Kapitel 2
Sicht Paluten
„Jo, Boss“, fing das blonde Mädchen mit der roten Haarsträne an und vergewisserte sich, dass ihr rotes Bandana noch ihren Mund bedeckte, „ich glaube wir haben alles.“
„Sicher, Lilly?“, fragte ich vorsichtshalber und betrachtete den Laden in dem wir standen, auf der Suche nach irgendetwas was wir noch gebrauchen konnten.
„Ziemlich sicher. Wir haben das Geld aus der Kasse und genug Lebensmittel für die nächste Woche“, sagte Lilly, „außerdem werden wir in diesm Laden sowieso nichts besseres finden.“
Zufrieden blickte ich auf die mit Essen gefüllten Tüten, die das Mädchen in der Hand hielt.
„Na dann, nichts wie weg, bevor die Bullen ko-“, ich wurde von den lauter werdenden Sirenen unterbrochen.
„Ach Mist, ey! Die müssen es einem echt immer unnötig kompliziert machen“, fluchte Lilly und eilte in Richtung des Hauptausgangs.
„Hey Lil, lass lieber den Hinterausgang nehmen“, sagte ich und sie drehte sich ruckartig um und folgte mir zum hinteren Teil des kleinen Lebensmittelladens.
Schnell liefen wir aus dem Laden und verschwanden unbemerkt in den dunklen Seitengassen. Sie reichte mir den Rucksack in dem sie das Geld verstaut hatte, wir tauschten noch einen Blick aus, ehe jeder von uns in eine andere Straße bog. Es wäre zu auffällig zusammen zu gehen und wir wollten es möglichen Verfolgern schwerer machen unser Hauptquartier zu finden.
Zielstrebig schritt ich durch die Gassen bis ich unser Quartier erreichte. Ein verlassen ausehender Schuppen stand von hohen Zäunen umringt zwischen ebenso verlassen aussehenden Häusern. Früher stand der Schuppen noch am Stadtrand und kein einziges Haus stand in seiner Nähe, aber über die Jahre hinweg hatte sich die Stadt weiter ausgebreitet, sodass er nun von Häusern umringt wurde. Allerdings waren die meisten der Gebäude verlassen, da die Bewohner schnell feststellten, dass es in dieser Gegend nicht unbedingt sicher war. Ich bin echt stolz darauf sagen zu können, dass die Leute wegen meinen Hellhounds das Weite gesucht haben. Unweigerlich mussterte ich das alte Graffiti an einer Wand des Schuppens und lächelte leicht. Der alte Leader unserer Gang hatte es dorthin gesprayt. Trauer überkam mich und vor meinem inneren Auge sah ich ihn in einer Lache aus seinem eigenen Blut liegen. Zornig ballte ich meine Hände zu Fäusten, als ich an diesen Tag zurück dachte und an diese miesen Verräter, die sich von den Hellhounds getrennt hatten. Nur wegen diesem Mistkerl ist es überhaupt soweit gekommen. Wieso musste er mir auch in dieses Gebäude folgen, ohne ihn wäre alles gut gewesen!
„Boss? Willst du nicht langsam mal rein kommen? Lil ist schon längst drin“, fragte ein grünhaariger Junge während er das Zauntor öffnete und unterbrach somit meine Gedanken.
„Ja will ich, danke Venom“, äußerte ich und schritt auf unsere Basis zu. Venom folgte mir. Ich öffnete die alte Schuppentür und alle Blicke richtenten sich auf mich. Ich zog mein rotes Bandana vom Gesicht.
„Hey, Leute“, lächelte ich in die Runde, schmiss den Rucksack in Tacits Richtung, die ihn geschickt auffing und sich sofort daran machte das Geld zu zählen. Tacit gehörte zu meinen engsten Vertrauten. Sie redet zwar nicht viel, aber ich weiß auch ohne Worte, dass ich mich hundertprozentig auf sie verlassen kann.
„Wo warst du so lange?“, lachte Lilly von der roten Couch aus, auf der sie sich ausgebreitet hatte. Der alte Schuppen diente mittlerweile eher als Gemeinschaftsraum und hatte dementsprechend viele Sitzmöglichkeiten, die um einen großen Tisch herum standen. Momentan spielten die Mitglieder der Hellhounds irgendein Kartenspiel, um sich die Zeit zu vertreiben.
„Er stand vorm Schuppen und hat Löcher in die Luft gestarrt“, antwortete Venom, bevor ich etwas sagen konnte und schloss hinter mir die Tür.
„Hast du wieder daran gedacht?“, fragte mich mein bester Kumpel Maudado mitfühlend. Maudado war mit seinen zarten 16 Jahren von uns allen der Jüngste und trotz seines geringen Alters war er definitiv der Größte von uns. Er überragte mich um gut zwei Köpfe. Und obwohl er durch seine Größe überaus einschüchternd wirke, war er es nicht. Manchmal fragte ich mich wirklich warum er mit seiner friedliebenden Art überhaupt in einer Gang gelandet war, denn eigentlich passte er hier gar nicht rein. Aber ich kannte ja den Grund aus dem er ein Hellhound wurde. Es ist derselbe Grund aus dem fast alle Jugendlichen hier waren: Entweder sind ihre Eltern früh gestorben und oder ihre Eltern haben sie wie Dreck behandelt. Und auch wenn ich mir eigentlich für alle wünschen würde, dass sie ein intaktes Zuhause hätten, war ich gleichzeitig unglaublich froh, dass sie es nicht hatten. Klingt unglaublich selbstsüchtig, oder? Aber diese Gang ist meine Familie und ich hoffe inständig, dass es für sie auch so ist. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen. Vorallem ohne Maudado, denn er ist die Person, die mich zurück auf den Boden der Tatsachen bringt, da er immer jeden meiner Pläne genauestens abwägt und mir alle Schwächen und Stärken aufzeigen kann. Er ist quasi der Stratege unsere Gang. Ich nehme ihn selten auf Missionen mit, weil ich Angst habe, dass ihm etwas passiert, schließlich ist er der Jüngste. Falls mir mal etwas passieren sollte, übernimmt Lilly das Kommando und passt für mich auf Maudado auf.
„Ja“, war alles was ich sagte, was mir ein paar besorgte Blicke einbrachte, weswegen ich schnell das Thema wechselte: „Habt ihr eigentlich eure Aufgaben problemlos ausführen können?“
„Joa“, begann Venom, „als problemlos würde ich es jetzt nicht bezeichnen, aber ich hab' trotzdem meine Aufgabe erfüllt.“
„Was für Probleme hattest du denn?“, wollte ich sofort wissen und er grinste nur.
„Ach, der Kunde war anstrengend, weil er sich doch nicht mehr so sicher war“, der grünhaarige verdrehte genervt die Augen, „Ich habe ihn dann letztendlich überzeugt den Stoff doch zu kaufen“, ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, das genauso schnell wieder verschwand, als er weiter erzählte, „Dann sind plötzlich die Bullen aufgetaucht.“
„Was hast du dann gemacht?“, fragte Maudado interessiert.
Venom zuckte mit den Schultern und sagte schlicht: „Das Übliche.“
„Das Übliche also“, grinste ich und Lilly fügte hinzu: „War die Rauchbombe dieses Mal wenigstens rot?“
Wegen dieser neckenden Bemerkung lachten alle. Venom bastelte sich gerne Rauchbomen, um einfach verschwinden zu können, aber durch seine Rot-Grün-Blindheit ist es schon mal des Öfteren vorgekommen, dass grüner Rauch sein Verschwinden ermöglichte. Eigentlich ist das nicht weiter schlimm, aber da die Farbe Rot ein Erkennungsmerkmal für unsere Gang ist, bemüht Venom sich immer die Rauchbomen rot zu machen. Seine Haare wollte er eigentlich auch rot färben, damals haben wir dann bemerkt, dass er Rot und Grün nicht auseinanderhalten kann. Aufgrund seiner Haarfarbe erhielt er dann den Namen Venom und da ihm der Name gefiel, färbt er sich seitdem immer die Haare grün beziehungsweise er lässt sie sich von Tacit grün färben.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dieses Mal rot war“, sagte er stolz, was mich zum Schmunzeln brachte.
„Bestimmt war sie das“, stimmte ein blonder Junge mit roten Spitzen ihm zu, ehe er einen Koffer in die Luft reckte: „Der Kunde, den ich aufgetrieben habe, hat ordentlich Cash für den Stoff gezahlt.“
Bei diesem Jungen handelte es sich um Sniper. Er hatte gute Kontakte und besorgte uns oft neue Kunden. Ein paar andere Mitglieder erzählten ebenfalls, dass sie ihre Aufträge erledigt hatten.
„Habt ihr Katzen gesehen?“, fragte ich und obwohl diese Frage für Außenstehende harmlos wirkte, waren diese Katzen es definitiv nicht. Nightmare Cats. So hieß die Gang, die dieser Verräter gegründet hat und leider musste ich mir eingestehen, dass diese Gang sich ziemlich schnell einen Ruf gemacht hat, auch wenn ich das nie laut sagen würde.
Uff ich hab' lange nicht mehr aus der Ich-Perspektive geschrieben, aber es war eigentlich ganz witzig, abgesehen von den ganzen Änderungen, die ich machen musste, weil ich doch wieder in den personalen Erzähler gerutscht bin xD (Silberschwingen)
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