Kapitel 32
Sicht Zombey
„Wenn du lieber allein bist, dann geh' ich jetzt“, langsam stand ich auf und lief vom Bett zur Tür. Ich hätte auch nichts dagegen gehabt, liegen zu bleiben. Das Bett war bequem und Maudados Anwesenheit keineswegs störend, selbst als wir nur schwiegen. Wahrscheinlich war das aber auch besser so, sonst wäre ich noch eingeschlafen. Bereit, die Türe zu öffnen, zögerte ich dennoch. Maudado war ein guter Lügner. Ich wollte nicht, dass er, sobald ich weit genug weg war, wieder in seinem Schneckenhaus versank.
„Bist du dir wirklich sicher?“, hakte ich dementsprechend noch einmal nach und beobachtete seine Reaktion.
„Ja, ich bin mir wirklich sicher“, sagte er lächelnd. Kurz betrachtete ich ihn etwas genauer, konnte aber keine Anzeichen einer Lüge in seinem Gesicht sehen.
„Gut“, ich lächelte ihm zu und verließ dann wirklich sein Zimmer. Aber wohin sollte ich jetzt gehen? Ich war zwar etwas müde, aber schlafen wollte ich jetzt nicht. Ich beschloss, einfach mal in den Gemeinschaftsraum der Hounds zu gehen. Vielleicht befand sich ja irgendein Member der Cats dort.
Seufzend öffnete ich die Tür zum Gemeinschaftsraum und ließ meinen Blick durch den Raum gleiten. Der Raum wirkte beinah leer; wie ausgestorben, aber eben nur beinah. Shadow saß alleine auf der Couch. Ihr Gesicht konnte ich nicht sehen, da ich auf der Rückseite der Couch stand.
Vorsichtig und leise schlich ich auf die Couch zu, darauf bedacht, keinen einzigen Mucks zu machen. Kurz dachte ich, Shadow hätte mich bemerkt, da sie sich bewegte, doch sie setzte sich nur anders hin.
An der Couch angekommen verharrte ich noch kurz, ehe ich mich über die Rückenlehne lehnte und Shadow in die Seiten pickste. Erschrocken quiekte sie auf, während sie zusammenzuckte und ich konnte nicht anders, als laut zu lachen. Empört sah sie mich an und ich hätte mir wahrscheinlich eine Standpauke anhören dürfen, hätte sie nicht selbst angefangen zu kichern.
„Du Arsch! Ich hab mich total erschreckt!“, meckerte sie dann aber doch, bemüht, nicht mehr zu lachen.
„Das war der Sinn der Sache“, klärte ich sie grinsend auf, woraufhin sie nur schmollte und ihr Gesicht abwandte. Immer noch grinsend lief ich um die Couch rum und schmiss mich neben Shadow. Schweigend saßen wir nebeneinander und ich genoss erneut die Stille, ehe Shadow sie unterbrach.
„Zombey... mir ist langweilig“, quengelte sie schon fast. Kurz lachte ich auf, da sie mich grade an ein kleines Kind erinnert hatte.
„Hä? Warum lachst du jetzt?“, fragte sie überrascht.
„Ach nichts, alles gut. Aber was willst du hier bitte machen?“, antwortete ich ihr und blickte mich dann in dem Raum um. Mir war ebenfalls langweilig, ich wurde immer müder, aber Shadow war wie eine Schwester. Und für meine Schwester würde ich auch mitten in der Nacht aufstehen, um sie vor einer Spinne zu retten. Was ich auch schon oft genug getan habe.
Mein Blick blieb an der Dartscheibe hängen. Ich konnte zwar Dartspielen, aber war das sicher, wenn Shadow dabei war? Ihre Tollpatschigkeit störte mich zwar nicht, allerdings wollte ich auch keinen Pfeil im Auge haben. Ach, was soll's. Ich hörte mich schon an wie Scar. Schnell verwarf ich den Gedanken, dass Shadow mich aus Versehen verletzen verletzen könnt.
„Hast du Bock zu darten?“, fragte ich sie also. Leicht zweifelnd blickte sie mich an.
„Uhm... Naja, ich hab früher zwar ein, zweimal gespielt, aber mit Ruhm hab ich mich dabei nicht wirklich bekleckert“, nuschelte sie.
„Na und? Was soll schon passieren? Also, willste oder willste nicht?“, auffordernd blickte ich sie an. Sie schien kurz nachzudenken, nickte dann aber zustimmend.
„Okay. Ich bin dabei!“, strahlte sie mich an. Ich stand also auf, ging zum Board und schnappte mir ein Set Pfeile, die hier so rumlagen. Nicht wirklich hochwertig, aber auch nicht billig. Ich griff nach einem zweiten Set und warf es Shadow vorsichtig zu, damit sie es nicht fallen ließ. Ich holte die Pfeile aus der Tasche, inspizierte sie noch kurz und trat dann zu Shadow, die sich schon an der Markierung positioniert hatte.
„Also, du weißt, was du tun musst?“, fragte ich sie.
„Versuchen, die Mitte des Bretts zu treffen?“, antwortete sie mir, während sie das Board anstarrte.
„Nein. Also, ja kannst du schon. Die Mitte gibt dir allerdings nur 50 Punkte pro Treffer. Der Ring hier in der Mitte“, ich Schritt zum Brett und zeigte auf den mittleren Ring, „gibt dir dreifach Punkte. Heißt, du solltest versuchen, triple twenty, also hier in dem Bereich zu treffen“, erklärte ich ihr.
„Okay, einfach das Feld da? Dann kann ich doch in einer Runde insgesamt 180 Punkte machen?“, versicherte sie sich.
„Ganz genau“, zustimmend nickte ich.
"Und wer die meisten Punkte macht, gewinnt?“, fragend sah sie mich an.
„Nein. Wir spielen runter. Von 501 auf 0“, ich schaute sie an und wartete auf eine Antwort, ob sie es verstanden hätte, allerdings blickte sie mich nur entschlossen an.
„Na dann, wenn du keine Fragen mehr hast, dann los. Wer soll Anfangen?“, lächelte ich sie dann an.
„Hm. Du. Ja, du sollst anfangen“, murmelte sie jetzt doch etwas verunsichert.
Ich positionierte mich also richtig und warf meinen ersten Pfeil. Double twenty, nicht schlecht. Auf die triples zielte ich gar nicht erst. Ich machte jetzt nicht ernst, es war nur ein kleines, freundschaftliches Spiel gegen Shadow, die wahrscheinlich nicht wirklich gut in dem Spiel war. Ich wollte ihr noch eine Chance lassen. Shadow hinter mir hatte bei meinem Treffer die Luft ausgestoßen. Ich warf meinen zweiten Pfeil in die normale 20 und den dritten Pfeil in die 1.
„Oh ups?“, ich fing an zu lachen und zog die Pfeile aus dem Brett.
„Noch 440. Du bist dran“, ich machte Shadow Platz und beobachtete sie dann. Sie stellte sich ebenfalls ans Brett, warf, traf allerdings nur die Wand. Der Pfeil prallte ab und rutsche über den Boden zurück zu uns. Kurz ließ sie ihre Schultern sinken, straffte sich dann aber wieder. Bevor sie ihren nächsten Pfeil werfen konnte, griff ich allerdings ein.
„Du stehst falsch. Stell dich mal seitlich“, wies ich sie an.
„So?“, fragte sie und tat, was ich ihr sagte.
„Ungefähr. Du musst die Beine ein wenig mehr öffnen. So, siehst du?“, ich stellte mich neben sie und zeigte ihr, wie sie sich hinstellen sollte. Shadow korrigierte ihre Position und hob dann den Arm.
„Du musst anders werfen. Du musst den Arm mehr beugen, wenn du wirfst“, ich versuchte, es ihr zu verdeutlichen. Allerdings klappte das nicht wirklich. Kurzerhand stellte ich mich dicht hinter sie, um ihr beim nächsten Wurf zu helfen. Während ich versuchte, es ihr genauer zu erklären, ging hinter mir die Türe auf. Zuerst achtete ich nicht darauf, da ich immer noch auf Shadow, beziehungsweise meinen Versuch, ihr das Werfen näher zubringen konzentriert war. Erst, als ich die Stimme hinter mir hörte, schenkte ich ihr etwas Aufmerksamkeit.
„Ähm, was macht ihr da? Soll ich wieder gehen?“, hörte ich die Stimme verunsichert fragen und identifizierte sie als Maudados.
„Wonach sieht's denn aus? Ich zeig Shadow, wie man wirft“, antwortete ich und konzentrierte mich weiterhin auf Shadow.
„Ach so“, er atmete erleichtert aus „sah so aus als ob ich euch“, er unterbrach sich und räusperte sich verlegen, „nun ja stören würde.“
„Hä? Wieso denn stören?“, wollte Shadow verwundert wissen. Naja, ich konnte mir schon denken, wie das hier eventuell aussah.
„Bei-“, er unterbrach sich ein weiteres Mal, „ach, nicht so wichtig. Darf ich mitspielen?“
„Hab kein Problem damit. Du?“, murmelte ich und bewegte Shadows Hand, um ihr ungefähr zu zeigen, wie sie werfen sollte. Shadow antwortete, während ich ihren Arm los ließ.
„Nein“, Shadow konzentrierte sich und warf. Der Pfeil traf zwar das Board, prallte aber ab und kam ebenfalls über den Boden zurück gerutscht.
„Danke“, Maudado freute sich und holte sich Dartpfeile. Er drehte sich um und kam zu uns zurück, während sein Blick über Shadow glitt.
„Oh, du hälst deinen Arm falsch“, er schritt näher an Shadow, zögerte dann aber. „Darf ich?“, er blickte sie fragend an.
Shadow warf mir kurz einen Blick zu, nickte dann aber. Maudado positionierte ihren Arm und murmelte leise irgendwas von wegen „Winkel“ und „Flugrichtung“, ehe er sich wieder von ihr entfernte.
„Außerdem bewegst du deinen Arm zu sehr. Die eigentliche Bewegung kommt aus dem Handgelenk“, sagte er und machte zeitgleich die Bewegung vor.
„Versuch's nochmal“, forderte er sie dann auf. Shadow warf, traf die 20 und freute sich.
„Guck mal, Zombey! Ich hab was getroffen!“, jubelte sie.
„Toll gemacht!“, lächelte ich etwas gequält. Als ob er ihr das jetzt ernsthaft besser gezeigt hatte, als ich.
„Oh shit. Jetzt ziehst du uns ab. Wieso hab ich dir nur geholfen?“, spaßte Maudado rum.
„Ha! Das ist euer Verderben! Shadow ist am Zug!“, schrie Shadow und sprang in der Gegend umher.
„Ey. Bevor du dich entfernst, ziehst du die Pfeile aus dem Board. Dann kannst du rumspringen. Aber ohne Pfeile!“, meckerte ich sie an. Das gehörte sich einfach so! Pfeile rausziehen, dann vom Board wegtreten. Nicht vorher. Und bloß nicht mit Pfeilen rum hüpfen, vor allen Dingen nicht Shadow.
„Bin ich jetzt dran?“, wollte Maudado erfreut wissen.
„Ja, du bist. Shadow? Wie ist dein Score jetzt?“, hakte ich nach, um zu überprüfen, ob sie die Regeln des runterspielens noch wusste.
„Äh... null... eins...Zwanzig.. also bei 480“, antwortete sie zögerlich, aber richtig.
Maudado warf und traf das Bullseye, dopple 20 und die 1.
„Hey, 91. Gar nicht so schlecht. Ich bin dran“, meinte ich, als Maudado seine Pfeile aus dem Board zog. Ich warf und traf die triple 18, einfach 20 und die 6. Nicht gut, aber auch nicht so scheiße.
„Ich wärme mich nur auf“, grinste Maudado mich an.
„Kleiner, später gibt's ein richtiges Spiel, das steht fest. Obwohl ich eh gewinn“, prahlte ich überheblich.
„Oh später noch 'ne Runde? Dann gewinn ich gleich zweimal, ist ja langweilig“, grinste er gespielt überheblich.
„Ih, Arroganz ist bei dir echt ekelhaft“, antwortete ich trocken. Maudado lachte, ehe er mir antwortete.
„Mhm, zu dir passt es besser, aber trotzdem wirst du verlieren.“
„Das werden wir ja sehen“, gab ich mich siegessicher. Bei Dart verliere ich selten, das ist einfach ein angeborenes Talent oder so.
„Jup, das werden wir“, grinste Maudado, ehe wir Runde um Runde spielten, bis der Gewinner fest stand. Shadow wurde letzte, ich zweiter und Maudado erster. Das kratzte jetzt schon etwas an meinem Ego.
„Wie war das vorhin?“ grinste Maudado mich auch schon an.
„Ja ja, Glückstreffer“ schnaubte ich, während Shadow sich auf die Couch setzte.
„Das war Können“, lachte der Welpe.
„Wenn ich die ganze Zeit nur zuhause rum sitzen würde, dann wäre ich auch so gut...“, grummelte ich vor mich hin. Zu spät fiel mir auf, dass das Maudado hätte verletzen können, aber der lachte zum Glück nur.
„Arsch“, lachte er weiter, während ich schmollte. „Aw“, machte er und ich konnte den belustigten Unterton deutlich raushören, „bist du jetzt eingeschnappt?“
„Ach, halt doch die Klappe“, entgegnete ich nur.
„Also bist du eingeschnappt“, kicherte er.
„Ich bin nicht eingeschnappt“, leugnete ich, obwohl ich sehr wohl genervt davon war, dass dieser kleine Welpe daherkommt und meine Siegessträhne ruinierte.
„Nein, natürlich nicht“, seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
„Ja ja, witzig“, ich ließ mich neben Shadow auf die Couch fallen. Diese wandte sich mir auch direkt zu.
„Bist du echt angepisst? Hallo? Ich bin letzte?“ Shadow kniff mir einfach so in die Wange, während sie lachte.
„Ey! Hallo? Geht's noch?“, empörte ich mich. Maudado schwieg nur und stand dumm in der Gegend rum, was mich ehrlich gesagt ziemlich nervös machte.
„Alter, setz dich hin und hör auf, da rumzustehen“, forderte ich Maudado auf, bevor ich mich Shadow zu wandte, „Und du, kneif mich noch einmal und ich kette dich an Scar fest!“,
„Nein! Oh Gott, ich hab nichts gesagt“, lachte Shadow, während Maudado sich schließlich doch noch zu uns setzte.
Frohe Weihnachten! Und wenn ihr nicht feiert, schönen Tag noch. Nicht vergessen: heute Abend kommt noch ein Kapitel, weil wir absolute Gönner sind. Und super bescheiden xD
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