Kapitel 21
Sicht Paluten
Ich wachte auf und zum allerersten Mal seit diesen langen fünf Jahren hatte ich keinen Albtraum. Ich hatte zwar von damals geträumt, aber es war kein verzerrtes, beängstigendes Bild der Geschehnisse, nein es war ganz klar und so real. Es war zwar trotzdem beklämmend gewesen, aber irgendwie löste der Traum keine Panikattacke aus. Ich hatte diesen Tag nochmal erlebt. Hatte wieder gesehen wie die Schlangenvisage mit der Knarre über Cerberus stand, wie Manu ihn umstieß, als er auf mich zielte, wie Manu mit mir abhauen wollte und ich dumm stehen geblieben war, wie Manu mich zur Seit schubste, als die Schlangenfresse auf mich schoss und wie Manu mich den ganzen Weg bis zum Hauptquartier trug. Und ich wusste instinktiv, dass das der wahre Ablauf des Tages gewesen war.
Fuck. Wenn der Traum keine Panikattacke auslöste, dann tat es die Erkenntnis, die mich nun mit voller Wucht traf: Ich war das größte Arschloch auf diesem fucking Planeten.
Manu hatte mir den Arsch gerettet und wie dankte ich ihm? Ich schrie ihm entgegen, dass ich ihn nicht brauchte, dass niemand ihn brauchte. Shit. Verdammt. Scheiße. Was hatte ich getan? Wut stieg in mir auf. Wut auf mich selbst. Ich hatte alles zerstört. Ich war der Grund warum die Hellhounds sich getrennt hatten, ich war der fucking Grund dafür! Ich war Schuld daran, dass ich meinen besten Freund verloren hatte. Fuck, fuck, fuck! Wie kann ein einzelner Mensch nur so verdammt dumm sein?! Die schlimmsten Schuldgefühle aller Zeiten überkamen mich.
Konnte ich das je wieder gut machen? Konnte Manu mir verzeihen? Konnte ich mir selbst verzeihen?
Mir war nach Heulen zumute, aber keine Träne ran aus meinen Augen. Ich wollte nicht weinen. Ich hatte nicht das Recht dazu, schließlich hatte ich alles kaputt gemacht, also darf ich nicht flennen. Es war meine Schuld, es war alles meine Schuld! Manu war immer für mich da gewesen. All die Jahre dachte ich er hätte mich verraten, dabei war ich es der ihn verraten hatte! Was sollte ich jetzt tun? Konnte ich etwas tun? Alles was ich machen konnte war Manu um Vergebung zu bitten und zu hoffen, dass er sie mir gewehrte, obwohl ich sie nicht verdiente. Mein Herz verkrampfte sich. Manu hätte mein vollstes Verständnis, wenn er mich für immer hassen würde; verdammt ich hasste mich ja selbst! Konnte ich dann von ihm überhaupt verlangen, dass er mir verzeiht?
Bevor ich mir weiter meinen Kopf darüber zerbrechen konnte, hörte ich Stimmen und seine war auch dabei.
„Psychologischer Schock?“, Manus Stimme drang nur gedämpft an mein Ohr.
„Hat Sniper das herausgefunden?“, fragte Zombeys ebenfalls gedämpfte Stimme.
„Ja hat er und es ist vergleichbar mit...“, Maudados Stimme konnte ich nicht mehr richtig verstehen, aber es war mir auch egal. Wichtig war nur, dass Manu in dem Raum war in dem Maudado und Zombey standen und das war alles was mich interessierte. Ich musste auf der Stelle zu Manu und ihm sagen, dass es mir so unendlich leid tut, dass ich ein Arschloch bin. Ich musste zu ihm; sofort. Ich vermutete, dass die drei sich in Maudados Raum befanden, also eilte ich zu seiner Tür, griff nach der Türklinke und zögerte. Sollte ich da jetzt einfach so reinplatzen? Ach, scheiß drauf!
Ich riss die Tür auf und alle drei unterbrachen ihre Unterhaltung und sahen mich an.
„Paluten...“, fing Maudado vorsichtig an, aber ich nahm es nicht wahr. Die einzige Person, die ich momentan beachtete war Manu, der mich einfach nur anstarrte. Ohne das ich es wollte brannten mir Tränen in den Augen und im nächsten Moment hatte ich die Distanz zwischen mir und Manu überwunden und klammerte mich an ihn.
„Es tut mir leid“, hauchte ich zitternd und versuchte die Tränen zu unterdrücken, aber es gelang mir nicht.
„Es tut mir so unendlich leid. Ich kann nicht oft genug sagen wie leid es mir tut. Ich bin ein verdammtes Arschloch. Ich dachte du hättest- ich dachte du hättest-“, ich konnte das laute Schluchzen nicht mehr unterdrücken, „mich verraten, dabei habe eigentlich ich dich verraten. Ich war so unglaublich dumm.“
„Ich brauche dich!“, ich lockerte meinen Klammergriff etwas, um ihm ins Gesicht sehen zu können, „Ich habe dich immer gebraucht und ich werde dich immer brauchen. Das ist mir durch die letzten Tage wieder mehr als klar geworden und ich weiß nicht wie ich das jemals vergessen konnte.“
Er regte sich nicht, er starrte mich nur ausdruckslos an. Ich drückte mich wieder an ihn; fester als zuvor.
„Du hast alles Recht der Welt mich zu hassen und wütend auf mich zu sein, aber bitte, bitte verzeih mir irgendwann“, meine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen, aber ich wusste, dass er es verstanden hatte.
Er sagte nichts und das zeriss mich noch mehr. Verdammt es wäre mir lieber, wenn er mich anschreien würde, wenn er mir wenigstens irgendwie rüberbringen würde, was er dachte. Sein stilles Schweigen brachte mich um. Wieso sagte er nichts?
Und dann regte er sich plötzlich. Ruckhaft löste er sich von mir und verließ mit einem gehetzten, „Ich kann das nicht“ den Raum. Ich blickte ihm nach.
„Paluten?“, zaghaft sprach Maudado mich an. Stimmt er war ja auch in diesem Raum gewesen, irgendwie hatte ich das vergessen.
„Ich wollte dich übrigens nicht so anfahren, es tut mir lei-“, ich hob meine Hand und brachte ihn damit zum Schweigen.
„Schon gut“, meine Stimme klang mir auf einmal so fremd, „du musst dich nicht entschuldigen, es ist gut, dass ich endlich weiß wie beschissen ich mich verhalten habe“, ich wand mich zu Zombey, „du hattest recht: Ich bin echt das Letzte.“
Ein bitteres Lächeln nahm meine Lippen in Beschlag und am liebsten hätte ich gelacht, wenn ich mich nicht so miserabel fühlen würde. Ich spürte Maudados mitleidigen Blick auf mir.
„Lass das“, sagte ich zu Maudado, „dein Mitleid habe ich nicht verdient.“
Und damit verließ ich den Raum, auch wenn ich nicht wusste wohin ich jetzt sollte.
So Palle erinnert sich wieder und hat jetzt übelst die Schuldgefühle. Und Manu haut ab. Ach ja so n bisschen Drama ist doch gut <3 (Silberschwingen)
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