Sicht Maudado
„Alles okay bei dir?“, fragte ich das schwarzhaarige Mädchen, das stillschweigend neben mir lief, nachdem wir uns von Palutens Zimmer entfernt hatten. Sie lenkte ihren Blick zu mir.
„So okay wie es halt sein kann, wenn man zurück zu der Person musste, die einem die wichtigste Person genommen hat“, erklärte sie monoton. Ich biss mir auf die Lippe. Unnötige Fragen stellen war scheinbar ein Talent von mir.
„Tut mir leid“, murmelte ich und senkte meinen Blick. Ich wusste nicht was ich sonst sagen sollte.
„Kannst du ja nichts für“, sagte sie und zuckte mit den Schultern. Danach schwiegen wir wieder. Mittlerweile waren wir schon weit von Palutens Raum entfernt. Hier endeten die Zimmer der Hounds und die vorübergehend Zimmer der Cats lagen hinter den Türen verborgen. Mein Blick fixierte eine bestimmte Tür im Vorbeigehen. Was Zombey jetzt wohl machte? Ich zwang mich dazu den Blick von der Tür abzuwenden. Konnte mir doch egal sein was der machte. Hatte ja eh besseres zu tun. Ich schnaubte wütend als ich an das Gespräch dachte. Die Mamba warf mir einen verwirrten Blick zu. Ich signalisierte ihr mit einer kurzen Kopfbewegung, dass es nicht so wichtig war. Und so sehr ich mir auch wünschte, dass Zombeys Verhalten mir absolut nichts ausmachte, war mir schmerzlich bewusst, dass es das leider tat. Er hatte besseres zu tun, als mit mir zusammen zur Mamba zu gehen. Schön für ihn. Wirklich schön. Ich hatte auch andere Sachen vor. Ich war nicht auf seine Anwesenheit angewiesen. Ich seufzte. Er fehlte mir.
„Alles okay?“, fragte die Mamba mich mit hochgezogener Augenbraue. Nein. Gar nichts ist okay. Zombey hasst mich wahrscheinlich, weil ich gerade mit dir rede.
„Ja“, antwortete ich knapp. Sie nickte, aber ich wusste dass sie mir nicht glaubte. Ich glaubte mir ja selbst nicht. Wir gingen weiter den Gang entlang, allmählich kamen wir in einen Bereich mit freien Zimmern. Ich blieb vor einer Tür stehen. Dieses Zimmer war weit genug von den anderen entfernt, lag aber immer noch in Sichtweite und war trotzdem recht schnell zu erreichen. Ich hörte wie im Gang eine Tür aufging und unterdrückte den Drang meinen Kopf in die Richtung zudrehen in der Hoffnung Zombey zu erblickten. Erstens wäre er es vermutlich sowieso nicht und zweitens würde mir das absolut nichts bringen, schließlich war ich weit von seiner Tür entfernt und außerdem stand die Mamba neben mir. Schnell drückte ich die Klinke runter und betrat zügig den Raum. Die Mamba folgte mir und schloss die Tür hinter sich.
„Was ist los?“, fragte sie wieder und ich hatte das Gefühl ich könnte sie diesmal nicht so schnell abwimmeln.
„Nichts.“
„Natürlich“, sie verdrehte ihre Augen, „deswegen bist du auch schnell in dem Raum geflüchtet, als eine Tür aufging. Vor wem versteckst du dich?“
„Ich verstecke mich nicht!“, gab ich patzig von mir. „Ich wollte dir halt einfach nur den Raum zeigen, oder darf ich das nicht?“
„Du darfst das schon und ich bin dir auch dankbar dafür, aber wir wissen doch beide, dass das nur eine Ausrede ist“, sie hatte ruhig gesprochen und ihre Worte schienen mit Vorsicht gewählt worden zu sein.
„Ich will nicht darüber reden“, seufzte ich und sie nickte.
„Dann reden wir nicht darüber“, sie schwieg kurz. „Also? Wolltest du mir nicht den Raum zeigen?“, ich war ihr dankbar für den abrupten Themenwechsel und zeigte ihr das Zimmer und erklärte ihr alles, was sie wissen musste.
Sicht Zombey
Scar und ich hatten wirklich länger als sonst nichts miteinander gemacht, dementsprechend freute es mich, dass wir jetzt wieder Zeit zusammen verbrachten.
„Meinst du, Eagle findet Zeit, um mir ein neues Tattoo zu stechen?“, fragte er mich gerade, während er die Konturen des Messers auf seinem rechten Unterarm nachfuhr. Das Symbol, sein Symbol, war das erste Tattoo, was er sich stechen lassen hatte und zierte nicht nur seinen Arm, sondern auch seine Cats-Jacke.
„Ich denke schon. Sie muss nur 'ne Maschine finden, aber das dürfte hier ja kein Problem darstellen. Was willst du machen lassen? Und an welcher Stelle?“, hakte ich interessiert nach. Bis jetzt war Scar nur an den Armen tätowiert. Am rechten Unterarm das Messer, während Ranken sich um seinen kompletten Linken Arm schlangen. Dasselbe Ranken-Tattoo zierte auch Xain, nur an seinem rechten Arm.
„Ich weiß es noch nicht. Wahrscheinlich lass ich sie einfach machen“, grinsend zog er die Schultern hoch. Eagle fand immer irgendwas passendes. Sie kannte jeden gut genug, um zu wissen, was zu der Person passt und was ihr gefällt.
„Lass das bloß nicht Shadow mitbekommen. Sonst muss ich wieder ihr betteln ertragen“, seufzte ich. Ich mochte Shadow, aber sie würde wahrscheinlich den kompletten Tag jammern und darauf hatte ich nicht wirklich Lust. Außerdem bekam ich dann ein schlechtes Gewissen, dabei wollte ich doch nur ihr bestes.
„Sie ist 17, genauso wie Xain, und er ist tätowiert. Lass sie sich ruhig was stechen.“ Kamen diese Worte gerade wirklich aus Scar? Setzte er sich tatsächlich für Shadows Interessen ein?
„Was? Was guckst du mich so bescheuert an?“, wollte er irritiert wissen.
„Wer bist du und was hast du mit Scar gemacht?“, kritisch beäugte ich den vermeintlichen Scar. Da stimmte doch irgendwas nicht. Niemals würde er sich für Neulinge einsetzen.
„Halt die Fresse“, beschwerte er sich und boxte mir gegen die Schulter. Okay, das war doch Scar. „Ich finde nur, dass du ihr sowas nicht verbieten solltest. Sie ist doch selbst schuld, wenn da hinterher Scheiße bei raus kommt.“
„Ja, aber ich müsste mir dann das Jammern anhören und würde ein schlechtes Gewissen bekommen, weil ich irgendwie für sie zuständig bin“, gab ich zu.
„Du hast es auch irgendwie mit jüngeren, oder? Du ziehst sie quasi magisch an“, schelmisch grinste er mich wieder an. Worauf wollte er bitte hinaus?
„Wie du schon sagtest, Shadow ist 17. Sie ist ein Jahr jünger als ich“, und die anderen Cats, mit denen ich meistens meine Zeit verbrachte, waren gleich alt. Nur Manu war ein Jahr älter und Xain ein Jahr jünger. Mit den noch jüngeren Cats hatte ich nicht ganz so viel zu tun. Klar kannte man sich und redete hin und wieder, aber sie zählten nicht zu meinen engeren Freundeskreis.
„Und der Hound ist 16, wenn ich mich richtig erinnere. Ich erkenn da ein ganz klares Muster.“ Er hatte Schwierigkeiten, die ernste Miene beizubehalten. Hin und wieder zuckten seine Mundwinkel, als er sein Grinsen unterdrückte.
„Was hat Maudado denn jetzt damit zu tun?“ Ernsthaft. Was wollte er? Und wie kam er jetzt von einem Tattoo, auf Shadow und von ihr auf Maudado?
„Ich war wirklich verwundert, als du, ausgerechnet du, Shadow unter deine Fittiche genommen hast. Normalerweise hast du sowas immer Cloud und Bunny überlassen“, fing er an und war diesmal wirklich ernst. Stimmt, Bunny und Cloud kümmerten sich immer um Neulinge. Zeitweise hatten Scar und ich die beiden Kindergärtner genannt, wobei Kleinkinder eher passte, so oft wie die beiden sinnlos miteinander diskutierten.
„Was soll ich sagen? Ihr habt halt ab einem bestimmten Zeitpunkt permanent zusammen geklebt. Und das war wirklich ungewöhnlich. Obwohl ich zugeben muss, dass es Shadow zugute kam“, fuhr er fort. Egal wie genervt Scar am Anfang von neuen Membern ist, er hat die Entwicklung jeder einzelnen Cat immer im Blick. Irgendwann gewöhnt er sich immer an sie. Bis dahin ist es aber ein Spießrutenlauf für sie.
„Und dann, hat sich das irgendwann normalisiert. Du und Shadow wart, beziehungsweise seid, immer noch wie Geschwister, hängt aber nicht mehr 24/7 aufeinander.“ Da hatte er Recht. Am Anfang hatte Shadow kaum Vertrauen in die anderen und hat sich nur mir geöffnet, aber mittlerweile ist sie, zumindest den hier anwesenden Cats gegenüber, offener.
„Dann sind wir irgendwann hier gelandet. Und was passiert? Du hast plötzlich wieder jemanden unter deine Obhut genommen. Und soll ich dir noch was sagen? Er macht eine ähnliche Entwicklung durch“, beendete er seinen Monolog. Woher wollte er das bitte wissen? Er hatte doch kaum Zeit mit Maudado verbracht.
„Dass du Shadows Entwicklung mitbekommen hast, okay. Das war mir klar. Aber was hast du mit Maudado zu tun? Und worauf willst du bitte hinaus?“
„Ich hab mit Sniper geredet. Was anderes bleibt mir ja hier nicht übrig, Manu hängt bei Paluten rum und du bei Maudado.“ Ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. Ich wusste, ich hatte meine Freunde vernachlässigt. Scar lächelte mich nur mild an.
„Spar's dir. Ist okay so. Für einen Hound ist Sniper echt in Ordnung. Außerdem hab ich ja auch noch Xain und Eagle. Zurück zum Thema. Du hast 'nen guten Einfluss auf den Hound. Ich kann ja nachvollziehen, dass du pissed bist, weil er nichts über den Ausbruch der Mamba gesagt hat und dass du wütend über diese riskante Entscheidung von Manu und Paluten bist.“ Wütend war gar kein Ausdruck. Ich war mehr als wütend darüber.
„Aber reiß dich zusammen, wir brauchen momentan jeden. Und das wissen wir beide. Du sollst ihn ja nicht direkt heiraten oder so, meine Fresse. Aber Differenzen können wir hier im Moment nicht gebrauchen. Das könnte uns das Genick brechen“, warnte er. Und verdammt, er hatte ja Recht. Aber was sollte ich machen? Ich verstand einfach nicht, wie alle der Mamba so vertrauen konnten. Und Maudado? Der hing doch jetzt auch bestimmt bei der Mamba rum. Wahrscheinlich brachten sie das zuende, was sie im Club angefangen hatten. Aber was kümmerte es mich? War doch seine Sache, wenn er auf die Mamba reinfiel. Es war nicht mein Problem. Ganz genau. Es würde erst dann mein Problem werden, wenn meine Cats und ich in Gefahr gerieten. Ja, so war es.
Und warum störte es mich dann so? Wahrscheinlich, weil Maudado und ich sowas wie Freunde geworden waren. Daran lag's wohl. Außerdem könnte dieses Vertrauen noch gefährlich werden.
„Keine Ahnung, woran du gerade gedacht hast, aber lass es. Wenn Blicke töten könnten, sag ich da nur“, unterbrach Scar meine Gedanken. „Also? Reißt du dich jetzt zusammen und vermeidest unnötige Diskussionen wie die von eben?“, fragte er nach. Seufzend nickte ich. Er hatte ja Recht, das könnte uns echt noch das Genick brechen.
„Aber meine Meinung bleibt die gleiche!“, machte ich klar und erntete nur ein amüsiertes Grinsen.
„Weiß ich doch. Als ob du mal deine Meinung ändern würdest“, winkte er dann ab. „Das war mir schon von Anfang an klar, Hauptsache du siehst ein, dass Streit im Moment nur Probleme bringt. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber Cats und Hounds müssen, zumindest momentan, zusammenhalten.“ Ja, dass ausgerechnet Scar sowas mal sagen würde. Damit hätte wohl keiner gerechnet.
„So, und jetzt zu wichtigeren Themen. Wann trinken wir mal wieder? Das letzte Mal ist ja viel zu lange her“, lachte er und ich stimmte ebenfalls mit ein. Zu lange her , klar, ist ja nicht so, dass wir vor kurzem noch getrunken hatten. Aber so war Scar halt.
„Absolut keine Ahnung, aber ich wäre dabei“, nickte ich dann, immer noch grinsend. Ich hatte wirklich irgendwie vermisst, Zeit mit meinen Cats, vornehmlich Manu und Scar, zu verbringen. Was war nur passiert, dass wir so wenig Zeit zusammen verbracht hatten?
Naw armer kleiner Dado, der absolut nicht darauf klar kommt, dass Zombey ihn ignoriert xD (Silberschwingen)
Äh... Ich bin grade Brain-afk... Aber mal so nebenbei, über 6k reads und wir sind schon bei Kapitel 65... i didn't expect that, tbh
Thanks❤
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