Kapitel 8
Sicht Maudado
Ein Klopfen riss mich aus meinen Träumen. Ich richtete meinen Blick verschlafen auf die Tür und teilte der Person mit, dass sie eintreten konnte.
„Jo, Dado“, grüßte mich Sniper munter, „wir sollen uns alle im Gemeinschaftsraum treffen.“
Ich murrte nur und er lachte, bevor er den Raum verließ und mir durch die geschlosse Tür zurief, dass ich in fünf Minuten da sein sollte. Wie konnte man morgens nur so gut gelaunt sein? Verschlafen streckte ich mich, bevor ich mich anzog. Müde trottete ich in den Gemeinschaftsraum, in dem sich schon der Großteil der Hellhounds versammelt hatte. Ich setze mich zu Venom und Lilly auf die Couch.
„Oh, du bist wach? Das muss das achte Weltwunder sein“, neckte mich Venom und lachte sich zusammen mit Lilly über seine Bemerkung kaputt.
„Haha wie witzig“, meinte ich trocken.
„Ihr beide habt groß reden“, fing Sniper an der sich gerade zu uns gesellte, „euch beide musste ich auch aus den Betten zerren!“
„Ach, ist das so?“, fragte ich schemlisch grinsend und blickte die beiden an die abrupt aufhörten zu lachen. Ich wollte gerade eine ebenso amüsante Bemerkung abgegeben wie Venom, als Paluten den Raum betrat und um Aufmerksamkeit bat. Sofort verstummten alle Unterhaltungen.
„Moin erstmal Leute“, begrüßte er uns energiegeladen, was wir erwiederten, allerdings nicht so enthusiastisch wie er.
„Wir haben viele neue Aufträge, da Sniper uns mal wieder ein paar neue Kunden besorgt hat“, kurz richteten sich alle Blicke auf Sniper, der nur grinste, „Kommen wir nun zur Verteilung der Aufträge: Den Neukunden, der 'n bisschen Hash haben will, übernimmst am besten du Foxy.“
Paluten schaute kurz zu dem rothaarigen Mädchen mit dem weißen Ombré, welches nur zustimmend nickte. Und auf diese Art und Weise verteilte er noch mehr Aufträge und am Anfang hatte ich noch etwas Hoffnung, dass er mir vielleicht einen Auftrag zuteilen würde, aber das schien nicht der Fall zu sein. Wie heißt es doch so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie stirbt. Halbherzig hörte ich der Auftragverteilung zu, wurde jedoch sofort wieder aufmerksam, als er von einer kleinen Schlägertruppe in unserem Revier berichtete.
„Diese miesen kleinen Misfits denken echt, dass sie einfach so in unser Territorium kommen können und ungestraft davon kommen, wenn sie unsere Kunden verprügeln. Lassen wir uns das gefallen?“, wütende Ausrufe waren zu vernehmen. Besonders Venom neben mir war sich am Aufregen.
„Zeig mir wo die sich aufhalten und ich mach' die platt!“, Venom war mittlerweile von der Couch aufgesprungen und hatte die Hände zu Fäusten geballt.
„Das wirst du, Venom. Zusammen mit Tacit, Lilly, Sniper und mir“, verkündete Paluten und ich ließ enttäuscht die Schultern hängen. Lilly räusperte sich laut woraufhin Paluten sie anstarrte und sie sich ein kurzes Blickduell lieferten. Ein paar Sekunden später seufzte Paluten, anscheinend hatte er den Starrwettbewerb verloren.
„Und du, Maudado-“, Paluten schaute mich an und ich unterbrach ihn.
„Schon klar: Ich checke die Pläne“, gab ich mich niedergeschlagen meinen Schicksal hin.
„Also eigentlich hätte ich vorgeschlagen, dass du mit uns kommst, aber wenn du lieber die Pläne checken möchtest, kannst du das natürlich gerne tun“, Paluten zuckte mit den Schultern und Lilly und die anderen grinsten mich an.
„Wirklich?“, ungläubig starrte ich ihn an und er nickte bestätigend, weswegen ich mit mit einem freudigen Ausruf glücklich in die Luft sprang.
„Jap, wirklich und jetzt bereite dich vor. In 'ner Viertelstunde geht's los!“, verkündete Palle und meinte damit auch die anderen, die Aufträge hatten.
* * *
Zehn Minuten waren um und ich hatte mich fertig gemacht und wartete ungeduldig im Gemeinschaftsraum. Ich hatte ein paar Wurfmesser dabei, vier um genau zu sein. Das müsste reichen und ansonsten würde ich einfach das wandelnde Waffenlager namens Lilly fragen. Ich hatte aufgehört mich zu wundern wo genau sie die Messer an ihrem Körper versteckte und einfach akzeptiert, dass sie das halt einfach irgendwie konnte.
„Na, bist du aufgeregt?“, fragte mich Lilly die gerade den Gemeinschaftsraum betrat.
„Und wie!“, antwortete ich strahlend, „Danke, dass du mit ihm geredet hast.“
„Kein Ding, Dado“, sagte sie nur.
In den nächsten Minuten gesellten sich auch Venom, Tacit und Sniper zu uns. Nur Paluten fehlte noch. Ungeduldig starrte ich auf die Tür und erwartete, dass er jeden Moment durch sie schritt, aber Paluten ließ noch etwas auf sich warten. 4 Minuten und 22 Sekunden um genau zu sein, aber wer zählt schon mit? Ich jedenfalls nicht.
„Alle startklar?“, fragte Paluten woraufhin wir nickten, „Na dann, los geht's!“
Und schon gingen wir aus dem Schuppen raus und Tacit führte uns durch die verwinkelten Gassen der Stadt, während Sniper uns erzählte, was seine Connections ihm über diesen Schlägertrupp gesagt hatten.
„Die täuschen unseren Kunden vor, dass sie Hellhounds sind und ihnen was verkaufen wollen und dann verkloppen die unsere wehrlosen Kunden auf's Übelste. Die beschmutzten unseren Namen“, soviel Hass und Verachtung in Snipers Stimme zuhören war ich nicht gewohnt.
„Die Pisser mach' ich kalt!“, schrie Venom wütend und bei ihm wunderte es mich nicht, er neigte oft dazu seiner Aggression Luft zu machen.
„Und wie wir die kalt machen werden“, sprach Lilly und bei ihrer Tonlage lief mir ein Schauer über den Rücken.
„Wie lange ziehen die die Nummer schon ab?“, fragte ich ruhig.
„Mhm“, überlegend schloß Sniper kurz die Augen, „Die ersten Beschwerde eines Kundens hab ich vor gut einer Woche bekommen und dann hab ich weiter nach geforscht...Ich denke die Typen machen das seit knapp zwei Wochen.“
„Und das sind zwei Wochen zu viel“, bestimmte Paluten und sofort stimmten wir ihm zu.
„Gleich sind wir an der Ecke, an der die Überfälle laut Snipers Connections stattfinden“, sagte Tacit und es faszinierte mich immer wieder ihre Stimme zu hören. Sie sprach nicht viel und hatte etwas ruhiges an sich, aber ihre Stimme war kristallklar und deutlich zuverstehen, selbst wenn sie leise redete. Inzwischen hatten wir den Platz erreicht. Es war eine kleine Seitengasse die in einer Sackgasse endete.
„Okay, dann lauern wir denen mal auf“, erläuterte Paluten unsere Vorgehensweise.
Und wir mussten auch gar nicht lange warten bis fünf Gestalten, mit Baseballschlägern bewaffnet, in eben jene Gasse schritten, in der wir uns auch befanden. Sie blickten sich in der Gasse um, schienen uns aber nicht zu bemerken, da wir uns geschickt versteckt hatten. Tacit kannte einfach die besten Verstecksmöglichkeiten. Paluten hatte sich hinter einem Haufen Sperrmüll versteckt, Venom war in einem leeren Haus verschwunden, Tacit lag auf der alten Feuerleiter, Lilly stand hinter einer alten Grundstücksmauer, Sniper hatte sich hinter mehreren großen Papiertonnen versteckt und ich lag auf einem Dach. Dass ich auf einem Dach lag hatte vermutlich zwei Gründe: Erstens, ich konnte Messer werfen und war somit die einzige Person bei der es Sinn ergab, sich an einen Ort zubegeben von dem aus man alles überblicken konnte. Zweitens, vermute ich, dass Paluten mich lieber in "Sicherheit" wusste, auch wenn ich dieses alte vermosste Dach keineswegs als "sicher" bezeichnen würde.
Drei der fünf Schlägertyppen hatten sich mittlerweile an eine Wand angelehnt und wartend gelangweilt. Die anderen beiden diskutierten miteinander, worüber genau konnte ich nicht hören. Den Kunden, den sie hier verdreschen wollten, hatte Sniper -wie auch immer er das geschafft hatte- gewarnt, sodass er nicht hier her kommen würde.
Gerade empfing ich von Paluten das Signal anzufangen, als etwas unerwartetes passierte. Eine Person betrat die Gasse, näherte sich langsam den Schlägertypen und sagte etwas woraufhin schallendes Gelächter ertöhnte.
„Du willst Drogen an uns verticken?“, lachte vermutlich der Anführer des Schlägertrupps und schritt auf den zurückweichenden Mann zu, dabei ließ er seinen Schläger über den Boden schleifen was ein bedrohliches Geräusch erzeugte,„Dir scheint nicht klar zu sein wo du dich befindest!“
Geschockt riss der Mann die Augen auf und alles was seinen Mund verließ war ein panisches „Hellhounds“ während er hilflos dabei zusah, wie die anderen Schläggertypen ihn umkreisten.
„Ich wollte nicht- Ich wusste nicht- Es tut mir Leid, es kommt nicht wieder vor!“, seine Worte überschlugen sich während er panisch umher blickte, um jeden der Schläger im Auge zu behalten. Aber es brachte ihm nichts. Fäuste flogen aus allen Richtungen auf ihn ein und er hatte absolut keine Chance. Ich überlegte fieberhaft was ich tun könnte. Wie sollte ich meine Messer am besten werfen? Wohin sollte ich zielen?
„Okay, das hat Spaß gemacht, aber jetzt reicht es auch“, sagte der Anführer und klopfte drohend den Baseballschläger in seine eigene Handfläche, was ein dumpfes Geräusch erzeugte. Langsam holte er mit dem Schläger aus und- Oh Gott er würde den Schädel des Mannes zerschmettern! Mittlerweile hielten die anderen diesen nämlich fest, sodass er nicht mal mehr schützend seine Hände über sein Gesicht heben konnte.
Was soll ich tun? Was soll ich tun! Mein Blut raste, Panik breite sich in mir aus, aber mein Kopf war leer, leer, leer! Ich konnte nichts tun, nichts was ich tun würde, könnte dem Mann noch helfen. Trotzdem griff ich instinktiv nach einem meiner Messer um es zu werfen, aber so weit kam ich gar nicht.
„EY!“, hallte es laut durch die Gasse und der Schlägertyp senkte den Schläger und starrte stattdessen die Person an, die diesen Ausruf getätigt hatte. Lilly war aus ihrem Versteck gesprungen und kam wütend auf die Typen zu, „Legt euch mit jemanden an der sich wehren kann!“, fauchte sie und die Typen starrten sie kurz entgeistert an ehe sie lachten.
„Und du kleines Mädchen kannst dich gegen uns zur Wehr setzen?“, spottete der Anführer und auch seine Anhänger blickten amüsiert zu Lilly. Den Mann hatten sie mittlerweile achtlos zu Boden fallen lassen.
„Das kleine Mädchen kastriert dich gleich, wenn du nicht endlich deine Fresse hälst und Leine ziehst!“, gifte Lilly.
„Oh Miau! Da fährt das Kätzchen aber die Krallen aus. Gefällt mir“, grinste der Typ und der dreckige Unterton in seiner Stimme gefiel mir nicht.
„Kätzchen? Kätzchen!“, Lilly schnaubte wütend, „Ich bin genau das Gegenteil von einer dämlichen Katze: Ich bin ein Hellhound!“
Kurz entgleisten die Gesichtszüge der Anhänger und auch dem Anführer verging das selbstgefällige Grinsen.
„Ach, sie blufft doch nur, Jungs“, versuchte der Anführer sein Gefolge zu beruhigen, aber man hörte deutlich das Zittern in seiner Stimme.
„Nope, kein Bluff“, sagte da plötzlich Paluten, schritt gemächlich aus seinem Versteck und stellte sich leicht vor Lilly.
„Paluten!“, raunte einer der Anhänger und wich ängstlich zurück. Auch die anderen wurden unruigher und einer brach aus der Gruppenformation aus und rannte. Allerdings rannte er direkt in Venom rein.
„Willst du etwa schon gehen? Schade. Es wird doch gerade erst interessant“, grinste Venom hämisch und drängte den Typen wieder zu seiner Gruppe.
Sniper und Tacit hatten sich auch aus ihren Verstecken bequemt. Nun war der Schlägertrupp selbst umzingelt: Den Ausgang aus der Gasse blockierten Paluten und Lilly, die Seite zur Feuerleiter blockierte Tacit und die Fluchtmöglichkeit durch das alte Gebäude blockierten Venom und Sniper. Nur eine Stelle war frei, weil ich immer noch auf dem Dach stand und zwar ein Loch in einer alten Mauer. Einer der Typen hatte diese Fluchtmöglichkeit auch wahrgenommen und bewegte sich möglichst unauffällig in die Richtung des Loches. Er hatte sich mittlerweile schon an die Wand gelehnt und wollte gerade weiter rutschen, als ich ein Messer warf und ein Surren durch die Luft ging, bevor das Messer in der Mauer direkt neben seinem Kopf landete. Ängstlich blickte er zu mit hoch.
„Das nächste Mal landet es in deinem Kopf“, versuchte ich ihm möglichst laut zu drohen, was mir scheinbar gelang, denn er zuckte zusammen.
„Okay, das hat Spaß gemacht, aber jetzt reicht es auch“, fies grinste Paluten und der Anführer schluckte hörbar, ihm war wohl die Ironie seiner jetzigen Lage aufgefallen.
Und schon holte Paluten aus und seine Faust landete im Gesicht des Anführers, weswegen sein Kopf zurückflog. Ehe der Anführer reagieren konnte, versank Palutens Faust auch schon in seiner Magengegend. Nach Luft schnappend sank er auf die Knie und kauerte sich auf dem Boden zusammen. Während Paluten sich mit dem Anführer beschäftigte, haben die anderen das Gefolge in die Mangel genommen. Fäuste flogen durch die Luft und trafen gezielt Nasen, Mägen oder auch Schläfen.
„Is' gut jetzt, Leute“, war alles was Paluten sagte und sofort hörten Lilly und die anderen auf die Mitglieder des Schlägertrupps zu verprügeln.
„Verpisst euch und lasst euch das eine Lehre sein. Beim nächsten Mal seid ihr tot!“, drohte Paluten und die Schlägertypen nickten überschwänglich, ehe sie so schnell rannten wie sie konnten. Ihren Anführer hatten sie mitgenommen, immerhin war das Pack loyal. Ich kletterte vorsichtig vom Dach und eilte die Feuerleiter runter.
„Und wie war deine erste Mission, Kleiner?“, begrüßte Venom mich direkt, aber bevor ich ihm antworteten konnte, meldete sich eine Person zu Wort, deren Anwesenheit ich komplett vergessen hatte.
„Ihr habt mich gerettet. Danke!“, krächtzte der Mann und blickte uns erfürchtig an.
„Allerdings hätten wir dich gar nicht retten müssen, wenn du gar nicht erst versucht hättest in unserem Revier Drogen zu verkaufen. Und wenn das nochmal passiert werden wir dir nicht helfen, nein wir werden eher das Gegenteil tun“, stellte Paluten klar und der Mann zuckte zusammen.
„Und jetzt sieh zu, dass du abhaust!“, befahl diesmal Lilly.
Der Mann nickte und eilte in Richt Hauptstraße, blieb aber nochmal stehen und drehte sich um.
„Ich würde mich gerne für's Retten revanchieren“, fing der Mann an, „und deswegen teile ich jetzt 'ne heiße Information mit euch: In der alten Lagerhalle im Südosten der Stadt soll heute Nacht 'n riesen Deal stattfinden. Was genau es ist müsst ihr schon selbst herausfinden!“
Und nach diesen Worten verschwand er und auch wir gingen in Richtung unseres Hauptquartieres.
„Na dann wissen wir ja was wir heute Abend machen“, grinste Paluten.
Mhmmmmm was das wohl genau für ein Deal ist von dem der Mann gesprochen hat? Ihr werdet es bald herausfinden =D (Silberschwingen)
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