Kapitel 47 - Die echte Welt
"Hier stinkt es.", Maulte Louis herum und krallte sich fester in Harrys Hand.
"Es ist der Gang der Toten. Was hast du erwartet? Vanille?", Fragte Harry grinsend.
"Der Gang der Kotzens hätte es auch treffend beschrieben. Wo kommen denn die alle her?", Fragte Louis. Überall um ihn herum lagen Leichen. Es war sowas von ekelig. Gut, der Name war schon sehr treffend gewählt, aber trotzdem.
"Es hat ursprünglich als kleiner Scherz angefangen und ist dann etwas ausgeartet.", Erklärte Harry achselzuckend.
"Ein Scherz?"
"Ja. Irgendein Vampir hat damit angefangen, ausgesaugte Menschen herzulegen."
"Wir laufen gerade über eine Mülldeponie, weil es jemand lustig fand?", Fragte Louis ungläubig.
"Ähm... Das ist jetzt etwas Harsch ausgedrückt. Gang der Toten klingt cooler."
"Vampire sind bescheuert."
"Du bist auch einer.", Brummte Harry.
"Ja. Einer der das hier mega ekelig findet."
"Es ist sinnvoll. So kann kein Mensch hier durch gelangen ohne wahnsinnig zu werden. Wenn er es anderen Menschen erzählen würde, würden sie ihn für verrückt halten. Also wenn er die austretenden Gase überleben würde."
"Aus gutem Grund. Das ist wiederlich. Gibts keinen anderen Weg? Wieso verrotten die nicht richtig?"
"Die Luftfeuchtigkeit lässt sie mumifizieren. Wie Moorleichen."
"Entzückend. Ein anderer Weg?"
"Gibt's nicht. Aber kein Vampir zuckelt hier so langsam durch wie wir. Schnell laufend ist man hier immerhin in einer halben Sekunde durch."
"Was?! Und wieso machen wir das nicht?", Quietschte Louis.
"Weil du es noch nicht kontrollieren kannst. Wie fliegen. Du musst es erst ein bisschen üben. Sonst würdest du stolpern und möglicherweise dazwischen liegen."
Louis wurde schon bei dem Gedanken daran speiübel. Gut, da hatte Blobfisch gut mitgedacht. Das wollte Louis wirklich lieber nicht.
"Ey! Du kannst mich tragen!", Rief er eine Minute Später empört.
"Das hat jetzt aber lange gedauert.", Kicherte Harry.
"Wieso machst du das nicht?", Fragte Louis misstrauisch.
"Ähm... Ich dachte, ich zeige dir das hier Mal und... Ich finde es süß... Wie du dich so an mich klammerst, weil - ey!"
Louis hatte der erste Satz gereicht. Er hatte sich hinter Harry gestellt und war einfach auf seinen Rücken gesprungen.
"Ich bin kein Pferd!", Schimpfte Harry. Sein Anzug! Louis sollte ihn nicht schmutzig machen. Der kleinere trug, wie immer, wenn er was trug, einen großen Pulli von Harry und eine Jogginghose. Aber Harry trug einen schicken bunten Anzug.
"Nein. Ein dummer Esel bist du. Los. Lauf.", Versuchte Louis ihn anzutreiben und kniff ihm sogar in den Hintern.
"Wenn du so weiter machst, darfst du erstmal nicht mehr reiten.", Knurrte Harry und griff aber unter Louis Beinen her, um ihn richtig tragen zu können.
"Oh du toller Hengst."
"Übertreibs nicht, Wollmaus."
Siehe da. Nur den Bruchteil einer Sekunde später verließen sie den dunklen, gruseligen, modrigen, leichendekorierten und absolut widerlichen Gang der Toten und traten an die frische Luft. Dazu musste Harry Louis nur durch eine Bodenklappe tragen. Genau wie schon im Vampirschloss.
Da hätte er ja auch damals selbst drauf kommen können. Eine Falltür im Boden. Aber wegen des Gestanks wurde die Klappe eben sehr gewissenhaft immer wieder geschlossen - nur Mal so zu seiner Verteidigung.
Nun aber ergab sich für Louis ein völlig anderes und glücklicherweise moorleichenfreies Bild.
Sie standen auf einem Markt wie vor zweihundert Jahren oder so. Seltsame Wesen boten noch seltsamere Waren an.
"Oh, fast hätte ich es vergessen.", Murmelte Harry, als hätte er, seit sie losgegangen waren nur auf diesen Moment gewartet.
"Lass das!", Maulte Louis sofort.
"Ach wie süß. Ist dir das peinlich? Wollmaus, einige hier haben dich so in einer weitaus kompromittierenderen Situation gesehen.", Grinste Harry und schloss unbeirrt das Halsband um Louis' Hals.
"Oh! Hast du ein neues Wort gelernt?"
"Nein, das kenne ich schon länger und wenn du nicht willst, dass ich den Pranger da hinten für dich benutze, dann bist du jetzt lieb."
"Wieso jetzt? Ich laufe nicht weg. Ich passe schon auf."
"Es ist immer ein bisschen sehen und gesehen werden.", Meinte Harry achselzuckend.
"Was bin ich? Dein Zuchtpudel?", Fragte Louis säuerlich.
"Nein. Pudel sind größer."
Sie gingen weiter. Harry nun mit einem roten Abdruck auf der Wange, aber egal. Das würde Wollmaus noch Leid tun. Nachher. Harry liebte Edging.
Er hielt die Leine in der Hand und ein paar Sekunden später war Louis tatsächlich fast schon froh darum. In ihrer Nähe kämpften einige was auch immer, gegen noch nie Gesehens. Es sah sehr brutal aus und Louis drehte den Kopf weg.
"Wenn es dir zu viel wird, dann guck einfach runter.", Raunte Harry.
"Damit ich dir wie ein Sklave hinterher dackeln kann? Pfft."
"Schade. Hätte ja klappen können.", Grinste Harry breit.
"Wo macht man denn hier bitte Party? Zu Klampfenzupferei und Folkloregesang?", Fragte Louis und konnte sich Lotti und Taylor in diesem, fast schon mittelalterlichen Ambiente so gar nicht vorstellen.
"Nein.", Lachte Harry und erklärte: "Es gibt hier verschiedene Gebiete. Wir sind hier noch auf Vampirgebiet. Das sieht so aus. Es gibt einen Wald, es gibt - ach warte. Wir haben Zeit. Ich zeige dir alles.", Entschied Harry.
Im nächsten Moment standen sie im Wald. Im großen dunklen Gruselwald.
"Na klasse. Und wo ist nun das Hexenhaus?", Fragte Louis ironisch. Harry sah ihn jedoch stirnrunzelnd an.
"Ein paar Meter in die Richtung ist ein ganzes Dorf."
"Natürlich. Wieso frage ich auch so doof?"
"Hexen und Hexer sind sehr gesellig. Die würden nie einfach irgendwo allein ein Haus hinstellen. Sie brauchen doch ihre Zirkel und so..."
"Ahja..."
Als nächstes standen sie plötzlich in einer pulsierenden und sehr modernen Metropole. Viele sehr schicke Gestalten waren unterwegs.
"Hier macht man Party. Oder dubiose Geschäfte. Naja, meistens beides.", Grinste Harry.
Ja, hier konnte Louis sich Taylor und Lotti gut vorstellen. Louis sah sogar ein paar menschenartige Wesen mit Loch im Kopf. Uäh... Und sowas hatte Lotti sexy gefunden? Louis hätte Angst dort hinein zu Krümeln.
"Hier können wir dir ansprechende Kleidung kaufen.", Freute sich Harry und wollte los gehen, als seine Leine ruckte. Fassungslos verfolgte er sie mit seinem Blick und sah so Louis, der sich einfach auf den Boden gepflanzt hatte. Wie ein bockiges Kind, was unbedingt Bluteis wollte.
"Was machst du da?", Fragte Harry also fassungslos.
"Das hier bin ich. Ich trage solche Klamotten. Ich will nicht so aufgetackelt herum laufen wie alle anderen. Das hier ist mein Stil. Ich mag das so. Also: ich will nicht einkaufen. Schleif mich also über den Boden. Am Hals."
"Wow! Wie gut, dass du keine Vorwürfe und kein schlechtes Gewissen machen willst. Willst du nicht auch so schicke Kleidung haben?"
"Nö."
"Und wenn alle um dich herum-"
"Nö."
"Wie nö?"
"Einfach nö. Du hast dich in mich verschossen, als ich sowas getragen habe. Jetzt sei halt Tot damit.", Meinte Louis achselzuckend.
"Ich liebe dich."
"Ich dich auch."
Sooo... Da ist Louis also Mal in der wirklichen Welt. Ganz ehrlich: ich bin damit sehr unsicher, weil ich sowas bisher nie geschrieben oder selbst groß gelesen habe. Ich hoffe es kam einigermaßen rüber...
Naja... Bis übermorgen.
Viele Grüße ^_^
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