
Herbst
Der Wind fährt durch meine Haare, kräuselt die Blätter, braust durch die Straßen.
Wie ein Ritter türmt er sich auf, lässt die Bäume zittern.
Die anderen bleiben drinnen, verstecken sich in ihren Häusern, aber ich nicht. Ich fürchte mich nicht vor dem Wind.
Auch nicht vor den braunen, vertrockneten Blättern, die von den Ästen segeln und mit mir tanzen.
Sie fürchten sich vor dem Herbst, ich weiß es. Nicht vor der Kälte. Nicht vor den grauen Wolken, die den Himmel verdecken.
Nein.
Sie fürchten den Herbst. Sie fürchten, dass er ihnen zeigt, wie vergänglich ihr Leben ist. Dass alles einmal vorbei ist.
Dass auch ihr Frühling einmal ein Ende hat.
Aber ich nicht. Nein.
Ich genieße den Herbst. Ich liebe den Wind, die Stürme, den Hurrikan des Lebens.
Die anderen sehen Feuer, das auf den Bäumen züngelt und die Schönheit verzehrt, aber ich sehe Flammen, Funken, die sich in ihrer ganzen Pracht entfalten und dem Himmel entgegenstrecken. Ein Feuerwerk der Natur, das mit all seiner Kraft für die Welt leuchtet.
Ich sehe den Tanz des Lebens, höre die Musik des Windes, spüre den Herzschlag der Erde unter meinen Füßen.
Ich verstehe den Herbst. Verstehe, dass er mich nur daran erinnern will, wie kostbar meine Zeit ist. Dass ich sie genießen soll. Mich in all meinen Farben zeigen soll, ganz gleich, wer zusieht.
Denn ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch bleibt.
Wo die anderen eine Warnung sehen, höre ich einen Gruß.
Einen Gruß, der mich ruft, endlich zu tanzen. Der mich auffordert, mich mit den Blättern zu drehen und durch die Lüfte zu wirbeln, als gäbe es kein Morgen. Der mich lockt, der Welt meine Farben zu zeigen.
Und ich folge ihm.
Denn ich bin ein Sturm im Herbst.
Für @SturmHerbst
Ich hoffe, es gefällt dir :)
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