04. just like his father
TW: graphische Darstellung
von Verletzungen
I think hell is something you carry around
with you, not somewhere you go.
M A T T H E O
Langsam und qualvoll an seinem eigenen Blut zu ersticken war eine so erbärmliche Art zu sterben, die absolut unter der Würde des Erben Slytherins lag.
Mattheo Marvolo Riddle konnte spüren wie das Leben nach und nach seinen erschöpften Körper verließ, während er mit dem Gesicht nach unten auf dem eisigen Marmorboden des Thronsaals lag, mitten in einer tiefroten Lache seines eigenen Blutes.
Der dunkle Lord war schon längst dissappariert, denn seine Zeit war ihm wertvoller, als sie damit zu verschwenden seinem Sohn wieder einmal beim sterben zuzusehen. Mattheo starb einen qualvollen Tod— und würde es doch jedes Mal überleben.
Die Todesangst war ein Teil seiner Strafe, eine Methode die Lord Voldemort seit seiner Rückkehr vor drei Jahren stets bei seinem Sohn anwandte, wenn er ihn enttäuschte oder die Aufgaben die er ihm zuteilte, nicht zufriedenstellend ausführte.
Er folterte ihn mit dem Cruciatusfluch, ließ seine dunkle Magie wie eine ausgehungerte Schlange durch seinen Körper kriechen, ihn von innen heraus zerfressen, bis nichts mehr von ihm übrig war.
Doch dann, wenn der erlösende Tod seine Hände nach dem Jungen mit den dunklen Locken und dem vernarbten Herzen ausstreckte, heilte er wieder.
Jedes verfluchte Mal.
Eine endlose Odyssee des Sterbens.
Das war es, woraus sein Leben nun bestand.
Mit letzter Kraft drehte der junge Todesser den Kopf zur Seite, woraufhin ihm seine Locken tief in die Stirn fielen. Er blinzelte ein paar Mal die Tränen davon, die ihm der stechende Schmerz in seinem Brustkorb in die Augen getrieben hatte und suchte nach seinem Zauberstab, der irgendwo ganz in seiner Nähe auf dem Marmorboden liegen musste.
Doch Dunkelheit hatte bereits damit begonnen schwarze Ränder in sein Sichtfeld zu fressen.
Mattheo röchelte und spuckte Blut.
Ein heiseres Knurren verließ seine Kehle, denn der metallische Geschmack seines Blutes verursachte ihm jedes Mal eine elende Übelkeit. Alles was er wollte, war endlich dieses Höllenloch zu verlassen und zurück nach Hogwarts zu apparieren, wo er es sich mit einer Flasche Feuerwhiskey auf einem der Sofas in den Kerkern gemütlich machen konnte.
Weit weg von der Grausamkeit Lord Voldemorts, weg von den verhungernden Gefangenen in den modrigen Kellern des Riddle Manor, weg von den Leichen der Todesser, die den Marmormoden des Thronsaals wie steife Teppiche dekorierten, hatten auch jene ihren Herrn in den letzten Wochen nicht zufriedengestellt.
Mattheo wollte nichts als fort von diesem Ort.
Auch wenn er wusste, dass er der Hölle dadurch nicht entkommen konnte, trug er sie doch seit dem Tag seiner Geburt bei jedem seiner Schritte mit sich.
Mattheos Kehle verzehrte sich nach dem vertrauten Brennen des Whiskeys, mit dem er es ab und an schaffte ein wenig von der Leere in sich füllen.
Sich den Schädel mit sündhaft teurem Alkohol zuzuziehen war definitiv eine Beschäftigung, die er an einem Freitagabend der des langsamen, qualvollen Sterbens bevorzugen würde. Mattheo verdrehte genervt die Augen und wurde mit jeder verstreichenden Sekunde immer ungeduldiger, denn heute schien das Sterben verdammt lang zu dauern.
Also schloss er die Augen und wartete, driftete tief in den düsteren Nebel seiner Gedanken ab, während sein erschöpftes Herz immer unregelmäßiger schlug.
Mattheo wusste, dass er all das hier verdiente.
Er verdiente es zu leiden, verdiente es gefoltert zu werden, verdiente es allein zu sein, allein zu sterben.
Die unaussprechlichen Dinge die er für den dunklen Lord tat, die grausigen Morde die er beging, all das Leid, das er über diese Welt brachte, machten ihn zu etwas, das es nicht wert war weiter zu existieren.
Sie machten ihn zu einem Monster.
Einem Monster, genau wie Tom Riddle eines war.
Mattheo sehnte sich nach dem Tod, sehnte sich nach Erlösung von all der Dunkelheit in seinem Leben.
Seine Kindheit im Lestrange Manor war bei Salazars dunklem Herz nicht leicht gewesen, mit einem Stiefvater wie Rodolphus Lestrange, der weder ihm noch seinem eigenen Sohn jemals Aufmerksamkeit geschenkt hatte— und einer Erzeugerin wie Bellatrix Lestrange, die ihn regelrecht verabscheut hatte.
Nicht, dass Mattheo etwas anderes als Hass und abgrundtiefe Verachtung übrig hatte, für die filzhaarige Frau die ihn vor Achtzehn Jahren geboren hatte. Das vor Boshaftigkeit nur so triefende Herz der Hexe schlug einzig und allein für den dunklen Lord, dem zu dienen ihr gesamter Lebensinhalt war.
Ein gurgelndes Lachen verließ die Kehle des sterbenden Jungen, als er daran zurückdachte, wie sein Stiefbruder sie einmal an einen selbsterrichteten Scheiterhaufen im Salon gebunden hatte, weil er sie nicht länger hatte ertragen können.
Doch sehr zum Bedauern Mattheos hatte Rodolphus seinen unehelichen Sohn im letzten Moment davon abgehalten, sie mit schwarzmagischem Feuer hinab in die Hölle zu verbannen, aus der sie gekrochen war.
Die Narben, die Lucifer in dieser Nacht davon getragen hatte, bedeckten seinen gesamten Rücken und rissen bis heute noch ab und an wieder auf.
Der Junge mit dem unerschütterlichen Humor, den auffallend kristallblauen Augen und der Fluchnarbe im Gesicht war einer der wenigen Menschen, denen er blind vertraute. Früher hatte er mit Lorenzo eine ähnlich innige Freundschaft gehabt. Damals, vor der einen schicksalhaften Nacht die alles verändert hatte.
Auch wenn Enzo versuchte sich nichts anmerken zu lassen, immer noch für ihn da war, ihm zuhörte und seine Verletzungen heilte, so spürte Mattheo doch, dass der Slytherin ihm im Herzen niemals verzeihen würde, was er ihm und seiner Familie angetan hatte.
Was er seiner Schwester angetan hatte.
Amelie.
Seiner kleinen Amelie.
Mattheo schluckte und fühlte wie sein Körper im Todeskampf zu zittern anfing. Ganz fest schloss er die Augen und dachte an die Wärme in den whiskeyfarbenen Augen der dunkelhaarigen Berkshire Erbin, die ihm in ihrem jungen Leben nie etwas anderes als Liebe entgegen gebracht hatte.
Bedingungslose, pure Liebe.
Enzos kleine Schwester hatte sich nie vor seinen Dämonen gefürchtet, war selbst in Zeiten vollkommener Dunkelheit sein Licht gewesen.
Bis zur Nacht der Schlacht von Hogwarts.
Die Nacht, in der er sie verloren hatte.
In der Mattheo Riddle alles verloren hatte.
Die Familie, die ihn stets in ihr Zuhause gelassen hatte, wenn die Grausamkeit und Gewalt seines eigenen wieder mal nicht zu ertragen gewesen war.
Seine Lippen zitterten, während er sich auf dem Boden wandte, sein Körper verzweifelt gegen das Sterben ankämpfte, dass jetzt nicht mehr allzu lang dauern würde. Und dann— als sein Herz zum letzten Schlag ansetzte spürte der Erbe Slytherins, wie die Heilmagie des dunklen Lords ihn erfasste und die Verletzungen in seinem Körper verschwinden ließ.
Oder zumindest jene, die einen Augenblick später unmittelbar zu seinem Tod geführt hätten. Um die anderen musste er sich natürlich selbst kümmern, doch jetzt verschwendete er keinen Gedanken daran.
Erleichtert atmete er aus und starrte noch eine Weile an die Decke, bis er genug Kraft gesammelt hatte um aufstehen zu können. Er hob seine Hand und rief seinen Zauberstab zu sich, steckte sich das kühle Holz in den Umhang, bevor er die Augen schloss und sich konzentrierte. Es war riskant in diesem Zustand zu apparieren, denn die Gefahr, dass er inmitten des Prozesses zersplitterte, war verdammt hoch.
Doch Mattheo ertrug es nicht mehr hier zu sein, weigerte sich auch nur noch einen einzigen Atemzug von der verpesteten Luft des Todes einzuatmen, die wie eine düstere Wolke im Thronsaal schwebte.
Magie kribbelte über seine empfindliche Haut, dann wurde er in einen dunklen Sturm gerissen, der jede Zelle seines Körpers zu zerquetschen schien, bevor er in den Kerkern von Hogwarts wieder auftauchte.
Das dunkle Mal erlaubte es den Todessern die magische Sperre zum umgehen, weshalb er sich direkt auf eines der gemütlichen Sofas hätte apparieren können, doch der Slytherin bevorzugte es, in einem abgelegenen Teil der Kerker aufzutauchen.
An Tagen wie heute schwächte ihn ein simples Apparieren bis in die Knochen und der Sohn des dunklen Lords konnte es sich nicht erlauben, dass ihn sich jemand vor Schmerz krümmen sah, geschweige denn dabei beobachtete wie er sich übergab, wie es jetzt gerade der Fall war.
Sein Magen rebellierte, bevor es über ihn kam und er sich auf den Fußboden erleichterte. Zitternd lehnte sich der Slytherin mit dem Unterarm gegen die nasskalten Steine während er sich den Tod wünschte.
Mattheo hasste es sich zu übergeben.
Lieber verlor er einen Finger, als ständig den Geschmack von Galle auf den Lippen zu haben.
Als er nichts mehr im Magen hatte, murmelte er einen Zauber der die Steine unter ihm säuberte, bevor er sich mit dem Ärmel seiner blutdurchtränkten Uniform über die Lippen wischte und sich auf den Weg durch die schwach beleuchteten Kerker des Schlosses machte.
Die steinerne Schlange, die mit ihren smaragdgrün funkelnden Augen den Gemeinschaftsraum der Slytherin bewachte, erkannte ihren Erben und gab den Weg frei, ohne das Passwort zu verlangen.
Erleichtert seufzte er, denn er hätte sich auch nicht mehr an das Passwort erinnert. Vielleicht hätte er es erraten können, war es doch wahrscheinlich wieder mal eines der vielen Schimpfwörter für Schlammblüter, mit denen ihn Amycus Carrow bei jeder Versammlung in den puren Wahnsinn trieb.
Der Erbe Slytherins verabscheute die meisten Todesser des dunklen Regimes, waren sie doch nichts weiter als treudoofe Köter, die lechzend nach Anerkennung die Befehle Voldemorts ausführten, sich wahrscheinlich mit purer Euphorie in Stücke reißen würden, wenn ihr Herr es ihnen befehligte.
Doch auch Mattheo war eine Marionette des Teufels, unfähig sich von seinen Strippen zu befreien, die sich mit jedem Tag nicht nur enger um seinen Körper, sondern auch seinen Verstand zu ziehen schienen.
Die Erschöpfung streckte die Hände nach dem dunkelhaarigen Slytherin aus, als er halb blind vor Schmerz in den Gemeinschaftsraum taumelte.
Eine Hand voll Zweitklässler, die sich nach Sperrstunde heimlich wieder herunter geschlichen hatte, flüchtete überstürzt die Treppen der Schlafsäle hinauf, als sie den Sohn Voldemorts erblickten.
Zwei Minuten später saß er auf einem der Sofas und spülte sich den Geschmack des Erbrochenem mit dem seines liebsten Feuerwhiskeys aus der Kehle.
Jeder Muskel seines Körpers schmerzte.
Endlose Minuten verstrichen in denen Mattheo im sanften Glimmern des schwarzen Sees saß und in die Flammen des Kamins starrte, bis er plötzlich feststellte, dass er nichts mehr zu trinken hatte.
Fluchend rieb er sich die schmerzenden Schläfen und fuhr sich mit beiden Händen durch die blutverschmierten dunklen Locken, ließ ein frustriertes Seufzen aus seiner Kehle dringen, bevor er sich erhob um eine neue Flasche zu besorgen.
Der Alkohol hatte seinen erschöpften Zustand nur noch verstärkt, was dafür sorgte, dass er zu wanken anfing. Blut lief aus der fiesen Platzwunde an seiner Stirn, rannte über sein Kinn und formte sich allmählich zu einer Blutlache auf dem Fußboden.
Mattheo blinzelte, als plötzlich etwas helles um seine Beine herum zu schleichen begann, bevor er das vertraute Miauen des Kätzchens vernahm, das ihn manchmal besuchte, wenn er sich hier unten in einsamen Nächten den Kummer von der Seele trank.
Seine blutigen Lippen verzogen sich zu dem Anflug eines Lächelns, denn im Gegensatz zu anderen Kreaturen oder Tierwesen die ihm über den Weg liefen, hatte dieses Fellknäul keine Angst vor ihm.
Das Kätzchen war ihm in den letzten Wochen so etwas wie ein Freund geworden. Manchmal sprach er mit ihm, doch oft streichelte er es einfach nur und saugte wie ein Schwamm den Trost auf, den das friedliche kleine Wesen ihm schenkte. Schwach streckte er die vernarbte Hand aus um sein kuschlig weiches Fell zu streicheln, doch die Bewegung war plötzlich zu viel für seinen erschöpften Körper.
Ein raues Stöhnen verließ seine schmerzende Kehle, bevor sich die dunklen Augen des Slytherin verdrehten und er ohnmächtig zu Boden sank und regungslos vor dem flackernden Kaminfeuer liegen blieb, um ihn herum eine dunkelrote Lache seines eigenen Blutes, die sich immer weiter ausbreitete.
𓆙
A M E L I E
Es war bereits weit nach Mitternacht, als ich aus einem furchtbaren Albtraum erwachte. Am ganzen Körper heftig zitternd lag ich zwischen den Kissen meines Bettes und starrte in den Sternenhimmel, den Enzo für mich an der Decke heraufbeschworen hatte.
Einatmen.
Ausatmen.
Unruhig glitten meine Augen über die Sternbilder, doch auch nachdem ich jeden der Sterne über mir benannt hatte, wurde ich das lähmende Gefühl nicht los, das mir immer noch in den Knochen steckte.
»Snowball«, flüsterte ich mit zittriger Stimme und streckte die Hand nach meinem Kätzchen aus, deren Fell zu streicheln mich stets ein wenig herunter kommen ließ. Doch das Fellknäul erschien nicht.
Mit klopfendem Herzen setzte ich mich auf und blinzelte durch die Dunkelheit meines Zimmers.
Snowball war fort.
Ein ungutes Gefühl erfasste mich und bevor ich mich versah, hatte ich die Decke zur Seite geschoben und war aus meinem Himmelbett gekrabbelt. Ich schauderte, als meine nackten Füße den kühlen Holzboden küssten, griff nach meinen dunkelgrünen Morgenmantel mit der kuschligen Kapuze und dem silbergrünen Slytherin Emblem auf der Brust und zog ihn über meinen nachtschwarzen Satin Pyjama.
Ohne an Pantoffeln zu denken, verließ ich mein Zimmer und tapste hinaus auf den dunklen Flur, meinen Zauberstab in der Hand fest umklammert.
Mein Herz schlug einen unruhigen Rhythmus gegen meine Rippen, während ich die Treppen hinab in den Gemeinschaftsraum schlich und Ausschau nach meinem Haustier hielt. Es war ruhig, nur das sanfte Knistern der Kaminfeuer war zu hören, die dem Raum eine wohlig warme Atmosphäre verlieren. Es roch nach verbranntem Holz und etwas süßem, leicht vanilligen, das ich nach einigen Atemzügen als den vertrauten Geruch von Feuerwhiskey erkannte.
Mit der Zunge befeuchtete ich meine Lippen.
Vielleicht war ein Glas hochprozentiger Alkohol genau das, was ich jetzt brauchte um meinen Albtraum aus dem Kopf zu bekommen.
Am Rande des verbotenen Waldes stieg mal wieder eine nicht weniger verbotene Party, weshalb vor den frühen Morgenstunden wahrscheinlich niemand in den Gemeinschaftsraum zurückkehren würde.
Und alle anderen schliefen bereits.
Ich hatte ihn also ganz für mich allein.
Ich beschloss es auszunutzen und es mir auf meinem Lieblingssessel vor dem Kamin gemütlich zu machen, ein Glas Whiskey in der einen, ein gutes Buch in der anderen Hand und mein Kätzchen auf dem Schoß.
Verstohlen blickte ich mich noch einmal um, bevor ich hinter die Statue der Meerjungfrau griff und aus dem Versteck meines Bruders eine Flasche mit sündhaft teurem Feuerwhiskey zog. Die Regale warfen düstere Schatten an die Wände, als ich mich in den hinteren Teil des Raumes begab, dabei immer wieder Ausschau nach meinem Haustier hielt.
Und dann entdeckte ich es.
Erschrocken starrte ich auf mein Kätzchen, hätte beinahe den Whiskey fallen gelassen, als ich sah, dass Snowballs schneeweißes Fell blutdurchtränkt war.
Meine Knie drohten beim Anblick meines blutüberströmten Haustieres nachzugeben, doch dann hob Snowball den Kopf und blickte mich aus seinen großen blauen Augen heraus verschlafen an.
Das Kätzchen miaute, doch machte absolut keine Anstalten sich zu bewegen.
Eingerollt lag es auf der Brust eines Jungen mit verwuschelten dunklen Locken— und schnurrte.
Der Junge lag regungslos auf dem Holzboden vor einem smaragdgrünen Samtsofa, die Augen fest geschlossen. Er war älter, seine Schultern breiter und muskulöser, und sein dunkles Haar noch widerspenstiger, falls das überhaupt möglich war.
Die nachtschwarze Uniform in die er gekleidet war, war durchnässt, offenbar von seinem eigenen Blut.
Er lag im Sterben, denn Unmengen von seinem Blut waren auf dem Fußboden verteilt und seine Brust hob und senkte sich nur noch alle paar Sekunden.
Mit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an, den Whiskey in meinen Händen fest umklammert.
»S-Snowball, komm her«, brachte ich mit zittriger Stimme hervor, doch das Kätzchen gehorchte nicht. Eng eingerollt blieb es auf seiner Brust liegen und schnurrte, als wäre dies der schönste Ort der Welt.
»Snowball, bitte«, flehte ich heiser.
Es schnurrte umso lauter.
Meine Fingerspitzen begannen zu kribbeln, wie immer wenn sich ein drohender Sturm in Form einer Panikattacke in meinem Brustkorb zu bilden begann.
Verzweiflung wuchs in mir wie eine Rose, deren Dornen mein Innerstes aufrissen, je länger ich halb verborgen in der Dunkelheit stand und dem Jungen beim verbluten zusah, in den ich ganze drei Jahre meines Lebens heimlich verliebt gewesen war.
Doch dieser Junge war tot, war für mich gestorben in der Nacht der Schlacht von Hogwarts, zusammen mit meinen Freunden, die er mir genommen hatte.
Blut sickerte aus all den Narben meines gebrochenen Herzens, während ich auf den Slytherin hinabblickte, erst bemerkte, dass ich stumme Tränen weinte, als ich sie leicht salzig auf meinen Lippen schmeckte.
Ganz langsam stellte ich die Flasche auf dem Boden ab, bevor ich meinen Zauberstab hob und ihn auf den leichenblassen Körper des jungen Todessers richte.
Der Diagnostikzauber, den Madam Pomfrey mich vor einigen Jahren gelehrt hatte, als sich Enzo bei einem Qudditchmatch verletzt hatte, zeigte mir, dass sein Herz jeden Moment zu schlagen aufhören würde.
Mit tränenüberströmtem Gesicht blickte ich auf Mattheo hinab, meine Gedanken eine wirbelnde Spirale aus Dunkelheit. Er verdiente den Tod, verdiente es zu sterben, verdiente es heute Nacht auf diesem Fußboden zu verbluten, einsam und allein.
Mattheo Riddle war ein kaltblütiger Mörder.
Ein Monster, genau wie sein Vater.
Die Welt wäre ein besserer Ort ohne die Dunkelheit, und all das Leid, das er zusammen mit seinem Vater über uns alle gebracht hatte. Und doch fand ich mich einen Augenblick später auf den Knie in seiner Blutlache wieder und heilte seine Verletzungen.
Denn auch wenn ich nichts mehr für den dunklen Lockenkopf fühlte, wenn ich nichts als Kälte spürte wenn ich dem Erben Slytherins in sein Gesicht sah, so würde sein Tod doch meinem Bruder das Herz brechen. Und das konnte ich nicht zulassen.
Enzo hatte schon genug Schmerz erfahren, litt jeden Tag unter seinem dunklen Mal und dem, was er als Marionette Lord Voldemort für ihn tun musste.
Vorsichtig schob ich Snowball beiseite, achtet dabei jedoch darauf Mattheo nicht zu nahe zu kommen.
Mein Diagnostikzauber, der in Alarmfarben über seiner Brust aufleuchtete, summte leise, während Heilzauber für Heilzauber die Spitze meines Zauberstabs verließ, einer komplizierter als der andere. Er musste zusätzlich zu seinen sichtbaren auch noch innere Verletzungen haben, denn Blut hatte bereits begonnen aus seinen Ohren zu sickern.
Ich atmete tief durch, verstaute all meine Emotionen in einer gedanklichen Schublade meines Kopfes, damit ich präzise meiner Arbeit nachgehen konnte.
Snowball rollte sich neben uns zusammen und beobachtete mich mit seinen großen runden Kulleraugen dabei, wie ich dem Jungen das Leben rettete, der Schuld an all meinem Kummer trug.
Mein Zauberstab glühte und nach einer Weile konnte ich dabei zusehen, wie das Leben zurück in den erschöpften Körper des Lockenkopfes strömte und ihm wieder ein wenig Farbe ins Gesicht hauchte.
Mein Herz klopfte unruhig als ich bemerkte, wie sich seine Finger leicht bewegten und er langsam aus seiner Bewusstlosigkeit zu erwachen begann.
Ein letztes Mal überprüfte ich den Zauber, der jetzt im sanften Sonnengelb schimmerte, was bedeutete, dass keine seiner Verletzungen mehr lebensbedrohlich waren. Dann rappelte ich mich auf.
Ein raues Stöhnen entwich seiner Kehle, doch bevor seine Lider flattern konnten war ich schon wieder auf dem Flur vor meinem Zimmer, unter einem Arm mein Kätzchen, unter dem anderen den Whiskey.
Meine nackten Füße hinterließen eine blutige Fußspur auf dem Holzboden, doch ich verlor keinen Gedanken mehr daran, schloss mich mit Magie in meinem Zimmer ein, bevor ich mit dem Rücken von innen die Tür hinab rutschte, mein Morgenmantel, sowie mein Pyjama durchtränkt von seinem Blut.
Mit zitternden Händen schraubte ich die Flasche auf und schüttete den Alkohol in meine Kehle, als wäre es Wasser. Aus Reflex musste ich husten, woraufhin mich Snowball erschrocken ansah. Ich streckte die Hand aus und zog das Kätzchen auf meinen Schoß.
Ich neigte den Kopf um mit ihm zu schmusen, als mir plötzlich etwas die Kehle zuzuschnüren begann. Und als ich erkannte was es war, begann ein Sturm aus Erinnerungen durch meine Gedanken zu wirbeln.
Bittersüße Erinnerungen an den Jungen mit den dunklen Locken, in den ich mich so verliebt hatte.
Das Fell meines Kätzchens roch nach ihm.
Nach seinem Blut.
Seinem Parfum.
Seiner vertrauten Dunkelheit.
Und dann brach ich in Tränen aus.
𓆙
meine broken babys... ♡
& bitte denkt ans voten,
wenn euch die Geschichte gefällt
und ihr weiterlesen wollt <3
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