Kapitel 85
Sicht Maudado
Ich wachte auf und stellte zufrieden fest, dass Zombey mich immer noch an sich drückte. Glücklich schloss ich meine Augen wieder und kuschelte mich an ihn. Als ich erneut wach wurde und gegen die Sonnenstrahlen blinzelte, blickten mir schon diese wunderschönen Augen entgegen.
„Morgen“, sagte ich gähnend, was Zombey schmunzelnd erwiderte. Wir standen auf und machten uns fertig. Dafür war ich schnell in mein Zimmer gegangen. Wir trafen uns vorm Aufenthaltsraum wieder, um gemeinsam zu essen. Nachdem wir beide satt waren, gingen wir wieder in Zombeys Zimmer. Zuerst hatten wir etwas trainiert, aber damit hörten wir schnell auf, weil es viel zu früh dafür war. Wir chillten jetzt auf seinem Bett und hingen unseren Gedanken nach.
„Weißt du eigentlich wie wir jetzt vorgehen?“, fragte ich nach einer Weile. Zombey drehte seinen Kopf in meine Richtung und sah mich fragend an. „Wegen den Schlagen meine ich“, fügte ich deswegen hinzu.
„Nein, absolut keinen Plan, aber ich bezweifle, dass wir jetzt einfach Däumchen drehend auf den nächsten Angriff warten“, er verschränkte seine Arme und starrte nachdenklich Löcher in die Luft. „Manu und Paluten werden sich sicherlich irgendetwas überlegen.“
„Mhm“, machte ich und starrte auf die Tür. „Wollen wir sie nicht mal fragen gehen?“
„Du bist so ungeduldig“, Zombey grinste mich an und eingeschnappt drehte ich meinen Kopf weg.
„Bin ich gar nicht“, motzte ich. „Ich will einfach nur was zu tun haben.“
„Du willst was zu tun haben?“, sein Grinsen wurde breiter und das war nie ein gutes Zeichen. „Wir sitzen auf 'nem Bett. Die Couch war dir ja zu unbequem für unseren Versöhnungssex“, meinte er amüsiert, während er den Abstand zwischen uns verringerte und ich rot anlief.
„Ich hab das nur so gesagt!“
„Ich weiß“, lachte er, „aber das hält mich nicht davon ab es gegen dich zu verwenden, Kleiner.“
„Du bist unmö-“, ein Klopfen unterbrach mich. Zombey rutschte wieder von mir weg.
„Ja?“, fragte der Junge, der sich leider wieder von mir entfernt hatte und die Tür öffnete sich. Manu und Paluten betraten gefolgt von Tacit und Sniper den Raum.
„Gut, dass ihr beide hier seid“, fing Paluten an, als Tacit die Tür geschlossen hatte. „Wir wollen was mit euch besprechen“, er sah zu uns beiden.
„Worum geht's?“, fragte Zombey und richtete sich auf.
„Die Mamba hat uns noch die Quartiere der Schlangen markiert, bevor sie gegangen ist“, sagte Paluten und ich bemerkte wie er kurz zu Zombey sah. Wahrscheinlich dachte er, dass Zombey wieder aufbrausen würde.
„Und wir haben sie abgecheckt“, ergänzte Sniper schnell, um vermutlich Zombey zu zeigen, dass wir der Mamba nicht nur blind vertrauten.
„Jedenfalls wollen wir die Orte jetzt abklappern. Kommt ihr mit?“, Paluten sah uns abwartend an.
„Wir waren zwar eigentlich beschäftigt“, Zombey warf mir einen amüsierten Bilck zu. „Aber ich denke mal ja. Also ich bin definitiv dabei“, er nickte entschlossen.
„Waren wir gar nicht“, empörte ich mich noch patzig, ehe ich meinen Blick zu Paluten lenkte. „Ich bin auch dabei. Um was für Orte handelt es sich denn?“, fragte ich die beiden Leader.
„Zuerst mal gehen wir zu einer alten Grundschule. Da waren Paluten und ich schon mal, dementsprechend müsste das zumindest schnell gehen, wenn alles gut läuft“, erklärte Manu.
„Okay“, ich nickte und dann fiel mir eine neue Frage ein: „Wo ist die Schule?“
„An unserer Nordgrenze“, es war Tacit die antwortete, was mich etwas verwunderte.
„Wann wollt ihr los?“, ich blickt fragend zu den beiden Leadern.
„So schnell wie möglich“, fing Manu an, „also... jetzt.“
„Boah, ihr sagt uns aber früh Bescheid“, Zombey schmunzelte und stand vom Bett auf. Ich tat es ihm gleich.
„Tut mir ja leid, aber wir haben keine Zeit zu verlieren. Die Außenposten der Schlangen hochzunehmen ist momentan das wichtigste auf unserer Liste. Oder womit ward ihr beschäftigt?“, Manu musterte uns und bevor ich antworten konnte, dass es nicht so wichtig war, fing Zombey an zu sprechen.
„Die Beilegung unseres Streits zu feiern, aber das können wir verschieben“, er grinste mich kurz an und dann wurde seine Miene wieder ernst. „Hauptsache ich seh den Basey-Typen nochmal wieder... die Sache lass ich nicht einfach so auf mir sitzen!“, er ballte seine Hände zu Fäusten und der Gedanke gefiel mir nicht, aber ich könnte ihn sowieso nicht davon abhalten. Außerdem hatte mein Gehirn sich am ersten Satz aufgehangen.
„Verschieben? Es fällt komplett aus, es stand nie wirklich zur Debatte und das weißt du auch!“, empörte ich mich, um meine Verlegenheit zu überspielen, was mir vermutlich überhaupt nicht gelang. Meine Wangen fühlten sich jedenfalls sehr warm an und waren vermutlich rot.
„Hm? Hatte ich da gerade ein Summen im Ohr? Ich hab nichts gehört“, Zombey schüttelte leicht seinen Kopf, um das "Summen" loszuwerden. „Wie dem auch sei, ich bekomm immer was ich will“, seine Entschlossenheit gepaart mit der zur Faust geballten Hand deutete daraufhin, dass er diesen Satz vermutlich auf die Schlange bezog und nicht auf unsere kleine Debatte, aber trotzdem löste dieser Satz ein Kribbeln in mir aus. Ich hätte nichts dagegen auf seiner To-Do-Liste zu stehen. Wobei doch hätte ich. Ich will mehr sein als eine seiner Gelegenheitensbekanntschaften. Aber er sah mich weder als das eine noch als das andere, schließlich wollte er mich mit seinen Bemerkungen nur aufziehen und sich so seinen kleinen Spaß erlauben. Mehr als das würde ich von ihm nicht bekommen. Ich wollte gerade ein schnippiges Kommentar von mir geben, aber Manu kam mir zuvor.
„Macht euch fertig. Wir brechen sofort auf, wenn ihr bereit seid“, bestimmte Manu, sah aber noch kurz zu Paluten, um sicherzugehen, dass er damit einverstanden war.
„Scar und Xain sind die anderen holen gegangen, also können wir sofort los“, stimmte Paluten ihm zu.
„Gut“, sagte Manu und nickte, dann verließen die vier den Raum und wir folgten ihnen. Im Aufenthaltsraum standen schon Eagle, Lilly, Scar, Shadow, Venom und Xain. Sie hatten sich leicht bewaffneten und Lilly hielt mir eine kleine Tasche entgegen. Ich öffnete sie und erblickte 5 Messer. Das müsste reichen, schließlich waren alle neben Shadow und mir erfahrene Kämpfer und außerdem mussten wir erstmal möglichst unauffällig bis zu Grenze kommen.
„Kann's losgehen?“, fragte Paluten und wir alle nickten entschlossen. Wir verließen das Hauptquartier und Tacit und Xain führten uns durch die Straßen.
Sicht Zombey
Sobald Tacit und Xain ihr Tempo verlangsamten und schlussendlich zum Stehen kamen, überholten Paluten und GLP die beiden. Vor uns baute sich ein großes Gebäude auf, immer noch erkennbar als ehemalige Grundschule, aber deutlich heruntergekommen. Überall wucherte Unkraut, durch ein kaputtes Fenster wuchs Efeu ins Gebäude, alles war besprayt und sah einfach nur verlassen aus. Nichts an diesem Gebäude ließ vermuten, dass hier tatsächlich jemand seinen Unterschlupf hatte. Kurzum: Die offensichtlichen Mängel, die ein Leben da drin wohl ziemlich erschweren mussten, boten gleichzeitig die beste Tarnung.
Stumm preschten wir nach vorne und überwanden, mehr oder weniger problemlos, den Zaun. Unter den großen Fenstern duckten wir uns, warteten auf Reaktionen von innerhalb des Gebäudes. Ich rechnete schon fast damit, das sich über uns ein Fenster öffnen würde, oder plötzlich haufenweise Schlangen aus dem Gebäude kamen, aber so verlassen wie es von außen aussah, schien es tatsächlich zu sein. Ich ließ meinen Blick über den Schulhof gleiten. Die ehemaligen Spielgeräte, die sich hier mal befunden haben mussten, konnte man nur noch erahnen. Wahrscheinlich wurden die schon vor Jahren zu Geld gemacht, kurz nachdem die Schule geschlossen haben musste. Auf der gegenüberliegenden Seite des Schulhofs befand sich ein Schuppen, der schon mehr als instabil war. Einige Bretter des Gebäudes waren schon runtergekracht und ich hatte keine Zweifel daran, dass der nächste Windstoß den Rest des Gebäudes auch noch einstürzen ließ. Unter den losen Brettern, die wohl mal das Dach dargestellt hatten, lag etwas, das wahrscheinlich mal ein Ball gewesen war. Jetzt war es höchstens noch eine leere Gummihülle. In dem Schuppen wurden also früher Spielsachen gelagert. Die Schlangen schienen nicht viel aus der Schule gemacht zu haben. Ich fragte mich nur, warum sie geschlossen wurde. Der Zahn der Zeit hatte sichtlich an ihr genagt, aber der Verfall hätte sicherlich nicht so schnell stattgefunden, wäre die Schule noch in Betrieb. Wie konnte aus einem Gebäude, indem jahrelang Kinder unterrichtet wurden, so ein verlassener Ort werden? Oder wohl eher, warum?
Die anderen schienen sich ebenfalls etwas umzusehen, aber Paluten und GLP schenkten diesem Ort kaum Beachtung. Ihr Blick lag starr auf der Tür, ehe sie sich kurz zunickten und, gefolgt von uns, losliefen. Sobald wir die Schule betreten hatten und sich die Tür hinter uns geschlossen hatte, waren wir umhüllt von Dunkelheit. Das einzige Licht im Flur fiel durch die Fenster in der Tür. Der Flur selbst war, zumindest dort, wo wir uns gerade befanden, nicht beleuchtet. Wir verharrten an Ort und Stelle, bis sich unsere Augen einigermaßen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Langsam wurden die Konturen der Silhouetten vor mir deutlicher, gewannen an Schärfe und Tiefe. Eine Treppe führte nach oben, daneben eine Tür, die wahrscheinlich in den Keller führte. Paluten und GLP liefen vorsichtig die Treppe hoch, wieder gefolgt von uns. Am oberen Ende der Treppe blieben wir dann stehen und Paluten und GLP schauten sich kurz um.
„Hier sieht's aus wie letztens“, murmelte Manu leise vor mir und wandte sich dann an uns. „Leise bleiben, egal wie verlassen das Gebäude aussieht“, warnte er uns und schlich mit Paluten zusammen weiter. Die anderen liefen ihnen vorsichtig nach, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm. Kurz zuckte ich zusammen, rechnete mit einer Schlange, dabei war es nur Maudado, der sich von der Gruppe entfernte.
„Maudado!“, zischte ich leise, um ihn zurück zu holen, aber er nahm es nicht wahr. Oder er wollte es nicht wahrnehmen. Ich schaute zurück zur Gruppe, die Maudados Alleingang gar nicht bemerkt hatten, sondern weiterliefen, und dann zurück zu Maudado, der ebenfalls weiterlief, nur in die entgegengesetzte Richtung. Seufzend lief ich dann Maudado hinterher. Das Gebäude schien verlassen, aber das hieß nicht, dass es das auch wirklich war. Ihn hier alleine rumlaufen zu lassen, war viel zu gefährlich. Er lief die nächste Treppe nach oben, musste sich also im obersten Stock befinden. Gerade als ich ebenfalls in demselben Stockwerk ankam, verschwand Maudado in dem erstbesten Raum, der direkt gegenüber der Treppe lag. Ich folgte ihm, aber er schien mich nicht mal bemerkt zu haben, denn als ich die Tür des Raums hinter mir schloss, zuckte er zusammen und drehte sich ruckartig um, die Hand an einem seiner Messer.
„Komm runter, ich bin's nur“, beruhigte ich ihn und erleichtert seufzend nahm er die Hand wieder vom Messer.
„Erschreck mich doch nicht so!“, beschwerte er sich, während er sich wieder zurück zu dem Regal hinter sich wandte und es weiter untersuchte. Ich nahm mir ebenfalls eins der Regale vor, aber ich rechnete ehrlich gesagt nicht damit, in diesem Raum etwas zu finden.
„Wenn du aufmerksamer wärst, hättest du dich nicht erschrocken!“, warf ich ihm leise vor. Maudados Tatendrang hier etwas zu finden in allen Ehren, aber er durfte dabei nicht einfach seine Umgebung außer acht lassen. Am Ende versteckte sich hier wirklich noch irgendwo eine Schlange und Maudado lief nichtsahnend in sie rein, weil er nur nach Informationen Ausschau hielt.
„Hm...“, murmelte er hinter mir und signalisierte mir damit, dass er mir überhaupt nicht zugehört hatte und wieder komplett abwesend war. Genervt drehte ich mich um und beobachtete Maudado dabei, wie er akribisch die Regale durchforstete. Er scannte alles gefühlt dreimal, ehe er sich der nächsten Sache zuwand. Schön und gut, dass er sich so darauf konzentriere, aber das würde ihm auch nichts bringen, wenn plötzlich 'ne Schlange hinter ihm auftauchen würde. Unsere Leader hatten uns doch extra gewarnt, vorsichtig zu sein. Seufzend näherte ich mich Maudado, und selbst das nahm er nicht wahr, nicht mal, als ich direkt hinter ihm stand. Der wollte mich doch verarschen.
„Maudado!“, fuhr ich ihn an, als ich gegen das Regal vor ihm schlug und mich daran abstützte. Erschrocken stieß er einen laut aus und drehte sich instinktiv um. Sein überraschter Blick wurde leicht genervt, als er meinen wahrscheinlich ebenso genervten Blick erwiderte. „Verdammt, Du sollst dich nicht so ablenken lassen“, regte ich mich auf, während Maudado nur mit den Augen rollte.
„Jaja, Du bist doch da und passt auf“, schnaubte er und drückte sich an mir vorbei, um den Raum wieder zu verlassen. Kopfschüttelnd folgte ich ihm in den nächsten Raum, aber es schien, als wäre er wirklich aufmerksamer. Er erschrak nicht mehr, als ich die Türe schloss und bequemte sich sogar dazu, mir zuzuhören und hin und wieder zu antworten, als wir die Räume durchsuchten. Die Räume im oberen Stockwerk waren entweder total zweckentfremdet worden, oder waren einfach nur leer. Wir hatten nur noch einen Raum vor uns, um den wir uns kümmern mussten, und dann konnten wir wieder runter zu den anderen. Ich öffnete die Tür und blieb überrascht stehen.
„Scheiße!“, entfuhr es mir, sobald ich den Raum genauer betrachtete. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Der Raum der vor uns lag war zweifelsohne der, der mir von außerhalb schon aufgefallen war. Der Raum, durch dessen Fenster schon der Efeu ins Zimmer wuchs. Die anderen Räume waren entweder weitgehend leer geräumt gewesen, nur noch einige Möbel standen darin, oder die Schlangen hatten sie mit Möbeln gefüllt, die nicht hierher gehörten. Aber dieser Raum war komplett anders. Langsam betrat ich das Zimmer, nahm Maudados Schritte hinter mir wahr. Der Raum war gefüllt mit Tischen, die definitiv hierher gehörten. Vor der Tafel stand ein Pult, definitiv dem unterrichtenden Lehrer zugehörig. Die Regale waren noch gefüllt, die Fenster verschmutzt aber weitestgehend intakt, außer das Efeu-Fenster. Der Putz bröckelte an einigen Stellen schon von der Wand, aber das, was mich wirklich verwunderte, war die Tafel und die Sachen, die auf den Tischen lagen. Mäppchen, Hefte und Bücher waren auf den Tischen verteilt. Ich griff nach einem der Hefte. Der Name war unleserlich, mit der Zeit verblichen. Ich schlug es auf und auch hier fiel es mir ziemlich schwer, etwas zu lesen. Nicht weil die Schrift ebenfalls schon verblichen war, sondern weil es sich eindeutig um eine krakelige Kinderschrift handelte. Ich hielt das Heft hinter mich und Maudado kam meiner stummen Aufforderung nach und sah sich das Heft an. Durch die Stille ihm Raum konnte ich sein Schlucken deutlich hören, als er das Heft aufgeschlagen hatte. Er reichte es mir wieder, und vorsichtig legte ich es wieder auf den Tisch, darauf bedacht, dass es so lag, wie davor. Ich wollte nach dem Heft daneben greifen, doch ich zögerte. Wollte ich wirklich diesen Raum hier durcheinander bringen? Aber meine Neugier ließ mir keine andere Wahl, und so griff ich nach dem Heft und versuchte, den Namen zu lesen. Aylin 3b konnte ich gerade so entziffern, nachdem ich die Staubschicht weggewischt hatte. Auch dieses Heft schlug ich auf, versuchte zu lesen, was darin stand. Aylins Schrift war ordentlicher als die ihres Banknachbarn, aber auch hier war deutlich zu erkennen, dass es von einem kleinen Kind geschrieben worden war. Ich lächelte, als ich die Überschrift der Seite las, die ich aufgeschlagen hatte. Die Konferenz der Tiere von Erich Kästner. Zuerst hatte sie Erik geschrieben, ihren Fehler durchgestrichen und dann korrigiert. Die Aufgabe war wohl gewesen, ihre Definitionen, ihre Vorstellungen, was in der Geschichte passierte, aufzuschreiben. Ich las ihre Definition und stellte fest, dass Aylins Vorstellung ziemlich zutreffend war. Entweder, sie kannte die Geschichte vorher schon, oder sie hatte eine extrem gute Fantasie. Dieses Mal reichte ich das Heft nicht an Maudado weiter, sondern legte es direkt wieder zurück. Ich schaute auf die Tafel, auf der immer noch Sachen geschrieben standen. Dieselbe Überschrift, die ich in dem Heft fand, stand auch an der Tafel, zusammen mit den Fragen Was erwartest du bei einer Konferenz der Tiere? Welche Charaktere kommen vor? Was passiert in der Geschichte? Es war schwer zu lesen, auch hier war schon viel verblasst, aber es ging. Was mir wirklich ins Auge sprang, war das Datum, das an der Tafel stand. Die ehemaligen Besitzer dieser Utensilien, Aylin, ihr Banknachbar, die anderen Kinder- sie mussten mittlerweile älter sein als wir. Maudado hatte sich ebenfalls in dem Raum umgesehen, war dabei aber behutsamer mit den Sachen umgegangen, als in den anderen Räumen. Dieser komplette Raum sah so aus, als wäre er von den einen auf den anderen Moment verlassen worden. Als würde der Unterricht hier jederzeit weitergehen und die Kinder hätten nur Pause. Es faszinierte mich, aber andererseits war es auch bedrückend.
„Komm“, forderte ich Maudado auf, diesen Raum gemeinsam mit mir zu verlassen. Es schien so, als hätten nicht mal die Schlangen einen Fuß in diesen Raum gesetzt, also würden wir hier wahrscheinlich sowieso nichts finden. Er zögerte, schien erst protestieren zu wollen, bewegte sich dann aber doch auf den Ausgang zu. Ich warf noch einen letzten Blick auf den Raum und zog dann die Türe hinter mir zu. Sobald die Tür geschlossen war, atmete ich erleichtert auf. Das bedrückende Gefühl wurde zwar schwächer, trotzdem wurde ich dieses beklemmende Gefühl nicht ganz los. Nicht mal, als wir wieder an der Treppe ankamen und uns schon Paluten, Manu und die anderen entgegen kamen. Shadow hielt sich ziemlich nah bei Eagle auf und wirkte ziemlich verunsichert, Manu und Xain verdrehten genervt die Augen, und Scar grinste amüsiert. Die Mienen der Hounds spiegelten ähnliche Emotionen wie die der Cats wieder.
„Ich mein ja nur- diese Spinne war schon sehr nah an dir“, murmelte Scar, immer noch grinsend, definitiv an Shadow gewandt. Ah. Deswegen diese Unsicherheit, wenn nicht schon Angst.
„Scar, lass sie in Ruhe. Die war total weit weg, keine Sorge“, zischte Eagle, ehe sie versuchte, Shadow zu beruhigen.
„Also ich denke, sie hätte nur ihr Bein ausstrecken müssen, und hätte dich berühren können“, warf Scar ein. Manus Blick war immer noch genervt, aber Xain unterdrückte ein Grinsen, was aber nur Maudado und ich sehen konnten. Shadow fing leicht an zu zittern. Ob vor Ekel oder Angst, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass Spinnen für sie wohl die schlimmsten Lebewesen waren.
„Reicht langsam Scar“, entschied Manu, der definitiv auch ungern Bekanntschaft mit Spinnen machte. Um nicht zu sagen, der Junge würde unser Hauptquartier anzünden, nur um 'ne Spinne loszuwerden. Und dann 800 Kilometer weit wegziehen.
„Ist ja gut, ist ja gut“, gab Scar seufzend nach, und Manu schüttelte entgeistert den Kopf. Paluten wandte sich währenddessen mir und Maudado zu.
„Habt ihr hier irgendwas gefunden? Anzeichen auf die Schlangen?“, fragte er und kopfschüttelnd verneinten wir dies. Ich vermutete aufgrund Manus Bemerkung, dass alles so schien, wie das erste Mal und dass sie ebenfalls nichts gefunden hatten, was Paluten bestätigte.
„Also haben wir Außenposten Nummer Eins clear. Zwar haben wir keine Informationen, aber wir können sicher sein, dass hier keine Schlange mehr ist“, mischte Manu sich dann wieder ins Gespräch ein. Paluten nickte Manus Schlussfolgerung ab und die beiden entschieden dann, dass es an der Zeit wäre, zu gehen.
Wir liefen die Treppe wieder runter, Maudado und Shadow neben mir, die anderen hinter uns verteilt und vor uns Paluten und Manu. Sobald wir im ersten Stock angekommen waren, nahm ich plötzlich eine Bewegung hinter mir wahr, gefolgt von einem ziemlich laut geflüsterten „Spinne!“ direkt in Shadows Ohr. Diese erschrak ziemlich heftig und sprang zur Seite, direkt gegen mich und ich knallte gegen Maudado. Sofort entschuldigte ich mich bei Maudado, der sich zum Glück nicht verletzt hatte, und schlug dann nach Scar, der lachend auswich.
„Habt ihr's dann dahinten?“, fragte Manu laut seufzend. „Nur weil der Außenposten leer ist, heißt das nicht, dass ihr euch wie fünfjährige benehmen sollt!“, meckerte er dann. Genervt von Scar verdrehte ich die Augen, lachte dann aber doch, auch wenn ich etwas Mitleid mit Shadow hatte.
„Tut mir leid, Manu!“, entschuldigte Scar sich schnell, konnte sich aber eine letzte Bemerkung wohl nicht verkneifen. „Spiderman!“, zischte er euphorisch und entgeistert blieb Manu stehen, Paluten kurz danach auch. Die beiden schauten Scar an, als wäre er wahnsinnig geworden. Die Hounds und Cats schienen ebenso perplex zu sein, doch plötzlich wurde die seltsame Stille durch ein Lachen neben mir unterbrochen. Fragend schaute ich Maudado an, der sich lachend die Hand vor dem Mund hielt. Zögerlich stieg ich in das Lachen mit ein, sei es, weil Scars Witz so unlustig war, dass es wieder lustig wurde, oder einfach nur, weil Maudados Lachen ansteckend war. Die anderen stiegen ebenfalls in unser lachen mit ein, außer Manu, der sich erneut kopfschüttelnd umdrehte und Richtung Ausgang lief. Sein Grinsen hatte ich trotzdem gesehen. Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung. Scar klopfte Maudado kurz auf die Schulter, murmelte: „Du hast 'nen guten Humor“ und verlangsamte dann seinen Schritt, bis er neben seinem Bruder lief.
Sobald wir das Gebäude verlassen hatten legte sich wieder Stille über uns und Tacit und Xain übernahmen erneut die Führung. Während die anderen vorne liefen blieb ich kurz stehen und warf einen Blick zurück auf den Klassenraum, in den der Efeu schon reinwuchs, und der trotzdem so aussah, als wäre er nur für kurze Zeit verlassen worden. Das beklemmende Gefühl, dass kurzzeitig verschwunden war, kehrte wieder zurück. Waren unsere Hauptquartiere nicht auch einfach nur verlassene Orte, denen wir einen neuen Zweck gegeben hatten? Wer weiß, wie diese Orte in einigen Jahren aussahen. Was wohl aus den Kinder geworden ist, die in dieser Schule Unterricht hatten? Die mittlerweile älter waren, als wir? Erinnerten sie sich manchmal an ihre alte Schule, an ihre Sachen, die geduldig auf ihre Besitzer warteten? Oder hatten sie längst vergessen, dass sie ihre Materialien zurückgelassen hatten, dass dieser Ort überhaupt noch existierte?
„Zombey?“, riss Maudado mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich um und fing seinen fragenden Blick auf, als er geduldig auf mich wartete.
„Komme schon“, antworte ich schnell, warf einen letzten Blick zu dem Gebäude und schloss dann lächelnd zu Maudado auf. Anstatt mir um die Vergangenheit oder Zukunft Gedanken zu machen, sollte ich mich um die Gegenwart bemühen.
Ihr wisst ja gar nicht wie lange Nee-chan mich wahnsinnig gemacht, weil sie seit Beginn der Story einen unserer Insider einbauen wollte. Sie hatte die Situation schon von Anfang an vor ihrem inneren Auge und hat sich darüber totgeschwiegen. Es war die Hölle, aber es war das warten wert, obwohl es für euch wahrscheinlich mega random wirkt, aber als ich den dummen Joke gebracht habe war es auch random, also passt das so xD (Silberschwingen)
Ich hatte gestern mal seit Ewigkeiten wieder Schule. Sobald ich zuhause war, wollte ich meine Tasche für den nächsten Tag, also heute, vorbereiten und dann fiel mir auf, dass ich ja erst am Freitag und das auch nur für eine Klausur wieder zur Schule muss... Tja, ich hab mich wohl automatisch wieder an die Schule gewöhnt.
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