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vi - discokugeln und fragen

Im ersten Moment kniff Iliés reflexartig ihre Augen zusammen, als sie die Disco betrat. Die Lichtblitze, die den Raum in unregelmäßigen Abständen  in bunte Farben tauchten, waren greller als jedes Licht, das sie je gesehen hatte. Die reinste Hölle.

»Umwerfend, nicht? Diese Lichter sind toll. Ich will mir auch Mal welche kaufen« ,holte Ayera sie zurück in die laute Realität, ihre Augen glitzerten begeistert. Obwohl sie und ihre Freundin viele Interessen teilten, verstand Iliés beim besten Willen nicht, was an diesen Dingern so toll sein sollte.

»Ja, wirklich wunderschön«, log sie, dann folgte sie ihrer Leibwächterin durch den Saal. Ihr Ziel schien ein kräftiger Mann zu sein, der einen Drink in der Hand hielt. Als er sich umdrehte und sie entdeckte, setzte auch er sich in Bewegung und kam seiner Freundin entgegen.

»Ayera, wie schön, das du gekommen bist!«, sagte er glücklich und blickte dann zu Iliés, die ihr nettestes Lächeln aufgesetzt hatte. Für einen Moment erstarrte er. Sie lächelte weiter. Warum kam der Typ ihr nur so bekannt vor?

»Und du hast sogar jemanden mitgebracht! Das freut mich wirklich sehr, Süße. Wobei sie nicht an dich ran kommt, das Kleid ist wirklich wie für dich gemacht«, schmeichelte er lächelnd, dann hielt er Ayera die Hand hin. »Dürfte ich die Dame um einen Tanz bitten?«

Nicht nur seine Erscheinung, auch seine Stimme kam der jungen Frau sehr bekannt vor. Wenn er nicht sehr athletisch gebaut wäre, könnte man ihn beinah für Vanitas' menschliche Form halten. Wobei Vanitas niemals so höflich gewesen wäre.

»Natürlich«, kicherte Ayera und nahm die Hand ihres Geliebten, Iliés wurde etwas übel. Warum konnte nicht sie die Hand ihrer Freundin nehmen und mit ihr tanzen? Ayera hatte etwas Besseres als diesen Typ verdient. Etwas wesentlich Besseres.

Mit einem unterdrückten Seufzen verzog sie sich in eine Ecke, während das glückliche Paar begann, zu tanzen. Der Fremde konnte tatsächlich gar nicht so schlecht tanzen, zumindest verglichen mit Typen wie Vanitas. Aber mit Ayera verglichen war er natürlich trotzdem nur ein ungeschickter Roboter.

»Wenn du ihn so sehr loswerden willst, warum bringst du ihn nicht einfach um?«, wisperte plötzlich jemand neben ihr. Dann ertönte ein leises Kichern, während Iliés sich langsam umdrehte. Ihre Hand lag bereits an dem kleinen Messer, das sie versteckt in ihren Haaren trug.

»Etwas Gift im Cocktail, und schon hättest du deine Freundin nur für dich. Das ist es doch, was du willst, nicht wahr?«

Direkt neben ihr lehnte eine junge Frau an der Wand, ein breites Grinsen aufgesetzt. Als Iliés sie ungläubig anblickte, kicherte sie erneut. »Was? Gift ist doch dein Spezialgebiet, oder?«

Es war nicht einmal der Fakt, das diese Frau so unbekümmert über den Tod sprach, der ihr für einen Moment die Wort raubte, sondern die Menge an Geheimnissen, die sie in nur ein paar Sätzen aufdeckte. Sie wusste zu viel. Viel zu viel.

»Wer bist du und was willst du?«, erkundigte Iliés sich kalt und verschränkte die Arme. Mit einem schnellen Blick stellte sie sicher, das es Ayera gut ging – das hier hätte schließlich auch ein Hinterhalt sein können.

»Ich bin jemand, der dir sehr nützlich sein könnte. Und deshalb bin ich auch hier – ich will dir helfen«, erklärte die Fremde kichernd und zog dann ein rautenförmiges Wurfmesser aus einer Art Gürtel. Während Iliés überlegte, was sie jetzt sagen sollte, begann sie, mit der Waffe herumzuspielen, als ob sie einen einfachen Stift in der Hand hätte.

»Du willst mir helfen? Wie genau, wenn ich fragen darf?«, fragte sie voller Misstrauen, auch wenn sie schon eine Vermutung hatte. Die Art, wie die Andere mit dem Tod und ihren Waffen umging, machte es nicht unwahrscheinlich, das es sich um einen Auftragsmörderin handelte.

»Wie ich hörte hast du da so ein Problem mit einem gewissen Vampir, der deine Karriere behindert. Ich kann ihn für dich entfernen«, bestätigte die schwarzhaarige Frau Iliés' Vermutung voller Vorfreude. Sie schien sich sicher zu sein, das sie den Auftrag bekommen würde. Aber so leicht ließ sich die älteste Tochter der Solares-Familie nicht um den Finger wickeln.

»Zu welchem Preis? Und, woher soll ich wissen, das du überhaupt fähig bist, ihn umzubringen?«, gab Iliés ihre Bedenken preis und blickte erneut zu Ayera rüber, nur zur Sicherheit. Seltsamerweise stand sie alleine in Mitten der Tanzfläche und schlürfte an einem Cocktail, ihr Tanzpartner war verschwunden. War sie etwas schon wieder abserviert worden?

»Genauso gründlich wie ich gehört habe«, stellte die Assassine belustigt fest und steckte ihr Messer dann wieder ein. »Als Beweis meines Könnens kann ich den Mann umbringen, der dir deine Freundin gestohlen hat. Unauffällig, sodass es wie ein Unfall wirkt. Und zum Preis . . . Für dich, liebe Iliés, arbeite ich natürlich gratis.«

Am Können dieser Frau zweifelte sie mittlerweile nicht mehr – wäre sie untalentiert, hätte sie niemals so viele Informationen, die eigentlich geheim bleiben sollten. Nur ihre Loyalität lies sich in Frage stellen – eine Sache, die bei Auftragsmördern generell ein schwieriges Thema war. Denn egal wie gut und tödlich ein Assassine war, wenn er am Ende auf den ursprünglichen Auftragsgeber zielte, war er nicht mehr wert als ein Kieselstein.

»Ich verzichte. Da du doch so viel über mich weißt, hättest du ahnen sollen, das der Spaß meiner Freundin mir wichtiger als meine eigene Eifersucht ist«, lehnte sie ab, machte dann aber selber ein Angebot. Wenn da schon jemand angekrochen kam, um ihr zu dienen, wollte sie das auch ausnutzen.

»Wenn du mir jedoch immer noch beweisen willst, was du kannst, kannst du das Opfer beobachten und mir alles genau berichten. Jeden Schritt, den er gemacht hat. Jeden Einzelnen.«

Sollte die Andere wirklich einwilligen, hätte das den großen Vorteil, das sie sich darum nicht mehr kümmern musste. Eigentlich hatte sie den Diener beauftragen wollen, der Vanitas zugewiesen worden war, dessen Loyalität hätte sie jedoch auch erstmal überprüfen müssen. Und so, wie sie den Vampir kannte, wäre er sich in der Lage gewesen ,Evelyn für sich zu gewinnen.

»Oh, das ist ja eine interessante Prüfung. Die Herausforderung nehme ich natürlich gerne an«, sagte die junge Frau und kicherte dann erneut .»Wird sicher lustig.« Bevor Iliés noch irgendetwas einwerfen konnte, drehte die Auftragsmörderin sich um und winkte fröhlich. »Bis Bald.«

Dann verschwand sie in der Menge, so geschickt, das Iliés sie schon bald aus den Augen verloren hatte. Das war also eine echte Assassine gewesen – genauso verrückt, wie sie erwartet hatte. Schade, das Ayera das ganze Theater verpasst hatte.

Als sie sich gerade wieder ihrer Freundin zuwenden wollte, hörte sie auf einmal ein lautes Klirren, dann mehrere Menschen, die auf kreischten. Nach der Ursache suchend schlenderte Iliés durch den Raum, was gar nicht so einfach war, da sich eine regelrechte Menschenwand um das Buffet gebildet hatte. Komischerweise konnte sie Ayera nirgendwo entdecken.

Erst, als sie sich ihren Weg durch die Massen gebahnt hatte, entdeckte sie ihre Leibwächterin. Sie lag in der Mitte des Menschenkreises, über und über von Essen bedeckt. Der Tisch, der die Bar dargestellt hatte, war zerbrochen.

Erst herrschte Stille. Dann begannen vereinzelte Menschen, zu lachen. Eine Minute später lachten alle. Sie lachten über Ayera. Selbst ihr ach-so-toller Freund machte mit.

Es gab nicht viele Dinge, die Iliés aus der Ruhe brachten. Eigentlich so gut wie gar keine, dafür hatte ihr jahrelanges Training gesorgt. Sie konnte jede Emotion unterdrücken, wenn sie sich nur konzentrierte. Doch die Wut, die in diesem Moment wie Feuer durch ihre Adern schoss, konnte sie nicht ignorieren. Sie hatten Ayera zum Weinen gebracht.

»Ayera. Komm, wir gehen.«

Sie hielt ihrer Freundin die Hand hin, während alle Anderen weiterlachten. Ayera's mühevoll aufgetragenes Make-up verwischte noch weiter, als sie sich die Tränen aus den Augen wischte. Dann ergriff sie Iliés' Hand und stand auf.

Als die Leibwächterin ihren angeblichen Freund unter den Lachenden entdeckte, ändert sich jedoch etwas an ihrem Gesichtsausdruck. Die Trauer in ihren Augen wich glühender Wut, das Gefühl der Hilflosigkeit dem unwiderstehlichen Drang nach Rache. Sie wand sich mit einem Lächeln an Iliés und verließ neben ihr die Disco. Hätte jemand jetzt ihre Gedanken gelesen, wäre er panisch weggelaufen.

Iliés konnte es ihrer Begleiterin aber beim besten Willen nicht verübeln, schließlich war sie gerade eiskalt verraten worden. Obwohl sie versuchte, Mitleid zu empfinden, fühlte sie stattdessen nur ein angenehmes Triumphgefühl. Von wegen der perfekte Mann.

»Danke, Iliés. Ohne dich . . . Ich bin froh, das du mitgekommen bist« ,murmelte Ayera leise und lächelte ihre Freundin vorsichtig an. Jetzt, wo sie die Party und die lachenden Verräter hinter sich gelassen hatten, war ihre Wut wieder verraucht. Zumindest glühten ihre schönen, feurigen Augen nicht mehr so rachsüchtig.

»Ich bin auch froh, dabei gewesen zu sein«, antwortete sie nachdenklich, in Gedanken noch bei der Auftragsmörderin, die sie mehr oder weniger für sich gewonnen hatte. Dann konzertierte sie sich wieder auf Ayera und grinste breit.

»Sonst wüsste ich ja gar nicht, wessen Haus ich jetzt dafür in Brand setze.«

Jetzt, wo Iliés ihren Racheplänen indirekt zugestimmt hatte, hoben sich auch die Mundwinkel der Betrogenen. Es war, als ob sich die Flammen ihrer brennenden Opfer schon jetzt in ihren Augen spiegeln würden.

»Da hast du recht. Dafür wird er bezahlen. Zum Glück habe ich seine Adresse und Pläne für die nächsten Tage.«

Wer den Beiden zugehört hätte, während sie auf ihre Bahn warteten, der hätte sicher mit dem Bedürfnis gekämpft, die Polizei zu rufen. Zumindest, wenn er zwei unschuldigen, fröhlich lachenden Mädchen zugetraut hätte, einen solchen Racheplan wirklich durchzuziehen. Und wer tat das schon?

Vanitas hatte sein Zeitgefühl verloren, seit er aus dem Fenster des Krankenzimmers gesprungen war. Er wusste nicht, wie lange er jetzt schon darauf wartete, das sein Diener endlich aufwachte – vielleicht nur zwanzig Minuten, vielleicht zwei Stunden. Das Hauptproblem dabei war, das er nicht einmal ein Buch hatte. Eine Spielekonsole in einem Haus wie diesem zu erwarten, war vielleicht etwas zu viel des Guten, aber ein Buch? Das war wirklich nicht viel, oder?

Anscheinend doch, denn alles was sich in seinem Zimmer befand, war ein Bett, ein hässlicher, weißer Teppich, mehrere Schränke, die auch schon bessere Zeiten gesehen hatte, und ein kleines Häufchen Elend, das bei näherer Betrachtung entfernt an einen Sitzsack erinnerte. Ach ja, und ein staubbedeckter Kronleuchter, die er beim Anschalten komische Geräusche von sich gab. Aus welchem Jahrhundert der wohl stammte?

»Herr Lunares?«, murmelte das zweite Häufchen Elend in diesem Raum leise, während es sich aufsetzte. Vanitas, der im Schneidersitz auf dem Bett saß, öffnete die Augen und gähnte unterdrückt.

»Du störst mich beim Meditieren. Sei leise«, murmelte er verschlafen und rieb sich die Augen. Im Nachhinein betrachtet war es ziemlich unvorsichtig gewesen, die Augen zu schließen – wenn der Diener das alles nur vorgespielt hätte, wäre es für ihn kein Problem gewesen, den Vampir abzustechen.

»Aber beim Meditieren schläft man doch nicht, oder?«

»Weiß ich doch nicht. Das war ein Scherz, Idiot.«

Evelyn hielt mitten im Prozess des Aufstehen inne und legte den Kopf schief.

»Oh. Tut mir leid«, entschuldigte er sich und sah sich dann verwirrt um. »Habt Ihr mich hier her getragen, Herr?«

Als Vanitas nicht antwortete, machte der Jüngere ein enttäuschtes Gesicht. Erst, nachdem er zwei Minuten schweigend an einer Stelle gestanden hatte, blickte der Vampir von seinen hochinteressanten Ringen hoch.

»Was? Ich dachte, du redest jetzt mit deinem Herr Gott. Das macht ihr Menschen doch so, oder?«

»Nicht alle«, stammelte Evelyn unsicher, er wirkte etwas unentschlossen. Wahrscheinlich wusste er nicht, ob sein Herr das ernst gemeint hatte oder nicht. Wenn Vanitas ehrlich war, wusste er es selber nicht. Es konnte auch gut sein, das sein Gehirn nur Ausflüchte suchte, um nicht weiter mit dem Typ reden zu müssen. Freundlicher Smalltalk war nie seine Stärke gewesen.

»Ich glaube zum Beispiel nicht an Gott, genau wie die ganze Familie Solares. Nur Miss Arwyn verehrt irgendwelche höheren Mächte. Zumindest führt sie regelmäßig komische Ritual durch.«

Anscheinend hatte Evelyn sich dafür entschieden, das sein Gegenüber wirklich nichts von Religion und Menschen verstand. Vanitas vereinbarte mit sich selbst, das Evelyn recht hatte. Warum sollte er vor einem Gespräch weglaufen? Er hatte schon wesentlich gefährlichere Gesprächspartner gehabt, dieses Kind sollte da doch kein Problem sein. Oder?

»Interessant. Wie man überhaupt auf die Idee kommt, eine physikalisch unmögliche Gestalt zu verehren, fragen wir lieber nicht«, spottete Vanitas mit einem herablassenden Grinsen. Dann stand er auf und holte einen kleinen, in Papier eingewickelten Gegenstand aus einem seiner Koffer.

»Du weißt ja erstaunlich viel über diese Menschen«, stellte der Ältere fest, während er sich wieder hinsetzte und den Gegenstand vor sich legte. Wenn Evelyn wüsste, was sich unter den vielen Papierschichten befand, wäre er wahrscheinlich geflüchtet – oder er hätte einen Antiquitätensammler angerufen, je nach dem, wie viel er seinem Herrn zutraute.

»Naja, ein bisschen«, nuschelte Evelyn mit geröteten Wangen, schon ein so bedeutungsloses Lob schien ihn auf Wolke Siebe zu befördern. Daraus konnte man schließen, das er sonst nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit bekam – er würde sicher einen guten Spion abgeben. Zumindest, wenn er nicht so ehrlich wäre.

»Gut. Dann weißt du doch sicher auch, wer diese Frau ist, die Iliés die ganze Zeit hinterherlauft?« Und mich beinah umgebracht hat, fügte er in Gedanken hinzu. Mittlerweile war er sich sicher, das die Reiterin, deren Pferd die Kutsche, die ihn fast zerquetscht hatte, gezogen hatte, die gleiche Person wie die war, die schon auf der Party mit Iliés getuschelt hatte. Demnach war sie eine weitere Person, die ihm den Tod wünschte.

»Das ist Ayera. Sie ist Miss Iliés Leibwächterin und engste Vertraute. Außerdem gibt es Gerüchte, das-«

Plötzlich stoppte Evelyn, als ob er jetzt erst realisierte, dass er gerade dabei war, Geheimnisse einem Fremden zu verraten, der ihn beinah umgebracht hatte. In seinem Gesicht wechselten sich Unsicherheit und Misstrauen ab, bis er plötzlich aufstand und zur Tür ging.

»E-Es tut mir leid, Herr Lunares, aber bevor ich Ihnen alles erzähle, muss sich erst Herr Solares fragen, was sie wissen dürfen«, stotterte der Kleinere und drückte die Klinke nach unten. Vanitas begann in aller Seelenruhe, den mysteriösen Gegenstand von dem Papier zu befreien.

»Mir tut es zwar nicht leid, aber ich werde dich trotzdem nicht gehen lassen. Ich habe es auf den friedlichen Weg versucht . . .«

Der Vampir seufzte und entfernte die letzte Papierschicht. Evelyns Augen weiteten sich, als er das erblickte, was zum Vorschein kam.

».. . Aber du hast den Unfriedlichen gewählt. Sag nicht, ich habe dich nicht gewarnt.«

Gemächlich stand er auf, sein wunderschönes Messer in der rechten Hand. Evelyn stolperte rückwärts gegen die Tür und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, verstummte aber, als er das mordlustige Funkeln in den Augen des Anderen bemerkte.

»Wobei, eigentlich habe ich dich nicht gewarnt. Was soll's«, sagte Vanitas, eher zu sich selbst als zu seinem Gefangenen. Er schlenderte lässig zu Evelyn rüber, der leicht zitternd an die Wand gepresst da stand. Das Messer blitze auf, als er es nachdenklich im Kreis drehte.

»Das hier ist kein sonderlich langes Messer. Wenn ich dich damit umbringen würde, ist es nicht unwahrscheinlich, das mein schöner Mantel dreckig wird. Und das will ich nicht, du musst dir also erstmal keine Sorgen machen.«

Komischerweise wirkte Evelyn nicht wirklich beruhigt, im Gegenteil. Als Vanitas ihm vorsichtig das Messer an die Kehle hielt, lief ihm sogar eine einzelne Träne die Wange herunter. Was für ein Angsthase.

»So, und jetzt nochmal langsam, damit es auch ankommt: Wer ist diese Frau? Was bedeutet sie für Iliés? Erzähl mir alles.«

Evelyn schniefte und starrte sein Gegenüber traurig an. Nach der ersten Panikattacke hatte seine Angst sich gelegt, alles, was übriggeblieben war, war Enttäuschung. Der Typ war einfach zu naiv gewesen. Hatte er wirklich geglaubt, ein Mensch und ein Vampir könnten Freunde werden? Vanitas schnaubte spöttisch. Lächerlich.

»E-Es sind nur Gerüchte, aber . . . Viele Angestellten denken, sie sind ein Paar oder sowas. Iliés erzählt ihr alles, sogar Pläne für Anschläge oder ähnliches. Offiziell ist sie zwar nur eine Leibwächterin, sie lebt aber auch hier und gehört eigentlich schon zur Familie.«

Als er Vanitas' Grinsen bemerkte, schluckte der Diener. Anscheinend sah man ihm an, das er dieses Information mehr als hilfreich fand. Es war ja doch gar nicht so schwer gewesen, Iliés Schwachpunkt zu finden.

»Und die anderen Angestellten? Wie schätzt du sie ein, eher treu zu Iliés oder zu ihrem Vater?«, bohrte er weiter nach, auch wenn diese Frage eigentlich schon beantwortet war. Es war schließlich eine Angestellte gewesen, die ihm einen Falle gestellt hatte, als er gerade im Blutrausch gewesen war. Da fragte man sich nur noch, ob das Ganze zu Iliés Plan gehört hatte oder die Frau aus reiner Treue gehandelt hatte.

»Herr Solares, das Oberhaupt, ist nicht sehr beliebt. Iliés hat dafür gesorgt, das alle seine falschen Entscheidungen doppelt und dreifach zu hören bekommen, jeden seiner Zweifel live mitverfolgen können. Unter den anderen Angestellten ist er deshalb als schwach bekannt, Iliés wird hingegen beinah schon angebetet. Aber ich werden Mister Joyce niemals verraten!«

Mit einem wissenden Nicken nahm Vanitas das Messer wieder weg von Evelyn, gedankenverloren betrachtete er die Waffe. Seine schlimmste Vermutung hatte sich gerade bestätigt – der ganze Hofstaat war auf der Seite seiner Feindin. Nur Evelyn nicht – warum auch immer. Von dem, was er hatte beobachten können, war Iliés wirklich wesentlich fähiger als ihr Vater.

»Du bist also dem Oberhaupt treu, trotz seiner Inkompetenz . . . Interessant. Und wie sieht es mit diesem Elouan und seiner Zwillingsschwester aus?«

Gedankenverloren ließ der Vampir sich auf sein Bett fallen, während er begann, das Messer wieder einzuwickeln. Evelyn wirkte schon verängstigt genug, da musste er ihn nicht weiter bedrohen.

Als sein Gefangener nach ein paar Sekunden immer noch nicht antwortete, richtete Vanitas sich wieder auf. Er setzte gerade zu einer Beschwerde an, als der Kleiner plötzlich vorsprang und ihn auf das Bett drückte. Noch bevor der Dunkelhaarige reagieren konnte, zog Evelyn einen dünnen, silbernen Gegenstand aus seinem Ärmel und zog ihn wie ein Seil um den Hals seines Gegners, was diesem ein leichtes Würgen entlockte. Das kam jetzt aber überraschend.

Wie es aussah, war nicht Evelyn der Naivling, sondern sein Herr selbst, stellte Vanitas fest. Er hatte sich von der Schwäche seines Opfers in Sicherheit wiegen lassen, diesem aber insgeheim nur in die Hände gespielt. Schlussendlich hatte er verloren, verloren gegen seinen eigenen Diener.

»E-Es tut mir leid, Herr Lunares«, sagte Evelyn mit zitternder Stimme. Das war also das Ende – jetzt würde er sterben, umgebracht von einem Wesen, dessen Spezies er nicht herausgefunden hatte. Schade. Zumindest dieses Rätsel hätte er gerne noch gelöst, bevor er dahinschied.

»Ich wollte Ihnen eigentlich nicht wehtun«, flüsterte der Kleinere und nahm die Kette dann wieder weg. Bevor Vanitas einen genaueren Blick darauf werfen konnte, war sie schon wieder im Ärmel verschwunden.

Leise nach Luft schnappende sah der Vampir zu seinem Diener hoch, der zerknirscht die kleinen Brandwunden am Hals seines Herren betrachtete. Dieser Evelyn war ihm wirklich ein Rätsel. Er wirkte unschuldig und wehrlos, verfügte aber über Kräfte, die die eines Vampires übertrafen. Gleichzeitig schien er aber auch kein Feind zu sein und kein Interesse daran zu haben, Vanitas umzubringen. Seltsamer Typ.

»Lass das mit dem Herr Lunares. Du kannst mich ruhig Vanitas nennen, wenn du willst«, murmelte er leise, sodass er sich selbst kaum hören konnte. Vielleicht lag das auch daran, das er selbst kaum glauben konnte, was er da von sich gab – wie lange war es her, das er jemanden nach seinem Willen gefragt hatte? Lange, sehr lange.

Das Lächeln kehrte auf die Lippen seines Gegenübers zurück, als er das hörte. Obwohl das eigentlich nicht nötig gewesen wäre, antwortete er genauso leise: »Du kannst mich auch Evelyn nennen, wenn du willst.«

Plötzlich ertönte ein leises Klicken, dann öffnete sich die Tür. Ein etwas verwirrter Elouan blickte herein, sah von einem zum Anderen und hob die Augenbrauen.

»Schön, das ihr euch so gut versteht. Eigentlich kein Wunder, wenn man bedenkt, was für Außenseiter ihr beide seid«, sagte der Mensch harsch und warf dann etwas in Vanitas' Richtung, das stark an einen Brief erinnerte, den jemand schon geöffnet und dann wieder geschlossen hatte.

Als Elouan die Tür wieder geschlossen hatte, beeilte Evelyn sich, wieder von Vanitas runterzukommen. Seine ganzer Kopf war rot angelaufen –irgendwie niedlich, das musste der Vampir zugeben.

»T-Tut mir leid«, entschuldigte der Jüngere sich zum ungefähr fünfzigsten Mal an diesem Tag, beschämt auf den Boden starrend. Vanitas schmunzelte.

»Was tut dir leid? Das du mich beinah erwürgt hättest? Hmm, ich denke das passt schon. Rein rechnerisch gesehen bin eigentlich sogar ich dir eine Entschuldigung schuldig, schließlich habe ich dich jetzt schon zweimal fast umgebracht.«

»Du hast eine komische Art, dich zu entschuldigen«, war Evelyns einzige Antwort, dann begann er leise zu lachen. Warum wusste Vanitas auch nicht, doch das Lachen des Anderen war so ansteckend, das er gleich mit einfiel. Und während sie so da saßen und sich über Nichts totlachten, wurde Vanitas klar, das nicht jeder hier sein Feind war.

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