Schlangen
Hermines Sicht:
Als ich erwachte, entkam mir ein Stöhnen. Ich spürte ein furchtbares Stechen und Brennen an meinem linken Arm. Ich sah es sogar durch die nächtliche Dunkelheit - das dunkle Mal. Die Schlangen, welche darauf abgebildet waren, bewegten sich geisterhaft und ich wünschte, ich müsste sie nicht ansehen. Die Schlammblut-Narbe war davon verdeckt worden. Es war mir unklar, warum sie ein Schlammblut zu einem Todesser machten. Das war… reiner Widerspruch. Voldemort und seine Todesser waren immer schon verrückt gewesen. Doch… Voldemort war wieder da! Er war zurück, durchfuhr es mich eiskalt und ich begann zu schluchzen. Alles war null und nichtig gemacht worden, Harrys Kampf war fast sinnlos gewesen. Konnte ich irgendjemandem sagen, dass er wieder da war? Man würde mir nicht glauben.Vielleicht Harry, aber er war sehr naiv. Außerdem war ich jetzt einer von denen! Aber nur weil man dieses Mal hatte, hieß es doch noch lange nicht, dass man es wirklich wollte, oder? Snape war einer von ihnen gewesen, hatte aber in Wirklichkeit bis zum Schluss gegen sie gekämpft. Sollte ich sozusagen in seine Fußstapfen treten? Nein, das konnte ich nicht. Ich war nicht so taff, so mutig, wie er es war.
Es war erst 23 Uhr. Würde dieser schreckliche Tag denn nie vergehen? Wach lag ich da.
Als ich am Morgen am Tisch saß, war ich unendlich müde. Warum hatte ich auch nur nicht schlafen können? Na warum wohl... Mein Blick wanderte zu Draco. Er trug einen schwarzen Anzug und nippte vorsichtig an seinem Getränk, worauf er seinen Mund verzog und murmelte:"Wenn mein Vater davon erfährt..." Ich begann etwas zu kichern. Stopp! Ich räusperte mich. Er war es doch, der mein Leben zerstört hatte! Einfach so. Ich musste ihn hassen. Aber wie hasste man jemanden, der gleichzeitig so unverschämt gut aussah, jemanden, den man schon geküsst hatte. Ich seufzte. Langsam streckte ich mich und stand auf. Appetit hatte ich wirklich keinen. Also machte ich mich auf den Weg zur Bibliothek. Sofort schossen mir diese Erinnerungen von Malfoy in den Kopf. Sie waren zu schön. Müde gähnte ich vor mich hin, als ich eine etwas leichte Lektüre überflog. Zaubertränke beherrschte ich eben im Schlaf. Plötzlich spürte ich eine kalte Hand auf meiner Schulter und ich fuhr erschrocken herum. "Gelangweilt, Granger?", fragte er grinsend und lehnte sich an den Tisch. Er sah so verboten gut aus! "Keineswegs, Malfoy!", zischte ich und wollte gehen, doch er zog mich zu ihm und sah mir tief in die Augen, bevor er mich gehen ließ. Als ich aus der Bibliothek stürmte, spürte ich seinen Blick noch immer auf mir. Meine Augen begannen unangenehm zu brennen und ich flüchtete auf die Toilette, wo mich Myrte mit einem Heulen empfing. "Uaaaah, was machst du hier? Hast du Harry dabei? Ich stehe auf ältere Jungs!", meinte sie mit einem Kichern und flog durch mich hindurch. Sie war noch immer in Harry verliebt, obwohl sie eigentlich in Wirklichkeit vielleicht circa fünfzig Jahre älter war. "Nein, Harry ist nicht da…", schluchzte ich und wischte mir mit dem Ärmel über mein nasses Gesicht. "So…?", fragte sie gelangweilt und sauste wieder in ihre Toilette hinab. Wasser spritze aus der Kabine und ich seufzte. Nachdem ich meinen Tränenwasserfall getrocknet hatte, machte ich mich wieder auf den Weg zum Unterricht. Immerhin war ich noch früh genug dran, nochmal im Buch das Thema vom letzten Mal durchzulesen, was eigentlich total unnötig war, aber es gab mir einfach diese Sicherheit, diese Kontrolle, einfach alles zu wissen. Das war einfach meine Stärke. Ich erinnerte mich an meine Worte zu Harry. Ich… Bücher und Fleiß. Es gibt viel wichtigere Dinge. Ich schmunzelte. Natürlich gab es das, aber Wissen war eben das was mich auszeichnete. Ich rückte noch einmal meine Frisur zurecht, um mich dann brav und gerade hinzusetzen.
Mitten in der Stunde tippte mich Ron an. Er saß neben mir. Am Anfang hatte ich das noch für eine gute Idee gehalten, um ihm Fleiß beizubringen und vor Allem, ihm meine Zuneigung zu zeigen. Jetzt hatte ich jedoch keine Lust mehr, weder zu dem einem, noch dem anderen. Immerhin galt meine Liebe M-… meinen Büchern! "Was?", zischte ich. Erschrocken sah er mich an und legte seine Hand auf meinen linken Arm. Ich sog scharf die Luft ein. "Was hast Du da…? Ich habe geglaubt gesehen zu haben, dass Du da irgendwas raufgekritzelt hast, Hermine!" Er wollte meinen Arm umdrehen, doch ich riss mich los und fauchte ihn an:"Geht dich gar nichts an, was ich auf meinen Arm schreibe, Ron Weasley!" Er zuckte entschuldigend mit den Schultern und widmete sich wieder dem Unterricht. Mehr oder weniger… Vorsichtig riskierte ich einen Blick zu Malfoy. Ich erschrak. Er sah gerade zu mir und deutete auf seinen linken Arm. Das war wahrscheinlich eine Geste, dass ich mehr aufpassen sollte. Er musste die Szene mit Ron gesehen haben. Beobachtete er mich? Ich nickte verlegen und lauschte wieder McGonnagall. Auch, wenn meine Gedanken immer wieder zu Malfoy abschweiften. Das machte nichts. Ich konnte die ganzen Verwandlungszauber, welche wir gerade durchnahmen, schon längst.
Als die Stunde endete packte ich extra langsam meine Sachen weg, damit Draco schon weg war, wenn ich den Saal verlassen würde. Natürlich würde ich auf ihn treffen, sagte ich mir. Ich traf immer auf ihn. Insgeheim hoffte ich es auch. Vielleicht! Plötzlich streckte mir jemand ein Buch entgegen. Es war Malfoy, wer sonst. "Lass mich…", fuhr ich ihn an und riss ihm das Buch aus der Hand. "Granger, ich möchte dir doch helfen", murmelte er grinsend und zog sich sein schwarzes Jacket aus. Meine rechte Augenbraue wanderte nach oben. Er drückte es mir in die Hand und meinte:"Du solltest das Mal verstecken, wenn du nicht nach Askaban willst, oder dergleichen." Ich hatte eine kurzärmelige Bluse an. Wie blöd konnte man auch sein, wenn man etwas am Unterarm verstecken musste. "Oder noch schlimmer, Granger! Vielleicht würdest du dann von der Schule verwiesen werden?", fügte er amüsiert hinzu und ich streckte ihm die Zunge raus. Schließlich verließ er den Saal und ich überlegte, ob ich das Jacket anziehen sollte. Es würde sicher auffallen! Ich probierte es zögernd an. Viel zu lang an den Ärmeln, für mich war es wie ein zu kurz geratener Mantel, der mir über den Hintern reichte. War Malfoy denn um so viel größer? Wenn ich Rons Jacket (er würde nie so etwas tragen, geschweige denn, dass er eines hat) anziehen würde, wäre es mir auch so zu groß. Um die Mitte rum! Ich begann zu kichern und stoppte mich wieder sofort. Wie gemein ich doch war! Auch, wenn es nur in meinen Gedanken war…
Als ich den nächsten Unterrichtssaal betrat, hefteten sich Ron und Harrys Blicke an mich. Ich musste furchtbar komisch aussehen. Schnell wagte ich einen Blick zu Malfoy, der mich grinsend betrachtete. Mit seinen Lippen formte er Hübsch. Ja. sicherlich doch. Er musste sich innerlich fast kaputt lachen. Ich schenkte ihm einen finsteren Blick. Warum hatte ich ihm das Jacket nicht an den Kopf geworfen und hatte mir eine Weste geholt? Aus der Angst, dass ich zu spät zum Unterricht kommen würde? Ich verfluchte mich selbst. Hastig setzte ich mich neben Harry, der mich verwirrt ansah. "Was hast Du da an?", fragte er zögernd. Ich lächelte etwas amüsiert und zuckte mit den Schultern. "Hermine, du weißt ja, dass wir deinen schlichten Kleidungsstil schätzen, aber was ist das? War das im Hexen-Übergrößen Angebot?" Ich hämmerte mein Buch gegen seine Schulter und jammerte genervt:"Lasst mich in Ruhe!" Mein Blick wanderte zu Malfoy, der sichtlich versuchte ein Lachen zu verkneifen. Harry folgte meinem Blick. "Ist das seine?", flüsterte er und ich fuhr herum. Ich wusste, dass ich ganz blass im Gesicht wurde und schließlich wechselte meine Farbe zu knallrot. "Nein, was fällt dir ein, Harry!", knurrte ich und wandte mich von ihm ab. Unverschämtheit! Aber es war eben die Wahrheit. Leider.
Als ich meine Hausaufgaben bei der Aufsicht abgeben wollte, stand Malfoy vor mir. Ich seufzte und drückte dem Lehrer schnell mein Heft in die Hand, um in die Bibliothek zu verschwinden.
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