Herkules
„An alle meine Singlefreunde da draußen: Wappnet euch, denn heute könnte der Tag sein, an dem ihr euren Seelenverwandten findet! Einer überaus alten Legende zufolge, trifft man nämlich zu Neujahr seinen Seelenverwandten! Also liebe Frauen und Männer da draußen, zeigt euch heute Nacht von eurer besten Seite und haltet egal wo ihr seid immer die Augen offen, denn vielleicht werdet ihr heute Nacht, die Liebe eures Lebens treffen!"
Das Schlagen meines Herzens war so laut, dass die Stimme des Radiomoderators vollkommen unterging. Das laute Geräusch, des prasselnden Wassers der Dusche, war ebenfalls nur noch dumpf in meinen Ohren zu vernehmen, als Tagträumereien meinen Kopf durchfluteten, wie eine Flutwelle.
Heute würde der Tag endlich kommen. Der heutige Tag würde alles in meinem Leben verändern. Das Glück, das mir immer verwehrt geblieben war, das mit mir verstecken spielte, würde mich endlich heimsuchen. Ich wusste wo es war und es würde nicht davonkommen können. Denn heute war Neujahrsabend.
Ich stieg aus der Dusche heraus und wickelte mir mein türkisfarbenes Handtuch um den Körper. Meine braunen Augen blickten mir aus dem Spiegel entgegen, während ich mich fragte, was zur Hölle ich mit meinen straßenköterblondem, fahlen Haar anstellen sollte. Sie waren alles Andere, als das Platinblond von den Frauen, mit denen er sich vermutlich jede freie Minute umgab. Dennoch konnte ich nicht anders. Ich musste es versuchen, musste mein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Für einen Abend musste ich Fortuna spielen.
Ich wusste, dass es nicht einfach war, dass man nicht beeinflussen konnte, welche Seelen zueinander fanden. Dennoch war ich mir sicher, dass ein wenig Hilfestellung nicht verkehrt sein konnte, dass man seinem Glück manchmal selbst auf die Sprünge helfen musste. Dass ich mich selbst auf die Suche nach meinem Seelenverwandten machen musste. Meinem Seelenverwandten, von dem ich seit zwei Jahren wusste, dass er es war.
Ich musste versuchen ihm die babyblauen Augen zu öffnen, damit er erkannte, dass ich es war. Die Frau, die selbst in den dunkelsten Tagen bei ihm sein würde. Die ihm an manchen Tagen nicht mehr Licht geben konnte, als er es bereits besaß. Die aber trotz all dessen seine große Hand in ihre kleine nehmen würde, und sich mit ihm zusammen auf die Suche nach dem Licht begeben würde.
Die seine Seelenverwandte war. Und welcher Tag um ihn davon zu überzeugen, wäre günstiger, als die Nacht zu Neujahr? Die Nacht, die vermutlich alles verändern würde.
***
Es dauerte ganze zwei Stunden, bis ich fertig war, bis ich endlich halbwegs aussah, als ob ich dazugehörte.
Halbwegs.
Skye, du bist nichts anderes als eine kleine Kellnerin. Eine Kellnerin, die jeden einzelnen Cent umdrehen muss.
Ich schüttelte meinen inneren Kritiker von mir. Es brachte nichts mich an Selbstzweifeln festzuhalten, wenn der heutige Tag doch alles ändern könnte. Wenn der heutige Tag mich zu jemand anders machen konnte. Dazu in der Lage war, mein Leben zu verändern, mich mit der Liebe meines Lebens zusammenbringen würde.
Ich nahm die Piccadilly Line Richtung South Kensington. Dort ausgestiegen, merkte ich sofort, dass es all das war, was ich nicht war. Die hohen, schneeweißen, imposanten Häuser, standen in Reih und Glied am Straßenrand. Jede einzelne Tür war mit einem Türbogen aus weißen Säulen im griechischen Stil verziert. Wenn wir uns nicht im 21. Jahrhundert befänden, hätten vermutlich griechische Götter in diesen Häusern residiert.
Ich lief ein ganzes Stück weiter, in meinen Händen, der leicht zerknitterte Zettel, mit seiner Adresse drauf. Die kalte Abendluft, blies mir ins Gesicht, wirbelte meine sorgfältig gedrehten Wellen um die Ohren. Ich zitterte vor Kälte, meine Füße froren in meinen schwarzen Chelsea Boots, die ich mir von meinem letzten Trinkgeld gekauft hatte.
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, war ich angekommen. Ich wusste, dass er viel Geld besaß, dennoch überraschte mich, das große Tor vor seinem riesigem, prunkvollen Haus, das von diversen Security Männern bewacht wurde. Autos fuhren an mir vorbei, reihten sich in Reih und Glied hintereinander ein, nur um ihr Fenster direkt vor der Einfahrt herunterzukurbeln und dem Security Officer ihren Namen zu geben, damit dieser sich vergewissern konnte, dass sie eingeladen worden waren.
Zu James' King jährlicher Neujahrs Party.
Panik kroch in mir hoch, während mein Gehirn gleichzeitig darüber nachgrübelte, ob ich es wagen sollte zu lügen. Ich war schon immer eine Kämpferin gewesen. Immer schon. Ich streckte meine Brust raus, und lief erhobenen Hauptes zu einem der Security Officer.
„Name?", fragte er gelangweilt, bevor ich ihm auch nur eines meiner schönsten Lächeln schenken konnte.
„Skye Davies", ich versuchte ihm bei der Erwähnung meines Namens in die Augen zu blicken, ihm nicht zu erkennen zu geben, dass ich nicht auf der Liste stand. Doch ich versagte kläglich.
„Tut mir Leid, Miss, aber Sie befinden sich nicht auf der Liste."
„Das kann nicht sein, ich wurde höchstpersönlich von Mr. King eingeladen!", gab ich noch einmal nachdrücklicher von mir, in der Hoffnung, dass er mich vielleicht doch in das Haus lassen würde.
Obwohl ich nicht wirklich gläubig war, betete ich heimlich zu Gott, dass mein Plan aufgehen würde. Dass ich in das Haus gelassen wurde. Doch der Security Officer schüttelte nur seinen Kopf.
„Wenn Sie nicht auf der Liste stehen, können wir Ihnen leider keinen Einlass gewähren."
Ich fluchte innerlich, meine Gedanken rasten wie ein Hurricane durch meinen Kopf.
Ich musste in sein Haus. Verdammt ich musste einfach! Es war meine Chance. Meine Chance mich ihm von einem anderen Licht zu präsentieren, als in unserem Restaurant, in dem er jeden Mittwoch und Samstag zum Lunch kam.
In seinem Kopf war ich einfach eine kleine Kellnerin. Er hatte mich noch nie in einem anderen Licht gesehen. Noch nie, wenn ich meine Haare offen trug und ein schönes Kleid, statt meine Kellnerinnen Uniform anhatte.
Mein Blick huschte an dem Security Officer vorbei zu dem hinteren Teil des Hauses, der von einer Mauer eingezäunt war, samt einer Hecke, die dem Betrachter die Sicht auf die Mauer ein wenig versperrte. Einer großen Hecke, die zur anderen Seite der Straße führte.
„Okay, dann ist das leider so", gab ich betrübt von mir, während mein Inneres alles andere als betrübt war.
Es spann derweilen bereits einen Plan, wie ich am besten über die Mauer kam.
Ich entfernte mich mit leichtfüßigen Schritten vom Vordereingang des Hauses, frostiger Wind, blies unter meinen Mantel, meine Beine froren in meiner dünnen Strumpfhose, die ich mir extra neu von Mark and Spencers gekauft hatte. Meiner Strumpfhose, die mich ein halbes Vermögen gekostet hatte.
Ich erzitterte, als ich schließlich am Ende der Straße angekommen war. Mein Blick schweifte kurz über meinen Schulter zurück, bevor ich nach links abbog. Und dann sah ich sie.
Die Mauer.
Sie war aus kleinen, braun- rötlichen Backsteinen, und mindestens doppelt so hoch, wie ich. Sie thronte vor mir, wie der Olymp vor der griechischen Göttin Hebe. Sie schien plötzlich alles zu sein, was für mich existierte. Mein Blick schweifte über die braun-rötlichen Steine, während ich mir auf die Lippe biss, fieberhaft überlegend, wie um Gotteswillen ich über sie rüberkommen sollte.
Skye, streng dein Gehirn an. Überleg. Es sind nur noch drei Stunden bis Mitternacht!
Mir fiel auf, dass es keine Lücken zwischen den Steinen gab, was es mir erschwerte an ihr hochzuklettern. Ich seufzte frustriert auf, als mein Blick nun zu der Hecke fiel. Es blieb mir keine andere Wahl, als an der Hecke irgendwie hochzuklettern. Entschlossen machte ich einen Schritt zur Seite, fest davon überzeugt, dass ich die Hecke erklimmen würde, als mich plötzlich eine Stimme inne halten ließ.
„Bisschen hoch für dich, findest du nicht ?"
Die tiefe Stimme war von einem schottischen Akzent durchzogen, fuhr wie eine weiche Feder über meine Haut.
Ich stockte für einen kurzen Moment. Ein merkwürdiges Gefühl senkte sich plötzlich in mich. Es war warm und legte sich um mich wie ein großer, weicher Schleier. Kleidete mich in sein Bett und löste in mir urplötzlich ein Gefühl aus, als ob ich mich Zuhause befinden würde. Was ziemlich komisch war.
Ich schüttelte meinen Kopf, versuchte das Gefühl abzuschütteln, während ich mich langsam zu der Stimme umdrehte.
Das Erste was ich erblickte, waren seine beinahe smaragdgrünen Augen, die nun verschmitzt auf meinen landeten. Sie waren von einem markanten Gesicht umgeben, dessen Lippen sich nun ein Stückchen hochzogen. Trotz der Dunkelheit erkannte ich ein Grübchen, das sich um seinen Mundwinkel bildete. Verwirrung musste mir ins Gesicht geschrieben sein, denn ich sah, wie er nun lächelnd durch seine schwarzen Haare fuhr.
„Gott, wo hab ich mein Benehmen gelassen. Hi, ich bin Keir Mcfarlane", er streckte mir seine große Hand entgegen.
Verwirrt starrte ich ihn weiterhin an, denn obwohl ich wusste, dass Schotten eine andere Mentalität hatten, als wir Engländer, war es trotzdem merkwürdig mitten in der Nacht von einem wildfremden Mann angesprochen zu werden.
Plötzliche Panik stieg in mir hoch, gleichzeitig machte ich einen Schritt zurück.
Er war groß, so viel größer als ich. Erst jetzt realisierte ich, dass er mit Leichtigkeit dazu in der Lage wäre, mich außer Gefecht zu setzen. Ich sah, wie er seine Hand fallen ließ und sich erneut durch die Haare fuhr.
„Okay, ich versteh schon. Du hast ja Recht, ich bin ein fremder Mann, der auf einmal abends vor dir auftaucht und dich anquatscht. Ich schätze ich hätte auch Angst, an deiner Stelle", er zuckte mit seinen breiten Schultern, bevor er erneut anfing zu sprechen.
„Aber ich verspreche dir hiermit hoch und heilig, das ich dir nichts antun will", er hob seine Hand, kurz in die Luft, und legte sie sich dann auf seine linke Brust.
„Ehrlich nicht.", sagte er nun wieder nachdrücklich.
„Ich hab dich nur vor der Mauer gesehen und mir gedacht: Was steht eine so hübsche Frau am Neujahrsabend vor einer so hohen Mauer und starrt auf sie hinauf, als ob es der Olymp wäre und sie eine der Götter, die versucht einen Platz auf ihm zu erreichen."
Überraschung dringt durch mich hindurch und obwohl ich mir immer noch nicht sicher war, ob ich mich mit ihm unterhalten sollte, öffnete sich nun mein Mund.
„Streng genommen gibt es nur zwei Göttinnen..."
„Die nicht auf dem Olymp wohnen durften. Ich weiß, ich weiß."
Ich zog eine Augenbraue bei seinen Worten hoch.
„Hebe, die Göttin der Jugend, die gleichzeitig Hofbedienstete von den Göttern war und Eileithyia, Göttin der Geburt", gab er mit einem Schulterzucken von sich.
„Streng genommen müsste man noch Persephone dazu zählen, aber..."
„Sie herrschte mit Hades in der Unterwelt", fiel ich ihm ins Wort.
„Genau", er schenkte mir ein Lächeln, was seine weißen Zähne zum Vorschein brachte und mich für einen kurzen Moment sprachlos machte.
Sein Blick wanderte nun die Mauer hinauf, bis seine Augen am Ende dieser stehen blieben.
„Griechische Mythologie hat mich schon immer fasziniert. Seit meinem Studium", sagte er schließlich, bevor er mir seine Hand entgegenstreckte und darauf wartete, dass ich sie entgegennahm.
„Komm schon, ich helfe dir", sagte er nachdrücklich und schenkte mir ein Lächeln, bei dem kleine Grübchen an seiner Wange zum Vorschein kamen.
In seinen smaragdgrünen Augen lag der Schalk, als er nun einen Schritt auf mich zu lief und nach meiner Hand griff.
„Na willst du jetzt auf den Olymp klettern, oder nicht ? Ich bin mir ziemlich sicher, Hebe hatte auch ihre Helfer."
Er zog sanft an meiner Hand und positionierte uns beide vor der Mauer. Dann ließ er sie los und verschränkte seine Hände vor seiner Brust mit den Handflächen nach oben zeigend zusammen.
„Woher... woher willst du wissen, dass ich Hebe bin?", gab ich verwirrt von mir.
„Nimm es mir nicht übel, aber für Eileithyia siehst du einfach nicht alt genug aus. Ich glaub nicht, dass du schon Kinder hast, oder?", feixte er und zwinkerte mir im gleichen Moment zu.
Ich biss mir auf die Lippe und schüttelte den Kopf.
„Also..", sagte er nun nachdrücklich, immer noch wartend darauf, dass ich auf seine selbstinszenierte Räuberleiter stieg und mich die Mauer hochzog.
Ich war immer noch, mehr als verwirrt.
Gott! Ich wusste, dass ich ziemlich naiv war, dass ich keinen fremden Männern vertrauen sollte, aber ich war verzweifelt!
Ich schloss meine Augen kurz und setzte einen stummen Gedankengang in den Himmel.
Vergib mir Mama.
Ich öffnete meine Augen wieder und öffnete meinen Mund.
„Skye Davies.", gab ich von mir und streckte ihm meine Hand entgegen.
Ich sah, wie seine Augen kurz belustigt aufblitzten, bevor er seine Hände auseinanderfaltete und meine Hand entgegennahm. Als unsere Hände sich berührten, spürte ich ein seltsames Kribbeln in meinen Fingerspitzen.
„Nett dich kennenzulernen Skye.", er schenkte mir ein Lächeln, seine Augen lagen für einen kurzen Moment auf mir, bevor er unsere Hände voneinander löste und wieder eine Räuberleiter mit seinen Händen machte.
Ich holte kurz einmal Luft, bevor ich auf seine Hände trat und mich mit Schwung an der Mauer hochzog. Ich spürte, wie Keir mir einen letzten Push gab, seine Hand verweilte kurz an meinem Po. Und dann befand ich mich plötzlich auf der Mauer. Meine Beine baumelten über das Ende. Meine Augen weiteten sich, während Aufregung in mir hochstieg.
Oh mein Gott! Ich hatte es wirklich geschafft! Ich würde James wirklich heute Nacht treffen!
Mein Blick fiel auf das imposante Haus, das sich nun nicht mehr weit von mir entfernt befand. Ich konnte nicht anders, als meine Arme über den Kopf zu reißen.
„YES!", rief ich aus.
„Du solltest deine Begeisterung vielleicht ein bisschen zügeln.", ertönte plötzlich eine Stimme neben mir.
Ich riss meine Augen weit auf, als auf einmal Keir's Kopf neben mir erschien, und er sich mit Leichtigkeit die Mauer hochzog.
„Oh mein Gott, wer bist du ?", rief ich völlig erstaunt aus, als Keir's Beine neben mir aufkamen und ebenfalls nun neben mir von der Mauer baumelten.
„Herkules", gab er mit einem Grinsen auf seinem Gesicht von sich.
Ich spürte, wie ich rot anlief. Ich war mir nicht sicher, ob es seine Art war mit mir zu flirten, oder ob es einfach ein Zufall war, dass er meinte er sei Herkules, denn laut der griechischen Mythologie war Herkules mit Hebe verheiratet gewesen.
Ich brachte mich wieder auf den Boden der Tatsachen und rollte nun mit den Augen.
„Du bist dir schon im Klaren, dass Herkules als ziemlich gewalttätig und jähzornig dargestellt wird?"
„Klar.", gab er nun von sich und ehe ich mich versehen konnte, sprang er als ob er es immer machen würde, die Mauer herunter, kam leichtfüßig auf dem Rasen auf und hielt seine beiden Arme nach mir ausgestreckt.
„Aber er war auch ziemlich gut im Bogenschießen, Faustkampf und Ringen. Hat sogar den nemeischen Löwen erlegt...", fügte er hinzu.
Ich rollte erneut mit meinen Augen, bevor ich mich fokussiert von der Wand abstieß und nach unten fiel. Er fing mich mit Leichtigkeit auf, meine Finger krallten sich in seine Lederjacke. Er setzte mich auf dem Boden ab, meine Finger waren immer noch an seiner Lederjacke.
„Und die hier ist das Fell, was du von ihm an dir trägst, oder was?", machte ich mich nun lächerlich über ihn.
„Aye, es macht mich unbesiegbar.", hauchte er mir nun fast ans Gesicht.
Sein dunkler Dreitagebart kratzte mich in meinem Gesicht, so nah war er mir.
Ein Kribbeln durchdrang meinen Körper, seine grünen Augen hoben sich vom dunklen Himmel ab. Ein Windstoß ließ mich erzittern, meine Zähne klapperten aufeinander. Plötzlich zog Keir seine Lederjacke aus und legte sie mir um.
„Und jetzt macht sie dich auch unbesiegbar.", seine Stimme klang sanft und plötzlich spürte ich ein Gefühl in mir aufsteigen, als ob ich wirklich unbesiegbar sei.
Ich steckte meine Arme in die Ärmel, machte einen Schritt zurück und ging schließlich den erleuchteten Weg hinauf zu James Haus.
♥♥♥
Mein Mund klappte auf, als ich das Haus betrat. Ich hatte das Gefühl, dass meine Augen fast aus meinen Augenhöhlen fielen. Das was sich vor mir erstreckte, war eine ganze Eingangshalle. Der Boden unter meinen Füßen, war mit braunem Marmor überzogen, vor mir erstreckte sich eine riesige Wendeltreppe, an der Seite ein schnörkeliges, schwarzes Geländer. Die Wendeltreppe führte in einen weiteren Raum, dessen Glaswand man von unten erblicken konnte. Über mir hingen nicht nur ein, sondern genau drei Kronleuchter. Sie waren mit teuer aussehendem, silbernen Kristallglas ausgestattet. Ich kam mir vor wie in einem Paralleluniversum. Überall befanden sich Gäste in schicken Kleidern, hielten Martinigläser in den Händen, teuren Schmuck an ihren Armgelenken oder über ihrem Dekolleté. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich auf einem fast schneeweißen Lammfellteppich stand.
Gott Skye, du Trottel! Dieser Teppich kostet bestimmt das Dreifache von deinen Chelsea Boots.
Ich stolperte einen Schritt zurück. Nur um in eine harte Brust hinter mir zu stolpern. Keir hielt mich an meinen Schultern fest. Im selben Moment fiel mein Blick auf das Ende der Wendeltreppe.
Mein Herz machte einen Aussetzer. Dort stand er! In voller Größe, in voller Schönheit! Er trug einen mittelblauen Anzug, seine roten Haare nach oben gegelt. Seine glatten Gesichtszüge, hoben seine blauen Augen noch mehr hervor. Seine symmetrische Nase, seine schwungvollen Lippen. Ein Seufzer verließ meinen Mund. Heute war der Tag gekommen! Ich war eine Frau auf einer Mission! Ich machte einen Schritt nach vorn, nur um kurze Zeit später eine Hand an meinem Arm zu spüren.
„Er ist der wahre Grund, warum du hierhin wolltest, oder?", hörte ich Keir's Stimme an meinem Ohr.
Ich nickte und biss mir auf die Lippe.
„Okay, lass mich dir helfen.", Keir's warmer Atem drang an mein Ohr. Ein Schauer lief meinen Rücken herunter.
Ich schüttelte mit dem Kopf.
„Ich brauche keine Hilfe", gab ich von mir und machte wieder einen Schritt nach vorne.
Keir griff wieder nach mir, diesmal jedoch nach meiner Hand. Ein Kribbeln fuhr durch meine Fingerspitzen.
„Komm schon Skye, du weißt genau, dass ich dir eine Hilfe sein kann. Nicht nur bei Mister Traumprinz, sondern auch bei ihr.", ich spürte, wie er mir vorsichtig nun in den Nacken griff und meinen Kopf zu der schwarzhaarigen Schönheit neben James drehte.
Sie trug ein silbernes, langes Paillettenkleid.
Ich seufzte, gleichzeitig durchdrang mich eine Welle von Unsicherheit, die ich aber sofort wieder verdrängte.
„Und wie genau denkst du wirst du das anstellen?", fragte ich ihn leise, mein Blick war nun auf die schwarzhaarige Schönheit gerichtet, die ihren Kopf in den Nacken legte und auflachte.
„Genauso, wie Herkules den kretischen Stier gefangen hat.", gab er mit Belustigung in seiner Stimme von sich.
„Du willst sie bändigen?", fragte ich gleichzeitig verwirrt und dennoch mit einem Lachen in meiner Stimme.
„Ja glaub mir ich bin ziemlich gut mit Frauen."
Ich rollte mit den Augen.
„Okay", gab ich schließlich als Antwort und zuckte mit den Schultern.
Ohne auf seine Antwort zu warten, lief ich auf die Wendeltreppe hoch, strich das letzte Mal über meine Haare und lief langsam die Stufen hoch. Ich mochte zwar nicht solche schicken Kleider tragen wie die anderen Frauen hier, aber ich wusste, dass wenn James sich erstmal länger mit mir unterhalten würde, er realisieren würde, dass wir Seelenverwandte waren.
Es war der Neujahrsabend. Wenn nicht heute, wann dann?
Ein Kribbeln drang durch meinen Körper, als ich am oberen Ende der Treppe angekommen war, James hob plötzlich seinen Kopf und schaute mich an. Sein Blick wanderte meinen Körper von oben nach unten hinab. Sein Gesicht verzog sich kurz zu einer Grimasse, so als ob ich etwas war, was ihm nicht gefiel. So plötzlich wie sein Blick auf mir gelandet war, so schnell wand er ihn wieder ab. Ich wusste, dass das geschehen würde. Ich hatte mich darauf mental vorbereitet, dennoch fühlte es sich an, wie ein Stich in meinem Herzen.
Ich schluckte und holte tief Luft, bevor ich einen weiteren Schritt nach vorne machte. Doch bevor ich James erreichen konnte, drehte er sich plötzlich mit der schwarzhaarigen Schönheit um und betrat den Raum vor uns. Seine Hand lag auf ihrem unteren Rücken. Das Schlagen einer Wanduhr unterbrach meinen Blick. Es war 11 Uhr! Ich hatte nur noch eine Stunde.
Gott nur noch eine Stunde !
„Verdammt!", fluchte ich leise und setzte mich in Bewegung.
Doch bevor ich den Raum ebenfalls betreten konnte, stellte sich mir ein Kellner in den Weg.
„Ein Canapé gefällig?", er hielt mir ein Tablett mit merkwürdig aussehenden Häppchen hin.
Ich erkannte schwarze, kleine Kügelchen, die ich sofort als Kaviar erkannte. Neben ihnen befanden sich Muscheln und Schnecken.
Übelkeit stieg in mir hoch. Nur durchs bloße Zusehen.
Wenn sie schon französische Küche präsentierten, warum konnten sie keine Macarons oder Croissants auf dem Tablett servieren?
„Hätten Sie auch ein paar Schokoladencroissants für uns?", hörte ich plötzlich Keirs Stimme hinter mir ertönen, so als ob er meine Gedanken gelesen hätte.
„Oder ein paar Macarons?"
Okaaay. So langsam wurde es gruselig. Hatte ich etwa laut gesprochen?
„Tut mir leid Sir, aber wir führen leider keine Art von Dessert.", antwortete der Kellner und lief mit seinem Teller weg.
„Kaviar.", sagte ich angewidert und zog meine Nase kraus, bevor ich meine Augen wieder auf James fixierte.
Es war ein Wunder geschehen! Diesmal war er alleine!
Ein aufgeregtes Kribbeln durchdrang meinen Körper. Jetzt war mein Moment gekommen. Er war endlich gekommen Nach zwei Jahren würde ich erstmals ein längeres Gespräch, als: „Was darf ich Ihnen bringen?" und „Hier ist ihr Rotwein" mit ihm führen.
Ich kam vor ihm zum Stehen, Worte, die ich eigentlich von mir geben wollte, blieben in meinem Hals stecken. Ich sah wie James mich leicht verwirrt anschaute.
„Entschuldigen Sie, aber kennen wir uns?", fragte er mich verwirrt.
Ich spürte, wie ich rot wurde, mein Herz schlug laut in meinen Ohren. Ich biss mir auf die Lippen und schüttelte den Kopf.
„Nein.", hauchte ich leicht.
„Und was machen Sie dann hier?", fragte er mich nun. „Um ehrlich zu sein, hab ich sie zuvor auch noch nie gesehen. Sind sie mit einem der anderen Gäste etwa befreundet?", er hob sein Kinn und schaute auf mich herab.
„Ähm eigentlich...", begann ich.
„Miss Davies.", unterbrach uns plötzlich eine Stimme hinter mir.
Ich drehte mich um, meine Augen wurden nun groß, als ein Polizist auf mich zukam. In voller Montur.
„Ich muss Sie leider mit aufs Revier nehmen. Sie werden des Unbefugten Betreten eines Grundstücks und des Hausfriedenbruchs bezichtigt."
Panik drang durch mich hindurch und plötzlich wanderte mein Blick neben die Person, die jetzt neben dem Polizisten stand.
Keir.
Blanker Schock musste sich auf meinem kompletten Gesicht spiegeln, denn ich sah, wie kurz etwas in Keirs Augen aufblitzte, was aber wenige Zeit später wieder verschwunden war. Er hatte mich betrogen! Ich war so wütend auf mich selbst, dass ich ihm vertraut hatte! Gott! Mein Leben lang hatte meine Mutter mir gepredigt keinen fremden Leuten zu vertrauen und was hatte ich getan? Ich hatte einem wildfremden Kerl vertraut! Nur um herauszufinden, dass er ein Verräter war.
Der Offizier trat auf mich zu, griff nun nach meinem Handgelenk und ehe ich mich versehen konnte oder mich irgendwie wehren konnte, hatte er mir ein paar Handschellen ums Handgelenk gelegt.
„Sie sind vorzeitig festgenommen, Miss Davies."
Ich riss meine Augen vor Schock auf.
Ging das überhaupt? Konnte man jemanden so schnell festnehmen?
„Danke für Ihre Hilfe Constable Mcfarlane.", gab der Offizier nun von sich und nickte Keir zu.
Constable?
Erkenntnis durchflutete mich.
Keir war ein Polizist! Oh mein Gott! Meine Kinnlade klappte leicht herunter, gleichzeitig hörte ich James Stimme hinter mir.
„Officers, ist irgendetwas nicht in Ordnung? Wer ist diese Frau?", seine Stimme klang besorgt.
Angst vermischt mit einer Welle von Scham, drang in mir hoch.
„Kennen Sie diese Frau Mr. King?", hörte ich den Polizisten James fragen.
„Nein, Sir ich kenne Sie nicht.", gab James von sich.
„Das haben wir uns schon gedacht.", entgegnete der Polizist, gefolgt von einem Zug an meinem Handgelenk.
Ich gab einen kleinen Laut von mir und biss mir auf die Lippen. Er tat mir weh.
„Sergeant Jones, wie wäre es, wenn ich Ms. Davies zur Wache fahre und Sie in Ruhe Mr King befragen?", den Akzent, den ich einst so außergewöhnlich gefunden hatte, hörte sich plötzlich nur noch hart an.
Ich sah, wie Sergeant Jones etwas von sich geben wollte, doch plötzlich schloss er seinen Mund.
„Okay Mcfarlane. Ich treffe Sie in einer Stunde am Revier. Ich erwarte Sie haben bis dahin die Daten von Miss Davies aufgenommen."
Jetzt war es offiziell! Ich würde eine Anzeige bekommen! Und vermutlich eine Strafe! Oh mein Gott, was war, wenn ich ins Gefängnis kommen würde?
Ich spürte wie mir plötzlich schlecht wurde. Gott! Ich konnte nicht ins Gefängnis kommen!
„Aye, Sergeant Jones.", hörte ich nur noch Keir's Stimme, als er mit ihm den Platz tauschte und nun vor mir stand.
Wut stieg nun in mir auf.
Wie konnte man so ein schadensfroher Mensch sein?!
Hätte ich meine Arme vor meiner Brust verschränken können, hätte ich es getan. Doch leider hielten mich meine Handschellen davon ab. Stattdessen starrte ich ihn böse an. Keir machte einen Schritt nach vorne und wollte nach meinem Handgelenk greifen. Ich machte einen Schritt zurück.
„Fass mich nicht an!", keifte ich ihn nun an, meine Wellen schlugen mir ins Gesicht.
Ich spürte, wie Tränen meine Kehle hinaufstiegen.
Es war mir egal, dass er ein Polizist war! Ich war wütend und wenn ich wütend war, dann schrie ich auch Polizisten an!
Ich versuchte meine Tränen herunterzuschlucken. Ich durfte nicht weinen! Ich durfte nicht. Aber heute wäre der Tag gewesen, in dem sich alles hätte ändern sollen. Alles! James und ich hätten heute ein Paar werden sollen... Es war Neujahrsabend.
„Skye, ich muss dich bitten mit mir zukommen.", gab Keir nun mit sanfterer Stimme von sich.
Ich strich mir unauffällig die Tränen aus dem Gesicht und ließ mit einem Stich in der Brust, James und seine Party hinter mir zurück.
♥♥♥
Wie eine Gefangene saß ich in Keirs Polizeiauto. Ein Gitter trennte uns voneinander. Es fehlte nur noch, dass die Sirene anging. Die Scheiben waren zum Glück getönt, so dass niemand in das Auto blicken konnte. Ich wollte mir nicht vorstellen, was passieren würde, wenn mich jemand sehen würde, den ich kannte... Obwohl die Wahrscheinlichkeit ziemlich gering war, denn London war viel zu groß, um zufällig jemanden den man kannte zu begegnen. Mein Blick war stur gerade aus gerichtet.
„Bevor wir am Revier ankommen muss ich dir noch ein paar wichtige Fragen stellen.", begann Keir plötzlich.
Es sah merkwürdig aus, wie er dort saß am Steuer, mit seiner Lederjacke und seinem lässigem dunklen Haar. Irgendwie hatte ich mir Polizisten immer anders vorgestellt... Irgendwie strenger. Weshalb ich wahrscheinlich auch so geschockt war, dass sich herausgestellt hatte, dass Keir ein Polizist war.
„Woher kommst du?", fragte mich Keir plötzlich.
Verwirrung durchflutete mich.
„Warum musst du wissen woher ich komme, bevor wir am Revier sind?"
„Naja...", gab Keir von sich, ich wusste nicht ob ich es mir nur einbildete, aber ich hörte ein wenig Belustigung in seiner Stimme.
„Vielleicht bist du einfach nicht mit dem Gesetz des Vereinigten Königreichs vertraut."
Ich schüttelte meinen Kopf, während nun Wut in mir aufstieg. Ich konnte sie nicht zurück halten.
„Sag mal sehe ich etwa für dich aus, als sei ich keine Engländerin? Falls du es nicht hören kannst, dann spitz deine Ohren ein bisschen mehr, Lieber."
Das brachte ihn zum Lachen.
Was für ein Arschloch! Ich saß hier in Handschellen und er lachte mich aus!
„Okay, okay...", gab er nun von sich. „Nächste Frage..."
„Magst du Pizza?", fragte er mich nun aus heiterem Himmel
„Was?!", rief ich nun völlig verwirrt aus.
„Magst du Pizza? Im Knast bekommt man auch was zu essen.", sagte er nun belustigt.
Seine Antwort ließ mich nun vollkommen durchdrehen. Ich machte einen Satz nach vorne und presste meinen Kopf an das Gitter, während Keir plötzlich mit dem Polizeiwagen anhielt.
„Hör mir mal zu! Ich weiß nicht, was du für ein behindertes Arschloch bist, das sich am Leid von anderen Leuten ergötzt, aber glaub mir, wenn ich jemals aus...", meine Worte wurden unterbrochen, denn Keir riss plötzlich die Fahrertür auf.
Ich stieß einen frustrierten Laut aus. Keir umrundete den Wagen und öffnete die Autotür zu meiner rechten Seite. Ein kalter Luftzug drang mir entgegen.
Keir steckte seinen Kopf ins Auto und griff nach meinem Handgelenk, mit einer sanften Bewegung zog er mich aus dem Wagen raus. Meine Beine kamen auf dem Bürgersteig auf, meine Augen nahmen endlich die Umgebung um mich herum war. Wir befanden uns nicht vorm Revier, sondern vor Franco Manca. Der Pizzeria. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und drehte mich zu Keir.
Er grinste mich nun an und zuckte nur mit den Schultern.
„Ich hab dich nicht umsonst gefragt, ob du Pizza magst."
Ich musste ihn inzwischen wie einen Fisch anschauen.
Plötzlich machte er einen Schritt nach vorn und ehe ich mich versehen konnte, hatte er mich von den Handschellen gelöst.
„Wa....Was?", stotterte ich vor mich, während sich ein grinsender Keir vor mir aufbaute.
„Gehst du auf ein Date mit dem Herkules hier?", fragte er mich plötzlich grinsend, seine grünen Augen blickten sanft in meine.
Ich war komplett sprachlos. Mein Mund öffnete sich, ich sagte etwas, doch ich hörte nichts.
„MOOOOM!" schreit plötzlich eine Stimme in meinem Kopf.
Mit einem Ruck wache ich auf. Zunächst bin ich ein wenig orientierungslos bis ich merke, dass ich, wie so oft in letzter Zeit auf dem Sofa eingeschlafen bin.
„Mom, Mom, Mom, du musst aufwachen! Herkules kommt im Fernsehen!", ich sehe wie mein Sohn und meine Tochter, beide laut rufend, zwischen mir auf dem Sofa hoch und runterspringen.
Nicht zum ersten Mal frage ich mich, was Mutter Natur sich dabei gedacht hat, mir gleich zwei Kinder auf einmal zu schenken.
„Kommt von der Couch runter, ihr Schlingel. Mom hatte eine lange Schicht gestern", ruft mein Ehemann den beiden zu.
„Okaaay.", geben die beiden genervt von sich, springen von der Couch und laufen zum Fernseher, vor dem sie sich beide nebeneinander hinsetzen.
Ich schüttele den Kopf. Obwohl die beiden Zwillinge sind, überragt Islay's dunkelblonder Haarschopf den ihres Bruders Lachlan um ein paar Zentimeter. Ihre beiden Augen kleben am Fernseher. Ich konnte es ihnen nicht verübeln, es war Herkules.
„Denkst du die beiden merken was, wenn wir ein paar Minuten verschwinden?", flüstert Keir an meinem Ohr.
Eine Gänsehaut breitet sich über meiner Haut aus. Ich drehe meinen Kopf zur Seite und blicke in die Augen meines Ehemanns. Seine Augen sind eine Nuance dunkler, was nur Eines heißen kann. Meine Mundwinkel ziehen sich nach oben, bevor ich kurz einen Blick über meiner Schulter werfe. Keir und ich hatten eine Woche keinen Sex mehr gehabt. Dank eines Schneesturms, der unsere sechsjährigen Zwillinge ins Haus verbannte.
Islay und Lachlan sind immer noch in Herkules vertieft.
Ich beiße mir auf meine Unterlippe und schüttele mit dem Kopf. Auf Keir's Gesicht erscheint ein Grinsen, bevor er nach meiner Hand greift und wir leise aus dem Wohnzimmer verschwinden. Auf dem Flur angekommen, rennen wir schließlich Hand in Hand ins Schlafzimmer. Als die Tür hinter uns leise ins Schloss fällt, zieht Keir mich mit einem Ruck an sich und presst seine Lippen stürmisch auf meine. Unser Kuss gleicht dem von zwei Verdurstenden in der Würste, die zum ersten Mal wieder eine Wasserstelle gefunden hatten.
Gott! Es war manchmal echt schlimm sich vor unseren Kindern zurück zu halten.
Keir macht einen Schritt nach vorne und ich stolpere zurück. Mein Körper landet auf den weichen Laken des Bettes und Keir auf mir. Meine Hände umfassen seine vertrauten Wangen.
„Weißt du was...?", Keir's Stimme vibriert an meinen Lippen.
„Was?", gebe ich lachend von mir, als sein Bart nun an meinem Hals kratzt, als er mich dort küsst.
„Eigentlich sollte ich dich mal wieder mit Handschellen fesseln, so wie damals", gibt er lachend von sich.
„Idiot!", rufe ich aus und schlage ihm spielerisch auf die Brust.
„Das hättest du wohl gerne."
Er lacht auf und plötzlich wird sein Lachen so heftig, dass er neben mir aufs Bett fällt und sich vor Lachen nicht mehr halten kann.
Ich schüttele meinen Kopf und lache ebenfalls. Als er sich beruhigt hat, rolle ich mich zur Seite und stütze mich über ihn.
„Weißt du, bevor Islay und Lachlan mich aufgeweckt haben, hab ich von uns geträumt."
„Uh, erzähl mir mehr!", Keir stützt sich nun ebenfalls auf seinen Ellenbogen auf.
„War es ein Sextraum?", fragt er, seine Augenbrauen nun schelmisch hochgezogen.
Ich schüttele meinen Kopf.
„Nein, du notgeiler Hornochse. Ich hab von unserem ersten Treffen geträumt."
Sein Gesicht wird plötzlich sanft, ein Lächeln erscheint auf seinem Gesicht.
„Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass ich dich festnehmen würde, oder?", fragt er mich sanft.
„Ich war verloren, ab dem Moment in dem wir uns gegenseitig die Hand gegeben haben. Sowas fühlt man nur einmal im Leben. Es nennt sich Chemie, Darling.", er umfasst mein Gesicht mit seinen Fingern und schaut nun tief in meine Augen.
„Und Chemie kann man nicht erzwingen, sie ist ein Teil der Natur . Etwas was vom Universum geschaffen wurde."
Ich spüre, wie mein Gesicht weich wird.
„Und das Universum hat uns zusammen geführt an diesem Abend, Skye, ob du es in dem Moment wolltest oder nicht.", er grinst mich nun an.
Meine Mundwinkel ziehen sich hoch, als ich in das Gesicht des Mannes blicke, den ich über alles liebe. Mit dem ich in der Dunkelheit sitzen würde und mich immer wieder auf die Suche nach dem Licht machen würde.
„Ich glaube, das ist auch warum ich dich so sehr liebe Keir. Weil das Universum es geplant hat, dass ich dich finde."
Und dann neige ich mich nach vorne und lege meine Lippen auf seine.
Auf die Lippen meines Seelenverwandten.
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