Kapitel 61
Sicht GLP
Seufzend folgte ich Zombey. Ich konnte seine Skepsis gegenüber der Mamba voll und ganz nachvollziehen, trotzdem war es falsch, so sauer zu werden. Seine Meinung war berechtigt, sein Ausbruch aber nicht. Nicht so, nicht auf diese Art.
Zombey hatte weit vor mir das Zimmer verlassen, ihm zu folgen war also nicht möglich, ich musste ihn selbst finden. Wahrscheinlich war er bei einer Cat. Und noch wahrscheinlicher war es, dass er bei Scar oder Shadow war. Nur bei wem, das war jetzt die Frage.
Mein Weg führte mich zuerst zu Scars Zimmer, allerdings war dort weder eine Spur von ihm, noch von Zombey zu finden. Also war er wahrscheinlich bei Shadow. Frustriert drehte ich um und machte mich auf den Weg zu ihrem Zimmer.
Davor angekommen, zögerte ich. Ich musste mit Zombey reden, das stand zweifelsfrei fest, aber wie? Seine Zweifel waren berechtigt, verdammt. Wie sollte ich ihm klar machen, dass unser Vorgehen nicht planlos war, und dass wir der Mamba, zumindest teilweise, vertrauten? Natürlich würde er es tolerieren, einfach, weil ich und Paluten so entschieden haben, aber er wäre nicht glücklich damit und würde sich auch ganz bestimmt keine Mühe damit geben, es zu verstecken.
Kurz atmete ich nochmal durch. Ich musste das ja so oder so hinter mich bringen, drum herum kam ich da nicht. Wann war ich das letzte Mal so nervös, wenn es darum ging, mit meinem besten Freund zu reden? Gerade war ein typischer Moment, in dem ich mir wünschte, im Cats Hauptquartier in meinem Zimmer zu sein und mit Zombey über's Anklopfen zu diskutieren, während Scar kopfschüttelnd daneben steht und es trotzdem nicht schafft, sein Grinsen zu verkneifen.
Wir waren nur kurze Zeit hier, und trotzdem kam es mir wie eine Ewigkeit vor. Wann hatte ich das letzte Mal etwas nur mit Zombey und Scar gemacht? Wann war ich das letzte Mal nur von meinen Cats umgeben? Wann hatte ich das letzte Mal mein Hauptquartier gesehen oder mit meinen daheimgebliebenen Cats Zeit verbracht? Und wann hatte ich das letzte Mal nachdenklich eine Nacht auf meinem Dach verbracht?
Mein Dach. Wenn man mich nicht in meinem Zimmer an traf, war ich meistens dort oben, um nachzudenken oder einfach meine Ruhe zu haben. Zombey und Scar wussten das. Und es war ihnen egal. Die beiden kletterten trotzdem durch mein Fenster und zogen sich auf's Dach. Und sie dann loszuwerden, war kompliziert. Aber es hatte mich nie wirklich gestört, auch wenn ich so getan habe, als ob es so wäre. Ich sagte immer, sie sollten gehen, aber eigentlich wollte ich nur, dass sie bleiben. Und sie hatten es immer gewusst. Weil wir nach der Trennung zusammen gewachsen sind. Nicht umsonst wurden die beiden zu meinen wichtigsten Vertrauten, zu meinen wichtigsten Freunden.
Schuld machte sich in mir breit. Ich hatte Zombey und Scar in letzter Zeit ziemlich vernachlässigt. Und sie beschwerten sich nicht mal, weil sie wussten, dass es im Moment das beste war, sich auf die Schlangen zu fokussieren. Und weil sie merkten, dass ich und Paluten ebenfalls wieder anfingen, eine Bindung aufzubauen.
Ich riss mich zusammen und entschloss mich dazu, endlich das zu tun, weswegen ich her kam. Für Melancholie hatte ich später noch genug Zeit. Ich hob meine Hand, um - anders als Zombey sonst- anzuklopfen, allerdings kam ich nicht dazu.
Die Tür vor mir öffnete sich, und Zombey stand mir gegenüber.
Sicht Zombey
Ich konnte es nicht fassen, dass Manu dieser Schlange wirklich vertrauen schenkte. Er wusste ganz genau, wie hinterhältig die waren. Er hatte es zweimal selbst erlebt und jetzt ließ er eine von denen einfach so frei rumlaufen, nicht nur das, er ließ sie 'für uns' arbeiten.
Und Maudado? Der zog da sogar mit. Pah, er war sogar der erste, der dieser verdammten Mamba sein Vertrauen geschenkt hatte.
Aber was soll's, ist ja ihr Pech, wenn diese gottverdammte Mamba sie verarscht. Ich hatte sie gewarnt. Ich hab's euch ja gesagt würde sich dann wahrscheinlich ziemlich gut anfühlen. Aber jetzt gerade?
Jetzt gerade würde ich am liebsten irgendwas kaputt schlagen. Ich war enttäuscht. Sowohl von Manu, als auch von Maudado. Wieso verstanden die beiden nicht, dass ich mir einfach nur Sorgen machte? Ein Fehler und wir könnten alle drauf gehen. Diese scheiß Mamba konnte sich jederzeit gegen uns stellen. Und ich war mir sicher, dass sie das auch tun würde.
Scheiße, ich musste mich erstmal ablenken. Hoffentlich ist Scar da, dachte ich, als ich in sein Zimmer trat. Doch die erwartete Welle der Beleidigungen, weil ich ohne zu klopfen sein Zimmer betrat, blieb aus. Scar war nicht da.
Seufzend schloss ich die Tür wieder und wandte mich ab, um zu Shadow zu gehen. Ich konnte es mir grade so verkneifen, zusammenzuzucken, als ich mich umdrehte. Xain stand hinter mir und betrachtete mich kurz aufmerksam.
„Wenn du Scar suchst, der ist mit Sniper unterwegs“, klärte er mich auf und ich nickte ihm kurz dankbar zu, während ich an ihm vorbei lief. Ich konnte das Gefühl seiner wachsamen Augen auf mir gerade nicht ertragen, auch wenn ich seine Gesellschaft eigentlich mochte. Aber im Moment war mir das Risiko zu hoch, dass er merkte, dass etwas nicht stimmte.
Mein Weg führte mich also zu Shadow. Und auch bei ihr klopfte ich nicht an, sondern trat einfach in ihr Zimmer. Erschrocken quietschte sie auf, beruhigte sich aber wieder, als sie mich erkannte. Sie lag auf ihrem Bett und war wohl vor meiner Ankunft in ein Buch vertieft gewesen. Keine Ahnung, wo sie das her hatte. Entweder sie hatte es in dem Zimmer gefunden, oder sie war einem Hound auf die Nerven gegangen.
Ihr Blick lag auf mir, als ich eintrat und die Tür hinter mir schloss, aber recht schnell wand sie sich wieder dem Buch zu. Ich setzte mich neben sie und betrachtete sie kurz. Wenn Shadow in ein Buch vertieft war, war sie wie ein anderer Mensch. Dann ließ sie sich von niemandem stören, wahrscheinlich wäre es ihr sogar egal, wenn Scar sie mal wieder zurechtweisen würde.
Ich lehnte mich gegen das Bettgestell hinter mir und schaute von Shadow zur Zimmerdecke. Seit sie zu den Cats gekommen war, hatten wir oft so unsere Zeit verbracht, wenn ich nicht grade woanders war. Shadow lesend und ich nachdenklich daneben. Ich störte sie nicht, und sie mich nicht. Einfach weil wir beide wussten, dass der andere gerade nicht reden wollte. Ich war der erste, zu dem Shadow vertrauen aufgebaut hatte, nachdem sie zu uns gekommen war, und uns verband viel.
Wann hatte ich da letzte Mal, seit wir hier waren, mal nur Zeit mit Manu und Scar, oder nur mit Shadow verbracht? Manu war in letzter Zeit viel beschäftigt und Scar war meistens mit Sniper auf Patrouillie. Aber zumindest mit meiner Schwester hätte ich doch eigentlich Zeit verbringen können. Oder mit Xain und Eagle. Nein, stattdessen war ich die ganze Zeit nur bei Maudado und hatte wegen dem Kleinen den Rest der Cats vollkommen vernachlässigt.
Schweigend hing ich meinen Gedanken nach, ehe ich mich dazu entschied, noch mal zu Scar zu gehen. Ich rappelte mich vom Bett auf und warf Shadow einen Blick zu. Immer noch vertieft in ihr Buch.
Ich verabschiedete mich kurz, auch wenn ich nicht mal erwartete, dass sie mich überhaupt wahrnahm. Überraschenderweise bekam ich ein kurzes Nuscheln und verließ lächelnd das Zimmer, als ich vor der Tür fast gegen Manu stieß.
Mein Lächeln verschwand und schnell schloss ich die Tür hinter mir. Ich konnte mir denken, was Manu wollte und irgendwie hatte ich keine Lust auf das Gespräch.
„Zombey. Können wir reden?“, fragte er mich auch sofort. Meinte ich das nur, oder schwang eine Spur Unsicherheit in seiner Stimme mit?
„Wenn's schnell geht? Ich wollte zu Scar“, klärte ich ihn auf und hoffte, so schnell wie möglich hier wegzukommen. Manu nickte nur und machte somit klar, dass er sich beeilen würde.
„Ich weiß, du misstraust der Mamba. Das ist verständlich, ich würde an deiner Stelle genauso denken. Aber wir müssen im Moment alles nehmen, was wir kriegen können. Sie hat ihre Bezugsperson verloren. Er wurde getötet, durch ihren eigenen Leader. Denkst du wirklich, sie würde noch für ihn arbeiten wollen?“, hinterfragte er. Wahrscheinlich hatte er alle Punkte seiner Argumentation gerade zusammengefasst, nur damit es schnell ging und wir beide dieses Gespräch schnell beenden konnten.
„Wir haben alle jemanden verloren, Manu. Jeder hier hatte ein Scheiß Leben, sonst wären wir jetzt alle nicht hier“, erinnerte ich ihn. Nur, weil die Mamba ebenfalls jemanden verloren hatte hieß das nicht, dass sie plötzlich auf unsere Seite wechselte. Wenn Nigan überhaupt wirklich eine Bezugsperson für sie war und diese ganze Scheiße nicht nur gespielt war. Zuzutrauen wäre es der falschen Schlange ja.
„Außerdem solltest du doch wissen, wie heimtückisch diese Schlangen sind. Ich begreife einfach nicht, wie ihr so sorglos sein könnt. Diese beschissene Mamba könnte sich jeder Zeit gegen uns wenden.“
„Ich weiß, was du davon hälst. Und ich verstehe deine Skepsis, wirklich. Aber ich glaube nicht, dass sie das nur spielt. Paluten auch nicht, und Maudado denke ich, glaubt es auch nicht“, erwiderte er und wollte, weiterreden, allerdings unterbrach ich ihn.
„Also bin ich überstimmt, schon okay“, nickte ich ab und wollte an Manu vorbei eilen, um zu Scars Zimmer zu kommen. Ich hatte von Anfang an keine Lust auf dieses Gespräch und wollte es so schnell wie möglich beenden, allerdings ließ Manus nächster Satz mich kurz innehalten.
„Paluten hat ihr angeboten, sich hier frei bewegen zu können, sobald sie wieder hier ist.“ Ich drehte mich sofort wieder zu Manu, nachdem er fertig gesprochen hatte. Ihm war anzusehen, dass er ganz genau wusste, was ich darüber dachte. Und Holy shit, ich war wütend.
Wie sorglos konnte man bitte sein? Die wollten mich doch komplett verarschen. Sie holten den Feind zu uns, ließen ihn für uns arbeiten und dann auch noch frei herumlaufen. Wieso tranken wir nicht direkt alle Gift? Das würde aufs selbe hinaus laufen.
„Zom-“, setze Manu an.
„Nein. Weißt du was? Es ist mir egal. Ihr werdet sehen, was ihr davon habt. Wir können keiner Schlange trauen, doch genau das tut ihr grade.“ Angepisst ließ ich Manu stehen und machte mich wirklich wieder auf den Weg zu Scar.
Ich stürmte in sein Zimmer, und anders als eben durfte ich dieses Mal eine Schimpftirade über mich ergehen lassen. Scar brach jedoch irgendwann ab als er merkte, dass ich ihm kaum zuhörte. Er hakte nach und seufzend erzählte ich ihm, was von der Nacht bis jetzt passiert war.
Scar wirkte genauso skeptisch wie ich, allerdings ließ er es sich etwas weniger anmerken. Das war ungewöhnlich, denn normalerweise war er immer der cholerischere von uns beiden gewesen.
„Okay. Das ist absolut scheiße. Diese ganze Idee ist absolut dumm. Aber irgendwie haben die beiden auch recht“, verteidigte er sie und mir wurde klar, dass ich die erhoffte Bestätigung nicht mal bei Scar bekommen würde. Irgendwie enttäuschend, hatte ich doch gehofft, wenigstens er würde mich verstehen.
„Hey, guck nicht so verletzt. Die beiden wissen schon, was sie tun. Und selbst wenn nicht, mit so ein paar mickrigen Schlangen werden wir Cats doch fertig, oder?“ grinste er mich an. Und obwohl wir beide wussten, dass diese 'mickrigen Schlangen' ein ernstzunehmendes Problem darstellten, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
„Klar werden wir das“, stimmte ich ihm zu, was ihn noch mehr grinsen ließ. Scar war schon immer so gewesen. Solange er über irgendwas noch dumme Sprüche reißen konnte, war die Welt in Ordnung.
„Na also. Und jetzt bringen wir dich mal auf andere Gedanken“, entschied er und schüttelte kurz den Kopf. „Wann haben wir das letzte Mal was zusammen gemacht?“, stellte er mir die Frage, die mir vor kurzem selbst noch im Kopf brannte.
„Keine Ahnung, aber langsam wird's mal wieder Zeit.“
Also... ungewöhnlich mal wieder ein Kapitel nur von mir zu haben. Hehe... Ich hab von so vielen Leuten mitbekommen, die Animal Crossing spielen, es is nicht mehr witzig....maaaaan ich will auch xD
Die 'Corona-Ferien' verursachen auch nur Stress irgendwie. Uff...xD
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