V
Verkündung
„Wir empfangen ein Signal!"
„Räumt die Brücke!" Nur Lien und Kapitän Bullrock blieben zurück, die eine nervös und sichtlich aufgeregt, die andere betont gelassen. Bullrocks Stimme zitterte leicht, als sie sich an ihren Kommunikationsmanager wandte: „Es ist von dringlichster Wichtigkeit, dass es zu keinem Missverständnis kommt. Egal, welche Antwort wir erhalten, wir wollen den Frieden wahren." „Aye, Kapitän. Ankunft in 5, 4, 3, 2, 1..."
Gegrüßt seid ihr, Kapitän Bullrock. Gleißendes Licht erfüllte mit der Ankunft der Gesandten die Kommandobrücke, hell genug, um die beiden Frauen kurzzeitig zu blenden. Als das Licht abklang, trat Bullrock vor, um ihren Gast zu begrüßen. Nach einer knappen Verbeugung und einer entsprechenden Begrüßungsfloskel sprach sie direkt das Thema an, welches ihr in den letzten Tagen den Schlaf geraubt hatte.
„Welche Entscheidung hat der Rat getroffen?" Sie wirkte nun selbstsicher und unerschütterlich, wie sie mit beiden Beinen fest auf dem Boden und die Hände hinter dem Rücken verschränkt da stand, das Kinn stolz nach oben gereckt, auf jede Antwort gefasst. Lien war vollends darin vertieft, die Signale zu entschlüsseln, die von der Kristallfrau beziehungsweise ihrer Projektion ausgingen. So etwas hatte sie nie zuvor gesehen, es schien fast, als würde ein elektromagnetisches Feld um die Frau herum aufgebaut. Aber das konnte unmöglich stimmen, würde jedes ihr bekannte physikalische Gesetz außer Kraft setzen.
Die Erklärung, die Ihr sucht, ist Magie, sprach die Zikhanya Lien an. Magnetische Interaktion, in eurer Sprache. Nun widmete sie sich wieder dem Kapitän. Der Rat hat beschlossen, eine Delegation von 28 eures Volkes auf Umondli willkommen zu heißen. Ausgewählt werden diese von den Ratsvorsitzenden. Wir können nicht eurem gesamten Volk eine neue Heimat bieten, ihr werdet eure Suche daher fortsetzen müssen. An dieser Stelle schluckte Bullrock schwer, sie hatte wirklich auf bessere Nachricht gehofft. Trotzdem wollen wir alles in unserer Macht stehende tun, um euch die Suche zu erleichtern. Ihr werdet gebeten, uns eine Liste benötigter Ressourcen zu übermitteln, sodass wir Eure Vorräte für Eure Weiterreise füllen können. Es ist jedem Schiff gestattet, für 3 Sonnenläufe am Strand von Logorn zu landen, um dem Rat die Begutachtung der Besatzung zu ermöglichen und würdige Delegierte zu erwählen. Die Zikhanya pausierte kurz, wie um ihre nächsten Worte abzuwägen. Die Besatzung darf das Schiff verlassen, sofern sie sich nicht mehr als 3 Steinwürfe von diesem entfernt. Wer versucht, den Bereich zu verlassen, ereilt ein schneller Tod. Darauf war weder Bullrock noch Lien gefasst gewesen. Die Frauen wechselten einen schnellen Blick.
„Wir danken dem Rat für diese Möglichkeit, gerne übermitteln wir eine Liste. Ich werde die Nachricht an mein Volk weiterleiten und Euch so bald wie möglich informieren, wie wir entscheiden. Ich kann nicht für meine Mannschaft bestimmen, ob sie landen wollen oder nicht."
Dies ist keine Entscheidung, die Ihr zu treffen habt. Umondli verliert einen Teil seiner selbst, wenn wir euch mit Ressourcen ausstatten. Um den Verlust auszugleichen, bleiben 28 der Euren zurück. Wir wählen diese aus, um sicherzugehen, dass sie reinen Herzens sind und Umondli wohlgesonnen. Die Zikhanya klang klar und kalt. Keinerlei Emotion gab ihrer Stimme etwas Reales. Es ist ein Tausch.
„Lasst mir einen Tag, um das Angebot zu überdenken."
So sei es.
Das Leuchten verschwand, die Geräte spielten nicht mehr verrückt, was Lien beinahe mit Bedauern zur Kenntnis nahm. Magie. Das klang nach Abenteuer und unerforschter Technik. Zu gerne würde sie diese ergründen. Dann riss der Kapitän sie aus ihren träumerischen Gedanken.
„VERFLUCHTER DRECK! SCHEISSE! Zur Hölle!" Lauthals fluchend und Wurfgeschossen suchend, die sie an die Wand schleudern konnte, hetzte Kapitän Bullrock über die Brücke. „Das lief alles andere als geplant." So hatte Lien ihren Kapitän noch nie gesehen.
Unsicher plapperte Lien los, versuchte Bullrock zu beruhigen: „Zumindest haben sie uns nicht offen mit Krieg gedroht. Das ist ein Fortschritt. Und so schlecht ist das Angebot nicht." Lien klang im Gegensatz zu ihrem Kapitän zuversichtlich und erfreut. Betont munter redete sie weiter: „Drei Tage Strandurlaub, was gibt es Schöneres nach sieben Jahren Raumschiffluft? Und sehen Sie es mal so – 28 von uns weniger, um die Sie sich sorgen müssen. Die StarTrack wird langsam ein wenig eng und die StarPeace hat inzwischen eine zusätzliche Geburtsstation einrichten müssen. Die Botaniker werden durchdrehen, wenn sie all die neuen Pflanzen analysieren dürfen. Wir sollten uns darauf einlassen. Uns allen würde ein bisschen frische Luft und Hoffnung guttun."
Zweifel lag über Bullrocks Gesicht wie ein dunkler Schatten. Dennoch nickte sie, wieder betont gefasst und souverän nach ihrem unpassenden Gefühlsausbruch. „Nun gut. Ich werde mich mit den anderen Kapitänen beratschlagen. Wir haben nichts zu verlieren."
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