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Kapitel 32

Songempfehlung: Sleep Token - Jaws

Hatte ich mir das nur eingebildet?
Es musste Einbildung sein.
Oder ein Traum.
Oder beides.

Doch noch bevor sich plötzlich eine Hand neben mir auf dem Tresen abstützte, wusste ich, dass Julian hinter mir stand. Er ragte hinter mir auf, wie eine unverrückbare Macht in meinem Rücken.

Ich drehte mich um und - da stand er. Wie der wahr gewordene Traum, nach dem ich mich schon seit Tagen so schmerzhaft verzehrte.

Er trug eine dunkle Hose und einen grauen Hoodie, dessen Kapuze über einer schwarzen Base Cap lag, die tief in sein Gesicht gezogen war und ihn vor fremden Blicken schützte.

Ich starrte geradewegs in seine giftgrüne Augen, die im Schatten lagen und meinen Blick nicht erwiderten. Stattdessen fixierten sie Joe, der hinter der Theke stand und starrten den Barkeeper mit einer solchen Intensität nieder, wie ein Löwe seine Beute kurz vorm Sprung.

Julian hatte noch nie einen bedrohlichen Eindruck erweckt. Nie.

Bis jetzt.

Seine Größe, seine Kleidung, ja, die Art und Weise, wie er sich hinter seiner Cap und der Kapuze versteckte, verlieh ihm etwas Gefährliches. Etwas Geheimnisvolles. Er wirkte fast schon einschüchternd. Ich hatte ihn noch nie so wütend erlebt, wie in diesem Moment. Seine Augen schienen regelrecht Pfeile zu spucken. Pfeile getränkt in grünem Gift.

»Julian?«, krächzte ich und fragte mich ein weiteres Mal, ob das gerade ein Traum war.

»Ah«, hörte ich Joe mit einem leichten Lächeln in der Stimme hinter mir sagen. »Lass mich raten, du bist der besitzergreifende Freund, der MMA macht.«

Julian wirkte kurz überrascht, fing sich aber direkt wieder.

»Und du solltest deine Hände bei dir lassen, wenn sie dir lieb sind«, knurrte er.

»Wow«, erwiderte Joe ironisch und wandte sich an mich. »Deine Freundinnen haben nicht übertrieben, er ist echt besitzergreifend.«

»Sprich sie noch einmal an und es werden nicht nur deine Hände sein, die du verlierst«, Julian machte drohend einen Schritt nach vorne, aber ich schaltete schnell und legte ihm hastig eine Hand auf die Brust, um ihn davon abzuhalten, einen unnötigen Streit vom Zaun zu brechen.

»Alter, schon gut, schon gut«, Joe hielt kapitulierend sein Geschirrtusch in die Höhe, ehe er sich kopfschüttelnd abwandte und seine Arbeit ein paar Meter weiter verrichtete.

Unterdessen drehte ich mich wieder zu Julian um. Seine Brust hob und senkte sich heftig unter meiner Handfläche. Er war richtig wütend.

»Was sollte das denn bitte?«, zischte ich aufgebracht und schaute zu ihm hoch. »Und was tust du hier überhaupt?«

Und dann - endlich - richtete er seinen Blick auf mich. Er sah auf mich hinab, aus diesen unglaublichen Augen, die allmählich an Härte verloren, kaum dass sie mich ansahen. Diese Augen, die ich so sehr vermisst hatte. Alles um mich herum hörte auf zu existieren. Die Zeit stand still. Die laute, basserfüllte Musik, die den Club noch immer mir Leben erfüllte, rückte in den Hintergrund, war nur noch eine stumme Erinnerung. Selbst die Partygäste, meine Freunde, die ein paar Meter entfernt auf der Tantfläche tanzten und auch die Gefahr, dass man uns erwischen könnte - nichts war mehr von Bedeutung.

Mit einem Mal war meine Wut wie verflogen. Meine Unsicherheit. Mein Kummer. Alles, was mich die Woche auf Trab gehalten und mich um den Schlaf gebracht hatte, war einfach verschwunden. Löste sich in Luft auf. Mein Magen kribbelte heftig und während wir uns ansahen, fühlte es sich an, als prallten wieder einmal zwei Welten aufeinander.

Was stellte Julian nur mit mir an, verdammt?

»Ich hole dich ab«, antwortete er mir, als sei es völlig selbstverständlich.

»Du holst mich ab?«, wiederholte ich verdutzt. Ein Teil von mir freute sich darüber. Der andere Teil jedoch... »Ich kann mich nicht daran erinnern, dich darum gebeten zu haben?«

»Hast du auch nicht«, erwiderte er schulterzuckend. »Reya hat mich angerufen, weil sie sich Sorgen macht und du nicht auf sie gehört hast«, er hielt kurz inne und legte den Kopf schief. »Seit wann sind du und meine Schwester eigentlich beste Freundinnen?«

»Wie bitte?«, meine Augenbrauen schnellten in die Höhe und mit einem Mal streckte die Wut wieder ihre Klauen nach mir aus. Demonstrativ verschränkte ich die Arme vor der Brust.

Oh Reya! Sie würde sich defintiv etwas anhören können. Wie kam sie nur auf die Idee, sich über meine Bitte hinwegzusetzen und Julian anzurufen? Ich hatte ihr ausdrücklich gesagt, dass sie sich raushalten sollte. Doch als hätte Julian meine Gedanken gelesen, begann er plötzlich, seine Schwester zu verteidigen.

»Sie macht sich nur Sorgen um dich und wie es ausschaut«, Julian blickte über meine Schulter zu den leeren Gläsern auf dem Tresen. »Nicht ohne Grund.«

»Ich brauche keinen Aufpasser«, entgegnete ich forsch.

»In Anbetracht der Tatsache, dass du fast mit dem Barkeeper nach Hause gegangen wärst, glaube ich schon, dass du einen brauchst«, etwas in Julians Gesicht verdunkelte sich wieder.

»Hast du völlig den Verstand verloren?«, entrüstet fiel mir die Kinnlade herunter. »Ich wäre ganz bestimmt nicht mit ihm nach Hause gegangen!«

Wie konnte Julian mir so etwas nur unterstellen? Und das, nach allem, was zwischen uns passiert war? War er von allen guten Geistern verlassen?

»Das hat gerade aber ganz danach ausgesehen«, erwiderte er tonlos und in seinen Augen blitzte etwas auf, das verdächtig nach Eifersucht aussah.
Wie aus dem Nichts legten sich seine beiden Hände auf meine Knie und zwangen mich praktisch dazu, für ihn die Beine zu öffnen. Er trat zwischen mich, legte seine Hände wieder rechts und links neben mir auf dem Tresen ab und kesselte mich somit zwischen der Bar und sich selbst ein. Dabei kam er mit verdammt nahe.

Viel zu nahe.

So nahe, dass ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte. Mein Magen schlug Purzelbäume.

»Hast du etwa so schnell vergessen, was letzten Sonntag alles passiert ist?«, sein Bart kitzelte an meiner Wange und weckte eine Leidenschaft in mir, die ich kaum unter Kontrolle bekam. Eine Flut an Gefühlen rollte über mich hinweg, allem voran ein heftiges Ziehen in meiner Körpermitte.

Hatte Julian denn keine Sorge, dass uns jemand sah? Ich schluckte schwer, als mir sein herber, zitroniger Duft gepaart mit seinem Aftershave in die Nase stieg. Unbewusst atmete ich ihn tief ein und war mir nicht mehr so sicher, ob es sein Duft war, der mich schwindeln ließ oder ob der Rausch des Alkohols Schuld daran trug.

Aber dann erinnerte ich mich wieder an seine Worte.

Hast du etwa so schnell vergessen, was letzten Sonntag alles passiert ist?

Oh nein. Ich hatte es nicht vergessen. Wie hätte ich jemals vergessen können, was er alles mit mir angestellt hatte? Welche Empfindungen er in mir geweckt hatte? Nein. Ich hatte jede fucking Sekunde der letzten fünf Tage damit verbracht, daran zu denken und zu hoffen, dass Julian sich bei mir melden würde. Dass er eine Lösung für unser Problem finden würde. Aber das war nicht passiert. Stattdessen hatte er mich in der Luft hängen lassen, unwissend, ob ich jemals wieder Boden berühren würde.

»Ich bin nicht diejenige, die es vergessen hat«, brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Du bist doch derjenige, der Zeit zum Nachdenken brauchte und sich fast eine ganze Woche nicht bei mir gemeldet hat.«

Meine Worte klangen emotionaler, als ich es beabsichtigt hatte. Man hörte die Kränkung regelrecht heraus, was Julian dazu veranlasste, sich ein Stückchen zurückzuziehen und überrascht eine Braue zu heben.

»Du bist sauer«, stellte er fest.

»Ach? Ehrlich? Na sowas, du bist aber ein Blitzmerker«, entgegnete ich sarkastisch und ließ meinen Blick überallhin wandern, nur nicht zu ihm.

»Es gefällt mir, wenn du dich aufregst«, seine Lippen verzogen sich zu einem verwegenen Lächeln, was mich nur noch wütender machte.

»Du bist ein Arschloch«, ich machte bereits Anstalten, ihn von mir wegzuschubsen, als er sofort einlenkte.

»Laney, warte«, er hielt mich fest und machte meinem Fluchtversuch somit einen Strich durch die Rechnung. »Hör zu, es tut mir leid, wenn ich dich mit meinem Verhalten verletzt habe. Lass uns darüber reden. Nur...«, er hielt kurz inne und sah sich um. »Vielleicht nicht unbedingt hier und vor allem nicht wenn du betrunken bist.«

Er blickte wieder zurück zu mir und seine grünen Augen wirkten mit einem Mal völlig klar. Kein verspieltes, neckendes Funkeln mehr oder Wut wegen des Barkeepers. Und die Art und Weise wie er mich nun ansah, ließ meinen Zorn ebenfalls ein kleines bisschen abklingen. Ich spürte, wie meine Mauern zu bröckeln begannen.

»Lass mich dich nach Hause bringen, Laney.«

»Nach Hause?«, wiederholte ich und überlegte, ob Julian damit wohl mein oder sein Zuhause meinte.

»Zu mir«, erwiderte er ohne Umschweife und seine Augen glühten.

Mein Herz stolperte kurz. Doch so sehr mir dieser Gedanke auch gefiel, so wollte ich meine Freunde nicht einfach sitzen lassen. Wenngleich an mir den ganzen Abend über ohnehin keine große Stimmungskanone verloren gegangen war.

»Ich kann nicht«, hielt ich vehement dagegen und wollte erneut aufstehen. Doch sobald ich mit den Füßen den Boden berührte, begann sich alles zu drehen und ich taumelte. Sofort schnellten Julians Hände vor und hielten mich an der Hüfte fest.

Es war nicht so, dass ich total besoffen war.
Aber ich hatte ordentlich einen im Tee.

»Laney«, knurrte Julian erneut und der Griff um meine Hüfte wurde fester. Bestimmender. Besitzergreifend. »Ich werde dich mit nach Hause nehmen, ob du willst oder nicht. Wenn es sein muss trage ich dich auch zum Auto.«

Einen ganzen Moment lang sahen wir uns herausfordernd an und ich kam tatsächlich in Versuchung, Julian zu provozieren. Es drauf anzulegen, obwohl er schon mehrmals bewiesen hatte, dass er keine leeren Versprechungen machte.

Aber ich wollte keine unnötige Aufmerksamkeit auf uns lenken und Julian hatte ja recht. Ich war betrunken und alles, was ich bisher getan hatte, war es, meinen Freunden den Abend zu vermiesen. Womöglich wäre es wirklich das Beste und ich tat jedem damit einen Gefallen, wenn ich einfach auf Julian hörte.

»Okay«, lenkte ich zerknirscht ein. »Aber lass mich den anderen wenigstens noch Bescheid geben.«

»In Ordnung«, Julian nickte.

Ich machte bereits Anstalten loszugehen, als mir einfiel, dass er mich gar nicht begleiten konnte. Schließlich waren Noah, Luan, Josh und Charlotte ebenfalls mit von der Partie und auch wenn Julian sich in seiner Base Cap und dem Hoodie nicht direkt zu erkennen gab, so würden sie ihm spätestens auf die Schliche kommen, wenn er vor ihnen stand und sie einen Blick auf sein Gesicht erhaschten. Zudem... wollte ich Josh eine Begegnung mit Julian ersparen. Es würde ihn nur unnötig verletzen.

»Ich warte hier«, erklärte er, lehnte sich an die Bar und ließ seine Augen über die Menge wandern.

»Okay«, erwiderte ich erneut und ging los, um meine Freunde zu suchen. Ich sichtete sie in der Ferne, immer noch tanzend und lachend auf der Tanzfläche. Während ich mir einen Weg durch die Menge bahnte, spürte ich Julians Blick, der sich in meinen Rücken bohrte. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass er mich die ganze Zeit über nicht aus den Augen lassen würde.

Noah und Josh hatten ein Bier in der Hand und unterhielten sich über die laute Musik hinweg, während Charlotte, Reya und Caya ausgelassen um Yuki herum tänzelten, die wie festgewachsen und mit leerem Blick in der Mitte stand.

Von Luan fehlte jede Spur.

»Hey, ist mit Yuki alles okay?«, fragte ich Caya, als ich bei ihnen ankam. Es kostete mich viel Mühe, ein Lallen zu unterdrücken.

Caya drehte sich zu mir um und zunächst lächelte sie mich breit an. Bei der Erwähnung von Luans Namen jedoch sanken ihre Mundwinkel rapide nach unten. Sie beugte sich zu mir vor, um mir über die laute Musik hinweg ins Ohr zu flüstern. Ihre Alkoholfahne und der trübe Blick deuteten darauf hin, dass auch sie einen über den Durst getrunken hatte.

»Luan ist mit irgendeiner Tussi abgezogen und hat Yuki mitten auf der Tanzfläche stehen lassen. Wieder mal«, Caya verdrehte die Augen.

»Scheiße«, erwiderte ich. »Geht's ihr gut?«

Caya machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. »Wird schon. Was ist mit dir?«

Ich versteinerte und sofort überkam mich wieder ein schlechtes Gewissen beim Gedanken daran, dass ich im Begriff stand, wie Luan auch, einfach abzuziehen, während Yuki mich eigentlich brauchte.

»Ich... ich wollte eigentlich gehen«, gestand ich ehrlich und schaute zu Yuki. »Aber wenn es Yuki nicht gut geht, bleibe ich natürlich! Ich möchte nicht, dass...«

Caya brach in lautes Gelächter aus. Dann legte sie erneut eine Hand an mein Ohr.

»Ich weiß, dass er hier ist, Laney. Ich war dabei, als Reya ihn angerufen hat.«

»Oh«, entfuhr es mir und ich spürte, wie mein Gesicht die Farbe einer Tomate annahm. »Aber ich kann ehrlich noch bleiben, ich will Yuki nicht hängen lassen, nachdem Luan sie wieder im Stich gelassen hat und...«

»Um Himmels Willen!«, stieß Caya lachend aus. »Luan lässt Yuki ständig im Stich. Das ist nichts Neues. Wir heitern sie schon auf. Jetzt geh schon!«, sie machte eine scheuchende Bewegung mit der Hand, was nun auch mir ein Lachen entlockte.

Ich verabschiedete mich noch bei den anderen. Reya wünschte mir mit einem verschwörerischen Blick viel Spaß, woraufhin ich ihr versprach, dass wir noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen hatten. Yuki riss ich einfach ohne groß darüber nachzudenken in eine wärmende Umarmung, die sie zu meinem Erstaunen, zum allerersten Mal erwiderte. Als ich schließlich bei Josh ankam, wurde mir etwas schwer ums Herz.

Ihm gegenüber verspürte ich am meisten Gewissensbisse. Schließlich war Josh extra von Waterbury mit nach New Haven gekommen, um Zeit mit mir zu verbringen und meine Freunde kennenzulernen und nun ließ ich ihn sitzen.

»Hey ähm, ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Aufgrund des Alkohols fiel es mir zunehmend schwerer, einen glaubwürdigen und anständigen Satz über die Lippen zu bekommen. »Ich werde nach Hause gehen. Es tut mir leid, dass ich den Abend irgendwie gecrasht habe. Aber ich fühl' mich echt nicht so gut und hab' viel zu viel getrunken.«

Irgendwie klangen meine Worte nach einer ganz lahmen Ausrede, obwohl es im Grunde genommen die Wahrheit war. Mir ging es tatsächlich nicht gut und der Alkohol machte mir zu schaffen. Sofort trat ein besorgter Ausdruck auf Joshs Gesicht und er legte mir eine Hand auf die Schulter.

»Hast du Probleme mit dem Herz? Soll ich dich nach Hause begleiten?«

»Nein!«, rief ich aus. Womöglich einen Tick zu schnell. »I-ich... Ich hab mir schon einen Uber bestellt. Genieß' noch die Zeit mit den anderen, ihr scheint euch ja gut zu verstehen! Ich will deinen Abend nicht total ruinieren«, ich zwang mich zu einem entschuldigenden Lächeln, das mir nur halbherzig gelang.

»Okay, dann lass mich dich wenigstens nach draußen bringen«, entgegnete er und machte schon Anstalten, mich in Richtung Ausgang zu dirigieren.

»Nein!«, platzte es erneut aus mir heraus. »Ich meine... mein Uber ist schon hier und... Du musst mich nicht begleiten. Wirklich nicht. Die Gegend hier ist sicher und mir wird schon nichts passieren. Hier sind so viele Leute. Also mach dir keine Sorgen und genieß den Abend, ich... ich geh dann mal. Ich ruf dich morgen an. Vielleicht können wir noch einen Kaffe trinken, bevor du abreist?«

Ich redete mich wieder einmal um Kopf und Kragen. Das Verhängnisvolle daran war nur, dass Josh mich in und auswendig kannte. Besser, als jeder andere Mensch auf dieser Welt. Und er wusste auch genau, wann ich log und wann nicht.

Ich konnte nur zu Gott beten, dass er es nicht ausgerechnet in diesem Moment bemerkte. Denn die Art und Weise, wie er mich aus zusammengekniffenen Augen musterte, brachte mich gewaltig ins Schwitzen.

»Okay«, sagte er schließlich zu meiner großen Verwunderung und strich mir kurz über die Schulter. »Aber schreib mir, wenn du Zuhause bist, ja?«

Ich nickte eifrig. Dann hauchte ich Josh zum Abschied einen Kuss auf die Wange, hoffte inständig dass Julian mich nicht von der Bar aus beobachtete und machte auf dem Absatz Kehrt. Doch statt zum Ausgang zu gehen, lief ich zurück zur Bar, wo Julian wie versprochen auf mich wartete. Bei seinem Anblick zog sich mein Magen sofort wieder zusammen. Er stand gegen den Tresen gelehnt da und musterte mich von Kopf bis Fuß, als würde er mich gerade zum ersten Mal sehen. Tatsächlich blieben auch seine Augen kurz an meinem Dekolleté hängen. Doch im Vergleich zu all den anderen Männern störte es mich bei ihm nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil, es sorgte sogar für ein lustvolles Ziehen in meinem Unterleib.

»Okay, erledigt. Wir können gehen«,verkündete ich, als ich vor ihm zum Stehen kam.

Seine Augen fanden meine und ein undefinierbarer, glühender Ausdruck lag in ihnen.

»Du siehst hübsch aus heute«, sagte er wie aus dem Nichts.

Ich schluckte schwer und versuchte die Hitze, die seine Blicke in Kombination mit dem Kompliment in mir heraufbeschworen, im Keim zu ersticken.

»Danke.«

Julians Lippen formten sich zu einem schiefen Lächeln, ehe er sich vom Tresen abstieß.

»Komm«, er griff nach meiner Hand und verflocht seine Finger mit meinen. Sofort begann meine Hand aufgeregt zu kribbeln. Nein, mein ganzer Körper kribbelte. Und das, obwohl diese Berührung unschuldiger nicht hätte sein können. Aber womöglich war es gerade das, was mich so sehr aus der Fassung brachte. Denn händchenhaltend in der Öffentlichkeit zu spazieren, das taten normalerweise nur... Pärchen. Und Julian und ich waren definitiv kein Pärchen. Auch wenn ein Teil von mir sich nichts sehnlicher wünschte.

Gott! Was stellte dieser Mann nur mit mir an?

Gemeinsam bahnten wir uns einen Weg durch die Menge nach draußen und verließen das Fabrikgebäude.

Julians Pick-Up war nicht weit entfernt und schnellen Schrittes liefen wir darauf zu.

»Laney?«

Julian war gerade im Begriff, mir die Beifahrertür zu öffnen, als ich jemanden meinen Namen rufen hörte.

Ich erstarrte mitten in der Bewegung, denn ich wusste zu gut, wem diese Stimme gehörte.

Josh.

Mein Magen formte sich zu einem schweren Klumpen und Übelkeit kroch in jeden Zentimeter meines Körpers.

Scheiße.

Josh war mir gefolgt.

Langsam, mit hämmerndem Herzen, drehte ich mich um und schaute dabei zu, wie mein bester Freund auf den Pick-Up zukam. Nur ein paar Meter von uns entfernt blieb er stehen. Julian tat es mir instinktiv gleich, und blickte ebenfalls über die Schulter zu ihm.

Joshs Augen wanderten irritiert zwischen Julian und mir hin und her. Dann blieben sie an Julian hängen und er musterte ihn von Kopf bis Fuß. Ich konnte mir schon denken, was in Josh vorging - dieser Typ sah definitiv nicht aus, wie ein Uber Fahrer.

Josh hatte Julian erst einmal gesehen und das auch nur ganz kurz. Sie waren sich vor zwei Wochen im Krankenhaus über den Weg gelaufen, als sie mich beide besucht hatten. Ich wusste nicht, ob Josh sich an Julian erinnern würde, aber leider besaß Julian nicht dieses Allerweltsgesicht. Nein, mit seinem dunklen Haar, der großen Statur und den stechend grünen Augen hatte er definitiv Wiedererkennungswert.

»Ich kenne dich«, Josh kniff die Augen zusammen und schien angestrengt zu überlegen. Allmählich schlich sich Erkenntnis auf sein Gesicht. Eine Erkenntnis, die sich anfühlte, wie ein Schlag in die Magengrube.

Die Erkenntnis auf Joshs Gesicht wich blankem Entsetzen. Das Entsetzen wiederum verwandelte sich zu Schock. Dann Enttäuschung und... Wut.

Joshs Blick richtete sich fieberhaft auf mich.

»Sag mir, dass das nicht wahr ist, Laney«, er schüttelte den Kopf und seine Stimme bebte. »Sag mir, dass du nicht etwas mit deinem Professor hast.«

Ich sog scharf die Luft ein und Panik brach in meinem Innern aus. Meine Augen begannen angesichts des Schmerzes auf Joshs Gesicht zu brennen. Mir fehlten die Worte um Josh zu erklären, was hier los war. Denn alles, was mir auf der Zunge lag, klang nach einer billigen Ausrede. Und das hatte Josh nicht verdient. Er hatte es verdient, die Wahrheit zu erfahren. Keine Lügen.

»Josh... ich...«

»Nein«, abermals schüttelte er fassungslos den Kopf. Seine braunen Augen waren ein absolutes Chaos an Gefühlen. Ein Sturm tobte in ihnen. Es war derselbe Sturm, der nun auch in meinem Herzen tobte.

»Du... Du sagtest, dass du mich nicht willst. Du sagtest, dass du überhaupt niemanden willst wegen deiner Krankheit...«, stieß Josh ungläubig hervor, während er immer wieder den Kopf schüttelte, als wäre all das ein böser Traum, aus dem er jede Sekunde aufwachen müsste. »Du sagtest, dass womöglich etwas aus uns hätte werden können, wenn du gesund wärst. Hat dir unsere gemeinsame Nacht vor dem Umzug denn gar nichts bedeutet?«, er spie mir die Worte regelrecht vor die Füße.

»Josh, es tut mir so leid, lass mich das erklären«, schluchzte ich und machte einen Schritt auf ihn zu. Aber sobald ich auf ihn zuging, hob er Einhalt gebietend die Hand, wie um mir zu signalisieren, dass ich ihm bloß nicht zu Nahe kommen sollte.

»Josh...«, flehte ich abermals und spürte, wie die Angst mich sicher im Griff hatte. Angst davor, meinen besten Freund zu verlieren.

»Nein«, er schüttelte den Kopf und als er ihn wieder hob, um mich anzusehen, glich der Ausdruck in seinem Gesicht purer Abscheu. »Du ekelst mich an. Du bist das Letzte, Laney!«

Ich sog scharf die Luft ein und etwas in mir brach in Stücke. Tränen schossen mir aus den Augen, meine Sicht verschwamm und ein Schluchzen entrang sich meiner Kehle.

Du ekelst mich an. Du bist das Letzte, Laney!

»Hey«, mischte sich nun Julian ein und machte einen drohenden Schritt auf Josh zu. »Pass auf, wie du mit ihr redest, klar?«

Joshs Aufmerksamkeit richtete sich nun auf Julian und es schien, als würde er ihn zum ersten Mal richtig wahrnehmen. Die Wut in Joshs Gesicht verdoppelte, nein, verdreifachte sich. Sein ganzer Körper stand unter Hochspannung und er ballte seine Hände an den Seiten zu Fäusten.

»Von jemandem, der seine Macht missbraucht und Studentinnen fickt, lasse ich mir gar nichts sagen!«

Erschrocken schnappte ich nach Luft und konnte nicht fassen, wie der ganze Abend so sehr aus dem Ruder hatte laufen können. Ich fürchtete, dass Julian jeden Moment die Beherrschung verlieren würde. Dass es nur einem falschen Wort seitens Josh bedurfte und Julian würde, so wie vorhin bei dem Barkeeper schon, die Kontrolle verlieren.

Doch stattdessen blieb Julian die Ruhe in Person.

Er schüttelte nur den Kopf und auf seinen Lippen lag sogar der Anflug eines provokanten Lächelns.

»Und ich lasse mich nicht von einem verschmähten Jungen beleidigen. Komm drüber hinweg.«

Julian drehte sich zu mir um.

»Lass uns gehen, Laney«, erneut wollte er mir die Beifahrertür aufhalten, als sich Josh plötzlich und aus heiterem Himmel von hinten auf Julian stürzte. Entsetzen breitete sich in mir aus und ich stieß einen spitzen Schrei aus.

»Josh! Hör auf!«, rief ich panisch, um ihn zur Vernunft zu bringen, als ich sah, wie seine Faust auf Julian zuraste. Aber Julian reagierte blitzschnell.

In fliegender Geschwindigkeit wirbelte er herum, bekam Joshs Faust zu fassen und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Es geschah alles viel zu schnell, sodass ich in meinem angetrunkenen Zustand gar nicht richtig begreifen konnte, wie Julian diesen Angriff hatte abwehren können.

Doch es war nicht weiter verwunderlich, schließlich hatten Julian und auch Reya schon ein paar Mal angedeutet, dass er neben dem Motorradfahren auch noch einer Kampfsportart nachging. Für einen klitzekleinen Moment begann ich mir tatsächlich Sorgen um Josh zu machen.

Julian beugte sich über Joshs Schulter und flüsterte ihm kaum hörbar etwas ins Ohr.

»Tu das noch einmal und du wirst es bitter bereuen.«

Josh riss sich mit einem Ruck von Julian los, wobei ich eher die Vermutung hatte, dass Julian ihn freiwillig gehen ließ. Denn Josh war um einiges schmächtiger, als Julian.

Ich war schockiert. Absolut schockiert. So hatte ich Josh noch nie erlebt und das Wissen, dass ich für seinen Gefühlsausbruch verantwortlich war, schnürte mir buchstäblich die Kehle zu. Ich erstickte regelrecht an Schuldgefühlen.

»Fick dich!«, blaffte Josh in Julians Richtung und spuckte ihm vor die Füße.

Und obwohl ich mir absolut sicher war, dass nun der Moment kam, in dem Julian endgültig die Fassung verlor, belehrte er mich wieder einmal eines Besseren.

»Das macht Laney schon«, mit einem selbstgerechten Lächeln auf den Lippen sah er von oben auf Josh herab. Stünde ich nicht so sehr unter Schock, hätte ich ihn für diese Aussage umgebracht. Wortwörtlich. Denn sie traf Josh genau da, wo es am meisten weh tat.

Mitten ins Herz.

Doch statt erneut auf Julian loszugehen, trat Josh nur ein paar Schritte zurück. Kopfschüttelnd starrte er zwischen Julian und mir hin und her. Tränen sammelten sich in seinen Augen und weckten in mir den Wunsch, ihn in den Arm zu nehmen. Ihn zu trösten. So wie er es immer bei mir getan hatte. Aber ich war klug genug, um zu begreifen, dass es das allerletzte war, was Josh in diesem Moment wollte.

»Ihr beide verdient euch.«

Mit diesen Worten wandte er mir den Rücken zu und ging davon. Und mit ihm ein kleines Stückchen meines Herzens, denn uns war beiden bewusst, dass ich soeben meinen besten Freund verloren hatte...

Einen wunderschönen Tag, meine Lieben!!! <3
Ich hoffe, es geht euch gut & euch hat das Kapitel gefallen! Bin so gespannt zu erfahren, was ihr von dem Twist am Ende hält? Viele haben ja bereits damit gerechnet, dass es Drama wegen Josh & Julian geben könnte! Now it happened... Freue mich schon auf eure Kommis! *grins*
Ganz viel Liebe,
eure Lora <3

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