Kapitel 90
Sicht Zombey
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wäre ich am liebsten gar nicht erst aufgestanden. Die Nacht war ziemlich kurz gewesen. Wahrscheinlich wäre ich nicht mal eingeschlafen, wenn ich Maudado nicht neben mir gehabt hätte. Zwar fiel es ihm zunächst auch schwer, einzuschlafen, aber irgendwann hatte er es geschafft und seine ruhigen Atemgeräusche und seine Wärme hatten mich beruhigt. Trotzdem, viel Schlaf hatte ich nicht und wenn man bedenkt, was heute auf uns zukäme, war meine Motivation Maudado loszulassen und aufzustehen nicht gerade hoch. Andererseits bekäme ich eventuell die Chance, mich an der Kreuzotter zu rächen. In dem Moment als er mich niedergeschlagen hatte war mir nicht einmal bewusst, dass es sich bei dem Typen vor mir um dieselbe Person gehandelt hatte, die Natrix bei seinem Abgang in der Lagerhalle half. Bevor Maudado sich aus meinem Griff gelöst hatte, ließ er es zu, dass ich ihn einige Minuten schweigend umarmte und meinen Gedanken nachging. Ziemlich widerwillig ließ ich ihn dann aber doch aufstehen. Der Tag heute würde anstrengend und hart werden, da war ich mir sicher und meine Laune schwang zwischen Vorfreude und Sorge. Vorfreude, weil wir die Schlangen heute eventuell das letzte Mal sehen mussten und ich mich bei der Kreuzotter bedanken konnte und Sorge, weil so viel schief gehen könnte. Ich machte mir Sorgen um Manu, ich machte mir Sorgen um Maudado, ich machte mir Sorgen um meine Freunde und um die Cats und Hounds.
Sobald Maudado und ich im Aufenthaltsraum ankamen, waren wir schon mitten im regen Treiben. Die Atmosphäre war angespannt, hier und da gingen vereinzelt Member Übungskämpfen nach, andere versuchten die eventuell letzten ruhigen Minuten ihres Lebens zu genießen. So viel konnte heute passieren. Sachen, an die ich nicht mal denken wollte. Manu und Paluten betraten ebenfalls kurz nach uns den Aufenthaltsraum. Beide schienen ebenfalls angespannt zu sein, wobei sie versuchten, sich nichts anmerken zu lassen. Es gelang ihnen auch ziemlich gut, nur hin und wieder machte sich ihre Anspannung in Form ihrer Körpersprache bemerkbar. Weitere Minuten vergingen, vielleicht auch Stunden, in denen wir uns vorbereiteten. Waffen wurden ausgegeben, Taktiken besprochen und Mut geteilt. Aber wer konnte schon wissen, was da auf uns zukam? Richtig: Niemand. Ein Räuspern ertönte und alle richteten ihren Blick auf die Tür, schenkten ihre ungeteilte Aufmerksamkeit Paluten und Manu die uns ermutigend anschauten.
„Wir wissen alle, dass dieser Tag hart wird. Vielleicht sogar einer der härtesten Tage, die wir je erlebt haben. Kaum einer von uns wird ohne Verletzungen da raus kommen", setzte Paluten an und sein ließ seinen Blick dabei über die Masse wandern. Er schien mir jedem einzelnen von uns zumindest kurz Blickkontakt aufbauen zu wollen, aber bei der Anzahl an Hounds und Cats war das wohl beinah unmöglich.
„Aber wir versprechen euch, das wird das letzte Mal sein, dass ihr mit den Schlangen in Berührung kommen müsst. Ich hätte bis vor kurzem nie gedacht, dass ich das jemals sagen würde, aber zusammen bekommen die Hounds und Cats das hin", fuhr Manu fort. Auch er pausierte kurz, versuchte so viel Zuversicht in seine Worte und sein Auftreten zu stecken wie möglich. Ihre Worte schienen zu zünden, hier und da erklang zustimmendes Gemurmel. „Sorgen wir dafür, dass diese Schlangen in der Hölle brennen und machen ihre schlimmsten Albträume wahr!", schrie Manu und aus dem Gemurmel wurde ein Jubel. Das war wie ein Motivationsschub und die angespannte Atmosphäre lockerte sich innerhalb von Minuten zumindest etwas.
„Also dann, begebt euch in die vorher besprochenen Gruppen und wir machen uns auf den Weg!", kündigte Paluten unseren Aufbruch an, nachdem die jubelnde Meute sich etwas beruhigt hatte. Es wurde besprochen, dass Lily zusammen mit Venom, Sniper zusammen mit Tacit, Xain zusammen mit Scar, Maudado mit mir, sowie Paluten und Manu getrennt jeweils eine Gruppe zum besprochenen Treffpunkt führen sollte. Das Waisenhaus befand sich außerhalb unserer Territorien, aber der Weg dorthin war nicht sonderlich schwer zu merken. Der abgemachte Treffpunkt war ein Parkhaus, nicht weit davon entfernt. Wir konnten uns also in Kleingruppen unbemerkt durch die Stadt bewegen, tauchten aber nicht getrennt beim Waisenhaus auf, da wir uns vorher am Parkhaus sammelten.
Diejenigen, die noch nicht bewaffnet waren erledigten dies schnell und etwas staunend schaute ich Maudado dabei zu, wie er einige Messer an seinem Körper befestigte. Der Junge wusste definitiv was er da tat. Die ersten beiden Gruppen verließen das Houndsquartier. Danach folgten weitere Gruppen. Die letzte Gruppe, die sich auf den Weg machen sollte war Maudados und meine. Während Maudado auf die Zeit achtete, damit wir uns im abgesprochen Rhythmus auf den Weg machten, suchte ich kurz in dem kleinen Rest der noch da war nach Shadow. Zusammen mit Eagle stand sie abwartend bei einer Mischung aus Hounds und Cats. Sofort beeilte ich mich zu ihnen zu kommen, bevor wir los mussten.
„Egal was du tust, du bist vorsichtig und gehst kein Risiko ein. Du hälst dich zurück und bleibst bei Eagle!", forderte ich sie auf. Sie war immer noch wie meine kleine Schwester und ich könnte es nicht ertragen, sie zu verlieren. Am liebsten hätte ich sie direkt hier gelassen, aber erstens wäre sie dann sauer und verletzt gewesen und zweitens brauchten wir heute jeden.
„Ich pass schon auf", aufmunternd lächelte sie mir entgegen und Eagle nickte mir zu, um mir zu symbolisieren, dass sie auf sie aufpassen würde. Erleichtert erwiderte ich sowohl Shadows Lächeln als auch Eagles Nicken und machte mich dann wieder auf den Weg zu Maudado. Eine Sorge weniger. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, Maudado ebenfalls darum zu bitten, vorsichtig zu sein und in meiner Nähe zu bleiben, aber das war Maudado. Er kam alleine zurecht und brauchte keine Belehrungen. Aus den Augen lassen würde ich ihn aber trotzdem nicht, nicht nachdem was beim letzten Mal passiert war.
„Es ist Zeit", meinte Maudado dann und wies auf die Uhr über uns. Die zehn Minuten waren vorbei, wir mussten los. Auch Maudado schenkte mir nochmal ein angespanntes aber zuversichtliches Lächeln, welches ich erwiderte, bevor wir uns vorsichtig durch die Stadt hindurch zum Parkhaus bewegten. Unterwegs reden wir nicht, Stille begleitete uns den ganzen Weg über. Wie erwartet kamen wir als letzte beim Parkhaus an und wurden schon von den anderen erwartet. Paluten erkundigte sich kurz, ob alles glatt gelaufen war, was wir bestätigten.
Paluten und Manu übernahmen zusammen mit Xain und Sniper die Führung und lotsten uns vom Parkhaus sicher zu dem Unterschlupf der Schlangen. Das Waisenhaus sah von außen ähnlich aus wie die anderen Gebäude der Schlagen, wobei es besser in Schuss gehalten aussah. Sicher, es war alt und hässlich, aber dafür etwas mehr intakt. Auch wenn wahrscheinlich niemals vermuten würde, dass sich darin ein Schlangennest verbarg. Aber genau das war es: Ein Brutkasten für Schlangen, der vernichtet werden musste. Während ich das Gebäude vor mir betrachtete, hatte ich kaum wahrgenommen, was Paluten und Manu besprachen. Sie flüsterten immer wieder und letztlich setze sich die Gruppe wieder in Bewegung. Wir kamen bei der Tür des Waisenhauses an, doch als Paluten sich am Schloss zu schaffen machte, schwang die Tür durch seine leichte Bewegung schon auf. Das gefiel mir überhaupt nicht und Manu schien es ähnlich zu gehen, denn er biss auf seiner Unterlippe rum. Letztlich brachte uns unser Misstrauen aber auch nichts. Wir mussten da rein, einen anderen Weg gab es nicht und die Schlangen erwarteten unsere Ankunft wahrscheinlich so oder so.
Seufzend sah auch Manu dieser Tatsache ins Auge und langsam schlichen wir durch die Tür in die kleine Eingangshalle des Gebäudes. Ich rechnete damit, dass jederzeit eine der Türen vor uns aufflog und uns Schlangen entgegenspringen würden, aber es passierte nichts. Kein einziger Laut war zu hören, außer unsere leisen Schritte auf den hässlichen Linoleumboden. Manu und Paluten führten uns weiter durch das Gebäude und blieben dabei hin und wieder stehen, um zu lauschen. Aber immer noch war es still. Beinah schon zu still für meinen Geschmack, weswegen ich immer noch auf den klischeehaften Schlangen-Jumpscare wartete. Doch er kam nicht.
Paluten und Manu öffneten die Doppeltür, die sich gegenüber der Eingangstür befand. Der Raum vor uns war riesig und hatte einen Durchgang zu einem weiteren, ebenfalls großen Raum. Der Raum in dem wir uns gerade befanden könnte so eine Art Aufenthaltsraum oder Spielzimmer gewesen sein. Der andere Raum glich eher einem Speisesaal. Am Ende des vermeintlichen Speisesaals ging noch eine Tür ab, diese war aber geschlossen. Das, was meine Aufmerksamkeit und auch die der anderen auf sich zog waren aber nicht die Räume, sondern die Viehlzahl an Schlangen die sich in beiden Räumen verteilt hatten. So war das also. Die Schlangen hatten gewartet, bis wir von selbst zu ihnen kamen, anstatt selbst die Initiative zu erreichen.
„Na sieh mal aber an, da sind ja die Hunde. Und Katzen", grinste Natrix und warf Manu einen provokanten Blick zu. Von dem Rest des Gesprächs bekam ich überhaupt nichts mehr mit. Der Kampf brach schneller aus als Scar wenn er wütend war. Die Schlangen stürzten sich auf Hounds und Cats, welche nicht zögerten und ebenfalls in die Offensive gingen. Die beiden Räume waren gerade so groß, dass genügend Platz vorhanden war. Natrix hatte sich wirklich auf unsere Ankunft vorbereitet. Im Laufe des Kampfes waren ich und Maudado irgendwann im zweiten Raum gelandet. Von Paluten und Manu hatte ich nicht mehr viel gesehen, aber eine andere Person hatte meine Aufmerksamkeit erregt. Ich könnte schwören, dass sich gerade die Kreuzotter durch die bisher geschlossene Tür gedrückt und den Raum verlassen hatte. Sofort eilte ich dem Schlangen Bastard nach, als hinter mit jemand meinen Namen gerufen hatte. Maudado. Aber es klang nicht so, als bräuchte er Hilfe sondern eher fragend, weswegen ich nicht viele Gedanken daran verschwendete. Die Tür war nicht mehr geschlossen, sondern nur noch angelehnt.
„Zombey? Wo gehst du hin?", ertönte es wieder hinter mir, als ich die Tür aufzog. Maudado war mir durch den Raum gefolgt und befand sich nun neben mir. Schnell deutete ich ihm leise zu sein und betrat dann zusammen mit ihm den Raum. An den Wänden befanden sich Schränke, Regale, Küchenmaschinen und in der Mitte befand sich eine große Kochinsel. Darüber hing eine Befestigung von der Decke, an der noch Pfannen hingen.
„Das ist ja-", setzte Maudado an, kam aber nicht weiter, da ein lauter Knall ihn unterbrach. Sofort drehten wir uns zur Tür, die gerade zu geknallt worden war. Davor stand die Kreuzotter, die Hand immer noch an der geschlossenen Tür.
„Eine Küche. Krass, oder? Wer hätte das denn erwartet, so direkt neben einem Speisesaal", beendete er Maudados Satz und entfernte seine Hand von der Tür, um eine seiner schwarzen Haarsträhnen unter seine Kapuze zu schieben. Beinah sofort rutschte diese aber wieder raus und landete knapp neben seinem Auge gerade so über seinem Mundschutz.
„Ihr wolltet mich doch letztens unbedingt sehen. Bitte, hier bin ich. Ihr wollt mich herausfordern? Gerne, ich habe sowieso noch etwas mit euch zu klären. Das Messer in meiner Schulter war überhaupt nicht nett von dir Blondie", seine zuerst übertrieben freundliche Tonlage war im Laufe seines Monologs immer verbitterter geworden. Er entfernte sich von der Tür und näherte sich Maudado, der vor mir stand. Sofort zog ich ihn zurück und schob ihn auf die andere Seite der Kücheninsel. Sollte der Typ Maudado zu Nahe kommen, hätten wir ein Problem. Ich bezweifelte nämlich, dass Maudado ihn lange abwehren könnte.
„Was denn? Willst du dich etwa wieder dazwischen stellen? Hat dir niemand beigebracht, dass man sich nicht zwischen Schlangen und ihre Beute stellt?", abrupt war die Kreuzotter stehen geblieben und musterte mich genervt. Sein Blick brannte sich gefühlt schon in meine Augen, aber ich hatte keinen Grund, nachzugeben. Vielleicht war er kampferfahren, ganz sicher war er das, aber ich genauso. Ich würde ihn nicht an Maudado lassen.
„Na schön, dann eben erst du. Dein Leid lässt Blondie wahrscheinlich nicht kalt, das macht das ganze beinah noch besser. Außerdem war das letzten nicht cool von dir, einfach so meinen Basey mit deinem Kopf abfangen und dann weiterleben. Das geht doch nicht! Du hättest sterben müssen!", bei den letzten beiden Sätzen änderte sich seine Stimmlage. Er wirkte fast schon trotzig. „Dann sorg ich eben jetzt dafür, dass du verreckst", zischte er, als sein Blick auf meine Jacke und auf das kleine Symbol darauf fiel. „Zombey huh? Ich hab deinen Namen schon ein paar mal gehört. Du bist doch das Schosshündchen vom Cats-Leader. Weißt du, Natrix freut sich bestimmt, wenn ich dich aus dem Weg räume. Erst du. Dann Blondie da. Der ist doch bestimmt auch 'ne größere Nummer, wenn ihr die ganze Zeit zusammen seid", seine eben noch trotzige Art änderte sich schlagartig. Euphorisch sprangen seine Augen zwischen Maudado und mir hin und her, während er sich uns weiter genähert hatte. Ich trat ihm etwas entgegen und entfernte mich somit von Maudado, um nicht direkt neben ihm zu stehen.
„Versuch's doch. Du wirst es nicht mal schaffen, uns auf irgendeine Art und Weise zu verletzen", siegessicher grinste ich ihn an. Als ob ich das zulassen würde. Sicher, der Typ war gestört, aber das hieß nicht, dass ich deswegen Angst vor ihm hatte. Ganz im Gegenteil, ich musste nur vorsichtig sein und dann wäre er kein Problem für mich.
„Was denkt ihr, welche eurer Körperteile sollte ich Natrix bringen? Augen? Wie wäre das? Hand? Organe? Was wäre am besten um zu zeigen, wie sehr ihr in euren letzten Minuten leiden musstet?", fragte er scheinheilig, als er sich plötzlich wieder von mir entfernte. Innerhalb von Sekunden war er plötzlich um die Kücheninsel gelaufen und baute sich vor Maudado auf.
„Weißt du, ich kümmere mich doch lieber erst um dich. Du wirst da liegen, verbluten und dabei zusehen, wie ich deinen Freund da umbringe. Verdient hättest du's ja", blitzschnell zog er ein Messer und ließ es in Maudados Richtung schnellen. Maudado sprang zurück, so dass ich ihn von hinten packen und wieder hinter mich ziehen konnte. Maudado befand sich jetzt zwischen mir und der Tür, während die Kreuzotter wütend auf mich zu stampfte. „Schön, du willst unbedingt als erster, dann ist es mir jetzt auch egal. Langsam wird's langweilig", seufzte er und sprang auf mich zu. Seinen Arm mit dem Messer konnte ich gerade so abwehren, doch sein anderer, unbewaffneter Arm traf mich. Ich trat nach seinem gerade ungeschützten Bauch und stieß ihn zurück, was ihn nur wütender werden ließ. Knurrend setzte er zum nächstens Schlag an und ich musste zugeben, seine Faust in meinem Magen tat weh, aber es war mir lieber, als dass sein Messer in mir steckte. Meine Faust traf einigermaßen seine Schulter, als ich versuchte ihm einerseits zu treffen, andererseits seinem Messer auszuweichen. Mein nächster Schlag war auf sein Handgelenk gerichtet, doch anstatt ihn dadurch zu entwaffnen, wie ich es eigentlich geplant hatte, zischte er nur auf und verkrampfte seine Hand um den Griff des Messers, damit er es nicht fallen ließ. Ich versuchte alles, um ihn nach hinten zu drängen, weg von Maudado und so nah wie möglich an die Wand. Dadurch gab's nur ein winziges Problem: Eben hätte Maudado noch, wenn er verdammt vorsichtig gewesen wäre, mit seinen Messer die Kreuzotter treffen können, ohne mich zu verletzen. Jetzt war das wahrscheinlich nicht mehr möglich. Die Kücheninsel samt darüber hängendem Mist müssten ihn daran hindern. Maudado konnte ihn so gar nicht treffen. Gerade als mir mein Fehler bewusst wurde, nutzte die Kreuzotter meine Unaufmerksamkeit und schaffte es, mich zu überwältigen. Sein Griff um mich herum war verdammt stark und ich schaffte es nicht, mich loszureißen. Lachend beugte er sich etwas zu mir und zog seinen Mundschutz etwas runter.
„Weißt du jetzt, warum man sich nicht mit Schlangen anlegt?", sein Atem traf mich während er sprach und energisch versuchte ich mich loszureißen. Sein Griff verstärkte sich nur.
„Natrix wird eure Leader abschlachten. Und ich kümmere mich um euch beide", während des sprechens hatte er seine Zunge mehr als absichtlich gezeigt und entsetzt weiteren sich meine Augen. Seine Zunge war in der Mitte gespalten, so wie eine Schlangenzunge. Der Typ war absolut gestört.
„Du bist doch krank!", warf ich ihm entgegen, wobei ich immer noch versuchte, mich loszureißen. Zum einen wegen der gespaltenen Zunge, zum anderen wegen seinen Aussagen. Lachend löste er seinen Griff leicht und zog seinen Mundschutz wieder hoch. Ich ergriff meine Chance und wollte mich losreißen, doch sofort drückte er mich gegen die Kücheninsel hinter mir.
„Mag sein, aber vielleicht bin ich auch einfach nur sehr rachsüchtig. Blondie hat mich verletzt, damit kommt er nicht so leicht davon", er hatte aufgehört zu lachen. Ich konnte seinen Mund zwar nicht mehr sehen, aber seine Augen reichten mir um zu wissen, dass er innerlich kochte.
„Maudado hau ab", befahl ich ihm ruhig. Ich wollte ihn nicht noch länger in der Nähe dieses Psychopaten wissen.
„Aber-", wollte er sich weigern.
„Maudado verschwinde!", wiederholte ich meine Aufforderung noch etwas lauter. Bitte. Geh einfach. Geh zu den anderen, sag denen wo ich bin oder mach sonst was, aber verlass bitte einfach diesen gottverdammten Raum und wag es dich ja nicht wieder zukommen oder dich diesem gestörten Bastard nochmal zu nähern. Tu bitte einfach was ich dir sage und rette deinen Arsch, ich weiß nämlich nicht, wie lange ich den noch von dir fernhalten kann. Von uns beiden bist nämlich definitiv du an Platz eins seiner Abschussliste und das kann ich nicht zulassen. Die Kreuzotter lachte nur.
Sicht Maudado
Überall waren Schlangen und überall kämpften Hounds oder Cats gegen sie. Zombey und ich befanden uns mittlerweile im zweiten Raum. Paluten und Manu hatte ich mittlerweile aus den Augen verloren, aber Hauptsache Zomney war noch in meiner Nähe. Ich wich gerade noch rechtzeitig einer Schlange aus und warf im nächsten Moment eins meiner Messer. Mein Gegner schrie auf, als ich ihm das Messer wieder rauszog. Er wollte sich wieder auf mich stürzen, aber da hatte ich schon zwei weitere Messer nach im geworfen. Eins davon konnte ich wieder rausziehen, mit dem anderen in seinem linken Arm steckenden Messer zog die Schlange sich zurück. Ich sah mich nach Zombey um und stellte fest, dass er sich zielstrebig von mir entfernte.
„Zombey?", rief ich ihm fragend hinterher, aber er reagierte nicht, sondern bahnte sich seinen Weg durch die Kämpfenden. Ich folgte ihm und musste hin und wieder Schlangen ausweichen. Eine hätte mich fast erwischt wenn nicht plötzlich Scar aufgetaucht wäre. Dankbar nickte ich ihm zu und er erwiederte das Nicken knapp ehe er sich wieder mit seinem Gegenüber beschäftigte. Ich bahnte mir einen Weg durch die Kämpfenden und kam bei Zombey an der vor einer angelehnten Tür zum Stehen kam.
„Zombey? Wo gehst du hin?", fragte ich ihn. Er drehte sich zu mir um und legte seinen Zeigefinger auf seine Lippen, um mir anzudeuten leise zu sein. Ich nickte. Zombey öffnete die Tür vorsichtig und ich folgte ihm. Gemeinsam schritten wir immer weiter in den Raum hinein. An den Wänden hingen viele Schränke und in den Regalen standen Kuchenmaschienen und andere Utensilien, die man zum Kochen brauchen würde. In der Mitte des Raumes befand sich eine große Kücheninsel über der Pfannen in allen möglichen Größen an einer mit der Decke verbunden Eisenstange hingen.
„Das ist ja-", setzte ich an, wurde aber durch einen lauten Knall unterbrochen. Sofort wirbelten wir herum und sahen die Kreuzotter vor der nun geschlossenen Tür stehen. Eine Hand lag immer noch auf der Türklinke.
„Eine Küche. Krass, oder? Wer hätte das denn erwartet, so direkt neben einem Speisesaal", beendete er meinen Satz mit einem Augenrollen, während er sich von der Tür entfernte und sich eine lästige Haarsträhne aus seinem Gesicht stricht, die aber sofort wieder an ihren ursprünglichen Platz fiel. „Ihr wolltet mich doch letztens unbedingt sehen. Bitte, hier bin ich. Ihr wollt mich herausfordern? Gerne, ich habe sowieso noch etwas mit euch zu klären. Das Messer in meiner Schulter war überhaupt nicht nett von dir Blondie."
Er entfernte sich von der Tür und kam gefährlich langsam auf mich zu. Ich spürte Druck auf meiner Schulter und im nächsten Moment wurde ich von Zombey auf die andere Seite der Kücheninsel geschoben.
„Was denn? Willst du dich etwa wieder dazwischen stellen? Hat dir niemand beigebracht, dass man sich nicht zwischen Schlangen und ihre Beute stellt?", die Kreuzotter war stehen geblieben und schaute Zombey irgendwie genervt an. „Na schön, dann eben erst du. Dein Leid lässt Blondie wahrscheinlich nicht kalt, das macht das ganze beinah noch besser", er schaute zu mir, was relativ schwer war, da die Pfannen die Sicht verdeckten. Aber trotzdem trafen sich unsere Blicke und innerlich erschauderte ich. „Außerdem war das letzten nicht cool von dir, einfach so meinen Basey mit deinem Kopf abfangen und dann weiterleben", er hatte sich wieder Zombey zu gewendet. „Das geht doch nicht! Du hättest sterben müssen! Dann sorg ich eben jetzt dafür, dass du verreckst", zischte er, und scheinbar hatte er einen Blick auf Zombeys Jacke geworfen. „Zombey, huh? Ich hab deinen Namen schon ein paar mal gehört. Du bist doch das Schosshündchen vom Cats-Leader. Weißt du, Natrix freut sich bestimmt, wenn ich dich aus dem Weg räume. Erst du. Dann Blondie da. Der ist doch bestimmt auch 'ne größere Nummer, wenn ihr die ganze Zeit zusammen seid", überlegte die Kreuzotter laut.
„Versuch's doch. Du wirst es nicht mal schaffen, uns auf irgendeine Art und Weise zu verletzen", mein Blick glitt zu Zombey, der siegessicher grinste.
„Was denkt ihr, welche eurer Körperteile sollte ich Natrix bringen? Augen? Wie wäre das? Hand? Organe? Was wäre am besten um zu zeigen, wie sehr ihr in euren letzten Minuten leiden musstet?", fragte die Kreuzotter uns mit einem kranken Funkeln in den Augen. Kaum hatte er zu Ende gesprochen hörte ich Schritte, aber bevor ich irgendetwas hätte tun können, stand die Kreuzotter vor mir und baute sich auf. Ich erstarrte.
„Weißt du, ich kümmere mich doch lieber erst um dich. Du wirst da liegen, verbluten und dabei zusehen, wie ich deinen Freund da umbringe. Verdient hättest du's ja", ich konnte das Grinsen nur hören und nicht sehen, da er ja einen Mundschutz trug -warum auch immer er das tat- aber es reichte aus um mich aus meiner Starre zu befreien. Als die Schlange ausholte, hatte ich einen Satz nach hinten gemacht und war somit aus seiner Reichweite. Aber Zombey schien das nicht zu reichen, denn ich spürte wie er mich wieder an meiner Schulter packte und hinter sich zog.
„Schön, du willst unbedingt als erster, dann ist es mir jetzt auch egal. Langsam wird's langweilig", die Kreuzotter verdrehte die Augen. Und dann fing der Schlagabtausch zwischen den beiden an. Die Schlange traf Zombey voll in den Magen weswegen dieser etwas zurücktaumelte und den Abstand dafür nutze der Kreuzotter seinen Fuß in den Magen zu rammen. Und sofort schlug Zombey weiter auf ihn ein. Drängte ihn immer weiter zurück, vermutlich wollte er ihn gegen die Wand drängen, aber dadurch geriet er immer mehr aus meinem Sichtfeld. Ich konnte so unmöglich ein Messer werfen, denn ich würde mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit auch Zombey verletzen. Durch die Pfannen die von der Decke hingen war meine Sicht eh schon eingeschränkt, weswegen ich beschloss, um die Kücheninsel herum zu gehen. Gerade rechtzeitig um zu sehen wie die Kreuzotter Zombey gegen die Kücheninsel drückte. Ich erstarrte. Zombey konnte sich nicht aus dem Griff befreien. Entsetzt starrte ich auf die Sezene, die sich mir bot: Zombey der von der Kreuzotter mit dem Rücken gegen die Küchensinsel gedrückt wurde. Egal wie sehr Zombey sich bemühte es gelang ihm nicht sich zu befreien und das machte mir mit am meisten Angst. Wenn nicht mal Zombey die Kreuzotter überwältigen konnte, wer könnte es dann?
Ich konnte auch kein Messer werfen um dafür zu sorgen, dass die Kreuzotter durch den Schmerz Zombey loslassen würde, da die Schlange Zombey festhielt und ihn bestimmt ohne Probleme in die Wurfbahn meiner Messer bringen könnte. Ich sah wie die Kreuzotter den Mundschutz löste und sich in Zombeys Gesicht entsetzten widerspiegelte. Die Kreuzotter sagte irgendwas, allerdings konnte ich nichts davon verstehen, alles was ich sehen konnte war die Mimik von Zombey und das reichte mir schon, um in Panik auszubrechen. Scheiße! Ich muss doch irgendetwas tun können, wenn ich näher ran gehen würde und dann irgendwie-
„Maudado hau ab", drang plötzlich Zombeys Stimme an mein Ohr. Er hatte ganz ruhig gesprochenen, was ihm aufgrund seiner momentanen Situation wohl ziemlich schwer gefallen sein musste.
„Aber-", wollte ich einwenden. Ich konnte ihn doch nicht alleine lassen! Irgendetwas musste ich doch tun können!
„Maudado verschwinde!", er war lauter geworden seine Stimme hatte mehr Nachdruck. Sein Blick traf meinen und sofort sah ich die Angst in seinen Augen, etwas was ich nie geglaubt hätte bei Zombey zu sehen. Ich musste schlucken. Er starrte wieder zur Kreuzotter und ich wusste, dass sein Blick sich wieder gefestigt hatte und er vermutlich hasserfüllt die Schlange mit seinen Augen erdolchte. Ich muss hier weg. Ich muss Paluten oder Manu finden, Scar oder sonst jemanden der Erfahrungen hat, am besten sogar alle. Ich konnte Zombey nicht helfen, dafür war ich zu schwach, zu unerfahren. Ich drehte mich um rannte zur Tür und wollte sie öffnen, aber nichts passierte. Die Tür war abgeschlossen. Ein Lachen erfüllte den Raum.
„Ne, Blondie, keine Chance. Du kommst hier bestimmt nicht raus und sobald ich mit deinem Wachhund hier fertig bin bist du an der Reihe, Lähmchen", die Tonlage ließ es mir eiskalt den Rücken runterlaufen. Zombey und ich saßen hier mit diesem Irren fest und es sah gar nicht gut für uns aus, wenn mir nicht bald irgendwas einfallen würde, wäre es zu spät. Dann würden wir beide hier enden, getötet durch diesen Bastard. Angst flutete meinen Körper und Panik breitet sich in meinem Kopf aus und ich überlegte verzweifelt was zur Hölle ich tun könnte, aber mir viel nichts ein. Meine Gedanken überschlugen sich und zeitgleich war mein Kopf leer, während ich auf Zombey starrte der jetzt wieder versuchte sich zu befreien was ihm aber nicht gelang. Seine Versuche waren aussichtslos, genau wie unsere komplette Lage. Niemand konnte in diesen Raum reinkommen zumal alle sowieso ihre eigenen Probleme hatten. Ich spürte wie meine Augen sich mit Tränen der Verzweiflung füllten. Die Kreuzotter sagte irgendwas, aber es drang nicht zu mir durch. Zombey schien irgendetwas zu sagen, aber auch das kam nicht bei mir an. Die Erkenntnis, das wir absolut keine Chance hatten ließen mich in eine Starre verfallen. Meine Atmung verschnellerte sich, als ich regungslos da stand und mit Tränen verschwommener Sicht auf Zombey blickte. Zombey redete, aber ich hörte nichts. Alles was ich hörte war mein eigener Puls, der übermäßig laut in meinem Ohr dröhnte. Ein Lachen. Die Kreuzotter sagte was. Zombey schien wütend zu werden, aber erst als ich das Messer in der Hand der Kreuzotter sah, löste ich mich aus meiner Starre.
Mein Blut rauschte, Adrenalin wurde in meinem Körper ausgeschüttet, als ich einen Satz auf die beiden zu machte. Ich würde nicht zu lassen, dass Zombey hier stirbt. Ich würde nicht zu lassen, dass er durch diesen Bastard getötet werden würde! Alles was ich tun musste, war die Aufmerksamkeit der Kreuzotter auf mich zu lenken damit er Zombey losließ. Nur so hätte Zombey eine Chance. Und wenn das jetzt mein Ende wäre, dann hätte ich Zombey wenigstens eine kleine Chance gegeben irgendwie doch heil hier rauszukommen. Und das war alles was für mich zählte.
Die Kreuzotter ließ Zombeys Hand los, um in einer schnellen Bewegung das Messer auf mich zuzubewegen. Ich wich ihm nicht aus. Dazu war ich nicht in der Lage. Aber zu meinem Erstaunen, traf das Messer mich nicht. Im Augenwinkel sah ich wie Zombey angestrengt die Bewegungen der Kreuzotter aufgehalten hatte, was diese irgendetwas zischen ließ, aber ich konnte nichts verstehen. Ich fühlte mich wie in einem Rausch. Ich nahm nichts mehr wahr, bewegte mich instinktiv und ehe ich mich versah, hatte ich selbst eins meiner Messer gezogen und rammte es in den Körper der Kreuzotter. Keine Ahnung wohin. Es ging so schnell. Meine Augen fokussierten sich. Ich nahm meine Umgebung wieder wahr, dann sah ich das Messer in der Kehle der Kreuzotter stecken. Erschrocken machte ich einen Satz zurück, hatte das Messer dabei aber festgehalten, sodass ich es heraus gezogen hatte. Blut spritzte aus der offenen Wunde. Ich ließ das Messer los welches klirrend auf dem Boden ankam. Was hatte ich getan?! Ich hörte das ekelhafte Röcheln und im nächsten Moment klappte die Schlange in sich zusammen und lag röchelnd auf dem Boden. Er bewegte sich nicht mehr, aber er röchelte noch. War er bewusstlos? Die rote Lache die sich am Boden bildete wurde immer größer. Mir wurde schlecht. Ich schloss meine Augen aber das Bild hatte sich schon eingebrannt. Ich spürte wie der Inhalt meines Magens durch die Speiseröhre nach oben kommen wollte. Ich hechtete zur Spüle und im nächsten Moment entleerte sich mein Magen Inhalt. Scheiße, dieses Bild würde ich nie wieder aus meinem Kopf rausbekommen. Im Augenwinkel sah ich wie Zombey neben mir stand und nach kurzem Zögern meine Haare nach hinten strich und festhielt. Hin und wieder gab er beruhigende Laute von sich. Nach einer Weile hatte ich aufgehört meinen Mageninhalt in der Spüle zu entleeren. Ich richtete mich etwas auf und drehte den Wasserhahn auf. Ich spülte die Kotze den Abfluss runter, danach lehnte ich mich unter den Hahn und spülte meinen Mund aus. Als ich damit fertig war, trank ich ein paar Schlücke und richtete mich wieder auf. Zombey hielt mir ein Papiertuch von einer Küchenrolle entgegen die hier wahrscheinlich rumgestanden hat. Dankbar nahm ich es entgegen und wischte meinen Mund sauber indem ich ein Stück des Paiers nass machte und das andere trocken ließ.
Es war still im Raum. Still. Das Röcheln war verstummt. Mein Kopf wollte sich in die Richtung der am Boden liegenden Kreuzotter drehen, aber Zombey stoppte mich.
„Sieh da nicht hin", seine Hand hatte er an meine Wange gelegt und mit sanften Druck mein Gesicht zu sich gedreht. „Schau mich an, okay?", sein Daumen strich fast liebevoll über meine Wange und ich legte meine Hand über seine und drückte ihn noch mehr an mich. Er kam mir etwas näher und ich versank in seinen Augen. So standen wir ruhig in dem Raum. Irgendwann hatte Zombey mich in eine Umarmung gezogen und sofort drückte ich mich gegen ihn.
„Wir müssen aus dem Raum raus", sagte Zombey dann. „Und da ich bestimmt nicht den Schlüssel suchen werde, brechen wir die Tür auf, okay?", er hatte mich etwas von sich gedrückt um mir in die Augen zu sehen. Ich nickte nur. Ich wollte den Schüssel auch nicht suchen, denn die Kreuzotter trug diesen wahrscheinlich mit sich und ich wollte nicht dem vermutlich langsam kalt werdenden Körper absuchen.
Zombey und ich gingen zur Tür, darauf bedacht nicht in die Blutlache zu treten. Ich schaute generell nicht auf den Boden und die Person die dort regungslos lag. Mein Blick war auf die Zimmerdecke fokussiert. Zombey navigierte uns an der Leiche vorbei, bis wir vor der Tür standen. Er schaltete das Licht aus bevor er mir grob erklärte wie ich mein Bein gegen die Tür bewegen sollte, dann zählte er bis drei. Wir brauchten mehrere Anläufe, aber schlussendlich gelang es uns.
So Kreuzotter tot, Klappe zu.
Wusstet ihr, dass es Parfüm gibt, das nach Blut riecht? Ich jedenfalls nicht bis ich aufgrund des Kapitels gegoogelt habe wie Blut riecht. Es gibt so gar verschiedene Blutgruppen und die sollen fruchtig-erdig riechen? Wenn die nicht 25€ sondern 5-15€ kosten würden, hätte ich mir wahrscheinlich aus Interesse eins gekauft xD (Silberschwingen)
RIP Kreuzi. Es war mir (leider eine kurze) Ehre xD
Btw ich liebe Twitter. Gebt da mal #dicklessrapist ein. Donald Trumps Profil wird vorgeschlagen. Würde ja'n Screenshot zeigen, eigentlich, habe aber gerade Bambusinternet
-_-
Und ich hab meine Liebe zu Sierra Kidd entdeckt. Also zu seiner Musik, eher gesagt xD
Keine Ahnung, warum ich mich jahrelang davor gedrückt habe, was von ihm zu hören. Diese Art von Musik is genau meins xD
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