[21 - komplizierter Smalltalk]
"Ich hab schon ganz anderes überstanden. Wenn ich keine Lust mehr hab oder es falsch wirkt, geh ich eben. Bis dahin geht es um den Versuch."
So verlasse ich das Zimmer und gehe zu Izuna, der kurz verwirrt scheint.
"Können wir gehen?"
Wir verlassen gemeinsam das Haus.
Hätte ich in den letzten Wochen nicht so viel Schwachsinn erlebt, würde ich wahrscheinlich nicht in der geistigen Lage sein auf ein Date mit demjenigen zu gehen, der mal versucht hat mich zu töten.
Andererseits... kann ich ihn auch irgendwie nicht als selbe Person ansehen.
Ein junger Uchiha, der versucht hat mich zu töten.
Und ein erwachsener Mann, der von seinem Bruder schwerverletzt zu mir gebracht wurde. Sagen wir ich musste als ich mir seine Wunden angesehen habe bedingt alles sehen.
Und er ist nun mal mit oder ohne Wunden ein wirklich attraktiver Mann.
"Worüber denkst du nach?", fragt Izuna und ich blicke auf.
"Nichts spannendes", erwidere ich knapp.
"Wenn du meinst."
"Und wie gefällt es dir in einem Dorf?", fragt er und ich muss etwas grübeln. Einerseits ist es nach all der Zeit alleine seltsam, aber kein schlimmes seltsam, sondern ein gewöhnungsbedürftiges.
"Muss mich erst wieder an so viele Menschen gewöhnen. Es scheint mir manchmal etwas stressig."
"Wieder?", fragt Izuna nach und ich ziehe scharf die Luft ein. Sollte ich die Wahrheit sagen?
"Komplizierte Geschichte. Ich bin als Kind im Krieg verletzt worden, wurde aber gerettet und hab seitdem bei der alten Frau gelebt, nachdem sie mich wieder auf die Beine gebracht hat."
"Verstehe."
"Und was ist mir dir?", frage ich zurück. "Ein Dorf mit den Senju..."
"Ich hab mich auch noch nicht daran gewöhnt", erwidert er sofort als hätte er die Antwort bereits im Kopf gehabt. Naja. Unangenehmes Gespräch.
Dabei sollte man meinen das Eis müsste bereits gebrochen sein. Nach keine Ahnung... ich hab ihm das Leben gerettet?
Andererseits würde Tobirama wohl das ganze einfach begründen mit : Uchiha.
An den möchte ich allerdings gerade ungerne denken.
"Nachvollziehbar", meine ich ganz beiläufig.
Ist wahrscheinlich für keinen - außer Hashirama und Madara - schön mit seinen Erzfeinden Frieden zu schließen und zusammen zu ziehen.
"Lass uns über was anderes reden", schlägt Izuna vor und ich nicke zustimmend.
Krieg ist nicht das angenehmste Thema.
Vor allem wenn wir gerade ziemlich friedlich durch die Straßen Konohas spazieren.
"Was machst du gerne?", fragt Izuna - offensichtlich in der Hoffnung so das Thema wechseln zu können.
Aber mir fällt darauf keine Antwort ein.
"Weiß nicht", meine ich nach längerem Grübeln.
"Wie kannst du denn nicht wissen, was dir Spaß macht?"
"War in letzter Zeit alles ein wenig durcheinander... erst kamen du und Madara, dann Kuro, dann Tobirama und seine Leute, Kami, Ai und dann dein Bruder und Hashirama. Und dann aus dem nichts - Konohagakure. Da hatte ich nicht so viel Zeit zwischen, um Dinge zu tun, die ich gerne mache..."
Es klingt ein wenig traurig, ist aber wohl wahr.
Obwohl mir da ganz langsam doch drei winzige Dinge einfallen, die mir Freude bereiten.
"Und was hast du davor getan?"
Es ist mir eigentlich etwas unangenehm es auszusprechen, aber wenn er so fragt...
"Nichts interessantes. Im Wald spazieren gehen... Kräuter und Pilze sammeln... das wars eigentlich. Mein Alltag war nie sonderlich spannend."
"Klingt so", seufzt Izuna und ich blicke verlegen weg.
"Ein so friedvolles Leben ist aber fast zu beneiden", meint Izuna und seine Stimme klingt fast sehnsüchtig.
Ich muss schlucken.
Ich hab nicht mal ein halbes Jahr auf dem Schlachtfeld ausgehalten.
Wie alt ist er? 24?
Selbst wenn er wie ich erst mit sechs in den Kampf geschickt wurde, sind das lange 18 Jahre...
Er wird in der Zeit einiges gesehen und erlebt haben.
Wir laufen eine Weile schweigend nebeneinander her.
Das Thema ist irgendwie unpassend, aber mir fällt kein besseres ein. Die Fragen in meinem Kopf beschränken sich auf wie findest du das Wetter? und wie geht es dir?
Und ich hab das Gefühl mit denen nicht viel weiter zu kommen.
Dabei hat Izuna sich bisher echt Mühe mit dem Gespräch gegeben.
Ob aus Höflichkeit oder Interesse weiß ich aber auch nicht.
"Darf ich dich was persönliches fragen?", meine ich schließlich und Izuna bejaht.
"Die Wunde wegen der du fast gestorben wärst hat dir Tobirama zugefügt... bist du ihm deswegen sauer?"
Erst scheint Izuna etwas unerfreut von der Frage, schüttelt dann aber den Kopf.
"Ich kann die Senju auf den Tod nicht ausstehen. Ich hätte diesen hinterhältigen Trick aber kommen sehen müssen. Wenn ich ihm wegen etwas sauer wäre, fallen mir also tausendmal bessere Gründe ein als dieses eine Mal."
Ich nicke verständlich.
"Und was hälst du von denen?", fragt Izuna mich und ich bereue bereits das Thema ins Rollen gebracht zu haben.
"Tobirama ist ziemlich ernst, Hashiramas Offenheit ist dafür recht anstrengend.
Im Großen und Ganzen hab ich aber nichts gegen sie. Oder gegen ihren Clan."
Ich muss verdammt auf meine Wortwahl achten, damit mir nicht Sprüche wie "so wie damals","es hat sich seit früher nichts geändert" oder "wie als Kind" rausrutschen.
"Du hast auch keinen Grund dazu. Immerhin bist du in diesen Streit nicht involviert."
"Da hast du recht."
Ein tiefsitzender Schmerz hat gerade erneut ein Lebenszeichen von sich gegeben.
Ich bin vor diesem Krieg geflüchtet. Hab meine Familie aus Eigennutz im Stich gelassen... um sicher zu sein und mein eigenes Leben zu schützen.
Ich weiß, dass das nicht falsch war.
Und doch tut es immer noch weh. Als hätte ich seit damals bereits ganz genau gewusst, dass ich Tobirama irgendwann gegenüberstehen und mich rechtfertigen muss.
Aber selbst wenn ein Teil von mir immer noch versucht mir einzureden, dass es falsch war, weiß ich, dass dem nicht so ist.
Ich habe nichts getan für das ich mich rechtfertigen müsste.
"Wie wärs mit einem zweiten Frühstück?", fragt Izuna und ich stimme zu.
Das einzig gute daran in einem Dorf zu leben, ist das vielfältige Essen.
Ich kann gar nicht genug davon kriegen. Immerhin hab ich mich Jahrelang nur von dem ernährt, was ich im Wald auftreiben konnte. Seien es Pilze, Beeren oder kleine Tiere gewesen, es war immer nur das nötigste.
Obwohl so viel passiert ist, oder gerade deswegen bin ich mir sicher, dass es richtig ist ihm eine Chance zu geben. Und mir selbst vielleicht auch die Chance glücklich zu werden.
Danach kann ich immer noch weiter sehen.
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