Ohne Titel Teil2
Orientierungslos erwachte ich in einem dunklen Raum, meine Hände tasteten das Bett ab, auf dem ich lag. Es war weich und es roch nach neuer gewaschener Bettwäsche. Meine Kehle brannte vor Hunger, meine Erschöpfung durch den Hunger war kaum auszuhalten, nur schwer konnte ich mich erheben und realisieren wo ich war. Es ähnelte einem Krankenzimmer, es stand nur wenig drin. Ein Bett, ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen und ein kleiner Fernseher. Die Rollläden waren alle unten, selbst ohne es zu sehen wusste ich, dass die Sonne schien. Dann kam es mir wieder in den Sinn, ein Vollblut Vampir und ein Halbvampir hatten mich gefunden, als ich zusammengebrochen bin. Natürlich fragte ich mich was sie davon hatten mich zu retten. Für mich selbst machte es keinen Sinn und allem voran warum ein Vollblut Vampir und Halbvampir zusammen waren.
Es klopfte dann an der Tür, verwirrt sah ich zu dieser, bis ich die Person rein bat. Ohne das die zwei etwas sagten wusste ich, dass es die waren, die mich gefunden haben.
„Du bist also aufgewacht."
Stellte die Frau fest und schaltete das Licht an. Die Frau war die Vollblut Vampirin, sie war etwa 1,60 Meter groß und hatte ihre braunen Haare zu einem Zopf gebunden. Ihre schmalen Lippen waren zu einem Lächeln geformt und sie stellte sich mit verschränkten Armen vor den Bett. Der Mann dagegen blieb im Türrahmen stehen und beobachtete mich von der Ferne aus.
„Danke für das Retten vor dem Jäger."
Ich bedankte mich bei ihnen. Für einen kurzen Moment schaute ich auf meine Hände und dann wieder in die Gesichter von den zwei. Die Frau blickte kurz zu dem Mann und dann wieder zu mir.
„Kein Problem. Uns ist der Jäger schon länger ein Begriff, er hat es wohl hauptsächlich auf die wohlhabenden Familien abgesehen, aber natürlich macht er auch kein Halt wenn er einen anderen Vampir sieht. Wir haben bemerkt, dass du schon vorher geschwächt warst. Du hast seit Tagen nichts mehr getrunken. Woher kamst du?"
Die Frau schien mir sehr nett zu sein, aber dennoch war ich sehr vorsichtig. Ich kannte ja nicht mal ihren Namen. Mein Kiefer war angespannt und ich biss mir auf die Zunge. Es hatte keinen Sinn ihnen etwas zu verschweigen, denn sie hatten mich gerettet, ohne sie wäre ich womöglich schon tot.
„Ich war Jahrzehnte lang eine Gefangene von Erwin Steinberg, einem Urvampir. Ich bin gestern geflohen und davor war ich mehrere Tage eingeschlossen und man hatte mir die Nahrung verweigert. Im übrigen mein Name ist Victoria Schwarzholz."
Nun bewegte sich auch der Mann von der Stelle und machte mehrere Schritte auf mich zu. Er versuchte sein Gesichtsausdruck zu kontrollieren, aber es glückte nicht so ganz. Ein trauriger Schimmer lag in seinen Augen, sein Atem ging schwerer. In mir kam eine Ahnung auf wieso er so reagierte.
„Ich sehe und merke ja das du ein Halbvampir bist und dein Ausdruck in deinem Gesicht lässt mich etwas vermuten. Erwin Steinberg ist dein Vater und deine Menschen Mutter starb bei deiner Geburt oder kurz danach."
Natürlich hatte ich Angst davor taktlos zu wirken, aber scheinbar traf ich genau ins Schwarze und er war nicht sauer wegen meiner Bemerkung. Er schaute mich schweigend an. Die Frau dagegen senkte den Kopf, kurz darauf verschwand sie für einen kleinen Moment aus dem Raum und kam mit einem großen schwarzen Becher zurück. Sie hielt ihn mir hin, erst sah ich verwundert auf den Becher. Dann roch ich das Blut und nahm ihr den Becher aus der Hand.
„Es ist Menschenblut, somit kommst du wieder richtig zu Kräften. Und mein Name ist Tanja Klein und er heißt Sebastian Schneider."
Dankend trank ich das Behältnis leer und sofort spürte ich, wie meine Kräfte zurückkamen. Meine Kehle hörte auf zu brennen und ich fühlte mich wieder lebendig. So sehr ich mich auch an tierisches Blut gewöhnt hatte, war es was anderes, wenn man Menschen Blut trank. Meine Erschöpfung verschwand, anstelle war ich hellwach. Was ein bisschen Blut ausmachte.
"Jetzt bin ich vollkommen Aufnahme fähig. Nochmals danke für die Rettung, aber ich hätte da paar Fra-."
Der Mann fiel mir mitten im Satz ins Wort.
"Seit wann bist du ein Vampir und wie lange warst du bei Erwin?"
Seine Stimme war am zittern. Ich verstand zwar nicht wieso, aber ich beantwortete seine Fragen.
"Ich bin seit 75 Jahren ein Vampir und 73 Jahre war ich in der Gefangenschaft von Erwin."
Eigentlich wunderte es mich das Erwin ein Halbvampir gezeugt hatte, so oft wie er von den Heiligen Schriften der Vampire gesprochen hat. Er befolgte die Regeln, er lebte danach und dennoch hatte er ein Halbvampir gezeugt. Die Existenz von ihnen war eigentlich verboten, seit circa 300 Jahren schon. Davor sah es anders aus, aber die Königsfamilien kamen auf den Trichter das die Gene und das Blut von den Menschen unrein war. Schon paradox, wenn man bedachte, dass wir ihr Blut zur Nahrung brauchten. Und jeder von uns war einst ein Mensch gewesen und sogar die ersten Vampire waren Menschen gewesen. Wenige Vampire kannten die wahre Geschichte der ersten Vampire. Viele glaubten nicht daran, was ich auch stückweit nachvollziehen konnte. Man sagte sich, dass der Tod selbst aus seinen engsten Anhänger Vampire gemacht hätte, es sei seine Kreation gewesen. Natürlich war es schon unfassbar das es Vampire gab, aber das der Tod selbst es gewesen war, hört sich natürlich im ersten Moment merkwürdig an. Ich selbst glaubte dran, denn die Geschichte kam immer wieder vor. Die Urvampire redeten oft darüber.
Sebastian steckte seine Hände in die Hosentaschen und musterte mich eindringlich. Ich dagegen stand vom Bett auf und warf den Becher in den Müll. Erst dann bemerkte ich das ich andere Kleidung an hatte. Verwundert sah ich an mir runter. Im Gegensatz zu der schwarzen Hose von gestern, trug ich eine dunkelblaue Hose und ein schlichtes schwarzes T-shirt.
„Nicht wundern. Wir mussten dir andere Kleidung anziehen, weil deine andere komplett dreckig war. Deine Lederjacke hängt da hinten über den Stuhl. Nun stell mal deine Fragen an uns."
Offenbarte mir Tanja.
„Wo bin ich?"
Bevor Tanja mir antwortete zog sie den Stuhl an sich, setzte sich darauf und verschränkte ihre Beine.
„Du bist immer noch in der selben Stadt wie gestern, also in München. Du bist in einem sicheren Gebäude, hier sind ein paar Menschen, Vampire und auch Halbvampire. Wir bieten einigen Unterschlupf an. Neben mir und Sebastian helfen noch zwei Menschen, zwei Vampire und ein weiterer Halbvampire bei dem Ganzen. Wir sind keine Organisation, wir haben keinen Namen dafür, wir wollen nur bestimmten Leuten helfen. Gestern war unsere Routine Rundgang, da haben wir halt dich gefunden."
Ich schaute immer abwechselnd zwischen dem Mann und der Frau hin und her und erkannte, dass sie mich nicht anlogen. Sie waren scheinbar sehr selbstlos wenn sie sowas taten, es war beeindruckend.
„Du bist also vor dem Urvampir geflohen. Hast du schon einen weiteren Plan?"
Dies war eine gute Frage von Sebastian.
„Tatsächlich nicht. Ich habe keinen Plan, ich hatte mir darüber keine Gedanken gemacht, ich wollte einfach nur von da weg."
Über den nächsten Schritt von meiner Reise hatte ich mir keine Gedanken gemacht. Ich war so fokussiert darauf gewesen von da wegzukommen, dass mir alles andere egal war. Nun stand ich da, etwas hilflos und aufgeschmissen, denn ich hatte niemanden zu dem ich hätte fliehen können. Selbst in der Zeit als ich noch ein Mensch war, hatte ich kaum Leute um mich gehabt. Meine Mutter und meine Schwester waren die wichtigsten Personen. Meine Mutter starb durch Erwin und was mit meiner Schwester passiert war, wusste ich nicht. Dieses Ungewisse plagte mich, vielleicht starb sie, vielleicht war sie nun auch ein Vampir, ich wusste es einfach nicht.
„Dann bleib erstmal bei uns, als Schutz."
Schlug der Halbvampir vor.
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