Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 1

Songempfehlung: Kyle Dixon & Michael Stein - Kids

»Laney!«, erklang die Stimme meiner Mom von unten aus der Küche. »Wir müssen los.«

»Ich komme gleich!«, rief ich zurück, während ich mein Zimmer ein allerletztes Mal betrachtete. Ich nahm die blauen Wände in Augenschein, das King Size Bett und selbstverständlich die unzähligen Poster von Chase Atlantic an der Wand, die meinem Zimmer eine persönliche Note gaben. Über dem Schreibtisch hingen vereinzelt noch einige Fotos aus meiner High School Zeit, die ich vorerst zurückließ. Ich würde mein Zimmer vermissen.

Oh ja, es gab so einiges, das ich vermissen würde, sobald ich in Yale war.

Yale.

Ich konnte mich noch immer nicht so ganz an den Gedanken gewöhnen, dass ich tatsächlich an einer Elite-Universität studieren würde. Das tägliche Büffeln für die SATs und die unzähligen außerschulischen Aktivitäten hatten sich ausgezahlt. Wenngleich sie ihren Tribut durch einen Mangel an sozialen Kontakten gefordert hatten. Denn der einzige Freund den ich besaß, war Josh, mein Nachbar und Leidensgefährte in der High School. Doch selbst meine Freundschaft zu Josh war in letzter Zeit auf eine harte Probe gestellt worden. Erst vor Kurzem hatte er mir seine Gefühle gestanden und wollte mich dazu überreden, ihm bis ans andere Ende des Landes zu folgen, um an der Stanford zu studieren.

Tja, leider war Yale schon immer mein größter Traum gewesen - auch wenn mir durchaus bewusst war, dass ich das Studium höchstwahrscheinlich nicht einmal zu Ende bringen würde... Davon mal ganz abgesehen erwiderte ich Joshs Gefühle nicht. Ich mochte ihn und in einer anderen Welt wäre er womöglich der Typ Mann gewesen, den ich an meiner Seite hätte haben wollen.

In einer Welt, in der ich nicht todkrank wäre.

Nichtsdestotrotz waren wir uns näher gekommen und hatten eine gemeinsame Nacht miteinander verbracht. Noch immer plagten mich Schuldgefühle deswegen. Obwohl ich gewusst hatte, dass Josh in mich verliebt war und ich seine Gefühle nicht erwidern konnte, bat ich ihn darum, mit mir zu schlafen. Ich wusste nicht, wie viel Zeit mir noch blieb und da ich bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei sexuelle Erfahrungen gemacht hatte, war dies etwas, das ich unbedingt noch erleben wollte, bevor ich starb. Und so egoistisch es auch klang, ich hatte mein erstes Mal mit jemandem erleben wollen, den ich kannte, den ich mochte und dem ich vertraute... Womöglich machte mich das nun zu einem schlechten Menschen und sorgte für einen erheblichen Rückstand was meine Karma Punkte betraf. Wenn es so etwas wie Karma überhaupt gab. Denn der Tag, an dem ich erfahren hatte, dass ich sterben würde, hatte meinem Glauben an eine höhere Macht einen gewaltigen Schlag verpasst.

Ich hielt kurz inne. Dann hob ich langsam die Hand und legte sie auf meine Brust, um meinen Herzschlag zu fühlen.

Es schlug.

Eins, zwei.
Eins, zwei.
Eins, zwei.

Absurderweise gab mir das ein gewisses Gefühl von Sicherheit, denn es war der Beweis, dass ich noch immer lebte. Seit Dr Heyck mir vor knapp zwei Jahren bei einem Kontrolltermin mitgeteilt hatte, dass die Zeit gekommen war, mich auf die Liste für ein Spenderherz setzen zu lassen, hatte ich alles getan, um meine Gesundheit zu fördern. Ich stellte meine Ernährung um, trieb in Maßen Sport und nahm immer schön brav meine Medikamente. Leider schien das mein Herz recht wenig zu interessieren, denn seit einigen Monaten hatte sich mein Zustand noch einmal verschlechtert und ich musste sogar auf weitere sportliche Aktivitäten verzichten.

Es war schwierig für mich gewesen, all das zu akzeptieren. Auch wenn ich gewusst hatte, dass dieser Moment früher oder später ohnehin gekommen wäre. Ich konnte sogar von Glück reden, denn im Grunde genommen hätte ich nach Dr Heycks Aussage schon längst tot sein müssen. Und so hatte ich die letzten Jahre damit verbracht, um mein Leben zu weinen, hatte um meinem bevorstehenden Tod getrauert, hatte gehofft dass Gott mir half und gebetet für ein Wunder. Doch nichts davon traf ein. Und schließlich, im Angesicht des Todes, wurde mir bewusst, wie wichtig jede Sekunde war. Wie wichtig es war, das Leben in vollen Zügen zu genießen, bis ich schließlich erkannte, dass tatsächlich ein Wunder eingetreten war. Denn ich bekam die Chance, vor meinem Tod meine Traumuniversität besuchen zu können.

Seither hatte ich mich viel mit dem Sinn des Lebens auseinandergesetzt und versucht, einen Weg zu finden mein Schicksal zu akzeptieren. Und dieser Weg hatte mich nach Yale geführt, wo ich hoffentlich noch viel mehr über die Philosophie des Lebens und des Sterbens lernen würde.

Yale war meine Zukunft - und würde zugleich mein Abschied sein.

Seufzend schlang ich mir meine Tasche um die Schulter und warf einen letzten prüfenden in den Spiegel. Grüne, aufgeregte Augen blickten mir entgegen, die von schulterlangen, dunkelblonden Wellen umrahmt wurden. Gestern erst war ich beim Friseur gewesen und hatte mir meine Haare abschneiden lassen - sehr zu Moms Missfallen, sie hatte meine langen Haare geliebt. Aber ich wollte eine Veränderung, pünktlich zu Beginn meines Umzuges.

Ich ließ meinen Blick schweifen. An meinem Hals trug ich eine schwarze Choker Halskette, an der ein kleiner silberner Anhänger baumelte. Es war - ironischerweise - ein Herz. Mom und Dad hatten es mir letztes Weihnachten geschenkt. Dazu trug ich ein weißes T-Shirt, eine Latzhose aus Jeansstoff und schlang mir nun noch hastig meine Strickjacke über.

Wenn man mich so ansah, würde man niemals annehmen, dass ich bestenfalls noch ein paar Monate zu leben hatte, weil der Motor meines Körpers allmählich seinen Dienst versagte. Es war lediglich an der Blässe meiner Haut zu erkennen und der Tatsache, dass ich bei größerer körperlicher Anstrengung sofort umkippte, weil mein Herz nicht mehr in der Lage war, adäquat zu arbeiten.

»Laney! Wo bleibst du denn? Wir müssen los«, hörte ich meine Mutter erneut aus dem Erdgeschoss rufen. Seufzend wandte ich mich von meinem Spiegelbild ab, schlang mir meinen Rucksack über die Schultern und warf einen letzten Blick in mein Zimmer. Dann ging ich nach unten.

Mom wartete bereits an der Haustür und wippte ungeduldig mit ihrem Fuß, während Dad mein Gepäck im Auto verstaute. Die Behauptung, dass ich meiner Mom wie aus dem Gesicht geschnitten war, glich einer Untertreibung. Sie hatte dasselbe dunkelblonde Haar, die gleichen grünen Augen, die fast schon ins Braune gingen und dieselben geraden Gesichtszüge. Man könnte sagen, dass sie die ältere Version von mir war - oder ich die jüngere Version von ihr. Mit einem aufgeregten Glitzern in den Augen sah sie mich an, wenngleich der Schimmer von Sorge nicht zu übersehen war. Das war er nie... Die Sorgen in ihrem Gesicht waren allgegenwärtig.

»Bist du bereit?«, ein warmes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Ich erwiderte es und nickte eifrig. Kurz darauf befanden wir uns auch schon im Auto und fuhren los. Es war etwa eine vierzigminütige Fahrt von meinem Zuhause in Waterbury nach Yale. Die gesamte Fahrt über war Mom die Alleinunterhalterin, während Dad hin und wieder einen zustimmenden Laut in seinen Bart murmelte, was absolut typisch für ihn war. Es entlockte mir ein Schmunzeln. Kurz vor Ankunft ging ich noch einmal meine Unterlagen durch, schließlich war der Campus riesig. Ich würde mich erst einmal zurechtfinden müssen, wenngleich ich bereits zu den Einführungsveranstaltungen hier gewesen war.

Mom und Dad waren drauf und dran gewesen, mir eine eigene kleine Wohnung in der Nähe des Campus' kaufen zu wollen, aber dieses Hirngespinst hatte ich ihnen schleunigst wieder ausgetrieben. Ich wollte die Erfahrung eines echten Studentenlebens machen - und darunter zählte allem voran das Wohnen in einem Studentenwohnheim.

Nachdem wir ankamen, hiefte Dad mein Gepäck aus dem Auto, während Mom mich in eine feste Umarmung zog. Die beiden würden sogleich wieder fahren, da das Parken hier an vielen Stellen verboten war. Ganz abgesehen davon musste ich ohnehin erst einmal ankommen und mich zurechtfinden.

»Mom! Du erdrückst mich«, druckste ich und schnappte nach Luft.

»Ich kann nicht glauben, dass mein kleines Bärchen tatsächlich studieren geht.«

»Mom! Nenn mich nicht so«, protestierte ich und versuchte mich aus ihrer Umarmung zu lösen. Mom gab mich frei und sah mich seufzend an.

»Ich hab dich lieb, das weißt du, ja?«

»Ich hab dich auch lieb, Mom«

»Du rufst jede Woche mindestens einmal an! Ich will wissen, ob alles okay ist. Und denk an deine Arzttermine bei Dr. Heyck. Wenn du dich nicht gut fühlst, rufst du an und wir kommen dich sofort holen, hörst du?«

»Janet, sie ist kein Kind mehr«, Dad lachte und tauchte mit meinem Gepäck neben Mom auf.

»Doch das ist sie, Frank. Sie ist mein Kind. Sie ist unser Kind«, Mom schniefte theatralisch.

»Es geht mir gut, ehrlich. Ich werde mich regelmäßig melden, Mom, versprochen.«

Mom nickte und zog mich noch ein letztes Mal in ihre Arme. Ich verstand ihre Sorge ja, aber ich war schließlich nur vierzig Minuten von Zuhause entfernt - mehr oder weniger einen Katzensprung. Als Mom mich endlich freigab, trat Dad zu mir heran. Er sah mit seinen dunkelbraunen Augen zu mir herab und seine Lippen verzogen sich zu einem schelmischen Lächeln.

»Komm her, Bärchen«, machte er sich wieder einmal über Moms Kosenamen lustig und zog mich ebenfalls in seine Arme. Ich schloss die Augen und sog ein letztes Mal seinen vertrauten Duft ein. Wenngleich ich meine Mom über alles liebte, war ich schon immer mehr ein Daddykind gewesen. Er hatte diese ruhige, besonnene Art an sich, die die Macht hatte, mich automatisch zu beruhigen, ganz gleich wie aufgewühlt ich war.

Hier, in Dads Armen, spürte ich letzten Endes nun doch einen leichten Anflug von Wehmut. Das war mein Stichwort. Ich löste mich von ihm, griff nach meinem Gepäck und winkte den beiden ein letztes Mal über die Schulter hin zu. Arm in Arm standen sie vor dem Auto und winkten zurück. Ich lächelte, ehe ich mich meiner Zukunft zuwandte. Es war ein seltsames Gefühl, meine Eltern zurückzulassen, in einen anderen Stadtteil zu ziehen und von nun an auf mich allein gestellt zu sein. Mir war klar, dass es nicht einfach werden würde, doch es war an der Zeit, erwachsen zu werden. Es war an der Zeit, mir meinen letzten Traum zu erfüllen und mein Leben auszukosten. Zumindest das bisschen Leben, das mir noch blieb... Und so nahm ich einen tiefen Atemzug und lief auf das rote Ziegelsteingebäude zu.

Mein Ziel war der old Campus, der älteste Bereich des Campus' und gleichermaßen der Hauptwohnsitz der Studienanfänger am Yale College. Erst ab dem zweiten Studienjahr wurden die Studenten dann auf die einzelnen Residential Colleges verteilt. Der Old Campus enthielt Büros der akademischen Abteilungen für Klassik, Englisch, Geschichte, Vergleichende Literaturwissenschaft und - natürlich Philosophie. Es gab acht Wohnheime auf dem Old Campus und zwei Kapellen, die einen knapp zwei Hektar großen Innenhof mit dem Haupteingang, bekannt als Phelps Gate, umgaben. Der Old Campus umfasste auch die vierzehn Residential Colleges sowie die Connecticut Hall, in der sich die Büros für die Fakultät Philosophie sowie deren Fakultätssaal befanden.

Aufregung durchströmte mich, als ich durch das Phelps Gate hindurch ging und hinein in eine neue Welt trat. Endlich wurde mein Traum wahr.
Ich drehte mich einmal um die eigene Achse. Es war nicht zu übersehen, dass ein neues Semester anbrach, denn es war buchstäblich die Hölle los, als hätte der Teufel seinen Sack ausgeleert. Überall liefen hektisch Erstsemestler umher und versuchten sich zurechtzufinden. Sogleich fühlte ich mich nicht mehr so alleine und verloren auf dem riesigen Unigelände, da es den anderen Erstsemestlern sichtlich ähnlich erging.

Ich machte mich wieder auf den Weg. Als ich endlich am Schlafsaal C ankam, in welchem sich mein Zimmer befand, blickte ich beeindruckt an dem Gebäude hoch. Eine kleine Treppe führte hinauf zu einer massiven Holztür und hinein in eine große, imposante Halle. An der Decke gab es viele Stuckarbeiten, die durch das Licht eines Kronleuchters hervorgehoben wurden. Es gab neun Stockwerke, die man entweder per Treppe oder Aufzug erreichte. Selbstverständlich wählte ich den Aufzug, da es einerseits einem Ding der Unmöglichkeit glich, mein ganzes Gepäck die Treppe nach oben zu schleppen und andererseits hätte mein Kreislauf bei den vielen Stufen sicher direkt protestiert. Mein Zimmer befand sich im fünften Stock. Für gewöhnlich teilte man sich hier ein Zimmer zu dritt. Doch ich hatte Glück und ergatterte eine Zweier-Suite gemeinsam mit einem weiteren Mädchen.

Im fünften Stock angekommen, warf ich noch einmal einen hastigen Kontrollblick auf meine Unterlagen. Dann trat ich ein.

Vor mir erstreckte sich ein kleines Wohnzimmer bestehend aus einem roten Zweisitzersofa, einem TV und einem kleinen Tischchen mit zwei Stühlen. Zudem gab es zwei Türen, die jeweils zu zwei Schlafzimmern führten. Beide Türen standen offen. Beim Eintreten erhaschte ich einen Blick in eines der Zimmer. Es besaß weiß gestrichenen Wände und ein Fenster in der Mitte. Rechts davon befand sich ein Bett, auf dessen Matratze ein Mädchen stand und gerade im Begriff war, ein Poster an der Wand über ihrem Bett anzubringen.

Bei meinem Eintreten hielt sie inne und blickte über ihre Schulter aus dem Zimmer zu mir.

Sie war hübsch. Ihr rotes Haar war zu zwei Buns auf ihrem Kopf hochgesteckt, wodurch ich einen Blick auf einen Undercut im Nacken erhaschte. Ein paar Strähnen hatten sich gelöst und umrahmten ein erdbeerförmiges Gesicht mit feinen, geraden Zügen und dunkelbraunen Augen.

»Oh hey«, rief sie freudig und ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Du musst Laney sein, richtig?«

Ich erwiderte ihr Lächeln. »Richtig. Und du bist... Cayetana?«

Da ich bereits im Voraus angegeben hatte, mir ein Zimmer mit jemandem zu teilen, lernten Cayetana und ich uns schon übers Internet kennen. Immerhin würden wir zukünftig viel Zeit miteinander verbringen und hatten sicherstellen wollen, dass wir auf einer Wellenlänge waren. Ich hatte gehofft, sie bereits bei den vergangenen Einführungsveranstaltungen kennenzulernen, doch leider war sie verhindert gewesen.

»Nur Caya«, sie befestigte die letzte Ecke des Posters, auf dem die weibliche Popsängerin Fletcher abgebildet war. Dann hüpfte sie schwungvoll vom Bett und schlenderte zu mir rüber. Sie hatte eine schöne, kurvige Figur, die von einer blauen Schlaghose und einem schwarzen Tanktop besonders betont wurde. Mein Blick fiel sofort auf ihre beiden volltätowierten Arme.

»Schön dich endlich persönlich kennenzulernen«, ich bot Caya meine Hand an, was sie geflissentlich ignorierte und mich einfach in eine Umarmung zog. Damit hatte ich zwar nicht gerechnet, doch ich erwiderte ihre Begrüßung. Sie schien sehr offen und direkt zu sein. Das gefiel mir.

»Dito«, quiekte sie aufgeregt und löste sich von mir. »Du studierst also auch Philosophie?«

Ich nickte zustimmend, woraufhin sie euphorisch in die Hände klatschte.

»Mega! Bestimmt haben wir einige Kurse zusammen.«

Cayas Lächeln war ansteckend.

»Ich hoffe es ist okay, dass ich mich in diesem Zimmer schon einmal einquartiert habe! Wenn du die Zimmern lieber tauschen würdest, wäre das vollkommen okay...«

Ich winkte ab. »Ach quatsch, das ist völlig in Ordnung für mich.«

»Klasse«, Caya grinste und schlenderte zu ihrem Bett zurück. »Okay, also Laney«, Caya nahm das Gespräch wieder auf, während sie eine Jeans in den Schrank räumte. »Wie war deine Fahrt hierher? Hast du alles direkt gefunden?«

»Die Fahrt war okay«, beantwortete ich ihre Frage und begann mir die Schuhe von den Füßen zu streifen. »Von Waterbury nach Yale dauert es nicht allzu lange. Aber der Campus ist wirklich riesig!«

Caya ließ von ihrem Tun ab und warf schockiert die Hände in die Luft. »Ja oder? Ich habe eine halbe Ewigkeit gebraucht, bis ich unser Appartement gefunden habe! Dabei ist mir noch meine Reisetasche aufgeplatzt und der ganze Inhalt hat sich draußen auf dem Flur verteilt, allem voran die Unterwäsche. Das war wirklich super peinlich!«, beschämt schlug sie sich mit der flachen Hand auf die Stirn.

Ich konnte nicht anders und begann lauthals zu lachen.

»Klingt nach etwas, das mir hätte passieren können«, versuchte ich sie aufzumuntern.

Caya hob die Brauen. »Du bist also auch Meister und Experte in der hoch angesehenen Kunst der Tollpatschigkeit?«, sie grinste.

»Oh ich bin nicht nur Meister und Experte, ich bin die Königin«, erwiderte ich stolz und schlug mir anerkennend auf die Brust.

»Ich habe so einen leisen Verdacht, dass unser Zusammenleben hier die reinste Katastrophe werden wird«, ein belustigter Ausdruck trat auf ihr Gesicht.

»Die reinste Katastrophe«, bekräftigte ich. »Oder sie wird ein riesen Spaß werden.«

Wir grinsten uns an. Oh ja, Caya und ich waren definitiv auf einer Wellenlänge...

»Ich würde gerne vorab ein paar Dinge klären«, sie schlug einen ernsteren Tonfall an und warf mir einen Blick über die Schulter zu, während sie wieder begann, ihre Kleidung in den Schrank zu räumen.

»Ich bin ganz Ohr.«

»Kein Sex oder Ähnliches unter Mitbewohnern.«

Völlig überrumpelt starrte ich sie an. Mein Verstand benötigte einige Sekunden, ehe ich begriff, worauf Caya hinauswollte. Ich bekam große Augen.

»Oh ich...«, druckste ich. »I-ich stehe nicht auf Frauen, keine Sorge«, ich hob abwehrend die Hände. »Ich meine... I-ich habe kein Problem mit Homosexualität, also wenn du auf Frauen stehst, ist das vollkommen okay... I-ich meine, nicht dass du nicht attraktiv wärst, denn würde ich auf Frauen stehen, dann wärst du sicher ein guter Fang, aber ich stehe nicht auf Frauen und ich wollte dich auch nicht beleidigen«, ich klatschte mir die Hand an die Stirn. »Oh mann und jetzt rede ich wieder wie ein Wasserfall.«

Caya begann lauthals zu lachen.

»Bleib locker, Sonnenschein«, sie schüttelte lachend den Kopf. »Du hast mich weder beleidigt noch musst du dich rechtfertigen, alles in Butter«, sie begann sich wieder ihren Kleidern zuzuwenden. »Ach und übrigens, ich bin bi. Aber keine Sorge, ich gehe dir nachts schon nicht an die Wäsche«, sie zwinkerte mir zu.

»Kein Problem, ich schlafe ohnehin nackt«, scherzte ich und sogleich entspannte ich mich wieder bei unserer lockeren Konversation. Caya prustete los.

»Ich mag dich, Laney Taylor«, sie deutete mit dem Zeigefinger auf mich.

»Gleichfalls«, ich grinste.

Wir tauschten uns noch kurz über unsere Ankunft an dem Campus aus, ehe ich mich dazu entschied, Cayas Beispiel zu folgen und mich in meinem eigenen Zimmer ein wenig einzurichten. Caya winkte mir zu, bevor ich ihr Zimmer verließ und nach nebenan ging. Es war haargenau derselbe Raum - die gleichen weißen Wände, dasselbe Bett inklusive Kleiderschrank. Alles wirkte noch sehr kahl und steril, doch das würde sich bald ändern. Ich liebte es zu dekorieren und so machte ich mich auch schon ans Werk. Unterdessen verband ich mein Handy mit meiner Bluetooth Box und die sanften Klänge von Chase Atlantic erfüllten das Zimmer mit Musik.

Eine Stunde später erschien Caya in der offenen Zimmertür.

»Hey, wir bekommen gleich unsere erste Führung, bist du bereit?«

Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr und stellte erschrocken fest, dass es tatsächlich schon gleich Mittag war. Die Zeit war wie im Flug vergangen! Doch ich war zufrieden mit meinem Tun. An den Wänden über meinem Bett hatte ich einige Lichterketten angebracht, die ein warmes, gemütliches Licht verbreiteten. Direkt daneben befand sich ein Schreibtisch, auf dem ich meinen Laptop aufgebaut hatte sowie ein paar Unterlagen und Bücher. Es fehlte nur noch eine kleine Schreibtischlampe, die ich mir im Laufe der Woche zulegen wollte. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein Kleiderschrank aus Holz sowie eine kleine Kommode, auf der nun ein paar kleine Pflanzen standen, die ich von Zuhause mitgebracht hatte. Auch ein Bild von Josh und mir zierte die Kommode. Es war ein Selfie, das entstanden war, als wir an einem heißen Sommertag bei mir Zuhause am Pool saßen und wie die Verrückten gebüffelt hatten, um gute Noten für unsere Traumuniversitäten zu erhalten. Josh hatte von hinten seine Arme um meine Schultern geschlungen und streckte die Zunge heraus. Ich dagegen grinste breit, hatte mit der einen Hand das Handy gehalten und mit der anderen ein Peace Zeichen in die Kamera gestreckt.

Ich mochte das Bild. Was ich jedoch nicht mochte, waren die zahlreichen Narben, die unter meinem Bikinioberteil hervorlugten. Oh ja, ich verabscheute sie, denn sie waren Beweis für die zahlreichen Operationen, die ich bereits hinter mir hatte. Operationen, die mir Hoffnung auf Heilung oder die Aussicht auf Besserung versprochen hatten und letzten Endes doch wieder nur gekrönt waren von einem Misserfolg nach dem anderen. Aber sie gehörten nun einmal zu mir. Sie waren ein Teil von mir. Einen Teil, den ich mittlerweile schweren Herzens akzeptiert hatte.

Caya bemerkte mein Starren und nickte zu dem Foto. Ich konnte nur hoffen, dass ihr meine Narben verborgen blieben. Zumindest vorerst. Ich wollte nicht schon an meinem ersten Tag die Stimmung vermasseln, indem ich über meinen bevorstehenden Tod sprach.

»Dein Freund?«

»Josh?«, fragte ich bestürzt, sah zu dem Foto und schüttelte vehement den Kopf. »Nein, wir sind nur Freunde.«

Bilder an unsere gemeinsame Nacht tauchten vor meinem inneren Auge auf. Es war schön gewesen, wenn auch nicht ganz so besonders, wie alle immer behaupteten.

»Oh, aber ihr habt miteinander rumgemacht!«, rief Caya triumphierend aus und grinste. »Hab ich recht? Ich seh's dir an der Nasenspitze an.«

Mein Kopf fuhr überrascht zu ihr herum und meine Wangen färbten sich Rosa.

»Naja...«, druckste ich. »Wir haben einmal rumgemacht ja, aber mehr ist da nicht.«

»Schade«, sie zuckte mit den Schultern. »Er ist süß.«

Erneut fixierte ich das Foto und betrachtete Josh. Mit seinem dunkelbraunen, fast schwarzen Haar, den dunklen Augen und der braun gebrannten Haut zog er durchaus den ein oder anderen anerkennenden Blick auf sich. Doch ganz gleich wie attraktiv er auch war oder wie gern ich ihn mochte, es spielte keine Rolle. Ich hatte mir ein Versprechen gegeben. Ich würde mich nicht verlieben, unter keinen Umständen. Und ich hatte nicht vor, dieses Versprechen zu brechen...

»Eure Ausweise dienen als Essensmarke und zum Waschen, also verliert sie nicht«, informierte uns Briane, eine Studentin im fünften Semester, die uns herumführte. »So, das war's dann. Alles andere müsst ihr selbst herausfinden. Falls ihr allerdings Fragen habt, könnt ihr euch an mich wenden«, sie hielt kurz inne und ließ ihren abschätzigen Blick über unsere Gruppe hinweg schweifen. »Oder zumindest nur, wenn es wirklich sein muss«, fügte sie grimmig hinzu, verabschiedete sich und ging davon.

»Wow, wenn diese Kuh mal nicht der Inbegriff von Unfreundlichkeit ist, dann weiß ich auch nicht«, nuschelte Caya neben mir und begutachtete ihren Ausweis.

»Scheint als wäre Briane Meister und Experte in der hoch angesehenen Kunst der Unfreundlichkeit«, erwiderte ich, woraufhin Caya zu kichern begann.

»Oh ja, und vergisst nicht«, sie begann Brianes Stimme nachzuäffen und hob den Zeigefinger. »Yale ist eine der renommiertesten Universitäten des Landes, an der sogar Hillary Clinton und George W. Bush gelernt haben, also reißt euch gefälligst den Arsch auf.«

Wieder verfielen wir in lautes Gelächter. Einige unserer Kommilitonen drehten sich zu uns um und warfen uns schräge Blicke zu, was uns nur noch mehr anstachelte. Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, verlangte Caya meinen Stundenplan zu sehen, um abzugleichen, welche Kurse wir gemeinsam hatten. Ihre Augen überflogen mein Blatt, bis sie schließlich die Augen aufriss und laut zu quieken begann.

»Ich glaubs' nicht! Du hast Einführung in Ethik bei Professor Dr. Julian Wright!«, Caya seufzte verträumt. »Du Glückliche!«

»Ähm okay?«, erwiderte ich und warf ihr einen fragenden Blick zu. »Sollte ich ihn kennen?«

»Eine Freundin von mir studiert im zweiten Semester«, erklärte Caya. »Sie wurde auch von ihm unterrichtet und hat mir immer heimlich Bilder und Videos von ihm geschickt. Wenn ich dir sage, Laney, dass dieser Typ hotter als hot ist«, sie packte mich bei den Schultern und sah mir eindringlich in die Augen. »Dann kannst du mir das glauben. Stell dir eine Mischung aus Henry Cavill und Theo James vor«, sie stöhnte und machte einen Luftkuss. »So heiß er aber auch sein soll, mangelt es ihm wohl nicht an Arroganz, wie ich gehört habe«, fügte sie hastig hinzu.

Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.

»Sehe ich da etwa Sabber aus deinem Mund laufen?«, zog ich sie auf und beugte mich vor, um Cayas ihr Gesicht genauer zu inspizieren. Mit einem gespielt beleidigten Blick sah sie mich an.

»Hey! Was ist los mit dir? Interessierst du dich denn gar nicht für das männliche Geschlecht?«

»Ich interessiere mich für Philosophie und bin hier, um zu lernen« ich warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu.

»Eww«, Caya verzog missbilligend das Gesicht. »Ist ja langweilig.«

Ich lächelte lediglich.

»Na schön, ich werde mir noch die Räumlichkeiten für meine erste Vorlesung am Montag anschauen gehen, die rein zufällig Einführung in die Ethik ist«, ich wackelte verschwörerisch mit den Brauen. »Hast du Lust mitzukommen?«

»Hm«, Caya verzog missmutig das Gesicht. »Eher nicht. Frag mich das am Montag nochmal, wenn Professor Wright hier ist.«

Ich rollte lediglich mit den Augen, verabschiedete mich aber von Caya und machte mich auf den Weg. Yale als riesig zu beschreiben, war eine absolute Untertreibung. Denn das Wörtchen riesig wurde der Universität in keinster Weise gerecht. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich mich im richtigen Gebäude wiederfand. Leider war die Aufteilung der Räume dermaßen unverständlich, dass ich keine Ahnung hatte, in welche Richtung ich nun gehen sollte. Seufzend stand ich an einer Gabelung und starrte in zwei verschiedene Flure.

Im Augenwinkel erkannte ich, dass jemand an mir vorbeilief. Kurzerhand entschied ich mich, nach Hilfe zu fragen.

»Hey du! Entschuldigung!«, rief ich einem Typen zu, der gerade in einen der beiden Gänge einbog. Er stoppte mitten in der Bewegung und drehte sich zu mir um.

Hellbraune Haare umrahmten ein markantes Gesicht mit einer geraden Nase und hohen Wangenknochen. Der Schatten eines Drei-Tagesbarts zierte seine Kieferpartie und ein paar Strähnen fielen ihm auf die Stirn. Mit einer geschmeidigen Handbewegung strich er sie zurück. Doch es war nicht dieses hübsche Gesicht, was mich für einen kurzen Moment lang aus der Fassung brachte. Nein, es waren die grünen Augen, aus denen der Fremde nun auf mich herabblickte. Aber es war kein langweiliges Grün, wie bei mir, das fast schon ins Braune ging. Nein, es war ein stechendes Grün, vergleichbar mit den aufgewühlten Gewässern eines Sees. Eines Sees, in den man stundenlang hätte starren können, bis man sich vollends in den Tiefen verloren hatte. Oder wie zwei Smaragde, die in der Sonne glitzerten.

Mein Blick ging weiter auf Wanderschaft und ich stellte fest, dass der Typ relativ hochgewachsen und athletisch gebaut war. Zumindest gab das seine Kleidung, die aus einem weißen Longsleeve und einer blauen Jeans bestand, zu erkennen.

Er sah ein wenig älter aus als ich. Vermutlich ein Viert- oder Fünftsemestler.

»Hey ähm, weißt du zufällig wo Raum 175b ist?«, fragte ich unsicher, bemüht um eine feste Stimme. Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu und hielt ihm symbolisch meinen Raumplan unter die Nase. Er hob eine Braue und sah erst mich an, ehe er einen kurzen Blick auf das Dokument in meinen Händen warf.

Ich nutzte den Augenblick, um ihn etwas eingehender zu mustern. Er war einen ganzen Kopf größer als ich und ich musste sehr zu meinem Missfallen zugeben, dass er wirklich verdammt attraktiv war. Mist, wenn alle männlichen Studenten hier aussahen, als wären sie einem GQ Magazin entsprungen, würde es ziemlich schwierig werden mich an meine guten Vorsätze zu halten.

»Ich wollte ohnehin gerade in diese Richtung, ich kann es Ihnen zeigen«, erwiderte er plötzlich ganz förmlich und seine Stimme jagte mir einen gewaltigen Schauer über den Rücken. Sie war tief, kräftig und melodisch.

»Super!«, ich lächelte freudig, ignorierte die Nervosität, die er in mir auslöste und folgte ihm, als er sich in Bewegung setzte. Auch von hinten war er recht nett anzusehen. Das weiße Longsleeve, das er trug, betonte seine breiten Schultern und einen ziemlich sportlichen Rücken. Hastig wandte ich den Blick ab und suchte nach einem unverfänglichen Thema. »Echt nett von dir, mir den Vorlesungssaal zu zeigen! Ich bin noch ganz neu und kenne mich nicht aus. Erstsemester«, ich warf ihm einen vielsagenden Blick zu. »Ich studiere Philosophie«, sagte ich stolz.

Er sah mich überrascht von der Seite an. »Ach, Philosophie also?«, seine Stimme hatte einen merkwürdigen Unterton, den ich nicht so ganz einordnen konnte.

Ich nickte.

»Am Montag habe ich meine erste Vorlesung«, ich warf einen erneuten Blick auf meinen Stundenplan. »Bei irgendeinem Professor Dr. Julian Wright. Meine Mitbewohnerin hat mir schon in den Ohren gelegen, wie neidisch sie deswegen ist«, sagte ich kopfschüttelnd und lachte laut.

»Neidisch?«, neugierig warf der Fremde mir einen Seitenblick zu.

»Ja«, bestätigte ich und verzog missbilligend das Gesicht. »Angeblich soll dieser Wright super heiß sein, aber mal ganz unter uns...«, ich beugte mich etwas näher zu ihm rüber. »Ich bin nicht hier, um irgendwelche Professoren aufzureißen. Ich möchte etwas lernen. Davon abgesehen soll er super arrogant sein«, ich machte ein wegwerfende Handbewegung. »Sicher ist er nur ein aufgeblasener Möchtegern, der sich durch die schmachtenden Blicke seiner Studentinnen profiliert.«

Mein Aussage schien ihn offenbar zu amüsieren, denn die Mundwinkel des Typen zuckten verräterisch und der leise Anflug eines Lächelns umspielte seine Lippen - es war ein verdammt schönes Lächeln, wie ich feststellen musste.

»Hier wären wir«, er deutete auf eine Tür zu unserer Rechten, während er langsam zum Stehen kam und sich zu mir umdrehte. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich mich noch gar nicht vorgestellt hatte, da ich wieder einmal ununterbrochen redete - eine nervige Angewohnheit, wenn ich aufgeregt war.

»Oh Gott, entschuldige, ich habe mich ja noch nicht einmal vorgestellt«, hastig bot ich ihm meine Hand dar. »Ich bin Laney Taylor. Wie heißt du? Und im wie vielten Semester studierst du?«

»Oh, ich studiere nicht«, ein freundliches Lächeln erschien auf seinen Lippen, während er auf meine ihm dargebotene Hand starrte. Zögernd ergriff er sie.

»Ach nein?«, fragte ich verdutzt.

»Nein«, er hob den Blick und sah mir unverwandt in die Augen. Seine Lippen zierte noch immer dieses amüsierte Lächeln, während er begann, meine Hand zu schütteln.

»Ich unterrichte. Mein Name ist Professor Dr. Julian Wright.«

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro