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Auslöser

Der angesagte Disney Ausflug findet statt, mit einer unerwarteten Ergänzung zu ihrem Tag.

———

Das stetige Grollen der Maschine erzittert unter Dreams Sohlen. Geparkt unter der hellen Sonne in seiner Einfahrt, spielt er an den Schaltern der Konsole rum, doch die Klimaanlage zeigt keine Gnade. Schweiß zieht sich über seinen Kiefer, berührt von einer warmen Brise als er das Fenster herunterrollt um die Hitze rauszulassen.

"Ich habe irgendetwas vergessen", murmelt er erneut. "Wirklich. Ich weiß, dass ich das habe."

"Warum braucht George so lang?", fragt Sapnap, sinkt tiefer in den Beifahrersitz zurück. Ein weiteres Paar Sonnenbrille ruht auf seinem Nasenrücken, braun getönt; definitiv gestohlen.

Dream seufzt. "Weiß nicht."

"Was hat er gesagt als du meintest, dass wir auf ihn warten?"

"Nur, dass er gleich draußen ist", sagt Dream, richtet die Baseball Cap auf seinem Kopf. Seine Haare sind warm unter dem dunklen Stoff. Er nimmt es George nicht übel, dass er sich so viel Zeit in dem kalten, Kühlschrank gleichen Haus lässt. "Er hat aber etwas abgelenkt gewirkt."

"Glaubst du, er ist nervös?", fragt Sapnap, und Dream nickt. "Warum?"

Dream zuckt nur mit den Schultern und hält eine Hand über die Lüftungsschlitze, um einen kalten Luftzug abzubekommen. "Vielleicht hat es was mit mir zu tun, ich habe ihn was gefragt wegen seiner—"

Das Wort 'Kamera' versagt ihm im Munde. Letzte Nacht, nach vielen Schüsseln Spaghetti und Stunden vom Streamen, hat George nebenbei gesagt, dass er sie heute mitnehmen möchte. Als er sachte an seine Tür geklopft hat, um ihm zu sagen, dass sie bereit zum fahren wären, hat Dream es neugierig noch einmal erwähnt.

Sapnap weiß immer noch nicht, dass sie existiert.

"Seiner was?", drängt Sapnap, der Dreams Zögern sofort bemerkt hatte. "Was hat er?"

Dream hofft, dass er eines Tages ein klügerer Mann sein wird und aufhört, sich in solch unnötige Dilemmas zu bringen. Er wirft einen Seitenblick auf Sapnap, als ob es das besser macht. Ihm seine Frage zu beantworten, würde George womöglich vor jeglichen Situationen retten, die zu Beleidigungen oder zu einem Tag voll von Zanken führen könnte. Vielleicht ist Sapnap vernünftiger als George denkt.

"Sapnap", sagt Dream langsam. "Hey."

Er hebt seine Augenbrauen und richtet sich aufmerksam auf. "Oh okay."

"Ich will, dass du für eine Sekunde mal kurz ernst bist. Ich erzähl dir von etwas, das sehr wichtig für George ist, und du musst mir genau zuhören. Okay?"

"Ähm." Sapnap beäugt ihn misstrauisch, schiebt die Sonnenbrille aus seinem Gesicht. "Klar."

Dream schürzt nachdenklich seine Lippen und fährt dann fort. "Lange Geschichte kurz, George hat eine besondere Kamera, mit der er gerne Fotos macht, und die er gerne mitnehmen möchte—okay. Nein, nein. Wisch dir diesen Ausdruck vom Gesicht." Er schnipst mit seinen Fingern vor Sapnap herum, um sein wachsendes Grinsen zu vertreiben. "Er reagiert empfindlich darauf. Sieh mich an. Sei nett."

"Er macht Fotos?", wiederholt Sapnap amüsiert, sein Atem wird zu einem Lachen.

Dream schlägt mit einer Hand gegen seine Schulter, was seinen Zustand noch verschlimmert. "Hör auf. Hör auf Ideen zu bekommen."

"Dream." Sapnaps Stimme wird ernst. "Komm schon. Das ist extrem lustig, du kannst nicht von mir erwarten—"

Beide halten inne, als sie die Tür zuschlagen hören. Sapnaps Augen suchen seine, Mund geweitet in überwältigtem Stottern, was er sagen soll. Dream stiehlt wütend die Sonnenbrille von seinem Kopf.

"Kein einziges Wort", zischt er drohend, deutet mit den Plastik Bügeln auf Sapnaps Augen. "Ich töte dich. Ich töte dich tot."

Sapnap zieht bei der Ernsthaftigkeit im Klang seiner Stimme eine Grimasse, aber lässt ihn ahnungslos, ob er sich daran hält oder nicht. George kommt auf das Auto zu und Dream wirft ihm ein Lächeln zu, zieht friedlich die Brille zurück auf seinen Kopf.

"Kann es losgehen?", fragt George und rutscht auf die Rückbank.

Der Gurt seiner Kameratasche spannt sich quer über seine Brust und er legt die sperrige Box in seinen Schoß. Schwarzer Stoff und dunkles Leder, vorsichtig in Georges Händen mit einem Versprechen der Zerbrechlichkeit. Sie sieht ohne Zweifel besonders aus. Dream versteht nicht, warum er sie überhaupt mit nach Florida genommen hat.

Er kann auch die Neugierigkeit von Sapnap spüren, und bereitet sich eine Entschuldigung vor, sein Geheimnis verraten zu haben.

"Kommt darauf an George", sagt Sapnap, während Dream nur seinen Atem anhalten kann. "Bist du bereit für den besten Tag deines Lebens?"

Seine Augen sehen ihn erleichtert an. Sein bedrohliches Grinsen ist verschwunden, was bedeuten könnte, dass er bewusst freundlich ist, oder seine Unschuld nur vortäuscht, um sich auf einen späteren Angriff vorzubereiten. Die Zweideutigkeit ist erschreckend ähnlich zu seiner jüngeren Schwester.

"Mit 'bester Tag' wäre ich mir nicht so sicher", antwortet George vage.

Sapnap räuspert sich. "Ich glaube ich habe mich verhört. Sag's nochmal."

Die Gangschaltung brennt in Dreams Griff als er in den Rückwärtsgang schaltet. Er dreht sich um und wird misstrauisch bei dem scharfen Grinsen auf Georges Gesicht.

"Ich habe gesagt", fährt George fort, "dass heute ein schlechter Tag wird."

"Ich komm gleich zu dir nach hinten und erwürge dich."

"Ruhig", sagt Dream scharf, sein Blick zwischen Sapnap und dem Rückspiegel hin- und herspringend. "Kommt schon Leute. Worauf haben wir uns geeinigt?"

Ihr Stream am Vorabend war hektisch gewesen. Obwohl sie darauf Bedacht gewesen sind, nicht ihre Pläne zu verraten und mit berechtigten Ausreden ihre Zuschauer auf eine falsche Fährte zu locken, ist ihr Zanken etwas aus dem Ruder gelaufen. Es war Quackitys Schuld, mit seinen ständigen 'Mickey Mouse Streamer' Witzen, die George viel zu laut lachen ließen.

Als sie wieder ganz alleine waren, hatten die drei lockere Bedingungen aufgestellt, in Hoffnung auf Frieden für den nächsten Tag.

"Kein auf den Sack gehen im Disneyland", gibt Sapnap wieder. "Aber wir sind noch nicht da. Wir sind auf dem Weg."

Dream rollt auf die Straße. Vereinzelte Pfützen vom gestrigen Regen platschen unter seinen Reifen. "Es zählt trotzdem. George?"

"Das, was er gesagt hat."

"George."

"Man, okay gut." George lässt sich dramatisch in seinen Sitz zurückfallen, Lippen in ein leichtes Grinsen zusammengepresst. "Für Disney, oder so."

Dream nickt zufrieden. "Für Disney", betont er, um Sapnap zum Lachen zu bringen.

"Yee fucking haw", sagt dieser.

Disney Musik, die sie auf Twitch gebannt hätte, beginnt von Sapnaps Handy zu spielen, erweckt die Lautsprecher zum Leben. Vorfreude auf ihren Ausflug macht sich zusammen mit der endlich kühlen Luft aus der Klimaanlage breit.

Dream hatte sich noch nie wirklich für Disney begeistern können, oder überhaupt für irgendetwas überfülltes und heißes und klebriges. Aber als er Sapnaps aufgeregtes Grinsen sieht, liegen ihm Worte des Eingeständnis auf der Zunge. Ihn zum ersten Mal auf der Main Street zu sehen, unbeholfene Witze unter der heißen Sonne zu machen, und sich schwören zurückzukommen, wenn sie alt genug sind, um sich Bier zu kaufen—es war der erste Ausflug dorthin, der ihm wirklich Spaß gemacht hat.

Die Worte fühlen sich jetzt schwer aussprechbar an, also legt er nur eine Hand auf Sapnaps Schulter und schüttelt ihn herzlich.

Die Fahrt geht in erstickender Wärme weiter. Bürgersteige sind gesprenkelt vom morgendlichen Nieselregen, und die Straßen sind voll vom üblichen Nachmittags Verkehr. Sapnap ist auf dem Beifahrersitz mit dem Aux Kabel beschäftigt, bei der Gelegenheit ergreift George die Chance, seine eigenen Songs der Warteschlange hinzuzufügen, und Dream eigenes Telefon beginnt zu klingeln.

Er wirft automatisch einen Blick auf George im Rücksitz. "Das ist... komisch."

"Deine Freundin?", spaßt Sapnap.

"Was? Nein, es ist nur—" Dream holt sein surrendes Handy aus seiner Tasche und gibt es Sapnap. "Ich habe nicht stören an. Wer ist es?"

Das Klingeln fährt geduldig fort, und Sapnap macht die Musik aus den Lautsprechern leiser. "Deine Mudda."

"Nein, ich meine wirklich—warte. Wirklich?" Das Auto nähert sich einer Kreuzung und Dream wird langsamer, nickt, als Sapnap ihm das Handy fragend hinhält. Die Lautsprecher knacken, als es an sein Ohr gehalten wird. "Hi Mama, was ist los?"

"Hey Liebling", begrüßt sie. "Wir waren gerade vor deinem Haus, aber du warst nicht da, also wollte ich kurz anrufen. Bist du bald zurück?"

Er blickt in den Rückspiegel und sieht wie ein Auto seiner Stoßstange gefährlich nah kommt.

Am anderen Ende herrscht eine kurze Pause. Ein Hupen ertönt hinter ihm.

"Heute ist der elfte, Clay", sagt sie.

"Der... der—oh." Dreams Augen weiten sich, als das Licht der Ampel zu Grün wird. Er hebt seinen Fuß von der Bremse, sieht abgelenkt von der Uhranzeige auf dem Armaturenbrett zurück auf die Straße. "Scheiße. Ich meine Mist. Ist sie grad bei dir?"

"Ja." Die Stimme seiner jüngeren Schwester tönt durch die Lautsprecher. "Ich kann dich hören."

Dreams Brust wird eng. "Oh Gott. Hey, mir ist das total entfallen, die anderen sind ja jetzt in der Stadt und so. Tut mir wirklich leid."

"Alles gut", sagt sie.

"Ist es nicht. Was—was kann ich jetzt machen?", fragt er. "Was habt ihr vor?"

"Naja, ich muss gleich zur Arbeit, aber ich kann gucken ob—" Er hört wie sie leiser wird, und etwas am anderen Ende der Leitung sagt. "Willst du mit mir mitgehen?"

Der elfte. Er erinnert sich daran, das Datum auf dem Kalender seiner Mutter, gequetscht zwischen seinen eigenen Plänen, gesehen zu haben, und verflucht sich selbst, dass er es vergessen hat.

"Nein nein, sie muss nicht mit dir mit", beeilt er sich. "Wir gehen zu Disney. Und wir—wir haben gerade darüber gesprochen, dass wir aus Versehen mehr Tickets haben, als wir eigentlich brauchen." Er macht eine Geste um den anderen zu signalisieren, sich bemerkbar zu machen, sein Kopf rattert um den Schaden seines Fehler wiedergutzumachen.

"Hi", sagt Sapnap in Richtung seiner Hand.

George lehnt sich nach vorne, steckt seinen Kopf zwischen den beiden Sitzen hervor, sagt "Hallo."

"Will sie mitkommen?", fügt Dream schnell hinzu.

"Oh!" Am anderen Ende hört er Gemurmel, dann erklärt seine Mutter "Das wäre super, sie will auf jeden Fall."

"Bist du wirklich okay damit?", fragt seine Schwester.

"Ja, definitiv", sagt Dream energisch, neben ihm ertönen mehrere 'Ja's. "Wir sind gerade auf dem Weg. Wo seid ihr?"

"Wir mussten tanken, neben dem Einkaufszentrum. Kommst du zu uns?"

Er mustert die Straßenschilder über ihm; sie sind nicht weit weg, und müssten nur einen kleine Umweg nehmen. "Ja. In fünf Minuten etwa. Passt das?"

"Perfekt", sagt seine Mutter fröhlich, der hörbare Stimmungswechsel beruhigt ihn. "Wir sehen uns dann."

"Bis gleich. Tschü-hüß."

Sapnap legt für ihn auf, und Dream beruhigt sich, um den Plan für ihren heutigen Tag umzustrukturieren. Schuld nagt an seiner Brust. Er wirft einen kurzen Blick auf seine Beifahrer, bevor er auf der Straße beschleunigt.

"Okay. Ich habe total vergessen, dass meine Schwester heute zu mir kommen sollte. Meine Mutter hat heute ein wichtiges Ding auf ihrer Arbeit, und hasst, sie alleine zu lassen, also—Gott." Dream legt einen schweren Ellenbogen auf der Mittelkonsole ab, und knetet mit seiner freien Hand sein Kinn. "Ich wusste es. Ich habe doch gesagt, dass ich irgendetwas vergessen habe. Ich hätte nochmal nachgucken sollen, ich bin so ein—"

Georges Fingerknöchel legen sich auf seinen Oberarm. Über der festen Berührung eines Zeigefingers, der unter den Stoff von Dreams Ärmel geht, fährt ein Daumen über seine gebräunte Haut. Die Berührung ist vertraut und schweigsam.

Er entspannt seinen Arm darunter, bevor er spürt, wie George seine Hand zurückzieht.

"Ich nehme an, sie kommt mit, wenn das okay ist", beendet Dream, Augen auf die Straße gerichtet. Sein Oberarm fühlt sich nackt an. Warum hat George das gemacht?

"Super", sagt Sapnap nur, streckt seine Hand aus, um die Musik wieder lauter zu machen. "Clay Junior ist cool."

"Sie mag es nicht, wenn du sie so nennst."

"Lil Sap", versucht er.

"Noch schlimmer."

"Ich treffe deine Schwester?", unterbricht George plötzlich.

Der Kloß in Dreams Hals macht seine Worte trocken, und er schluckt. "Äh, ja. Endlich."

Georges Stimme wird noch leiser. "Und deine Mutter?"

Musik kommt aus den Lautsprechern um sie herum. Sonnenschein fällt auf den Staub auf seinem Armaturenbrett. Er hat eine merkwürdige Erinnerung daran, von seiner Mutter zu einem Arzttermin gefahren worden zu sein, und das Licht, dass durch die Windschutzscheibe kam, beobachtet zu haben. Verzweifelt, die Stille ihrer Fahrt zu durchbrechen, hatte er gesagt: Ich habe letztens einen neuen Freund gemacht, weißt du.

"Ja", wiederholt Dream, atmet vorsichtig die Worte aus. "Wirst du."

-

Der Parkplatz der Tankstelle ist spärlich gefüllt als sie ankommen. Dreams Blick schweift über die Autos, bis er ein Vertrautes sieht, und in der Nähe davon parkt. Die mit Plakaten und bunten Anzeigen übersäten Fenster spiegeln seine Stoßstange wieder.

"Oh, da." Er winkt seiner Schwester zu, die auf dem Beifahrersitz des Autos seiner Mutter wartet. Er runzelt die Stirn als er bemerkt, dass sie alleine ist, und wortlos deutet sie auf das kleine Gebäude. "Ah."

Sapnap duckt seinen Kopf, um Dream anzusehen, als dieser aus dem Auto steigt. "Sollen wir auch raus?"

Dream sieht nervös zwischen ihnen und seiner Schwester, die auf sie zukommt, hin und her. "Ja, klar. Okay."

Er hatte ihr gemeinsames Treffen sich nicht so fehl am Platz vorgestellt, ohne Plan und ohne jegliche Vorwarnung. Es ist nicht so, als hätte George noch nie mit seiner Familie gesprochen, oder seine Schwester unterhalten, als er auf Toilette war, oder Wörter mit seiner Mutter als Zeitvertreib ausgetauscht. Familie und Freunde waren schon lange Synonyme für sie.

Trotzdem weiß George alles, was er je über seine Familie gesagt hat, Jahre des Auseinanderlebens und wieder näher Kommens, die Dinge die ihn verletzt haben und das, was geblieben ist. Das Gegenteil stimmt auch: seine Mutter weiß auch 'alles'. Hier könnte sein Leben unter dem Gewicht der Liebe beider Seiten zusammenbrechen.

Dream steht vor seinem Auto; seine Schwester bleibt auf dem Bürgersteig vor ihnen stehen.

"Hey Arschloch", sagt sie.

"Hi Dummkopf", entschuldigt er sich.

Ihre Augen verengen sich und sie mustert ihn. "Warum Disney?"

Dream macht eine Geste hinter seiner Schulter zu Sapnap, der sich auf der anderen Seite des Autos mit George unterhält. "Wegen diesem Idioten."

Sie grinst anerkennend. Sie gucken dorthin, wo Georges Stimme über das Dach getragen wird, und ihr Gesicht leuchtet auf. "Ist das George?"

Er öffnet seinen Mund um ihr zu antworten, aber wird von seiner Mutter unterbrochen, die durch die Türen der Tankstelle auf sie zukommt. Als sie nah genug ist, reicht sie seiner Schwester eine Tüte gesalzener Pistazien.

"Hier Schatz. Es gab nichts anderes."

"Ist das mein Mittagessen?", fragt sie niedergeschlagen.

Der billige Snack wird Dream gereicht, und er betrachtet es. "Ich habe heute Morgen Sandwiches für uns gemacht. Du kannst einfach meins nehmen."

Seine Mutter wirft ihm einen unbestimmten Blick zu. Er möchte ihr sagen, dass sie sich keine Sorgen machen soll, und hält sich davon ab, Worte zu wiederholen, die schon unzählige Entschuldigungen ruiniert haben. Sie sind sich jetzt näher, er weiß das. Irgendwie, macht es beiläufige Unterhaltungen anstrengender als davor.

"Willst du Slushies?", fragt er an seine Schwester gewandt, zieht sein Portemonnaie heraus um ihr Scheine zu geben. "Zwei große."

Sie nimmt das Geld. "Welcher Geschmack?"

"Weiß nicht. Nimm einfach alle."

Sie lässt ihn mit den Pistazien und dem Gewicht der Stille seiner Mutter zurück. Gedämpfte Maschinen brummen in ihrer Abwesenheit. Der Asphalt riecht nach Benzin.

"Zu viele Disney Tickets also", beginnt seine Mutter endlich.

Dream hebt seine Augenbraue. "Ich habe extra Tickets, falls Markus nicht da ist, wegen deiner Arbeits Sache heute."

"Wie hast..." Sie wird in Gedanken verloren leiser und schüttelt ihren Kopf. "Nochmal, wegen diesem verdammten—"

"Kalender, ja", vollendet Dream grinsend. "Entferne mich aus der Cloud Freigabe, wenn du nicht willst, dass ich neugierig bin." Sein Lächeln verschwindet als schwache Erschöpfung auf ihrem Gesicht zu sehen ist. "Komm schon Mama. Es ist unwahrscheinlich, dass sie nicht sowieso schon von ihm weiß."

"Ich weiß, ich weiß. Heute ist einfach nur... immer zu früh." Seine Mutter seufzt, und Dream lehnt sich zurück gegen seine Autotür. "Danke, dass du sie so kurzzeitig doch noch mitnehmen kannst. Das ist wirklich nett."

"Machst du Witze? Sapnap hat keine Ruhe gegeben darüber, mit ihr etwas zu unternehmen, seit letztem Wochenende", sagt er leicht. "Und, sie rettet mich davor, auf irgendwelche Achterbahnen zu gehen."

"Na dann bin ich ja froh, dass es zu deinen Gunsten ist." Sie reckt ihren Hals um über das Auto zu sehen und räuspert sich, Stimme wird leiser. "Also, soll ich mich vorstellen? Oder warten wir auf dich?"

Er wird zurück in die Realität des Parkplatzes geholt, erinnert sich an die Anwesenheit eines Fremden aus einer anderen Zeitzone, der Meter von ihnen entfernt steht, und sein Gesicht wird heiß. "Achso stimmt. Genau."

Die Tüte mit den Pistazien geht unbeabsichtigt von einer Hand in die anderen, Hülsen rasseln laut gegeneinander. Er räuspert sich in einem schwachen Versuch, seinen angehaltenen Atem zu beruhigen. Sein Mutter legt eine Hand über seine, und seine Finger halten inne.

"Genau", wiederholt er. Als sie sich in die Richtung seiner Freunde drehen, murmelt er noch schnell "Bevor ich euch vorstelle, er, ähm—er braucht seinen Platz. Okay?"

Sie hebt ihre Brauen und formt mit ihrem Mund ein dramatisches 'Okay'.

Sie machen sich auf den Weg zur anderen Seite des Autos. Billiges Plastik liegt zerknittert in seinem Griff, als er versucht ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.

"Hey", sagt er, und zwei Paar Augen richten sich auf ihn. Mit seiner freien Hand macht er eine Geste auf seine Mutter. "Mama, das ist George. George, das ist meine Mutter." George nickt ihr leicht zu. "Und Sap—ihr kennt euch."

Habe ich geatmet als ich das gesagt hab? Er sieht aufmerksam zu, wie sich der Anblick vor ihm entfaltet. Atme ich in diesem Augenblick?

"Natürlich." Seine Mutter zieht Sapnap mit Leichtigkeit in eine Umarmung. "Hi Nicky."

Er tätschelt ihren Rücken, bevor er sich von ihr löst. "Hallo. Wie geht es dir?"

"Oh gut, wirklich gut. Ich bin froh, dass ihr aus dem Haus kommt." Sie dreht sich zu George mit einem sanften Lächeln um. "George, Schatz, schön dich zu sehen. Wie war der Flug?"

George ist schnell dabei, ihre Hand zu schütteln, und Sapnap tauscht einen Blick mit Dream aus. Die Begrüßung ist sehr viel förmlicher als sie vorhin bei ihm beobachtet haben; später werden sie ihn damit noch nerven.

"Es war wunderbar, danke Ihnen", antwortet George in einem wohlerzogenem Ton, den Dream nur hört, wenn er Essen bestellt. Er erinnert sich daran, wie er George am Flughafen umarmt hat, wie er zum ersten Mal sein Lächeln gesehen, und ihm die gleiche Frage gestellt hat.

'Schrecklich', hatte er geantwortet, als ob es für sie bestimmt wäre, nur für sie.

Sich der Unwirklichkeit von Georges Gelassenheit nicht bewusst, nickt seine Mutter freundlich. "Und sie geben gut auf dich Acht, hoffe ich?"

"Ja, natürlich. Es ist super."

"Schön, schon", sagt sie, Stimme in allen Facetten der Ruhe. "Freut mich, zu hören."

Dream sieht ruhelos zwischen ihnen hin und her. Irgendetwas Gelbes beginnt in seiner Brust zu wachsen, drückt gegen seine Rippen, droht ohne Vorwarnung auszubrechen. Er weiß, dass Sapnaps Augen auf ihm liegen.

"Ich habe schon so viel von dir gehört, George. Ich kann nicht fassen, dass wir uns noch nicht gesehen haben."

"Ich auch", sagt George ernst. "Auch wenn ich Ihnen versprochen habe, mich zu entschuldigen, wenn wir uns zum ersten Mal sehen, also: es tut mir wirklich sehr leid."

Sie sieht ihn fragend an. "Oh? Du musst meine Erinnerung wohl etwas auffrischen."

"Ihn so lange wachzuhalten, als ihr anderen alle schlafen wolltet."

Sofort lacht sie bei dem Gedanken daran, und Dream ist gefesselt von ihren weißen Zähnen und dem Schimmer in ihren Augen. Normalerweise konnten andere Menschen sie nicht so leicht zum lachen bringen.

"Da muss ich wohl falsch gelegen haben", sagt sie warm. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Clay die ganze Zeit jemanden angeschrien hat, der so nett ist."

"Mama, er tut nur so", unterbricht Dream, Augen springen zu George. Dieser gibt ein spielerisches Lächeln. "Glaub ihm kein Wort das er sagt."

Sapnap klopft auf Georges Schulter. "Das kann ich bestätigen."

"Versucht ihr, mich schlecht aussehen zu lassen?", fragt George mit gespielter Peinlichkeit, löst Sapnaps Finger von ihm und lässt seine Hand fallen.

Gelächter kommt schon wieder von seiner Mutter, und Dreams Kopf klärt sich bei dem fröhlichen Klang davon. Er fühlt sich leicht, kichert sanft, als er den zurückhaltenden Charme von Georges Lächeln sieht. Den einzigen Hinweis auf seine Nervosität gibt das Verschränken seiner beiden Hände, eine ruhige Hand gepresst auf blasse Knöchel.

Ein Bimmeln tönt von den Türen der Tankstelle und Dream dreht sich um, um seine Schwester durch sie hindurchgehen zu sehen. Die Slushie Becher in ihrer Hand sind monströs.

"George, du bist für eine Weile in der Stadt, oder?", fragt seine Mutter.

Dream sieht scharf zu ihr.

"Jup." George räuspert sich schnell und beginnt von vorne. "Ja. Noch anderthalb Wochen."

"Falls ihr Zeit habt, könnt ihr ja zum Essen vorbeikommen?"

Dream klappt die Kinnlade herunter. "Mama", versucht er, aber ihre kleine Hand legt sich ruhig auf seinen Arm.

"Ihr müsst nicht zusagen, ihr könnt drüber nachdenken und es mir dann sagen." Sie wartet bis er ihr ein zögerliches Nicken schenkt, tätschelt dann seine Schulter.

Sie haben noch noch nicht dran gedacht—Sapnaps unvermeidliche Abreise in drei Tagen, und die Einsamkeit, in die Dream und George sich danach begeben müssen. Wie sollen sie die langen Tage und stillen Nächte unversehrt überstehen? Wo werden sie am Ende stehen? Es löst eine schwache Panik in Dream aus, die er nicht wagt auszusprechen.

"Okay. Seid gut." Sie streicht durch die Haare seiner Schwester als sie bei ihnen ist. "Und du rufst mich an, wenn irgendwas ist, okay?"

"Ja Mama", sagt seine Schwester, und lässt sie machen.

"Ich kann dir später Bescheid geben. Wir wären froh, sie noch nach Hause zu fahren", bietet Dream an. Es ist ein ganzes Stück bis zu dem Haus seiner Familie, aber er ist dazu gewillt, um seine Vergesslichkeit wiedergutzumachen.

"Ich lass es dich wissen." Seine Mutter macht Anstalten ihm ein Kuss auf die Wange zu drücken, und er lehnt sich aus Gewohnheit nach unten um es ihr zu erleichtern. "Habt Spaß."

Sie verabschieden sich, und als sie weg ist, bemerkt Dream seine Freunde, die das Geschehen mit sichtbarer Belustigung verfolgen. Hastig wischt er sich mit dem Handrücken über seine Wange.

"Also ist deine ganze Familie so touchy?", fragt George.

"Meistens", sagt Sapnap

Dreams Schwester reicht ihm einen der Slushies. "Jup."

"Oh, danke." Dream tauscht die Pistazien gegen das Getränk und macht sich nicht die Mühe nach dem Rückgeld zu fragen. Kondenswasser rollt den Becher hinunter und benetzt seine Fingerkuppen.

Der Blick seiner Schwester liegt still auf George. George erwidert den Blick, mit unsicheren Augen hie und da auf Dream und Sapnap.

"Du bist GeorgeNotFound", sagt sie.

"Du bist... Clays Schwester", spaßt er unsicher, und bringt Dream erfolgreich zum Grinsen.

"Ich finde, du solltest mich Nancy nennen."

George blinzelt sie an. "Ich weiß, dass du nicht so heißt." Sie streckt den anderen kalten Slushie in ihrer Hand zu ihm aus und er nimmt ihn vorsichtig entgegen. "Oh okjay. Danke, 'Nancy'."

"Warum habe ich keinen bekommen?", fragt Sapnap.

Sie zuckt mit den Schultern.

Dream nimmt einen Schluck aus seinem Plastik Strohhalm und reicht das Gefäß wortlos zu Sapnap um zu teilen. Das Eis fühlt sich kalt an, als es seinen Hals hinunter fließt, beruhigt die Kohlen in seinem Magen, die bei der Anwesenheit seiner Mutter zu glühen begonnen hatten. Der wirre Mix aus Zucker Geschmäckern könnte ein Fehler gewesen sein.

George gibt den Slushie zurück an seine Schwester. "Schön dich zu treffen."

Dreams Schlüssel klimpern, als er den Bund aus seiner Tasche zieht. Sein Herz weigert sich, sich in seiner Brust zu beruhigen. Zumindest hatten sie jegliche Krisensituation durch diese flüchtige Vorstellung vermieden.

"Ja", hört er seine Schwester sagen als sie sich auf den Weg zum Auto begeben. "Mein Bruder hört nicht auf von dir zu reden."

-

Das Labyrinth des Parkplatzes, Streiten über Wegweiser, Tickets, Auftragen von ordentlich Sonnencreme—Dream findet nicht, dass es einer der glücklichsten Orte der Welt ist. Er steht unter Druck seitdem sie aus dem Auto ausgestiegen sind, und war über seinen Vorrat an alten Mützen und Sonnengläsern hergefallen, um seine 'Identität zu schützen'. Sapnap und seine Schwester haben sich wie immer schnell gegen ihn verbündet, um ihm vom Eingang des Parks zu einer Menge Fahrten zu überreden. Es ist schon ein paar Jahre her, seit er das letzte Mal einen Fuß auf die kurvigen Wege gesetzt hat, wahrscheinlich an der Hand von jemandem, mit dem er heute nicht mehr spricht, und sein Zögern ist offensichtlich.

Länder, an deren Namen er sich nicht mehr erinnern kann, werden mit entschlossener Begeisterung erkundet. Sein Blick schweift zufrieden über die helle Umgebung, zusammen mit anderen müden Eltern wartet er vor einer Schlange. Gelegentlich hört er sich die Klagen von seinen Freunden an, und manchmal begleitet er sie auf Attraktionen, die ihn nicht zu hoch vom Boden heben.

George hat es sich vorgenommen, Dream hier und da Gesellschaft zu leisten. Er lässt sich zurückfallen, wenn die Energie der Anderen zu viel ist, oder verschwindet mit ihnen auf eine Fahrt. Vor einem lauten Fahrgeschäft zögert George kurz, und zieht schließlich den Gurt seiner Kameratasche über seinen Kopf.

"Kannst du das aufbewahren?", fragt er und reicht es vorsichtig Dream.

Dream ist sofort um einiges glücklicher, der Packesel der Gruppe zu sein, und antwortet "Ja natürlich."

Als die drei fertig sind und sich darüber unterhalten, wo es als nächstes hingeht, lehnt sich Dream unter einer Markise zurück, um den kostbaren Schatten zu genießen. Seine Hand ruht beschützerisch auf der Kamera. Er fühlt den Stolz in seiner Brust, als George sie nicht zurückverlangt.

Auch wenn es mit solch einer Beiläufigkeit verworfen wird, das Tragen eines so wertvollen Objekts fühlt sich sehr persönlich an, als ob sie mehr Vertrauen in einander legen, als normale Freunde tun sollten. Aber Sapnap hat Dream auch sein halb aufgegessenes Sandwich halten lassen, also lässt er seine Hoffnungen nicht zu optimistisch sein.

In dem Moment in dem die drehenden Teetassen erwähnt werden, hebt er seine Pilotenbrille von den Augen um sie sich zu reiben. Sein Magen schmerzt nur von dem Gedanken daran, aber er zieht die Karte aus seiner Tasche heraus, um das Geschäft zu lokalisieren.

"Gib uns einfach die Karte", sagt Sapnap.

Dream hält es von seinen gierigen Händen weg. "Hey, hey. Zurück, sonst zerreißt du das."

"Du bist so schlecht als Führer", stimmt seine Schwester zu, und ihr gelingt es, die Karte aus seinen Fingern in einem Moment der Unaufmerksamkeit zu klauen. "George will die Teetassen auch, oder George?"

George löst seine Augen von einem nah gelegenen Brezel Stand, und sieht zurück auf ihre Gruppe. "Äh ja klar."

Dream zieht die Gläser wieder auf seine Nase hinunter. "Du musst nicht allem zustimmen was sie sagen."

"Doch muss er." Die Aufmerksamkeit seiner Schwester ist nach unten gerichtet, als Sapnap sich über die Karte beugt um sie zu mustern. Sie beginnen einen unorganisierten Plan auszuhecken, ohne Gnade für Dreams Seufzen.

George starrt fragend zu ihm auf, unter dem Bucket Hat hervor, den er tragen muss. Seine Wangen sind unter dem Glanz der Sonnencreme rosig.

Süß.

"Du musst nicht", stellt Dream nochmal leise klar, und George zuckt mit den Schultern.

"Es tut mir ja nicht weh."

Plötzlich wird die Karte zwischen sie geschoben. "Dream, guck", sagt Sapnap und deutet auf eine Ecke der bunten Straßen. "Da haben wir uns zum ersten Mal getroffen."

Dream sieht mit einem nostalgischen Grinsen hinunter. "Markier es. Wir können ein Bild von uns dort meiner Mutter schicken, wenn wir zurückgehen."

Er stößt sich von seiner Rückenlehne ab und wühlt in seiner Tasche nach einem Stift, den er Sapnap reicht.

"Ich kann mich noch daran erinnern", sagt seine Schwester.

Sapnap hält die Karte gegen Dreams Rücken und kritzelt mit dem Stift auf der glatten Oberfläche. "Nein kannst du nicht. Da warst du noch nicht mal geboren."

"Was? Doch war ich."

Dream konzentriert sich wieder auf George, während die andern beiden sich in ihr Gezanke vertiefen. Die Gruppe entfernt sich aus dem Schutz des Schattens, zurück zum Fluss der wandernden Touristen, aber George bewegt sich nicht. Dream folgt seinem Blick auf den Essens Stand neben ihnen.

"Willst du eine Brezel?", fragt er.

"Hä? Nee, ich habe nur—" George presst seine Lippen aufeinander und atmet leise aus. "Doch, schon."

Dream tippt liebevoll auf den Rand seines Huts. "Komm."

Er behält die andere Hälfte der Gruppe mit der Karte im Auge, während er vom Händler kauft. Eingewickelt in das berühmte Logo, und das Brot ähnlich verdreht, gibt er George die warme Brezel. Der herzhafte Duft davon hängt in der feuchte Luft zwischen ihnen.

"Danke", murmelt George.

"Kein Problem."

Sie gehen weiter, etwas abseits ihrer Gesellschaft, Schuhe ziehen sich über den gesprenkelten Beton. Georges Kamera baumelt gegen Dreams Hüfte, und er benutzt eine vorsichtige Hand, um sie vor Zusammenstößen mit Passanten zu schützen.

"Also", sagt er. "Wie findest du es bis jetzt?"

George brummt, schluckt einen Bissen des Teigs hinunter. "Es ist groß."

Er lacht. "Stimmt, ist es." Dream hält inne, Augen schweifen träge über die Köpfe der Fremden. "Sag mir Bescheid, falls du irgendetwas von hier mit nach Hause mitnehmen möchtest. Solche Ohren, oder ein T-Shirt, oder ein Tutu—"

"Die Brezel reicht", beschwichtigt George, erstickt sein Lachen mit einem weiteren Bissen.

"Bist du dir sicher? Weil das ist genau das, wofür ich da bin. Um Sachen zu kaufen und für nichts anderes." Dream grinst als er daraufhin ein belustigtes Schnauben erhält. "Ich muss dich gut behandeln. Der Wille meiner Mutter."

"Sapnap scheint sehr froh darüber zu sein", tut George ab.

Dream hakt seinen Daumen in den Gurt seiner Tasche, behält seinen Ellenbogen bei sich, um die schmaleren Schultern neben ihm nicht zu berühren. "Definitiv."

Sie holen ein wenig auf, gehen seiner Schwester nach, und beobachten die Leute, die an ihnen vorbeigehen. Die dunkle Baseball Cap auf seinem Kopf wird durch die pralle Sonne immer wärmer, und auch wenn er ständig dafür geneckt wird, ist er sich sicher, dass sie sein Gesicht gut genug versteckt. Bis jetzt wurden sie schließlich noch nicht erkannt.

"Sie ist wirklich nett, deine Mutter", sagt George plötzlich.

"Ja." Ein Stück der Brezel wird abgerissen, und Dream nimmt es dankbar entgegen. "Sie schien froh dich endlich kennenzulernen."

George dreht schnell seinen Kopf zu ihm. "Wirklich?"

Er unterdrückt ein aufkeimendes Grinsen als er kaut. "Mhm."

"Ah." George beginnt vor ihm auf- und abzugehen, die Brezel an seine Brust gepresst. "Deine Familie weiß anscheinend viel über mich, Dream."

Die Bedrohung der rotierenden Teetassen ist sehr viel weniger schwindelerregend als das hier. Der beklemmende Moment verknotet die Nerven in Dreams Brust, hinterlässt sein Gehirn in einer Unordnung mit den Gedanken an Georges Handlungen.

"Wenn ich mich recht erinnere, weiß deine auch viel über mich." Seine Stimme trieft vor Zuversicht, der George entweder zustimmt oder ablehnt. "Stimmt doch, oder?"

Sein Herz hüpft hilflos herum, als George ein Lächeln über seine Schulter wirft. "Stimmt."

Dreams Aufmerksamkeit richtet sich auf die Unterschiedlichkeit ihrer Schritte, als George langsamer wird um wieder neben ihm zu laufen. Seine Schuhe sind sauber wie immer, aber nur halb die Größe von Dreams. Er kämpft gegen den Drang zu lächeln an, als er es weiter betrachtet.

"Sollen wir ihr Angebot annehmen?", fragt George.

Dreams Augen schnellen unter den dunklen Gläsern seiner Brille nach oben. Sein Blick ist auf Sapnaps Rücken gerichtet, der recht uninteressant ist, abgesehen von dem Hoodie, den er aus Sturheit mitgenommen hat, jetzt aber um seine Hüfte gebunden ist.

Er mag, wie George 'wir' sagt. Wenn er nicht aufpasst, könnte er süchtig nach diesem Gefühl werden.

"Wegen dem Essen?", fragt er ziellos, wischt sich den dünnen Schweißfilm vom Nacken. "Wie du willst."

"Findest du es unhöflich von mir, dass ich nicht direkt Ja gesagt habe?", fragt George, und lässt in Dreams Brust eine Wärme entstehen.

"Nein, George."

Nach einem Moment murmelt George "Ich habe noch eine Frage."

"Was ist deine andere Frage?"

"Hast du, ähm, sie gebeten, mich nicht zu umarmen oder so?"

Dream senkt seinen Kopf ein wenig, um George über seine Brille hinweg anzusehen. "Wolltest du, dass sie dich umarmt?" Er hält inne, und löst abwesend seine dunklen Augen. "Wenn ich ihr es nicht gesagt hätte, hätte sie dich schon umarmt. Du musst dir keine Sorgen machen."

"Ich mache mir keine—", stößt George aus, und beißt kläglich von seiner Brezel ab. Gedämpft fährt er fort. "Ich will einfach nur, dass die Menschen aus deinem Leben mich mögen, das ist alles."

Das Geständnis entfacht wieder die Wärme in ihm, und ein Lächeln fängt bei dem plötzlichen Sauerstoff zu leuchten an. Spielerisch stößt er gegen Georges Arm, lässt seine Schultern erzittern. "Sapnap mag dich. Meine Schwester mag dich."

George revanchiert sich mit einem Stoß zurück. "Du weißt, wovon ich spreche."

"Von wem, Patches?", ärgert er ihn. "Von ihr hast du sowieso schon die Bestätigung."

"Hör auf dumm zu sein. Mit deiner Mutter ist es einfach anders."

Dreams muss bei seinem leichten Akzent lächeln. "Warum? Es ist ja nicht so, als wärst du mein—"

Die Worte hallen in seinen Ohren wider, treffen auf Stille. Seine Lippen sind zusammengepresst, halten seinen Atem gefangen, versuchen, es hinunter zu schlucken.

Fester Freund.

Er spürt, wie George sich neben ihm verspannt. Vom angehaltenen Atem bis zur Reglosigkeit seiner Hände. Dream weiß, dass George das geisterhafte Wort fallen gehört hat. Er wagt es nicht, seinen Kopf zu drehen.

"Ich... weiß das", sagt George knapp. "Ich weiß."

Seine Seitenblicke stechen auf Dreams Haut, versetzt ihn in Stille. Der Horror des Freizeitparks tönt in Dreams Ohren mit einem schwindelerregenden Summen.

"Ich weiß", wiederholt George.

"Tut mir leid, das hat sich komisch angehört." Dream möchte sich bei dem Klang seiner Stimme ohrfeigen; wie es unbeantwortet in der Luft hängt. Er nimmt seine Sonnenbrille ab, um ihn mit unversperrtem Blick anzusehen. "George—"

"Nein, lass—" George vermeidet krampfhaft seine Augen. "Lass uns nicht. Nicht heute. Okay?"

Ein Kloß aus Angst und Reue setzt sich in Dreams Hals fest. Seine Sicht wird von den vielen bunten Logos, aufmunternden Werbesprüchen, und Karikaturen geblendet, alle wiederholen eine Nachricht, die ihn verhöhnt. Er hat versprochen den Frieden und die Harmonie dieses Ortes zu bewahren, und mit den Stunden des Laufens und Fahrens die noch vor ihnen liegen weiß er, dass er es nicht brechen kann.

"... Okay", sagt er.

George versucht ihm ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, aber Dream bemerkt, wie es seine Augen nicht erreicht.

-

Die Teetassen machen alles noch schlimmer. Dream hätte mit der puren Gewalt rechnen sollen, als seine Schwester und Sapnap das Lenkrad in die Finger bekommen, aber sein Glaube an ihr Wohlwollen ist sein Untergang. Sie lachen über sein Elend. Er droht krank zu werden. All sein Flehen gehen in ihrem endlosen Kichern verloren, und sein Gehirn nimmt Schaden, während es sich weiter dreht.

Irgendwo inmitten dieser Tortur, machen ihr Gelächter und ihr Lächeln es wert. Er lehnt ab, sie ein weiteres Mal zu begleiten, oder generell auf eine weitere Fahrt, und konzentriert sich stattdessen darauf, sich von seinem Schwindel zu erholen.

Auf ihrem Weg zu ihrem nächsten Ziel, stößt George wieder zu ihm. Dream bleibt in seiner Überraschung unbequem still, während eine milde Brise über sie streift. Der Geruch von Wasser und süßem Essen liegt darin.

"Also." George dreht seine Wangen, sieht zu Dream auf und fragt "Wie ist es bis jetzt?"

Dream sieht schüchtern in seine Augen. Er hat zugesehen, wie George mit seiner Schwester interagiert hat, und Witze mit Sapnap gemacht hat, aber ihn ihre Auseinandersetzung so abtun zu sehen, ist angsteinflößender als gedacht.

Trotzdem sieht George ihn an, einladend und echt, während er wartet. Dream formt seine Lippen zu einem dankbaren Lächeln.

"Ich glaube, das bringt mich noch um", gibt er zu.

"Hm." George zieht scherzhaft seine Brauen zusammen. "Wäre es so schlimm, auf diese Weise zu sterben?"

Dream seufzt. "Wenn wir doch nur beim—"

"Epcot Ball wären, wir haben's kapiert", unterbricht George und kichert sanft. "Warum sagst du das die ganze Zeit? Was findest du überhaupt so gut daran?"

Dream dreht sich zu ihm um. "Die Geschichte, George. Die Kultur. Denk doch mal an all die schönen Fotos die man dort machen könnte."

George schnaubt. "Du bist so komisch. Du redest mehr über meine Kamera als ich."

"Naja, sie hängt schon den ganzen Tag um meinen Hals", sagt Dream und sieht zu, wie Georges Gesicht ein wenig fällt. "Was total okay ist, mehr als nur okay. Wirklich, ich—ich mag es, sie zu tragen. Ich fühl mich wichtig dabei."

Seine Ehrlichkeit beschert ihm ein Lachen. Dream zwingt seine Augen sich von George zu lösen, als sein Gesicht warm wird.

"Ich frage mich", drängt Dream neugierig, "warum du die Kamera mitgebracht hast, wenn du sie kaum angerührt hast?" Er sieht Sapnap und seine Schwester an einem Stand auf dem Gehweg stehen, redend und auf Stofftiere an der Wand zeigend. Als George seinen Mund öffnet, unterbricht er ihn plötzlich. "Weißt du was, merk dir deinen Gedanken. Bin gleich wieder da."

Dream dreht seinen Rucksack von seinem Rücken nach vorne auf seine Brust und zieht sein Portemonnaie hervor, während er auf sie zugeht. Er lächelt dem Verkäufer hinter dem Tresen höflich zu.

"Hi!", sagt er glücklich. "Kann ich das da, und das daneben haben, bitte?"

Sapnap dreht sich sofort zu ihm, um ihn anzugucken. "Dream—"

"Dankeschön." Dream gibt dem Angestellten seine Karte, während der andere das ausgewählte Merchandise runternimmt. Er hat die Tiere in seinem Griff, und gibt sie sofort an Sapnap weiter, bevor er zu Wort kommen kann.

"Alter", sagt Sapnap schließlich, Arm voll von Geschenken.

Seine Schwester nimmt widerwillig das, das sie sich bereits angesehen hat. "Es ist besser, wenn du ihn einfach machen lässt", murmelt sie, aber kann sich Grinsen nicht ganz unterdrücken. "Danke Clay."

Dream nickt, während er sein Portemonnaie in seine Tasche steckt, und geht zurück zu George, der sich währenddessen nicht vom Fleck gerührt hat.

"Tut mir leid. Worüber haben wir—deine Kamera, oder?", fragt er. "Warum hast du sie mitgenommen?"

George begutachtet ihn, leise, und er fühlt ein nervöses Flackern in seiner Brust. "Nur für alle Fälle", sagt George sanft.

Ein fragendes Lächeln bildet sich auf Dreams Gesicht. "Im Fall von was?"

"Weiß ich noch nicht."

Georges Augen liegen auf ihm und machen keine Anstalten sich von ihm zu lösen. Es erfüllt Dream mit einem Schwall aus verwirrtem Adrenalin. Müsste er nicht wütender sein, Dreams Arm nicht den seinen streifen lassen, sich von ihm entfernen und abweisender, kälter sprechen, als er es gerade tut?

"Ich glaube du bist die rätselhafteste Person die ich je getroffen habe", gesteht Dream.

George sieht ihn mit einem leichten Grinsen an. "Ist das eine gute oder schlechte Sache?"

"Gut", fügt er schnell hinzu. Eine stille Pause hängt zwischen ihnen in der Luft und er sagt nachdrücklich "Immer gut."

"Immer ist ein großes Wort", sagt George.

Dream lächelt. "Ich bin ein Mann großer Worte."

Das Augenrollen das Dream erhält, lässt sein Herz flattern. Was ist das?, möchte er fragen. Ist das alt, oder neu?

Steine, getaucht in Orangetöne, tauchen vor ihnen auf, während sie ihren Weg weiter fortsetzen, lieblich redend oder überhaupt kein Wort verlierend. Der Klang von Georges Stimme, die synchron zu seiner zu- und abnimmt, so nahtlos, dass es Dreams Herz schneller schlagen lässt. Seine Schwester lässt sich zwischen sie zurückfallen, hakt sich in Dreams Ellenbogen ein, aber George bezieht sie problemlos in ihre Konversation ein. Er erzählt ihr Geschichten und stellt Fragen, als ob er sie schon immer kennen würde, und schon immer dagewesen ist.

Dreams Abneigung für Disney löst sich auf, langsam, in den Tiefen seines Herzens.

Seine Schwester lässt sie wieder hinter sich, als ein hoher Berg in Sicht kommt, gesäumt von Schienen und überfüllten Schlangen, die auf die nasse Fahrt warten. Am Fuße steht sie neben Sapnap, und sie schlagen die Fäuste ihrer Plüschtiere gegeneinander. Dream hat ihnen zwei zusammenpassende Paare des Geschöpfes 'Stitch' gekauft, eins blau, das andere pink.

Er öffnet seinen Mund um George darauf hinzuweisen, aber wird zum Schweigen gebracht, bevor er ein Wort sagen kann. Stirnrunzelnd versucht er es erneut. "Was—"

"Sei ruhig", beeilt sich George, und starrt nach dort, wo die beiden ein paar Meter entfernt stehen. Seine Hände schließen sich rasch um Dreams Handgelenk, Knöchel streifen seinen verkrampften Bauch, und lassen eine achtlose Spur aus brennenden Nerven zurück.

Er öffnet den Reißverschluss der Tasche, die um Dreams Hüfte hängt.

Dreams Lippen spalten sich, als die glatte Kamera zum Vorschein kommt. Er sieht, wie Georges flinke Finger über die Knöpfe fliegen, seine Bewegungen geübt und anmutig, während er den Deckel der Linse abnimmt.

Seine dunklen Brauen sind zusammengezogen. Das Grollen der Achterbahn schwillt um sie herum an, begleitet von aufgeregten Schreien und dem Geräusch von Sapnap, der glücklich jubelt.

Der Auslöser von Georges Kamera schneidet klar durch den Lärm.

Dream sieht dorthin, worauf die Kamera gerichtet wurde, und sieht seine Schwester und Sapnap, nass von dem Wasser der Achterbahn. Sie lachen, Klamotten besprenkelt mit dunklen Flecken, schütteln die Wassertropfen von ihren Schuhen und baden in der Magie, die sie umgibt.

"Oh", sagt Dream. Er dreht sich zurück zu George, der sofort den Bildschirm der Kamera verdeckt. "Was, ich darf es nicht einmal sehen?"

Georges Augen bilden Fältchen als er lächelt. "Nein."

In seinen Händen, strahlt die schimmernde Box heimlichtuerisch gegen seine Brust. George verschließt die Linse wieder mit bedachten Fingern; Dream sieht warm zu ihm hinunter.

"Komm schon", murmelt er. "Lass mich sehen."

"Nein."

Dream sieht ihn schief an. George ahmt ihn nach, und er fühlt sich überrascht, wie lebhaft er heute ist.

"Du musst mir die Kamera wiedergeben, weißt du", versucht er. "Ich habe die Tasche und so."

Georges blasser Kiefer neigt sich trotzig nach oben, und Dream lässt seine Augen offen über seine Gesichtszüge schweifen. Der Schatten seines Bucket Hats fällt auf seine Nase. Über einem mit leichten Bartstoppeln übersätem Kinn, ist sein weicher Mund spielerisch zu einem Lächeln geformt.

"Was wenn ich sie einfach die ganze Zeit festhalte?", erwidert George. "Was dann?"

Dream traut sich, eine Hand nach Georges Nacken auszustrecken und den Gurt der Kamera neu zu richten. Georges Augen folgen jedem Zentimeter seiner Bewegung, während Dream den Stoff über seinen Schlüsselbeinen glatt streicht.

"Ich könnte sie von dir stehlen", behauptet Dream.

George schüttelt seine Finger mit seinem Handrücken ab. "Wirst du nicht."

"Werde ich nicht."

Fußschritte bringen ihn schließlich dazu, seine Augen von George abzuwenden, und er wird von der nassen Umarmung seiner kichernden Schwester begrüßt. Er heißt den Wechsel von Temperaturen mehr als nur willkommen.

"Wir müssen weiter", sagt sie gedämpft an seiner Brust.

Er streicht ihr feuchtes Haar zurück und mustert die dunkle Spur, die es zurücklässt. "Ihr seid herzlich eingeladen. Ich habe Handtücher im Auto."

"Nein", sagt sie, als Sapnap an ihrer Seite auftaucht. "Wir müssen weiter. Wir alle. Auch ihr."

Dream lacht kurz auf. "Lustig. Komikerin."

"Dream", fleht Sapnap. "Nur dieses eine Mal, komm schon."

"'Nur dieses eine Mal'?", wiederholt er, Augen springen von ihrem Grinsen zu dem steilen Fall der Achterbahn hinter ihnen. "Was ist mit den Teetassen? Oder dem Piraten Ding? Oder dem Teppich—"

"Die sind schwach. Klitzeklein. Die zählen nicht."

"Genau", sagt er gedehnt und schüttelt seinen Kopf als Sapnap erneut seinen Mund öffnet. "Das ist meine Grenze. Ich kann das nicht machen."

Sein Magen dreht sich um, als er eine weitere Gruppe den Hang hinaufsteigen sieht. Er versteht nicht, wie sie lachen können, während ihre Schreie sich in einer Welle aus weißem Wasser verlieren.

"Aber George hat gesagt, dass er nur geht wenn du gehst", sagt seine Schwester.

Er sieht wie George seine Brauen zusammenzieht. "Habe ich?" Seine Schwester stupst ihn an. "Oh. Ich meine, ja, Nancy, habe ich."

Dream starrt sie fassungslos an.

"Aber muss man..." Georges Stimme wird in einem Versuch aus Geheimhaltung leiser. "Muss man unbedingt nass werden?"

Dream grinst als seine Schwester gereizt ächzt. "So geht das nicht", sagt er, und nimmt das Kuscheltier aus ihrer Hand. "Geht und habt Spaß. Ich passe darauf auf."

Er ignoriert das Schuldgefühl, als die beiden ihn über dramatisiert traurig ansehen, und weigert sich nachzugeben. Er hält die weichen Tiere in seinen Armen, bringt ein Lächeln hervor, als ihr Verlangen danach, dass er mitkommt, nachlässt.

"Es sieht aber nicht so schlimm aus", sinniert George.

Dream schnellt zu ihm herum. Entsetzen erfüllt ihn, als er sieht wie George die Fahrt mit leichter Abschätzung mustert.

"Nein", krächzt er.

George lächelt als er ihn wieder ansieht. "Sieht aus, als ob es Spaß machen würde."

"Macht es", bestätigt Sapnap schnell. "Sehr viel Spaß, ist es total wert."

Die drei sehen Dream an. Seine Augen weiten sich, als er von Gesicht zu Gesicht springt, und das leise Gefühl bekommt, dass er die letzten Momente seines Lebens noch genießen sollte. George begegnet seiner wachsenden Panik mit einem entschuldigendem Blick.

"Wir sollten es versuchen", sagt er, mit genug Neugierde, die Dreams Gesicht zum Fallen bringt. George hätte nur "Du kommst mit" flüstern zu brauchen, und es hätte genauso gut funktioniert.

"Tu mir das nicht an", warnt Dream. "Bitte, George."

"Hör ihn dir an", sagt seine Schwester während Sapnap zu Lachen beginnt.

"Hört auf ihn so gegen mich zu richten", verlangt Dream. "Hört auf euch alle gegen mich zu richten. Sonst gehen wir sofort, wenn ihr nicht—"

"Hast du noch immer Angst vor Höhen?", fragt George plötzlich.

Dream verengt seine Augen. "Habe... ich."

"Es ist nur dieser eine Abhang, Dream", sagt er. "Nur dieses eine Mal, und dann wars das. Oder?"

George macht einen Schritt auf ihn zu. Dream lehnt sich zurück. Er weiß nicht, was er so einschüchternd an einem Trio aus kurzen Störenfrieden findet, die er wie Bowling Kegel mit nur einem Stoß zu Fall bringen könnte.

Dreams Stimme ist ruhig. "Du verstehst es nicht."

"Warum nicht?", fragt George, als ob sie alleine in einem leeren Freizeitpark wären, stehend und wartend auf Regen.

Dream atmet aus. "Angenommen, ich komme mit. Es ist nur eine Abfahrt für euch, aber Ich werde dort sitzen und die Angst meines Lebens haben. Ich könnte ohnmächtig werden. Und wenn der Fall kommt, werde ich ein weiteres Mal ohnmächtig." Seine Stimme ist angespannt. "Vielleicht fange ich an zu heulen. Hört sich das nach Spaß an? Ihr wollt wirklich zusehen, wie ich wieder zu einem Baby werde?"

Er hört seine Schwester kichern, aber Georges Blick wird ohne Vorwarnung weich. "Ich glaube nicht, dass das passieren wird", sagt er.

"Hör auf mich so anzusehen", kriegt Dream heraus. "Vergiss es. Nichts in der Welt kann mich dazu bringen, auf dieses Teil da zu gehen."

Ein gespanntes Schweigen legt sich über sie. Seine Atmung kommt langsam von den flachen Atemzügen herunter, denen er sich nicht einmal bewusst war, und trifft auf Georges dunklen Blick.

"Was, wenn ich dir einen Deal mache?", fragt er zögerlich.

Dream sieht die anderen beiden an, dann wieder hinunter. "Einen Deal?"

George greift nach oben und zieht Dream Kopf mit seiner Hand in seinem Nacken nach unten. Sein Körper beugt sich nach vorne, bevor er die sich schließende Distanz begreifen kann. Augen geweitet, Knöchel gegen Georges Brustbein gedrückt, fühlt er dessen Atem warm an seinem Ohr.

Leise schlägt George vor "Was wenn ich dir das Foto zeige, das ich vorhin gemacht habe?"

Die Luft aus Dreams Lungen strömt mit einem Mal heraus, gleitet über Georges Schultern. "Wa—was?"

"Komm mit uns mit", flüstert er, "und ich zeig dir die Kamera."

Die Nerven in seinem Nacken brennen mit jeder Sekunde mehr, in der Georges Finger gegen sie gepresst sind. Dreams Blick schwebt argwöhnisch zu seiner Schwester, deren Aufmerksamkeit schnell von Sapnap wo anders hin gelenkt wird. Er konzentriert sich wieder auf George, widersteht dem Drang, ihn bei der Taille zu sich zu ziehen.

"Du machst Witze", murmelt Dream, als George sich von ihm löst. "Warum für diese—diese dumme Fahrt?"

George geht einen Schritt zurück und zieht den Kameragurt über seinen Kopf. Er legt sie wieder in die Tasche, während er bedacht spricht.

"Ich möchte das Beste aus meiner Zeit hier machen", sagt er, hält dann inne. "Das Meiste meiner Zeit mit... mit dir. Wenn das bedeutet, dich dazu zu überreden, dann—" Seine Augen heben sich um ihn anzusehen, und er blinzelt. "Dann werde ich alles in meiner Macht stehende versuchen."

"Du zeigst mir das Foto", sagt Dream flach. Sein Herz schlägt ihm bis zum Hals.

"Werde ich."

Er schüttelt seinen Kopf, als George lächelt. "Ich glaube dir nicht. Ich gehe nicht auf diese Ding, nur um ein—ein canon life zu verlieren, nur damit du mich auslachen kannst und es mir nicht zeigst." Seine Stimme wird leise. "Was, wenn du lügst?"

Als ob die Einfachheit genug wäre, um jegliche Spur der Angst zwischen ihn zunichte zu machen, murmelt George "Vertrau mir."

Dreams Gedanken hallen mit Erinnerungen an weiche Worte am Ende einer Telefonleitung wider, leichte Finger, die durch seine Haare fahren, das Gefühl, in einen stetigen Nieselregen hinaufzustarren.

Vertrauen.

Der Lärm des Freizeitparks um ihn herum verklingt, als er realisiert, was Georges Angebot bedeutet. Er denkt daran, wie George seine Kamera hält, beschützerisch, über seinem Herzen. Ein verletzbarer Austausch von einem Foto gegen Angst wird sie beide aufspalten. Wie kann Dream da Nein sagen?

"Ich hasse dich so so sehr", sagt Dream mit heiserer Stimme.

Der nervöse Knoten in seinem Bauch verschwindet, als George ihm ein Lächeln schenkt. "Ist mir recht."

Beim Zeichen des Erfolgs nimmt Sapnap sie bei den Ellenbogen und zieht sie zur Achterbahn.

-

Tatsächlich werden Dream zwei Fotos zum Preis von einem gezeigt.

Das erste kann er kaum verarbeiten, mit seiner Kehle rau vom Schreien und Händen zitternd, während sie zu der nächstgelegenen Bank stolpern. Sapnap hält ihnen ein Foto, geschossen in der Mitte der Fahrt, unter die Nase, und tätschelt seinen Rücken. Gesteckt in einen langen Sarg, hinauf in ihren Untergang, macht das Foto das Grinsen seiner Schwester und Sapnaps unsterblich.

Dream sieht sich selbst an.

Er weiß, dass er wie ein Wahnsinniger gebrabbelt hat, neben George und außer sich vor Panik, bis zu dem Fall, der das Leben aus ihm gepresst hatte. Er tropft immer noch vor Wasser und Schweiß von den Folgen der Fahrt. Was er nicht gewusst hatte war, dass er sein Gesicht in Georges Schulter vergraben und ihre Finger mit ängstlichem Griff verschränkt hat, während Georges freie Hand zur Beruhigung auf seinem kopf lag.

Es ist das erste Foto, das von ihnen beiden existiert, und es sieht so aus?

Dream versucht einen Sinn daraus zu ziehen, während er sich erholt. Georges Aufmerksamkeit für seine Angst ist nichts Neues. Er muss wohl zu überrascht gewesen sein um Dream abzuschütteln, und hat ihn sich während der Fahrt in seine Hand krallen lassen, auch wenn er sich unwohl gefühlt haben musste. Trotzdem macht Georges Grinsen Dream Hoffnung. Er schluckt, und spürt die übliche Schuld nicht, die sonst immer danach kommt.

Kopf in Flammen bittet er George, das zweite Foto zu sehen.

"Du siehst aus, als wärst du krank", zögert George hinaus. "Warte, bis du wieder geradeaus sehen kannst."

Nach zwanzig Minuten Laufen in feuchten Klamotten, und weiteren fünf zusammengesunken auf einer Bank, wird Dream endlich die Kamera gezeigt. Seine Schwester und Sapnap sind zu dem glanzvollen Space Mountain gegangen, und George hat dankend abgelehnt. Der Tag nähert sich dem Ende zu, die Sonne senkt sich mit ähnlicher Erschöpfung.

"Wie geht es dir?", fragt George als er sich vorsichtig neben ihn setzt.

Violette und blaue Lichter tanzen in ihrer Umgebung. Familien gehen an ihnen mit gemurmelten Plänen eines Feuerwerks vorbei. Dreams Bank ist zu einem Ort des Eingeständnis geworden, gemacht aus grünem Draht.

"Ich habe Kopfschmerzen", murmelt er.

Eine Stille bricht über sie herein. George holt leise seine Kamera aus der Tasche und wechselt zu der Galerie seiner Fotos.

"Wir hatten einen Deal", sagt er zögerlich, hält sie Dream hin. "Es wird besser aussehen, wenn ich ein paar Dinge zurecht bearbeite, ich weiß, dass das Licht nicht das Beste ist, und dass ich den Fokus besser einstellen sollte, tut mir leid, wenn es nicht—"

Dreams schwirrende Gedanken werden zu einer sanften Flaute als er sich das Bild ansieht. "George."

"Ja?"

Seine Augen gehen über jeden Zentimeter des eingefangenen Moments. Sapnap und seine Schwester am Rand der gleichen Achterbahn, die ihn fast getötet hat, trotzdem werden sie von einer Fontäne fallenden, glitzernden Wassers besprüht. Ihr Lächeln ist so lebhaft auf ihren Gesichtern, dass er beinahe ihr Gelächter hören kann. Die Plüschtiere, die er ihnen gekauft hat, sind entweder beschützerisch an ihre Brust gepresst, oder mitten in der Luft, um die nahende Welle abzublocken.

Sie schwimmen im Glück. Wenn Dream es nicht besser wissen würde, würde er sie für Familie halten.

Langsam, Brust schwer mit Gefühlen die er nicht benennen kann, sieht er auf. "Du solltest dich nicht für etwas entschuldigen, bevor du mir etwas zeigst, was dir wichtig ist. Das ist unglaublich."

George Augen sind weit bei dem Lob, holen Dreams Erinnerung an den Whirpool hervor. Er muss lächeln.

"Ich war direkt neben dir, und habe keine Sekunde davon mitbekommen." Dream schnauft in Erstaunen. "Ich meine, woher wusstest du, wann der genaue Zeitpunkt war? Ich habe ihn verpasst, aber du—du hast ihn eingefangen. Für immer."

"Es ist nur ein Bild", tut George ab.

Dream lächelt. "Schwachsinn. Das ist tausend Fahrten mit diesem Albtraum wert."

"Wirklich?"

"Ja, wirklich", sagt Dream, Stimme voll Bewunderung.

Er sieht zu, wie die Kamera stumm eingepackt wird. George dreht unbewusst sein Handgelenk, legt seine Finger in seine Hand und spannt sie an, als würde er einen versteckten Schmerz zurück halten. Dream denkt an das andere Foto, das in seinem Rucksack verstaut ist, und auch wenn er sich an nicht mehr als das Gefühl einer kleinen Hand in seiner erinnern kann, runzelt er die Stirn.

"Habe ich dir wehgetan?", fragt er leise.

"Was?" George hört auf seine Finger zu dehnen und sieht ihn an. "Als du meine—nein. Mir geht's gut."

Seine Augen schweifen unsicher über dünne Knöchel. "Aber du würdest es mich wissen lassen, oder?"

"Ich..." George atmet aus. "Es hat am Anfang ein bisschen wehgetan." Als er sieht, wie bleich Dream wird, fügt er schnell hinzu "Es war sofort weg. Oh mein Gott, was machst—hör auf, ich brauche kein Schmerzmittel. Ich sag dir doch, mir geht's gut."

"Bist du dir sicher?", drängt Dream und lässt die Packung wieder in die Tasche gleiten. George wirft ihm einen Blick zu. "Okay, okay. Tut mir leid."

Seine Finger zucken nervös auf dem Platz zwischen ihnen. In der Stille wächst sein Gedanke, dass, wenn er es nur versuchen würde, vielleicht würde George ihn dann seine Hand nach unsichtbaren Wunden absuchen lassen. Dream zieht seine Hände in den Schoß, um Kontrolle zu bewahren.

"Warte, George, es tut mir leid", hört er sich selbst sagen und hält einen Moment inne, um seine Gedanken aufholen zu lassen. "Was ich vorhin gesagt habe. Oder nicht gesagt habe. Ich weiß, dass du es wahrscheinlich nicht hören willst, weil wir uns am 'Disney Tag' nicht streiten sollen, aber... Es war dumm von mir, Witze darüber zu machen. Es tut mir leid."

Ohne zu zögern sagt George "Ist schon okay."

Dream öffnet seine Lippen. Zentimeter entfernt auf einer unangenehmen Bank, betäubt nach einem Tag seltsamer Konversationen und schüchternen Lächeln, versteht er George noch immer nicht.

Er versucht und scheitert, sich durch Georges Annahme seiner Entschuldigung befriedigt zu fühlen.

"Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, wieso du nicht wütender auf mich bist", sagt er.

"Ich bin daran gewöhnt."

Dream schnell zu ihm herum. "Was?"

George sieht ihn schließlich an, Augen gefangen in milder Überraschung als er wiederholt "Ich—ich meine, du sagst schon eine ganze Weile solche Sachen zu mir, Dream." Seine Stimme wird leiser. "Also bin ich daran gewöhnt."

Die müde Gleichgültigkeit seiner Worte schlägt Dream mitten ins Gesicht. Jahre unerwiderter Sehnsucht haben das George angetan. Auch jetzt, nachdem sie die Gegenseitigkeit anerkannt haben, findet Dream noch immer einen Weg, alte Wunden aufzureißen. Wie oft hat er solche Witze gemacht, die ihm wehgetan haben, ohne dass er es bemerkt hat? Ab welchem Punkt hat George versucht, über ihn hinwegzukommen?

"Scheiße", ist alles, was Dream sagen kann. Sein Atem ist flach; sein Blick fällt auf den Boden.

Er hört wie George neben ihm schnaubt.

Eine lange Pause der Stille legt sich über sie, die sie nicht versuchen zu füllen. Es fühlt sie wie geteilte Erkenntnis an; die Gegenwart ist das einzige, das jetzt zählt. Dreams Familie zu treffen, den Freizeitpark zu erkunden, Ausreden finden, um nah nebeneinander zu stehen oder nach der Hand des Anderen zu greifen.

'Wir' hat George gesagt. Dream möchte nichts lieber, als an diese Möglichkeit zu glauben.

Wir waren den ganzen Tag nebeneinander. Wir haben uns ein Sandwich geteilt, das ich ihm gemacht habe. Dream sieht zu George auf der Bank, Herz schlägt laut und langsam. Am Ende warten wir immer auf diese Weise. Am Telefon, im Whirlpool, in der Küche.

Am Ende landen wir immer hier.

"Kann ich dich etwas fragen?", bittet George und Dream nickt. "Warum hasst du diesen Ort so sehr?"

Als Antwort verlässt ein Seufzen seine Lippen.

George runzelt die Stirn. "Manchmal scheinst du es echt zu mögen. Dann geht es weg, wenn du dich daran erinnerst, wo du gerade bist."

"Ich weiß nicht, wie ich das beantworten soll", sagt Dream. "Ich glaube, ich war noch nie so ein Disney Kind, also spüre ich nicht die ganze Aufregung und so."

"Aber warst du nicht oft hier?"

"Doch. Bevor meine Schwester geboren ist, aber wie gesagt, ich habe mir nicht viel daraus gemacht." Ein Lächeln wächst auf Dreams Gesicht, bevor er sich dagegen wehren kann. "Naja, ich meine, es war schon toll, als ich noch zu klein war, um auf die ganzen großen Attraktionen zu gehen."

"Das ist eine komische Sache, über die man sich freut", findet George.

"Ja, ja", tut er ab. "Ich wurde einfach noch nicht gezwungen Dinge zu machen, die ich nicht wollte. Ich durfte unten mit meiner Mutter warten, Eis essen, während die anderen alles ausprobiert haben." Sein Grinsen wird weich. "Ich... ich erinner mich noch an dieses eine Mal, als meine ältere Schwester sie dazu überredet hat mitzukommen, und mein Vater dann mit mir unten gewartet hat."

George dreht sich zu ihm und Dreams Augen fallen in seinen Schoß.

"Er, äh, er wusste nicht so ganz, was er machen sollte, weißt du?" Dream kichert, Finger auf seinen Oberschenkeln verschränkt. "Wir waren noch nie wirklich eng. Aber... er hat mir diesen dummen Ballon gekauft. Als ob es das besser gemacht hätte, und ich mich auf der Stelle in Disney verlieben würde." Er hält inne und seine Worte verblassen. "Er hatte dieses große Grinsen auf seinem Gesicht, als er ihn mir gegeben hat, und für einen Moment hat es funktioniert."

Dream kann das schwache Geschwätz in seiner Erinnerung hören; kann den warmen Ausdruck von jemandem sehen, der ihm jetzt ein Fremder ist. Seine Brust schmerzt bei der Erkenntnis, und er versinkt im Teer alter Narben.

"Er hat mich nie wieder so angesehen."

Dreams Fingerspitzen sind um seine Knöchel gelegt und er lockert sie, als er sich der Spannung bewusst wird. Das Gefühl sammelt sich auch in seiner Brust; stetige Atemzüge beruhigen ihn.

"Warum hast du zugestimmt, hierherzukommen?", fragt George leise.

Dream betrachtet die Sorge in seinen Augen und lächelt trocken. "Muss wohl die alten Erinnerungen überschreiben, oder?"

Er hebt seine Augenbrauen. "Ist das wirklich dein Motiv?"

"Könnte es."

Stille legt sich wieder über sie, und die Sorgen in Georges Blick bleiben unausgesprochen. Dream beginnt, es zu mögen. Sie sehen sich die Weltraum orientierten Gebilde um sie herum an, und seine Augen bleiben an einer Pfütze vom gestrigen Regen hängen, die die Sonne und Stunden der Hitze nicht hatten verdunsten können.

George springt plötzlich von der Bank auf. Dream sieht ihn an.

"Wollen wir spazieren gehen?", fragt er.

Dream schenkt ihm ein sanftes Lächeln und erhebt sich auf seine Füße. Seine Beine zittern nicht mehr, haben sich endlich von der unruhigen Achterbahn erholt.

"Ist das ihre letzte Runde?", fragt George irgendwann.

Dream nickt. "Ich glaube ich werde es ihnen mitteilen, wenn sie fertig sind."

"Sapnap scheint ziemlich geschlagen zu sein. Ich bin mir sicher, er ist—Oh, da ist es."

Dream sieht sich bei der plötzlichen Pause von George in ihrer leeren Umgebung an. "Wo sind sie?"

Seine Frage wird ignoriert. Stattdessen zückt George seine Geldbörse, und holt einen US Dollar hervor.

"Was? Was machst du?", fragt Dream, bevor seine Augen endlich auf eine Angestellte, umgeben von aufgeblasenen Mäuseohren, landen, die an Schnüren hängen. George schlendert auf sie zu, verlässt Dream ohne eine andere Wahl, als ihm zu folgen.

Er legt eine Hand auf seine Schulter um ihn zu stoppen. "Was", wiederholt er, "machst du."

George schüttelt ihn ab. "Ich kaufe dir einen Ballon."

"Nein, wirst du nicht." Dream greift nach dem Portemonnaie, als George sich von ihm entfernt. "Ich meine es ernst, George, nein."

Zu seiner Überraschung hört George ihm zu. Er steckt sein Geld zurück und außer Sicht, bevor Dream die Chance hat, seine Bewegung zu begreifen. Mitten auf dem Weg zu der wartenden Arbeiterin, sieht er zu Dream mit einem Lächeln auf, das sein Herz stillstehen lässt.

"Gut", sagt George. "Dann kauf mir einen."

Dream schnaubt. "Was?"

"Ich will einen Luftballon", beharrt George.

"Nein, willst du nicht."

Er verzieht sein Gesicht in eine vertraute, sture List. "Doch, will ich."

Dream betrachtet erschöpft seinen Ausdruck und gibt nach. Er gräbt seine Karte hervor, und begrüßt freundlich die Angestellte. Er entscheidet sich für einen Blauen, der einem ins Auge sticht, umgeben von einer klaren Hülle. Es ist der dunkelste aller Optionen, aber das schwache Sonnenlicht tanzt durch das Plastik, als er ihn George reicht.

"Danke", sagt George. Kaum einen Moment nachdem sie weggegangen sind, hält er Dream seine geschlossene Hand hin.

"Wa—"

"Kannst du den für mich halten?", fragt er. Er wedelt vor ihm mit einer Schnur und einem befriedigten Grinsen, und geschlagen sieht Dream ihn an.

"Oh mein Gott", murmelt er, nimmt den Heliumballon aus Dreams Hand.

George lacht, während sie sich zu ihrer Bank begeben, läuft rückwärts, um weiterhin den geschlagenen Ausdruck auf Dreams Gesicht sehen zu können. "Du bist so einfach", neckt er. "Ich hab's nicht mal probiert."

Dream zieht den Luftballon herunter, und stupst ihn wütend gegen Georges Nase. "Halts Maul."

George schlägt ihn weg, ein dumpfes Geräusch, als seine Hand auf das Gummi trifft. Dream schlägt ihm es noch einmal entgegen und kichert.

"Ich zerplatze den", beschwert sich George.

"Schade", sagt Dream warm, klemmt den Ballon unter sein Kinn, und sieht zu ihm herunter. George öffnet seinen Mund, ein seltsamer Ausdruck bildet sich auf seinem Gesicht.

Er langt in die Tasche um Dreams Hüften. "Ich habe eine Idee."

Das Gewicht der Kamera löst sich von seinen Schultern und Dreams Hände klammern sich weiter um die Plastik Schnur. Er wirft einen Blick auf Georges Konzentration, der Gedanke an ein weiteres Foto erfüllt ihn mit Neugierde, bis die Linse auf ihn gerichtet ist.

Sein Herz schlägt schwer. "George?"

Die Hand auf der Ballonschnur wird in Richtung seines Bauches gelenkt; Georges Fingerspitzen sind kalt auf seinen Knöcheln.

"Halte das vor dein Gesicht", weist George sanft an.

Dream gehorcht und versteckt sich zögerlich hinter den farbigen Ohren. Er kann kaum durch das blaue Material sehen, aber spürt Georges Kamera auf ihm liegen, und vergisst, wie man blinzelt.

Die Entblößung durchdringt ihn mit Unsicherheit. Er denkt an sich selbst, erstarrt in einem Stück aus Georges Leben, um tausende Kilometer weit weggetragen zu werden, wenn die Reise vorbei ist. Seine Gesichtslosigkeit wird so für immer leben.

Auch wenn er es nicht sehen kann, sagt George "Lächeln."

Auch wenn er es nie wissen wird, lächelt Dream.

Das Klicken der Kamera ist einen Moment später zu hören. Dream lässt den Ballon sinken und sieht George, der ihn mit einem Grinsen mustert. Der Himmel hinter ihm ist ein schwaches Rosa, taucht ihn in einen blassen Orangeton, und Dream wünscht sich, dass er mutig genug wäre um auch ein Foto zu machen.

"Gibt es einen Grund, warum du nicht mein Gesicht im Bild haben wolltest?", spaßt Dream, verzweifelt danach es zu verstehen, aber verstummt, als George sein Gesicht verzieht.

Er schließt seinen Mund. Ein schwieriger Blick bildet sich auf seinem Gesicht als er schluckt, und Dream sieht die Bewegung unter der blassen Haut seines Hals. Georges Augen richten sich auf einen Punkt hinter ihm.

"Ich glaube, ich kann deine Schwester sehen", sagt er, und verstaut die Kamera.

-

Die Sonne ist verschwunden, als Dreams Auto das Haus seiner Familie erreicht. Nachdem sie dafür gestimmt hatten zu gehen und seine Mutter anzurufen, beschlossen sie, seine Schwester nach Hause zu fahren. Die Fahrt ist lang und dunkel, aber durch seine Vertrautheit beruhigend. Sie lehnen sich in den Ledersitzen mit schweiß getrockneter Haut zurück, während Gähnen immer öfter zu vernehmen ist.

Das Auto ruckelt, als es über den Bordstein fährt. Dreams Mutter hat das Licht der Veranda angelassen, und er kann Mondlicht auf den Teich davor sich spiegeln sehen.

"Ich, ähm, begleite sie nach drinnen", sagt Dream, Stimme ruhig in der warmen Stille. Das Haar seiner Schwester schimmert Gelb als sie an den Scheinwerfern vorbei geht.

Er fragt nicht, ob seine Freunde mitkommen wollen.

Dream schließt mit seiner Schwester auf dem Weg zur Tür auf, und sie bleibt still, bis auf dass sie ihn leicht in das Gras schubst. Er versucht das Ziehen in seinem Magen zu ignorieren, das ihm sagt, dass er nicht genug anruft, oder dass er sie öfter zum Mittagessen mitnehmen sollte.

Sie geht auf die Terrasse und murmelt "Bis bald."

"Nächstes Mal kannst du bei mir übernachten", sagt Dream.

Sie zuckt mit den Schultern. "Vielleicht."

"Viel Glück mit deinem Training morgen." Er grinst, als sie ihre Augen rollt.

In dem trockenen Ton ihrer Mutter, ahmt sie nach "Frisch und Munter."

"Frisch und Munter, das stimmt", stimmt er kichernd zu, streckt eine Arm aus, um ihn um ihre Schultern zu legen.

Sie lehnt sich an seine Seite als sie sich umarmen, und der blaue Stitch ist zwischen ihnen eingeklemmt. "Danke für Heute. Hat Spaß gemacht."

Er lässt sie los. "Du schreibst mir, okay?" Ein schwacher Schmerz sticht in seiner Brust; egal wie viel sie über die Jahre gewachsen sind, wie oft sie ihre Größen verglichen haben, sie ist immer noch so klein.

Sie hält mit ihrer Hand auf der Klinke inne, und ihre Finger lassen das Messing wieder los. "Hey, Clay?"

"Ja?"

Sie öffnet ihren Mund in einem stummen Stottern, bevor sie schließlich sagt "Ich mag George, wirklich."

Sofort fängt er an zu grinsen. "Das ist gut. Ich bin froh, dass du ihn magst."

Sie nickt in Endgültigkeit und sieht weg, also entfernt er sich von der Veranda. Er kann George und Sapnap durch die Fenster seines Autos sehen, wie sie in den Lichtern ihrer Handy Bildschirme warten. Die Nachtluft ist warm auf seinem Hals.

"Ich, ähm, ich wusste es nicht." Die ruhige Kraft in ihrer Stimme lässt ihn wieder umdrehen.

Ihre Blicke treffen sich, Brauen besorgt zusammengezogen. "Was... wissen?"

"Dass du ihn auch magst."

Dreams Gesicht wird heiß, während sie sich aus ein paar Metern Entfernung ansehen. Es scheint still um sie herum zu sein, abgesehen von dem schwachen Brummen der Insekten in der Nacht.

"Oh", kriegt er heraus.

"Aber wie gesagt, ich finde ihn nett. Und lustig. Und ein bisschen komisch." Sie scheint überall hin bis auf sein Gesicht zu gucken, und das erste Mal ist er froh darüber. "Er ist cool."

"Cool." Dream zuckt bei dem Bruch in seiner Stimme zusammen.

Sie räuspert sich. "Seid ihr... Also seid ihr beiden—"

"Nein", beeilt er sich zu sagen, Augen vor Überraschung geweitet. "Ich meine, nee. Wir sind nur—Freunde."

Das Wort fühlt sich falsch in seinem Mund an, wie Glut die er aus Verzweiflung versucht hat, mit Sand zu überschütten. Trotzdem ist es keine Lüge, sie sind nicht mehr als Freunde. Sie sollten es nicht sein.

Er sieht, wie seine Schwester die Stirn runzelt. "Oh."

Dream versucht nicht an ihre Verwirrung bei seiner Antwort zu denken, nachdem sie den ganzen Tag miteinander verbracht haben, und sie zu einem falschen Ergebnis gekommen ist. Er wünscht sich, dass er es auf ihre Naivität schieben könnte. Für noch einen Moment mehr sind sie still.

"Ich gehe jetzt", sagt er.

Sie lächelt ihn an. "Bau keinen Unfall."

-

Als sie nach Hause fahren, hat er seinem Kopf noch immer die Veranda mit dem Licht vor Augen. Die warme Atmosphäre, die das Gesicht seiner Schwester beleuchtet hatte; wie ihr Mund Georges Namen geformt hat und mit leisem Einverständnis gefallen war.

Ihre Worte hallen in seinem Kopf wider. Dream wünscht sich, dass er durch die Augen von jemand anderem sehen könnte. Er ist sich schmerzhaft bewusst, dass seine Handlungen und Worte sein Herz ersichtlich machen—aber was war es über George, das die selbe Zärtlichkeit implizierte? Liegt sie richtig? Stimmt es?

Habe ich es verpasst?

Ampeln ziehen vorbei, als er über eine leere Kreuzung fährt. Es ist rot für die gegenüberliegenden, leeren Spuren. Das kalte Gewicht seines Handys liegt auf seinem Oberschenkel, vor kurzem von Sapnap vom Ladekabel gelöst. Als er beschleunigt, fällt es zur Seite und klappert unter seinen Sitz.

"Läuft ja gut", murmelt Sapnap gegen die Beifahrertür, Gesicht leuchtet weiß durch seinen Bildschirm.

Dream richtet seine Augen auf den Spiegel. "George, kannst du es mir geben?"

"Äh, ja." George duckt sich in die Dunkelheit des Autos.

Das glatte Gerät wird über die linke Seite seines Sitzes gereicht, und die Kanten stoßen an seine Schultern. Er überschätzt die Entfernung als er danach greift, Finger streifen über Georges Knöchel, und er erstarrt als er den Fehler bemerkt.

Die Berührung bleibt länger als nötig gewesen wäre. Er zieht sie langsam zurück, testet die verstreichenden Sekunden aus, und er spürt wie Georges Finger leicht zucken um seine zu streifen. Sie lösen sich als Dream das Handy zu sich zieht.

"Danke", murmelt er, aber die Nerven auf seiner Hand stehen lichterloh in Flammen.

George sagt nichts. Die Autofahrt wird in Stille weiter fortgesetzt, gerettet von Sapnaps Musik, der abgelenkt in sein Handy schnaubt. Dream zählt die vorbeiziehenden Striche auf der Straße und versucht nicht nachzudenken.

Er scheitert.

Ihr Tag spielt sich vor seinen Augen ab; Blicke, Berührungen, und Geheimnisse, die eine Hoffnung füttern, die zu warm ist, um im Herbst am Leben zu sein. Er wirft einen Blick auf die verschwommenen Lichter der Straße, als ob sie seine Erinnerungen halten. In den scharfen, schimmernden Lichtbrechungen wagt er es sich vorzustellen, wie es wäre, außerhalb der von ihnen gemachten Grenzen zu sein. Er wagt es sich vorzustellen, dass George ihm bei der Gelegenheit folgen würde.

Musik tönt zwischen den geschlossenen Fenstern in ihrem begrenzten Raum, während er den leisen Anflug einer Idee verfolgt.

Dream klammert sich mit einer großen Hand an dem Lenkrad fest, und lässt es mit seiner anderen Hand los. Zwischen den Takten eines Liedes hält er seinen Atem an.

Asphalt knirscht unter seinen Reifen. Die Lichtkegel seiner Scheinwerfer erhellen nur einen Teil der Dunkelheit.

Er lässt seinen Unterarm in den Platz zwischen seinem Sitz und der Autotür sinken, und streckt seine Hand hinter seinen Sitz. Nah genug um das Angebot geheimzuhalten, aber für Georges Augen offensichtlich genug, reckt er seine Finger.

Gefahr kriecht in die schwarze Stille; Straßenlaternen strahlen auf seine offenen Finger. Seine Hand wartet auf jedes noch so kleines Lebenszeichen.

Nimm sie, wünscht er sich, Augen verloren auf der Straße. Bitte, nimm sie.

Nach einem Moment neigt sich seine Kopfstütze nach vorne, mit dem Druck von George, der sich dagegen lehnt. Hinter sich vernimmt er ein leises Ausatmen.

Georges Finger sind sanft und langsam, als sie still in seine gleiten.

———

erinnerung daran, dass sapnap und drista genau den gleichen altersunterschied wie sapanp und george haben lmaoo

und ich muss mich wirklich für die ganzen kommentare und so bedanken, das ist unglaublich schön so viel rückmeldung unso zu bekommen <33

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