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KAPITEL 4

Als sie wieder zu sich kam, verflog die Dunkelheit nicht. Nein, stattdessen war sie allgegenwärtig und so leer, wie es sich kein Mensch vorstellen konnte, der sie nicht erlebt hatte. Es fühlte sich für Grace an, als wäre sie wieder außerhalb ihres Körpers und würde alles mitansehen, was mit ihr geschah. Doch sie war geblendet von der Dunkelheit, sodass alles leer und taub war. Es machte ihr Angst und fühlte sich an, als hätte sie die Kontrolle über sich selbst verloren.

Grace befand sich in einer Welt, in der es nur sie und ihre Gedanken gab, die frei im Raum umherirrten. Immer wieder prallten diese Worte, die sie selbst dachte, gegen sie und rissen tiefe Wunden in ihr Fleisch, das sich längst aufgelöst hatte, da ihr Körper nicht mehr zu existieren schien. Er war einfach weg – als wäre sie längst gestorben und hätte es nicht einmal selbst mitbekommen.

Trotzdem war da dieser Schmerz, der einfach nicht von der jungen Frau ablassen wollte und die Angst, die sie betäubte. Grace schwebte in der Stille. Aber gleichzeitig war es ohrenbetäubend laut um sie herum. Vor allem ihre eigene Stimme dröhnte der Blonden in den Ohren, da sie sich selbst denken hörte. Jedoch schienen ihr die Worte so fremd, die sie selbst dachte, als würde sie nur jemandem lauschen, der etwas erzählte. Es war nicht einmal so, dass sie verstand, was ihre eigene Stimme sagte. Die Worte verletzten sie nur und verschwanden dann einfach.

Grace verblutete in ihrer eigenen Welt. Leise hörte sie es zu Boden tropfen. Mitunter quietschte etwas in weiter Ferne und dumpfe Geräusche drangen immer wieder zu der jungen Frau durch. In diesem Moment wünschte sie sich nichts mehr als einfach zu sterben. Diese Schwärze war unerträglich. Wenn sie doch nur die Worte verstehen könnte, die sie verletzten. Das Flüstern war so laut, als würde Grace sich selbst ins Ohr schreien. Es sollte einfach nur aufhören, egal was das Ganze war. Es war auf jeden Fall zu viel.

So war Grace einfach nur froh, dass sie nach einer gefühlten Ewigkeit wieder in einen tiefen Schlaf fiel.


Die Schwärze kam ihr wie ein Traum vor, als sie erneut die Augen aufschlug. Die Erinnerung daran war verschwommen, ebenso wie ihre Sicht. Grace fühlte sich so, als wäre sie unter Wasser und so erschöpft, dass ihr Körper zwar wieder da, aber noch immer taub und schwer war. Sie glaubte, noch nie müder gewesen zu sein. Doch sie musste gerade geschlafen haben, sonst hätte sie ja nicht aufwachen können.

»Grace? Ist alles okay bei dir?« Roys besorgte Stimme drang laut an ihr Ohr. Er musste genau neben ihr sein. Wo war sie eigentlich? Die junge Frau konnte sich nicht erinnern, einfach eingeschlafen zu sein. Als sie sich umschaute, erkannte sie ihr Bett, in das ihr Mann sie vermutlich gelegt hatte. Wie lange hatte sie eigentlich geschlafen?

Nur langsam konnte sie nach den Fragen greifen, die ihr Kopfzerbrechen bereiteten. Dennoch fragte die junge Frau als aller Erstes: »Was ist passiert?« Grace' Stimme klang brüchig, abgenutzt und so viel älter als sie eigentlich klingen sollte. Als wäre die Blonde im Schlaf um mindestens zehn Jahre gealtert. Vermutlich lag das einfach daran, dass ihr Hals kratzte und sich rau anfühlte, als würde sie entweder verdursten oder sich erkälten. Letzteres würde auch erklären, warum ihr so schwindelig war und sie sich allgemein in letzter Zeit einfach nur noch dreckig fühlte.

»Du warst scheinbar so müde, dass du gleich nach dem ersten Schluck Tee eingeschlafen bist. Deshalb habe ich dich ins Bett gebracht und die Sache mit dem Klienten ohne dich durchgezogen. Auf jeden Fall sind wir jetzt fünfhundert Dollar reicher. Das klingt doch gut, oder?«

Doch Grace hätte sich im Moment nicht weniger für das Geld interessieren können. Stattdessen richtete sie sich auf und fuhr sich erschöpft und irritiert durchs Haar. »Mir geht es nicht so gut. Hast du etwas dagegen, wenn ich mich noch einmal hinlege? Oder ich dusche zuerst. Ja, duschen klingt gut.« Die Blonde fühlte sich, als klebte da überall Schmutz an ihrem Körper, den sie abwaschen musste, ehe er sich festsetzen konnte.

»Kann ich dir irgendwie helfen? Du wirkst, als wärst du etwas neben der Spur«, meinte Roy zugleich besorgt und seltsam ruhig, als hätte er seiner Frau gerade gar nicht zugehört. Sie zuckte zusammen und wich aus, als er sie an der Schulter berühren wollte, da sie zunächst nicht antwortete. Schnell schüttelte sie mit dem Kopf. »Nein, ich schaffe das schon allein. Wenn du mir helfen willst, kannst du mir ein Glas Wasser bringen. Mehr brauche ich erst einmal nicht.«

Langsam, da sich ihre Glieder noch immer anfühlten, als befänden sie weiterhin im Tiefschlaf, stand Grace vom Bett auf und versuchte den Schwindel zu ignorieren, der dabei aufkam. Die einzelnen Schritte, die sie daraufhin zurücklegte, bekam sie nur am Rande mit, denn plötzlich stand sie im Badezimmer und klammerte sich ans Waschbecken, um nicht einfach umzukippen und wieder in die Schwärze hinabzugleiten. Für einen Moment betrachtete sich die junge Frau im Spiegel und entdeckte eine kleine Wunde am Hals, die pochte und schmerzte. Es sah aus, als hätte sie ein Tier gebissen. Dunkles Blut war aus dem klaffenden Loch in ihrer Haut hinausgeflossen und bildete nun Blasen, da es dort zu trocknen begann.

Von Ekel ergriffen, wandte Grace sich ab und entledigte sich ihrer Kleidung, um dann in die Dusche zu steigen und warmes Wasser auf sich niederprasseln zu lassen.

Woher die Wunde kam und was in den Stunden passiert war, in denen die Dunkelheit sie unter sich begrub, wurde einfach abgewaschen, aber nicht der Schmutz, der fest an ihrer Haut zu kleben schien und nicht mitsamt allen bösen Gedanken im Abfluss verschwinden wollte.

So ging es die nächsten Wochen. Mittlerweile ging Grace wieder arbeiten und litt noch stärker unter den Blicken der Männer als zuvor. Jedes Mal, wenn sie spürte, dass einer von ihnen sie direkt ansah, kam in ihr wieder dieses Gefühl der Hilflosigkeit und des Selbstekels hoch, das sie sich nicht wirklich erklären konnte. Die junge Frau redete sich ein, dass sie über die unliebsame Begegnung mit Harry längst hinweg war, jedoch fühlte sie sich noch immer widerlich und dreckig. Es war nichts geschehen, doch dieses Gefühl der Scham war da und hing über ihr wie eine dunkle Wolke.

Doch noch mehr Gedanken machte Grace sich über ihre ständigen Blackouts. Immer wieder wurde sie bewusstlos und ganze Teile des Tages fehlten in ihrer Erinnerung dann einfach, da sie zu der Zeit in der Schwärze gefangen war, die sie mehr fürchtete als alles andere. Somit war sie meist müder, wenn sie wieder zu sich kam, als vorher. Doch zu einem Arzt wollte die junge Frau deswegen nicht gehen – dafür hatte sie einfach nicht das Geld, selbst wenn Roy jetzt selbst etwas verdiente und sie im Restaurant gekündigt wurde, da ihre Erschöpfung nur dazu führte, dass sie Bestellungen falsch ausgab oder aufschrieb, Teller fallen ließ und einfach nicht mehr lächeln konnte, weil ihre Mundwinkel sich schwer anfühlten, als wäre sie Steine, die sie noch weiter in die Tiefe ziehen wollten.

Am schlimmsten waren aber noch immer ihre Träume. Auch nachts fand sie keine Ruhe und wenn, war sie sofort von Albträumen geplagt, die Grace oft mitten in der Nacht schweißgebadet und schwer atmend aufwachen ließen. Oft träumte sie, dass sie einfach gespalten wurde und Schmerzen litt, die sie in den Wahnsinn trieben und sich einfach nicht bewegen konnte, obwohl sie bei vollem Bewusstsein war. Es fühlte sich an, als wäre sie ein Kind gebären, nur rückwärts – als würde etwas in ihren Körper hinein gezwungen werden, das nicht dort hingehörte und nichts als Qualen mit sich brachte. Und Grace war machtlos dagegen, denn bis sie aus diesem wiederkehrenden Albtraum aufwachte, war sie ja paralysiert und wehrlos.

Die blonde Frau hatte längst aufgehört, sich zu fragen, warum es ihr ständig so schlecht ging. Dafür hatte sie keinen Nerv, allein weil sie viel zu sehr damit beschäftigt war, die Augen offen zu halten und weiterzumachen, als sei nie etwas geschehen. Grace' Leben sollte ablaufen wie gehabt. Denn es schien sich alles endlich zum Guten zu wenden, da Roy aufgehört hatte, Grace zu schlagen oder anzufeinden. Auch war er nun öfter daheim und sogar recht zuvorkommend. Beispielsweise machte er ihr meist zum Frühstück irgendein Getränk, trug sie während jedes Blackouts ins Bett und tat genau das, was ein guter Ehemann tun sollte: Er war für sie da und bot ihr eine Schulter zum Ausweinen, wenn sie diese brauchte. Und doch bereitete ihr dieses ungewohnte Verhalten seinerseits Sorgen. Es war so eine plötzliche Veränderung von Roys komplettem Wesen, dass es die junge Frau stutzig machte.

Dennoch hinterfragte sie es nicht. Viel zu viel Angst hatte sie vor der Schwärze und der Hilflosigkeit, der sie sich immer wieder in ihren sie heimsuchenden Träumen stellen musste. Grace hing immer noch an ihrem Wunsch nach einem normalen Leben. Nie war sie näher an diesem dran als in diesem Moment. Also weigerte sie sich, einzusehen, dass etwas nicht stimmte, obwohl sie kaum ihre Augen davor verschließen konnte.


»Denkst du wirklich, dass sie nichts merkt?«

Ein weiteres Mal verrauchte die Ohnmacht und das Erste, was Grace hörte, war diese Männerstimme, die sie noch nie zuvor gehört hatte. Für einen Moment klang es, als würde dieser Fremde direkt neben ihr stehen, doch dann realisierte sie, dass sie wieder im Bett lag, sich dreckig und schwach fühlend wie immer. Diese Stimme kam von unten, also war jemand im Haus, den Grace nicht kannte. Doch sofort beruhigte sie sich selbst mit dem Gedanken, dass das einfach nur einer von Roys ominösen Klienten sein musste, der mit Roy sprach. Vielleicht machte er sich einfach Sorgen, dass er dessen Frau aufwecken könnte, da Roy seinen Gast vermutlich zuvor darauf hingewiesen hatte, dass diese schlief.

Somit schloss die Blonde schon wieder die Augen, um sich ihrer ewigen Müdigkeit und dem Land der Albträume zu ergeben, als Roy recht leise antwortete: »Bisher wohl nicht. Sonst hätte sie schon was gesagt. Schließlich kann sie ja sonst auch nicht den Mund halten, wenn ihr etwas nicht passt.« Er klang wieder so kalt, wie Grace ihn kannte. Seltsam, wie schnell Roy wieder zu seiner alten Persönlichkeit zurückfinden konnte, die nur Hass und Wut kannte.

»Ist trotzdem schon ziemlich krass, was du abziehst. Und dass sie das nicht mitgekriegt erst recht. Wie machst du das eigentlich?«, hakte der Unbekannte nach, während Grace nun hellwach dort lag und dem Gespräch lauschte, das nicht nur ungewöhnlich klang, sondern Grace auch einfach verunsicherte. Schließlich hatte Roy eben schon wieder so feindselig von ihr gesprochen – wie sollte man sich da als Ehepartner auch nicht schlecht fühlen?

»Ganz einfach«, prahlte Roy voller Stolz. »Ich betäube sie. Was glaubst du denn, warum ich dir den ganzen Vorrat an K.-o.-Tropfen abgekauft habe? Die naive Schlampe merkt nicht mal, dass es ihr immer beschissen geht, wenn sie ein Getränk von mir annimmt. Ist wohl auch besser so. Sonst würde sie nur unnötig Zicken machen und mich am Ende noch bei der Polizei verpfeifen. Soll sie eher froh sein, dass sie sich jetzt nicht mehr selbst bemitleiden muss, weil sie ja viel zu viel arbeitet. Sie meinte ja, dass ich mir einen Job suchen soll und dass ihr langweilig ist, wenn ich ständig nicht da bin. Soll sie doch froh sein, dass ich was gefunden habe, was wir zusammen machen können. Und ehe sie mich mit irgendwelchen Arschlöchern betrügt, die sie in ihrer versifften Bar aufgabelt und mir am Ende noch ein Kind von einem anderen aushalst, kontrolliere ich lieber, mit wem sie vögelt.«

Grace glaubte sich verhört zu haben. Roy schmuggelte jedes Mal K.-o.-Tropfen in die Getränke, die er ihr brachte? Sofort zuckte sie zusammen. Irgendetwas zerbrach in der jungen Frau, doch anstatt sich alle möglichen Fragen zu stellen, die in diesem Moment auf sie einpreschten, zwang sie sich, dem Gespräch der beiden Männer weiter zu lauschen. Kurz kam der Gedanke auf, wer der zweite Mann da unten überhaupt wäre, doch als dieser wieder das Wort ergriff, stellte sich dieses ungelöste Mysterium hintenan.

»Du bist echt eiskalt, Bruder.« Diese Worte klangen beinahe bewundernd, doch Grace meinte ebenfalls etwas Abscheu herauszuhören. Nur fragte sie sich gleichzeitig, was dieser Typ denn gedacht hätte, wofür Roy die K.-o.-Tropfen brauchte, die er ihm so leichtsinnig verkauft hatte. Vermutlich hatte er sich gar nichts dabei gedacht, sondern einfach nur das Geld winken sehen, das er sich hatte in die Tasche stecken können. So waren diese Typen doch alle. Und Roy erst recht, wenn er seine eigene Ehefrau verkaufte, um sich nicht bei ehrlicher Arbeit die Hände schmutzig machen zu müssen. Grace konnte nicht beschreiben wie wütend und enttäuscht sie in diesem Moment war. Roy war für die Müdigkeit verantwortlich, für die Albträume, für alles, was sie belastete. Er benutzte sie und ließ sie mit anderen Männern allein, nur um sich das Geld selbst einzustecken. Vermutlich geschah alles sogar in diesem Bett, wo sie und auch er nachts schliefen in all dem Dreck, der auch an ihr haftete und einfach nicht weggewaschen wurde, so oft zu auch duschte.

»Ich denke, du solltest jetzt gehen. Sie wacht bald wieder auf und dann solltest du einfach nicht mehr hier sein. Schließlich hast du ja schon, was du wolltest. Komm doch einfach wieder, wenn deine Alte dich nicht ranlässt oder so.«

Dann hörte Grace, wie die Haustür geöffnet und wieder zugeschlagen wurde. Erneut zuckte sie zusammen und sprang ruckartig vom Bett auf, um nicht mehr in dem Schmutz und den schlechten Erinnerungen sitzen zu müssen, die sie plagten. Am liebsten wäre sie einfach im Erdboden versunken. Die Blonde erzählte Roy, dass sie beinahe missbraucht worden wäre und er entschloss sich dazu, sie unter Drogen zu setzen, damit sie sich nicht wehrte, wenn irgendwelche Fremden ihren Schwanz in sie reinschoben? Daher mussten auch die ganzen Verletzungen an ihrem Körper stammen. Dieser Männer waren keine zärtlichen Liebhaber – für sie war Grace nur ein Stück Fleisch, Ware, für die bezahlt wurde, um sie zu benutzen und einfach zurückzulassen.

Doch ein kleiner Teil in der jungen Frau weigerte sich, das alles zu glauben. Roy würde sie doch nie benutzen. Er liebte sie, sonst hätte er sie niemals so überstürzt geheiratet. Seine Liebsten nutzte man einfach nicht auf diese Weise aus. Oder doch? Alles fühlte sich falsch an. Als wäre Grace in einem ihrer Albträume gefangen, aus dem sie einfach nicht aufwachen konnte. Es ging alles abwärts. Direkt Richtung Hölle. Wie konnte man nur für Geld in Kauf nehmen, einen Menschen kaputt zu machen?

Doch anstatt sich selbst weiter zu bemitleiden, blinzelte Grace die aufkommenden Tränen weg und ballte die Fäuste, einfach um mit dem Zittern aufzuhören, dass ihren angespannten Körper durchschüttelte. Sie musste nach den K.-o.-Tropfen suchen und sie mit eigenen Augen sehen. Vorher würde sie das Ganze nicht glauben. Es ging einfach nicht.

Was hatte das mit dem normalen Leben zutun, das Roy seiner Frau versprochen hatte? Sie wollte einfach nicht wahrhaben, was dieser Mann mit ihr tat. Wofür er sie benutzte und wie wertlos sie für ihn sein musste, wenn er so leichtfertig darüber sprechen konnte. Das war einfach nicht der Mann, den Grace kannte und geheiratet hatte, weil sie ihn von ganzem Herzen liebte. Bevor sie daran glaubte, dass er sie einfach zur Prostitution zwang, brauchte sie Beweise. Worte reichten nicht aus – vielleicht hatte die Blonde das Gespräch eben einfach falsch verstanden. Obwohl es an Roys Worten nichts gab, was sie hätte falsch verstehen können. Dennoch wehrte sich Grace vehement dagegen zu glauben, dass ihr Mann ein so abgrundtief kalter und schlechter Mensch sein sollte.

Für einen Moment lauschte sie in die Stille hinein, ob noch irgendetwas anderes dort unten vor sich ging. Doch Roy schien ebenfalls gegangen zu sein. Das Haus lag still da und somit fasste Grace genug Mut, um sich vorzunehmen, überall nach den K.-o.-Tropfen zu suchen. Sie hatte zwar keinen Anhaltspunkt, doch das hielt sie nicht davon ab, die Wahrheit herauszufinden.

So schlich die junge Frau durch das ganze Haus und kam sich dabei vor wie ein Einbrecher, der nach Wertgegenständen suchte. Doch Grace fand bei ihrer Suche etwas anderes, was für sie von Wert war. Die kleine, dunkle Flasche sah so unscheinbar aus zwischen den anderen Medikamenten im Schrank, der über dem Waschbecken hing. Nie hatte sich die Blonde gewundert, woher dieses Fläschen kam, da sie es ständig übersehen hatte, wenn sie im Badezimmer war um Schmerztabletten einzuwerfen oder ihre Wunden zu versorgen. Nun hielt sie es ungläubig in den Händen und konnte einfach nicht fassen, dass es wirklich da war. Es stimmte also. Sie stellte es ganz nüchtern für sich fest, gerade so, als würde es jemand anderen betreffen und nicht sie selbst.

Der Zorn war kalt, als er über Grace kam und ihren Verstand ausschaltete. Es kam ihr vor, als würde erst jetzt alles einen Sinn ergeben. Sie musste mit Roy reden. Ihn dazu zwingen, ihr die Wahrheit zu sagen. Er hatte sie belogen. Nichts anderes konnte dieses Arschloch, als ihr, seiner eigenen Ehefrau, Schmerzen zuzufügen. Womit hatte sie das verdient? Roy hatte Grace versprochen, dass er sich geändert hatte. Doch er hatte sein Versprechen gebrochen. Genauso wie es jeder zuvor in ihrem verkorksten Leben.

Doch dieses Mal würde Grace ihn nicht so leicht davon kommen lassen. Diesmal würde sie nicht einfach nachgeben und verletzt zurückbleiben, wie die Male zuvor. Wenn sie sich Roy stellte, konnte sie sich im gleichen Atemzug auch an ihren Eltern und ihrem Exfreund rächen. Sie alle hatten sie betrogen. Doch nur Roy war hier, um ihre Wut und Verletztheit zu spüren zu bekommen. Also musste Grace warten, bis er wieder da war. Das Fläschen mit den K.-o.-Tropfen umklammerte sie dabei, als würde ihr Leben davon abhängen.


Lange musste sie nicht warten, bis Roy durch die Tür trat. In demselben Moment, wo sie nur seinen Schatten eintreten sah, begann sie schon, ihn anzubrüllen. Sie konnte sich einfach nicht mehr zurückhalten und war es leid, die brave Ehefrau zu spielen, die alles mit sich machen ließ. »Du spielst jetzt also den Zuhälter? Willst du mich verarschen? Ich bin nicht deine scheiß Nutte!«

Doch anstatt sie ernst zu nehmen oder überhaupt nur mit der Wimper zu zucken, lachte Roy auf. »Denkst du, es kümmert mich, was du darüber denkst? Für was anderes bist du eh nicht zu gebrauchen, Grace. Außerdem bekommst du doch gar nichts mit von dem, was die Typen mit dir machen. Was ist also dein Problem?«

Wieder begann Grace zu zittern. Sie fühlte sich, als würde der Sturm, der in ihrem Inneren tobte, sie mit sich reißen und früher oder später umbringen. Doch der Schrei, der ihre Kehle hinaufgekrochen kam, war stumm und wandelte sich in ein gebrochenes Flüstern um. »Du hast doch keine Ahnung, wovon du da redest.«

Ihr Mann schüttelte nur mit dem Kopf. »Das ist doch nur Sex. Nichts, was du nicht schon tausend Mal gehabt hättest, du widerliches Miststück. Mehr kannst du eben nicht. Wir verdienen doch beide daran. Du kannst so oft gefickt werden wie du willst und ich werde dafür bezahlt mit dir zusammen zu sein. Mehr kann eine Ehe sich doch gar nicht auszahlen.«

Wieder wurde Grace allein von Worten verletzt, die schmerzhafter waren, als ein einfacher Schlag ins Gesicht es jemals sein könnte. »Dann hast du mich also nur - « Er unterbrach sie einfach.

»Natürlich habe ich das! Dachtest du etwa, dass es Liebe auf den ersten Blick war? Du bist so naiv, Grace. Du passt mir einfach besser als Caren. Sie war klüger als du und hat mich durchschaut. Und du hast echt geglaubt, dass sie sich wegen dir von mir getrennt hatte. Nein, sie hat sich einfach mehr gewehrt als du und ist vor mir weggelaufen. Dumm nur, dass es nicht gereicht hat. Ich habe sie gefunden und sie bestraft für das, was sie mir angetan hat. Ich kann es nicht leiden, wenn man mir widerspricht. Vor allem, wenn Frauen es tun. Das erinnert mich immer an meine Mutter. Jetzt liegt Caren unter der Erde. Genauso wie meine Mutter. Die liebe Caren war einfach ungehorsam. Wenigstens machst du das, was ich dir sage.«

Unvermittelt packte Roy Grace an den Haaren und hielt sie fest. Sie wehrte sich nicht – zu paralysiert war die Blonde von der Erkenntnis, dass sie ein Monster geheiratet hatte. »Da du ja jetzt weißt, was hier vor sich geht«, flüsterte Roy leise und kälter als eine erbitterte Winternacht, »kann ich wenigstens die Betäubungsmittel weglassen. Spart Geld. Und einige haben sich auch schon beschwert, dass es sich seltsam anfühlt, eine lebende Leiche zu ficken.«

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