Feuer und Vanille
„Was soll das heißen ‚Er ist weg'?!", der Schulleiter von Hogwarts lehnte sich in seinem Stuhl am Kopfende des Tisches etwas angespannt nach vorne und funkelte Kingsley Shacklebolt über seine Halbmondbrille hinweg aus kalten blauen Augen an.
Im Moment war nichts mehr von dem lieben netten großherzigen Großvater zu sehen. Der Auror lehnte sich in seinem eigenen Stuhl zurück und atmete tief durch, „nun Professor - auf jeden Fall ist der Junge nicht mehr bei seinen Verwandten. Wir haben ihre Gedächtnisse durchforstet! Sie wissen nichts über seinen momentanen Aufenthaltsort!"
Albus Dumbledore strich sich nachdenklich über seinen langen weißen Bart. „Nun ja ... weit kann er nicht sein. Es sollte nicht schwer sein ihn rasch ausfindig zu machen, schon gar nicht, wenn sich alle Zauberer Großbritanniens Sorgen um ihren Helden machen und sich an der Suche nach ihm beteiligen, nicht wahr?!"
Molly Weasley runzelte die Stirn und stellte den so eben fertig gebackenen Kuchen auf den Küchentisch im Grimmauldplatz Nummer 12. „Wie meinst du das Albus?", der Weißmagier lächelte und lehnte sich sichtlich zufrieden mit seinem Einfall im Stuhl zurück, „... das ist ganz einfach meine liebe Molly. Es wird demnächst einen interessanten Artikel im Tagespropheten geben."
Lucifer stand innerlich vor Wut kochend vor dem großen, in die Hauswand eingelassenen Kamin, stützte sich mit seinen Händen am Kaminsims ab und starrte in das prasselnde Feuer.
Nur gut, dass er in der Lage war seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Obwohl es ihn zuletzt wahrlich all seine Willenskraft gekostet hatte, ruhig zu bleiben. Denn ein unkontrollierter Ausraster seinerseits würde seinem Gefährten nicht weiterhelfen.
Das hatte er sich in den letzten Stunden zumindest immer wieder selber eingeredet, um nicht doch wie ein rachsüchtiger, besitzergreifender Dämon, der er zweifelsfrei war, loszustürmen und den Schuldigen schon jetzt zu zeigen, wie es ist im Höllenfeuer zu verbrennen. Da half nur tief durchatmen und entschlossen die eigenen mörderischen Wünsche auf unbestimmte Zeit hinten anzustellen.
Lucifer grinste ins Feuer. Denn egal, was von nun an passieren würde - sie konnten ihm sowieso nicht mehr entkommen! Er würde seinen Spaß schon noch mit ihnen haben.
Der Herr der Hölle stieß sich vom Kaminsims ab und sah zum gewaltigen Himmelbett im hinteren Teil des Raumes.
Viel wichtiger war aber zum jetzigen Zeitpunkt die Frage, wie er den ersten Schritt machen sollte, um seinen Seelenpartner nicht noch mehr zu verstören.
Schließlich hatte sein Kleiner ja leider im Moment kein wirkliches Mitspracherecht, was das alles betraf.
Allerdings blieben ihm auch nicht viele Möglichkeiten, zwischen denen er wählen konnte.
Lucifer seufzte. Ein fremder Mann, der sich über ihn gebeugt mit im selben Bett befand und ihm sein Blut in den Mund laufen ließ, war jedoch von allen Möglichkeiten, die ihm auf die Schnelle einfielen, die denkbar schlechteste.
Da konnte der Junge ja nur Panik bekommen! Es musste demnach eine Position sein, die seinem Gefährten die Kontrolle über das Geschehen geben würde.
Der Mann ließ seinen Blick langsam durch das luxuriös eingerichtete Zimmer wandern. Blieb mit diesen silbernen Seen, schließlich zufrieden lächelnd, an dem schwarzen bequem gepolsterten Ohrensessel hängen, der zu der kleinen Sitzgruppe gehörte, die genau vor dem Kamin und damit vor ihm selber stand. Das war perfekt.
Zufrieden mit seiner Entscheidung lief der Dämon zum Kleiderschrank, in welchem schon sein Mantel hing. Entledigte sich mit fließenden Bewegungen seiner Anzugsweste sowie Krawatte und ließ beides ihren Platz neben diesem finden.
„Elena-", flüsterte Lucifer halb, um den Jüngeren ja nicht aus dem Land der Träume zu reißen, und fasste in der Zwischenzeit, bis es leise neben ihm ‚ploppte' seine Haare zu einem lockeren Zopf zusammen.
Die junge zierliche Frau verbeugte sich demütig, so dass ihr langer geflochtener Zopf, der die wilde lockige schwarze Mähne etwas im Zaum hielt, nach vorne rutschte, „... eure Hoheit hat nach mir verlangt-."
„Rede leiser Elena und richte dich auf."
Die Frau richtete sich wie angeordnet augenblicklich auf und betrachtete ihren Herren aus großen braunen Augen. „Ich verlange von dir, dass du mir einige meiner Kleidungsstücke bringst und sie in diesen Kleiderschrank räumst-", Lucifer deutete auf den Schrank, in dem seine Klamotten gut sichtbar hingen, „... es reicht eine geringe Auswahl. Ich habe nicht vor lange zu bleiben. Zusätzlich möchte ich, dass du eine kleine Zusammenstellung an bequemer Kleidung besorgst sowie Boxershorts, Socken und Schuhe und diese ebenfalls her bringst."
„Mein Fürst?" Die Frau sah den Höllenfürsten fragend mit großen Augen an und Lucifer lächelte wissend, währenddem er auf das Bett deutete.
„Ich habe meinen Gefährten gefunden. Ich kenne seine Kleidergröße leider nicht. Doch in bequemer weiter Kleidung wird er sich momentan sowieso wohler fühlen. Davon bin ich überzeugt. Um seine richtige Garderobe kümmern wir uns dann später. Ich habe dich gerufen, Elena, weil ich möchte, dass du von nun an seine Bedienstete bist.
Alles, was du von mir soeben erfahren hast, wirst du natürlich für dich behalten! Ich möchte nicht, dass sich die Nachricht schon jetzt verbreitet! Hast du verstanden Elena?!"
Die junge Frau lächelte glücklich und ihre Augen funkelten. „Meine aufrichtigsten Glückwünsche eure Hoheit. Ich werde euch nicht enttäuschen.
Danke, dass ihr mir die Ehre zuteilwerden lässt und das Vertrauen entgegenbringt, mich in der Gesellschaft eures Gefährten aufhalten zu dürfen."
Lucifer nickte leicht und schlug seine Hemdärmel um. „Ich bin mir sicher, dass du deine Aufgaben zu meiner vollen Zufriedenheit erledigen wirst. Nun geh."
Elena verbeugte sich und verschwand mit einem erneuten ‚Plopp' immer noch breit lächelnd.
Kaum war die Veela verschwunden, lief der Fürst der Hölle zuerst mit zielstrebigen Schritten auf den Glastisch zu, der vor dem Ohrensessel stand. Beschwor ein Glas Wasser und einen Dolch aus dem Nichts herauf und machte sich dann auf den Weg zum Bett.
Harry seufzte leise, ließ sich noch etwas mehr von dieser Wärme einlullen und sog erneut diesen berauschenden Duft ein.
Dieses Mal konnte er zu seinem Erstaunen regelrecht seine Nase in die Quelle des Duftes stecken und so tief wie es ihm möglich war einatmen. So fühlte es sich zumindest an, denn so intensiv war dieser Geruch bis jetzt noch nie gewesen. Nicht dass er sich darüber beschweren würde, oder schon wieder so weit wach war, um sich auch nur einen einzigen Gedanken über die Erklärung möglicher Fragen zu machen.
Es war ihm alles egal. Nur das, was da eben passierte, war wichtig. Und er wollte nicht, dass es endete.
Sein Unterbewusstsein versuchte, ihm zwar irgendwie klarzumachen, dass da noch jemand bei ihm sein musste. Jemand, von dem dieser Geruch ausging. Doch etwas das sich so wundervoll und richtig anfühlte, konnte unmöglich falsch sein.
Und als seine Lippen dann auch noch diese - diese Flüssigkeit berührten, konnte er ein weiteres leises stöhnen und seufzen nicht verhindern. Was immer es war, was er da soeben schmeckte, es war - nicht mit Worten zu beschreiben. Flüssiges, nach Vanille schmeckendes Feuer, dass ihm den Hals hinunter lief und ihn von innen heraus wärmte.
Und eines wusste er nun mit Sicherheit - er wollte mehr! Wusste instinktiv, dass er es brauchte und nie wieder ohne diesen Genuss aller Sinne leben wollte oder gar konnte.
Fast schon gierig saugte er an der Quelle und presste seine Lippen noch ein wenig fester gegen den weichen Untergrund.
Er war im Himmel ... was nicht sein konnte!
Die Begierde, die er spürte, war eher eine Sünde. Lucifer. Der Fürst der Hölle. Er erinnerte sich. So langsam wurde sein Geist wieder etwas klarer.
Hände. Jemand hatte seine Hand um ihn gelegt und ja - er saß, zwar nicht wirklich aufrecht, sondern lehnte an einem weichen Untergrund, aber er befand sich definitiv nicht mehr in einem Bett.
„Schschsch ... mach langsam mein kleiner Liebling. Keiner wird es wagen, uns zu stören!"
Lucifer saß entspannt in dem bequemen Sessel, hatte einen Arm um die Hüfte des Jüngeren geschlungen und fuhr ihm mit der anderen beruhigend mit den Fingern durch die verwuschelten Haare, die eindeutig weicher waren, als sie aussahen.
Er hatte sich mit dem Dolch am Hals verletzt und seinen Gefährten, der nun auf seinem Schoß saß, dazu gebracht einmal vorsichtig an der Wunde zu lecken.
Was zum Glück den von ihm gewünschten Effekt gehabt hatte, denn nun saugte der Grünäugige fast schon gierig am Hals des Dämons, was den Teufel glücklich aufseufzen ließ.
Das sein Gefährte sein Blut so bereitwillig und ohne einen größeren Anstoß akzeptierte, war ein gutes Zeichen. „Langsam Kleiner. Genieße es. Ich werde dich nicht daran hindern, so viel zu bekommen, wie du möchtest." Flüsterte der Ältere mit weicher Stimme, währenddem er ihn sanft an Ort und Stelle hielt.
Diese Stimme. Er kannte sie. Hatte sie schon einmal gehört. Ja - sie gehörte eindeutig dem Teufel. Es war die gleiche Stimme!
Aber was hatte das zu bedeuten?
Langsam öffnete Harry sein Auge und blinzelte etwas schläfrig.
Diese Wärme und das Gefühl von Sicherheit hüllte ihn ein wie ein Kokon und nur allmählich schaffte sein Gehirn es die Geschehnisse um ihn herum zu verarbeiten. Unbewusst leckte er mit seiner Zunge erneut über die nur noch leicht blutende Wunde an diesem fremden Hals und seufzte zufrieden. Bis die Vibration des Körpers unter ihm, durch ein leises Lachen hervorgerufen, ihn ein wenig mehr in die Wirklichkeit zurückholte.
Er löste, wenn auch etwas widerwillig, seine Lippen von dieser wundervollen Quelle und hob seinen müden grünen Blick. Nur um einen Sekundenbruchteil später in Augen, gefühlt aus flüssigem warmen Silber bestehend, zu sehen.
Sanfte Finger fuhren über seine Wange und spielten vorsichtig mit einer Strähne seines Haares. „Hab keine Angst! Es ist alles in Ordnung! Es ist okay. Genieße es Liebling und trink so viel, wie du möchtest, es gehört alles dir ... nur dir allein!"
Harry seufzte zufrieden, lehnte sich leicht in die Berührung. Runzelte die Stirn und flüsterte kaum hörbar, „... trinken? Wa-was hat das alles zu bedeuten? Was passiert mit mir?"
Der Höllenfürst antwortete leise auf die vorsichtige Frage, ohne seine Liebkosung zu unterbrechen, „... du brauchst wirklich keine Angst zu haben Harry. Ich bin dein Gefährte. Ich werde dich von jetzt an beschützen und immer an deiner Seite sein. Das, was du an deinen Lippen und deinen Hals hinunterlaufen spürst, ist mein Blut."
Der Grünäugige zuckte erschrocken zurück und sah mit weit aufgerissenen Augen in des anderen. Doch starke Arme hielten ihn fest. Gaben ihm keine Chance, weiter zurückzuweichen und versuchten ihm durch leise beruhigende Worte und Liebkosungen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, so dass sich der Kleinere zum Glück schon nach kurzer Zeit wieder etwas entspannte.
„Du brauchst es Liebling-", begann der Teufel erneut sanft zu flüstern, „... es hilft deinem Körper, zu heilen. Bitte vertrau mir. Erinnere dich nur an den Geschmack auf deiner Zunge und denke nicht zu sehr darüber nach, was es ist. Mein Blut zu wollen liegt in deiner Natur. Daran ist nichts falsch und keiner wird dich dafür verurteilen. Nimm es bitte an und genieße es Liebling."
Eine Träne lief dem Jüngeren über die leicht eingefallene Wange und ein besorgter Ausdruck schlich sich in die silbernen Augen des Teufels, währenddem er sie mit dem Daumen aus dem Gesicht wischte.
„Du-ich-", flüsterte Harry gebrochen, „... aber ich-."
„Schschscht", flüsterte Lucifer erneut und drückte dem Jüngeren einen sanften Kuss auf die Stirn, „... denk jetzt nicht darüber nach. Vertraue auf dein Gefühl und akzeptiere mich an deiner Seite. Du gehörst mir und ich alleine dir ... dir allein. Du bist jetzt nicht mehr alleine. Nie wieder. Ich werde dir helfen und für dich da sein."
Der Grünäugige schluchzte einmal kurz auf und murmelte, „... nicht mehr allein?!"
Lucifer lächelte und fuhr dem Kleineren erneut über die Wange, „... nein, nie wieder. Ich bin bei dir Liebling, möchtest du noch etwas trinken?"
Der Teufel sah in diesen, durch das Tränenwasser verschwommenen See und wartete geduldig auf eine Reaktion. Harry nickte nach ein paar Sekunden zaghaft und krallte seine Finger in das Hemd des Älteren, so als hätte er Angst, dieser könnte jeden Augenblick wieder verschwinden.
Lucifer lächelte und griff erneut nach dem Dolch, der auf dem Tisch lag, was seinem Gefährten ein erschrockenes Keuchen entlockte. Doch Lucifer setzte das Messer, ohne zu zögern, an den fast verheilten Schnitt an seinem Hals an und fuhr ihn erneut nach, während er mit den Fingern der anderen Hand beruhigend über die Wange seines Gefährten strich.
„Es ist alles gut-", versuchte Lucifer Harry zu beruhigen. „Es tut nicht weh. Es ist alles in Ordnung. Komm!" Der Herr der Hölle legte eine Hand sanft in den Nacken seines Partners und führte ihn an die erneut blutende Wunde.
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