«

Natürlich bestand immer noch die Möglichkeit, das der Junge einfach nur ein Normalo war, der zufällig hier aufgetaucht war – aber irgendwie hielt Vanitas das für unwahrscheinlich. Irgendetwas an dem Lächeln des Anderen beunruhigte ihn, oder das er sagen konnte, was genau.

»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Hältst du es wirklich für ratsam, einfach einen Fremden mitzunehmen? Was, wenn ich nur hier bin, um ein Blutbad anzurichten?«

Wenn er nicht durch äußere Einflüsse Blut verlieren würde, sollte es dazu eigentlich nicht kommen, schließlich hatte er nach dem Vorfall mit Evelyn extra eine kleine Flasche mit der roten Lebensflüssigkeit mitgenommen. Aber trotzdem war dieser Test wichtig – normale Menschen reagierten auf eine solche Frage oft verstört, das hatte er beobachtet. Wenn der Mensch hier wie Evelyn reagieren würde, hatte er schon Erfahrung mit dem Tod gemacht.

»N-Na ja. . . Du hast Fechtsachen dabei, die sind zum Morden sicher nicht so praktisch«, murmelte der Fremde mit einem schiefen Lächeln und setzte sich dann in Bewegung. »Kommst du?«

Er hatte vielleicht nicht so entspannt wie Evelyn reagiert, aber doch zu entspannt, um unschuldig zu sein. Rein theoretisch könnte er die Unsicherheit auch vorspielen, genau wie die Freundlichkeit und alles andere . . . Trauen konnte man ihm auf jedem Fall nicht.

Doch das änderte nichts daran, das Vanitas das Risiko liebte und das Wort' Vorsicht' nicht einmal buchstabieren konnte. Wo blieb den der Spaß, wenn man sich nie etwas traute? Mit einem angedeuteten Lächeln folgte er dem potentiellen Auftragsmörder, der mittlerweile in dem Nicht-Gefängnis verschwunden war.

»Bin schon auf dem Weg.«

»Sein Haus zu verbrennen wäre viel zu banal, außerdem würde es zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und wenn er nicht zuhause wäre, hätten wir ein Feuerzeug und Brennmaterial verschwendet.«

Ayera runzelte die Stirn und spielte mit dem Stift in ihrer Hand herum. Ihr Skizze eines kreischenden Menschen, der gerade in Flammen aufging ,verschwand vom Papier, als sie nickend den Radiergummi zum Einsatz brachte.

»Da hast du Recht. Ein einfacher Tod ist eigentlich zu barmherzig. Er soll leiden und panisch um sein Leben betteln!«, sagte die Leibwächterin mit einem diabolischen Grinsen. In solchen Momenten wäre Angst niemandem zu verübeln, fand Iliés.

»Genau. Er soll es bereuen, dich verraten zu haben!«, stimmte Iliés ihrer Untergebenen zu. Sie wollte auch Rache – jedoch aus anderen Gründen, als Ayera dachte.

Natürlich, er hatte Ayera verletzt und zum Weinen gebracht – das war schon mehr als genug, um ihn bis zum Ende seines Lebens unendliche Qualen zu bereiten. Doch mindestens genauso schlimm war es, das er mit Ayera getanzt hatte. Er hatte ihre Hand gehalten, ihren Atem auf seiner dreckigen Haut gespürt – obwohl er es nicht verdiente. Niemand verdiente es, mit jemandem wie Ayera zu tanzen, das war klar – aber dieser stinkende Dreckssack verdiente es noch weniger als andere. Ja, so einfach war es – der zweites Grund, der Iliés antrieb, war ihre Eifersucht.

»Ich hab sogar schon eine ganz wunderbare Idee, Iliés«, begann Ayera, während sie ein weiteres Männchen zeichnete. Diesmal war die Skizze gefesselt und hang an einem Baum, mit Tränen in den Augen.

»Wir überfallen ihn, verprügeln ihn ordentlich, sodass man ihn nicht wiedererkennt, fesseln ihn und hängen ihn zur Krönung auf einem großem Platz auf, sodass jeder sieht, was für ein Schwächling er ist!«

Iliés betrachtete die Zeichnung mit schief gelegtem Kopf und lachte dann unterdrückt. Irgendwie war es niedlich, wie kindlich Ayera noch dachte – verprügeln und öffentlich demütigen? Das hätte man früher getan. Doch jetzt gab es wesentlich praktischere Mittel, um jemanden fertig zu machen.

»Was? Warum lachst du?«, fragte Ayera, folgte dem Blick ihrer Freundin und starrte die Skizze eine Sekunde lang an, dann wurde sie rot und zerriss das Papier in Stücke. Anscheinend war ihr klar geworden, wie lächerlich dieser Plan eigentlich war.

»Okay, du hast ja recht. Wir leben nicht in einem Film oder einem Comic, sowas ist nicht real. Heutzutage . . .« Ayera überlegte, dann viel ihr Blick auf das Handy, aus dem seit ihrer Ankunft Musik tönte.

Ein teuflisches Grinsen bildete sich auf ihrem Gesicht.

»Heutzutage hat man das Internet. Die perfekte Waffe, besser als jede Faust und jedes Messer.«

Ihre Blicke kreuzten sich, als sie beide von dem Gerät hoch sahen und sich angrinsten. Dann brachen die Freundinnen in lautes Gelächter aus und malten sich den Gesichtsausdruck ihres Opfers aus, wenn er plötzlich unerwünschte Bilder von sich im Netz fand.

»Exakt. Du hast doch sicher ein paar Bilder von ihm, oder? Die überarbeiten wir ein bisschen, dann offenbaren wir seine wahre Schönheit der ganzen Welt!«

»Ja! Oh, und wir setzte noch ein paar wunderbare Gerüchte und Unwahrheiten in die Welt! Das wird lustig!«

»Gute Idee. Und ja, es wird lustig. Ich freu mich schon!«

Insgeheim würde Iliés ihre Freundin natürlich lieber zum Essen oder in den Freizeitpark einladen, aber das ging nun mal nicht. Eigentlich war es ja fast schon ein Date, zusammen Rachepläne auszuhecken, oder? Für den Moment musste das reichen.

»Wir sind schon etwas komisch, Iliés. Andere gehen am Wochenende shoppen oder ins Schwimmbad – wir schmieden Rachepläne und haben dabei auch noch eine Menge Spaß. Sollte ich mir Sorgen um unsere psychische Gesundheit machen?«

Wieder konnte Iliés sich ein Kichern nicht verkneifen. Sollte man sich sorgen um ihre psychische Gesundheit machen? Wahrscheinlich.

Aber, wenn sie ehrlich war, war es für sie wahrscheinlich schon lange zu spät. Sie musste wohl mit dem zurechtkommen, das von ihrer früher so starken Psyche übrig geblieben war.

»Ach, nein, das passt schon. Besser komisch als langweilig. Ich meine, stell dir mal vor, du wärst so wie Elouan oder Arwyn – brav, unschuldig und freundlich, aber normal. Das wäre doch die Hölle, oder?«

Mit einem zustimmenden Nicken wand Ayera sich wieder ihrem Handy zu und öffnete immer noch unterdrückt kichernd die Galerie. Die Eifersucht stieg erneut in Iliés auf, als sie die vielen Bilder sah, für die Ayera sogar einen eigenen Ordner angelegt hatte.

»Hier, schau, das hier ist besonders toll. Mit dem können wir sicher vielanfangen«, sagte Ayera und deutete auf eins der kleinen Vierecke, das einen Mann ohne T-Shirt zeigte. Iliés zog die Augenbrauen hoch und warf ihrer Freundin einen etwas vorwurfsvollen Blick zu.

»Und so einen Typ hast du geküsst? Obwohl er freiwillig solche Fotos von sich machen lassen hat?«, spottet Iliés teils amüsiert teils ungläubig. Das Ayera und dieser Typ vielleicht auch mehr gemacht hatten als sich nur zu küssen, wollte sie sich gar nicht ausmalen.

Ayera war währenddessen knallrot angelaufen und blickte verlegen zur Seite. »Ja, ja, ich weiß. Das war vielleicht nicht die beste Idee meines Lebens«, gab sie zu und hob dann den Kopf. »Aber nochmal mache ich so einen Fehler nicht! Ich werde den perfekten Mann noch finden, du wirst schon sehen!«

Mit einem Schnauben schüttelte Iliés den Kopf. Sicher würde es nie so weitkommen, das Ayera einen ihrer Liebhaber länger als einen Monat bei sich hielt. Hoffentlich.

Falls dieser Fall doch irgendwann eintreffen würde, müsste sie nämlich zu Mitteln greifen, die sie eigentlich ungern an wand- Nein, dann würde ihr Herz zerbrechen. Sie würde doch niemals einen von Ayeras Freunden umbringen, nur weil sie vor Eifersucht nicht weiterleben konnte. Niemals. So ein Monster war sie nicht. Oder?

»Das sagst du jedes Mal, wenn einer von denen dich verrät. Entweder sind Männer einfach allesamt Schweine oder du hast einen schlechten Geschmack. Und, beim besten Willen . . . Ich tippe eher auf Zweiteres, wenn ich ehrlich bin.«

Gespielt beleidigt riss Ayera den Mund auf und sog fassungslos die Luft ein. Ihre wunderschönen, flammenfarbenen Augen waren vor Empörung weitaufgerissen, die dunklen Sprenkel hüpften aufgeregt im Kreis. Wenn ihre Traumfrau in diesem Moment nicht überraschend aufgesprungen wäre, hätte sie sich in diesen vor Leidenschaft brennenden Augen sicher verloren.

»Also wirklich, Madame Iliés! Wie können Sie es wagen, so mit mir zureden!? Ich bin eine wichtige Angestellte in Ihrem Leben, ohne mich würde Ihr Leben so viel schwerer und schrecklicher sein! Ich verbitte mir einen solchen Ton!«

Kombiniert mit ihrem straffen Gesichtsausdruck und dem empörten Tonfall könnte man beinah meinen, Ayera würde es wirklich ernst meinen – wären da nicht ihre ungekämmten, wilden Haare und die leicht gehobenen Mundwinkel, die sie verrieten. Iliés prustete los.

»Es tut mir leid, meine hochverehrte Leibwächterin! Ich flehe sie an, gehen Sie nicht!«, brachte sie zwischen zwei Lachkrämpfen heraus, Tränen in den Augen. Für eine Sekunde schaffte es Ayera noch, ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, dann stimmte sie in Iliés' lautes Gelächter mit ein.

Tief in ihrem Innern wünschte sie sich, das dieser Moment für immer anhalten würde – das sie für immer mit Ayera zusammen lachen könnte, alleine und ohne irgendeinen Typen, der alles ruinierte. Leider war die Menschheit aber nicht in der Lage, die Zeit zu stoppen.

»Ich glaube . . . Ich glaube, wir sollten langsam Mal zur Sache kommen« ,prustete Ayera mühevoll und hielt sich vor Lachen den Bauch. »Wir können uns auch später über meine Vorgesetzten lustig machen. Jetzt müssen wir erstmal ein paar Bilder bearbeiten.«

Schlagartig wurde Iliés wieder ernst und nickte bedächtig, dann begann sie ,sich durch die Bilder auf Ayeras Handy zu klicken. Obwohl sie versuchte, den Ernst der Sache nicht aus dem Blick zu verlieren, rutschte ihr beim Anblick der Bilder doch das eine oder andere Kichern heraus.

»Die Bilder eignen sich wirklich perfekt. Als ob der Typ wollte, das man sie bearbeitet ins Internet stellt«, merkte Iliés belustigt an. Wer auch immer dieses Arschloch gewesen war – intelligent war er nicht gerade. »Der ist wahrscheinlich dumm wie Brot, oder?«

»Was? Iliés, beleidige doch nicht einfach alle Brote dieser Welt! Verglichen mit dem ist ein Brot der nächste Albert Einstein!«

Iliés schüttelte den Kopf, um nicht wieder loszulachen, dann zog sie ihr Handy aus einer Tasche und öffnete den Browser.

»Ich mache mich Mal ans beschaffen von Informationen, du kannst dich um die Bilder kümmern. Das machst du doch sicher gerne, oder?«

Mit einem breiten Grinsen nickte Ayera und machte sich an die Arbeit. Wer auch immer dieses Arschloch wirklich war – am besten vergrub er sich schon mal, so tief, das niemand ihn fand. Mit Ayeras Zorn war nämlich nicht zu spaßen.

Und natürlich hatte Iliés vor, bei diesem Schauspiel ein bisschen mitzumischen. Aus diesem Grund begann sie, mit dem passenden Bild vor Augen nach Informationen über ihr Opfer zu suchen.

Sein Name lautete Ashley Winston Reslu, laut Ayera. Als Iliés den Namen jedoch eingab, gab es keine Ergebnis – wie zu erwarten. Nicht jeder war so berühmt, das man ihn auf den ersten Blick im Internet fand.

Bei dem Gedanken entwich ihr ein leiser Seufzer. Nicht jeder, ja – aber sie selbst definitiv. Wenn irgendjemand das Gleiche mit ihr versuchte, was sie gerade mit diesem Ashley versuchte, hätte dieser jemand definitiv Erfolg.

»Ayera, hat der Typ irgendwie einen Instagram-Account oder sowas?«, fragte sie, während die aufstand und in die Küche verschwand, um kurz darauf mit zwei Gläsern voll Cola zurück zu kommen.

»Ja, natürlich. Ich schick dir den Link. Oh, und eine Frage: Ist das normale Cola? Oder wieder so komische mit Kirsche, wie die, die du letztes Mal gekauft hast?«

Unter Ayeras halb bösem halb misstrauischen Blick wurde sie leicht rot, der Patzer mit der Cola war wirklich nicht ihre glorreichste Aktion gewesen. Wobei sie fand, das die Kirsch-Colas eigentlich ganz gut geschmeckt hatte.

»Ja, ja, keine Angst. Diesmal ist es ganz normale Cola, ohne irgendwelche Specials«, antwortete sie schnell und trank wie zum Beweis das halbe Glas auf einmal. »Und danke.«

Kurz darauf – Ayera hatte die Cola eine halbe Ewigkeit misstrauisch angestarrt, sie dann vorsichtig probiert und schlussendlich als normal befunden – starrte Iliés die Instagram-Seite ihres Feindes aufmerksam an. Auf den ersten Blick viel ihr nichts Außergewöhnliches auf – bis sie ein Bild entdeckte, das sie überrascht den Atem anhalten lies.

Ungläubig klickte sie auf den Post, zoomte näher ran und betrachtete die Person, die dort zu sehen war. Lange, schwarzblaue Haare, auffällige, rote Augen und sehr helle Haut – das war unverkennbar ihr herzallerliebster Verlobter. Aber was hatte der mit dem Verräter zu tun?

Als sie den Text, der sich unter dem Bild befand, las, wurde ihr plötzlich alles klar. Warum ihr der Typ auf der Party so bekannt vorgekommen war. Und wieso er Ayera im Stich gelassen hatte, sobald er Iliés entdeckt hatte.

Der Mann hieß nicht Ashley Winston Reslu, sondern Ashwin Lunares. Und er war Vanitas' großer Bruder.

»Evelyn, beeil dich gefälligst! Die Wäsche kriegt schon Beine, solange gammelt die schon vor sich hin!«

Der Diener zuckte zusammen, als er gewaltsam aus seinen Gedanken gerissen wurde. Konnte Wäsche wirklich Beine kriegen? Allein der Gedanke gruselte ihn. Würde die Wäsche, die er die letzten Wochen vernachlässigt hatte, ihn gleich angreifen und zur Rechenschaft ziehen?

Ängstlich lugte er hinter der Tür hervor, die ihn noch vom Waschkeller trennte. Nein, keine rachsüchtigen, dreckigen Kleider in Sicht. Dafür aber ein ziemlich wütender Kollege, dem er durchaus zutrauen würde, für die Wäsche Rache zu nehmen. Vielleicht war es doch besser, wenn er wieder fliehen würde?

»Wenn du nicht gleich herkommst, erzähle ich Mister Solares, das du nicht gearbeitet hast. Und dann wirft er dich raus!«

Evelyn erstarrte und stolperte dann schnell durch die Tür und landete mit Tränen in den Augen vor den Füßen des anderen Dieners. »Es tut mir leid! Es tut mir wirklich leid! Bitte sag nichts, ich will nicht rausgeworfen werden!«

Während er verzweifelt zu seinem Peiniger hochsah, wurde die Angst in ihm immer größer. War das die Rache der Wäsche? Würde sie dafür sorgen, das er wieder ganz alleine war? Würde sie ihn zurück an diesen einen Ort bringen?

»Bitte nicht! Es tut mir leid, Wäsche! Ich werde mich auch ganz gut um dich kümmern«, schluchzte er und sah dann wieder zu seinem Kollegen hoch, der ihn ungläubig anstarrte.

»Das war ein Scherz, Idiot. Mister Solares wird dich nicht rauswerfen, besonders jetzt, wo du doch so eine wichtige Aufgabe hast. Und jetzt hör auf, mit der Wäsche zu reden, und mach dich an die Arbeit.«

Brav nickend stand Evelyn wieder auf und tapste zu den Kleiderhaufen rüber, die nur darauf warteten, endlich gewaschen zu werden. Als er alleine im Raum war, verbeugte er sich angedeutet vor dem Haufen. »Dank, das du mir verzeihst, Wäsche! Dafür werde ich dich jetzt ganz sorgfältig und sanft waschen, okay?«

Zufrieden begann er, den Wäscheberg zu sortieren. Nur um sicher zu gehen, untersuchte er das erste Kleidungsstück und seufzte dann erleichtert. Es hatte keine Beine bekommen.

»Hast du gerade wirklich mit der Wäsche geredet? Mann, was für eine Lachnummer!«, ertönte da plötzlich eine Stimmer hinter ihm. Evelyn erschrak. Das war nicht sein Kollege, der zurückgekommen war, um ihn zu tadeln. Das war jemand Fremdes, den er noch nie zuvor gehört hatte.

»Aber irgendwie auch niedlich. Hmm, vielleicht darf ich dich ja behalten, wenn wir gewonnen haben~«

Evelyn brach kalter Schweiß aus, als er diese Wort hörte. Die Stimme gehörte, so weit er das beurteilen konnte, zu einer jungen Frau, etwas älter als er selbst. Wenn er um Hilfe rief, vielleicht konnte ihn dann jemand retten?

»Oh, willst du etwas um Hilfe rufen? Naww, das ist ja wirklich sehr niedlich~«, flüsterte es da neben ihm. Aus Reflex wollte er zur Seite springen, wurde aber zurückgezogen und von hinten festgehalten. Dann drückte jemand ein feuchtes Tuch vor seinen Mund.

»Sicher siehst du im Schlaf auch sehr süße aus, kleiner Evelyn~«, säuselte die Angreiferin noch, dann hörte er nichts mehr. Alles verschwamm. Hoffentlich verzieh Herr Solares ihm, dass er versagt hatte.

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