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Kapitel 97

Sicht Paluten

Ich wurde wach, aber es war noch dunkel draußen. Manu hatte mich durch sein unruhiges hin und her welzen geweckt.

„Kannst du nicht mehr schlafen?“, fragte ich verschlafen und die Bewegungen neben mir kam zum Erliegen.

„Es klappt einfach nicht“, sagte er und drehte sich zu mir.

„Sollen wir aufstehen?“, fragte ich obwohl ich eigentlich noch müde war und liebend gerne weiterschlafen würde, aber wenn Manu krampfhaft versuchte einzuschlafen und sich dabei so viel bewegte, könnte ich eh nicht weiterschlafen, ohne wieder aufzuwachen.

„Bist du nicht müde?“

„Doch bin ich, aber bei deinem schlaflosen Herumgewälze kann ich eh nicht einschlafen“, murrte ich müde.

„Ich kann auch in meinem Bett schlafen, wenn ich dich wach halte“, er klang verletzt. Was hatte ich gesagt? Shit. Manu neben mir machte Anstalten aufzustehen und ich schlang meine Arme um seine Taille, als er schon aufrecht saß.

„So meinte ich das nicht, bleib hier“, ich drückte mich entschuldigen an seinen Rücken.

„Mhm“, machte er, „ich denke ich stehe jetzt auf, dann kannst du ja weiterschlafen.“

Er löste sich von mir und ging ins Bad. Ach verdammt. Ich ließ mich in mein Bett zurückfallen. Das hatte ich ja toll gemacht. Ich seufzte und stand auf. Als Manu aus dem Bad kam, ging ich rein um mich umzuziehen. Ich öffnete die Tür und sah, dass er auf mich gewartet hatte. Zusammen gingen wir in den Aufenthaltsraum und ich machte mich auf den Weg zur Anrichte, um mir einen Kaffee zu machen. Ich brauchte ganz dringend einen. Manu hatte er sich schon auf der Couch bequem gemacht.

„Kaffee?“, fragte ich Manu, als ich dabei war mir das auflösbare Pulver in meine Tasse zu geben. Das Pulver schmeckte in Ordnung und es erfüllt seinen Zweck, vergleichbar mit ganzen Kaffeebohnen war es natürlich nicht. Manu nickte nur träge, also rührte ich ihm auch eine Tasse an. „Mit Milch und Zucker?“, er schüttelte den Kopf, also schüttete ich die Milch nur in meine Tasse und gab einen Löffel Zucker dazu.

„Hier“, ich reichte ihm seine Tasse und setzte mich neben ihn auf die Couch. Er nahm sofort einen kleinen Schluck und ich rührte gedankenverloren mit dem Löffel durch die cremefarbene, leicht dampfende Flüssigkeit und beobachte die kleinen Wellen die ich erzeugte. Das tat ich eine ganze Weile, dann nahm ich einen Schluck und fühlte mich automatisch etwas wacher, obwohl das Koffein noch nicht einmal gewirkt hatte. Stillschweigend rührte ich danach weiter in der Tasse herum und Manu nahm hin und wieder einen Schluck aus seiner.

„Ich weiß immer noch nicht was ich glauben soll, Manu“, durchbrach ich die Stille und sprach den Gedanken aus der uns beide wohl momentan beschäftigte, während ich immer noch die Rührbewegung in meinem Kaffee ausführte und abwesend beobachtete.

„Denkst du, ich weiß es? Wenn man Cerberus nicht vertrauen konnte, wem kann man dann noch vertrauen“, er klang unsicher. Alleine schon daran zu denken das Cerberus uns etwas verheimlicht hatte, tat weh und kam mir so unvorstellbar vor. Er war der einzige der immer für uns da war, verdammt. Und wir hinterfragen ihn gerade. Er ist tot und wir zweifeln an ihm. Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee in der Hoffnung meine Gedanken damit zu ertränken, aber es klappte nicht.

„Ich hätte diesen Ordner nicht aufschlagen dürfen. Verdammt, wir zweifeln gerade die einzige Person an, die immer voll auf unserer Seite gestanden hat“, es war so frustrierend und noch schlimmer war es, dass ich wirklich glaubte, dass er uns was verheimlichte. Verflucht. Warum tat ich das? Warum zweifelte ich plötzlich so? Ich hatte vorher noch nie an Cerberus gezweifelt. Wieso auch?

„Aber andererseits hat er uns auch nicht erzählt, dass er einen Bruder hat- hatte“, ein leises Knirschen befleitete seine Worte. Er war in Gedanken. Vermutlich hatte er nicht mal seinen Zeitwechsel mitbekommen. Präteritum. Natrix ist tot. Besorgt sah ich zu Manu, der in seinen Kaffee starrte, als würde er auf magische Weise all unsere Fragen beantworten, wenn er nur lange genug darauf starren würde.

„Nein, das hat er nie erwähnt“, ich trank wieder einen Schluck.

„Was hat wer nie erwähnt?“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter uns. Ich wirbelte herum. Tacit musterte uns neugierig. Wie lange stand sie schon da? Sie war viel zu leise.

„Wieso bist du schon wach?“, fragte ich sie überrascht. Es war doch noch verdammt früh.

„Joggen“, antwortete sie knapp und deutete auf die Tür. „Und ihr?“

„Nichts, eigentlich“, ich ließ meine Hand in meinen Nacken gleiten und drehte mich wieder nach vorne. Wir machen uns unnötige Gedanken. Das machen wir. Cerberus hat uns nichts verheimlicht. Vermutlich hatte Manu recht und er hatte den Brief weggeschmissen und unsere Bilder vermutlich auch. Was wollte er schon mit den schlechten Zeichnungen von Kindern? Tacit setzte sich zu uns auf die Couch und sagte nichts. Sie betrachte uns nur und ihr intensiver Blick stellte eine stumme Frage. Manu seuftzte und nippte kurz an seinem Kaffee.

„Wir haben den Verdacht, das Cerberus uns was verschwiegen hat, lächerlich oder?“, gestand ich ihr über was für einen Unsinn wir geredet hatten. Ich lachte leicht und erwartete, dass Tacit es auch tun würde, dass sie gleich sagen würde, dass es wirklich bescheuert von uns ist zu denken, dass Cerberus uns was verschwiegen hat. Sie würde uns vermutlich mit einem verständnislosen Blick tadeln, der uns verurteilen würde, weil wir nur auf die Idee kamen, dass er uns etwas verheimlicht haben könnte.

„Nein“, war alles was sie sagte. Nein? Wie nein? Manu runzelte seine Stirn und sah auffordernd zu Tacit.

„Was?“, fragte er.

„Nein, es ist nicht lächerlich. Er hat uns etwas verheimlicht“, sie sagte das so unglaublich ruhig. Viel zu ruhig. Warum war sie nicht am Boden zerstört darüber, dass er uns etwas verheimlicht hat und woher wollte sie bitte wissen, dass er uns wirklich etwas verheimlicht hatte?

„Woher weißt du das?“, fragte ich sie sofort.

„Ihr wisst doch selbst, dass er abends oft weggegangen ist, ohne uns zu sagen warum oder wohin er verschwindet“, erklärte sie geduldig.

„Er hat halt Aufträge gehabt für die wir zu jung waren“, rechtfertigte ich sein Verhalten. Er hatte Aufträge. Er hatte viele Aufträge. Deswegen ist er verschwunden nur deswegen.

„Nein. Er ist immer aus der Stadt rausgegangen“, offenbarte Tacit uns. Woher wusste sie das?

„Kannst du mal bitte zum Punkt kommen, wenn du was weißt?“, ungeduldig forderte Manu sie dazu auf sich nicht alles aus der Nase ziehen zu lassen.

„Ich bin ihm gefolgt. Es hat mir Spaß gemacht auszutesten wie leise ich schleichen kann. Cerberus war nicht so begeistert davon“, ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie in Erinnerung schwelgte.

„Du weißt wo er hingegangen ist?“, fragte ich aufgeregt.

„Nicht direkt. Er hat mich immer entdeckt. Ich weiß in welche Richtung er verschwunden ist. Einmal bin ich ihm bis zum See nachgeschlichen, weiter bin ich nie gekommen“, sie grinste, aber ihre Augen sahen traurig aus. Sie könnte Cerberus nie wieder hinterschleichen. Das wurde ihr wohl wieder schmerzlich bewusst.

„Huh. Du weißt also, dass er uns was verheimlicht hat. Und wieso erfahren wir erst jetzt davon?“, in Manus Unterton schwang leichte Wut mit. Er trank ein paar Schlücke, vermutlich um sich zu beruhigen.

„Wie hätte ich das bitte ansprechen sollen?“, sie gab ein bitteres Geräusch von sich. Das Lächelnd auf ihren Lippen war schon längst in sich zusammengefallen. „Das hättet ihr nicht hören wollen, schon gar nicht nach seinem Tod.“

„Du kennst die Richtung...“, ich trank ein paar Schlücke aus meiner Tasse. „Kannst du uns bis zum See führen und uns zeigen in welche Richtung er verschwunden ist?“

„Klar“, sie zuckte mit den Schultern, um uns nach einer kleinen Gesprächspause interessiert zu mustern. „Wo kommen eure Zweifel so plötzlich her?“

„Haben was gefunden, was dafür spricht“, Manu nahm gedankenverloren noch einen Schluck und ich tat es ihm gleich. Tacit nickte, obwohl das wahrscheinlich noch viel mehr Fragen verursacht hat, als es beantwortet hat, aber sie schwieg.

„Also?“ fragte sie dann nach einer Weile in der Manu und ich schweigend Kaffee getrunken hatten.

„Kann losgehen“, sagte ich und stellte die leere Tasse auf dem Tisch ab. Ich stand auf und sah zu Manu, der schnell die letzten Schlücke trank und seine leere Tasse neben meine stellte.

„Gut“, und damit ging Tacit voraus und wir folgten ihr. Der Himmel färbte sich rötlich, als die ersten Strahlen der Sonne sich ihren Weg durch die Dunkelheit bahnten. Die Straßen waren leer und die Lichter in den Häusern waren noch aus, würden aber vermutlich bald nacheinander angehen. Tacit führte uns durch die leblos wirkenden Straßen. Wir hatten gerade eine menschenleere Kreuzung hinter uns gelassen. Die Ampeln waren dunkel, nur das blinkende gelbe Licht deutete daraufhin, dass sie nicht kaputt, sondern nur ausgeschaltet waren. Vermutlich besaßen sie eine Zeitschaltuhr, die bald umspringen würde und dann würden sich die drei farbigen Lichter wieder abwechseln. Aber dieser Moment war noch nicht gekommen. Bei der zweiten Kreuzung, die schon keine Ampel mehr besaß, da wir uns allmählich aus der Stadt entfernten, schlug Tacit eine Richtung ein, die noch weiter aus der Stadt heraus führte. In der Ferne brummten ein paar Motoren und ein Zug rauschte über die Schienen, aber hier im ruhigeren Teil der Stadt schien alles noch zu schlafen.

Bald hatten wir die Häuser hinter uns gelassen und gingen einen Trampelpfad entlang. Der See wurde eingezäunt. Wann war das passiert? Die aufgehende Sonne spiegelt sich im klaren Wasser und verwandelte den See in ein Kunstwerk. Das Wasser kräuselte sich leicht, als ein Fisch springend die Wasseroberfläche durchbrach. Die Wellen, die er dabei verursachte, verzerrten den in den See gefallenen Himmel und ließen es noch schöner wirken. Fasziniert schaute ich weiter auf den See, an dem wir vorbeigingen. Erst als Tacit stehen blieb, löste ich meinen Blick von dem kleinen Spektakel.

„Hier hat er mich entdeckt. Normalerweise hat er mich immer zum Hauptquartier zurück gebracht, aber hier hat er mir einfach nur gesagt, dass ich wieder umdrehen soll“, sagte sie. „Vermutlich, weil was immer er uns verheimlicht hat hier in der Nähe sein muss“, mutmaßte sie, dann zeigte sie in eine Richtung und meinte, dass er in diese verschwunden ist. Danach verabschiedete sie sich von uns. Sie wollte noch joggen gehen. Wir sahen ihr noch unschlüssig hinterher, bis sie hinter ein paar Sträuchern verschwand.

„Na dann“, sagte ich entschlossen, obwohl ich mich eigentlich unwohl fühlte und umdrehen wollte. Nichtsdestotrotz setzte ich mich in Bewegung. Manu war direkt neben mir.

Sicht GLP

Tacit verschwand aus unserem Sichtfeld und ihre leisen Schritte verhallten allmählich. Paluten und ich waren wieder alleine. Nach einer kurzen Stille, in der wir nur rumstanden löste Paluten sich aus seiner Starre und räusperte sich kurz.

„Na dann“, Entschlossenheit lag in seiner Stimme und ich fragte mich, wie er das machte. Ich würde am liebsten einfach wieder umdrehen und zurück ins Houndsquartier gehen, alle Zweifel hier zurücklassen und aufhören Cerberus zu hinterfragen. Paluten setzte sich in Bewegung und lief in die Richtung, in die Tacit gedeutet hatte. Gezwungenermaßen folgte ich ihm also, obwohl ich wirklich nicht wissen wollte, was wir dort fanden. Ich hatte Angst. Wenn ich Palutens Akte nicht mitgenommen hätte, wären wir jetzt gar nicht hier und ich verfluchte mich innerlich selbst dafür. Aber andererseits, hatten wir nicht das Recht dazu zu wissen, was Cerberus verheimlicht hatte? Egal was uns da jetzt erwartete, wir mussten da durch. So schlimm könnte es ja wohl nicht werden. Oder?

Der Weg, dem wir folgten wurde immer verwilderter. Wenn man überhaupt noch von einem Weg sprechen konnte. Mittlerweile näherten wir uns einem kleinen Wäldchen und ich fragte mich, wie lange wir noch laufen mussten. Cerberus' was-auch-immer dürfte eigentlich nicht mehr so weit weg sein, in Anbetracht der Tatsache wie lange wir früher auf ihn warten mussten und das er Tacit nicht mehr Heim gebracht hatte. Seufzend lief ich Paluten hinterher, der irgendwann die Führung übernommen hatte. Würden wir überhaupt erkennen, wonach wir suchen? Was ist, wenn wir dran vorbei laufen würden? Oder schon dran vorbeigelaufen waren? Oder wir eigentlich hätten irgendwo abbiegen müssen? Machte das ganze hier überhaupt Sinn, so ganz ohne Anhaltspunkte durch die Gegend zu spazieren? Mehr als die paar Beobachtungen von Tacit hatten wir nämlich nicht. Gerade als ich meine Bedenken äußern wollte, blieb Paluten stehen.

„Siehst du das?“, fragte er mich und deutete auf den Waldrand. Stirnrunzelnd versuchte ich zu erkennen, was Paluten da wohl sah, abgesehen von Bäumen.

„Nein? Was soll-“, abrupt brach ich ab. Es war schwer zu erkennen, aber eine kleine Hütte befand sich ganz knapp am Waldrand. Sie wurde halb von den äußersten Bäumen überdeckt, was es noch schwieriger machte, sie zu erkennen.

„Hast du es jetzt gesehen?“, hakte Paluten nach, obwohl er sich das wahrscheinlich aufgrund meiner Reaktion schon hätte denken können. Knapp nickte ich.

„Denkst du, das ist Cerberus' Geheimnis?“, etwas überfordert schaute ich zu Paluten, der nur ebenso überfragt mit den Schultern zuckte. Warum sollte Cerberus sich in so eine Hütte zurückziehen, wenn er das Hauptquartier gehabt hatte? Wie passte das bitte zusammen. Zögernd setzte Paluten sich wieder in Bewegung, schneller als davor und direkt auf die Hütte zu. Ich beeilte mich, um bei seinem Tempo mitzukommen. Je näher wir ihr kamen, desto verlassener sah sie aus. Verlassen, aber nicht zerfallen. Der Zahn der Zeit hatte definitiv an ihr genagt, aber sie schien noch stabil zu sein. Mit ein bisschen Mühe könnte die Hütte wahrscheinlich sogar wieder auf Vordermann gebracht werden. Von außen auf jeden Fall. Was sich innerhalb der Hütte befand- tja. Keine Ahnung, aber das würden wir ja gleich raus finden.

Vor der Hütte angekommen zögerten wir erstmal. Was, wenn das überhaupt nichts mit Cerberus zu tun hatte? Aber andererseits, selbst wenn nicht, was wäre so schlimm daran, uns mal darin umzusehen. Einbrüche waren nichts ungewöhnliches für uns und die Hütte war höchstwahrscheinlich sowieso unbewohnt und ungenutzt. Paluten rüttelte an der Tür. Das Holz war zwar etwas morsch, aber trotzdem war die Tür stabil und es dauerte etwas, bis die Tür aufschwang. Vorsichtig betraten wir die Hütte. Ihr inneres war ziemlich dunkel, das Licht das durch die Tür hereinfiel erhellte den Raum nur minimal. Unsere Augen brauchten ein paar Sekunden, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Auf der gegenüberliegenden Seite der Tür erkannte ich die Umrisse eines Fensters, dass von einem alten Tuch überdeckt wurde. Darauf bedacht, nicht über eventuell am Boden liegende Gegenstände zu fallen, durchquerte ich den Raum und zog das Tuch weg, sodass noch mehr Licht in den Raum fiel. Paluten hinter mir zog scharf die Luft ein, und als ich mich umdrehte, wusste ich auch warum. Die ganzen Wände waren voll gehangen mit Zeichnungen. Beinah zeitgleich näherten wir uns einer der Wände und erstarrten dann beide. Das waren eindeutig Kinderzeichnungen. Und nicht einfach irgendwelche, viele davon kamen mir ziemlich bekannt vor. Tränen stiegen mir in die Augen, als mir bewusst wurde, dass Cerberus sie nicht einfach weggeworfen hatte. Es waren nur Zeichnungen, aber irgendwie kam es mir so vor wie die letzte Bestätigung, dass wir Cerberus doch wichtig waren. Die Zweifel ihm gegenüber waren nicht gerechtfertigt gewesen. Warum hatten wir überhaupt an ihm gezweifelt? Dann hatte er halt eine geheime Hütte, die er warum auch immer vor uns geheim hielt. Na und? Vielleicht hatte er nur vergessen, sie zu erwähnen. Aber warum hatte er dann Tacit weggeschickt? Nein. Er hatte sie absichtlich geheim gehalten. Aber warum? Was war an dieser Hütte so besonders, außer die Bilder. Paluten hatte mittlerweile bekräftigend meine Hand ergriffen und ich lehnte mich ziemlich überfordert an ihn. Momentan schwirrten meine Gedanken ziemlich durcheinander und Paluten war das einzige, was mir gerade Halt bot. Ich verstand einfach nicht, was das ganze hier sollte. Das machte doch überhaupt keinen Sinn. Ich schloss meine Augen und blendete alles aus, außer Paluten. Meine Atmung beruhigte sich wieder etwas und auch meine Gedanken sortierten sich langsam, anstatt in wirre Spekulationen auszuarten. Paluten stand währenddessen nur ruhig neben mir und schaute sich wahrscheinlich die Bilder an.

„Er hat sie nicht weggeschmissen“, der Druck auf meine Hand erhöhte sich nochmal kurz, als Paluten sie ein letztes Mal drückte und sich dann löste. Er fokussierte seinen Blick auf die Bilder vor uns und fing an, glücklich zu lächeln.

„Nein, sie sind alle hier. Sogar die ultra hässlichen“, meine gerade frei geworde Hand nutzte ich dazu, um mir verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel zu wischen. Ich war mir ziemlich sicher, Paluten hatte es gesehen, aber er sagte nichts dazu. Grinsend betrachtete ich das Bild vor mir, von dem ich keine Ahnung hatte, was genau es darstellen sollte. Jap, sogar die hässlichen Dinger hatten hier einen Platz gefunden.

„Hier ist einfach alles was wir jemals gezeichnet oder gebastelt haben“, immer noch lächelte Paluten, auch wenn eine Spur Nostalgie in seinen Worten mitschwang. „Wieso hat er uns das denn verheimlicht? Die hätte er doch auch in seinem Zimmer aufhängen können.“

„Ich weiß nicht. Aber er wird schon seine Gründe dafür gehabt haben“, das nächste Bild, dass ich mir ansah, kam mir sogar mehr als bekannt vor. Das hatte ich gemalt. Vorsichtig fuhr ich mit der Hand über das Blatt und entfernte es dann von der Wand. Das musste kurz nach meiner Ankunft hier gewesen sein und vermutlich war es eins meiner ersten Bilder. Es war bei weitem kein Kunstwerk, Picassos Nachfolger war ich definitiv nicht, aber es war erkennbar. Jedenfalls für mich, schließlich hatte ich es gezeichnet. Wäre traurig, wenn ich's nicht deuten könnte. Das waren Paluten und ich in einem Quadrat, welches wohl die Couch darstellen sollte. Und etwas entfernt davon war eine Tür, durch die jemand hindurchschritt. Das sollte Cerberus sein. Das Bild stellte dar, wie Paluten und ich zusammen auf Cerberus' Rückkehr warteten. Eine unserer Hauptbeschäftigungen, als wir jünger waren. Und jedes Mal hatten wir Angst um ihn, auch wenn wir es nie zugeben wollten. Paluten hatte sich inzwischen von mir entfernt und war lächelnd die Wand entlang gelaufen.

„Hier ist ein Laptop“, verwirrt wandte er sich an mich. Schnell schaute ich in seine Richtung und sah, dass er vor einem Schreibtisch stand.

„Was?“, sofort faltete ich das Bild sorgfältig und steckte es dann in meine Tasche, während ich mich dem Schreibtisch und somit dem Laptop näherte.

„Und ein Drucker“, er klang noch verwirrter „hier liegen auch Zeitungen.“

„Was zur-?“, ich stockte, als mein Blick auf die Zeitungen fiel, welche nun von Paluten durchwühlt wurden. Immer wieder fielen mir Markierungen ins Auge.

„Paar verhaftet,  Drogenkonsum, Kind verschwunden. Feuer zerstört Hochhaus 15 Menschen starben, Kind verschwunden. Polizeisuche eingestellt, Kind vermutlich tot, Jugendamt zu spät geschaltet?“, las er einige der markierten Stellen vor und ließ dann die Zeitung, die er gerade in der Hand hielt sinken.

„Waren da überall Kinder involviert?“, ich näherte mich ebenfalls dem Stapel. Warum hatte Cerberus sowas gesammelt? Was sollte das?

„Ja, nur die Berichte mit Kindern sind markiert“, meinte er und deutete vielsagend darauf.

„Denkst du, wir kennen ein paar davon?“

„Ich glaube wir kennen so gar alle. Das sind Berichte über unsere Fälle“, erneut deutete er auf ein Bild, während er sich leicht verkrampfte. „Das ist meine Tante.“

„Scheiße“, ich zog meine Hand, welche gerade dabei war, nach einer Zeitung zu greifen zurück und wich minimal nach hinten, als mein Blick auf ein Bild fiel, welches noch von den anderen Zeitungen halb verdeckt wurde. Ich sah nicht viel, doch es reichte mir um zu wissen, dass das ein altes Bild von mir war.

„Manu, alles okay?“, Paluten musterte mich besorgt und ich schluckte leicht.

„Klar, was soll sein?“, wich ich der Frage aus und vermied Blickkontakt. „Warum hat er sowas gesammelt? Und vor allem, wann? Bevor oder nachdem er jedes Kind aufgenommen hat?“ Hatte er uns aufgenommen und dann die Berichte gesammelt oder hatte er erst die Berichte gehabt und uns dann aufgenommen? Hatte er vielleicht sogar gezielt nach den Kindern gesucht?

„Ich weiß es nicht, ich hab keine Ahnung was ich von alledem halten soll“, Paluten war immer leiser geworden, doch ich verstand ihn trotzdem.

„Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum er das verheimlicht hat“, zögerlich griff ich nun doch wieder nach einem Bericht und schob gleichzeitig die anderen über den Bericht, in dem es um mich ging. Ich wollte gar nicht erst wissen, welche scheinheilige Scheiße meine Erzeugerin von sich gegeben hatte, nur um nicht als Rabenmutter dazustehen.

„Vermutlich“, sein Blick wanderte über den Schreibtisch „Aber wenn er alles gesammelt hat, muss der Brief hier sein.“

„Dann...Sehen wir uns hier mal um, huh?“, fragte ich etwas skeptisch, woraufhin Paluten nickte. Wir durchwühlten alles und schließlich, bei der letzten Schublade fiel uns ein zerknitterter Briefumschlag in die Hände, auf dem das Patrick durchgestrichen und Paluten fett drauf geschrieben wurde.

„Das, das muss er sein“, flüsterte er und nahm den Briefumschlag langsam an sich.

„Jap, sieht so aus“, nickte ich bestätigend. Paluten fummelte nervös an dem Briefumschlag rum, zögerte dann aber und steckte ihn ein.

„Nicht hier. Nicht jetzt“, bestimmte er entschlossen.

„Es ist deine Entscheidung, was damit passiert.“ Ich wollte ihn nicht wieder dazu drängen. Das wäre nicht richtig gewesen. Das war es schon beim ersten Mal nicht, auch wenn wir dadurch erst hierher gefunden hatten.

„Ja“, abwesend nickte er, ehe er das Thema wechselte. „Ich frage mich was er mit dem Laptop gemacht hat.“

„Ich denke mal nicht, dass der all den Jahren noch Strom hat“, skeptisch klappte ich den Laptop auf und schaute ihn mir kurz an. „Aber kaputt scheint er nicht zu sein.“

„Dann nehmen wir ihn mit. Ich meine in einer der Schubladen war ein Ladekabel“, Paluten wartete meine Antwort gar nicht erst ab, sondern öffnete sofort wieder die Schubladen, um das Kabel zu suchen.

„Mhm, mal sehen was da noch so auf uns wartet“, murmelte ich und wartete, bis Paluten das Kabel aus einer Schublade zog.

„Sollen wir wieder zurück gehen? Dann können wir den Laptop aufladen“, fragend schaute er mich an und ich nickte bestätigend.

„Klar.“

„Okay, dann“, setzte er an und schnappte sich den Laptop, „können wir los.“

„Ich glaube schon, ja“, ich schaute mich noch ein letztes Mal in der Hütte um und folgte dann Paluten, der draußen schon auf mich wartete. Ich schloss die Tür und schweigend liefen wir zum Hauptquartier der Hounds zurück. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Ich wusste immer noch nicht, was ich darüber denken sollte. Cerberus hatte diesen Ort nicht grundlos vor uns geheim gehalten. Wahrscheinlich hing das mit dem Laptop und den Berichten zusammen. Aber was befand sich wohl auf diesem Laptop?

Als wir im Hauptquartier ankamen, hatten wir das Glück, dass wir unbemerkt in Palutens Zimmer kamen. Die anderen waren zwar schon wach, das hörte man teilweise, aber keiner saß im Aufenthaltsraum. Sobald wir Palutens Zimmer betreten hatten, nahm ich ihm den Laptop ab und steckte ihn an die Steckdose. Ich drehte mich gerade rechtzeitig in Palutens Richtung, um zu sehen, wie er sich auf sein Bett setzte und den Brief aus seiner Tasche zog.


Na, scheint ja so als wären alle Zweifel unbegründet gewesen, oder?

Heute sind mehrere Bestellungen von mir angekommen und dazu gehörten auch meine Karteikarten. Jetzt kann ich richtig für die Klausuren lernen🔥 (Silberschwingen)

Keine Menschen zu seh'n,
Alles leuchtet so hell wie bei Underground 2
Keine Wolken zu seh'n, der Himmel so frei, wir steh'n im Mondschein
Sag mir, welcher Weg,
Wir geben voll Gas, alle Straßen sind frei
Diese Stadt ist so leblos bei Nacht und so angenehm friedlich zugleich
Keine Menschen zu seh'n,
Alles leuchtet so hell wie bei Underground 2
Keine Wolken zu seh'n, der Himmel so frei, wir steh'n im Mondschein
Sag mir, welcher Weg,
Wir geben voll Gas, alle Straßen sind frei
Diese Menschen, so leblos bei Nacht, aber angenehm friedlich zugleich

Sorry, da isses wieder mit mir durchgegangen. Silbers Beschreibung der Stadt erzeugen einfach leichte Underground2 Vibes bei mir, auch wenn die Situation nicht komplett dieselbe ist ^^'

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