Erklärungen
Als Severus in das Zimmer stürzte, standen Andrew und Narzissa bereits am Bett von Harry. Der Junge bebte, Andrew hielt ihn fest und versuchte, den zuckenden Oberkörper auf dem Bett zu fixieren. Er drehte sich zur Tür, durch die eben auch noch Lucius ins Zimmer kam.
»Luc schnell! Er krampft. Das Fieber ist zu hoch!«, rief der Heiler dem Blonden zu. Der Malfoy reagierte sofort. Er schob den geschockten Severus vom Bett weg, rief eine Phiole auf und versuchte, sie dem Kind einzuflößen.
»Es geht nicht. Er presst den Kiefer zusammen«, sagte er und rief nun eine Spritze auf. Ohne zu zögern, schlug er Harrys Bettdecke zur Seite und rammte ihm die Nadel in den Oberschenkel. Es dauerte einige Sekunden, aber dann sank der Junge in die Laken. Seine Atmung war noch immer nicht gleichmäßig, sein Gesicht war aschfahl und Schweiß stand ihm auf der Stirn, aber die Krämpfe hatten aufgehört. Andrew ließ schnell seinen Zauberstab über den Jungen wandern und sah dann besorgt zu Lucius.
»Das war knapp. Sein Organismus hätte das nicht mehr lange ausgehalten. Wir müssen ihn heute Nacht überwachen. Einer von uns sollte hierbleiben. Es fällt mir schwer das zu sagen, aber der Junge schwebt in Lebensgefahr«, Lucius nickte und sah zu Severus, der abwesend auf Harry starrte.
»Ich mach das. Danke Andrew.«
»Weck mich in ein paar Stunden auf und dann wechseln wir«, sagte der Heiler und klopfte dem Malfoy ermutigend auf die Schulter.
»Das wird nicht nötig sein. Ich könnte ohnehin nicht schlafen«, antwortete Lucius. Andrew nickte und nahm Narzissas Hand.
»Ihr wisst, wo ihr uns findet«, sagte die Frau und sah besorgt zu Severus. Dann gab sie Lucius einen Kuss auf die Wange und verließ, mit dem Heiler den Raum.
Lucius fuhr sich seufzend durch die Haare. Severus stand noch immer am Bett und konnte den Blick nicht von Harry wenden. Langsam ging Lucius zu ihm und berührte ihn an der Schulter.
»Sev? Komm, wir setzten uns«, sanft führte er seinen Partner zu der Couch, die im Zimmer vor dem Kamin stand.
»Er wird es schaffen, oder?«, mit angsterfülltem Blick sah Severus zu seinem Mann. Dieser sah zu dem Jungen und dann zu Severus.
»Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Sein Körper ist furchtbar geschwächt und na ja er braucht jetzt vielleicht einfach das Gefühl, dass es sich lohnt zu kämpfen.«
»Du meinst, er gibt auf?«
»Ich weiß nicht. Wir können nicht mal ahnen, was ihm passiert ist. Aber seinen Verletzungen nach zu urteilen, wird er seit langer Zeit misshandelt und vernachlässigt«, Stille senkte sich über den Raum.
Das Knistern des Feuers und das pfeifende Atmen von Harry, war alles, was man hörte. Severus stand auf und trat wieder an das Bett. Er blickte auf den Jungen und wieder sah er mehr als nur James Potter. Er sah ein Kind, das in seinem kurzen Leben, offenbar schon mehr Leid erlebt hatte, als so mancher Erwachsene sich vorstellen konnte. Vorsichtig streckte der Lehrer die Hand aus und strich Harry über die glühend heiße Stirn.
»Gib nicht auf...«, sagte er und es war beinahe ein Flüstern, aber fast so als hätte er es gehört, begann Harry ruhiger und gleichmäßiger zu atmen.
Die Nacht verging quälend langsam. Immer wieder verabreichte Lucius dem Kind Fiebersenker und Heiltränke. Irgendwann in den frühen Morgenstunden schien das Schlimmste überstanden zu sein. Lucius machte es sich auf der Couch bequem, um noch ein paar Stunden zu schlafen, während Severus sich einen Stuhl an das Bett des Jungen zog. Irgendwann konnte auch er sich nicht länger, gegen Morpheus Arme wehren und schlief ein.
Harry erwachte und wusste gleich, dass er nicht mehr in Spinner's End war. Er blinzelte. Jemand hatte ihm die Brille abgenommen. Das Zimmer, indem er war, war mindestens dreimal so groß wie das, dass er bei Snape benutzen durfte. Er drehte den Kopf und erkannte, dass der Lehrer in einer sehr unbequemen Haltung auf einem Stuhl neben dem Bett schlief. Harry versuchte, sich aufzusetzen, und sank stöhnend wieder zurück. Ihm war schwindlig und er schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er in das besorgte Gesicht seines Lehrers. Besorgt? Konnte das sein? Severus Snape würde sich nie um ihn sorgen. Er hasste ihn doch. Nun spürte der Junge, wie ihm jemand die Brille aufsetzte. Sofort wurde die Sicht schärfer. Es war tatsächlich Snape, der ihn mit Sorge beobachtete. Nun sah dieser zur Tür, durch die ein Mann trat, den Harry nicht kannte. Er war groß, hatte kurze braune Haare und Grübchen. Er lächelte und der Gryffindor fand ihn sofort sympathisch. Er trat an das Bett und sprach ihn an. Dies registrierte Harry anfangs gar nicht. Er war noch immer vollkommen verwirrt und hatte keine Idee, wo er sein könnte.
»Harry? Harry? Hörst du mich?«, Andrew fasste den Jungen sanft an der Schulter. Vollkommen verschreckt, zuckte Harry zurück und sah den Heiler angsterfüllt an.
»Keine Sorge es passiert dir nichts. Ich heiße Andrew. Ich will dich nur kurz untersuchen, okay?«, es dauerte eine Weile, aber irgendwann nickte der Gryffindor. Schnell ließ der Heiler seinen Zauberstab über den Jungen gleiten.
»So das war es schon. Alles in Ordnung«, Andrew lächelte Harry aufmunternd zu, flüsterte Severus etwas ins Ohr und verließ den Raum.
»P-Professor was ist passiert? Wo bin ich?«, wollte Harry wissen und versuchte, sich wieder etwas aufzusetzen. Zu seiner Überraschung half ihm Snape dabei und setzte sich dann wieder auf den Stuhl.
»Du warst sehr krank, als ich letzte Nacht nach Spinner's End kam. Ich bin kein Heiler und da brachte ich dich hierher...«, Severus wusste, dass das sehr spärliche Informationen waren, aber er musste behutsam sein. Der Gryffindor sah ihn gequält an.
»Hast du Schmerzen Harry?«, wollte der Lehrer sofort wissen. Sofort änderte sich die Haltung des Jungen wieder. Die Benutzung seines Vornamens, schien ihn komplett aus der Bahn zu werfen. Unendlich langsam schüttelte er den Kopf.
»N-nein...nein ich glaube nicht.«
»Du scheinst überrascht zu sein«, deutete Severus die Antwort.
»Ähm...ja ich...ich hatte noch nie keine Schmerzen...wenn ich ehrlich bin«, sagte Harry und spielte verlegen mit seiner Bettdecke. Snape hob eine Augenbraue. Allein diese Aussage zerriss ihn förmlich.
»Professor geht es Ihnen gut?«, der Lehrer bemerkte, dass er schon eine Weile nichts gesagt hatte. Verwirrt schüttelte er den Kopf.
»Ja alles in Ordnung.«
»Darf ich Sie etwas fragen?«, der Lehrer nickte steif. Er ahnte, was der Junge wissen wollte.
»Sir ähm ... warum sind Sie so nett zu mir? Sie nennen mich nicht Potter und duzen mich. Und wo sind wir hier?«, Severus seufzte. Es gab so vieles zu erklären und er wusste nicht, wo er anfangen sollte.
»Hör zu Harry, ich...also erst einmal tut es mir leid, dass ich dich so behandelt habe, wie ich es tat. dir die Gründe für mein Verhalten zu erläutern, würde zu weit führen für heute, aber ich verspreche, ich werde es dir erzählen« Harry nickte.
»Sir nur, weil ich ... weil ich vielleicht nicht so gelebt habe, wie Sie glaubten, müssen Sie nicht nett zu mir sein. Ich kann damit umgehen. Sie müssen das nicht tun. Sie müssen sich nicht verstellen«, sagte der Junge. Er war gegen Ende immer leiser geworden, aber Severus verstand ihn. Er erkannte erst jetzt, wie schlecht der den Jungen in den letzten zwei Jahren behandelt hatte. Ohne es zu wollen, war er aufgestanden und näher an das Bett getreten. Sofort wich Harry zurück und macht sich so klein wie möglich, offenbar in Erwartung von Schlägen.
»Harry, bitte sieh mich an!«, sagte er nachdrücklich. Ängstlich sah der Junge zu ihm. Die grünen Augen, die Augen, die Severus so gut kannte, suchten die seinen.
»Ich werde dir nie etwas tun. Ich werde dich nicht schlagen oder dir sonst Leid antun. Ich bin nicht nett zu dir, weil du mis- ... misshandelt wurdest. Ich bin nett zu dir, weil ich als Erwachsener anders hätte handeln müssen, anders als mich von blindem Hass auf einen Toten treiben zu lassen. Ich weiß, du verstehst das jetzt alles noch nicht wirklich, aber glaube mir bitte, wenn ich sage, wenn ich nett zu dir bin, dann nicht, weil ich mich verstelle. Nicht was das angeht ...«, eine Weile sah Harry den Mann vor sich nachdenklich an. Er war verwirrter, als noch kurz nach seinem Erwachen, aber er spürte, dass der Lehrer es ernst meinte. Auf eine seltsame Art und Weise vertraute er Snape. Er tat es schon immer. Auch wenn der Mann ihn schlecht behandelte und auch wenn er selber ihm oft etwas an den Hals wünschte, so war ihm doch so vertraut wie kaum ein anderer Mensch in seinem Leben.
»Ich glaube Ihnen«, sagte der Gryffindor schließlich. Snape lächelte. Auch Harry musste grinsen.
»Was ist so lustig?«, fragte Severus.
»Nichts, nur dass ich Sie glaube ich, noch nie habe lächeln sehen.«
»Nun das kann schon sein«, sagte Severus sanft.
»Aber nun weiter. Du fragtest, wo du bist. Du bist bei mir zu Hause Harry.«
»Aber...aber das ist nicht Spinner's End, oder?«
»Nein. Spinner's End ist auch nicht mein Zuhause, nun es war es früher. Es ist mein Elternhaus, aber ich mag es nicht besonders und bin so gut wie nie dort«, Harry nickte. Dies erklärte, warum das Haus wie eine Kulisse wirkte.
»Ich würde dir gerne meine Familie vorstellen. Ähm...es ist etwas kompliziert und sicher schwer, zu verstehen. Ich will dir nur sagen, dass niemand hier dir etwas tun wird und das sicher nicht alles so ist, wie es scheint. Bist du bereit?«, zögernd nickte Harry. Severus ging zur Tür und öffnete sie.
Draco Malfoy kam herein. Der Slytherin hielt die Hand seines Vaters und wirkte nervös. Harry kannte Lucius Malfoy nur flüchtig. Der Mann, der jetzt in den Raum trat, sah aus wie der Malfoy, aber sein offenes Lächeln passte so gar nicht zu dem Bild, das der Gryffindor von dem Mann hatte. Der großgewachsene Zauberer mit den langen blonden Haaren und den aristokratischen Gesichtszügen, wirkte immer kalt und unnahbar. Seine Kleidung und seine Haltung zeigten jedem, dass er etwas Besseres war. Aber nun stand vor Harry ein Mann, der seine Haare locker zum Pferdeschwanz gebunden hatte. Er trug dünne Leinenhosen und ein legeres graues Hemd. Auch Draco wirkte anders. Seine kurzen blonden Haare waren nicht nach hinten gegelt. Er trug eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt und lächelte fast schon schüchtern.
»Ähm hallo Potter...ähm ich meine Harry«, verbesserte sich Draco schnell, als ihn der strenge Blick von Severus traf. Der Gryffindor starrte vollkommen verwirrt zwischen seinem Lehrer, Lucius und Draco hin und her. Lucius trat hinter seinen Mann und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Das ist jetzt sicher alles etwas schwer zu verstehen. Wir kennen uns ja schon, mein Name ist Lucius Malfoy, Draco kennst du natürlich auch. Du hast von mir und Draco vielleicht einen etwas falschen Eindruck gewonnen, aber das hat Gründe, die wir dir später erklären werden. Ich bin eigentlich Heiler, arbeite aber im Ministerium. Sev und ich sind seit 15 Jahren verheiratet, aber nur wenige wissen das. Kommst du soweit mit?«, fragend sah Lucius zu Harry. Dieser nickte, wenn auch eher zögerlich.
»Heißt das, Sie heißen gar nicht Snape?«, wollte er an den Tränkemeister gewandt wissen. Gleich darauf kam ihm die Frage dämlich vor. Er wusste selber nicht, warum dies das Erste war, dass er wissen wollte. Snape lächelte sanft. Wieder dieses Lächeln, das auf dem Gesicht des Lehrers, für Harry vollkommen ungewohnt wirkte.
»Inzwischen heiße ich Severus Malfoy. In der Schule benutze ich aber meinen Geburtsnamen, Snape. Es gibt Gründe, warum wir es geheimhalten, also unsere Ehe und, dass Draco unser Sohn ist«, sagte Severus. Harry nickte wieder vorsichtig.
»Aber ... aber wie kann Draco ihr Sohn sein, also ihrer beider?«, Harry sah zu Draco. Er sah Lucius Malfoy unheimlich ähnlich. Die blonden Haare und die sturmgrauen Augen hatte er von dem Aristokraten. Aber nun fiel dem Gryffindor auf, dass die Gesichtszüge, das Kinn und der Mund eindeutig zu dem Tränkemeister passten. Verlegen grinste Draco.
»Tja in der Zauberwelt Harry ist so einiges möglich. Das ist kompliziert. Nur so viel. Natürlich hat keiner von uns beiden Draco geboren, aber er trägt unsere Gene in sich, und zwar nur unsere«, sagte Lucius.
»Wir würden dir gerne noch jemanden vorstellen. Ist das okay oder willst du dich ausruhen?«, fragend sah Severus zu dem Jungen.
»Nein ... nein alles in Ordnung«, Severus lächelte und nickte Draco zu. Lucius lief schnell zur Tür und öffnete sie. Der Mann, der Heiler von gerade eben trat ein und an der Hand hatte er eine elegante, blonde Frau. Sie war Harry, ähnlich wie der Heiler sofort sympathisch. Sie hatte hellblaue Augen und ein freundliches Lächeln umspielte ihren Mund. Die beiden traten ans Bett des Gryffindor.
»Darf ich vorstellen, Andrew Clarke und seine Frau Narzissa«, sagte Lucius.
»Schön dich kennenzulernen«, sagte die Frau und Harry nickte. Verwirrt sah er zu dem Porträt, welches im Zimmer hing. Es zeigte Narzissa mit Lucius und Draco. Die Blonde folgte dem Blick des Jungen.
»Das hier ist das Gästezimmer. Nach außen sind Lucius und ich verheiratet und Draco ist unser Sohn. Es ist eine Art Tarnung. In Räumen, die Gästen und Fremden zugänglich sind, hängen daher diese Bilder. Aber eigentlich sind Andrew und ich verheiratet. Ich heiße Clarke mit Nachnamen. Ja, ich habe Draco auf die Welt gebracht, aber wir sind nicht verwandt. Trotzdem würde ich alles für ihn tun. Andrew und ich sind seine Paten«, sagte Narzissa lächelnd und Draco grinste wieder breit.
»Danke, Tante Zissa«, sagte er.
»So ich denke, wir haben Harry nun ausreichend verwirrt. Komm Draco, du hast noch nichts gefrühstückt. Du kannst später wiederkommen«, sagte Narzissa und zog einen schmollenden Slytherin aus dem Zimmer. Andrew blieb.
Es blieb still im Raum. Harry schien alles noch zu verarbeiten. Doch so verwirrt er auch war und so unwirklich alles schien, so sehr hatte er das Gefühl, das es richtig war, so wie es war.
»Ist alles in Ordnung?«, wollte Snape nach einer Weile, an den Jungen gewandt wissen.
»Ja, irgendwie ist das alles seltsam, aber ja es ist alles okay«, sagte dieser und fuhr sich durch die Haare. Plötzlich hustete Harry wieder heftig und er hielt sich die immer noch schmerzenden Rippen.
Andrew war sogleich dabei ihm wieder einen Trank einzuflößen. Harry atmete schwer, nachdem der Anfall aufgehört hatte.
»Danke«, sagte er außer Atem.
»Kein Problem. Du musst dich wirklich schonen. Du bist längst noch nicht gesund. Ich seh mal nach Draco und meiner Frau. Bitte kommt mit Harry runter in mein Behandlungszimmer, sobald es geht. Ich würde ihn gerne noch mal komplett durchchecken«, sagte der Heiler. Severus und Lucius nickten und Andrew verließ den Raum.
»So nun hast du erst mal das Wichtigste erfahren, aber nun habe ich eine Frage..«, sagte Severus. Harry schluckte schwer. Der Gryffindor ahnte, was sein Lehrer wissen wollte. Er mied den Blick der beiden Zauberer und sah zum Fenster.
»Warum hast du niemanden etwas gesagt?«, die Frage des Mannes hing schwer in dem Raum. Harry spürte eine Hand, die sich auf seine legte. Dem ersten Impuls folgend, wollte er sie wegziehen, aber in der Geste lag so viel Vertrautheit und Wärme, dass er den Blick hob und den Augen seines Lehrers begegnete. In den diesen lag Sorge. Was hatte den Mann, von dem er glaubte, dass er ihn hasste nur so verändert? Mehr als alles wollte Harry, diese Frage beantwortet wissen.
»I-ich weiß es nicht«, sagte der Gryffindor und versuchte, dem Blick des Tränkemeisters standzuhalten.
Lucius und Severus sagten nichts. Sie gaben dem Jungen die Zeit und den Raum, den er brauchte.
Harry atmet tief durch.
»Ich kannte es nicht anders. Mein Onkel und meine Tante...sie...sie hatten keine Wahl. Ich wurde vor ihre Tür gelegt und sie mussten sich kümmern. Die Schläge und das Hungern ich weiß auch nicht ... irgendwann gewöhnte ich mich daran. Als ich erfuhr, dass ich ein Zauberer bin ... da ... da dachte ich, jetzt würde alles anders werden, aber sie erfuhren, dass ich außerhalb von Hogwarts nicht zaubern darf. Und ich tat es nicht, weil Hogwarts mein Zuhause ist. Das einzige wirkliche Zuhause, das ich kenne. Ein Zuhause wo ich nicht im Schrank schlafe, wo ich etwas zu essen bekomme, nicht friere und mich niemand schlägt oder beschimpft...na ja fast niemand«, Severus drückte die Hand des Jungen fester. Er wusste, was dieser meinte und es tat ihm mehr weh, als er geahnt hätte.
»Als ich meine Tante versehentlich aufblies, da glaubte ich, mein Onkel würde mich totschlagen. Aber er tat es nicht. Er nahm meine Sachen und stellte sie auf die Straße. Dann warf er mich raus. Und wissen Sie, was das Schlimmste daran war? Es war die Tatsache, dass ich dachte, ich würde mein Zuhause verlieren«, Harry lachte bitter. Severus hörte sofort, wie falsch und verzweifelt dieses Lachen war. Erste Tränen rannen dem Jungen über die Wange. Energisch wischte der Gryffindor sie fort.
»Wann hast du aufgehört, zu weinen?«, war alles, was der Lehrer fragte. Harry, der während seiner Erzählung auf einen Punkt an der Wand gestarrt hatte, sah ihm nun wieder in die Augen.
»Ich weiß nicht. Mit sechs oder sieben. Weinen machte es nicht besser oder weniger schlimm. Meist sorgte es nur dafür, dass er noch heftiger zuschlug. Also hörte ich auf...«, Stille senkte sich wieder über den Raum. Lucius schluckte schwer. Harry wirkte so erwachsen. Wie war er unter der Obhut solcher Muggel, nur zu dem Menschen geworden, der er jetzt war?
»Ich verspreche dir, du musst nie wieder dorthin zurück«, sagte Severus schließlich ruhig und strich dem Jungen über die Haare. Wieder zuckte Harry leicht und sah den Lehrer fragend an.
»Aber ... aber Professor Dumbledore er sagte, dass ich zurückmuss. Das ich dort geschützt bin.«
»Albus ist auch nicht allwissend und wenn die Gefahr für dich im Haus ist, dann nützt jeder Schutz nichts«, sagte Lucius streng. Der Gryffindor sah zweifelnd zu den Männern, nickte aber zaghaft.
»A-aber wo soll ich dann hin?«
»Das wird sich ergeben. Erst mal bleibst du hier. Also, wenn du willst..«, sagte Severus und sah, wie die Augen des Jungen zu leuchten begannen.
»Wirklich?«, fragte er.
»Wirklich! Und das nehme ich mal als ein ja. So und nun lass uns zu Andrew gehen. Kannst du aufstehen?«, wollte Severus wissen.
»Ich glaub schon«, Harry setzt sich auf die Bettkante und stellte sich auf die Füße. Er fühlte sich noch schwach und wacklig, aber er stand.
Severus nickte zufrieden. Zusammen liefen sie ins Untergeschoss. Harry konnte sich an dem Haus kaum sattsehen. Es wirkte trotz seiner Größe irgendwie gemütlich. Gemälde von Landschaften und Menschen hingen an den Wänden. Helles Holz bestimmte die Einrichtung und die großen Fenster gaben den Blick frei auf einen wunderschönen Park.
Severus blieb vor einer schlichten Eichenholztür stehen, klopfte und trat ein. Andrew saß hinter einem großen Schreibtisch und sah auf.
»Sehr schön. Du stehst auf eigenen Beinen, das ist schon mal gut«, sagte er, stand auf und ging auf Harry zu. Der Raum des Heilers war gemütlich und einladend. Die Wände waren beinahe vollständig mit Bücherregalen bedeckt. Es gab den Schreibtisch, eine Behandlungsliege und einen Schrank. Außerdem standen vor einem Kamin ein Sofa und zwei Sessel.
»Setz dich bitte auf die Liege«, sagte Andrew. Der Gryffindor zögerte kurz, aber Severus lächelte ihm zu und half ihm, sich zu setzen.
»Sehr gut. So ich lasse jetzt meinen Zauberstab über dich gleiten. Das tut nicht weh. Es kitzelt vielleicht etwas. Hier erscheinen dann alle deine Daten. Also deine Größe, dein Gewicht, Geburtstag, Eltern und so weiter. Verstanden?«, Andrew hielt einen braunen Ordner in der Hand und wartete, bis Harry nickte. Sacht fuhr mit dem Zauberstab über den Jungen. Als er fertig war, überflog er die Akte und stockte. Er sah zu Severus. Lucius und sein Mann sahen, wie blass der Heiler geworden war. Andrew versuchte, sich nichts weiter anmerken zu lassen, und lächelte dem Gryffindor zu.
»Okay machen wir weiter. Würdest du dich hinlegen?«, wieder tat Harry wie ihm geheißen, doch er schien sich sichtlich unwohl zu fühlen. Severus trat an die Liege und griff wieder nach der Hand des Jungen. Sie war schweißnass und kalt.
»Alles okay«, sagte er leise.
Andrew berührte den Gryffindor immer wieder leicht mit dem Zauberstab.
»So das war es schon. Du kannst dich wieder hinsetzen«, Harry setzte sich auf und sah zu Severus, der äußerst besorgt den Heiler musterte.
»Es ist alles okay. Die Lungenentzündung heilt und auch der Rest sieht gut aus. Du musst zunehmen, aber das bekommen wir schon hin«, sagte der Heiler und lächelte dem Jungen aufmunternd zu.
»Wilas!«, rief er und kurz darauf erschien ein Hauself im Raum, der sich tief verbeugte.
»Wilas, sind meine Frau und Draco noch in der Küche?«
»Miss Clarke und Master Malfoy essen noch in der Küche«, sagte das Wesen mit den Fledermausohren.
»Gut. Sei so nett und bring Harry zu ihnen und mach ihm einen Haferbrei. Ach und such bitte Sachen für ihn. Draco hat sicher etwas im Schrank, was ihm zu klein ist.«
»Sehr wohl Master Clarke. Folgen Sie mir bitte Master Potter«, der Elf verbeugte sich tief und wartete auf den Gryffindor. Der sah zu dem Tränkemeister, der auffordernd nickte. Als sich die Tür hinter dem Elf und Harry schloss, sah Severus besorgt zu Andrew.
»Andrew was ist los?«
»Setzt euch lieber!«, sagte der Heiler und ließ sich selber seufzend in einen der Sessel sinken. Lucius und Severus nahmen auf der Couch Platz. Andrew reichte die Akte an Severus und dieser las:
Name: Harry James Potter/Malfoy
Alter: 12
Geburtstag: 31.07.1980
Eltern: Lily Potter (Mutter)
Severus Malfoy (Vater)
Geschwister: Draco Lucius Malfoy (Halbbruder)
Sprachlos starrte Severus zu Andrew und Lucius.
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