5. Kapitel
"Hay Lixie."
Minho legt sich zu seinem Bruder, welcher müde und erschöpft an die Decke starrt. Dabei hat er doch absolut nichts gemacht außer seinen Gedanken freien Lauf gelassen. Anscheinend wird man davon jetzt auch noch müde und erschöpft.
Innerlich seufzt er auf.
Er hasst sich und dagegen wird er wohl niemals ankommen können...und wenn das so weiter geht wird er nie wieder in die Schule können. Schon jetzt macht er nichts mehr in der Schule, weil seine Eltern ihn raus genommen haben. Erst soll er halbwegs gesund werden.
Doch kann er überhaupt gesund werden, wenn er absolut nichts gegen die Depressionen macht?
Eher nicht, richtig?
Langsam dreht der jüngere seinen Kopf zu Minho, versucht zu lächeln. Schafft es aber nicht.
Wahrscheinlich ähnelt es mehr einer Grimasse von einem Zombie.
Jedenfalls fühlt er sich wie ein Zombie.
Am liebsten würde er sich bei Minho entschuldigen, doch kein Ton, kein winziger Ton kommt über seine Lippen.
Wie auch?
Er hat Angst davor etwas falsches zu sagen...etwas zu sagen was seinen Bruder noch mehr verletzen würde.
Und für was möchte er sich eigentlich entschuldigen? Dafür das es schon wieder schlimmer geworden ist?
Dafür das diese Monster in seinem Kopf keine Ruhe geben?
"Weißt du Lixie..."
Minho dreht seinen Kopf nun auch zu seinem Bruder, lächelt ihn sanft an.
"Ich denke du und Changbin solltet endlich miteinander reden was eure Gefühle angeht. Ist ja nicht mehr mit an zu sehen. Seid Jahren schmachtet ihr euch gegenseitig an...okay das ist vielleicht übertrieben du bist fünfzehn und alles andere davor wäre vielleicht ein wenig weird, aber naja egal.
Auf jeden Fall...redet doch bitte endlich miteinander. Ich bin weder blind, noch dumm noch sonst irgendwas..Ich weiß das ihr aufeinander steht..Und es ist mir auch scheiß egal, Felix. Wenn es euch glücklich macht...dann...dann bin ich es auch...und achja.. Changbin kommt übrigens gleich. Damit du bescheid weißt...also falls du rüber kommen möchtest."
Minho haucht ihm ein Kuss auf die Stirn, steht dann auf und lässt Felix alleine in seinem zurück.
Naja nicht komplett alleine.
Er hat ja noch seine Gedanken und die Stimme im Kopf, welche ihn nie alleine lassen.
Er fühlt sich einsam, aber gleichzeitig doch nicht.
Schließlich wird er die Monster im Kopf nicht los. Irgendwo hat er Mal ein Sprichwort gelesen:
'Älter werden heißt das die Monster von den Schrank in den Kopf ziehen.'
Und das Sprichwort hat ja schon Recht. Jedenfalls in Felix seinem Falle und er weiß auch, dass es vielen anderen nicht anders geht.
Menschen sind grauenhafte Kreaturen. Schon von dem Anfang der Menschheit.
Schon bei den Neandertalern war das so und es wird auch auf ewig bleiben.
Die Menschen werden sich auf ewig kaputt machen und auch niemals damit aufhören sich gegenseitig umzubringen. Durch Kriege oder sonstigem.
Es ist der Kreislauf des Lebens.
Der Menschheit.
Und es wird sich niemals ändern...
Es wird nur von Jahr zu Jahr schlimmer.
Es ist gerade mal zweitausendfünfzehn und aus unerklärlichem Grunde weiß Felix einfach das die nächsten Jahre die reinste Katastrophe werden. Warum weiß er nicht, aber er weiß das es so sein wird.
So wie die Menschen sich jetzt immer und immer mehr benehmen würde es ihn nicht wundern wenn diese in zehn Jahren alle ausgerottet und verstorben sind.
So wie in 'Seelen' und sonstigen Filmen.
Zögerlich und auch nur sehr mühsam setzt Felix sich auf.
Nicht einmal dafür hat er Kraft oder überhaupt Motivation.
Wieso also sollte er rüber gehen?
Natürlich schätzt er Changbins Nähe..er findet sie sogar toll.
Doch macht sie ihm auch Angst.
Es macht ihm Angst das Changbin so einen großen Einfluss auf seine Gefühlswelt hat.
Warum ist das überhaupt so?
Ist es nur weil er absolut in Changbin verliebt ist? Gibt es auch noch einen anderen Grund?
Er weiß es nicht.
Er weiß nicht einmal ob er es wissen möchte..
Vielleicht sollte er sich einfach von Changbin fernhalten, auch wenn sein Bruder was anderes gesagt hat.
Aber nur so kann er nicht verletzt werden.
Wenn er niemanden sich ran lässt, niemanden in sein Herz lässt...so kann er dann auch nicht verletzt werden, richtig?
Man kann doch nur von den Leuten verletzt werden, welche man sich heran, in sein Herz gelassen hat.
Richtig?
Felix beißt sich auf die Lippe, drückt seinen Binnie an sich, schließt die Augen.
Er ist so müde...
Doch wovon?
Er macht doch absolut gar nichts.
Er liegt doch nur im Bett...naja, jetzt sitzt er im Bett.
Als es unten an der Tür klingelt, zuckt er etwas zusammen.
Changbin ist da...
Ob er diesmal auch wieder zu ihm kommt oder ob er diesmal nur für Minho da ist?
War er ja rein theoretisch beim letzten Mal auch bloß..
Er fährt sich durch die fettigen Haare, steht langsam auf, wobei er erstmal kurz das die Orientierung verliert. Ihm sogar schwarz vor Augen wird, sodass er sich wieder setzt.
Vielleicht sollte er auch essen und trinken..aber irgendwie vergisst er es immer.
Als es dann wieder geht, steht er auf, sieht sich im Spiegel an.
Er widert sich selbst an.
Leise öffnet er seine Zimmertür, möchte ins Badezimmer flüchten. Doch weit kommt er nicht.
Kaum ist die Tür offen, knallt er gegen eine harte Brust.
"Nicht so stürmisch, Felix.."
Sofort läuft der blondhaarige rot an, sieht ihn an.
"H-Hi.", haucht er.
Seit Tagen hat er nicht geredet, weshalb seine Stimme wahrscheinlich absolut weird klingen muss.
"Hay Felix."
Changbin grinst ihn sanft an, möchte ihm durch die Haare wuscheln, doch weicht der jüngere weg. Er ist dreckig und stinkt...wieso stört es den älteren denn bitte nicht?
"Nicht...Ich muss duschen..und..und.."
Seine Stimme versagt wieder, weshalb Changbin etwas zurück geht. Den jüngeren eingibig mustert, welcher immer blasser wird.
"Bist du okay, Felix?"
Der blondhaarige schüttelt mit den Kopf, sieht auf dem Boden.
Vielleicht kann er eine Ohnmacht ja so vorbeugen.
"Du bist ziemlich blass. Du solltest etwas trinken. Hast du schon gegessen?"
"N-Nein."
Changbin schiebt den jüngeren zurück ins Bett.
"Minho?"
Der schwarzhaarige kommt zu ihnen, sieht dann von seinem Handy auf.
Sein bester Freund muss nicht einmal etwas sagen. Ein Blick auf Felix reicht und er weiß was Sache ist.
"Bin gleich zurück."
Changbin nickt, öffnet die Gardinen und dann die Fenster.
Etwas frische Luft wird Felix auch nicht schaden...
Dann setzt er sich zu Felix auf das Bett, welcher die Augen geschlossen hat.
"Ich muss doch stinken."
Changbin lacht leise. "Das hast du schon vor ein paar Tagen gesagt...du stinkst nicht..naja vielleicht ein wenig, aber das ist okay."
"Ist es nicht...du musst dich doch ekeln."
"Ach wo. Was glaubst denn wie die Menschen früher gelebt haben? Die haben alle gestunken...also mach dir kein Kopf wegen etwas Körpergeruch. Das ist menschlich. Die Tiere finden so übrigens ihren Partner."
Felix öffnet die Augen, sieht den älteren an.
Gerade als er was sagen möchte kommt Minho zu ihnen, reicht ihm etwas zum trinken und was zum Essen.
"Danke." murmelt Felix.
Trinkt dann das Zitronenwasser.
"Schon okay. Ist es okay, wenn ich gehe? Du bist ja in bester Gesellschaft."
"Wo willst du denn hin?", fragt Changbin, zieht eine Augenbraue hoch.
"Wenn ich sage ich habe ein Date glaubst du mir das?"
"Nicht wirklich, aber gut. Viel Spaß bei deinem Date."
Minho zwinkert ihm zu, geht dann.
"Verstehe mal einer deinen Bruder."
"Du hast ihn dir als besten Freund ausgesucht.", murmelt Felix, isst etwas von dem Obstsalat.
Alles andere hätte sein Magen wahrscheinlich in diesem Augenblick nicht vertragen.
"Tut mir leid für die Unordnung in meinem Zimmer.", murmelt Felix, als er merkt wie Changbin sich umsieht.
"Dann hast du mein Zimmer noch nicht gesehen...oder das von deinem besten Freund."
"Du warst in Jisungs Zimmer? Wann?"
"Wir machen zusammen Musik, falls du es vergessen hast, Lix."
"Achja..."
Der blondhaarige wird wieder rot, hält Changbin eine Erdbeere hin.
"Du isst das selbst, Lix. Du hast es dringender nötig als ich."
Darauf ist es eine Weile ruhig zwischen den beiden.
"Wieso bist du so zu mir? Ich bin doch nur der Bruder deines besten Freundes."
"Schon und eigentlich könnte es mir auch egal sein, aber du hast etwas an dich, was mich verzaubert hat."
Nun muss Felix wohl einer Tomate ähneln. Doch hat er auch angefangen zu lächeln ohne es zu merken.
Doch Changbin zieht es, weswegen er auch lächeln muss.
"Felix?"
"Changbin-Hyung?"
"Wenn ich dich fragen würde ob du mit mir auf ein Date gehen möchtest, was würdest du antworten?"
"Hat Minho dich darauf angehetzt? Changbin das ist nicht witzig, okay? Meine Gefühle sind.."
"Felix..Minho hat mich auf nichts angehetzt. Ich frage es, weil ich auf ein Date mit dir gehen möchte."
"Wer's glaubt.."
Felix sieht auf seine Hände, weshalb Changbin seufzt.
"Ich meine es ernst, Felix."
"Geh einfach...bitte geh einfach."
"Du weißt ja wo du mich findest, Lix..also falls du deine Meinung änderst."
Der ältere verlässt das Zimmer von Felix.
Und kaum ist die Tür zu, fühlt der jüngere sich schlecht, zieht die Beine an sich und fängt dann an zu weinen.
Wieso ist er nur so?
Musste er Changbin wirklich so anfahren?
Aber wahrscheinlich ist es das beste...
Für ihn und für Changbin..
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