Kapitel 18
Songempfehlung: Tom Odell - Heal
»Irgendwelche Aktivitäten, die den Schock ausgelöst haben könnten, Laney?«, fragte Dr. Heyck, während er überprüfte, was genau passiert war. Er machte einige Untersuchungen, ehe er meinen Defibrillator am Computer auslas - und das an einem Samstag! Eigentlich hatte ich bis Montag warten wollen, um Dr. Heyck aufzusuchen. Doch nach dem abgegebenen Schock heute Morgen, hatte ich mich den ganzen Mittag hundeelend gefühlt. Meine Brust schmerzte und ich war so abgeschlagen, wie schon lange nicht mehr. Also hatte ich ihn sofort kontaktiert. Er bat mich, direkt in seine Praxis zu kommen. Sicherlich hätte er Besseres zu tun gehabt, als sich um seine neunzehnjährige, trotzige Herzpatientin zu kümmern. Doch so war Dr. Heyck nun einmal. Engagiert, tüchtig und aufopferungsvoll. Er würde sein letztes Hemd für seine Patienten geben.
Als ich mir seine Worte wieder in Erinnerung rief, stöhnte ich peinlich berührt und war dankbar dafür, dass ich meine Eltern nicht gebeten hatte, mich zum Kontrolltermin zu begleiten. Unter keinen Umständen hätte ich Dr. Heyck in ihrer Anwesenheit erzählen können, was geschehen war, bevor der Defibrillator seinen Schock abgegeben hatte.
»Ich ähm«, stammelte ich leicht verlegen. »Ich war mit jemandem zusammen.«
Dr. Heyck tippte auf seinem Computer herum und hob ohne mich anzusehen eine seiner grauen, buschigen Brauen. »Und weiter?«
Malcolm Heyck war seit ich denken konnte mein Arzt. Er hatte mich auf meinem bisherigen Leidensweg von klein auf begleitet, wodurch eine Art Freundschaft zwischen uns entstanden war. Dr. Heyck war ein hoch angesehener und renommierter Kardiologe mittleren Alters. Mit seiner offenen und herzlichen Art wickelte er nahezu jeden Patienten um den Finger, so auch mich. Bei ihm handelte es sich nicht um einen dieser gefühlskalten, emotionslosen Ärzte, die ihre Patienten wie am Fließband abfertigten. Er war das krasse Gegenteil und genau das machte ihn in meinen Augen zu einem guten und kompetenten Arzt.
Aus diesem Grund war eigentlich auch nichts dabei, ihm von dem Kuss zu erzählen. Ich sollte vielleicht nur die Tatsache weglassen, dass es sich bei besagter Person um meinen Professor handelte...
»Du weißt schon«, drängelte ich und begann nervös an dem Saum meiner Jeans zu nesteln. »Ich habe mit jemandem rumgeknutscht.«
Dr. Heycks Finger hielten mitten in der Bewegung inne und schwebten über der Tastatur. Schließlich hob er das Gesicht und sah von seinem Computer überrascht zu mir rüber.
»Rumgeknutscht also?«, ein verschmitztes Lächeln stahl sich auf seine Lippen und kleine Lachfältchen erschienen um seine Augen. Für sein Alter sah er noch recht gut aus.
Er war schlank und hochgewachsen und obwohl sein helles Haar bereits von grauen Strähnchen durchzogen war, verlieh ihm diese Farbe eine gewisse Attraktivität. Es schmeichelte seinen sanften Gesichtszügen.
»Das ist also der Grund, warum dein Herz kurz gestolpert ist, huh?«, er zwinkerte mir zu, ehe er sich wieder dem Computer zuwandte. Ich mochte Dr. Heycks Humor, auch wenn ich mich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht mit diesem Kuss auseinandersetzen wollte.
»Ich möchte nicht darüber reden.«
»Warum nicht?«, fragte er hinter dem Bildschirm. »Es ist das erste Mal, dass du von einem Jungen erzählst.«
Einem Jungen? Dass ich nicht lache. Wohl eher meinem neunundzwanzigjährigen Professor.
»Eigentlich wollte ich gar nicht von Jungs erzählen. Niemals«, murrte ich, was ihm ein weiteres Lachen entlockte.
»Verliebtsein ist etwas Schönes, Laney. Genieße es.«
Ruckartig hob ich den Kopf.
»Erstens«, ich reckte symbolisch meinen Zeigefinger in die Luft und zischte: »Bin ich nicht verliebt«, dann folgte der zweite Finger. »Und zweitens, wäre es in Anbetracht der Tatsache, dass ich bald sterben werde, das Idiotischste was mir passieren könnte.«
Dr. Heyck seufzte und dieses Mal richtete er seine blassblauen Augen direkt auf mich.
»Laney«, sagte er und schlug einen sanfteren Tonfall an. »Darüber haben wir doch schon gesprochen.«
»Ja, haben wir«, bestätigte ich und richtete meinen Blick wieder stur zur Decke. »Ich werde mich nicht mehr operieren lassen. Außerdem müsste ich erst einmal ein Spenderherz finden und das ist ein Ding der Unmöglichkeit.«
»Das ist völliger Unsinn und das weißt du auch«, entgegnete er nun etwas strenger. »Du stehst auf der Liste und mit etwas Glück...«
»Glück ist etwas, das ich nicht besitze«, fiel ich ihm unwirsch ins Wort und hob erneut den Kopf von der Liege, um ihn anzusehen. »Also was ist jetzt mit meinem Herz?«, lenkte ich wenig galant vom Thema ab und deutete mit dem Finger auf meine Brust. »Wieder einmal Vorhofflimmern?«
Dr. Heyck seufzte, ließ das Thema jedoch auf sich beruhen. Dann warf er einen erneuten Blick auf den Computerbildschirm. Augenblicklich nahm sein Gesicht einen ernsteren Ausdruck an.
»Nein. Du hattest Kammerflimmern.«
Scheiße.
Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus.
Kammerflimmern war schlimmer, als Vorhofflimmern. Hierbei stellte die Herzkammer ihren Pump-Rhythmus ein, was sehr viel gefährlicher war, da kein Blut mehr koordiniert in das Gehirn und den Körper gelangte. Zudem verlor man innerhalb weniger Sekunden das Bewusstsein. Ohne Behandlung erlitt man einen Krampfanfall und nach etwa fünf Minuten schon kam es zu irreversiblen Schäden, weil das Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wurde. Beim Kammerflimmern handelte es sich also um einen akuten Notfall, der bei Nichtbehandlung zum plötzlichen Herztod führte. Auch mein Defibrillator konnte mir bei einem Herzstillstand nicht mehr helfen.
Schon lustig. In Filmen und Hollywood Streifen wurde so etwas immer ganz anders dargestellt. Mehr dramatisch. Dort wurde der Patient nämlich heldenhaft reanimiert, wenn auf den Gerätschaften eine Asystolie - also eine Nulllinie - angezeigt wurde. Auf wundersame Weise schlug der Betroffene dann wieder die Augen auf. Im realen Leben jedoch nutzte das herzlich wenig. Bei einer Nulllinie hatten die Herzzellen nämlich keinerlei Aktivität mehr und ein elektrischer Schock blieb erfolglos. Hier half nur eine gute Herz-Lungen-Wiederbelebung.
Ganze zwei Male - nun drei - hatte ich Kammerflimmern gehabt. Mein Defibrillator hatte eingegriffen, bevor mein Herz vollends zum Stillstand kommen konnte. Unvorstellbar, dass dieses verdammte kleine Gerätchen, das nicht größer war als eine Streichholzschachtel, mir schon so oft das Leben gerettet hatte.
»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte ich niedergeschlagen, denn ich wusste, dass die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Auftretens von Kammerflimmern beängstigend groß war. Für gewöhnlich trat es in Episoden auf.
Dr. Heyck seufzte.
»Laut den Ergebnissen deines Defibrillators«, er deutete auf seinen PC, von wo aus er das Langzeit EKG abrufen konnte. »Hattest du auch vermehrt Vorhofflimmern in den letzten Tagen.«
Ich ließ meinen Kopf zurück auf die Liege fallen.
Klasse.
Ein dunkle Vorahnung über meinen weiteren Therapieverlauf beschlich mich.
»Ich würde dich eigentlich lieber im Krankenhaus zur Aufsicht behalten, aber so wie ich dich kenne, wird daraus wohl nichts«, er lächelte mich wissend an. Mir war durchaus bewusst, dass so manch einer mich als fahrlässig und verantwortungslos bezeichnen würde. Für andere war schwer begreiflich, dass ich mit einem solch hohen Gesundheitsrisiko nicht lieber zur Sicherheit im Krankenhaus verblieb. Doch wenn man sein ganzes Leben schon mit Ärzten und Klinikaufenthalten zugebracht hatte, war man über jedes kleine Stückchen Freiheit glücklich, das man zwischen die Finger bekam.
»Erschreckend. Kannst du Gedanken lesen, Doc?«, theatralisch kniff ich die Augen zusammen.
»Wir werden es so machen«, er erhob sich von seinem Stuhl und kam zu mir rüber, um die Elektroden von meiner Brust zu entfernen. »Wir beobachten weiterhin deinen Herzrhythmus extern über den Defibrillator am Computer. Sollten die Rhythmusstörungen weiter bestehen und sich nicht synchronisieren, führen wir eine Kardioversion durch.«
Mit einem Mal wurde mir ganz übel und mein Magen drehte sich herum. Ruckartig schoss ich von der Liege auf und starrte zu Dr. Heyck hoch.
Ich hasste die Kardioversion.
Abgrundtief.
Es gab nichts schmerzhafteres.
Bei der Kardioversion handelte es sich um eine Maßnahme zur Wiederherstellung des normalen Herzrhythmus'. Das Ziel war es, das Herz wieder in einen normalen, regelmäßigen Herzschlag zurückzuführen. Die elektrische Kardioversion wurde unter einer Kurznarkose durchgeführt und sollte somit für den Patienten schmerzfrei sein. Eigentlich. Leider war es in den wenigsten Fällen so. Weshalb sollte es auch angenehm sein, wenn mit Hilfe von elektrischen Impulsen der Herzrhythmus zurück in den Sinusrhythmus versetzt wurde? Faszinierend und erschreckend zugleich.
»Ich werde dir für die nächsten drei Wochen provisorisch schon einmal ein orales Antikoagulanzmittel verschreiben, für den Fall, dass wir die Kardioversion dann durchführen müssen.«
Bitte nicht.
»Aber ich dachte ich brauche dank des Defibrillators keine Kardioversionen mehr?«, warf ich ein.
»Auch der ICD hat seine Grenzen, Laney«, sagte er und sah mich eindringlich an. »Neue Studien zeigen, dass eine externe Kardioversion stärker ist und dreiundneunzig Prozent erfolgreicher, als die interne Kardioversion über deinen ICD.«
Ich verstummte und ließ Dr. Heyck seine Arbeit machen. Stattdessen starrte ich wie betäubt zur Decke. Ich wusste, dass es notwendig war, mein Herz wieder in einen stabilen Rhythmus zu bringen. Unbehandeltes Vorhofflimmern barg ein erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Doch ich hatte schlicht und ergreifend keine Kraft mehr. Ich wollte nicht mehr. Ich wollte kein Leben führen, das nur aus dem Schlucken von Medikamenten, Operationen und Angst bestand.
Ich wollte einfach nur ein bisschen Frieden.
Frieden.
Ein Wörtchen, das mir völlig fremd war.
Aber was blieb mir schon anderes übrig?
»Na schön«, gab ich mich geschlagen, setzte mich auf und schlüpfte wieder in mein Shirt. »Wann soll ich wieder kommen?«
»Wir machen wöchentliche Kontrolltermine. Und ich bitte dich in nächster Zeit auch kein Fahrzeug mehr zu führen, keinen Alkohol zu komsumieren und keine körperliche Betätigung. Außerdem...«
Ich fiel ihm ins Wort und winkte ab.
»Ja ja, ich weiß schon«, sagte ich tonlos und hüpfte von der Liege herunter. Ich kannte das ganze Prozedere bereits, wie meine eigene Westentasche. Dr. Heyck regelte noch den Papierkram und überreichte mir meine Rezepte, ehe wir uns voneinander verabschiedeten.
»Laney?«, hörte ich ihn sagen, als ich bereits die Tür erreicht hatte.
»Hm?«, mit hängenden Schultern drehte ich mich zu ihm um. Aus seinen blauen Augen sah er mich an und ein mitfühlender Ausdruck lag in ihnen.
»Nicht aufgeben.«
♥
Nachdem ich bei Dr. Heyck fertig war, schaute ich noch bei meinen Eltern vorbei. Es bot sich an, da ich mich ohnehin schon in Waterbury aufhielt. Mit dem Bus fuhr ich nach Bunker Hill, der Stadtteil, in dem sich mein Elternhaus befand.
Bunker Hill war eine ziemlich gute und sichere Wohngegend mit traumhaft malerischen Familienhäusern. Ich verband schöne Kindheitserinnerungen mit dem Ort. Obwohl Bunker Hill ein Teil von Waterbury war, besaß es seine eigene Identität mit einem eigenen Handelszentrum, Schulen, Parks und vieles mehr. Wir, die in Bunker Hill lebten, waren sehr stolz auf unser Zuhause und besaßen eine unerschütterliche Loyalität gegenüber unserem Viertel.
Schon von Weitem spitzelte der vertraute, rote Backstein unseres Hauses zwischen den Ästen hochgewachsener Bäume hervor und meine Schritte beschleunigten sich. Geflissentlich mied ich das Anwesen gegenüber, mit der schieferweißen Holzverkleidung und den braunen Fensterläden, das Josh sein Zuhause nannte und überquerte die Straße.
Ich hatte Mom und Dad schon viel zu lange nicht mehr gesehen und Freude breitete sich in mir aus. Meine Füße trugen mich immer schneller über die gepflasterte Einfahrt, während meine Augen die weißen Fenster mit den hellen Fensterläden betrachteten.
Ein kleiner, cremefarbener Vorbau mit Haustür säumte die Front und bildete somit den Eingang.
Viele Leute würden es wohl als ein typisches Vorstadthaus bezeichnen, das zwar nicht besonders luxuriös, dafür aber unglaublich heimisch war. Nun ja, im Vergleich zu anderen Häusern in Waterbury, würde man unser Zuhause wohl dennoch der gehobenen Gesellschaft zuschreiben. Obgleich Mom und Dad als Juristen in der überdurchschnittlichen Gehaltsklasse lagen und wir deshalb immer schon auf der Sonnenseite des Lebens standen, ließen sie ihren Reichtum nicht heraushängen. Ganz im Gegenteil. Sie waren bodenständig geblieben, was sich daher auch in meiner Erziehung widerspiegelte.
Geld alleine machte nicht glücklich.
Ich hätte alles Geld der Welt gegeben, um dafür arm aber gesund zu sein.
Einen tiefen Atemzug nehmend betätigte ich die Klingel und wartete. Sekunden später öffnete sich die Tür und Mom erschien in meinem Blickfeld.
Ihre grünen Augen, die meinen so sehr glichen, weiteten sich freudig, sobald sie mich sah. Das dunkelblonde Haar trug sie mit einer Spange nach oben gesteckt, lediglich zwei Strähnen hatten sich gelöst und umrahmten ihre zarten Gesichtszüge. Wie immer zierten ihr Mund ein dunkelroter Lippenstift. Es war die Farbe Diva von Mac Cosmetics, den sie über alles liebte. Ihr Markenzeichen. Und da sie einen so hohen Verschleiß an dem Lippenstift besaß, bekam sie jedes Jahr zu Weihnachten und Geburtstag einen von mir geschenkt. Es war zu so etwas wie einem Ritual geworden.
»Laney!«, rief sie überrascht aus und trat einen Schritt über die Schwelle, um mich in eine herzliche Umarmung zu reißen. »Ich wusste gar nicht, dass du kommst!«
Als sie mich wieder freigab, neigte sie leicht den Kopf über die Schulter und rief in das Innere des Hauses: »Frank! Komm runter, Laney ist da.«
Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder mir zu.
»Wieso hast du vorher nicht angerufen, Bärchen?«, fragte sie und öffnete die Tür weiter, um mich hereinzulassen. »Wir hätten dich abholen können.«
»Ich war bei Dr. Heyck und bin mit dem Bus hergekommen«, winkte ich ab und trat ein. Sofort legte sich ein Schalter um und Moms Gesichtszüge entglitten. Ein Ausdruck von Sorge huschte über ihr hübsches Gesicht. Es war, als hätte sie für eine Weile vergessen, dass ich todkrank war und mit einem Schlag fiel es ihr wieder ein.
»An einem Samstag?«, ihre Stumme überschlug sich. »Ist alles in Ordnung?«
Ich seufzte und innerlich verfluchte mich für meine Unachtsamkeit. Schließlich wusste ich, wie empfindlich Mom sich verhielt, wenn es um meine Gesundheit ging.
»Ich erzähle es euch drinnen«, verkündete ich und streifte mir erst den einen, dann den anderen meiner Vans Sneaker von den Füßen. Dann folgte ich Mom in die Küche.
»Setz dich«, sie deutete auf den Esstisch im Essbereich und widmete sich wieder der Küchenzeile, wo ich sie mit meinem Auftauchen wohl gerade bei der Zubereitung eines Smoothies gestört hatte. Ich beschloss, mir erst einmal ein Wasser aus dem Kühlschrank zu holen. Während ich einen Blick in das Innere des Schranks warf, kam mir plötzlich eine bösartige Idee und meine Lippen verzogen sich zu einem diabolischen Grinsen. Ich erlaubte mir einen Scherz und griff zielstrebig nach der Becks Flasche. Dad war schon immer ein Fan von deutschem Bier gewesen und genehmigte sich hin und wieder eines zum Abendessen.
»Ich trinke heute mal ein Bier«, verkündete ich freudig und warf Mom einen Blick über die Schulter zu. Sie hielt mitten in der Bewegung inne.
»Laney!«, ihre Stimme nahm einen mahnenden Tonfall an und ihre Augen hefteten sich auf die Bierflasche in meinen Händen, als wären sie pures Gift. »Das ist nicht lustig, du weißt, dass schon ein einziges Bier Vorhofflimmern auslösen kann!«
Ich rollte mit den Augen.
»Wie gut, dass ich bereits Vorhofflimmern habe«, ich prostete ihr mit der Flasche zu. Unterdessen verlor Moms Gesicht jegliche Farbe und sie wurde aschfahl. Selbst ihre Augen schienen das Leuchten zu verlieren. Der einzige Farbklecks bildete der dunkelrote Lippenstift auf ihrem nun verkniffenen Mund.
»Wie bitte?«, flüsterte sie leise. »Warst du deshalb bei Dr. Heyck?«
Erneut verfluchte ich mich dafür, dass mein Mund sich jedes Mal verselbstständigte, wenn ich es am wenigsten gebrauchen konnte. Verdammt, Julian hatte wirklich recht. Ich sprach einen Moment früher, als ich dachte.
Julian.
Beim Gedanken an ihn machte mein Herz sofort einen Satz und begann dann in einem schwindelerregenden Tempo weiterzuschlagen. Ob das gesund war?
Hastig vertrieb ich ihn aus meinem Kopf, stellte das Bier zurück in den Kühlschrank und griff nach einer Wasserflasche. Ich war noch nicht bereit mir über das, was heute Morgen geschehen war, den Kopf zu zerbrechen. Also verdrängte ich die Erinnerungen. Verschloss sie. Tief in mir. In einer der letzten Schubladen meines Gedächtnisses. Dann schlenderte ich unter Moms bohrendem Blick zur Kücheninsel und ließ mich auf einen Barhocker sinken. Innerlich wappnete ich mich für die nächsten Worte.
»Ich habe seit einigen Tagen Vorhofflimmern, ohne es bemerkt zu haben, was heute Morgen in Kammerflimmern überging. Mein Defibrillator hat ausgelöst«, erklärte ich träge und nahm im Anschluss einen kräftigen Schluck von der Wasserflasche.
Moms Reaktion bestand aus einem entsetzten Laut.
Als sie bereits zu einer Erwiderung ansetzte, hob ich kapitulierend eine Hand in die Höhe.
»Es geht mir schon wieder gut«, versuchte ich das Ganze herunterzuspielen. »Ich bin nicht einmal ohnmächtig geworden. Der ICD hat alles geregelt. Dr. Heyck behält meine Werte im Auge und sollten die Arrhythmien sich nicht wieder einpendeln, führen wir in drei Wochen eine Kardioversion durch.«
Ich machte mir gar nicht erst die Mühe, Mom über Dr. Heycks medikamentöse Vorkehrungen aufzuklären. Mom wusste bereits bestens über die Kardioversion Bescheid, da sie mir bei den letzten acht Malen schon die Hand hatte halten müssen.
»Oh Laney...«, brach es aus ihr heraus und sie machte Anstalten um die Kücheninsel herum zu kommen. Schnell hob ich eine Hand und bedeutete ihr damit, etwas Abstand zu halten. Ich war nicht in der Verfassung für Gefühlsduseleien. Nicht jetzt. Nicht heute.
»Es geht mir gut«, beharrte ich und meinte es auch so. Zwar fühlte ich mich so schlapp und träge, wie schon lange nicht mehr, aber ich konnte mich auf den Beinen halten und es machte auch nicht den Anschein, als würde ich in absehbarer Zeit das Bewusstsein verlieren. Das war doch schon mal etwas.
Mom jedoch wusste, wie schrecklich die Kardioversionen in der Vergangenheit für mich waren. Sie wusste, mit welchen Schmerzen sie verbunden waren. Vor allem aber wusste sie, was diese Eingriffe psychisch für mich bedeuteten.
Es war die Hölle.
Moms Augen beobachteten mich und ich konnte hautnah mitansehen, wie sie sich nach und nach ihre Fassung zurück erkämpfte. Dann nickte sie. Mom war eine erstaunliche Frau. Ehrlich. Während sie in Bezug auf mich, auf ihre Tochter, von Zweifel, Sorge und Unsicherheiten zerfressen sein schien, so war sie im Gerichtssaal eine wahre Löwin, die nicht eher ruhte, bis sie ihre Gegner zerfleischt hatte. Ihr Ruf eilte ihr voraus und war gekrönt von einem Erfolg nach dem anderen. Doch wenn es um mich ging, um meine Krankheit, verließ Mom jegliche Selbsicherheit. Denn diesen Kampf konnte sie weder dür mich austragen noch gewinnen.
»Möchtest du, dass ich dich zu dem Termin begleite, wenn es soweit kommen sollte?«, fragte sie vorsichtig. Wenngleich sie sich um einen festen Tonfall bemühte, war das Zittern in ihrer Stimme nicht zu überhören.
Zögerlich nickte ich.
Ich wollte nicht alleine zur Kardioversion. Auch wenn ich unglaublich viel Energie darauf verschwendete, vor meinen Mitmenschen stark zu wirken und mir meine Angst nicht anmerken zu lassen, verspürte ich trotzdem welche.
»Okay«, sagte sie und kurz schauten wir uns an. In diesem Moment erklangen Schritte auf den Treppenstufen und einen Augenblick später erschien Dad in dem Durchgang zur Küche. Seine dunkelbraunen Augen wanderten durch den Raum und brauchten nicht lange, bis sie mich ausmachten.
Das dunkle Haar, das bereits grau meliert war, trug er in einer stilvollen Kurzhaarfrisur. Dad war für sein Alter noch ziemlich attraktiv und seine stark ausgeprägten Gesichtszüge sprachen dafür, dass er in seiner Jugend sicherlich das ein oder andere Herz gebrochen hatte. Ich wusste das mit absoluter Sicherheit, weil Mom mir letztens alte Bilder aus ihren Collegezeiten gezeigt hatte, auf denen Dad aussah, wie eine jüngere Version von James Dean mit schokoladenbraunen Augen.
»Hallo Bärchen«, begrüßte Dad mich, trat an mich heran und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf den Scheitel. Natürlich machte er sich wieder einmal über Moms Kosenamen für mich lustig. Für gewöhnlich sorgte dies für laute Proteste seitens Mom. Doch dieses Mal war sie verstummt.
»Laney hatte Kammerflimmen heute morgen«, platzte sie mit der Sprache heraus und ließ Dad und mir somit nicht einmal einen Moment zur Begrüßung.
Kurz flackerte Besorgnis in Dads Augen auf und seine Augen wanderten instinktiv über mich hinweg, als hielte er nach offensichtlichen Verletzungen Ausschau, was natürlich völlig absurd war.
»Es geht mir gut!«, beharrte ich und warf Mom einen vernichtenden Blick zu. Sie ignorierte ihn.
»Sie muss womöglich erneut zur Kardioversion in ein paar Wochen, sollte sich das Flimmern nicht einstellen«, fuhr sie unbeirrt fort und betätigte eine Taste auf dem Mixer. Laute, Geräusche erfüllten die Küche, während die Messer des Geräts Banane, Mango und Spinat pürierten. Ein Frühstückssmoothie, den ich vor meinem Umzug nach Yale jeden Morgen von ihr zubereitet bekam, da er angeblich gesund für Herz und Kreislauf war.
Dad hob unterdessen eine Braue und beobachtete Mom bei ihrem Tun. Es war viel zu laut, um sich zu unterhalten und ich wusste, dass Mom das tat, um einen kurzen Augenblick für sich zu haben. Einen Augenblick, um sich zu sammeln und ihre Wut und ihre Furcht tief in sich zu begraben. Wir waren uns so verdammt ähnlich...
Als das ohrenbetäubende Geräusch endlich verstummte, richtete Dad seine Aufmerksamkeit wieder auf mich.
»Gibt es etwas neues von der Spenderliste?«
Sofort versteifte ich mich.
»Nein«, sagte ich. Meine Stimme klang schal und mein Mund wurde ganz trocken. Mom und Dad wussten, dass dies ein empfindliches Thema war. Ich sprach nicht gerne darüber. Als wir uns das letzte Mal über das Thema Spenderherz unterhalten hatten, war die Konversation in einen üblen Streit ausgeartet. Ich hatte ihnen mitgeteilt, dass ich meinen Namen von der Liste nehmen lassen wollte. Zunächst waren sie total perplex gewesen und verstanden die Welt nicht mehr. Sie konnte nicht fassen, dass ich mich nicht mehr operieren lassen wollte und warfen mir vor, dass ich mich selbst aufgab. Dass ich egoistisch wäre.
Also hatte ich es dabei belassen und mein Name war auf der Liste verblieben. Die Wahrscheinlichkeit ein Spenderherz zu erhalten, war ohnehin verschwenderisch gering, also konnte ich meinen Namen ebensogut meinen Eltern zuliebe stehen lassen.
Und sollte doch der recht unwahrscheinliche Fall eintreten, dass ein Herz für mich infrage kam, konnte ich immer noch absagen. Ich hatte sogar schon überlegt gehabt, mich in einem der Benelux Länder für die aktive Sterbehilfe zu bewerben. Doch dafür hing ich noch zu sehr an meinem Leben. Ich hatte nicht die Eier in der Hose. Denn ich verspürte Angst.
Große Angst.
Allerdings nicht vor dem Tod.
Niemand wusste so richtig, was nach dem Ableben kam. Niemand konnte sicher sein, ob der Tod wirklich so übel war oder ob er einfach nur schlicht und ergreifend nichts war. Und trotzdem fürchteten wir ihn. Fürchteten ihn, als wäre er das Schlimmste, das es gab.
Nein, vor dem Tod hatte ich keine Angst.
Ich hatte Angst vor dem Sterben.
Angst davor, dass es wehtun würde.
Dass ich alleine sein würde.
Mutterseelenallein.
Und Angst davor, was mit Mom und Dad passieren würde, wenn es mich nicht mehr gab. Wenn das einzige Kind, das sie je zur Welt gebracht hatten, die Augen für immer schließen würde. Ob sie wohl in ein Loch fielen? Würden sie meinen Verlust verarbeiten können? Oder würden sie mich für meine Entscheidung hassen?
Ein Knoten bildete sich in meinem Magen und hastig schickte ich mich an, das Thema zu wechseln.
»Wie geht es Chloe und Cam?«, erkundigte ich mich nach Joshs Eltern, die gut befreundet mit Mom und Dad waren. Sie trafen sich mindestens einmal die Woche zum gemeinsamen Abendessen.
»Oh den beiden geht es gut«, Mom ließ sich auf den Themenwechsel ein, als wäre es eine Rettungsleine. Als wäre auch sie unglaublich froh darüber, nicht mehr über dieses unheilvolle Thema sprechen zu müssen. Auch wenn wir alle wussten, dass es immer wie eine dunkle Gewitterwolke über uns schweben würde. Es war eine Frage der Zeit, bis es wieder auf kam. Eine tickende Zeitbombe.
»Josh kommt im Oktober für ein paar Tage zu Besuch«, verkündete sie fröhlich, während sie die grüne Flüssigkeit des Mixers in zwei Gläser goss und mir eines davon über den Tresen zuschob. Mit einem strengen Blick forderte sie mich auf, den Smoothie zu trinken. »Aber das wusstest du sicherlich schon. Ihr seid schließlich ein Herz und eine Seele.«
Das Gesicht verziehend nahm ich das Glas entgegen. Dann wurde ich mir ihrer Worte bewusst.
»Josh kommt zu Besuch?«, wiederholte ich erstaunt und erneut zog sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Mit voller Wucht übermannte mich die Sehnsucht nach meinem besten Freund, den ich schon seit einer halben Ewigkeit weder zu Gesicht bekommen noch von ihm gehört hatte. Doch das war nicht so schlimm wie der Schmerz, der Besitz von mir ergriff, als mir bewusst wurde, dass Josh mir nichts von seinem Besuch erzählt hatte.
Er schien wirklich wirklich verletzt zu sein.
Überrascht hob Mom das Gesicht.
»Hat er dir nichts davon erzählt?«
Stumm schüttelte ich den Kopf.
Für ein paar Sekunden herrschte Stille, dann sah Mom mich fragend an.
»Habt ihr euch gestritten?«, Mom wirkte verblüfft, was ich ihr nicht verdenken konnte. Josh und ich hatten für gewöhnlich nie Streit. Und mit nie meinte ich auch nie.
Natürlich hatte ich ihr nichts von meiner gemeinsamen Nacht mit ihm erzählt, obgleich ich mir ziemlich sicher war, dass Mom über Joshs Gefühle für mich Bescheid wusste. Seine Blicke und seine beiläufigen Berührungen verrieten ihn. Auf diese Weise war auch mir in unserem letzten Jahr auf der High School klar geworden, dass Josh mehr als Freundschaft für mich empfand.
»Tja, das hat er wohl vergessen mir zu sagen«, kam es niedergeschlagen über meine Lippen. Mom hob eine Braue, hakte jedoch nicht weiter nach. Offensichtlich sah man mir an, dass ich nicht sehr erpicht darauf war, ausgerechnet mit meiner Mutter über Josh zu sprechen.
Dad hingegen rieb mir überraschenderweise kurz über den Rücken. Es war eine mitfühlende Geste, als wollte er mich aufmuntern. Dankbar warf ich ihm einen kurzen Seitenblick zu.
Dad hatte das Talent, mich zu lesen wie ein offenes Buch. Immer schon. Während Mom mir alles aus der Nase ziehen musste, brauchte Dad nur einen einzigen Blick auf mein Gesicht zu werfen und schon wusste er, was Sache war.
♥
Ich blieb noch zum Abendessen. Danach fuhr Dad mich zurück zum Campus. Ich hatte angeboten den Bus zu nehmen, aber Mom und Dad bestanden darauf, mich zu fahren.
Die Dämmerung setzte bereits ein und ich betrachtete den pink-violetten Himmel, der die Straßen Waterburys in ein atemberaubendes Licht tauchte. Es war faszinierend zu beobachten, wie es nun von Tag zu Tag früher dunkel wurde. Der goldene Sommer neigte sich dem Ende und allmählich begann der Herbst im Land Einzug zu halten. Ich mochte den Herbst, aber Sommer war mir schon immer am liebsten gewesen. Auch wenn die Hitze und das Schwitzen ziemlich kontraproduktiv für meine Krankheit war. Das änderte jedoch nichts daran, dass ich die Sonne und das Wasser liebte und beinahe jeden Tag des letzten Sommers mit Josh draußen am Pool verbracht hatte.
Nach einer Dreiviertelstunde erreichten wir den Campus. Dad lenkte den Wagen an den Straßenrand und stoppte.
Da das Parken hier an den meisten Stellen verboten war, verabschiedete ich mich mit einem flüchtigen Kuss auf seine Wange und wollte bereits aus dem Wagen hüpfen, als Dad mich am Arm zurückhielt.
»Laney?«
»Ja?«
Dad wirkte nachdenklich und er schlug die Augen nieder, ehe er sie wieder mit einem ernsten Ausdruck auf mich richtete.
»Ich verstehe und akzeptiere deine Entscheidung.«
Dad brauchte nichts weiter zu sagen. Ich wusste auch so, wovon er sprach. Erneut versteinerte ich und sah ihn aus großen Augen an. Langsam hob er eine Hand und legte sie an meine Wange. Ein verräterisches Funkeln lag in seinem Blick.
Weinte er etwa?
Es kam nicht oft vor, dass Dad offenkundig seine Gefühle zur Schau stellte. Eigentlich kam das so gut wie nie vor. Umso mehr schockte es mich nun, ihn so zu erleben.
»Ich weiß, wie anstrengend die letzten Jahre für dich waren und ich kann nachvollziehen, dass du keine Kraft mehr hast zu kämpfen. Auch wenn ich es als Vater nicht befürworte. Ich möchte dass du weißt, dass ich immer für dich da sein und an deiner Seite sein werde. Egal was kommt, hörst du?«, er griff nach meiner Hand und drückte sie.
Meine Kehle war mit einem Mal wie zugeschnürt und Tränen verschleierten meine Sicht.
Dann nickte ich, während mir ganz warm ums Herz wurde. Es tat gut, dass zumindest eine Person zu verstehen schien, was in mir vorging, was ich alles hatte durchmachen müssen - und was mir noch bevorstand. Aber noch schöner war es, dass diese Person mein Dad war.
In diesem Moment konnte ich nicht einmal ansatzweise in Worte fassen, wie sehr ich ihn liebte.
Ich beugte mich vor und umarmte ihn.
So verharrten wir einige Augenblicke, während wir beide weinten.
Wir weinten um mein Schicksal. Darüber, wie unfair das Leben doch manchmal sein konnte. Wir weinten, weil ich kaum Zeit gehabt hatte, mein Leben in vollen Zügen auszunutzen. Um meine Kindheit und Jugend zu genießen. Weil ich viel zu schnell hatte erwachsen werden müssen. Wir weinten um mein Leben... und um meinen bevorstehenden Tod. Bis wir uns schließlich wieder voneinander lösten.
»Willst du mir erzählen, was zwischen dir und Josh passiert ist?«
Meine Augen weiteten sich und verblüfft starrte ich Dad an. Dann färbten sich meine Wangen rosa.
»Naja«, hastig wandte ich den Blick ab und suchte nach den richtigen Worten. Ich war unschlüssig, ob ich mit Dad mein Liebesleben diskutieren wollte, auch wenn ich mir sicher war, dass er mich niemals verurteilen würde. »Sagen wir es mal so, wir sind uns nähergekommen und ich habe ihm aus egoistischen Gründen unnötig Hoffnungen gemacht, nur um ihn dann wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen.«
Gequält verzog ich das Gesicht und spitzelte vorsichtig unter meinen Wimpern zu Dad hoch.
Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
»Eine Herzensbrecherin also, wie ihr Dad einst«, sagte er spöttisch und seine braunen Augen leuchteten verschmitzt.
»Dad!«, ich boxte ihm gegen die Schulter. »Das ist nicht lustig. Josh ist echt verletzt. Er spricht kaum noch mit mir.«
Dad lächelte und sein Blick wanderte zur Windschutzscheibe.
»Warst du ehrlich zu ihm?«
Ich nickte zögernd. Tatsächlich hatte ich Josh niemals in Bezug auf meine wahren Gefühle angelogen. Er wusste von Anfang an, woran er bei mir war. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass ich ihn ausgenutzt hatte. Ich war mir über seine Gefühle im Klaren gewesen und hatte trotzdem mit ihm geschlafen.
»Dann hast du nichts falsch gemacht«, erwiderte er. »Auch wenn es womöglich etwas unfair von dir war, wenn du wusstest, was er für dich empfindet.«
»Ja«, ich seufzte. »Das wusste ich.«
Für eine geschlagene Minute herrschte Stille im Auto. Dann nahm Dad das Gespräch wieder auf.
»Weißt du Laney, jedes nicht ganz klare nein bleibt wohl für immer ein vielleicht.«
Verdutzt hob ich die Brauen und sah Dad von der Seite her an.
»Alles klar, Shakespeare«, scherzte ich, was Dad zu einem Lachen brachte. »Wer bist du und was hast du mit Dad gemacht?«
»Was ich damit sagen möchte ist, dass du vielleicht nochmal mit Josh reden und ihm sagen solltest, wie es in dir aussieht. Sei ehrlich mit ihm.«
Dads Worte verunsicherten mich. War ich denn wirklich so undeutlich Josh gegenüber gewesen? Hatte ich mir womöglich die Optionen offen halten wollen? Ein ungutes Gefühl überkam mich.
»Ich wünschte, ich könnte Joshs Gefühle erwidern« gestand ich ehrlich und betrachtete meine Hände, als wären sie das Interessanteste, das ich seit Langem zu Gesicht bekam. »Er ist mein bester Freund. Es gäbe keinen besseren Kerl für mich.«
Nun war Dad derjenige, der mir einen Seitenblick zuwarf.
»Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt, Laney. Das entscheidet das Herz.«
Unwillkürlich flackerte bei seinen Worten ein Bild von Julian vor meinem inneren Auge auf und ich erstarrte.
»Leider kann ich meinem Herz nicht mehr trauen. Es ist ein bisschen kaputt, weißt du?«, ich lächelte schwach über meinen eigenen, schlechten Witz. Dad erwiderte es.
»Dein Herz ist genau richtig, so wie es ist.«
Ich schluckte schwer. Dann entstand wieder ein kurzes Schweigen zwischen uns.
»Danke, Dad«, sagte ich.
»Jederzeit, Bärchen.«
Mit gespielter Ernsthaftigkeit sah ich ihn an und lächelte. Dann stieg ich aus. Zum Abschied winkte ich ihm noch einmal über die Schulter zu, ehe ich mich auf den Weg ins Wohnheim begab, wo mich sicherlich schon das nächste Verhör von meinen Freundinnen erwartete.
Einem Verhör, dem ich dieses Mal nicht so glimpflich entkommen sollte, wie heute Mittag...
Hallihallo ihr Lieben!
Ich melde mich wieder aus Deutschland & hoffe, dass euch das neue Kapitel gefallen hat! Zudem möchte ich mich einmal dafür bedanken, dass immer mehr Leute kommentieren und mich mit ihren lieben Worten so sehr motivieren! Ihr seid der Grund, warum ich schreibe. Danke euch ♥️
Ganz liebe Grüße,
Lora
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