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Kapitel 48

Sicht GLP

Die Schlange führte uns durch einige Gassen und versuchte nicht ein einziges Mal, abzuhauen. Entweder Palutens Eisenstange oder mein Basey, der früher mal der Schlange gehört hatte, schüchterten ihn wohl ein. Den Gedanken, dass er uns in eine Falle locken könnte, verwarf ich zwar, behielt ihn aber dennoch im Hinterkopf.

Wir stoppten vor einer alten, mittlerweile leerstehenden Grundschule. Warum die überhaupt noch existierte, war mir ein Rätsel. An einigen Stellen waren die Fenster schon kaputt oder die Wände besprayt, der Schulhof war verwaist und kahl. Manche Stellen wurden schon von der Natur zurückerobert. Das ganze Grundstück sah einfach nur traurig und bemitleidenswert aus, aber das passte ja zu den Schlangen.

„Also wie gehen wir jetzt vor?“, fragte Paluten und warf mich aus meinen Gedanken. Ich lenkte meinen Blick von dem Gebäude auf ihn.

„Wir gehen da jetzt so vorsichtig wie möglich rein. Aber was machen wir mit dem da?“, nachdenklich deutete ich auf Schlängli. Einfach so da rein spazieren und uns umsehen ging ja schlecht, noch weniger ging es mit einer Schlange, die hemmungslos rumschreien würde.

„Gute Frage. Wir können den ja schlecht in 'nen Raum sperren, schließlich sind seine Leute ja überall“, nachdenklich legte Paluten seine Stirn in Falten. Ich schaute erneut zu dem Gebäude und hoffte, dass keiner da drin uns jetzt schon entdeckt hatte. Der Zaun schützte uns zwar etwas vor Blicken, aber der war sicher nicht dafür ausgelegt, herumstreunende Katzen und Hunde vor den Blicken einiger Schlangen zu schützen.

„Ihr könntet mich ja auch einfach gehen lassen, schließlich hab ich euch hier hergeführt“, mischte die Schlange sich ein. Einen noch dämlicheren Vorschlag hätte er gar nicht machen können. Am besten ruft er direkt Natrix an und sagt ihm, dass wir da sind.

„Gute Idee und dann sagst du deinen Leuten Bescheid und wir sitzen in der Falle. Super Vorschlag, wirklich“, verwarf Paluten direkt sarkastisch und die Schlange erntete einen genervten Blick.

„Wir könnten dich auch einfach mit dem Ding hier bearbeiten, was sagst du dazu?“ grinsend spielte ich mit dem Baseballschläger rum. Eins musste ich der Schlange ja lassen, langsam fand ich Gefallen an dem Ding. Natürlich war das Blut an den Nägeln etwas unappetitlich und ich hatte gesehen, was damit getan wurde, aber das konnte man ja reinigen. Den würde ich wahrscheinlich nicht mehr hergeben. Die Schlange fand meinen Vorschlag wohl nicht so gut, denn sie starrte mich nur an und erwiderte nichts. Paluten lachte leise, wurde dann jedoch wieder ernst.

„Wir müssen den wohl mit uns nehmen“, er klang recht unerfreut, und das konnte ich vollends nachvollziehen. Der Typ könnte uns da drin jede Menge Probleme machen, aber hier lassen konnten wir ihn auch nicht. Das wäre genau so gefährlich.

„Hm. Mein Vorschlag wäre mir zwar lieber, aber okay. Aber wie garantieren wir, dass der nicht plötzlich rumschreit?“, wollte ich also von Paluten wissen. Kurz schien er zu überlegen, woraufhin sich in seinem Gesicht ein unheilvolles Grinsen bildete.

„Hab 'ne Idee“, er zog der Schlange das Beanie vom Kopf, drückte mit seinen Händen leicht den Mund der Schlange auf und steckte ihm die Mütze in den Mund. Diese Aktion überraschte mich etwas, allerdings erfüllte es seinen Zweck. Die Schlange war damit wohl nicht so einverstanden, denn er machte anstalten, sich das Ding wieder aus dem Mund zu ziehen.

„Sehr appetitlich. Aber es erfüllt seinen Zweck und der kann froh sein das ich ihm nicht den Basey ins Maul ramme“, desinteressiert zuckte ich mit den Schultern, warf Schlängli jedoch noch einen warnenden Blick zu. Dieser zögerte kurz, ließ dann jedoch seinen Arm wieder sinken und behielt somit die Mütze ihm Mund.

„Ich finde das steht ihm so viel besser“, erheitert über Schlängli lachte Paluten kurz, riss sich dann jedoch wieder zusammen. „Dem Basey kannst du früher oder später benutzen, GLP chill, okay?“, die leichte Spur von Besorgnis in Palutens Augen hatte ich deutlich wahrgenommen. Er hatte wohl weniger gefallen an dem Baseballschläger als ich.

„Stimmt, das sah ja schon ziemlich beschissen aus. Also Style haste nicht“, ich klopfte Schängli kurz auf die Schulter, woraufhin dieser die Augen verdrehte, ehe ich mich wieder Paluten zuwandte. „Keine Sorge, ich hab nicht vor mit dem Ding jetzt 'nen Amoklauf zu starten. Obwohl ich zugeben muss, dass ich gefallen an dem Teil gefunden habe.“

„Ja und genau das finde ich etwas beunruhigend“, grinste Paluten mich kurz an, bevor er weiterredete. Wenigsten hatte er sich überzeugen lassen, dass wir den Basey ja schlecht am Tatort hätten lassen können. Obwohl, ich hatte ihn wahrscheinlich so oder so mitgenommen. „So jetzt lass uns da reingehen“, forderte Paluten mich auf.

„Ja, lass uns gehen. Und du machst keinen Lärm!“, mein Blick wanderte von Paluten zur Schule und von dort zu Schlängli. Meine Hand griff nach dem Tor, welches sich leicht quietschend öffnen ließ. Ich packte Schlängli am Arm, ließ ihn jedoch leicht vorlaufen. Paluten positionierte sich an seiner anderen Seite und hob die Eisenstange etwas an.

Zusammen betraten wir die Schule und ich musste feststellen, dass es hier drin doch etwas dunkler war als erwartet. Direkt hinter der Tür befand sich eine Treppe, die hinaufführte. Erst dort begann der Flur. Neben der Treppe und quasi gegenüber der Eingangstür befand sich eine weitere Tür, die wahrscheinlich in den Keller führte. Die Treppe führte weiter hoch, und ich folgte ihr mit meinem Blick. Von außen sah es so aus, als gäbe es hier circa zwei Stockwerke und auch von hier sah es nicht nach mehr aus.

Wir standen im ersten Stock am Ende der Treppe und ich blickte kurz über den Flur. Die Treppe befand sich ungefähr in der Mitte, sodass der Flur sowohl nach rechts, als auch nach links führte. Die Türen waren soweit alle geschlossen. Das war zwar positiv, da niemand im Inneren der Räume uns sehen konnte, wir konnten allerdings auch nicht sehen, wer sich in den Räumen befand. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir aus Versehen in einen bis zum Anschlag mit Schlangen gefüllten Raum platzten, war also ziemlich hoch.

Paluten deutete mir mit einem Finger, dass wir zuerst nach oben sollten, um uns auch auf diesem Flur umzusehen. Es wäre nicht klug, wenn plötzlich jemand von oben käme und uns hier überraschen würde.

Wir drückten uns also an die Wand und liefen so leise wie möglich die Treppe hoch. Die Schlange verdrehte die Augen, tat es uns aber nach einem drohenden Blick gleich. Auch hier waren die Türen alle geschlossen, bis auf eine. Die direkt gegenüber der Treppe. Ziemlich seltsam, wenn man bedenkt, dass alle Türen geschlossen waren. Paluten schüttelte direkt mit dem Kopf, und ich wusste, dort wollte er auf keinen Fall als erstes rein.

Wir entschieden uns, zuerst nach recht zu gehen und den Flur einmal komplett abzulaufen, mit Ausnahme dieses einen Raumes. Nirgendwo waren Geräusche zu hören, es war komplett still. Aus Erfahrung konnte ich sagen, dass das nicht normal war.

Paluten stoppte vor der ersten Tür und legte vorsichtig sein Ohr daran. Er schien nichts zuhören, denn er blickte mich abwartend an. Stumm nickte ich und ließ ihn die Tür öffnen, still betend, dass dort drin keine Horde Schlangen wartete.

Die Tür öffnete sich, aber keine Schlange sprang uns entgegen. Der Raum war save. Bevor wir uns aber genauer darin umsahen, besprachen Paluten und ich leise, dass wir erstmal die anderen Räume checken würden. Sowohl in dieser Etage, als auch auf der unteren.

Wir verließen den Raum, die Tür blieb jedoch geöffnet. Der Raum daneben ließ ebenfalls vermuten, dass er leer war, also öffneten wir die Tür etwas schneller als davor. Aber auch hier, war niemand. Egal welche Tür wir öffneten, nirgendwo war jemand. Natürlich war es gut, dass wir nicht plötzlich von Schlangen überrannt wurden, aber es war seltsam. Sollte dies wirklich ein Außenposten sein, müssten doch irgendwo hier Schlangen sein. Das einzige, was darauf hindeutete, war die leicht horrorfilmmäßige Atmosphäre, die in verlassenen Schulen aber wohl immer vorhanden war und die Tatsache, dass die Räume zweckentfremdet wurden.  Zum Beispiel war ein Raum nur mit Betten gefüllt, während ein anderer wohl als Tattoostudio benutzt wurde.

„Warum ist hier niemand? Das ergibt doch gar keinen Sinn“, sprach ich meinen Gedanken laut aus. Nirgendwo hier befand sich jemand, da war es auch egal, ob ich nun flüsterte oder nicht. Nicht mal in der recht winzigen Turnhalle, die sich in einem Nebengebäude befand, hatten wir irgendwelche Anzeichen dafür gefunden, dass wir nicht alleine waren. Diese Schule wurde verlassen, dass stand fest.

„Vielleicht hat Schlängchen uns ja doch angelogen“, mit einem extrem wütenden Blick wandte sich Paluten Schlängli zu. Wenn Blicke töten könnten, würde die Schlange wohl nicht mehr den Kopf schütteln können, so wie sie es grade tat. Paluten zog ihm die Mütze aus dem Mund und ließ sie angewidert fallen, ehe er seine nächste Frage stellte.

„Wieso ist hier keiner?“, misstrauisch musterte er ihn, während die Schlange versuchte, einige Fussel aus seinem Mund zu ziehen.

„Ich weiß es nicht. Sie müssten eigentlich hier sein“, beeilte er sich dann zu sagen, wobei er sehr irritiert, beinah schon panisch wirkte.

„Natürlich weißt du's nicht. Ist klar. Und ich hab 'nen Kugelfisch namens Puffi“, augenverdrehend mischte ich mich nun ein. „Versuch doch nicht, uns zu verarschen!“ Die Schlange wirkte kurz noch irritierter, antwortete dann jedoch.

„Ich habe euch nicht angelogen! Das hier ist der Spot an dem sich alle nach ihren Aufträgen treffen sollen“, beteuerte er.

„Ach, und warum ist niemand hier? Langsam reicht's mir mit dir, du Ratte!“, drohend hob ich leicht den Basey und veränderte meinen Griff etwas. Das hatte ihn schon mal zum reden gebracht.

„Weil es scheinbar mal wieder 'ne Planänderung gab über die ich nicht informiert wurde!“, er verzog kurz verletzt das Gesicht, anscheinend passierte das wohl öfter. „Oder sowas...ist ja auch egal. Das hier ist jedenfalls ein Außenposten und ihr Bluthunde findet hier bestimmt was“, fügte er dann hinzu, als er sich etwas beruhigt hatte.

„Naw, das arme Schlängchen ist ein unbeliebter Außenseiter. Wie traurig, da könnte man ja fast Mitleid bekommen“, gespielt traurig schüttelte ich den Kopf. Wenn der Typ uns schon Druckmittel lieferte, dann nutzte ich diese auch. Immerhin durften wir hier nicht vergessen, dass kein kleines Kind, sondern ein brutaler Mörder vor uns stand.
„Wir sehen uns jetzt hier genauer um und wenn wir nichts finden, dann musst du leider noch mehr Zeit mit uns verbringen. Aber macht ja offensichtlich eh keinen Unterschied, ob du da ungewollt bist oder bei uns“, meine Stimme verhärtete sich wieder und ich lief an der Schlange vorbei, die wie eine Salzsäule dastand, um mir die Räume jetzt mal genauer anzusehen. Paluten hinter mir zischte irgendwas, worauf ich weiter Schritte vernahm. Die beiden liefen nun wieder neben mir.

Die Räume waren nicht sehr interessant. Einige Skizzen, wahrscheinlich für Tattoos lagen herum, hier und da mal einige Gegenstände, aber nichts, was uns hätte helfen können. Nichts, was uns zu Natrix oder einer anderen Schlange führen würde. Nichts, was uns geholfen hätte, irgendwas über die Schlangen herauszufinden. Das einzige, was darauf hin wies, dass vor kurzem noch jemand hier war, war wohl die Tatsache, dass so gut wie nirgendwo Staub lag. Die Räume wirkten einigermaßen sauber, was ich ehrlich gesagt nicht von den Schlangen erwartet hätte.

Schlussendlich blieb uns nur noch der Raum, den wir am Anfang unserer Untersuchung gemieden haben. Der Raum im oberen Stockwerk, gegenüber der Treppe. Wir liefen darauf zu und gerade, als wir ihn betreten hatten, schoss die Schlange plötzlich nach vorne. Instinkt hoben ich und Paluten unsere Waffen, um uns zu verteidigen. Der Raum wirkte von Anfang an komisch und die Schlange war bis jetzt überraschend ruhig geblieben. Der erwartete Überfall blieb allerdings aus, die Schlange kniete sich nur relativ seitlich zu uns hin und hob etwas auf. Was er dort hatte, konnte ich nicht sehen, aber seine Reaktionen dafür umso deutlicher.

„Diese scheiß Kreuzotter“, zischte er wütend, sein Blick allerdings spiegelte schon beinah Trauer wieder.

„Was?“, verwirrt musterte ich Schlängli, wie er da so am Boden hockte und den Gegenstand in seiner Hand traurig betrachtete.

„Was für 'ne Kreuzotter?“, mein Blick fiel auf Paluten, der genauso verwirrt zu sein schien wie ich. Seine Hand mit der Waffe ließ er sinken, und ich nahm meinen Arm ebenfalls runter. Die Schlange zuckte kurz, als hätte er vergessen, dass er nicht alleine war.

„Ein Name eines Mitglieds“, erklärte er uns, rollte dabei aber mit den Augen. Und allein diese Geste reichte mir. Was denkt der bitte, wer die waren? Irgendjemand, deren Namen man kennen musste und bloß nie vergessen durfte? Ja klar, träum ruhig weiter, du Bastard!

„Oh, tut mir ja leid, dass wir nicht jeden eurer Namen kennen“, zischte ich, dennoch bemüht, den Typen nicht gleich wirklich mit dem Basey zu 'streicheln'.

„Außerdem ist das ein scheiß Name“, stimmte Paluten mir zu und wirkte ebenso genervt von dieser leichten Überheblichkeit wie ich. Schlängchen fand das wohl lustig, denn er lachte.

„Ja, der Name ist echt scheiße, aber er erfüllt seinen Zweck“, sinniert er vor sich hin und wandt sich uns zu.

„Was meint du damit?“, hakte ich nach. Was für'n Zweck bitte? Noch dümmer dazu stehen, als eh schon? Kreuzotter , wer hieß freiwillig so? Ja, es war nur ein Gangname, aber in den meisten Fällen wird das irgendwann schon fast zum richtigen Namen.

„Dadurch bestimmen wir die Rangfolge“, er zuckte mit den Schultern, ehe er weiterredete „je gefährlicher die Schlange, desto höher der Rang. Die Person hat dann auch das entsprechende Tattoo.“ Das erklärte auch die gefühlt tausend Skizzen von verschiedenen Schlangenarten. „Die Namen dienen dabei einfach nur als Orientierung, wir haben alle auch noch andere Namen. Natrix ist zum Beispiel ein Taipan“, erklärte er weiter. Hoppla, jetzt wurde die Schlange aber gesprächig.

„Ist das nicht ein bisschen streberhaft? Wer blickt da bitte durch?“, meinte Paluten und ich meine, immer noch 'nen genervten Ton wahrzunehmen.

„Vielleicht ist das wirklich ein bisschen streberhaft, aber Bio war das einzige Fach in dem Natrix wirklich gut war und von Schlangen war er schon immer fasziniert“, Schlängli lachte, allerdings ging das Lachen dann immer mehr ins Grinsen über. Kein Psychohaftes wie das, als er uns umbringen wollte, sondern ein etwas sanfteres. Trotzdem, der Typ war'n brutaler Mörder. Seine Kooperation würde nicht meine Meinung über ihn ändern.

„Scheinst ja viel über Natrix zu wissen. Das könnte uns doch nützlich sein, oder Paluten?“, die Frage ging zwar an Paluten, mein Blick blieb aber an der Schlange.

„Stimmt“, antwortete er mir, wurde aber sofort von der Schlange korrigiert.

„Stimmt nicht. Ich wusste mal viel über ihn, mittlerweile weiß ich gar nichts mehr...“, sein Blick fiel wieder auf das Objekt in seiner Hand, welches er lächelnd betrachtete. Langsam reichte es mir. Ich wollte wissen, was er da hatte.

„Was hast du da überhaupt?“, fragte ich ihn auch sofort.

„Nur ein altes Bild“, sein Lächeln wurde trauriger, verschwand aber nicht. „Nicht das wonach ihr sucht“, er drehte das Bild und mir schien, als zuckte er kurz zusammen, aber vielleicht war das auch nur Einbildung. „Aber eventuell gibt es noch einen Ort an dem ihr mehr findet als hier.“

„Welcher Ort?“, sprang Palle auch sofort darauf an.

„Nicht allzuweit entfernt, aber ich glaube nicht, dass ausgerechnet ihr zwei dahingehen wollt“, Schlängchen wandte sich wieder uns zu, während sein Blick ernster wurde.

„Rück schon raus mit der Sprache. Wo finden wir bessere Informationen als hier?“, was konnte so schlimm sein, dass ich und Paluten da nicht hinwollen würden? Wir sind 'ner verdammten Blutspur gefolgt, die uns zu einem Mörder führte und sind anschließend in den Außenposten unserer Feinde geschlichen. Viel gefährlicher ging ja wohl schlecht.

„Die Halle in der Natrix Cerberus getötet hat“ interessiert beobachtete uns die Schlange, als würde er unsere Reaktion darauf genauestens erforschen wollen.

„Dann“, fing Paluten an, stockte jedoch kurz  „Dann gehen wir halt dahin.“

„Sicher?“, Schlängli verzog seinen Mund kurz zu einem Grinsen, welches aber keinesfalls fies wirkte und zog eine Augenbraue hoch.

„Ja verdammt, führ uns dahin!“, Paluten wurde lauter und bestimmter. Das Zögern aus seiner Stimme war verschwunden, allerdings war ich mir ziemlich sicher, dass er einen anderen Ort besser finden würde.

„Du hast ihn gehört. Du führst uns da jetzt hin. Und nebenbei kannst du direkt mal'n bisschen über euch erzählen“, schlug ich vor. Allerdings hatte ich nicht vor, ihm da wirklich eine Wahl zu lassen. Wenn er uns schon da hinführen musste, alleine kämen wir da wahrscheinlich nie hin, das ist viel zu lange her und sowohl ich als auch Paluten waren nur einmal in unserem Leben da, kann die Schlange uns auch alle Informationen geben, die sie hat. Ob er kooperieren wollte oder nicht, war mir egal. Wir würden ihn schon dazu bringen, zu reden.

„Ich wüsste nicht was ich euch erzählen sollte“, Schlängli zuckte mit der Schulter und richtete sich auf.

„Vielleicht könntest du uns ja erzählen warum du dieses alte Bild mit dir rumschleppst“, machte Paluten einen Anfang und zog dabei skeptisch die Augenbrauen hoch. Und ja, er hatte Recht. Irgendwas muss es ja damit auf sich haben, wenn es aus einem brutalen Mörder innerhalb weniger Sekunden ein zahmes Schaf machte. Sein Blick wandte sich wieder dem Bild zu, woraufhin er direkt lächelte.

„Meine Tochter ist darauf abgebildet.“

„Du hast 'ne Tochter?“, Paluten hörte sich so geschockt an, wie ich mich fühlte. Wie kam der an 'ne Tochter? Wer würde sich freiwillig von so jemandem schwängern lassen?

„Ich hatte eine Tochter“, in seiner Stimme hing ein Hauch von Trauer, den man deutlich wahrnahm.

„Hattest?“, ich konnte nicht anders, als nachzufragen, obwohl das wahrscheinlich ziemlich taktlos war. Aber verdammt, dieser Typ hatte vor kurzem noch den Schädel eines Unschuldigen zu Brei geschlagen! Und plötzlich soll der 'ne Tochter haben?

„Sie ist gestorben“, er wirkte abwesend, als würde er ihn Erinnerungen schwelgen, allerdings fing er sich wieder. „Aber, ihr interessiert euch wahrscheinlich eher für Natrix, oder nicht?“, und mit diesen Worten deutete er auffordernd auf die Türe, als wolle er uns dran erinnern, dass wir ja noch was vorhatten.

„Ähm. Das tut mir leid“ kurz war ich unsicher, wie ich auf sowas reagieren sollte, allerdings überwand ich das schnell. „Ja, Natrix. Erzähl uns was über ihn“, forderte ich ihn auf, während wir das Gebäude verließen. Draußen angekommen, atmete ich etwas durch. Da drin herrschte schon ein Horrorfilm-Flair. Paluten sagte gar nichts dazu, wahrscheinlich war er genauso überfordert. Was sagte man schon einem Killer, dessen Tochter gestorben ist? 'Tut mir ja leid, aber du bringst auch Leute um und juckst dich nicht für ihre Familien, warum sollten wir uns dann für dich jucken?' Nein. So jemand war ich nicht. Dieses kleine bisschen Mitleid, das ich für Schlängchen empfand, konnte ich nicht abstellen.

„Was wisst ihr denn schon über Natrix?“, wollte besagtes Schlängli dann wissen, nachdem er mich schwach angelächelt hatte. Wahrscheinlich konnte er sich denken, was in mir vorging und was ich über ihn dachte.

„Wir wissen, dass er der Leader der Schlangen ist, Cerberus getötet hat und immer noch das Revier der Hellhounds und der Nightmare Cats haben möchte. Durch dich wissen wir, dass er Natrix heißt.“, übernahm Paluten die Antwort. Wir verließen das Grundstück und die Schlange führte uns.

„Also wisst ihr gar nichts. Ihr kennt ja nicht mal unseren Gang Namen! Kein Wunder, dass ihr sofort unbewaffnet der Blutspur hinterher geeilt seid um Informationen zu bekommen“, leicht vorwurfsvoll, aber trotzdem lachend, zählte er die Fakten auf.

„Wir hatten besseres zu tun, als uns um euch zu kümmern. Wir haben unseren Leader verloren und das war zufälligerweise eure Schuld!“, fuhr ich ihn an. Allein dafür hasste ich diesen Typen zwischen mir und Paluten schon. Selbst wenn er diesen unschuldigen nicht umgebracht hätte.

„Ach, ja euren Leader oder eher euren Ziehvater. Was wisst ihr eigentlich über ihn?“, wollte Schlängchen dann wissen.

„Leider viel zu wenig, weil er uns ja genommen wurde, du Bastard!“, Paluten fuhr ihn ebenfalls wütend an, wahrscheinlich war ich nicht der einzige, der alle Schlangen am liebsten blutend am Boden sehen würde. Obwohl Natrix derjenige war, der am meisten leiden sollte. Jaja, Rache ist nie gut, blabla. Im echten Leben funktioniert dieses Prinzip aber leider nicht und selbst wenn, es wäre mir egal. Manchmal kann Rache verdammt befriedigenden sein und im Fall von Natrix wäre es das wohl ganz bestimmt.

„Also quasi nichts, hm?“, die Schlange seufzte und ignorierte unsere Vorwürfe gekonnt. „Na dann fangen wir doch mal ganz von vorne an als das alles mit den Gangs hier began. Euer geliebter Cerberus ist der jüngere Bruder von Natrix gewesen.“

„Das meinst du nicht ernst! Warum sollte Natrix seinen eigenen Bruder umbringen?“ ungläubig schaute ich ihn an. Er sah, ehrlich gesagt, nicht so aus, als würde er lügen. Aber was bedeutete das schon? Der log wahrscheinlich tausend mal am Tag.

„Verkauf uns nicht für dumm!“, Paluten klang ebenso ungläubig. Das ganze ergab einfach keinen Sinn. Warum sollten die Dinge dann so verlaufen sein, wie sie verlaufen sind? Was soll Cerberus denn bitte getan haben, um seinen eigenen Bruder so zu verärgern?

Die Schlange schmunzelte, ehe er weitersprach. „Mhm, dachte mir, dass ihr so reagieren würdet, aber verübeln kann ich es euch nicht.“

„Verdammt, hör auf so scheiße zu grinsen und rede einfach weiter!“, fuhr ich ihn erneut an, wandte mich dann jedoch Paluten zu. „Danach entscheiden wir, was davon wahr ist und was nicht“ Paluten nickte mir zu und gab somit der Schlange das Recht zum Erzählen. Mittlerweile waren wir wieder in den Gassen angekommen, sodass wir uns keine Sorgen machen mussten, von Passanten gesehen zu werden.

„Ist ja gut“, er seufzte, bevor er weitersprach. „Cerberus und Natrix sind Waisen gewesen und dementsprechend im Heim aufgewachsen. In einem echt beschissem Heim, um das mal kurz anzumerken. Ich kannte beide durch die Schule. Natrix ging in meine Klasse und ich hab mich auf Anhieb mit ihm verstanden. Schnell wurden wir beste Freunde. Ich besuchte ihm oft im Heim und lernte dabei auch Cerberus kennen, aber mit diesem verstand ich mich nicht so gut, weshalb ich es mied mit ihm alleine zu sein. Das Heim indem die beiden lebten, benutzte seltsame Methoden die Kinder im Zaun zu halten. Sachen, die heute vermutlich strafrechtlich verfolgt werden würden, aber damals war es jedem egal wie mit den Waisen umgegangen wird.“

Aus Erzählungen einiger Member wusste ich, dass dem immer noch so wahr, aber ich ließ es, ihn darauf hinzuweisen.

„Trotzdem war ich lieber dort als in meinem eigenen Haus und Natrix und ich stellten uns  oft vor zusammen abzuhauen. Einfach raus aus all dem Rotz. Endlich an irgendeinem Ort. Endlich sicher sein. Irgendwann hatte Cerberus sich zu uns gesetzt, während wir mal wieder am Träumen waren, was ich ziemlich unangenehm fand, aber da Natrix sich ausnahmsweise nicht über ihn aufregte, ließ ich es auch sein.

Plötzlich sagte Cerberus etwas, was unser aller Leben verändern sollte. Er hatte uns einfach gefragt warum wir das alles nicht einfach täten und fortan auf der Straße leben würden. Er meinte, dass wir unsere Lebensmittel ja auch einfach von anderen nehmen könnten. Wir haben ihn damals ausgelacht und er ist eingeschnappt abgehauen. Aber was machte er auch so einen Vorschlag? Wir gingen doch zur Schule und das war der Weg in die Freiheit, wie alle immer sagten, schließlich kannst du alles werden was du werden willst“, ihm entwich ein abfälliges Geräusch. „Von wegen. Wir haben schnell festgestellt, dass die Lehrer an unserer kack Schule nicht einmal die Hoffnung darauf hatte, dass wir mal irgendwas werden könnten.“

Lehrer interessieren sich doch meistens nicht für ihre Schüler. Sobald du mal ein Problem hast, schauen sie weg. Oder noch schlimmer, die verursachen es sogar.

„Wir waren die Problemschule und niemand will Problemkinder haben sagten sie uns. Wenn du immer wieder gesagt bekommst, dass du eh nichts werden kannst, dann glaubst du es irgendwann. Auch wenn Natrix und ich noch lange durchgehalten haben“, erzählte er weiter, „Außerdem gab es für mich noch einen anderen Grund auf dieser Schule zu bleiben. Natrix hatte mich nämlich mit einer Freundin bekannt gemacht und sie war atemberaubend. Wir waren seitdem immer nur zu dritt unterwegs und haben uns gegenseitig Halt gegeben, so wie Freunde es machen“, er fing an zu lächeln. Bevor er sich jedoch zu sehr in seinen Erinnerungen verlor, redete er weiter. „Natrix und ich haben irgendwann angefangen zu schwänzen. Erst nur hin und wieder, dann immer regelmäßiger. Miriam hat uns dann immer wütend Standpauken gehalten, wenn wir uns mal wieder in der Schule haben blicken lassen“, er lachte kurz, „Jedenfalls waren wir dann mal wieder am Schwänzen und chillten an unserer Lieblingsecke, als wir plötzlich Cerberus sahen, dabei sollte der doch eigentlich in der Schule sein. Wir waren verwundert und schlichen ihm nach.

Wir fanden heraus, dass er sich ein kleines Geheimversteck gebaut hatte, aber das war nicht das krasse an der ganzen Sache. Er war nämlich nicht alleine, denn ganz viele jüngere Kinder saßen bei ihm. Wir gaben uns zu erkennen und sprachen ihn sofort darauf an. Er erschrak als er uns sah und sagte den Kindern, dass er gleich wieder da wäre.

Draußen erzählte er uns dann, dass es ganz viele Kinder gab die verirrt und schuztlos durch die Straßen liefen und er das einfach nicht mitansehen konnte.“

Jap, das hörte sich verdammt nach Cerberus an. Schließlich hatte er uns auch so aufgenommen.

„Also hatte er sie einfach unter seine Obhut genommen und ihnen beigebracht wie man hier draußen an Geld und Essen kam. Natrix und ich waren erstaunt, aber ich war noch erstaunter, als Natrix seinen -zu dem Zeitpunkt übrigens sechzehnjährigen- Bruder fragte, ob er mit machen könnte. Wenn ich eine Sache mit hundertprozentiger Sicherheit wusste, dann die, dass Natrix Kinder hasste. Er verbrachte ja kaum Zeit mit seinem eigenen Bruder, also kam mir sein Handeln sehr suspekt vor.

Cerberus hingegen war total glücklich, dass sein älterer Bruder das zusammen mit ihm machen wollte. Ich hielt mich aus der ganzen Sache raus. Für Kinder verantwortlich sein war nicht so meins. Ich ging wieder häufiger zur Schule worüber Miriam sich sehr freute. Natürlich traf ich mich weiterhin mit Natrix und ich blieb auch seinetwegen in der Nähe der Kinder wenn es sein musste. Hier stellte ich dann schnell fest, dass Natrix nicht ganz so lieb zu denen war wie Cerberus es sich wahrscheinlich vorgestellt hatte. Aber er tat nichts schlimmes. Ein paar unnötige Bemerkung, nichts weiter. Allerdings fing ich an noch stärker an seinem Motiv zu zweifeln.“

Die Schlange bog ab und beinah wäre ich in ihn reingelaufen, so abgelenkt war ich von seiner Erzählung. Cerberus hatte mit sechzehn schon Kinder aufgenommen, aber wo waren die dann? Was war mit ihnen passiert? Das ganze war ja wohl ganz offensichtlich vor uns. Da redete Schlängli auch schon weiter.

„Wieso verbrachte er Zeit mit diesen Kindern, obwohl jeder sehen konnte, dass er am liebsten ganz weit weg von denen wäre. Naja, jeder außer Cerberus konnte das sehen, denn dieser war viel zu glücklich darüber, dass sein großer Bruder ihn in dieser einen Sache unterstützte. Ungefähr zu der Zeit hat er sich auch diesen Namen gegeben und die Hellhounds gegründet. Wieder war ich überrascht, dass Natrix nichts dazu sagte, sondern seinen kleinen Bruder einfach machen ließ. Dabei war Natrix es doch der sich immer über ihn lustig machte, wenn er mal wieder in dem Buch über die griechische Mythologie blätterte, das er mal geschenkt bekommen hatte. Ich denke ich muss nicht extra erwähnen welches mythische Wesen ihm wohl am besten gefallen hat, oder?“, er grinste kurz.

„Natrix hatte sich immer darüber lustig gemacht, wenn Cerberus in dem Buch las und irgendwann hatte er es ihm abgenommen und versteckt. Was ich nur erzähle, um zu verdeutlichen wie verwirrt ich war, dass er keine Widerworte gegen den Gangnamen erhob. Eine kurze Zeit lang lief es gut mit den beiden Brüdern, allerdings sollte das nicht mehr lange so bleiben. Natrix rief mich plötzlich an. Ich solle doch einen Verbandskasten zu unserem Treffpunkt mitbringen. Panisch lief ich sofort dorthin, dachte schon eins der Kinder hätte sich verletzt, aber stattdessen stand Natrix mutterseelenallein dort und er sah nicht gut aus. Ich habe ihn sofort gefragt was passiert ist und ob es den anderen gut geht. Er schnaubte nur: "Scheiß auf die anderen! Scheiß auf diese Bastarde und vorallem auf meinen verfickten Bruder!" Ich war geschockt und egal wie sehr ich nachfragte er erzählte mir nichts.

Erst viel später erfuhr ich was vorgefallen war durch einen der alten Hellhounds, während Natrix im Knast war.
Der Hound erzählte mir, dass Natrix sie alle nur dazu benutzt hatte, um selbst an Geld zu kommen, ohne was dafür tun zu müssen. Er hat die Kleinen auf lebensgefährliche Aufträge geschickt und sich einen Dreck um sie geschert. Alle hatten Angst vor ihm. Irgendwann hat Cerberus ihn dann darauf angesprochen, hat gefragt, ob das was die Kinder erzählen wahr ist. Natrix hat natürlich alles geleugnet, hat Cerberus ein schlechtes Gewissen eingeredet, weil er seinem eigenen Bruder so sehr misstraute. Cerberus hat daraufhin das Thema fallen gelassen und es nicht wieder angesprochen, aber er hat darauf geachtet, dass die Kinder öfter und länger bei ihm selbst blieben. Eines Tages hat Cerberus, dann gesehen wie Natrix ein Kind wohl mehrfach geschlagen und getreten hatte und dann ist Cerberus wirklich zu einem Höllenhund geworden. Natrix hatte keine Chance und das muss ziemlich an seinem Ego gekratzt haben. Und auch die Tatsache, dass Cerberus ihm befahl nie wieder in die Nähe der Kinder zu kommen, weil er es sonst bitter bereuen würde. Natrix soll ihm wohl nur drohend geraten haben gut auf alle auf zu passen, während er wegrannte.“

Ich hatte Cerberus noch nie wirklich wütend erlebt, aber ich konnte mir recht gut vorstellen, wie er dann wohl drauf war. Langsam kratze diese Erzählung wirklich an mir. Aber vor dieser Schlange durfte ich mir keine Blöße geben, egal wie freundlich er grade auf mich wirkte. Ich schaute kurz zu Paluten, der kurz schluckte, ehe ich meine Aufmerksamkeit wieder der Schlange schenkte.

„Cerberus hatte die Schule geschmissen und ist abgehauen. Er hat ein anderes Hauptquartier errichtet, wie wir später herausfanden. Die meisten Hellhounds hatten zu große Angst Natrix wiederzusehen und haben der Gang den Rücken gekehrt und ein normales Leben angefangen. So hatte es auch der Hound gemacht, der mir von alledem berichtet hat“, und damit klärte sich auch die Frage, was mit denen vor uns passiert war. Aber trotzdem, an dem Ganzen stimmte doch was nicht. Warum erzählte er uns das alles einfach so? Wir hatten ihn nicht mal bedroht oder so. Er hat einfach, sobald wir das Gelände verlassenen hatten, angefangen zu erzählen. Kurz drehte ich mich zu Paluten, warf ihm einen fragenden Blick zu und schaute dann wieder die Schlange an.

„Warum zur Hölle erzählst du uns das alles freiwillig? Was bringt dir das?“, sprach ich meine Gedanken auch sofort aus. Irgendeinen Hintergedanken musste der doch haben, denn ich denke nicht, dass er uns grade angelogen hatte.

„Ihr wolltet doch unbedingt, dass ich euch alles erzähle und jetzt beschwert ihr euch?“, lachte er nur.

„Es ergibt für mich einfach keinen Sinn. Also, die Story schon, irgendwie. Das klingt nach Cerberus“ kurz lächelte ich abwesend, zwang mich dann jedoch zurück in die Gegenwart. Jetzt unaufmerksam zu sein konnte mich mein Leben kosten. Wer weiß, ob der nicht doch plötzlich angreift. „Dennoch, du hast doch nichts davon, es uns so freiwillig zu erzählen. Selbst wenn wir nachgefragt und dir gedroht hätten, hätten wir doch bestimmt nicht so eine detaillierte Antwort bekommen“, je mehr ich drüber nachdachte, desto skeptischer wurde ich.

„Da hat GLP vollkommen Recht! Was bringt dir das alles hier?“, Paluten stimmte mir zu und wurde ebenfalls misstrauisch.

„Vielleicht wollte ich euch ja nur aus dem Konzept bringen und verhindern, dass ihr die Halle betreten wollt?“, er zuckte mit den Schultern. „Aber vielleicht finde ich es einfach nur traurig, dass ihr nichts über die Person wisst die euch quasi aufgezogen hat. Vielleicht hab ich mir das alles nur ausgedacht, um dafür zu sorgen, dass ihr unachtsam werdet und ich abhauen kann. Wer weiß das schon?“

Definitiv war das ganze keine Lüge, aber ein wichtiges Detail fehlte in seiner Erzählung noch: „Was ist danach passiert? Wie konnte es so weit kommen?“

„Ich bezweifle ja, dass du dir das alles so schnell ausgedacht hast“, meinte Paluten nachdenklich.

„Hab ich auch nicht“, antwortete die Schlange  stumpf. „Vorallem bin ich aber noch nicht fertig gewesen, sondern wurde einfach unterbrochen“, er warf mir einen Blick zu. Diese typische Erwachsenen Gewohnheit.

„Hmpf“, machte ich nur und ignorierte diesen leichten Vorwurf.

Schlängchen lachte daraufhin. „Ich muss euch das auch nicht erzählen, wenn ihr es nicht wissen wollt.“

„Erzähl schon weiter“, drängte Paluten ihn neugierig. Schlimmer als Kinder an Weihnachten.

„An dem Tag an dem Natrix den Kampf gegen Cerberus verlor, gründete er die Viperous Snakes“, lachend schüttelte er den Kopf, ehe er mehr zu sich selbst sprach. „Dass ihr nicht mal unseren Gangnamen kanntet“

„Woher denn? Plötzlich wart ihr da, habt uns beinah umgebracht, unser Leben ruiniert und wir mussten komplett neu anfangen! Wir haben euch bis vor kurzem nur einmal gesehen! Und dann taucht ihr schon wieder auf und nehmt einfach zwei unserer Member mir. Gnade euch Gott wäre den beiden was passiert!“, redete ich mich in Rage. Diese Fakten zählte ich nicht nur so auf, sondern um mich und Paluten daran zu erinnern, mit wem wir hier sprachen. Ich konnte es nicht verhindern, aber der Hass auf diesen Typen nahm langsam ein wenig ab und das wollte ich definitiv nicht. Das war ein Mörder. Wir hatten die Leiche doch gesehen! Ich zwang mir das entstellte Opfer nochmal vor Augen. Sowas brutales hatte ich in meinem Leben noch nie gesehen und ich hoffte, dass das auch so bleiben würde. Außerdem war eines ihrer Ziele gewesen das Cats Hauptquartier, mein Hauptquartier, anzuzünden. Ich will mir gar nicht ausdenken, was dann passiert wäre. Was aus meinen Cats geworden wäre. Aber das zeigte mir wenigstens, dass meine zurückgebliebenden Cats in Sicherheit waren. Die Schlagen wussten nicht, wo sie waren. Für's erste jedenfalls.

„GLP, Beruhig dich!“, wies Paluten mich zurecht, allerdings war er selbst wütend. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und seine Stimme klang gepresst. Wahrscheinlich hatte ich ihn erfolgreich daran erinnert, wer da vor uns stand.

„Bin ja schon ruhig. Rede weiter“ ich wand meinen Blick von der Schlange und starrte auf den Schläger, den ich in meiner Hand hielt. Das Blut war schon getrocknet. Das später abzukriegen würde mir etwas Probleme bereiten, aber ich würde den Basey behalten.

„Jedenfalls haben Natrix und ich dann die Gang gegründet. Wir sind zur Schule gegangen, um Miriam davon zu erzählen und ich wollte sie bitten mitzumachen, aber sie war außer sich vor Wut, weil wir für so etwas die Schule schmeißen wollten und sie einfach so alleine ließen. Besonders wütend war sie scheinbar auf mich, denn bevor ich irgendwie reagieren konnte, hatte sie mir auch schon eine gescheuert“, lachend berührte seine Wange, was ich aus den Augenwinkeln wahrnahm. „Natrix hat dann den Kontakt zu ihr beendet, und ist gegangen. Aber ich konnte das nicht. Ich habe sie angefleht trotzdem noch mit mir in Kontakt zu bleiben und es hat lange gedauert, aber irgendwann hat sie nachgegeben, allerdings nur unter der Bedingung, dass ich Natrix nichts davon erzählen würde. Ich fand es seltsam, versprach es ihr aber trotzdem.

Natrix und ich führten aus Spaß diese Schlangen-Hierarchie ein und wir hatten viel Spaß. Natrix war sofort klar, welche Schlange seinen Rang symbolisieren sollte: Der Taipan. Ich war unschlüssig, kannte mich auch nicht allzu gut damit aus. Letztlich hat Natrix dann entschieden, dass ich einfach der Küstentaipan und er der Inlandtaipan wäre, weil wir so sogar die gleiche Schlange und zeitgleich so gar mitunter die beiden gefährlisten waren, wie er mir begeistert mitteilte“, er lächelte wieder, bevor er bitter auflachte. „Ich glaube ein Taipan war ich nie so richtig, wenn man bedenkt, dass zwei Hunde mich besiegt haben.“

„Einer der beiden Hunde ist übrigens immer noch 'ne Katze. Bio ist wohl auch nicht so deins. Rede weiter“, korrigierte ich ihn und sah ihn letztlich wieder an.

Er lachte nur, kam dann jedoch meiner Aufforderung nach. „Wir haben die Gang erweitert neue Mitglieder gesammelt und ich habe mich heimlich mit Miriam getroffen. Ich habe Natrix nie danach gefragt, warum er eigentlich die Gang aufbaute, aber an diesem einen Tag wurde es mir klar. Er wollte sich an Cerberus rächen. Wisst ihr noch warum ihr damals in die Halle gegangen seid?“, fragte er und blickte uns neugierig an.

„Weil Cerberus irgendetwas abklären musste und es war das allererste Mal, dass er uns bei einer ernsteren Angelegenheit mitgenommen hat, oder GLP?“, wollte Paluten von mir bestätigt haben.

„Stimmt. Ich kann mich auch noch dran erinnern. Und an deine Nervosität“ leicht lächelte ich Paluten an, ehe ich mich zusammenriss. „Die war ja letztlich leider nicht unbegründet.“

„Ja...“, Paluten bemühte sich ebenfalls darum, nicht zu sehr in Gedanken abzudriften, aber diese ganzen Erinnerungen machten es uns nicht wirklich leicht.

„Natrix hatte Cerberus unter dem Vorwand dorthin gelockt sich entschuldigen zu wollen. Am Anfang dachte ich, dass er das auch tun würde. Er bat mich darum nicht mitzukommen, weil er das lieber alleine mit ihm klären wollte. Ich dachte mir nichts dabei und verbrachte die Zeit einfach mit Miriam.

Und Cerberus traf sich mit seinem Bruder. Eigentlich hatten sie ausgemacht, dass sie das alleine klären wollten. Natrix hatte nicht geplant, dass ihr alle dabei wart. Ich vermute Cerberus hat euch mitgenommen, weil er wollte, dass Natrix sich an früher erinnert. Weil er gehofft hatte wirklich wieder neu mit seinem Bruder anzufangen. Aber das sind nur Vermutungen, ich weiß nicht was Cerberus' Intentionen waren. Ich weiß nur das Natrix von vornherein wusste, dass er Cerberus nicht im Nahkampf besiegen konnte, also bewaffnete er sich. Als ich das alles mitbekam wurde Natrix schon von der Polizei verhaftet und für 5 Jahre weggesperrt.“

Die Schlange neben uns war also damals nicht dabei. Irgendwie erleichterte mich das etwas, anderseits ließ es mich auch verdammt wütend werden. Er hätte es verhindern können. Er war Natrix bester Freund, und er hatte nichts getan, um es zu verhindern. Er hat ihm das blind abgekauft.

„Und trotz der Tatsache, dass wir so viele waren konnten wir es nicht verhindern...“, fügte ich leise hinzu. Wir waren dabei. Und wir konnten es auch nicht verhindern.

„Was hättet ihr schon gegen eine Schusswaffe ausrichten können? Soweit ich weiß seid ihr zwei ja gerade so davon gekommen“, versuchte er da grade ernsthaft, mich davon abzuhalten, ein schlechtes Gewissen zu bekommen? Ich weiß, das wir nichts hätten tun können. Aber er? Er hatte die Möglichkeit.

„Ja, wir hätten nichts machen können. Aber du! Du hättest doch wissen müssen, was in dem kranken Kopf deines besten Freundes abgeht! Sich entschuldigen, klar! Du hättest es verhindern können!“, und ohne es verhindern zu können, merkte ich schon wieder die Wut in mir aufsteigen.

„Er hat total normal auf mich gewirkt. Er hat nicht ein einziges Mal Cerberus erwähnt, seit wir die Gang gegründet hatten. Ich wusste nicht, dass er so wütend auf ihn war. Ich habe ihn im Gefängnis besucht und ihn gefragt was das alles sollte. Wieso er das getan hat. Wieso er es vor mir geheim gehalten hat. Und er? Er hat nur gelacht und mich gefragt warum ich das mit Miriam für mich behalten habe. Er hatte es also die ganze Zeit gewusst. Er sagte mir dann, dass ich ja meine Motive für mich behalten könnte und er dafür auch seine für sich behalten konnte. Ich habe zugestimmt, habe ihn wöchentlich besucht und ich hatte wieder das Gefühl ihn zu kennen“, er machte eine kurze Pause.

„Und dann ging ich eines Tages zu ihm und verkündete ihm, dass ich Vater werden würde, außerdem erklärte ich ihm, dass ich nicht mehr Mitglied der Gang sein wollte, da ich der Kleinen ein gutes Vorbild sein will und all das. Ich hatte Angst vor seiner Reaktion gehabt, aber ich hätte nicht gedacht, dass er so derart ausrastete. Er musste von dem Wachpersonal weggezerrt werden während er schrie, dass ich gefälligst nie wieder kommen sollte. Ich hatte während er im Gefängnis saß dafür gesorgt, dass die Gang erhalten blieb, hatte aber vor die Gang zuverlassen sobald er zurück käme.“ Diese Aussage ließ mich etwas schlucken. Wie schlimm muss es für ihn gewesen sein? Stop, ich durfte mich jetzt nicht zu Mitleid hinreißen lassen.

„Als er entlassen wurde, klingelte er an meiner Tür und entschuldigte sich für alles und er schien so aufgelöst, dass ich ihm verzieh. Ich ließ ihn eintreten und er lernte meine kleine Tochter kennen. Er war so nett zu ihr und ich war gerührt, weil ich doch wusste wie sehr er Kinder hasste, aber für meins hatte er eine Ausnahme gemacht. Er kam oft zu Besuch und drängte mich kein einziges Mal dazu wieder Teil der Gang zu werden. Miriam misstraute ihm, wusste aber wie wichtig mir seine Freundschaft war, weswegen sie es ertrug. Und ich hatte das Gefühl, dass er endlich seinen Frieden damit gefunden hat. Alles war gut“, er lächelte, allerdings wurde er sofort traurig. „Dann wurde Millie schwer krank und kein Arzt konnte ihr helfen. Natrix war in dieser Zeit noch viel öfter bei uns, um uns Trost zu spenden und vorallem als sie starb war er für uns da“, wieder entstand eine Pause „Dann kam ich eines Tages nachhause von meinem Job als Aushilskraft in einem kleinen Laden und war verwundert weil noch niemand zuhause war. Miriam hätte eigentlich wieder zurück sein müssen. Ich rief sie auf ihrem Handy an und war verwundert, dass es in der Wohnung klingelte. Ich rief ihren Namen, öffnete jeden Raum. Dann betrat ich unser Schlafzimmer und da war sie auch. Sie hing an einem Strick von dem alten Querbalken. Ich bin zu ihr gestürmt, aber sie war schon tot“, er fing an, stumme Tränen zu weinen und ich musste mich abwenden. Das hätte ich sonst nicht ausgehalten. „Die Liebe meines Lebens. Einfach tot. Nicht durch einen tragischen Unfall, sondern durch ihre eigene Hand, weil sie den Verlust von Millie einfach nicht mehr ausgehalten hat.“

Eine kurze, bedrückende Stille entstand, die niemand unterbrach. Schweigend liefen wir nebeneinander, ehe ich das Wort wieder erhob.

„Das ist ja alles ganz tragisch und ich versteh, das dir das weh tat. Aber hast du mal an den Typen gedacht den du umgebracht hast? Der hatte auch Familie. Stell dir vor, wie sie leiden müssen. Stell dir vor kleine, spielende Kinder hätten den gefunden und nicht wir! Die wären doch für ihr Leben verstört gewesen!“ ich schnappte nach Luft und hoffte, er hatte meine Intention dahinter verstanden. Ich wollte ihm keine Vorwürfe machen. Dieser verdammte Mistkerl hatte es geschafft, mir sympathisch zu werden und dafür würde ich mir am liebsten selbst den Basey ins Gesicht schlagen. „Ganz ehrlich, ich verstehe dich nicht. Vorhin ein Monster ohne Moral und jetzt beinah ein heulendes Wrack?“

Er lachte kurz verbittert. „Ich weiß, dass ich nicht das Recht dazu habe in Selbstmitleid zu versinken. Keine Sorge. Ich erwarte auch kein Mitleid von euch“, langsam aber sicher wurde die Halle vor uns erkennbar. Die würde ich immer wiedererkennen. „Ich will nur sagen, dass Hass euch zerfressen kann. Cerberus und Natrix sind im selben Umfeld aufgewachsen, haben dasselbe Blut in sich und trotzdem sind sie so verschieden. Denn Natrix ernährt seinen Hass. Hass ist das einzige was ihn noch antreibt. Er hat mich damals wieder in die Gang aufgenommen, aber natürlich nicht als seine rechte Hand. Das wäre ja unfair den anderen gegenüber, hatte er gesagt. Ich kenne ihn einfach nicht mehr und ich frage mich, ob ich ihn je wirklich gekannt habe...“, wir kamen bei der Halle an und die Schlange zögerte kurz. „Die schwarze  Mamba soll Jagd auf euch machen. Haltete euch am besten von schönen Frauen fern, sonst erhaltet ihr von einer vielleicht den Kuss des Todes“, er stopte und blickte uns dann ernst an. Irgendwas Unerkennbares schwang in seinem Blick mit, doch ich konnte es nicht deuten. „Wieso seid ihr eigentlich hierher gekommen? Das könnte eine Falle sein. Was wenn hinter dieser Tür jetzt Natrix steht?“

„Dann werden wir das ganze beenden. So oder so, sobald wir auf Natrix treffen, ist alles vorbei. Entweder für ihn oder für uns“ seufzte ich. „Wobei ich meine Cats ungern alleine lassen würde“, diesen Teil sprach ich mehr zu mir, allerdings war ich mir sicher, das Paluten und die Schlange ihn ebenfalls wahrnahmen.

Er lächelte kurz, „Genau das wollte ich hören“, die Schlange öffnete die Tür der Halle und trat vor uns beiden ein. Gleich würden wir den Ort sehen, an dem damals unser Leben eine Wendung nahm. Der Ort, der letztlich für Trennung der Hounds sorgte. Der Ort, an dem Cerberus starb.


Such a loooooooooooong chapter... and a sad, sad background story xD

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