Kapitel 49 - Achso
"Okay... Was willst du wissen?", Fragte Harry und setzte sich wieder richtig hin. Er sah Louis seltsam ernst an. Es war, als habe er dieses Gespräch bereits erwartet und als sei er froh, dass er es so lange nicht hatte führen müssen.
"Ich... Ich bin immer noch nicht richtig ich und du bestimmst über mich und... Das will ich nicht. Ich bin ich. Und ich bin nicht dein Anhängsel. Und mit meinen Geschwistern... Diese Regeln. Das geht nicht.", Stammelte Louis. Er wollte so gern so unendlich viel auf einmal sagen.
Harry seufzte.
"Erklär mir das."
"Du bist ein Baby."
"Hä? Darum geht's Grad nicht."
"Nein. Nicht beim Sex. Vampirtechnisch. Es... Vampire sind nicht feinfühlig. Sie empfinden keine Empathie und sowas... Was auch immer das ist. Darüber haben wir schonmal gesprochen. Aber sie kümmern sich gut um ihre Babys. Ich und alle anderen kümmern sich um dich. Weil du erst ein paar Tage alt bist."
"Das Gespräch ist seltsam."
"Vampirtechnisch ist es nun Mal so. Es ist sicherer, wenn nur ich mit dir unser Anwesen verlasse. Es liegt nicht daran, dass ich es einfach verbieten will oder deiner Familie nicht traue. Du darfst noch nicht in die Menschenwelt. Du würdest durchdrehen von all dem, was dir da entgegen kommen würde. Die Gerüche, die Gedanken und so weiter. Wenn du den Baby-Status abgelegt hast, bist du wieder du selbst."
"Ohne Empathie? Das wäre nicht ich."
"Nein... Du bist ein gebissener Vampir... Du bestimmst selbst, ob du solche Gefühle zulassen willst oder nicht."
"Achso... Aber... Dann...", Überlegte Louis. Das Thema erschlug ihn geradewegs. Er konnte sich an ihr angeblich stattgefundenes Gespräch Grad gar nicht mehr erinnern.
"Ich kann in deinen Kopf gucken und weiß dann, dass du was magst oder nicht. Aber du hast dich am Anfang oft geschämt und hast oft über Einsamkeit nachgedacht und sowas. Ich... Ich weiß nicht, was genau das ist. Also ich empfinde es eben nicht. Genau wie dieses Misstrauen. Ich hab es immer gesehen, aber kann damit nichts anfangen"
Louis starrte Harry mit großen Augen an.
"Aber dann... Dann hast du gar nicht verstanden, was mein Problem war... So gesehen warst du aus deiner Sicht nicht übergriffig."
"Nein wieso?"
"Du... Du verstehst ganz viel nicht...", Wurde Louis plötzlich klar.
"Ich hab deine Gefühle auch nicht verstanden, als ich deine Familie wandeln lassen habe. Weil .. es war doch so viel besser. Du hast sie weiter um dich und alle bleiben zusammen. Sie mussten Dan nicht begraben. Aber dann bist du sauer. Ich verstehe es bis heute nicht."
"Aber du wirkst doch so, als könntest du das alles?"
"Ja natürlich. Wir können alle sehr gut so tun."
Louis hatte plötzlich den Drang Harry in eine Decke zu packen und fest in den Arm zu nehmen. Welch schreckliche Welt war das, in dem man solche Gefühle nicht fühlen konnte?
"Aber was kannst du denn fühlen?", Fragte Louis und versuchte die Angst zurück zu drängen. Konnte Harry überhaupt lieben?
"Ich liebe dich. Und manchmal denk ich, dass ich, seit ich dich habe, mehr vom Fühlen verstehe. Aber das ist eher unwahrscheinlich. Es fühlt sich nur so an. Vermutlich, weil ich ewig von deinem Gefühlsfarbkasten umgeben bin."
"Aber wieso ist das so?"
"Wie hätte ich dich denn sonst wandeln sollen? Wie könnte ich dir sonst ein ewiges Leben als Toter zumuten? Ich kann meine Entscheidungen treffen und umsetzen, weil ich eben nicht all das fühlen muss. Vampire machen viele Partys, sind eigentlich immer gut drauf und genießen. Eben weil wir nicht so viel empfinden."
"Aber dann seid ihr doch auch... Leerer.", Meinte Louis und schniefte. Welch grauenhafte Vorstellung. Und das in alle Ewigkeit.
"Hey, es ist alles gut Wollmaus. Irgendwas muss uns doch von den Menschen unterscheiden."
"Ja aber... Ich dachte anfangs du bist dreist und frech und jetzt denke ich... Ich weiß nicht... Es tut mir leid."
"Muss es nicht. Ich kann nichts vermissen, was ich nie hatte."
"Aber unser... Unser Kind... Es wird auch nicht fühlen können."
"Doch. Aber wie ein Vampir. Nicht wie ein Mensch."
Louis ging ins Bett. Er konnte den Gedanken nicht ertragen. Machte nicht genau dass das Leben aus? All die Emotionen, die man empfand. Die vielen unterschiedlichen Gefühle?
Er seufzte. Ja. Es machte das Leben aus. Nur lebten sie eben nicht.
Für Harry war ihr Kennenlernen komplett anders gewesen. Er hatte Louis' Verhalten wirklich nur lustig gefunden. Nicht als Ablehnung empfunden oder hatte auch einfach nicht gemerkt, wie sehr er Louis teils bedrängt hatte. Harry nahm, was er wollte und dachte gar nicht darüber nach, ob das so eine super Idee war für den anderen. Weil ihm der Zugang dazu fehlte.
Aber was nun? Wie konnte Louis damit umgehen? Louis' Kind würde auch so sein. Louis selbst könnte auch so sein. Er konnte sich das nicht einmal vorstellen.
Irgendwann senkte sich die Matratze hinter ihm ab und Harry schlang seine Arme um ihn.
"Es tut mir Leid, Wollmaus." Seufzte Harry schwer und vergrub seine Nase in Louis' kuschelweichen Wollmaushaaren.
Louis lachte trocken. "Nein. Tut es nicht."
"Nein... Es... Ich kann mir vorstellen, dass das für dich komisch ist..aber für mich ist es komisch, dass du das alles kannst. Und dann denkst du noch immer so viel, es ist krass, dass Menschen gleichzeitig auch noch atmen können.", Überlegte Harry vor sich hin. Ja Himmel, was ein Talent. Louis hatte nie ein Lob bekommen, weil er denken, fühlen und atmen gleichzeitig beherrscht hatte.
"Kann man daran nichts ändern?", Überlegte Louis. Wenn er dieses Leben gegen das eines Menschen tauschen könnte... Würde er es tun?
"Warum sollte man? Es geht uns gut. Wir haben unsere Sicht. Sich in andere hinein zu fühlen... Es gibt Menschen, die werden da krank von.", Versuchte Harry Louis zu überzeugen.
"Weil... Ich will nicht nur eine Hülle sein."
"Bist du nicht. Wir haben uns.", Wieder schnupperte Harry an Louis' Haaren. Babypuder und Lavendel.
"Aber..."
"Du haderst damit, weil du es nicht kennst. Ich hole einen Vampir, dem es anfangs genau so ging, okay?"
"Ja.", Seufzte Louis.
Harry küsste ihn noch auf den Kopf und verschwand, ließ Louis allein mit seinen kreisenden Gedanken zurück. Das Leben als Vampir hatte bisher witzig und cool gewirkt. Aber jetzt?
"Hey Louis."
"Liam?!"
Ähm... Ja. Erschlagt mich nicht, okay? 😅 Also tatsächlich wollte ich das die ganze Zeit so haben, habe nur den Zeitpunkt verpasst das zu erklären. In Kapitel 24 hatte ich es nur Mal angerissen, aber letztlich nicht weiter ausgeführt.
Ich finde, die Vampire müssen sich mehr unterscheiden von Menschen, als durch ihre Nahrung und deren Aufnahme.
Ja... Ich hoffe, euch gefällt dieser Kniff und ihr versteht jetzt, wieso Harry so rücksichtslos sein konnte in so vielen Momenten.
So 60 Kapitel etwa okay? 🤗
Bis übermorgen.
Viele Grüße ^_^
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro