Kapitel 49
Sicht Maudado
Es war so angenehm warm. Ich öffnete meine Augen und blickte in Zombeys schlafendes Gesicht. Unwillkürlich musste ich lächeln. So könnte ich immer aufwachen. Halt. Nein, konnte ich nicht! Verflucht, ich wollte mich nicht hoffnungslos in ihn verlieben. Ich wäre doch sowieso chancenlos bei ihm. Ich will das nicht! Wieso musste er mich auch unbedingt zu sich ziehen und wieso war ich so verdammt schwach und habe nachgegeben? Ich hätte mich aus seinem Griff winden müssen, anstatt mich hirnlos an ihn zu schmiegen. Ich wollte doch, dass das alles aufhört und nicht, dass es noch schlimmer wird! Es war ja schon schlimm genug, als sein T-shirt so an ihm geklebt hat und als er es dann noch ausgezogen hat...fuck ey. Ich wusste ja das er stark und somit auch muskulös ist, aber warum sah er dazu auch einfach noch so abgöttisch gut aus? Das war doch ungerecht. Wieso quälte er mich so? Wieso konnte ich diese Gefühle nicht einfach abstellen? Ich will sie nicht. Ich darf sie nicht haben. Was mach ich denn bitte, wenn die Kooperation zwischen den Hounds und den Cats beendet wird und ich hoffnungslos in ihn verliebt bin? Das würde mich doch umbringen. Ich schaff das nicht. Ich muss jetzt weg hier. Ich durfte nicht mehr so in seiner Nähe sein und vorallem musste ich mal standhaft werden.
Ich richtete mich auf und spürte wie der Arm um meine Taille mich etwas fester an sich drückte. Davon durfte ich mich jetzt nicht abhalten lassen. Ich würde Zombey wecken und ihm sagen, dass er mich loslassen soll. Ja, genau. Schließlich müssen wir noch den Minikühlschrank hier her schaffen und- huch? Stand da nicht schon ein Minikühlschrank? Seltsam. Wir haben den doch kaputt gemacht, oder nicht? Aber da stand im schwachen Licht der dämmernden Abendsonne doch tatsächlich ein funktionierender Minikühlschrank. Das ergab keinen Sinn. Das musste ja bedeuten, dass Zombey alleine in einen dieser Räume gegangen ist und das konnte gar nicht sein. Er war doch völlig aufgelöst gewesen, als er diesen Raum hier das erste Mal betreten hat und außerdem- Shit! Er war in einem dieser Räume! Deswegen war er auch so aufgewühlt und wollte, dass ich zu ihm komme und ich habe ihm die kalte Schulter gezeigt. Fuck. Ich bin furchtbar. Sofort ließ ich mich wieder neben ihn sinken, betrachtete ihn etwas und drückte mich schließlich an ihn.
„Es tut mir leid“, hauchte ich. „Wieso hast du mir das nicht gesagt?“
„Was hätte ich dir sagen sollen?“, fragte Zombey mich und ich hätte mir ja denken können, dass er wach ist, aber trotzdem zuckte ich leicht, als er seine Stimme erhob. Ich löste mich etwas von ihm, um ihm ins Gesicht zu schauen.
„Dass du den Minikühlschrank noch aus einem dieser kack Räume geholt hast“, sagte ich und beobachtete seine Reaktion aufmerksam.
„Hm. War nicht so wichtig. Hauptsache du hast deinen dämlichen Kühlschrank“, meinte er und zuckte leicht mit den Schultern, was ich mehr spürte, als das ich es sah.
„Nicht wichtig?“, fragte ich ungläubig nach, „Beim letzten Mal sah es aber nicht so aus als ob es "nicht wichtig" wäre. Verdammt du warst vermutlich wieder so aufgewühlt und ich war so abweisend zu dir“, ich drückte mich wieder an ihn. „Es tut mir Leid.“
„Mach dir keinen Kopf. Es ist alles gut, okay?“, sagte er während er mit einer Hand beruhigend über meinen Kopf strich. Was versuchte er denn bitte mich zu beruhigen? Er war doch derjenige denn ich hätte beruhigen sollen. Ich blickte wieder zu ihm und seine Hand entfernte sich wieder von meinem Kopf.
„Wirklich?“, hakte ich etwas misstrauisch nach.
„Ja ja, wirklich“, versicherte er mir schnell sprechend. „Dir geht's wahrscheinlich wieder besser?“
„Okay. Rede doch beim nächsten Mal mit mir, ja? Also wenn du willst meine ich“, er weiß doch, dass er mit mir darüber reden kann, oder? Wieso hatte er es dann nicht getan? Vermutlich hatte er mir nicht vertraut. Das tat irgendwie ziemlich weh. „Ja, es geht mir wieder gut. Keine Kopfschmerzen mehr.“
„Gut“, war alles was er sagte und dann herrschte Stille. Eine irgendwie unangenehme Stille.
„Wie lange haben wir eigentlich geschlafen?“, fragte ich ihn, um diese Stille loszuwerden und sah zum Fenster. „Es wird ja gerade erst richtig dunkel draußen.“
„Nicht lange, schätze ich“, er sah ebenfalls aus dem Fenster.
„Mhm, müde bin ich jedenfalls nicht mehr“, stellte ich fest. Schlafen wollte ich wirklich nicht mehr, aber was konnten wir jetzt tun?
„Ich auch nicht. War ich aber auch vorher nicht wirklich“, meinte Zombey, stand auf und streckte sich erstmal. Und schon vermisste ich seine Wärme. Ach verdammt, warum bin ich nur so sehr auf ihn fokussiert? Ich musste damit aufhören.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte ich gelangweilt und sprang auf, um endlich dieses Kältegefühl loszuwerden.
„Hm. Was könnten wir machen?“, überlegte Zombey laut und starrte aus dem Fenster. Von hier oben aus hatte man echt 'nen nicen Ausblick auf unser Stadtviertel.
„Keine Ahnung. In den Gemeinschaftsraum können wir ja schlecht gehen“, meinte ich missmutig. Was wenn GLP und Paluten da wären? Auf die hatte ich echt keinen Bock.
„Wir können nirgendwo hingehen, solang es sich auf diesem Gelände befindet“, seufzte Zombey.
„Toll. Also versauern wir hier?“, fragte ich frustriert. Wenn ich länger mit Zombey hier sein würde ohne was zu tun zu haben, würde mein dummes verknalltes Gehirn nur dafür sorgen, dass ich irgendwas peinliches sagte.
„Weißt du was Maudado? Ich glaub, ich hab 'ne Idee“, grinste Zombey plötzlich und drehte sich zu mir um.
„Du glaubst du hast ein Idee?“, fragte ich skeptisch und zog eine Augenbraue nach oben, „Wieso glaubst du es nur?“
„Nö. Ich habe eine Idee“, sagte er selbstsicher, „Und? Willst du sie jetzt hören oder lässt du dich überraschen und kommst mit?“
„Ich will's jetzt hören!“, fragte ich ungeduldig. Wenn er mich überraschen würde, würde mein dummes Gehirn sich nur irgendwas ausmalen.
„Du lässt mir echt keinen Spaß, oder?“, fragte er und nein: lasse ich ihm nicht. Sonst kommt mein Hirn nur auf dämliche Ideen.
„Und du hast mir immer noch nicht erzählt was du vorhast“, quengelte ich deswegen auch direkt.
„Ist ja gut“, meinte er lachend. „Ich schmuggel dich in einen Club“, sagte er stolz und sah mich abwartend an.
„'Nen Club?“, fragte ich und blickte ihn irritiert an. Wollte er etwa wieder das wir zusammen trinken? Ne das kann ich echt nicht. „Ich will nichts trinken, Zombey. Tu mir diese Kopfschmerzen nicht wieder an“, ich sah ihn gequält an.
„Du trinkst nicht“, stellte er klar und ich war verwirrt. Was wollten wir denn bitte sonst in einem Club? „Wir organisieren dir eine Freundin, Kleiner“, zwinkerte Zombey plötzlich und grinste mich an. Was? Das konnte er doch nicht ernst meinen.
„Aber die bereiten einem doch auch nur Kopfschmerzen, oder nicht?“, fragte ich deswegen spaßend.
„Dann besorgen wir dir halt 'nen Freund, ist mir auch egal“, er meinte das also wirklich ernst. Wo kam diese Idee denn so plötzlich her? War ich zu anhänglich und er wollte mich loswerden, oder was? Der Gedanke tat weh. Aber vielleicht wäre es besser, wenn ich jemanden in einem Club kennenlerne, denn vielleicht vergesse ich Zombey dann schneller. Ja, das war eine gute Idee. So bekomm ich ihn aus meinem System raus: Ich verlieb mich einfach neu. So schwer kann das ja nicht sein, schließlich hab' ich mich ja auch in sehr kurzer Zeit in Zombey verliebt.
„Ja, dann los“, energisch reckte ich meine Faust in die Luft, „Suchen wir mir 'ne Freundin oder 'nen Freund.“
„Echt? So schnell einverstanden? Naja, mir soll's recht sein“, er wirkte etwas verwundert, scheinbar hatte er erwartet, dass er mich ewig überreden müsste, aber er schien ebenso motiviert zu sein wie ich. Schnell machten wir uns fertig, bevor wir uns rausschlichen und nach kurzer Zeit standen wir schon vor einem Club namens Apocalypse. Sofort schritt Zombey auf den Eingang zu und die Türsteher begrüßten ihn mit einem kurzen Nicken und dann bemerkten sie mich und sahen verwirrt zu mir, als ich auch schon von Zombey in den Club gezogen wurde. Qualm von einer Nebelmaschine verdeckte die Tanzfläche und ließen die tanzenden Menschen irgendwie mysteriös aussehen. Die roten Lichtstrahlen, die hin und wieder auf leuchten, ließen einzelne Leute kurz erstrahlen, sodass man mehr als nur Schemen sah.
„Na? Cool hier, oder?“, fragte Zombey relativ nah an meinem Ohr und trotzdem hatte ich Mühe ihn zu verstehen. Ich nickte nur. Es sah wirklich cool aus. Grinsend zog Zombey mich in Richtung einer Bar und bestellte mir und sich irgendwas. Er reichte mir ein Glas und ich blickte nur misstrauisch auf den Inhalt.
„Is' nur Sprite“, sagte Zombey, „Keine Lust, dass du wieder fast stirbst, weil du Kopfschmerzen hast.“
„Okay“, ich nippte am Getränk und jup: das war nur Sprite. „Und was jetzt?“
„Jetzt sprichst du einfach Leute an und schaust wie sich das so entwickelt“, erklärte Zombey und blickte sich im Club um. „Das bekommst du doch hin, oder nicht?“
„Ja, klar“, sagte ich, obwohl ich das eigentlich überhaupt nicht hinbekommen würde.
„Gut, dann viel Erfolg, Kleiner“, kurz zwinkerte er mir zu, um dann im Gedränge zu verschwinden bevor ich ihn aufhalten konnte. Er hatte mich alleine gelassen. Vermutlich riss er jetzt irgendjemanden auf und hatte seinen Spaß mit dieser Person. Verdammt, das tat weh. Unschlüssig stand ich mit meinem Getränk in der Hand zwischen Barbereich und Tanzfläche und hielt Ausschau nach Zombey. Ich musste einfach wissen, ob er mit jemandem redete oder gar rumknutschte. Aber ich fand ihn einfach nicht. Die schwummrig schwache Beleuchtung dieses Schuppens wirkte zwar cool, war aber leider auch echt unpraktisch, wenn man versucht jemanden in dieser Menschenmasse zu finden. Relativ oft stießen Leute gegen mich und schrien mir dann laut „Sorry!“ entgegen, bevor sie im Gedränge verschwanden. Vermutlich war ich auch deswegen nicht verwundert, als ich jemanden an meiner Seite wahrnahm, erst als die säuselnde Stimme nah an meinem Ohr ertönte, wurde ich aufmerksam.
„Ganz alleine hier?“, fragte eine Frauenstimme in einem lasziven Tonfall und ich drehte mich zu ihr. Braune Augen starrten mich an und ein Lächeln lag auf ihren mit schwarzen Lippenstift bemalten Lippen, während sie sich mit ihrem Körper an meine Seite drückte. Ihre langen, glatten, schwarzen Haare fielen über ihre Schultern und wippten hin und her während das Mädchen sich leicht im Takt der Musik bewegte.
„Nein, eigentlich bin ich mit 'nem Kumpel hier, aber ich hab ihn aus den Augen verloren“, antwortete ich und ein wissender Ausdruck trat in ihre Augen.
„Das passiert hier immer schnell. Meine Freundin hab' ich auch verloren, also wie wäre es wenn du mir etwas Gesellschaft leistest?“, fragte sie und drückte sich noch näher an mich. Man war die aufdringlich. Ich will doch nur Zombey suchen gehen.
„Von mir aus“, meinte ich knapp und vielleicht etwas zu harsch, aber ich musste einfach Zombey finden. Ich musste wissen was und vorallem mit wem er was machte. Wieder huschte mein Blick über die Tanzfläche. Ein roter Lichtstrahl erhellte kurz die Tanzenden und hatte ich da nicht gerade Zombey gesehen? Ja, ich glaube schon. Sofort wollte ich in seine Richtung gehen, machte da aber die Rechnung ohne das Mädel, das sich an mich klammerte.
„Du willst mich einfach so alleine lassen?“, fragte sie etwas verletzt und sah mich mit großen Augen an. Ich habe mich gerade wirklich nicht nett verhalten, aber ich musste einfach zu Zombey. Ich will nicht, dass er mit irgendwelchen Leuten spricht. Er soll mit mir sprechen. Verdammt, ich dachte andere Person würden dafür sorgen, dass diese dummen Gefühle weggingen, aber stattdessen wurden sie nur noch schlimmer. Das Mädchen, das an mir hing, schien nett zu sein und ich verhielt mich echt unhöflich ihr gegenüber. Ich werde ihr einfach sagen, dass ich die Person mit der ich hier bin im Gedränge gesehen habe und zu dieser möchte. Das würde sie schon verstehen und von mir aus könnte sie auch mitkommen, wenn sie nicht alleine sein will. Aber nur wenn sie sich dann nicht an Zombey ranmacht! Niemand sollte sich an Zombey ranmachen.
„Ich habe nur meinen Kumpel im Gedränge gesehen und-“, weiter kam ich nicht, da eine Hand sich an meine Wange legte und mein Kopf zur Seite gedreht wurde. Schon wieder musterten mich ihre braunen Augen intensiv und sie war mir definitiv zu nah.
„Hey, hör auf dich so auf deinen Kumpel zu fixieren und beachte stattdessen lieber mich“, hauchte sie plötzlich in mein Ohr, bevor sie mich wieder lächelnd betrachtete und meinem Gesicht noch kam als sie es ohnehin schon war. Mein Herz klopfte, aber es war kein gutes Klopfen. Mir war diese Nähe zu ihr unangenehm. Das fühlte sich überhaupt nicht gut an. Sie soll mich loslassen und mir nicht so nahe kommen. Ich drückte sie sanft an ihren Schultern von mir weg.
„Tut mir leid“, sagte ich und lächelte sie etwas an, um wenigstens nicht komplett arschig zu wirken. Sie blickte mich entgeistert an, war irgendwie schockiert und gekränkt, dass ich sie von mir gestoßen hatte; schien nicht damit gerechnet zu haben. Nervös sah ich sie an. Sie hatte noch nichts gesagt und schien das auch nicht in naher Zukunft tun zu wollen. Ich betrachtete sie. Sie trug ein enges, schwarzes Kleid, das sich perfekt an ihre Kurven schmiegte und kurz, aber nicht zu knapp, war. Ihre Highheels waren mödermäßig hoch und das erklärte auch wieso sie fast auf Augenhöhe mit mir war. Alles in allen sah sie wirklich schön aus. Aber ich persönlich konnte ihr nichts abgewinnen. Ich dachte andere Leute würden mich von Zombey ablenken, aber das taten sie nicht. Sie hätte mich fast geküsst und mir wäre es lieber gewesen, wenn Zombey es gewesen wäre. Verflucht. Ich hänge schon viel zu sehr an ihm. Das Mädchen schien immer noch sprachlos zu sein und ich wollte gerade wieder an meinem Getränk nippen, als es mir plötzlich aus der Hand fiel.
Sicht Zombey
„Gut, dann viel Erfolg, Kleiner“, ich verschwand in der Menge, darauf bedacht, mein Getränk nicht zu verschütten. Maudado würde das schon alleine schaffen, da war ich mir sicher. Wahrscheinlich würde er nicht mal Eigenarbeit leisten müssen. Irgendjemand würde ihn schon ansprechen, so scheiße sah der Kleine ja nicht aus und seine unschuldige Art, die man schon auf zehn Meter Entfernung wahrnahmen, würde ihr übriges tun.
Ich drehte mich nochmal kurz zu Maudado um, der sich unsicher umschaute, als mir jemand in die Seite knallte und mein Getränk Bekanntschaft mit dem Boden machte. Die Person, ein etwas jüngeres Mädchen, stolperte weiter und wäre beinahe ebenfalls dem Boden begegnet, hätte ich sie nicht geistesgegenwärtig aufgefangen.
„Sorry, das tut mir sooo leid. Man Alter, könnt ihr nicht aufpassen?“, entschuldigte sie sich erstmal bei mir, wandte sich dann aber wütend an zwei weitere Personen, die in unserer Nähe standen.
„Scheiße man, sorry. Wir wollten sie zwar in deine Richtung schubsen, aber nicht wortwörtlich in deine Arme“, entschuldigte der Typ sich ebenfalls zerknirscht, während das Mädchen neben ihm nur schuldbewusst dreinblickte. Bevor ich aber überhaupt irgedwas dazu beitragen konnte, löste sich das Mädchen, dass ich unbewusst immer noch festhielt von mir und stapfte auf ihre Freunde zu.
„Ihr wolltest was? Und deswegen schubst ihr mich durch gefühlt den halben Club? Habt ihr sie noch alle?“, empörte sie sich noch mehr. Ich entschied mich, mal dazwischen zu gehen. Was anderes hatte ich eh nicht zutun, außer zu warten.
„Du hast ja nicht wirklich gelitten oder bin ich etwa so schlimm? Außerdem schuldet ihr mir was zu trinken“, ich zog das Mädchen etwas an ihren Schultern zurück und zwinkerte ihren Freunden zu. Ihre angespannten Gesichter lockerten sich etwas und sie fingen an zu Grinsen, während das Mädchen, welches ich erneut festhielt anfing zu schmollen.
„Na dann Kumpel, besorgen wir dir mal was zu trinken“, meinte der Typ und zog mich hinter sich her zur Bar, allerdings nicht in die Nähe von Maudado. Zu viert standen wir also zusammen und ich hatte wohl meine Beschäftigung für den Abend gefunden.
„Kann es sein, dass ich dich schon mal hier gesehen hab?“, fragte mich jetzt das zweite Mädchen, deren Stimme ich bis jetzt noch gar nicht gehört hatte. Ich war zwar wirklich schon öfters hier gewesen, konnte mich aber nicht daran erinnern, einen der drei schon mal gesehen zu haben.
„Ja. Aber ihr kommt mir nicht bekannt vor“, antwortete ich ihr und musterte die drei erneut. Die hatte ich definitiv noch nie gesehen.
„Naja, wir sind ja auch nicht wirklich auffällig. Vor allen Dingen Leonie nicht“, lachte sie und klopfte ihrer Freundin, dem Mädchen, das gegen mich gestolpert war, auf die Schulter. Diese grummelte irgendwas und trank anschließend.
Die drei fingen an, sich mit mir zu unterhalten, während mein Blick über die Menge schweifte. Ich suchte nach Maudado. Gerade wollte ich mich wieder den dreien zuwenden, als ich Maudado an der Seite eines Mädchens erblickte. Auf die Entfernung sah sie hübsch aus, aber irgendwie bekam ich ein komisches Bauchgefühl. Ihr Anblick störte mich irgendwie, die Tatsache, dass sie ziemlich an Maudado klebte, machte es nicht besser. Sie drückte sich immer mehr an Maudado und die beiden schienen sich zu unterhalten.
„Hallo? Hörst du uns überhaupt noch zu?“, Mein Blick schnellte zurück zu den dreien, mit denen ich mich bis grade unterhalten hatte. Während ich Maudado und das Mädchen beobachtet hatte, war mein Interesse an den dreien wohl abgeflaut, was sie wohl bemerkt hatten.
„Oh, ja sorry“, entschuldigte ich mich halbherzig, nahm mir aber vor, weder die drei zu ignorieren, noch Maudado aus den Augen zu lassen. Das stellte sich als ein ziemlich schwieriges Unterfangen heraus, da das eine das andere beeinflusste, aber irgendwie bekam ich es hin, ab und zu nach Maudado zu sehen.
Gerade wandte ich mich wieder kurz Maudado zu, als ich sah, wie das Mädchen ihn vermutlich küssen wollte. Irgendwas zwang mich dazu, den Blick abzuwenden, weswegen mir etwas anderes ins Auge stach. Eine ihrer Hände schloss sich um eine kleine Flasche, die sie in Maudados Glas entleerte. Und der merkte es nicht mal. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, blitze an ihrem Oberschenkel, der eigentlich vom Kleid verdeckt wurde, welches aber leicht verrutscht war, ein Tattoo auf. Für einen kurzen Augenblick wurde es von dem Licht des Clubs beleuchtet und war deutlich als Schlange erkennbar. Fuck.
„Sorry, ich muss weg“, unterbrach ich ziemlich abrupt das Gespräch und verließ die drei, die mir vermutlich fragend nach blickten. Ich lief zielstrebig auf Maudado zu, der von der Aktion grade wohl immer noch nichts mitbekommen hatte und das Mädchen vor sich betrachtete.
Geistesabwesend hob Maudado das Glas und wollte trinken, als ich ihn anrempelte und das Glas ihm gerade noch rechtzeitig aus der Hand flog. Sowohl Maudado, als auch das Mädchen warfen mir einen verwirrten Blick zu, wobei das Mädchen auch etwas anderes im Blick hatte. Ich hatte der Schlange grade wohl ganz knapp die Tour vermasselt. Jetzt musste ich nur noch Maudado unauffällig von ihr wegbekommen.
„Oh shit, sorry Kleiner. Eigentlich wollte ich dir nur Bescheid sagen, dass wir weg müssen“, ich versuchte, so entschuldigend wie möglich zu gucken, damit die Schlange bloß nicht merkte, dass sie aufgeflogen war.
„Was? Warum müssen wir weg?“, fragte Maudado verwirrt nach. Das Mädchen drückte sich noch mehr an ihn, während sie mich argwöhnisch ansah. Fuck, wenn die jetzt was merken würde, hätten wir ein Problem.
„Nils hat gerade angerufen und gesagt, dass er Hilfe braucht“, mein Blick wanderte von dem Mädchen zurück zu Maudado, während ich stumm flehte, dass er es nicht hinterfragen würde; dass er jetzt einfach mitspielte. Maudado schaute mich mehr als verwirrt an, doch dann fiel sein Blick kurz zu dem Mädchen.
„Sorry, ich muss dich wohl alleine lassen, aber du findest deine Freundin bestimmt wieder“, Maudado versuchte sich von der Schlange zu lösen, was diese anscheinend nicht so gut fand, denn sie klammerte sich noch stärker an ihm fest.
„Ich bin mir sicher, dass es Nils vollkommen ausreichen würde, wenn nur dein Kumpel hier ihm helfen würde“, mit einem Killerblick starrte sie mich an, bevor sie unschuldig wie zuvor Maudado ansah „Ich will nicht, dass du gehst, bitte bleib bei mir“
„Äh“, stotterte Maudado überfordert „sorry, aber ich muss jetzt weg und-“
„Leiste mir doch noch ein wenig Gesellschaft, hm?“, sie kam Maudado noch näher und legte ihre Hand an seine Wange. Langsam reichte mir das. Ich wollte zwar, dass der Kleine hier 'ne Freundin fand, aber eine aufgetakelte Schlange war wohl kaum die richtige Person dafür. Schlimm genug, dass die beiden sich geküsst hatten.
„Könntest du eventuell mal deine Finger von meinem Freund lassen? Außerdem müssen wir jetzt echt los“, ziemlich genervt unterbrach ich sie so bei ihrem Vorhaben, Maudado noch mehr auf die Pelle zu rücken und hoffte, dass sie diese feste-Freund-Sache schlucken würde.
„Dein Freund? Das ich nicht lache eben hat er dich noch als seinen Kumpel bezeichnet, scheint ja ziemlich one-sided zu sein“, sie löste sich etwas von Maudado und schaute mich herablassend an.
„Was laberst du da für 'ne Scheiße?!“, kurz zuckte ich zusammen, während die Schlange mich schadenfroh anlächelte. „Wie kannst du es wagen so mit meinem Freund zu reden?“, meckerte Maudado sie an. Damit hatten jetzt weder ich, noch die Schlange gerechnet. Er hatte zwar keine Ahnung, in was für einer ernsten Situation wir hier eigentlich steckten, aber trotzdem hielt er zu mir und spielte mit.
„Dein Freund?“, setzte die Schlange verwirrt an. „Aber du hast doch selbst gesagt, dass-“
„Ich wollte deine Gefühle nicht verletzen, weil ich annahm, dass es wie eine Ausrede klingen würde. Aber du bist echt ein aufdringliches Biest, da hätte ich mir keine Gedanken um deine Gefühle machen müssen. Lass mich los“, Maudado befreite sich nun komplett aus ihrem Griff und klammerte sich stattdessen an mir fest. „Tut mir leid, Schatz, ich hätte es ihr sofort sagen müssen“, unwillkürlich zuckte ich erneut unbemerkt zusammen.
„Das ist doch ein schlechter Witz!“, zischte die Schlange wütend, woraufhin ich ein provozierendes Grinsen nicht zurückhalten konnte.
„Du bist ein schlechter Witz!“, fuhr Maudado die Schlange an, ehe er sich mir zuwandte. Er legte eine Hand an meine Wange und näherte sich mir. Anstatt zurückzuweichen, wie ich es eigentlich wollte, blieb ich überfordert stehen. Maudado kam mir immer näher, während die Schlange immer wütender wurde. Kurz bevor Maudados Lippen auf meine trafen, schob sich sein Daumen dazwischen, sodass er nicht mich, sondern seinen Daumen küsste. Von hinten musste das aber trotzdem ziemlich echt gewirkt haben, denn die Schlange platzte beinah, dass sah man ihr an.
„Kein Ding Schatz, ich weiß ja, dass du die Gefühle anderer nie verletzen willst. Aber jetzt müssen wir echt los“, ohne die Schlange eines weiteren Blickes zu würdigen, zog ich Maudado hinter mir her aus dem Club, nur um schnell in eine Seitengasse zu verschwinden.
„Okay, also was ist wirklich los?“, wollte Maudado sofort von mir wissen, nachdem wir sicher sein konnten, dass uns keiner sah oder hörte.
„Das war 'ne Schlange. Außerdem hat die dir irgendwas ins Glas gemischt, als ihr mit Knutschen beschäftigt wart“, beantwortete ich seine Frage, während ich darüber nachdachte, was grade passiert war. Das Maudado gut lügen konnte, wusste ich ja. Aber für die Vorstellung hätte er echt 'nen Oscar verdient. Ich dachte ja selbst kurz, er würde mich plötzlich küssen.
„Das war ne Schlange? Shit. Deswegen war ihre Nähe vermutlich so unangenehm“, Maudado versank selbst in Gedanken, ehe er noch etwas hinzufügte. „Außerdem habe ich nicht mit ihr rumgeknutscht.“
„Jaja, ist okay, ich hab's gesehen 'Schatz'“, mit meinen Fingern setzte ich Anführungszeichen in die Luft „Wir müssen hier weg. Aber wir können nicht zur Base zurück“, meinen Kopf lehnte ich an die Wand hinter mir. Maudado verdrehte nur seine Augen.
„Scheinbar hast du nicht gesehen wie ich sie von mir weggedrückt habe 'Schatz'“, er hatte sie also doch nicht geküsst. Gut. „Aber ist ja auch egal, du hast recht wir können erstmal nicht zur Base, also was machen wir jetzt?“, abwartend und auch etwas ängstlich blickte Maudado mich an.
„Fuck man. Lass mich nachdenken“, bat ich Maudado und überlegte, was wir jetzt tun sollten. „Komm mit“, ich schnappte mir wieder Maudados Handgelenk und zog ihn etwas hinter mir her, ließ ihn dann jedoch los. Er konnte auch alleine laufen, ich musste ihn nicht mitziehen.
„Wohin gehen wir?“, fragte Maudado mich, nachdem wir schon ein paar Schritte gelaufen waren.
„Wir schnappen uns irgendwas zur Verteidigung und ziehen uns dann erstmal zurück. Hier in der Nähe haben wir'n bisschen was für 'nen Notfall gebunkert“, erklärte ich Maudado meinen Plan, während ich drüber nachdachte, wo wir uns zurückziehen sollten. Wer weiß, ob wir nicht sowieso beobachtet wurden.
„Okay, dann ziehen wir uns zurück“, die Angst war deutlich zu hören, auch wenn er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
„Mach dir keinen Kopf, ich pass auf di- uns auf“, versprach ich Maudado, während ich mir selbst auf die Zunge biss. Was zur Hölle war das?
„Danke“, Maudado lächelte mich zögerlich an, wahrscheinlich war er immer noch verunsichert. Aber etwas anderes blieb uns nicht übrig. Abwesend nickte ich ihm zu, während ich weiter nachdachte.
Ich führte Maudado zu einem alten Schuppen, in dem ich und Xain Waffen für den Fall der Fälle gebunkert hatten. Ich schloss auf, schob Maudado schnell rein und schloss die Tür hinter uns.
„Maudado, schnapp dir irgendwas, aber beeil dich. Ich hab zwar niemanden bemerkt, aber diese Schlangen sind verdammt gut in dem was sie tun“, ich legte so viel Sicherheit in meine Stimme, wie möglich. Trotzdem konnte man nicht leugnen, dass diese Schlangen wussten was sie taten. Aber ich würde nicht zulassen, dass sie mich oder Maudado nochmal bekämen. Das letzte Mal hatten sie einfach Glück gehabt.
Maudado schnappte sich schnell vier Messer, ehe er mich abwartend anschaute. „Bin fertig. Wohin gehen wir jetzt, Zombey?“
„Wenn ich das wüsste, wäre ich schlauer“, ich drückte Maudado aus dem Schuppen und lief schnell weiter. Zu lange an einem ungeschützten Ort sollten wir nicht bleiben. Maudado lief stillschweigend neben mir, als mir plötzlich einfiel, wo wir hin konnten.
Ich blieb stehen und packte Maudado am Arm. Er blickte mich ziemlich verwundert an, aber da sprudelte es schon aus mir raus. „Ich hab 'ne Idee.“
„Und die wäre?“, etwas misstrauisch blickte er mich an. Irgendwie verständlich, meine letzten Ideen liefen nicht gut für Maudado.
„Die Halle, in der Cerberus ermordet wurde, ist ganz in der Nähe. Da würden die uns doch nie erwarten, oder? Immerhin haben wir alle diesen Ort gemieden“, klärte ich Maudado auf. Die Skepsis in seinem Blick verschwand allerdings nicht.
„Du weißt noch wo die Halle ist?“, fragte er.
„Natürlich weiß ich das noch. Als ob ich das jemals vergessen würde. So scheiße ist mein Orientierungssinn auch nicht“, ich verdrehte die Augen und Maudados Miene wurde etwas zuversichtlicher.
„Gut, dann führ' uns mal dahin“, forderte er mich auf und nickte entschlossen. „Ich hab keinen Plan wo die Halle ist. Ich war schließlich nicht auf dieser Mission.“
„Stimmt ja, du warst zu jung“, nuschelte ich mehr zu mir selbst. Maudado hatte die Halle nie gesehen, während ich einer derjenigen war, die Cerberus' Anweisung, sich zurückzuziehen, gefolgt waren.
Stillschweigend führte ich Maudado zur Halle, darauf hoffend, dass uns tatsächlich niemand gefolgt war. Kurz verharrten wir davor, ehe ich Maudado einfach durch die Seitentüre reinschob. Es war recht dunkel, aber die Augen gewöhnten sich schnell daran. Die Halle war gefüllt mit einigen Kisten und leeren Regalen. Gerade wollte ich erleichtert aufatmen, als sich mein kompletter Körper zusammenzog.
„Da bist du ja, Kreuzotter“, diese Stimme. Diese unverwechselbare Stimme, die wohl keiner von uns jemals vergessen würde. „Verläuft alles nach Plan?“ Das war eindeutig Cerberus' Mörder. Ich hatte ihn damals nicht viel sagen hören, allerdings genug, dass sich seine Stimme unweigerlich in meinem Gedächtnis einbrannte. Maudado zuckte ebenfalls zusammen, wahrscheinlich wegen der Tatsache, dass wir doch nicht alleine hier waren und es sich offensichtlich um Schlangen handelte.
So leise wie möglich schob ich Maudado zu einer der Größen Kisten und drückte ihn runter. Ich lehnte mich leicht dagegen und zwang mich, ruhig zu atmen. Sollte er uns jetzt hier entdecken, würden wir wohl am selben Ort sterben wie Cerberus vor uns.
„Jup. Der Küstentaipan führt die beiden hier her“, antwortete ihm eine andere Person, woraufhin der Leader der Schlangen verächtlich schnaubte.
„Küstentaipan. Das ich nicht lache, der ist eher ne Blindschleiche. Der
wäre vermutlich nicht mal in der Lage gewesen den Kunden umzubringen, deswegen solltest du das ja auch machen.“ Kunden? Die brachten ihre eigenen Kunden um? Einerseits könnte uns dieses ganze Gespräch später mal verdammt nützlich sein, andererseits wäre ich jetzt verdammt gerne woanders und nicht hier.
„War mir ein Vergnügen, Natrix“, kam von seinem gegenüber und ein dreckiges Lachen ertönte. Natrix. So hieß der Bastard also, der uns Cerberus nahm.
„Apropos Vergnügen: Ist die schwarze Mamba schon unterwegs?“, wollte besagter Natrix nun wissen.
„Jup, sie ist schon längst auf Beutezug“, antwortete die andere Stimme ruhig.
„Gut“, ihre Stimmen wurden immer leiser, offensichtlich verschwanden sie aus unserer Hörweite.
Als ihre Stimmen vollends verklungen waren, atmete ich etwas zu heftig aus, was mir einen fragenden Blick von Maudado einbrachte.
„Das war Cerberus' Mörder“, erklärte ich, während seine Augen sich geschockt weiteten.
Immer wenn ich „furchtbar“ schreibe, muss ich immer zehnmal drüber lesen, um sicher zu sein, dass ich nicht „fruchtbar“ geschrieben habe...was die Reihenfolge der Buchstaben nicht alles verändert xD (Silberschwingen)
Joa... Nachwort. Neuer Navy Westghost Song? Was soll ich sagen? Die Tatsache, dass uns eventuell der Arsch auf Grundeis geht wegen den vorgeschrieben Kapiteln verschweige ich lieber xD
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