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6. Kapitel

Die frostige Luft duftete noch etwas nach dem heftigen Regen, der in der Nacht über dem Flachland niedergegangen war, als die Sonne die Schattenberge mit dem ersten Morgenlicht flutete.
Bis zum Sternenmeer schickte sie ihre Strahlen, malte Geister auf die schäumende Wasserfläche.

Ihr Licht durchquerte Wälder, ließ sie in einen herrlich bernsteinfarbenen Schleier gehüllt zurück. Es verwandelte die Bäche in flüssiges Gold, ermunterte erste Frühblüher ihre Köpfe aus dem Boden zu recken und brannte den Nebel von den Wiesen und Feldern.
Ein neugieriger Vogel lugte aus seinem Nest hervor und begann nun stolz als Erster sein Lied zu trällern.

Die Welt schlief, erholte sich von dem kalten Winter, doch nicht mehr lange; bald würde sie erwachen und sich ganz in gold gekleidet vorfinden.
Der Vogel freilich kam sich damals wie der kühnste König, das einzige Tier auf Erden vor, nicht wissend, dass just in diesem Moment eine junge Heilerschülerin ihre blauen Augen aufschlug.

Vollmondpfote hievte sich aus ihrem mit einer Entenfeder geschmückten Moosnest. Diese Entenfeder bedeutete ihr unglaublich viel. Auf ihrer ersten und einzigen Patrouille - Elsterflug hatte sie getragen - hatte sie lieber Enten beim Froschtümpel beobachtet, statt Kräuter mit ihrem Mentor zu sammeln. Als Elsterflug Vollmondpfote dafür zur Rechenschaft ziehen wollte, scheuchte er die Vogelschar auf. Vollmondpfote war sehr traurig deswegen gewesen, aber diese eine Feder hatte sie heimlich mit ins Lager schmuggeln können. Das einzige Problem war nur:
Jedes Mal, wenn sie aufwachte, musste sie unglaublich niesen, weil die Feder ihr in der Nase kitzelte.

Nach einer schnellen und kurzen Wäsche zog sie sich hinüber zu Elsterflugs Nest innerhalb des Heilerbaus, um ihn zu wecken.
Aufgrund einer uralten Tradition, die Vollmondpfote einfach nur mäusehirnig fand, mussten alle Heilerschüler im Freien schlafen - was dazu führte, dass sie des Öfteren völlig nassgeregnet aus dem Schlaf schreckte.

»Was 'n los?«, murmelte er noch im Halbschlaf.
»Heute ist Vollmond. Du musst jetzt aufstehen, damit du rechtzeitig am Sternenmeer bist!«, antwortete Vollmondpfote geduldig.
Sofort war der FederClan-Heiler hellwach.
»Komm mit!«, miaute er hoch auf begeistert und eilte zum Kräuterlager; Vollmondpfote zog sich langsamer hinterher.

Das Gras auf der freien Fläche in der Mitte der drei Weidenbüsche triefte nur so vom Regen. Während Elsterflug voller Tatendrang durch matschige Pfützen sprang und einen Igel, der gerade müde seinen Kopf aus einem Busch streckte und sich den Winterschlaf aus den Augen blinzelte, mit braunen Tropfen besprenkelte, war Vollmondpfotes Fell, als sie dort ankam, noch nasser als vorher.

Sie schüttelte sich, um das lästige Wasser loszuwerden, das von ihren Schnurrhaaren abperlte und gesellte sich zu ihrem Mentor, der schon eifrig mit dem Mischen der Reisekäuter beschäftigt war.
»Vollmondpfote - Kamille!«
Eigentlich war Elsterflug sehr freundlich, aber da Vollmondpfote bereits wusste, dass er, wenn er aufgeregt war, schnell den höflichen Ton vergaß, nahm sie es einfach schulterzuckend zur Kenntnis.

Alle Kräuter im Kräuterlager waren fein säuberlich in Vertiefungen im Boden sortiert und zum Schutz vor Regen mit größeren Blättern abgedeckt.
Die wahrscheinlich schwierigste Aufgabe Vollmondpfotes bestand darin, sich genau zu merken, unter welchem Platz welche Pflanze lagerte. Es wäre nämlich ziemlich unpraktisch, bei einem schweren Unfall erst stundenlang nach dem richtigen Kraut suchen zu müssen - denn in dieser Zeit konnte eine Menge passieren.
Mäusedreck, schon wieder daneben, ärgerte sich Vollmondpfote nun, als sie abermals die Kuhle verwechselte; statt Kamille hatte sie Vogelmiere vor sich. Schnell hob sie das nächste Blatt an, dieses Mal lag sie richtig.

Mit einem Maul voll der weiß-gelben Blüten kehrte sie zu Elsterflug zurück, welcher gerade Birkenblätter und Sauerampfer zu einer Paste zerkaute.
Dann holte sie noch Honig.
Er gehörte zwar nicht zu den Reisekräutern, doch wie Elsterflug immer sagte: »Wenn wir uns das Leben schon so einfach machen, können wir es auch gleich perfekt richten.«
Der Honig sorgte für einen angenehmen Geschmack, da die Mischung sonst recht bitter sein würde. Außerdem wirkte er gegen Halsschmerzen, die durch zu wenig Wasser auf der Reise auftreten konnten.
Kamille sollte die Reisenden wach halten und war somit ein ebenso wichtig für die Kräuter wie Ampfer, der Durst- und Hungergefühle unterdrückte. Der Birkensaft gab ihnen zusätzliche Kraft, manchmal verwendeten die Heiler jedoch auch Jakobskreuzkraut, Pimpernell oder Wacholderbeeren, da sie die selbe Wirkung hervorriefen.

Nachdem Elsterflug die Mischung fertig zubereitet hatte, brachte er sie zu einem frostigen Fleckchen, das die Sonne noch nicht erreicht hatte, damit sie etwas abkühlen konnte und später besser zu verzehren wäre.

Inzwischen war die Sonne höher am Himmel emporgeklettert und weckte allmählich die anderen FederClan-Katzen mit ihren wärmenden Strahlen. So regte sich auch Luchssprung in ihrem Nest im Heilerbau. Sie war gestern wortwörtlich in ein Bienennest gefallen, als der Ast einer hohen Tanne sie nicht mehr hatte tragen können. Zum Glück hatte sie sich nichts gebrochen, allerdings hatte sie sich eine geprellte Hüfte und Bienenstiche am ganzen Körper eingefangen. Elsterflug hatte seine tollpatschige Schwester erstmal eine gefühlte Ewigkeit lang ausgelacht und ihr dann, immer noch amüsiert mit den Schnurrhaaren zuckend, drei Tage Nestruhe verordnet. Das fand sie überhaupt nicht witzig.

Gemeinsam mit ihrem Mentor bereitete Vollmondpfote einen neuen Umschlag aus Brennnessel-, Holunder- und Brombeerblättern zu und verabreichte ihrer Patientin zwei Mohnsamen gegen die Schmerzen.

Doch Luchssprung sah ziemlich niedergeschlagen aus. »Was soll ich denn die nächsten drei Tage machen?«, klagte sie. »Ach, keine Sorge, wir finden schon etwas«, miaute Elsterflug zuversichtlich. »Kopf hoch, Schwesterherz, wenigstens kannst du bei diesem Mistwetter im Lager bleiben.« Er deutete zum hellblauen Himmel, der sich schon wieder verdunkelte.
»Da erwartet uns ein ordentlicher Schauer, das rieche ich bis hierher. Und ich muss auch noch auf die endlos lange Reise zum Sternenmeer, heilige Feder!«
Damit entlockte er der Kriegerin tatsächlich ein leichtes Schmunzeln.

»Dir und Vollmondpfote fällt bestimmt etwas ein, womit du dich beschäftigen kannst, aber ich muss jetzt langsam aufbrechen, wenn ich zu Mondhoch bei Feders Klippen sein will.«
Rasch fraß er die abgehärtete Kräuterpaste, die ihm die Reise ermöglichte, mit seiner rosaroten Zunge auf und leckte sich die Lippen. Der Honig schien seine Wirkung nicht verfehlt zu haben.

Luchssprung begleitete Elsterflug noch bis zum Lagereingang, wobei sie ihr Gewicht wegen ihrer Prellung merkwürdig auf die rechte Seite verlagerte. Vollmondpfote winkte dem Heiler mit ihrer Schwanzspitze nach, bis ihn das wogende Meer aus Gras verschluckte.

Denk nach Vollmondpfote! Was könnte Luchssprung tun, um sich zu beschäftigen?
Angestrengt überlegte sie hin und her, doch die meisten Dinge, die ihr einfielen, waren Spiele für Jungen. Moosball, der LichtClan greift an, fangen... Sie schüttelte den Kopf. Mach dich nicht lächerlich! Wie soll das denn bitte funktionieren?!
»Mmh... wie wäre es mit... einem Ratespiel!«

»Was?«, fragte Luchssprung verwirrt.
»Wir könnten abwechselnd verschiedene Clangefährten nachspielen und sie dann erraten«, antwortete Vollmondpfote, vollkommen begeistert von ihrer Idee.
»Klingt... gut«, stimmte die Kriegerin nach kurzem Zögern zu. »Wer fängt an?«
»Du kannst ruhig anfangen«, meinte die Heilerschülerin. »Ich muss mir noch eine Katze überlegen, die man gut nachahmen kann.«

Auch Luchssprung grübelte eine Weile, dann fing sie an zu spielen:
Sie duckte sich, machte sich ganz klein. Dann sprang sie durch die klare Luft, es sah fast so aus, als würde sie klettern. Sie richtete sich zu voller Größe auf und setzte einen strengen Blick auf.
»Fertig!«, verkündete sie stolz und kam wieder zu Vollmondpfote auf den Boden zurück.
»Also - wer bin ich?«

Jemand kleines, aber jemand wichtiges...
Wen konnte Luchssprung nur meinen?

»Ha - ich weiß es!«, miaute sie schließlich.
»Du hast Zweigstern gespielt, stimmt's?«
»Richtig. Jetzt bist du an der Reihe.«

»Nun gut... Ich bin bereits tot. Ich bin Mutter von zwei Katern, von denen einer schon verstorben ist und einer Kätzin. Ich habe fünf Enkelkinder. Ich war eine begabte Wächterin. Wer bin ich?«
Luchssprung wusste die Antwort sofort: »Du bist Herbstblatt!«, miaute sie ohne zu zögern.

So spielten sie eine Weile hin und her, beiden machte es großen Spaß. Die schwerste Frage von Luchssprung (»Ich bin schon alt, aber immer gut drauf. Ich hatte schon mehrere Gefährtinnen, von denen eine einem anderen Clan angehörte und bin mit fast dem ganzen Clan verwandt. Meine Geschichten sind bei allen beliebt; wer bin ich?«) konnte Vollmondpfote einfach nicht beantworten - sie war aber auch wirklich schwer. Schließlich erlöste die ältere Kätzin sie; bei der gesuchten Katze handelte es sich um Raschellicht. Doch wirklich überrascht war sie, als die Kriegerin hinzufügte: »Aus dieser Halbclan-Liebe ist übrigens deine Mutter hervorgegangen. Es gab einen heftigen Streit, wer die Jungen bekommen sollte, der in einem blutigen Kampf endete. Seitdem sind der Blüten- und der FederClan nie wieder ganz Freund miteinander geworden und suchen immer noch nach Möglichkeiten, den Streit von neuem anzuzetteln.«

Sie seufzte tief. »Sei es nun ein Beutestück, das über die Grenze läuft, ein Geruch auf der falschen Seite oder einfach nur schlechtes Wetter. Immer gibt es Ärger. Vor allem die Jüngeren unter uns lassen sich da leicht mitreißen, denn immerhin liegt es in unserer Natur zu kämpfen. Wir anderen haben alle vier Pfoten voll zutun, sie von Dingen abzuhalten, die sie später bereut hätten.«

Andächtig lauschte Vollmondpfote der Geschichte der Kriegerin. Sie merkte erst, dass ihr vor Staunen das Maul offen stand, als ein weißer Speichelfaden auf das Gras zu ihren Pfoten fiel; angeekelt zuckte sie zurück und leckte sich über die Lippen, bevor Luchssprung etwas merkte.
»Ich... ich räume noch schnell die restlichen Kräuter weg«, stotterte sie schließlich und wandte sich ab.

Nachdem sie Kamillen-, Ampfer- und Birkenreste sorgfältig verstaut und den restlichen Honig vom Boden aufgenascht hatte, fing sie an, alles Mögliche zu tun - alles, nur nicht mit Luchssprung reden. Sie fegte vertrocknete, krümelige Blätter aus dem letzten Herbst von der kalten Erde und putzte sich danach ihren Schweif, der dabei dreckig geworden war; und da Katzen sehr reinliche Tiere sind, ihren restlichen Körper gleich noch mit dazu. Sie holte sich und ihrer Patientin Frischbeute, die sie, ohne etwas zu sagen, vor ihr fallen ließ.

Während sie an einer jungen Amsel herumkaute, dachte sie über Luchssprungs Worte nach.
Konnte es wirklich sein, dass ein Teil ihrer Vorfahren aus dem BlütenClan stammte?
Immer nur Fragen - aber keine Antworten!
Frustriert riss sie dem Vogel den Kopf ab.
Mäusedreck!

Vollmondpfote schluckte den letzten Bissen ihrer Beute hinunter, ohne wirklich etwas geschmeckt zu haben. Wiederwillig rappelte sie sich wieder auf, weil die Sonne inzwischen ihren Zenit erreicht hatte und sie eine neue Portion Heilsalbe anmischen und Luchssprung verabreichen musste. In Windeseile zerkaute sie die benötigten Blätter, die Elsterflug freundlicherweise im Voraus für sie bereitgelegt hatte.

Wenig später war die Paste fertig. Mit gekräuselten Lippen spuckte Vollmondpfote den bitteren Kräutersaft auf ein großes Blatt, um mit der Geduld einer wahren Heilerin auf Luchssprungs Bienenstiche und die geprellte Hüfte aufzutragen. »Mohnsamen gibt's erst wieder heute Abend«, nuschelte sie.

Die Sonne setzte ihre Wanderung über den Himmel fort und Vollmondpfote putzte den blitzblanken Boden ein zweites Mal, um sich die Zeit zu vertreiben. Scheinbar hatte sie jedoch nichts dazugelernt, denn sie musste sich daraufhin - wie zu erwarten - ihren Schwanz ein zweites Mal putzen.

Schließlich gab sie es seufzend - und vielleicht auch fluchend - auf, als es anfing, wie aus Kübeln zu schütten.
Armer Elsterflug...
Der Heiler hatte recht behalten.
Die beiden Kätzinnen flüchteten sich kurzerhand unter das schützende Dach aus Weidenzweigen, das den Heilerbau umgab.

Irgendwann vernahmen sie durch den Regen, der auf den Heilerbau prasselte, das laute Platschen mehrerer Pfoten, die das pfützenreiche Lager durchquerten. Kurz kam ein laut jammernder Birnenpfote hereingehumpelt. Pausenlos so etwas wie »Das ist das Ende!« und »Seht ihr, wie ich leide?« faselnd, ließ er sich theatralisch auf den saubergefegten Boden fallen, der sich jetzt in eine einzige Schlammpfütze verwandelt hatte.

So schnell es eben ging kamen Vollmondpfote und Luchssprung herangeeilt und beugten sich über den klagenden Schüler.
»Ganz ruhig, ganz ruhig«, miaute die Heilerschülerin überfordert. »Egal was es ist, wir kriegen das wieder hin. Was ist denn überhaupt passiert?«

»Ich bin...« - Birnenpfote machte eine dramatische Pause - »... auf einen Dorn getreten!«

Seine Schwester verdrehte die Augen. Ihr Wurfgefährte musste auch immer furchtbar übertreiben. Naja, wenigstens beweist das, dass er nicht vollkommen eine Schnecke ist.

»Das haben wir gleich«, redete sie ihm gut zu. Eines der ersten Dinge, die Elsterflug seiner Schülerin beigebracht hatte, war das Behandeln von Dornen gewesen.

Vorsichtig leckte Vollmondpfote mit ihrer Zunge den Ballen von der betroffenen Pfote weich; dann drückte sie sie so zusammen, dass sie den lästigen Dorn mit den Zähnen packen konnte.
Ein kräftiger Ruck - und draußen war er.

»Es blutet!«, schrie Birnenpfote entsetzt. »Ja, es blutet; aber das ist gut, denn so wird die Wunde gereinigt und dein Körper verhindert, dass Bakterien in ihn eindringen«, erklärte ihm seine Schwester.
»Aber...« Er verstummte.
»Ja?«
»Nichts, nichts.«

»Dann kannst du jetzt gehen. Deine Pfote wird bald aufhören zu bluten. Aber sorge unbedingt dafür, dass sie sauber bleibt, damit sie sich nicht entzündet«, ordnete Vollmondpfote an.
Erleichtert dem Regen zu entkommen, zog sie sich wieder in den überdachten Teil des Heilerbaus zurück.

Erschöpft von dem erlebnisreichen Tag lauschte sie den Wassertropfen, die auf ihren Unterschlupf prasselten. Tropf, tropf, tropf...
Sie hatte das erste Mal ganz allein die Verantwortung für die Gesundheit des Clans übernommen; sie hatte ihren ersten eigenen Patienten verarztet - wenn auch mit einem ziemlich harmlosen Problem.
Egal, ob Strahlensprung zum Teil aus dem BlütenClan stammte oder nicht, an diesem Tag war sich Vollmondpfote vollkommen sicher, dass sie voll und ganz zum FederClan gehörte.
Sie war eine ganz gewöhnliche Schülerin, die genau wie ihre Vorfahren ihrem Clan treu ergeben dienen würde, dachte sie.

Wie sehr sie sich täuschte.

~ 2200 Wörter ~

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