Träume
Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht. Als ich den geheimen Eingang gefunden hatte, ging es eigentlich ganz leicht, abgesehen davon, dass ich meine Freunde nicht fand. Immer wieder spähte ich durch die Fenster, bis es mir schließlich zu viel wurde. Mit einem genervten Seufzer machte ich die nächstbeste Tür auf.
"Ist hier noch frei?"
Es saßen ein rothaariges Mädchen, das mich irgendwie an Rachel erinnerte, eine verträumte Blonde und ein schüchtern aussehender Typ mit Narben im Gesicht auf den Bänken. Wo er die wohl her hatte?
"Ja, natürlich." ,murmelte die Blonde verträumt. Die rothaarige verdrehte die Augen und stellte sich vor, während ich mein Gepäck auf die Ablage wuchtete. Annabeth hatte mich gezwungen noch zehn Bücher über die Zaubererwelt einzupacken, obwohl ich das gedanklich abrufen konnte.
"Ich bin Ginny Weasley, das ist Luna Lovegood und das Neville Longbottom. Und wie heißt du?"
"Percy Jackson." ,sagte ich, während ich mich bemühte wach zu bleiben. In solchen Situationen war der Allzeit-Götterjob doch nicht so nützlich.
"Bist du gewechselt oder warum bist du schon so alt?"
"Gewissermaßen." ,gähnte ich. Ich sollte früher einschlafen. Musste ich überhaupt schlafen, oder wollte Hypnos mich ärgern? Ich wollte noch mehr sagen, aber ebenjener Gott der Träume hatte wohl seine Scherze mit mir vor. Ich gähnte noch einmal und schlief ein.
Ich stand auf einer saftigen Wiese, keine zwei Meter neben mir lag ein hübscher junger Mann. Wenn man mal von den Wellen der Müdigkeit ausging, die er ausstrahlte, war das wohl-
"Hypnos. Was soll das?"
Der Gott drehte sich um und grinste. "Nur ein kleiner Scherz, Erbe des Chaos. Ich hoffe mal, du hast mehr Sinn für Humor als der Göttervater, sonst kann Mom schon mal ein Gästebett freimachen."
"Und was ist der wahre Grund?" ,fragte ich genervt. Die Miene des Gottes wurde ernst. "Ich will dich warnen. Es gibt eine weitere Gefahr. Ich kann und darf dir nicht sagen, wer es ist, aber du kennst die Bedrohung." Er räkelte sich. "Ich schau den Moiren gerne mal beim Weben zu. Sei gewarnt, du wirst eine wichtige Rolle in diesem Stück spielen."
"Wieder eine riesige Socke?" Ich spielte auf meine Busfahrt von der Yancy an.
"Nein. Ja. Und möglich. Gerade du müsstest wissen, das es immer drei Wege gibt. Frag Hazel, sie kennt sich damit aus."
Ich bleckte die Zähne. "Götter, hätte das nicht bis zur Ankunft in Hogwarts warten können? Ich schätze gelegentliche Unwissenheit."
"Schon." Der Gott zuckte mit den Schultern. "Aber Träume sind relativ. Ich nehme es mit der Zeit nicht so genau."
"Ich weiß. Und Grover auch."
Hypnos wurde wütend. "Ich wurde verführt! Und das weißt du genau!"
"Mag sein, aber ich weiß auch, das ihr Götter mein Leben gerne mal als euer Eigentum beansprucht!" ,giftete ich zurück. "Und lass ja meine Familie in Ruhe, Gott des Schlafes." ,fügte ich bedrohlich hinzu, als ich die Absicht des leicht reizbaren Gottes erkannte. "Sterblich wie Mythisch."
Hypnos zuckte zurück.
Ich hob meine Hand und wischte durch den Traum. Die Wiese verschwand.
"P. A. Jackson." ,sagte eine weibliche Stimme gerade. Es war weder Ginny noch Luna, soviel erkannte ich.
"Ich hab von ihm gehört. Er ist der neue Lehrer."
"Ich hab irgendwie ein Déjà-vu." ,meinte eine männliche Stimme. Sie klang selbstbewusst, also nicht Neville. Ich schlug die Augen auf. "Perseus Achilles Jackson. Aber lieber Percy."
Vor mir standen zwei Jungen und ein Mädchen. Das Mädchen reckte sich gerade ein wenig, um die Initialien auf meinem Koffer lesen zu können. Die Jungen musterten mich. Ich tat dasselbe. Der eine sah mir etwas ähnlich, hatte schwarzes, verstrubbeltes Haar und grüne Augen, nur mehr jadegrün, und er hatte eine Brille. Ein paar verblasste Narben zierten seine Haut. Eine fiel mir besonders auf. Sie hatte die Form eines Blitzes. Missmutig verzog ich den Mund. Blitze kann ich nicht leiden. Der andere Junge war groß und schlaksig, hatte rotes Haar und ein etwas weicheres Gesicht als die anderen beiden. Das Mädchen hatte braune, buschige Haare und einen besserwisserischen Ausdruck im Gesicht. Sie wirkte, als wäre sie die klügste. Allerdings wirkte sie auch, als hätte sie lange nicht viel geschlafen. Augenringe verzierten ihr hübsches Gesicht. Der schwarzhaarige Junge hingegen wirkte nicht unausgeschlafen, sondern, als ob er in wenigen Jahren zu schnell zu viel Verantwortung abbekommen hatte. Ich kannte diesen Ausdruck, ich sah in jedes Mal, wenn ich in den Spiegel schaute.
"Guten Tag." ,sagte der Schwarzhaarige höflich. "Das sind Ron Weasley und Hermine Granger. Und ich bin Harry. Ja, ja, schon gut, Harry Potter." ,fauchte der Junge auf einen strengen Blick der Braunhaarigen. Ich hob nur eine Augenbraue. Ich hatte das gefühl, ich würde mich gut mit dem Jungen verstehen.
"Ist eigentlich alles okay?" ,mischte sich Ginny ein. "Sie sind plötzlich einfach eingeschlafen."
Ich sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. "Erstens, Duz mich bitte. Ich bin vielleicht drei, vier Jahre älter als du. Zweitens, ich habe in letzter Zeit wenig geschlafen."
"Dafür siehst du aber noch recht gut aus." ,sagte Luna verträumt. "Hat dich eine Amoriusraupe gebissen?"
"Eine, Bitte was?" ,fragte ich verwirrt. Harry zuckte die Schultern und setzte sich neben mich. "Ignoriers einfach. Sie ist echt nett, wenn man von ihrer Verrücktheit absieht."
Okay ...
Auf einmal spürte ich, wie eine unbekannte Halbgottpräsenz in meinen Radius auftauchte. Ich entschuldigte mich kurz und ging raus auf den Gang. Wie ein Spurenhund folgte ich der immer stärker werdenen Präsenz. Eine mächtige Nebengottheit, vielleicht Hekate.
Ich guckte durch die Abteiltür. Ein Junge mit platinblondem Haar saß alleine im Sechserabteil. Sofort verspürte ich Mitleid. Ich wusste, wie es ist, einsam zu sein. Außerdem erkannte ich nun die Aura des Halbgottes. Janus. Ach, ich kann den Kerl nicht leiden, dauernd mit seinen Türen, gut und böse hier, schwarz und weiß da. Bla bla bla. Ich schüttelte kurz meinen Kopf und dachte nach. Die Aura war mächtig, selbst für ein gut betuchtes Januskind. Vielleicht ein Enkel der Hekate?
"Wollen Sie noch lange hier herumstehen oder was?" Der Janussohn blitzte mich an. Er hatte die Tür geöffnet und stand mit verschränkten Armen vor mir. Ich hob beschwichtigend die Hände. Möglicherweise wusste Chaos mehr?
Chaos, weiß er von seiner Herkunft?
Ja, weiß er. Aber erst seit kurzem.
Was heißt 'kurz'?
Ein paar Wochen?
Scheiße.
War er in Camp Half-Blood?
Nö, Camp Jupiter.
"Warst du in Neu-Rom?" Okay, so direkt hatte ich gar nicht fragen wollen. Die Augen des Jungen weiteten sich überrascht und er zog mich an Ärmel ins Abteil. "Red bloß nicht so laut! Hier weiß keiner davon."
Ich setzte mich. "Doch. Annabeth, Leo, Piper, Jason, Frank, Hazel, und so weiter."
"Du kennst die Helden des Olymp?"
"Ich bin einer."
"Wer - Percy! Percy Jackson!"
"Richtig. Wehe, du hast eine Wackelfigur."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro