Gezeichnet
Dracos Sicht:
Das Treffen war mehr als erfolgreich gewesen. Immerhin war sie sozusagen darauf eingestiegen und hatte den Kuss erwidert. Es hatte sich gut angefühlt, wie eine lang ersehnte Erfüllung. Aber ich musste ihr Vertrauen gewinnen. Nicht nur ihren Drang nach Liebe erreichen. Ihre Lippen waren weich gewesen und ihre Haare so… unbeschreiblich. Ich hatte mich zurückhalten müssen, sie nicht wie gewohnt Schlammblut zu nennen, aber ihr Gesicht war wie aus Porzellan gewesen, nur war ich es, der kalt war. Sie war warm. Oder auch heiß, wenn man das so sagen konnte und ich lachte in mich hinein. Granger war eigentlich hübscher, als ich es je zugeben würde. Ich lächelte und dachte über meinen Plan nach.
Hermines Sicht:
Als ich am nächsten Morgen auf die Uhr sah, fiel ich fast aus dem Bett. Ich war viel zu spät dran! Flink zog ich mich an und hechtete zum Unterricht. Vor der Tür erstarrte ich. Dort stand Malfoy. Wie sollte ich ihn begrüßen? Hatte das gestern wirklich etwas zu bedeuten? Ich sah ihn an. Plötzlich drehte er sich zu mir um, da er mich kommen gehört hatte. "Granger!", seufzte er etwas eitel und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Seine Arme schlangen sich um meine Hüfte und er presste seine Lippen an meine. Sein Oberkörper war dicht an meinem und ich spürte seinen schnellen Herzschlag. Die rechte Hand wanderte etwas tiefer, worauf ich den Kuss stoppte. Als ich seine enttäuschte Reaktion sah, begann ich etwas zu lächeln. Hatte ich im Moment die Oberhand? Malfoy nahm mich wieder an meinen Handgelenken und zog mich so nah wie möglich an sich ran. Ein fieses Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit und er flüsterte:"Ich bin stärker als du, Granger…" Ich wollte mich wieder los reißen! Was fiel ihm ein? Er umklammerte mich so fest, dass ich nach Luft rang. Der Schmerz erdrückte mich fast, doch das kümmerte Draco nicht im geringsten. Seine Lippen drückten sich wieder an meine und ich wusste, dass es ein Gefühl war, dass mir kein anderer geben konnte. Malfoys Griff lockerte sich und ich ergriff die Flucht. Flink trat ich in den Klassenraum ein. Professor Slughorn unterrichtete uns dieses Jahr wieder in Zaubertränke.
Gleich nach mir stürzte Draco keuchend in den Raum. Die Schüler sahen uns entsetzt an und ein Raunen ging durch die Klasse. Verärgert, aber auch verwundert betrachtete mich Ron. Ich senkte beschämt meinen Blick. Sie mussten doch alle Schlüsse ziehen, wenn Malfoy und ich gleichzeitig in den Klassenraum stürzten. Schrecklich! Professor Slughorn sah auf. "Miss Granger, Mr. Malfoy? Warum so spät? Das hätte ich nicht von Ihnen erwartet, Miss...", murmelte Slughorn und trat einen Schritt näher. Ich stammelte eine Entschuldigung, was mir schwer fiel, da ich sonst eher nicht zu spät kam. Schnell stellte ich mich neben Harry, der mich gleich fragte, was los gewesen war. "Ich habe verschlafen", meinte ich mit falschem Gähnen. Er nickte und sagte etwas zu Ron. Dieser sah mich lächelnd an und schickte mir mit der Hand einen Luftkuss zu. Ich wandte mich desinteressiert ab. Wie gemein ich doch zu dem Rotschopf war. Kurz sah ich nochmal zu ihm, um mir ein schwaches Lächeln abzuringen. Doch meine Blicke waren heute nur für Malfoy bestimmt. Auch er sah manchmal zu mir rüber, um mir fast unmerklich ein Zwinkern zu schenken. Ich sah ihn nur abschätzig an. Ich war nicht gut auf ihn zu sprechen. Er hatte mich schon ein paar Mal geküsst und mir meinen Willen verwehrt, auch wenn ich es richtig genossen hatte. Er war ein wunderbarer Küsser, im Gegensatz zu Ron. Mit wem hatte er das denn wohl geübt? Bildhaft stellte ich mir vor, wie Draco seine weichen Lippen sanft an meine drückte… "Miss Granger!" Ich fuhr hoch. "Sie sind heute furchtbar unaufmerksam. So waren Sie doch früher nicht. Wo waren ihre Gedanken?" Gehetzt sah ich zu Malfoy, welcher mir ein gemeines Grinsen zeigte, als hätte er meine Gedanken lesen können. Die ganze Stunde sagte ich kein Wort mehr. Ich wollte mich so schnell wie möglich aus dem Staub machen, doch Slughorn hielt mich auf. "Miss Granger, Sie bleiben hier und putzen mit Mr Malfoy die dreckigen Zinntöpfe! Dankeschön…" Mit diesen Worten ging er los. Malfoy saß grinsend auf dem Lehrertisch, dann sperrte er die Tür zu. Er wendete sich mir zu. Wollte seine Hände wieder um meine Taille legen, doch ich stieß ihn weg. "Du Todesser! Rühr' mich nicht mehr an… Du hast Schuld an Dumbledores Tod!" Ich wusste, dass Snape es hatte machen müssen, aber Draco hatte es schließlich versucht. Malfoy sah angsterfüllt von mir weg. Ich verspürte komischerweise Mitleid und ich legte meine Hand auf seine Schulter. "Wie war der dunkle Lord?", fragte ich zitternd. Er sah mir tief in die Augen. Tränen glitzerten in diesen und ich spürte ein Ziehen im Bauch. "Furchtbar! Was glaubst du? Ihr habt ihn doch bekämpft… Ich habe es getan, weil er großes vollbringen konnte!", fuhr er mich an. Langsam zog er seinen linken Ärmel hoch und offenbarte mir sein dunkles Mal. Ich wusste, dass es ein schlechter Zeitpunkt war, aber wenn es nur ein Tatoo gewesen wäre, hätte es sogar gut an ihm ausgesehen. "Wir haben ihm alle vertraut, verdammt!", schrie er und ein Schluchzen erfüllte den Raum. Warum offenbarte er sich mir? Ich hatte nicht wirklich erwartete, dass er mir irgendetwas erzählen würde. "Ich bin auch gekennzeichnet", meinte ich lächelnd und zeigte ihm meine 'Schlammblut'-Narbe. Er sah mich abschätzig an. Ach ja, er hatte zugesehen, wie Bellatrix mich gefoltert hatte. Schließlich fuhr er mit dem Zeigefinger über die Schrift und küsste dann vorsichtig meinen Arm. Malfoy war sensibel. Ich wusste früher, dass er eine Heulsuse war, aber nicht, dass er richtige Gefühle hatte. Vorsichtig zog er mich auf meinen Schoß, was mich ein wenig verwunderte, doch ich ließ es zu. Draco schmiegte sich in meine Haare und nahm meine Hand. Er drückte sie etwas zögernd. "Du bist wunderschön, Granger, so schön…", flüsterte er in mein Ohr. Ein angenehmes Prickeln durchfuhr meinen Körper und ich wollte ihn so gerne küssen, doch er ließ mich nicht. Wir saßen eine Weile so da, bis er schließlich aufstand und ohne ein Wort ging.
Das hatte ich ganz vergessen! Wir hatten ja Unterricht.
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