Einundzwanzig ~Emily~
Kapitel 21 ~Emily~
„Du bist wahnsinnig. Wie konntest du dich so leichtsinnig in Schwierigkeiten bringen? Es hätte sonst was passieren können, Lily.", wies ich meine beste Freundin zurecht als wir an diesen Freitagnachmittag nach dem Unterricht das Dorf Hogsmeade betraten. Die Tage sind kälter geworden, obwohl wir erst Oktober hatten. Ich wollte nicht wissen wie kalt dieser Winter dieses mal wurde. Die große Halloweenparty stand morgen an, wodurch das Zauberdorf viel voller war als an den anderen Wochenenden. Es werden die letzten Vorbereitungen getroffen, damit das eigene Kostüm das Beste von allem ist. Es ist ein stummer Wettbewerb, an dem Lily und ich wie jedes Jahr auch, nicht daran teilnahmen.
„Es ist aber nichts passiert außer das Potter mich geküsst hat."
„Er hat was?!", kreischte ich auf als wir den drei Besen betraten. Lily Wangen färbten sich dunkelrot, gleichzeitig senkte sie beschämt ihren Kopf ohne ein kleines Lächeln verbergen zu können.
„Hast du ihm deswegen geholfen? Wegen einem Kuss? Du weißt, dass er es nicht ernst meint. Sobald Potter das bekommen hat was er will, existierst du für ihn nicht mehr."
„Das weiß ich doch selbst."; fauchte Lily mich an nur um in der nächsten Sekunde mit einer sanfteren Stimme sagte: „Lass uns gehen. Es ist zu voll hier." So schnell wie wir den Pub betreten hatten so schnell hatten wir ihn auch wieder verlassen. Wenigstens spielte das Wetter heute mit. Den kalten Wind konnte ich besser ertragen als den kalten Regen.
„Und wie war er? War es gut?" Ich konnte meine Neugier kaum verbergen. Sie hatte das geschafft, wovon ich immer geträumt. Nicht, das Potter mich küssen sollte sondern sein bester Freund, der mir seit unserem letzten Abend kaum Beachtung schenkte.
„Es war ganz in Ordnung.", beantwortete sie meine Fragte mit einem kalten Unterton, doch ich kannte sie viel zu gut um zu wissen, dass sie mich anlog. Ich ging nicht weiter darauf ein. Sollte sie ruhig sich nur weiter einreden, dass sie keinen Gefühle für James Potter hatte, obwohl jeder die Wahrheit kannte.
„Wie läuft es mit Black?", erkundigte sich meine beste Freundin, was ich mit einem Kopfschütteln beantwortete.
Die ersten stummen Tränen flossen über meinen Wangen als ich den schwarzhaarigen Jungen vor mir sah. Er war mit seinen Freunden einigen Meter von uns entfernt und alberte mit ihnen herum. Ich konnte sein Lachen bis hier hin hören. Meine Tränen wurden immer mehr während ich ihn schweigend beobachtete. Seit zwei Jahren hatte ich eine Schwäche für ihn. Seit zwei Jahren schwärmte ich aus weiter Entfernung mit dem Gedanken, dass wir niemals in Kontakt kommen würden. Doch es hatte sich alles verändert. Für mich. Meine Welt hatte sich zu hundertachzig Grad gewendet und jetzt fühlte es sich an als würde er mein Leben für immer verlassen. Etwas, was er nicht wissen konnte. Ich verstand, dass er frei sein wollte, sein Ding durchziehen wollte aber er sollte endlich sehen, was er mir damit antat. Er stand vor mir, lächelte mich an und sah mein inneres Gefühlschaos nicht. Er kam und ging in meinem Leben wie es ihm passte. Ahnungslos wie er nun mal ist, wusste er nicht wie sehr er mich damit verletzte. Ich hatte mich willenlos in ihn verlieb. Von der ersten Sekunde an als er mich in jener Nacht das Leben gerettet hatte. Ich war von anhieb von ihm fasziniert. Ich hatte ihn aus der Ferne beobachtet während seine Augen ganz anderen Mädchen gegolten hatte. Ich hatte in den ganzen zwei Jahren zurück gehalten. Ich hatte meine Gefühle verdrängt, weil ich Angst hatte, dass er mich verlassen würde. Ich hatte mich hoffnungslos in ihm verliebt und ich konnte es nicht ändern. Ich bin machtlos. Wenn es um Sirius Black ging bin ich machtlos. Wie gern würde ich mich für meine Gefühle entschuldigen und die Freundin sein, die er sich wünschte. Aber das was er am meisten wollte konnte ich ihm einfach nicht geben. Egal wie sehr ich es auch versuchen würde. Ich konnte es verdammt noch mal nicht. Aber diese Freundschaft war alles was ich hatte. Mehr würde Sirius mir niemals geben und damit musste ich mich abfinden.
Mein Herz blutete. Meine Wunden sind offen. Er hatte mit seinen Worten, mit seiner Taten so vieles zerstört. Ich kämpfte die ganze Zeit mit meinem Schmerz, mit meinen Gefühlen und er schaffte es aus vollem Herzen zu lachen. Konnte er es wirklich nicht sehen oder ignorierte er meine Liebe zu ihm? Ich würde alles dafür tun, dass ich noch einmal so Nah sein durfte wie dieses Mädchen neben ihm. Ich möchte ihn ein letztes Mal umarmen, ihm sagen wie wichtig er mir ist aber Sirius würde es nicht erwidern. Nur noch ein letztes mal möchte ich seine grauen Augen aus der Nähe betrachten und sie in meinem Gedächtnis brennen, weil es nie wieder passieren würde. Davon bin ich fest überzeugt. Ich brachte es nicht über mich ihn zu fragen, was er fühlte. Wie er mich sah. Ich wollte seine Antwort nicht hören, wenn es nicht dieselben Gefühle sind, die ich für ihn hatte. Ich wollte wissen, ob er jemals an mich gedacht hatte. Was bedeuteten seine Blicke, die er mir zu geworfen hatte als wir in unserer eigenen Welt waren. So viele Fragen brannten in meinen Kopf auf die ich niemals eine Antwort bekommen werde. Ohne ihn fühlte ich mich leer innerlich. Alles in meinem Leben gab keinen Sinn sollten wir getrennte Wege gehen. Ich brauchte Sirius an meiner Seite sowie die Luft zum Atmen. Trotzdem musste ich lernen ohne ihn zu sein. Ich musste nach vorne schauen und mein eigenes Leben, leben. Irgendwie. Wenn es überhaupt möglich ist.
Jede Berührung.
Jeder Blick.
Seine Nähe hatte dafür gesorgt, dass mein Herz einen weiteren riss bekam. Ich bin es leid zu schweigen und all den Schmerz zu spüren. Ich konnte und wollte nicht mehr so weiter machen wie bisher.
Bevor ich wusste wie es mir überhaupt geschah ertönte ein lauter und zugleich hoher Schrei. Bin es, die schreit? Ich bekam nicht mehr um mich herum mit als würde die Welt nicht mehr atmen. Es wurde totenstill. Eine wunderschöne Stille, die ich immer mehr willkommen heiße.
„Emily!", schrie eine panische Stimme auf als ich zwei dünne Arme um mich schlangen. Ich fühlte mich automatisch wohl und geborgen. Ich bin in Sicherheit. Es fühlte sich viel zu lange an bis sich meine Sicht und Kopf klärte. Ich schaute auf. Zwei warme grünen Augen musterten mich besorgt.
„Diese Liebe tut dir nicht gut, Em. Du kannst nicht mehr so weiter machen.", sprach Lily besorgt auf mich ein. Ich lächelte matt. Ich hatte es die letzten Jahren auch geschafft meine Gefühle zu verbergen also würde ich es auch weiterhin schaffen. So schwach konnte ich nicht sein, oder?
„Mir geht es gut." Ich atmete tief aus, stellte mich in einer aufrechten Position hin und schaute zu dem Punkt, wo vor einigen Sekunden noch die Rumtreiber und deren Begleitungen gelaufen sind. Sie standen noch immer dort. Jeder einzelne von ihnen starrte mich entgeistert an als hätte ich meinen Verstand verloren. Vielleicht habe ich das auch. Durch meine Gefühle zu Sirius. Ein blondhaariges Mädchen klammerte sich an seinem Arm fest, was so aussah als würde er ihr gehören und sie hatte Angst, dass ihr jemand Sirius wegenehmen würde. Sollte ich und nicht sie an seiner Seite stehen? Eigentlich schon, oder?
„Emily?", hauchte Lily sanft und ergriff meine Hand: „Du hast jemand so viel Besseres verdient als Black."
„Die Hochzeit steigt mir über den Kopf. Meine Mutter plant bereits alles aber es steht nicht einmal fest, ob wir heiraten.", erklärte ich ihr.
„Ich weiß und wir werden die Hochzeit verhindern.", versuchte sie mich aufzumuntern, was ihr deutlich misslang. Ich schaute von meiner besten Freundin zu Sirius und wieder zurück.
„Vielleicht hast du recht.", seufzte ich niedergeschlagen auf: „Es ist besser wenn ich alles beende." Eine unbekannte Selbstsicherheit packte mich mit so viel Mut, den ich noch nie in meinem Leben gespürt hatte. Meine Augen waren fest auf Sirius gerichtet als ich mit sicheren Schritten auf die Freundesgruppe zu lief. Ich blendete die Rufe meiner besten Freundin aus sowie die verachtenden Blicke des blondhaarigen Mädchens, die sich enger an Sirius warf und somit ihr Revier markierte. In einem großen Abstand blieb ich vor ihm stehen. Seine grauen fixierten meine. Wie oft hatte ich mir gewünscht, dass sie mich anschauten, dass sie mich bemerkten? Viel zu oft und es ist nicht viel zu oft passiert. Ich hatte es leid das Mädchen auf der Ersatzbank zu sein.
„Unsere Abmachung.", begann ich, dabei versuchte ich so sicher wie möglich zu klingen: „Ist nichtig. Du brauchst deinen Teil nicht zu erfüllen."
Er riss erschrocken seine Augen auf und schwieg.
Bitte halte mich auf. Bitte sag mir, dass du es nicht willst. Aber sowie viel zu oft blieb er stumm und sagte nichts. Ich lächelte ihn schwach an, drehte mich von dem einzigen Jungen weg, der mein Herz zum Schlagen gebracht hatte. Es war ein Abschied. Ein Neubeginn für mich. Ich musste diesen Schritt machen, damit ich mich selbst finden konnte, damit ich voran kam. Vielleicht würden wir eines Tages wieder zueinander finden, aber dann musste es von ihm aus gehen. Sollte von ihm nichts kommen, würde er sich weiterhin mit anderen Mädchen begnügen, wusste ich, dass ich keine Bedeutung für ihn hatte. Dass ich Sirius nicht wichtig genug bin.
Diese Erkenntnis traf mich hart und schmerzte noch mehr als alles andere aber sie ist wichtig für mich. Durch sie konnte ich endlich meinen Weg weiter gehen. Ich gab die Hoffnung auf als ich zu Lily aufschloss, die mich fest in ihren Armen nahm. Ich vergrub meinen Kopf an ihrer Schulter und weinte. Zum ersten mal nach einer sehr langen Zeit ließ ich meine Gefühle zu. Ich ließ meine Tränen raus und es gab kein besseres Gefühl. Es fühlte sich gut und richtig an. Ich hatte die Wahrheit endlich gesehen und konnte mich selbst noch retten bevor es zu spät war. Wenn Sirius mit so einem Mädchen wie sie glücklich sein konnte, dann sollte er es tun. Ich hatte es von Anfang an gewusst, dass ich ihm keine Sekunde lang trauen konnte. Ich hatte es gewusst und wollte es dennoch nicht wahr haben, dass Sirius Black mir das Herz aus der Brust raus reisen würde. Ich war dumm und naiv gewesen. Ab heute würde ich nicht mehr geschlossenen Augen durch die Welt laufen. Sie sind offen und auf alles gefasst. Sirius Black hatte heute etwas verloren wovon er nicht einmal wusste, dass er was Wertvolles besessen hatte.
Eines stand fest: Ich hatte das richtige getan.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro