Ohne Titel Teil 1
Nach all der Zeit, nach so vielen Jahrzehnten erreichte ich den Punkt endlich zu fliehen. Meine Füße trugen mich an das große schwere schwarze Eisentor, es war mitten in der Nacht und es hatte vor paar Minuten wieder begonnen zu schneien. Meine blassen Finger umklammerten die Eisenstangen, mein Herz schlug zwar seit meiner Verwandlung vor vielen Jahrzehnten nicht mehr, aber es fühlte sich so an. Gewisse menschliche Gefühle hatte ich nie vergessen. Diesen Schritt vor Erwin Steinberg zu fliehen war ein großer Schritt gewesen. Erwin war ein uralter Vampir, in Deutschland hatte er viel zu sagen, seine Macht war groß. Er hielt mich und viele andere Vampirinnen und Menschenfrauen als Gefangene, als Objekte seiner eignen Freude. Seine Grausamkeit war unermesslich, es machte ihn Spaß uns Schmerzen zu zufügen. Damals hatte er meine Mutter vor meinen Augen ausgesaugt und getötet, es war nun 73 Jahre her und trotzdem fühlte es sich wie damals an. Die Trauer über diesen Verlust hatte ich immer noch nicht überwunden, er hatte mich schon lange vorher verwandelt und er wusste was für Schmerzen er mir zufügen konnte. Ich stand damals völlig unter Schock und schnell fand ich mich in seinem Verließ wieder. Angekettet, gedemütigt und ausgelaugt war ich ein weiteres Spielzeug. Jeder Frau war für was anderes da, aber jede Frau kontrollierte er mit Angst und Gewalt. Er hatte mich für das Bett auserkoren, immer wieder hegte ich den Gedanken zu fliehen. Einst versuchte ich es aber scheiterte und die Konsequenzen waren schlimm gewesen.
Nach über 20 Jahren war ich wieder am selben Punkt angelangt. Diesmal war es Winter, selbst als Vampir vernahm ich die Minusgraden und war fasziniert von den kleinen weißen Flocken. Der Schnee wirkte so beruhigend und unantastbar, eine Perfektion aus der Natur. Grad als ich das Tor öffnen wollte, vernahm ich einen eindringlichen Geruch hinter mir. Einer der männlichen Untergebenen von Erwin stand zwei Meter hinter mir.
„Was hast du denn vor Victoria?"
„Das weißt du doch wieso fragst du so blöd Michael?"
Blitzschnell stand er genau hinter mir und legte eine Hand auf meine Schulter. Ich schlug seine Hand weg und im selben Moment drehte ich mich um und packte seine Jacke. Trotz der Mangel von Blut hatte ich eine größere Stärke als Michael, ich hatte von Natur aus eine beachtliche Stärke. Mit dieser Stärke drückte ich ihn auf den Boden, in seinen Augen sah man, dass er nicht damit gerechnet hatte. Obwohl es auch für mich gefährlich war zog ich ein Silbermesser aus der Jacke. Bevor ich aufgebrochen bin hatte ich mir Handschuhe angezogen, aber selbst mit denen spürte ich die leichten Verbrennungen an meiner Hand. Eigentlich wollte ich genau sein Herz treffen, aber er bewegte sich zu sehr, daher traf ich nur seine Schulter, aber es reichte aus. Ein Schmerzensschrei entglitt ihm aus der Kehle. Er schlug wild um sich, ich entwischte seinen Händen und stand auf.
„Er wird dich finden Victoria. Du bist zu wertvoll für ihn."
Er musste sich anstrengen um reden zu können, aber ich schenkte dem ganzen keine Aufmerksamkeit mehr, denn ich war schon hinter dem Tor. Mir war bewusst wo all das hinführte, aber für immer in dieser Gefangenschaft zu leben, wollte ich nicht. Ich wollte ein eignes Leben, ich wollte meine eigene Freiheit und Zukunft haben.
Mittlerweile überquerte ich das riesige Gelände, es war so bedrückend, dieses große Anwesen war ein reines Gefängnis. Vermutlich hätten viele gesagt das es schön war, aber ich wusste was hinter den Mauern ablief, daher verschwand das Schöne. Jeder Schritt fiel mir schwer, der Blutmangel machte sich immer bemerkbarer. Dann erreichte ich das zweite Tor, die Freiheit kam näher. Mein Blick wanderte über die breite Straße, ein paar Laternen beleuchteten den Gehweg, der geziert war von dem Schnee. Je länger ich auf der Stelle stand und die Schneeflocken beobachtete desto größer wurde meine Traurigkeit, mir war zu weinen zumute. Ich wollte hier weg, ich wollte irgendwie meinen Weg finden. Diese Sätze sagte ich immer wieder zu mir selbst während ich durch die Nacht wandelte. Je näher ich der Stadt kam desto schwächer fühlte ich mich und ein unerklärliches Unbehagen begleitete mich.
Von weitem hörte ich drei Jugendliche, die sich über banale Sachen unterhielten und dabei rauchten und Bier tranken. Ich schlüpfte in eine Seitengasse, obwohl Menschen nicht genau erkannten das ich ein Vampir war, wollte ich es auch nicht hinaufbeschwören. Meine natürliche Kraft war weit über eines Menschen aber ich wollte den Menschen nie absichtlich Schaden zufügen. Jeder Mensch dachte das alle Vampire blutsaugende Monster sind. Es war aber nicht so, natürlich gab es Tyrannen wie Erwin, aber solche gab es auch in der Menschenwelt. In meinem bisherigen Leben hatte ich stets versucht von Tierblut zu leben, aber es war eine Tatsache das Menschenblut uns Vampire stärker machte und uns länger satt hielt. Vieles auf dieser Welt lief schief und niemand hatte eine Antwort darauf, mit den Gedanken Schritt ich voran. Immer zur nächsten Gasse, aber dann stieg ein bekannter Geruch in meiner Nase, es war getrocknetes Blut. Ich hielt mir die Hand vor die Nase und versuchte mich nicht von meinem Instinkt besiegen zu lassen. Denn es war getrocknetes Menschenblut, aber ein anderer Geruch vermischte sich mit dem Eisengeruch. Es roch nach verbranntem Fleisch, verbranntem Vampirfleisch. Wahrscheinlich durch ein Silberklinge verursacht, es war eine Warnung, aber ich ignorierte sie und ging geradewegs zu diesem Geruch.
Zwei Gassen weiter fand ich den bewegungslosen Körper eines Vampirs, es war nicht irgendein Vampir, er entstammte wohl aus einer der 12 europäischen Vampir Königsfamilien. Man erkannte es an der Kleidung und an dem Wappen was auf der Jacke eingenäht war. Zögerlich beugte ich mich zu ihm runter, sein Herz wurde aufgespießt und um seine Brust herum war alles verbrannt. Mit zittererden Händen nahm ich die Kette in die Hand, es zeigte wieder das Familienwappen der Abensberg. Eine der zwei Adelsfamilien in Deutschland. Die andere war die Familie Sonnenstern, ihr Sitz war in Saarlouis. Es waren zwar nur zwei Familien, aber sie hatten die Macht über Deutschland was die Vampire angeht. Zu ihrem Reichtum kamen sie aber auch durch die Menschen, Aufträge, Schmuggel jeglicher Art, es gab keine Grenzen. Mit den anderen Adelsfamilien hatten sie das Gesetz der Vampire in Europa abgeschlossen. Was meinst zu ihrem Vorteil ausgelegt waren.
Ich entfernte mich wieder von der Leiche und mir war bewusst, dass es jemand war der schon öfters Vampire getötet hat. Vielleicht auch jemand der absichtlich einen aus der Adelsfamilie ausgesucht hat. Es war auf jeden Fall ein erfahrener Vampirjäger gewesen.
„Heut hab ich wohl mein Glückstag. Da steht ja noch ein Vampir."
Ich hatte ihn gar nicht bemerkt, meine Sinne hatten es zu spät gemerkt, dass der Jäger noch in der Nähe war. Schluckend wandte ich mich und schaute in ein markantes weißes Gesicht. Sein Blick war grimmig, seine Absichten waren nicht zu übersehen. Er trug einen langen schwarzen Mantel, unter den Mantel sah ich ein Gürtel an denen mehrere Waffen befestigt waren. Dieser Jäger war gut ausgestattet, aber ich konnte es nicht zu lassen, dass er mich tötete. Nicht nachdem ich meine Freiheit erlangt hatte, aber ich spürte wie schwach ich war, ein solchen Kampf konnte ich nicht überstehen. Fuck! Innerhalb paar Sekunden wog ich meine Entscheidungen ab, daraufhin rannte ich von ihm weg. Leider nicht so schnell wie ich es eigentlich könnte daher konnte einer seiner Silberkugeln mich streifen. Der Schmerz durchzuckte meinen ganzen Körper. Fuck! In diesem Moment verfluchte ich alles und jeden.
„Du bist der erste der weg läuft. Du weißt wohl das du mit deinem Blutmangel nicht stark genug bist, aber selbst ohne den Mangel wärst du nicht stark genug."
Seine tiefe Stimme bohrte sich in mein Gehirn, aber es ließ mich nicht inne halten. Immer wieder bog ich dann ab, mein Gleichgewicht zu halten war schwer, meine Schulter prallte mehrmals an die Wand. Meine Lederjacke musste diese Nacht einiges einbüßen, meine Füße wurden immer schwerer. Die Schritte vom Jäger nahm ich nur noch ganz leise war. All meine Kraft legte ich in meine Füße und lief weiter. Fuck! Am Ende der Gasse krallte ich mich in die Mauer. Die Verbrennung der Kugel war immer noch zu spüren, denn mein Heilungsprozess war verlangsamt. Erschöpft sackte ich zu Boden, mein Kopf prallte an die Wand und ohne das ich es wollte schloss ich meine roten großen Augen. Meine schwarze Lederhose wurde durch den Dreck des Bodens dreckig, aber all das war mir in diesem Moment egal. Eigentlich wollte ich nur noch von hier weg. Meine Kraft verließ mich, aber dennoch vernahm ich Schritte, es waren aber nicht die von dem Jäger. Eine Frauen Stimme erklang.
„Siehe da, ein kraftlose Vampirin. Sie scheint seit einiger Zeit kein Blut mehr getrunken zu haben und man hat sie an der Schulter verwundet."
Daraufhin antwortete ihr eine Männerstimme.
„Sie scheint vor dem Jäger geflohen zu sein, aber davor wohl vor was anderem. Sie hatte eigentlich genug Möglichkeiten gehabt sich zu ernähren. Wieso hat sie es nicht getan?"
Mein letzter Gedanke war wieso eine Vampirin und ein Halbvampir vor mir standen, bevor ich in Ohnmacht fiel.
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