06. chapter
[ r e g u l u s ]
1979
Black Manor
Meine Schritte führen mich rauf auf den Berg und weiter bis nach oben zu meinem Elternhaus. Es ist eine gute Weile her, als ich das letzte Mal diesen Ort betreten habe.
Als Sirius abgehauen ist und ich mich dem dunklen Lord angeschlossen habe, habe ich mich nicht mehr getraut meinen Eltern unter die Augen zutreten, obwohl es noch einen weiteren Grund gibt.
Zum neuen hat mir der dunkle Lord einen Auftrag gegeben, der mich erschrecken lässt. Durch seinen Worten raus habe ich herausgefunden, dass er seine Seele sechsmal spalten will und sie somit zu Horcruxen werden.
Sein Verhalten hat mich zutiefst enttäuscht, doch hätte ich mir schon lange denken müssen, wer er in Wirklichkeit ist. Mein Bruder verabscheut mich, seitdem er weiß, für wen ich diene und dass ich das dunkle Mal dazu bekommen habe.
Ich wollte es nie freiwillig, allerdings habe ich keine andere Wahl, wenn ich dem dunklen Lord dienen soll. Er ist zu mächtig, sodass ich mich ihm niemals stellen könnte, dagegen anzukommen—
„Regulus..du bist hier", flüstert meine Mutter mit zerbrechlicher Stimme und hält sich zitternd die Hand vorm Mund. Leicht wandert mein Mundwinkel nach oben und bedrückt schaue ich nach unten.
„Ich muss mit euch reden. Dringend".
Mein Vater erscheint hinter ihr und abrupt verdunkeln sich meine Augen. Mit purem Hass schaue ihn zu ihm hoch und spanne all meine Muskeln in mir an. Dass er meinen Bruder dazu aufgefordert hat zu verschwinden, werde ich ihm nie verzeihen.
Zwar wollte Sirius schon immer unsere Familie verlassen, doch als sie ihn endgültig verbannt haben, hat er sich nie wieder gemeldet — nicht einmal bei mir.
Ich bin der einzige, der ein gutes Verhältnis zu ihm hatte, eigentlich ist er auch der Einzige, der mich mit Herz behandelt hat, für mich da war und Verständnis für jedes Problem gezeigt hat.
Als Kind war er der absolute Liebling unserer Eltern. Da unsere Charaktere unterschiedlich sind und ich zum Dunklen gewechselt habe, haben mich meine Eltern genauso verbannt, doch brachte meine Mutter es nie übers Herz uns ganz zu vergessen.
Mein Vater sagte mir klar und deutlich, dass ich ein Abschaum der Familie sei und dass ich mich nie wieder blicken lassen soll, jedoch mochte ich meinen Vater noch nie und höre erst recht nicht auf seine Befehle.
„Verschwinde, Regulus!", knurrt er und packt meine Mutter an der Schulter, will sie zurückziehen und die Haustür schließen, allerdings stelle ich schnell meinen Fuß dazwischen und drücke mich dagegen.
Aggressiv drücke ich die Tür auf und schnaube, als mein Blick zu Orion geht und dieser seinen Zauberstab auf mich richtet.
„Vater, wir können doch auch mit Worten reden. Ich habe nicht vor euch etwas Böses zu tun", rede ich auf ihn ein und kann mir kein Schmunzeln verkneifen.
Auch wenn er Älter und mächtiger scheint, habe ich viel über die Jahre dazugelernt und verstanden, wie man die schwarze Magie praktiziert - viel besser als er es je verstehen und lernen wird.
„Du tauchst auf, obwohl ich dich verbannt habe! Rede und verschwinde dann, du verdienst keinen Platz in dieser Familie, Regulus", brummt er zornig und stellt sich beschützend neben seine Frau, welche zusammen zuckt und für einen Moment ängstlich die Augen zusammenkneift.
Schwer schluckend formen sich meine Lippen zu einem geraden Strich und meine Hände ballen sich zu Fäusten, als ich seine Worte höre.
Meine braunen langen Locken fallen mir ins Gesicht, denn blicke ich zu seinen verkrampften Händen, welche seinen Zauberstab trotzdem weiter fest umfassen.
Er hat noch nie Vertrauen in mir gesehen oder jegliche Hoffnung gehabt, dass aus mir was werden wird. Ich frage mich, ob er nicht damals bei dem Treffen mit der Serra Familie, zu tief in den Charakter von Ernesto geblickt hat und somit zu einem Ebenbild von ihm wurde.
Als ich vor einigen Tagen beim dunklen Lord im Anwesen war, habe ich Mariella nach so langer Zeit wieder gesehen. Aber hielt ich mich im Schatten zurück und konnte sie auch nur für einen Moment betrachten, bevor ich wieder verschwinden musste.
Sie ist zu einer wunderschönen jungen Frau herangewachsen, doch habe ich trotz des Make-ups ihre violetten Blutergüsse gesehen sowie ihre dunklen Augenringe.
Ich habe noch nie so eine Wut gefühlt, wie an diesem Tag als ich gesehen habe, wie ihr Vater mit ihr umgeht. Ein solcher Hass floss durch meine Adern, dass ich meine Fingernägel so tief in meine Handflächen gerammt habe, sodass sie angefangen haben stark zu bluten.
Schon damals ist mir aufgefallen das sie Angst vor ihrem Vater hat, allerdings wusste ich nie warum, da er sich bei unserem Dasein wie ein liebenswerter Vater benommen hat und das—
„Regulus? Dann rede bitte auch und starre nicht Löcher in die Luft", höre ich meine Mutter energisch seufzen und vorsichtig berührt sie meine Schulter.
Ich zucke zusammen und weiche einen Schritt zurück. Benommen schüttle ich meinen Kopf und befeuchte einmal meine Lippen, bevor ich ansetzte zu sprechen und den Gedanken an Mariella verdränge.
„Der dunkle Lord hat einen neuen Auftrag für mich. Durch diesen sehe ich nun, was für eine reine schwarze Seele er hat. Der Herr will seine Seele sechsmal spalten..".
„Horcrux..", murmelt mein Vater geschockt und dreht sich um. Meine Mutter will meinen Vater zu Beruhigung eine Hand auf die Schulter legen, doch kommt er schon rasend vor Wut auf mich zu und packt mich am Kragen.
„Und was hast du damit zu tun?!", spuckt er mir schon fast abwertend ins Gesicht. Ich beobachte wie eine Flamme in seinen Augen aufgeht und er sich zurückhalten muss nicht die Kontrolle zu verlieren.
Ich sage doch, wie Ernesto.
„Ich soll einen Horcrux verstecken", knurre ich und schubse ihn von mir weg. Ich richte meinen Kragen und lasse meinen Kopf nach rechts und links knacken. Mein Vater rappelt sich auf und richtet seinen Zauberstab auf mich.
„So wie du geworden bist, machst du es wahrscheinlich auch noch", faucht er wütend, so wütend, dass er bereits zu zittern anfängt und seine Muskeln sich stark verkrampfen.
Ich kann sehen, dass er einen Zauber auf der Zunge liegen hat, doch komme ich ihm zu vor und entwaffne ihn.
Mein Blick wandert zu meiner Mutter, diese stützt sich an einer Kommode ab und versucht nicht zu fallen. Emotionslos beobachte ich ihre Schwäche und warte darauf, bis sie erneut die Fassung verliert.
„Warum erzählst du uns das?", flüstert sie kopfschüttelnd und versucht ein Wimmern zu unterdrücken.
Über die Jahre habe ich gelernt, dass meine Mutter schwach und kraftlos ist, sie besitzt keine starke Macht, egal ob sie es so aussehen lässt oder nicht.
Schwach und Alt.
Sie war nicht immer so, doch als Sirius und ich sie verlassen haben, ist sie zerbrochen. Damals tat mir es leid und ich hatte Angst um ihre Gesundheit, mittlerweile kümmert es mich aber nicht mehr.
Sie hat es auch nie getan.
„Ich will euch damit sagen, dass ihr Recht habt mit dem dunklen Lord. Das soll aber nicht heißen, dass wir ihn aufhalten können", hauche ich und versinke für eine Sekunde in meiner endlosen Schleife, in welcher ich in einer Dunkelheit gefangen bin, woraus mich schon immer nur eine Person befreien kann.
Mariella Serra.
Dieses Mädchen hat bis heute mein Herz für sich gewonnen, obwohl wir nur ein paar Stunden miteinander verbracht haben, doch habe ich mich da zum ersten Mal wohlgefühlt. Auch wenn sie wahrscheinlich nie damit rechnen wird, ausgerechnet jemanden wie mich für sich gewonnen zu haben.
Sie bleibt der Kristall in meiner finsteren Seite, welcher mich erwecken kann. Ihre Schönheit kann einen wahnsinnig machen und ihre versteckte freche Art hat mich früher schon angezogen.
Ich hätte nie gedacht sie irgendwann wieder zusehen, erst recht nicht in dieser düsteren Zeit, doch fühlt sie sich genauso verloren wie ich.
„Bei jedem Respekt, Vater. Ich habe gesagt, dass ich eingesehen habe, dass er dunkel ist, also denke so etwas Absurdes nicht von mir", zische ich aufgebracht und verschwende keinen weiteren Funken Hoffnung daran, Mariella vielleicht wiederzusehen.
Ein langes Schweigen tretet ein und ich kann spüren, wie unwohl sich meine Mutter in Vaters Griffen fühlt. Ich will gerade auf sie zu gehen, sie von ihm weg ziehen und ihr zeigen, dass sie sich bei mir wohlfühlen kann, aber da zersprengt hinter mir plötzlich die Haustür.
Irritiert laufe ich nach hinten und wedle mit meiner Hand vor meinem Gesicht herum. Der Rauch sammelt sich in meiner Lunge und ich höre hinter mir eine Person stark husten.
Ich gehe näher an die Tür und versuche etwas zu erkennen. Plötzlich stellen sich mich zwei große Männer in den Weg, welche ihren Zauberstab nach vorne gerichtet haben.
„Regulus Black ist wieder daheim, war es zu langweilig bei dem dunklen Lord?", flüstert die raue Stimme des Mannes belustigt und schlagartig macht sich ein unangenehmes Gefühl in mir breit.
Mein Magen dreht sich, als ich die Gesichter erkenne und sofort zieht sich alles in mir zusammen.
„Woher wisst ihr, dass ich hier bin?", frage ich den dunklen gekleideten Auror zornig, wobei sein Freund an mir vorbeiläuft und zu meinem Vater geht.
Geschockt öffnet sich mein Mund — sie hätten mich nie gefunden, außer mich hat jemand verraten.
„Du abartiger Hurensohn! Wenn ich dich je irgendwann wieder sehen werde, werde ich dich persönlich in die Hölle befördern!", brülle ich Orion an und will auf ihn zu rennen, doch werde ich da schon von einem Schock-Zauber getroffen.
Laut kracht mein Kopf auf dem Boden und ich spüre, wie ich wegtrete. Meine Beine werden gepackt und mir werden Handfesseln umgelegt.
Ich höre meine Mutter schluchzen, allerdings hasse ich sie genauso - sie hätte etwas dagegen machen können, doch schaut sie lieber zu wie ihr eigener Sohn nach Askaban gebracht wird.
Keuchend drehe ich mich um, spüre wie mein Körper hochgehoben wird und ich weggetragen werde. Meine Gedanken kreisen nur darum, dass ich eines Tages zurückkommen werde und sie dann mit meinen bloßen Händen umbringen werde.
Nun ist die Hoffnung daran Mariella wieder zusehen noch geringer, fast schon ganz weg, wäre da nicht dieser eine Funke, welcher mich selbst jetzt leicht lächeln lässt.
Trotz meines Herzens aus Stein und dieser starken Fassade vor meinen Gefühlen, ist sie die Einzige, die bei mir etwas weckt und dafür werde ich ihr für ewig danken — dafür, dass sie mir beweist nicht ganz gestorben zu sein.
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