Kapitel 120
Sicht Paluten
Manu war endlich hier und seine Cats scheinen auch kein Problem mit der Wiedervereinigung zu haben. Ich war so scheiße glücklich. Manu und ich blieben im Aufenthaltsraum, setzten uns nebeneinander auf das alte rote Sofa und redeten zusammen mit den anderen über alles mögliche, wobei diese die Unterhaltung besonders oft auf Manu und mich lenkten.
„Ich hätte damals mit dir um die Caprisonne wetten sollen, Venom“, meinte Lilly lachend. Wie wetten?
„Wetten?“, fragte ich während Manu eine Augenbraue nach oben zog und das Wort „Caprisonne?“ amüsiert seinen Mund verließ .
„Lilly wollte wetten, dass ihr irgendwann zusammenkommt, aber ich konnte sie doch überzeugen es nicht zu tun“, Venom lächelte etwas und Eagle, die mit den beiden auf dem Sofa saß, grinste Lilly an. „Das ist schon verdammt lange her gewesen. Irgendwann vor der Trennung.“
„Und ich hätte gewonnen! Verdammt wieso hab ich mich unterbuttern lassen?“, beschwerte Lilly sich und Venom lachte. Ob Manu und ich anders wirklich zusammengekommen wären? Ich schaute zu ihm und sah wie er grinsend Lilly betrachtete, die sich immer noch aufregte. Wir haben früher so sehr aneinander geklebt irgendwann, vermutlich mit 16 hätten wir einen Schritt in diese Richtung gewagt, oder? Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich Manu anstarrte, bis dieser fragend zu mir sah.
„Nichts, alles gut“, meinte ich schnell. Er schien nicht völlig überzeugt zu sein, schaute aber wieder zu Lilly und Venom und ich richtete meinen Blick auch wieder auf die beiden. Später müssen Manu und ich definitiv planen wie es jetzt weitergeht. Ich schaute mich im Raum um. Sniper stand zusammen mit Tacit bei Xain und Scar. Shadow stellte sich gerade zu Tacit. Es war doch ein verdammt gutes Zeichen das sofort alle gemischt miteinander redeten und keine Gruppen entstanden die nur aus Cats oder nur aus Hounds bestanden. Hoffentlich würden Zombey und Maudado sich wieder vertragen, damit sie auch so entspannt nebeneinander stehen konnten. Manu und ich mussten später dringend noch mal mit den beiden reden. Ich hörte wieder den anderen zu. Eagle redete jetzt mit Lilly darüber, das sie mit ihr gewettet hätte. Lächelnd betrachte ich unsere Mitglieder. Unsere Mitglieder. Das gefiel mir. Ich steuerte etwas zur Unterhaltung bei und wir quatschen noch ziemlich lange. Unsere Unterhaltung geriet ins Stocken, als sich die Tür öffnete und Maudado und Zombey gemeinsam den Raum betraten. Hatten sie sich endlich ausgesprochen? Das wäre wundervoll!
„Ihr redet wieder miteinander?“, fragte Manu auch direkt und ich hörte wie erleichtert er war. Bevor die beiden antworten konnten, schalte sich jemand anders ein.
„Das tun sie doch schon voll lange?“, Tacit sah fragend zu uns. Ich schaute zu Zombey und Maudado, die wiederum geschockt zu Tacit starrten. „Ich dachte ihr hättet dafür gesorgt, dass sie sich aussprechen?“
„Was? Wie kommst du darauf?“, völlig verwirrt sah ich zu Tacit.
„Zombey war doch regelmäßig hier.“
„Ach? War er das?“, Manu klang nicht sehr begeistert und ich war auch nicht erheitert über diese Information. Zombey spannte sich an und Maudado machte sich klein, schien sich am liebsten hinter Zombey verstecken zu wollen.
„Wir können das erklären! Also es ist so, dass wir-“, ich unterbrach Zombey.
„Dass ihr uns angelogen habt und du dich in das Houndsquartier geschlichen hast?“
„Schon ja, aber-“
„Kein aber. Du hast nicht nur die Grenze übertreten, sondern hast dich in ein fremdes Hauptquartier geschlichen? Mehrfach, Zombey? Was soll der Mist?“, Manu sah ihn strafend an, während er seine Arme vor seiner Brust verschränkte.
„Lasst mich doch mal aussprechen bitte!“, verlangte Zombey verzweifelt, aber auch genervt klingend. Wieso war er denn jetzt genervt verdammt?
„Na dann spuck es aus“, forderte ich ihn auf und versuchte die Wut, die in mir tobte zu unterdrücken, aber mein Tonfall war wahrscheinlich trotzdem nicht sehr freundlich gewesen.
„Können wir das vielleicht alleine klären?“, fragte Zombey dann plötzlich, fast so als würde ihm erst jetzt auffallen, dass wir nicht alleine waren und alle Augenpaare aufmerksam auf uns gerichtet waren.
„Wieso?“, fragte ich bissig. Maudado zuckte etwas zusammen, aber schaute danach zu mir.
„Bitte. Können wir mit euch alleine reden?“, bat er und ich sah zu Manu, um zu wissen wie er das sieht.
„Wenn's sein muss“, gab er nach einem genervten Seufzen von sich und dann machten wir uns auf den Weg in unsere Zimmer. Ich öffnete die Tür und Manu folgte mir in den Raum. Die anderen beiden ließen sich etwas Zeit, bevor sie den Raum betraten und die Tür hinter sich schlossen.
„Also?“, auffordernd sah ich zu den beiden. Ich bin mal gespannt wie zur Hölle sie uns erklären wollen, warum Zombey ins Houndsquartier eingebrochen ist.
„Jetzt müsst ihr uns wirklich ausreden lassen, okay? Bitte“, Zombey sah uns irgendwie flehend an und er strahlte auch eine ziemliche Nervosität aus. Das war ich so gar nicht von ihm gewohnt, allerdings war ich es auch nicht gewohnt, dass er einfach in das Houndsquartier einbricht.
„Ja ja, auf die Erklärung bin ich mal gespannt“, Manu sah forschend zu den beiden und verschränkte gerade seine Arme.
„Ja dann... Fangen wir am besten mal von vorne an“, die Nervosität in Zombeys Stimme brachte mich etwas aus dem Konzept, aber ich ließ es mir nicht anmerken.
„Wir haben uns so heftig gestritten, weil ich mich betrunken an Zombey rangemacht habe und er irgendwie darauf eingegangen ist nachdem ich in mehrmals in diese Richtung gedrängt habe.“ Ungläubig starrte ich zu Maudado. Hatte ich mich verhört? Das war ziemlich viel input und in so wenig Sätzen. Es fiel mir schwer das alles zu verarbeiten, aber der Kern seiner Aussage drang zu mir durch: Sie haben betrunken rumgemacht. Oh Gott, sie haben doch nicht etwa-?!
„Ihr habt miteinander geschlafen?“, fragte ich geschockt.
„Nein. Ich hab abgebrochen. Verdammt, er war betrunken!“, erklärte Zombey sofort und das beruhigte mich. Sie hatten nicht betrunken miteinander geschlafen. Manu neben mir schwieg, wahrscheinlich weil er keine Ahnung hatte, was er dazu sagen sollte und ich wusste es eigentlich auch nicht.
„Okay“, sagte ich um irgendwas zu sagen. Aber dann fiel mir etwas auf. Maudado war betrunken gewesen. Das hätte gar nicht der Fall sein dürfte. Er ist doch erst 16.„Wieso warst du überhaupt betrunken?“, fragte ich ihn direkt.
„Die Tage bevor das passiert ist, haben Zombey und ich uns zurückgezogen, wegen der Kreuzotter und ich wollte mir nur ein Buch holen, aber dann wurde ich abgefangen von- äh dann wurde ich von Hounds und Cats abgefangen, die am feiern waren und da ich ihnen schlecht sagen konnte, dass ich nicht feiern will, da ich jemanden umgebracht habe, habe ich mich ihnen angeschlossen. Der Alkohol hat wenigstens all meine Gedanken ertränkt. Irgendwann kam dann Zombey, um mich da weg zu holen und dann hab ich halt, ja ähm“, er senkt seinen Blick gegen Boden. Das alles schien ihm sehr unangenehm zu sein und das konnte man ihm wohl nicht verübeln. Keiner ist stolz darauf was man besoffen anstellt. Vorallem wenn man dann noch eine andere Person mit reinzieht.
„Ihr wisst ja selbst, wie man sein kann, wenn man betrunken ist. Da kann man ihm auch keinen Vorwurf für machen“, Zombey seufzte kurz. „Naja, wie gesagt ich bin halt irgendwann drauf eingegangen, hab aber abgebrochen. Und hinterher hab ich mich scheiße gefühlt, weil ich eigentlich hätte aufpassen müssen, schließlich war ich ja nüchtern“, das alles schien sehr an ihm zu nagen.
„Ah ja. Das meintest du mit dem Gelabber über Schuld“, endlich hatte Manu sich auch mal geäußert, denn ich hätte wirklich nicht gewusst, was ich dazu hätte sagen sollen.
„Ja. Genau das meinte ich damit. Und dann hab ich mich halt distanziert, weil ich nicht wollte, dass sowas noch mal vorkommt“, erklärte Zombey uns und die Distanzierungsnummer konnte ich jetzt etwas besser nachvollziehen. So hätte wohl jeder gehandelt, auch wenn es hirnrissig war.
„Dann kam er ja zu euch und wollte weg. Die Cats sollten am nächsten Tag aufbrechen, was ich übrigens erst so gegen Mittag erfuhr. Zuerst wollte ich mich einfach auf mein Zimmer verkriechen, aber dann bin ich doch zu Zombey gegangen. Wenn ich eh nichts mehr zu verlieren hatte, könnte ich ihm ja auch sagen, warum ich mich besoffen an ihn rangemacht habe. Ich bin in ihn verliebt. Das hab ich ihm an dem Tag eurer Abreise gesagt“, Maudado sah uns direkt an, hatte auch seine eingeknickte Haltung wieder etwas korrigiert und stand wieder aufrecht.
„Du bist- was? Wie lange-“, wollte ich fragen, wurde aber unterbrochen.
„Bewusst kurz vor der Begegnung mit der Mamba im Club, aber davor war ich es rückblickend auch schon“, gestand Dado. Fuck. Das war schon lange her. Was ist mit Zombey?
„Und was ist mit dir?“, Manus Stimme klang ziemlich kühl und ich war froh, dass es nicht mir galt.
„Ich war komplett überfordert. Mit allem. Deswegen hab ich mich auch so dumm verhalten, aber als Maudado dann das Zimmer verlassen wollte- Ich konnte ihn nicht gehen lassen. Es ging nicht. Und da hab ich überhaupt erst richtig realisiert, warum ich die ganze Zeit darauf eingegangen bin und warum ich so empfindlich auf alles reagiert hab. Verdammte Scheiße, ich liebe Maudado und wir sind zusammen“, Zombey hatte immer schneller gesprochen. Und ich starrte die beiden überrascht an. Was zur Hölle? Damit hatte ich null gerechnet.
„Ihr seid zusammen?“, fragte ich noch mal nach. Vielleicht hatte ich mich ja nur verhört, oder so, aber da beantworteten Maudado und Zombey schon nickend meine Frage. „Ihr seid zusammen“, stellte ich fest. Okay. Dann hat diese ganze Schlangen-Natrix-Scheiße nicht nur mich und Manu sondern auch Maudado und Zombey zusammengebracht. Ich wollte ihnen gerade sagen, dass ich mich für sie freute, als mir etwas auffiel. „Moment. Halt, stopp. Ihr seid zusammen, aber habt beide so getan, als ob ihr immer noch Stress hättet?“, empört sah ich zu den beiden. War das ihr scheiß ernst? Manu und ich haben uns so viele Gedanken um sie gemacht und das war alles nur gespielt!?
„Wir hatten Angst wie ihr-“, fing Dado an, aber ich ließ ihn nicht weitersprechen.
„Ihr hattet Angst? Ist das euer scheiß ernst? Wir haben uns die ganze Zeit Sorgen um euch gemacht und du“, wütend blickte ich zu Maudado, „du spielst mir was vor?“
„Was hätte ich denn sagen sollen? Oh ja sorry dass ich die Aufgaben nicht gemacht habe, aber Zombey kam endlich zu mir und dann hab ich die Zeit mit ihm verbracht?“, versuchte Maudado sein Verhalten zu erklären. „Ich hatte doch gar keine andere Wahl!“
„Bullshit!“, wann war ich das letzte Mal so scheiße wütend gewesen? Ich wusste es nicht. Shit. Maudado hat mir was vorgeheult und ich bin darauf reingefallen. Natürlich bin ich das. Er hat so herzerweichend geweint und Sachen über Zombey gesagt, die ja nicht mal der Wahrheit entsprechen. Wie oft war Zombey unbemerkt im Hauptquartier gewesen, ohne dass ich etwas davon gewusst hatte?
„Keine andere Wahl, ja klar. Ihr hättet mit uns reden können, verdammt! Weißt du, was ich für ein schlechtes Gewissen ich hatte, weil ich nicht so viel Zeit für dich hatte?“, fuhr Manu Zombey wütend an. „Und du hast nichts besseres zu tun, als mich von vorne bis hinten zu verarschen?“
„Manu, bitte. Ihr hättet uns doch-“, Zombey wurde unterbrochen.
„Ne, ne, mein Freund. Die Schuld schiebst du jetzt nicht uns zu!“, fauchte Manu und ich war irgendwie froh, dass nicht nur ich so scheiße wütend auf die beiden war.
„Das wollte ich auch nicht, aber-“
„Vergiss es, egal was ihr jetzt sagt. Rausreden ist nicht“, Manu schüttelte entschieden seinen Kopf, sah enttäuscht zu den beiden.
„Wie konntest du das tun Maudado? Wie konntest du mich so anlügen?“, gekränkt sah ich zu ihm.
„Ich-“, wollte keine Ausreden oder weitere Lügen hören.
„Weißt du? Dass du gut lügen kannst wusste ich ja schon, aber ich dachte du hättest Grenzen. Ich dachte ich wäre diese Grenze gewesen, da hab ich mich wohl geirrt“, das war einfach so scheiße verletzend zu erfahren, dass ich so mies von ihm angelogen wurde. Scheinbar hatte er mir nicht vertraut und mir stattdessen lieber eiskalt und ohne mit der Wimper zu zucken ins Gesicht gelogen.
„Ich hab das nicht gerne gemacht, das hat sich nicht gut angefühlt und-“, ich unterbrach ihn.
„Oh nein! Die arme, arme Person die gelogen hat, hat Schuldgefühle. Wie schrecklich. Weißt du eigentlich wie ich mich gefühlt habe?“
„Wie lange hättet ihr uns noch angelogen? Wie lange wolltet ihr das so durchziehen?“, Manu fokussierte Zombey und dieser senkt betreten seinen Blick gegen Boden. Sie hätten das also vermutlich noch ein Weilchen durchgezogen.
„Alles klar. Das reicht mir als Antwort“, ein bitters Lachen verließ Manus Mund und es tat mir weh zu hören wie enttäuscht er war. Das steigerte meine Wut irgendwie.
„Wieso habt ihr uns das eigentlich verschwiegen? Dachtet ihr wir schmeißen euch raus, oder was? Ist es das? Dachtet ihr wir wären wie irgendwelche unserer früheren kack Familien?!“, redete ich mich in Rage.
„Nein!“, entsetzt sah Maudado zu mir. „Versteh doch das-“
„Ich will das gar nicht verstehen. Ihr vertraut uns offensichtlich nicht“, ich verschränkte meine Arme und sah die beiden geringschätzig an.
„Wir vertrauen euch, wir vertrauen euch wirklich. Aber das war alles so kompliziert und wir wissen ja selbst, dass es dumm war! Deswegen sind wir doch auch jetzt hier!“, versuchte Zombey ihr Verhalten zu erklären. Er klang verzweifelt.
„Nachdem ihr uns das wochenlang verschwiegen habt. Toll“, gab Manu verletzt von sich und wieder stieg die Wut in mir.
„Warum verschweigt ihr uns eigentlich immer alles? Das mit der Kreuzotter hättet ihr doch auch verschwiegen, oder? Wenn ihr euch nicht verkracht hättet, hätten wir das doch nie erfahren“, unterstellte ich den beiden. Wenn sie sich nicht gestritten hätten, hätte Maudado uns das doch nie gesagt.
„Doch! Natürlich hätten wir es euch gesagt-“, Maudado klang aufgewühlt, aber ich war zu wütend um wahrzunehmen wie sehr ihn meine Aussage mitgenommen hatte.
„Wir. Warum hättest du es mir nicht gesagt? Du vertraust mir nicht. Du hattest Angst, was? Dachtest du ich verbanne dich?“, ich schnaubte. Das dachte er wahrscheinlich wirklich. Als ob ich ihn jemals verbannen würde! Verdammt er ist doch ein Teil meiner Familie. Und jetzt brach er in Tränen aus und schnappte nach Luft. Shit. Mein Herz zog sich zusammen. Was hab ich geta- nein. Stopp. Weint er wirklich oder hofft er so jetzt diesem Gespräch entgehen zu können?
„Ich hatte Albträume! Und ja da ist das passiert! Du verstehst doch am besten-“, ein Schluchzen unterbrach ihn. Konnte er wirklich so gut lügen? Zweifel kamen in mir auf und ich wusste einfach nicht, was zur Hölle ich tun sollte. Sagte Maudado mir gerade die Wahrheit? Waren das echte Tränen? Ich wusste es nicht.
„Ich kann das gerade nicht. Geh auf dein Zimmer“, ich war so fertig mit allem. Mit Maudado konnte ich gerade nicht reden, schon gar nicht wenn er so weinte.
„Was? Aber-“, fing er weinerlich an, aber ich schnitt ihm das Wort ab.
„Maudado. Das war keine Bitte“, er sah geschockt zu mir und dann flossen noch mehr Tränen aus seinen Augen. Er drehte sich um und verließ laut schluchzend den Raum. Das war besser so. Zombey würde ruhiger mit uns reden und nicht in fake (oder doch echte?) Tränen ausbrechen.
Sicht GLP
Ich war so unfassbar enttäuscht von den beiden, vor allem von Zombey. Während ich mich schuldig fühlte, weil ich kaum für ihn da war, hatte er mich einfach angelogen. Wahrscheinlich kam es ihm sogar ganz recht, dass ich kaum das Gespräch zu ihm gesucht hatte. Natürlich, er wollte die ganze Zeit nicht darüber reden und auch jetzt bewegte er sich auf die Tür zu, durch die Maudado eben geschritten war. Schon wieder wollte er einem wichtigen Gespräch aus dem Weg gehen. Die Enttäuschung wandelte sich immer mehr in Wut um. Wut darüber, dass die beiden uns die ganze Zeit angelogen hatten, dass sie uns misstrauten, obwohl wir zusammen aufgewachsen waren und Wut über mich selbst, dass ich es nicht bemerkt hatte. Wir wurden wochenlang von den beiden ausgespielt und es wäre wahrscheinlich noch wochenlang so weitergegangen. Mir war absolut unbegreiflich, wie sie uns ohne mit der Wimper zu zucken so hintergehen konnten. Ich musste diese Frage beantwortet haben, und das musste jetzt sein.
„Das Thema ist noch nicht erledigt Zombey“, genervt rief ich ihn zurück. Seine Dreistigkeit, ausgerechnet jetzt verschwinden zu wollen, stachelte meine Wut nur mehr an. Niemand hatte ihm erlaubt, zu gehen, das Gespräch war noch im vollen Gange und trotzdem lief er einfach zur Tür, als wäre nichts gewesen.
„Das ist mir egal! Maudado ist mir jetzt wichtiger als die ganze Scheiße hier“, er schnaubte, ignorierte meine indirekte Anweisung stehen zu bleiben einfach und öffnete stattdessen die Tür. „Aber echt, danke, dass ihr uns so gut zugehört habt.“ Von seiner anfänglichen Nervösität und Verzweiflung war nichts mehr zu spüren. Das einzige, was da herauszuhören war, war Wut. Warum zur Hölle war er jetzt wütend? Die einzigen, die ein Recht darauf hatten, sich aufzuregen waren wir. Wir wurden verarscht, nicht sie. Wir waren diejenigen, deren Vertrauen missbraucht wurde.
„Zombey!“, es war ein letzter und ziemlich aufgebrachter Versuch, ihn zurückzuhalten. Und trotz allem knallte keine Sekunde später die Tür hinter ihm zu und ich lief instinkt etwas nach vorne. Ich musste mich wirklich zurückhalten, um ihm nicht sofort zu folgen. Mehrfach hatte er sich mir widersetzt und ich wusste, dass ich das nicht dulden kann und auch nicht wollte. Er konnte nicht damit rechnen, einfach so unbehelligt davonzukommen, wenn er sich so aufführte. Fassungslos drehte ich mich zu Paluten um, der genauso aufgebracht war, wie ich.
„Das ist einfach-“ unglaublich, wollte ich sagen, jedoch kam ich nicht mal soweit. Die Tür hinter mir wurde aufgestoßen und schloss sich kurz darauf wieder.
„Warum heult Maudado und warum ist Zombey sauer?“, ich drehte mich um und schaute zu Scar, der mit verschränkten Armen vor uns stand.
„Das geht dich gerade überhaupt nichts an. Wir klären das noch mit den beiden“, ich bemühte mich wirklich darum, meine Stimme ruhig zu halten.
„Das geht mich sehr wohl was an, wenn Zombey, der wie ein Bruder für mich ist, und mein mehr-oder-weniger-baldiger-Schwager hier aufgebracht rausstürmen. Deswegen waren die beiden doch hier, um es euch zu sagen, oder nicht?“, er formulierte es zwar wie eine Frage, betonte es aber nicht so.
„Woher weißt-“, setzte ich an, stoppte aber, als mich eine Erkenntnis durchzuckte. Bei den ganzen Aufträgen, die ich Zombey gegeben hatte, hätte er gar keine Chance gehabt, um herzukommen. Scar musste ihm zwangsläufig geholfen haben. „Ach, dir hat er's erzählt, oder was? Aber anstatt das dann wenigstens du auf die Idee kommst, es mir zu sagen, unterstützt du die beiden bei dieser dummen Aktion? Willst du mich eigentlich verarschen? Ich kann nicht fassen, dass du ihn einfach jedes Mal gedeckt hast!“ Vor allem, wer wusste noch davon? Wem hatte Zombey sonst noch davon erzählt, außer Scar? Es konnte doch nicht sein, dass meine komplette Gang mich wochenlang hintergangen hatte. Das konnte und wollte ich einfach nicht glauben.
„Er hat's mir nicht freiwillig gesagt, ich bin selbst drauf gekommen. Es war ziemlich offensichtlich, für mich jedenfalls“, bedauernd schüttelte er seinen Kopf. Seine Aussage fühlte sich an wie ein indirekter Vorwurf und ich machte ein abfälliges Geräusch. So offensichtlich konnte es ja gar nicht gewesen sein, wenn die beiden es geschafft hatten, es uns so lange zu verheimlichen.
„Und trotzdem hast du es nicht für nötig gehalten, Zombey ins Gewissen zu reden. Nein, du deckst ihn auch noch. Ihr drei habt uns angelogen, die ganze Zeit über“, es war so scheiße verletzend zu wissen, dass die beiden kein Vertrauen zu uns hatten. Und dann auch noch die Tatsache, dass Scar es wusste und den beiden bei diesem lächerlichen Plan geholfen hatte. Seit wann vertrauten Zombey und Scar mir nicht mehr?
„Ihr habt es uns doch auch nicht direkt gesagt“, er zuckte mit den Schulter, lehnte sich an die Tür.
„Wir hatten aber auch einen guten Grund dafür und keiner von uns ist in ein fucking fremdes Hauptquartier eingebrochen!“, beharrte Paluten auf unser Recht. Und ja, so war's ja auch. Wir hatten es nur verheimlicht, damit die anderen in ihrer Entscheidung nicht beeinflusst wurden.
„Ihr seid unsere Leader. Theoretisch könntet ihr euch die Regeln so machen, wie ihr sie haben wollt und euch würden keine Schwierigkeiten drohen. Und Maudado und Zombey? Die müssen sich an eure Regeln halten. Meine Fresse, Maudado ist sechzehn, der hat wahrscheinlich gerade erst die Pubertät hinter sich und ich würde mal raten, dass das seine erste Beziehung ist. Und für Zombey ist das auch seine erste Beziehung, bei der's nicht nur ums ficken geht. Natürlich wollen die erstmal Zeit für sich, bevor sie's an die große Glocke hängen“, genervt verdrehte er die Augen. Ich wusste ja, was er damit meinte und ich verstand auch, dass die beiden nicht direkt damit hausieren gingen, aber das war immer noch keine Entschuldigung dafür, uns mitten ins Gesicht zu lügen und sich gegen unsere Anweisungen zu stellen. Fakt war, Zombey hatte kein Recht dazu gehabt in diesem Hauptquartier zu sein, solange Paluten nicht darüber Bescheid wusste. Genausowenig wie ich jemanden ohne meine Kenntnis in meinem Quartier haben wollte, wollte er jemanden in seinem haben. Alleine die Grenze zu überschreiten war schon ein Vergehen gewesen.
„Ach und deswegen bricht man in ein fremdes Hauptquartier ein?“, Paluten war neben mich getreten, verschränkte ebenfalls seine Arme.
„Wenn man keine andere Wahl hat, ja“, Scar nickte und schien vollkommen überzeugt von seiner Aussage zu sein.
„Und sich zu gedulden stand nicht zur Auswahl?“
„Und das sagt ausgerechnet ihr?“, beantwortete er Palutens Frage mit einer Gegenfrage und seufzte dann. „Verdammt, die beiden hatten Schiss vor eurer Reaktion, weil sie befürchtet hatten, dass ihr so reagiert, wie ihr jetzt reagiert!“
„Wir reagieren so, weil die beiden uns angelogen haben und nicht, weil sie zusammen sind!“, widersprach Paluten ihm aufgebracht. Hätten sie früher mit uns geredet, dann wäre das alles kein Problem gewesen. Wir hätten doch sicher eine Lösung gefunden, die für jeden zufriedenstellend gewesen wäre. Aber nein. Sie hatten sich dafür entschieden, uns anzulügen.
„Wart ihr nicht nervös, wie wir mit eurer Beziehung umgehen würden?“ Gott ja. Ich war fucking nervös gewesen und vor dem Gespräch mit Zombey hatte ich sogar Angst gehabt. Auch wenn die eher daher rührte, dass ich nicht für ihn da war. Tja. Letztlich war's für ihn so sogar noch am besten. Es verletzte mich wirklich, auch wenn ich mittlerweile nachvollziehen konnte, warum sie so gehandelt hatten. Paluten schien Scar wieder antworten zu wollen, doch dieses Mal war ich schneller.
„Es reicht jetzt. Raus. Wir beide reden später nochmal“, wies ich Scar an und unterbrach somit die Unterhaltung an diesem Punkt. So kämen wir auch nicht weiter. Meine Wut verrauchte langsam und alles was zurück blieb, war eine ziemliche Überforderung darüber, wie wir damit jetzt umgehen sollten. Scar hatte ja nicht nur unrecht mit dem, was er sagte, aber das änderte nun mal nichts daran, dass ein Vertrauensbruch stattgefunden hatte. Das konnte man nicht mehr rückgängig machen. Wir wurden angelogen, wochenlang und das auf nicht gerade sanfte Art. Wir waren doch mittlerweile alle alt genug, um sowas vernünftig zu klären, also warum hatten sie nicht einfach mit uns geredet? War ihre Angst wirklich so groß gewesen? Die einzigen, die mir diese Frage beantworten konnten, waren schon nicht mehr hier. Verdammt, wir hätten ihnen einfach besser zuhören müssen, anstatt sie zu vergraulen.
Scar schien noch etwas sagen zu wollen, ließ es dann aber. Er nickte er nur und drehte sich um, um das Zimmer zu verlassen. Wahrscheinlich hatte er genauso eingesehen, dass diese Diskussion uns so nicht wirklich weiterbrachte. Die Tür schloss sich hinter ihm und ich wandte mich wieder seufzend Paluten zu.
„Ich fasse es einfach immer noch nicht, dass die beiden uns so lange angelogen haben“, er schüttelte den Kopf und löste seine verschränkten Arme.
„Ich versteh das ja auch nicht. Was hatten die beiden bitte befürchtet, wie wir darauf reagieren? Als ob die wirklich so viel Angst davor hatten. Ich meine, wir sind ihre Leader, was denken die beiden bitte von uns?“, wieder konnte ich nur seufzen. Ich verließ meine jetzige Position und setzte mich stattdessen aufs Bett, Paluten folgte mir.
„Keine Ahnung. Ich würde wirklich gerne wissen, was sie angetrieben hat. Und jetzt sind beide weg, dabei hatte ich zumindest gehofft, dass Zombey ruhig bleiben würde“, Bedauern lag in seiner Stimme. Das war alles definitiv nicht so gelaufen, wie es hätte laufen sollen. „Scheiße man. Ich hab Maudado zum weinen gebracht und fühle mich schlecht deswegen, dabei weiß ich nicht mal, ob's diesmal echte Tränen waren.“ Er war ziemlich hin- und hergerissen, was absolut verständlich war.
„Wir hätten den beiden einfach besser zuhören sollen, oder?“, hinterfragte ich, dabei war mir die Antwort eigentlich schon klar. Maudado hätte nicht angefangen zu heulen und Zombey wäre nicht sauer geworden, wenn wir die beiden hätten ausreden lassen.
„Ja, dass hätten wir wirklich“, er nickte leicht. „Und was jetzt? Sollen wir mit den beiden reden? Denkst du, sie wollen das überhaupt noch?“
„Wahrscheinlich wollen sie das nicht, nein. Jedenfalls nicht jetzt, aber trotzdem sollten wir es versuchen“, beantwortete ich seine Frage und wieder nickte er. Wir standen auf und verließen das Zimmer, machten uns auf den Weg zu Maudados. Hoffentlich waren die beiden überhaupt da und hatten sich nicht wieder in ihr Versteck zurückgezogen. Dann würde es nämlich noch länger dauern, bis wir das klären könnten.
Sicht Zombey
Maudado verließ weinend den Raum und ich spannte mich leicht an. Scheiße, das war so nicht geplant gewesen. Warum konnten die beiden uns nicht einfach zuhören, statt uns permanent Vorwürfe zu machen? Wir wussten doch selbst, dass wir nicht komplett richtig gehandelt hatten, aber das war kein Grund, um Maudado zum weinen zu bringen. Und Paluten schien's ja eher zu stören, als das es ihn kümmerte, sonst hätte er ihn ja kaum weggeschickt. Manu stand auch nur dumm rum, anstatt sich dafür zu interessieren. Tolle Leader, echt. Ich lief zur Tür, um Maudado zu folgen. Anders als die beiden sorgte ich mich nämlich um ihn.
„Das Thema ist noch nicht erledigt Zombey“, Manu klang genervt, erwartete wahrscheinlich, dass ich sofort stehen blieb, aber darauf konnte und wollte ich gerade keine Rücksicht nehmen. Warum auch? Die beiden nahmen ja auch keinerlei Rücksicht auf Maudado. Gott, ich könnten kotzen.
„Das ist mir egal! Maudado ist mir jetzt wichtiger als die ganze Scheiße hier“, unbeirrt setzte ich meinen Weg zur Tür fort und öffnete sie. „Aber echt, danke, dass ihr uns so gut zugehört habt.“ Ich hörte zwar, dass Manu nach mir rief, aber das war mir momentan so dermaßen scheiß egal. Viel wichtiger war es jetzt, dass ich Maudado irgendwie beruhigen könnte.
Vor der Tür stieß ich auf Scar, der mich skeptisch musterte. Wahrscheinlich hatte er den Beginn des Gesprächs im Aufenthaltsraum mitbekommen und war uns bis hierhin gefolgt, um auf uns zu warten. Dementsprechend musste er auch Maudados tränenreichen Abgang mitbekommen haben.
„Was ist da drin passiert?“, Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. Sogar Scar sorgte sich mehr um Maudado als unsere gottverdammten Leader, die auch noch die Schuld daran hatten.
„Vergiss es, die hören uns ja nichtmal richtig zu“, unbewusst hatte ich meine Stimme etwas erhoben, aber ich hoffte einfach, dass er mir das jetzt nicht übel nahm und er wusste, dass ich nicht auf ihn wütend war. Überrascht verzog er das Gesicht, fragte aber nicht nach. Eine Antwort würde er von mir jetzt so oder so nicht bekommen und das wusste er auch. Ich lief in Richtung der Zimmer, denn da musste Maudado zwangsläufig lang gelaufen sein, wenn er nicht in den wahrscheinlich immer noch gefüllten Aufenthaltsraum wollte. Die Frage war nur, ob er in seinem Zimmer oder dem demolierten Zimmer war.
Ich fand Maudado in seinem Zimmer. In Anbetracht seines Zustands war das auch nicht wirklich verwunderlich. So war's ziemlich unwahrscheinlich, dass er die Leiter hochkäme, außerdem war es der kürzeste Weg in einen sicheren Raum gewesen. Er lag seitlich auf dem Bett und hatte seine Hände ihn sein Kissen gekrallt. Immer wieder wurde er von Schluchzern geschüttelt und jedes Mal zuckte ich zusammen. Zu sehen wie Maudado weint tat so scheiße weh und das alles nur, weil Paluten ihm unbegründete Vorwürfe gemacht hatte. Gerade er hätte Verständnis zeigen müssen, er hatte doch selbst jahrelang Albträume gehabt und dann sowas. Verdammte Scheiße, ich könnte den Idioten gerade echt umbringen! Vorsichtig lief ich zu Maudado und setzte mich dann neben ihn. Meine Hand legte ich auf seinen Arm und strich, hoffentlich beruhigend, darüber.
„Maudado, komm schon. Ich bin hier, okay?“, ich versuchte meine komplette Wut, die ich momentan verspürte, einfach zu ignorieren und an den Rand meiner Wahrnehmung zu schieben. Es war jetzt wichtiger, dass ich Maudado irgendwie beruhigen konnte und das funktionierte nicht, wenn ich selbst angepisst war. Zuerst dachte ich, er würde gar nicht reagieren, doch dann befand ich mich plötzlich an der Stelle, an der eben noch das Kissen gelegen hatte und Maudado klammerte sich an mich. Beruhigend strich ich ihm über den Rücken und hoffte, dass sein Weinen bald nachlassen würde. Ich drehte mich von meinem Rücken auf die Seite, sodass ich Maudado jetzt direkt ansehen konnte. Meine freie Hand benutze ich dafür, seine Tränen etwas wegzuwischen, die unaufhörlich über sein Gesicht liefen. Wenn ich Maudado so sah, viel es mir wirklich schwer, ruhig zu bleiben, aber ich versuchte es zumindest.
„Bitte hör auf zu weinen, ja? Das sind die beiden gar nicht wert“, sanft strich ich weiter mit meinem Daumen über seine Wange, während ich ihn auf die Stirn küsste. Maudado schluchzte weiter und drückte sich nun mehr an mich. Seufzend legte ich meinen Kopf auf seinem ab und hörte nicht mit den beruhigenden Bewegungen und tröstenden Worten auf. Maudado redete nicht viel und auch ich murmelte nur hin und wieder etwas beruhigendes, aber Maudado schien sich mit der Zeit etwas zu beruhigen. Er schluchzte weniger, der Tränenfluss versiegte langsam. Irgendwann lösten wir uns etwas voneinander und er wischte sich einmal selbst übers Gesicht.
„Ich wusste ja, dass sie wütend sein werden, aber ihre Reaktion war doch heftiger, als ich gedacht hätte“, seine Stimme zitterte leicht und wieder sammelten sich Tränen in seinen Augen.
„Du solltest nicht deswegen weinen, sondern wütend auf sie sein. Die haben uns überhaupt nicht zugehört, sondern nur mit Vorwürfen um sich geworfen“, meine Stimme hatte wieder einen leicht bitteren klang bekommen und schnell versuchte ich, das wieder runterzuschrauben. Maudado fühlte sich schon scheiße genug, da musste ich's nicht noch provozieren, obwohl er sowieso wusste, dass meine Wut nicht ihm galt.
„Aber es war doch berechtigt. Wir haben ihnen die ganze Zeit ins Gesicht gelogen“, er klang zerknirscht und die ersten Tränen rollten wieder sein Gesicht hinunter. Wieder wischte ich sie mit meinem Daumen weg und musterte Maudado dann ernst.
„Das war überhaupt nicht berechtigt. Wütend sein, okay. Absolut verständlich. Aber sie hätten uns wenigstens ausreden lassen können. Spätestens dann, als du angefangen hast zu weinen, hätten sie zuhören sollen, anstatt dich wegzuschicken, wie Paluten es getan hat. Maudado er hat sich absolut scheiße verhalten und du solltest sauer auf ihn sein!“, so wie ich sauer auf Manu war, dass er Paluten einfach hatte machen lassen. Es war definitiv falsch gewesen, nach Maudados ersten Tränen so zu reagieren. Die beiden hatten sich überhaupt nicht dafür interessiert, warum wir so gehandelt hatten, Nein, stattdessen hatten sie sich auf ihrer Opferrolle ausgeruht, ohne zu merken wie verletzend das war, gerade für Maudado.
„Ich kann nicht wütend auf ihn sein, wenn er so verletzt ist“, nuschelte Maudado und drückte sich wieder mehr an mich. Seine Tränen hatten langsam erneut nachgelassen und seine Augen waren nur noch gerötet. Er wirkte ziemlich ausgelaugt, was aber nicht wirklich verwunderlich war.
„Er hat dich auch verletzt und ist jetzt wütend auf dich. Das eine schließt das andere nicht aus und wenn ich du wäre, wäre ich verdammt angepisst“, wobei ich das jetzt schon war, aber an Maudados Stelle wäre ich ebenfalls wütend. Für mich war einfach unbegreiflich, wie er so ruhig bleiben konnte. Haufenweise Vorwürfe waren auf ihn niedergegangen, und trotz dessen, dass er verdammt verletzt war, war er nicht wütend. Er zuckte mit den Schultern und schien nichts mehr dazu sagen zu wollen. Schweigend lagen wir aneinandergekuschelt auf dem Bett, ich wieder auf meinem Rücken und Maudado auf meiner Brust, und hingen unseren Gedanken nach. Viel reden mussten wir auch nicht. Es reichte, dass der jeweils andere da war. Maudado hatte es geschafft, dass meine Wut einigermaßen nachließ, und auch er wirkte ruhiger als eben. Er hatte seine Augen mittlerweile geschlossen, schlief aber nicht. Sanft fuhr ich mit meiner Hand über seinen Rücken. Unbegreiflich, dass er überhaupt noch wach war. Ich wäre vermutlich schon längst eingepennt. Meine Augen schlossen sich ebenfalls. Müdigkeit überkam mich und es wäre nicht verwunderlich, wenn ich jetzt einschlafen würde. Darüber reden, wie's weitergehen sollte, beziehungsweise was wir tun sollten, wollte jetzt eh keiner von uns. Wir müssten darüber reden, das war klar, aber eben nicht jetzt. Ich driftete schon langsam in den Schlaf ab, als es an der Tür klopfte. Maudado verkrampfte sich etwas und ich seufzte genervt.
„Nicht jetzt!“, schrie ich und hoffte, dass das deutlich genug gewesen war. Es war mir egal, ob vor der Tür jetzt Scar oder Manu und Paluten standen, ich wollte mit niemanden reden müssen, außer mit Maudado. Mein Protest schien wohl sinnlos gewesen zu sein, denn kurz darauf wurde die Tür geöffnet und ich richtete mich grummelnd auf, was Maudado dazu veranlasste, sich ebenfalls aufzusetzen. Der gegebenen Position hatte er eh keine andere Wahl, als sich aufzurichten. Wir saßen also nun beide auf dem Bett und schauten mehr oder weniger angespannt zur Tür, durch die gerade Paluten und Manu schritten. Sofort merkte ich, wie ich mich wieder anspannte. Mit meiner gerade gefundenen Ruhe war's vorbei. Sobald sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, war ich wieder genauso wütend, wie zu dem Zeitpunkt, an dem Paluten Maudado zum weinen gebracht hatte. Ich spürte, wie Maudado bekräftigend nach meiner Hand griff und ich versuchte, ihm zuliebe nicht auszurasten.
„Ihr könnt euch direkt wieder verpissen und euch eure Vorwürfe sonst wohin schieben. Dafür hab ich gerade absolut keinen Nerv.“
Sicht Maudado
Zombeys Anwesenheit beruhigte mich. Meine Tränen waren versiegt und meine Atmung hatte sich wieder normalisiert, als ich mich an ihn kuschelte und meine Augen schloss, während Zombey sanft mit seiner Hand über meinen Rücken strich. Ich war müde. So verdammt müde, aber irgendwie wollte es mir nicht gelingen zu schlafen. Vielleicht weil ich dafür doch noch zu aufgewühlt war? Palutens Vorwurf hatte so scheiße wehgetan, auch wenn ich verstehen konnte, warum er mir das an den Kopf geworfen hatte. Er war mehr verletzt, als dass er wirklich wütend war. Das hoffte ich jedenfalls. Ich war nicht wütend, auch wenn Zombey sich das wünschen würde, aber es ging einfach nicht. Wir hatten ihnen verdammt lange ins Gesicht gelogen, da hatten wir das doch irgendwie verdient. Palutens Worte waren zwar harsch gewesen, aber das hatte ich davon ihn mit Tränen zu manipulieren. Ich drückte mich noch etwas mehr an Zombey, der auch seine Augen geschlossen hatte und dessen Hand immer langsamer über meinen Rücken strich. Vermutlich würde er bald einschlafen. Dann klopfte es an der Tür. Ob das GLP und Paluten waren? Unwillkürlich verkrampfte ich mich, während Zombey genervt seufzte.
„Nicht jetzt!“, schrie er, aber trotzdem wurde die Tür geöffnet, was Zombey dazu veranlasste sich grummelnd aufzurichten, wodurch ich mich auch aufsetzte. Nun schauten wir beide zur Tür durch die GLP und Paluten traten. Zombey neben mir spannte sich an und seine Miene verfinsterte sich. Er schien durch ihre bloße Anwesenheit auf 180 zu sein. Ich ergriff seine Hand und drückte sie in der Hoffnung, dass er sich wieder etwas beruhigen würde.
„Ihr könnt euch direkt wieder verpissen und euch eure Vorwürfe sonst wohin schieben. Dafür hab ich gerade absolut keinen Nerv“, gab Zombey bemüht ruhig von sich, aber ich wusste, dass er innerlich am kochen war. Wieder drückte ich seine Hand und er erwiderte den Druck.
„Wir sind hier um uns zu entschuldigen“, fing Paluten an und erst jetzt viel mir ihre etwas zusammengesunkende Körperhaltung auf.
„Wir waren einfach so scheiße verletzt und das hat sich halt in Wut geäußert. Trotzdem hätten wir euch definitiv ausreden lassen müssen. Es tut uns leid“, seufzte Manu und schaute betreten zu Boden.
„Shit, Maudado ich hätte dir diesen Vorwurf nie machen dürfen. Das war einfach nur scheiße von mir und es tut mir so verdammt leid“, Palle sah zu mir und Reue lag in seinem Blick. Ich wollte ihm gerade sagen, dass ich die Entschuldigung annahm, aber da fing Zombey an zu reden.
„Oh, es tut dir leid?“, er klang wütend, so wütend wie ich wahrscheinlich wirklich hätte sein müssen. „Eben hat es dich doch einen Scheißdreck interessiert was mit Maudado ist!“
„Ich hab mich wie ein Arschloch verhalten. Irgendwie verletzte ich immer Menschen, die mir wichtig sind“, sein Blick, der auf mir lag, richtete sich beim letzten Satz auf Manu, der schwach lächelte.
„Das macht es nicht besser!“, fauchte Zombey neben mir. „Wieso-“, ich unterbrach ihn.
„Lass gut sein, Zombey“, ich drückte seine Hand wieder stärker und meine andere legte ich auf seine Schulter. Er lenkte seinen Blick auf mich und sah mich verständnislos an.
„Aber Dado er hat-“
„Ja, ich weiß. Aber ich hab ihm auch wirklich mies was vorgemacht“, ich lächelte Zombey schwach an und er erwiderte es leicht. Sein Protest schien vorbei zu sein. Ich war ihm dankbar, dass er sich so für mich einsetzte, aber momentan würde uns das nur noch mehr anstacheln. „Wir haben uns beide arschig verhalten, also sind wir quitt, oder?“, fragte ich Palle und er lächelte gequält.
„Nein. Zombey hat recht. Du solltest echt wütender sein.“
„Das bin ich aber nicht und jetzt hör auf, okay?“ Er nickte nur. „Gut.“
„Wieso hattet ihr so Angst es uns zu sagen?“, fragte Manu dann leise. Ihn schien das immer noch ziemlich zu verletzen.
„Habt ihr vergessen wie ihr reagiert habt, als ihr nur dachtet, dass Zombey und ich was hätten?“, antwortete ich mit einer Gegenfrage. Manu und Palle warfen sich einen Blick zu und sahen dann verwirrt zu mir.
„Wann haben wir denn je gedacht ihr wärt zusammen gewesen?“, fragte Palle und lehnte sich gegen meinen Schreibtisch während Manu sich auf den Schreibtischstuhl setzte.
„Durch die Mamba...“, murmelte Zombey leise neben mir und sah bedrückt zu mir. Scheinbar erinnerte er sich gerade an alles was er damals gesagt hatte. Was hatte ich mich an dem Abend in den Schlaf geweint. Alle Worte hatten so scheiße wehgetan.
„Genau. Unser Fake-Kuss, der zur Tarnung diente“, bestätigte ich und sah zu den beiden Leadern. „Na, erinnert ihr euch noch an eure Reaktionen, als die Mamba euch ihre Beobachtung mitteilte?“ Kurz überlegten sie, dann sah Manu betreten zu Boden und Paluten sah mich irgendwie mittleidig an. „Ihr wart beide nicht gerade erfreut darüber. Was will Zombey auch schon mit 'nem Köter wie mir, hm?“, ich lachte etwas und Manu zuckte kurz.
„Shit, Dado du warst da ja schon in-“, ich hob meine Hand brachte ihn so zum Schweigen. Ja, ich war schon in Zombey verliebt als diese Worte gesagt wurden. Sie hatten ewig in meinem Kopf herum gespukt. Zombey zog mich plötzlich in seine Arme und drückte sich an mich. Ich ließ es geschehen. Seine Nähe tat mir gut und immerhin fing er nicht an sich verbal zu entschuldigen.
„Und ihr habt so reagiert, weil ihr nur dachtet wir wären zusammen, also ja natürlich hatten wir Angst, verdammt. Woher hätten wir wissen sollen, dass ihr eure Meinung dahingehend so stark geändert habt, dass ihr jetzt selbst zusammen seid?“, fragte ich sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
„Okay. Ja. Das ist verdammt verständlich“, murmelte Manu und Palle stimmte ihm zu.
„Wir freuen uns für euch. Das wollten wir eigentlich sagen, bevor uns aufgefallen ist, dass ihr uns angelogen habt“, meinte Palle und ich grinste ihn an.
„Gut, also da das jetzt geklärt ist“, fing Manu an. „Wir müssen noch besprechen wie das alles weitergeht, schließlich haben wir jetzt zwei Hauptquartiere und absolut keine Ahnung wie genau wir das alles regeln wollen. Ich schätze wir gehen in den Aufenthaltsraum und holen uns ein paar Ideen von den andern. Kommt ihr mit?“
„Nein“, lehnte ich ab. „Sorry, aber da bin ich einfach zu müde für.“
„Okay, dann lassen wir euch mal alleine“, sagte Palle und verließ kurz darauf mit Manu das Zimmer. Zombey klammerte immer noch sehr an mir. Was ich nicht wirklich schlimm fand, aber der Grund für sein Verhalten gefiel mir nicht. Er machte sich bestimmt wieder Vorwürfe.
„Dado was ich da alles gesagt habe, also-“, und ich schnitt ihm das Wort ab. Er soll sich nicht entschuldigen. Das will ich nicht.
„Hey“, ich drehte mich etwas in seinem Griff und saß halb auf seinem Schoß, während ich ihn sanft anlächelte und meine Hand an seine Wange legte. „Du musst dich nicht rechtfertigen und dich schon gar nicht entschuldigen, okay? Das war bevor du wusstet was du für mich empfindest.“
„Ja, aber ich-“, diesmal unterbrach ich ihn mit einem Kuss.
„Ich liebe dich und du liebst mich. Wir sind zusammen. Das ist alles was für mich wichtig ist, nämlich das Hier und Jetzt.“
Zombey antwortete nicht, sondern küsste mich und ich erwiderte seinen sanften Kuss. Seine Hand strich über meinen Rücken und ich lehnte mich zufrieden an seinen Oberkörper. Plötzlich schob er mich von sich runter und ich wollte mich schon beschweren, aber dann legte er sich hin warf die Decke über sich und hob sie einladend nach oben. Sofort kuschelte ich mich an ihn und er ließ die Decke über uns sinken. Er malte imaginäre Muster auf meinen Rücken und ich seufzte wohlig. Palle und Manu wussten Bescheid. Ich streckte mich in seine Richtung und küsste Zombey.
„Sie wissen es. Wir müssen uns nicht mehr verstecken!“, glücklich küsste ich ihn gleich noch mal. Zombey kicherte etwas.
„Was meinst du warum ich hier so entspannt mit dir in deinem Zimmer liege und nicht darauf bestanden habe nach oben zu gehen?“, fragte er grinsend. Ich lächelte ihn an und kuschelte mich wieder an ihn. Seine Hand malte wieder Muster auf meinen Rücken und ich malte jetzt auch Muster auf seinen Oberkörper. Zufrieden seufzte er. Ich genoss seine Berührungen, bis irgendwann meine eigenen Bewegungen immer langsamer wurden und ich sie irgendwann komplett einstellte. Ich war eingeschlafen.
Müde. Ich bin müde. 4h Schlaf in den letzten 48 Stunden, läuft. (Silberschwingen)
Arme Silber...;-;
Uhm. Ja. Mal wieder ein etwas längeres Kapitel aus allen vier Sichten... ^-^
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