Dreizig ~Sirius~
Kapitel 30 ~Sirius~
Die Frage, ob ich verliebt bin schwirrte ununterbrochen durch meinen Kopf. Ich stellte nicht nu mich sondern meine Gedanken und Gefühle in Frage. Bin ich wirklich so blind geworden? Ich hätte eine Veränderung bemerkt, oder nicht? Auf jeden Fall konnten weder meine Freunde noch ich meine wirren Gedanken bereinigen also blieb mir keine Wahl als mich selbst auf Probe zu stelle. Ob ich das wollte? Ungern. Musste ich es tun? Unbedingt. Ich musste herausfinden, was mit mir nicht stimmte.
„Hörst du uns zu, Sirius?"
Ich wollte mich nicht auf so lächerlichen Dinge konzentrieren. Es gab viel aus wichtigeres zu tun. Wie zum Beispiel herausfinden, was die Slytherin planen. Was es mit dem zweiten Werwolf auf sich hat und warum wir nichts davon wussten. Wir. Den Rumtreibern. Wir kannten jede Ecke, jeden Gang, einfach alles in Hogwarts und trotz allem ist uns sowas wichtiges entgangen.
„Padfood!", schrie plötzlich eine wütende Stimme, wodurch ich merklich zusammen zuckte.
„Was?", fuhr ich meine besten Freunde wütend an. Konnte ich nicht einmal in Ruhe nachdenken?
„Kannst du bitte wenigstens einmal zuhören anstatt an immer nur an Emily zu denken. Wir brauchen dich hier. Anwesend. Beim Verstand."
„Nicht dein ernst, James. Wenn du Lily hinterher rennst oder dich wegen ihr vor der ganzen Schule blamierst. Keiner von uns sagt was und jetzt beschwerst ausgerechnet du dich bei mir?"
„Wenn du uns zugehört hättest, würdest du wissen, dass wir uns gerade unterhalten haben wer der Mann bei Emily ist. Welcher noch ziemlich gut aussieht." James deutete mit einer schwachen Kopfbewegung auf einen Punkt hinter mir, dabei konnten weder Remus noch James sich ein Grinsen verkneifen. Ich drehte mich auf der Stelle um. Mein Körper versteifte sich. Etwas zog sich in mir zusammen. Ein Gefühl, was ich nicht kannte mischte sich in meinem Bauch mit einer gefährlichen Portion Wut. Es zog, es stach und es tat weh in meinem Herzen und ich wusste nicht einmal wieso, aber dass irgendein Typ sich das Recht nahm Emily einen Arm um die Schulter zu legen und an sich zuziehen, gefiel mir ganz und gar nicht. Ihre blauen Augen schauten zu ihm auf und schenkten ihm einen warmen Blick. Ich konnte nicht sagen worüber sie sich zu unterhielten, dafür war es viel zu laut im Flur.
„Wer ist das?", hörte ich mich fragen, dabei konnte ich einen wütenden Unterton nicht vermeiden. Ich starrte ihn an, in der Hoffnung er würde auf der Stelle umkippen und sich nicht mehr vom Fleck rühren. Passierte es, was ich mir wünschte? Natürlich nicht.
„Ihr braucht mich nicht auszulöschen. Ich weiß es selber nicht, aber Lily könnte es wissen."
„Jetzt komm schon, Sirius. Wir haben wichtigeres zu tun."
James hatte recht. Wir hatte einige Dinge zu erledigen, die nicht warten konnten. Wir hatten sie viel zu lange aufgeschoben, aber Emily mit einem Mann zu sehen und sie dann mit ihm alleine lassen? Dass gefiel mir ganz und gar nicht. Oder ist dieser Typ Jeffrey, von dem sie gesprochen hatte? Ich hatte kein Recht mich einzumischen. Ich durfte mich nicht einmischen. Ich musste mich irgendwie zusammenreißen und mich endlich wieder unter Kontrolle bringen. Ich durfte mich nicht von irgendeinem Mädchen den Kopf verdrehen zu lassen. Als ein leises Knurren aus mir herauskam, wusste ich, dass nicht mehr viel fehlte, bis ich meinen Verstand ganz verlor. Ich drehte mich von dem Bild weg und lief in die Entgegengesetzte Richtung. Ich brauchte Luft zum Atmen. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken. Ich wollte nichts mehr als allein zu sein. Zum ersten Mal in meinem Leben wollte ich meine besten Freunde nicht um mich herumhaben. Ich rannte die Stufen empor, dabei ignorierte ich die Rufe von James.
„Jetzt lass ihn James.", hörte ich Remus schwach sagen.
„Aber-"
„Nichts aber. Er braucht das jetzt.", unterbrach Remus James sofort. Den restlichen Wortwechsel bekam ich nicht mehr mit, dafür war ich zu weit oben. Ich schaute mich um. In jedem Gang, in jedem Raum und auf den Treppen. Keiner durfte mich sehen, keiner durfte davon wissen, als ich mich verwandelte. Ich rannte auf vier Pfoten die Treppen hinauf zum Astronomieturm. Es war mein Lieblingsplatz in Hogwarts. Von dort wirkte die Welt klein und all deine Probleme waren wie auf Zauberhand verschwunden. Mein Anigmagus-Tier war nicht nur praktisch, sondern auch schnell. Durch meinen inneren Hund hatte ich einige Fähigkeiten dazugelernt, die ich heutzutage nicht mehr missen möchte. Zum einen ist es noch viel schneller an mein Ziel zu gelangen als vorher. Zwar bin ich nicht so schnell so schnell auf meinen Besen aber eindeutig schneller als würde ich zu Fuß sein. Ich blieb vor der alten braunen Holztür stehen. Sie war geschlossen. Ich wusste nicht, ob jemand hinter der Tür war, und ich konnte es mir nicht erlauben gesehen zu werden. Wie zuvor auch vergewisserte ich mich, dass niemand zu sehen war und verwandelte mich zurück. Der einzige Nachteil an der ganzen Sache war, dass ich die Angewohnheiten von einem Hund viel zu schnell annahm. Ich zückte meinen Zauberstab, hielt in fest umklammert und ließ meinen Ärmel von meinem Umhang über meine Hand fallen, sodass niemand sehen konnte das ich bewaffnet war. Ich atmete erleichtert aus als niemand zusehen war. Kein Slytherin. Keine dämlichen Bemerkungen, die nur sie lustig fanden. Ich atmete die kalte Luft ein und der Wind blies durch mein Haar.
Die Geräusche um mich herum verstummten, die Stimmen in meinem Kopf wurden leiser. Es war ein befreiendes Gefühl einmal an nichts zu denken. Nicht über die eigenen Gefühle nachzudenken. Nicht ein einziges Mal über das durcheinander in einem nachzudenken. Ich konnte einmal durchatmen und die Stille genießen. Die Ruhe und natürlich den wunderschönen Ausblick, der mir geboten wurde. Es war immer wieder ein unbeschreibliches Gefühl die Ländereien von Hogwarts von oben zu sehen. Alles wirkte so klein und dass wir jedes Geheimnis, was die Mauern verbargen, entlarvt hatten. Natürlich hatten wir das nicht. So naiv zu denken, wagte ich es nicht. Es gab noch so viele Dinge, die es noch zu entdecken gab. So viele Abenteuer, die auf uns warteten und die doch ist die Zeit für alles nur gering. Zu wenig Zeit, zu viele Geheimnisse.
Wir hatten uns verändert. Meine Freunde und ich. James und ich hatten immer nur eine Sache im Kopf. Streiche. Spaß und ganz viele Regeln brechen. Aber in der letzten Zeit lag unser Interesse in einem anderen Fokus. Wir waren nicht mehr dieselben. Wie denn auch? Wir sind älter geworden und mit der Zeit haben wir uns weiterentwickelt. Es gab jetzt andere Sachen, die wichtiger waren. Die unsere Aufmerksamkeit beanspruchen, was wir einst ignoriert hatten. Es wurde kompliziert, es wurde ernster und die Sicht, die wir als kleine Jungen hatten, hatte sich auch verändert. Ob James sich genauso fühlte wie ich? Oder Remus?
„Lange nicht gesehen.", riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen zu wem sie gehörte. Ich erkannte sie immer. Ich würde sie immer erkennen. In mir zog sich alles zusammen. Ein allzu bekannter Schmerz und eine große Sehnsucht breiteten sich in meinem Herzen aus als ich mich zu meinem kleinen Bruder umdrehte und in dieselben Augen schaute wie meine. Unsere einst zu enger Verbundenheit wurde immer schwäche mit den Jahren, die ich auf Hogwarts ging und als es für ihn so weit war und er denselben Weg wie unsere Eltern einschlug, verschwand sie für immer. Wir kannten uns nicht mehr. Wir mochten uns nicht mehr. Wir standen uns nicht mehr nah. Und ich vermisste es. Ich vermisste Regulus so sehr, dass es schmerzte. Es war unerträglich mit diesem Schmerz zu leben und trotzdem musste ich es.
„Ich bin nicht in Stimmung für irgendwelche Kommentare über Blutsverräter.", sagte ich mit einer kalten Stimme. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust, lehnte mich gegen das Geländer und ließ meinen Bruder keine Sekunde aus den Augen.
„Dass ich sowas jemals aus deine Mund höre, hätte ich niemals gedacht."
„Menschen verändern sich mit der Zeit." Ich zuckte ahnungslos mit meiner Schulter.
Wir schwiegen.
Es kam selten vor, dass wir uns keine Beleidigungen oder Flüche an den Kopf des jeweiligen anderen warfen. Und es gefiel mir. Sogar sehr.
„Es tut mir leid.", sagte ich nach einigen Minuten des Schweigens kaum hörbar: „Alles. Ich wollte dich nie allein oder im Stich lassen. Es ist meine Schuld, was passiert sind und dass unsere Eltern dich zwingen ihren Weg zu gehen."
„Es ist nicht deine Schuld. Ich wollte diesen Weg. Ich wollte die Ehre unserer Familie wieder aufbauen, weil du sie zerstört hast."
„Du hast keine Ahnung, was passiert ist, Reg. Ich wollte dich immer nur beschützen. Damals und heute.", gab ich offen zu. Ich konnte meinen Bruder nicht anlügen. Nicht mehr. Dass hatte ich viel zu lange und vielleicht war er alt genug geworden, um die Wahrheit zu erfahren. Den Grund für meine Flucht aus dem Anwesen.
„Ich weiß nur, dass du Mitten in der Nacht mit gepackten Koffern gegangen bist. Du hast weder ein Wort zu mir gesagt noch wollten unsere Eltern über dich reden."
„Es war zu deinem Schutz.", erklärte ich ihm: „Ich habe sie darum gebeten."
„Und warum erzählst du mir, dass jetzt?", schrie er mich wütend an: „Warum nicht früher? Warum sollte ich dir glauben, dass deine Geschichte wahr ist."
„Weil sie es ist, kleiner Bruder. Von mir aus trinke ich einen Wahrheitssyrum aber hör mir einmal zu. Bitte." Ich sah Regulus flehend an. Es gab so vieles, was ich ihn in all den Jahren sagen wollte. All die unausgesprochenen Dinge, mussten endlich ausgesprochen werden. Wir mussten uns aussprechen, auch wenn wir auf zwei verschiedenen Seiten standen.
„In der Nacht, als ich das Anwesen verlassen habe, habe ich das mit dem Gedanken gemacht dich zu beschützen, Regulus. Du warst erst in der dritten Klasse und hast die Welt mit anderen Augen gesehen als ich. Mom und Dad haben mich immer gehasst, was ich bin und wie ich bin. Weil ich anders bin und nicht die Traditionen der Familie lebe. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht dich vor unseren Eltern zu beschützen. Ich hatte gehofft, wenn du siehst, dass ich es schaffe einen anderen Weg zu gehen würdest du es auch machen. Als ich in meinem ersten Jahr nicht nach Slytherin gegangen bin, wie es sich unsere Eltern gewünscht haben, hatte ich nicht gewusst, was das für Auswirkungen auf dich hatte. Es war nie meine Absicht gewesen dich damit reinzuziehen. Wirklich nicht. Aber irgendwann ließ es sich nicht vermeiden. Unsere Eltern haben gemerkt, dass ich nicht mehr zu gebrauchen bin und haben ihre Anforderungen und Hoffnung auf dich übertragen. Sie wollten nie, dass du so wirst wie ich. Ein Versager. Ein Blutsverräter. Sie wollten so viel mehr für dich als ich jemals erreichen würde. Ich konnte super Noten haben, die besten Auszeichnungen, egal was. Es war ihnen einfach egal. Weil ich nicht so bin wie sie. Damals hatte ich viel mit unsere Cousine Andromeda verbracht. Wir haben uns viele Briefe geschrieben und viel geredet. Sie hat dasselbe durchgemacht wie ich. Sie hat es geschafft sich von unserer Familie abzuwenden und zu ihrem Verlobten zu ziehen. Sie hat mir Mut zugeredet als ich mit dem Gedanken gespielt habe der Familie den Rücken zuzukehren. Ich konnte mit dir darüber nicht reden. Du warst noch ein Kind und der Gedanke, was unsere Eltern mit dir getan hätten, wenn sie erfahren hätten, dass du bescheid wusstest, konnte ich mir nicht ausmalen. Also bin ich an jenem Abend in das Büro unseres Vaters gegangen. Ich wusste, dass das Gespräch längst überfällig war und es kein gutes Ende nehmen würde. Ich hatte keine andere Aussicht mehr gesehen. Ich musste gehen. Vater hatte mich bereits erwartet, als ich sein Büro betrat. Ich kann mich bis heute an seine Worte erinnern..."
Vor einem Jahr
„Was kann ich für dich tun, Sirius?", fragte mich Vater als ich seine Bürotür geschlossen hatte, ohne seinen Blick vom Pergament zu heben. Ich blieb an der Tür stehen. Ich brauchte Distanz. Ich brauchte den Abstand, sonst wüsste ich nicht wie ich dieses Gespräch überleben könnte.
„Ich muss mit dir sprechen." Meine Stimme zittert. Ich hatte Angst und diese Angst konnte Vater spüren, denn er hob seinen Blick und schaute mich aus kalten braunen Augen an. Mein Vater hasste alles, was mit Schwäche und Angst zu tun hatte und wenn ein Mann sie zeigte, war er in seinen Augen kein Mann.
„Setzt dich, Sirius." Er deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. In mir verkrampfte sich alles. Seine Stimme war ruhig, viel zu ruhig. Er sprach nie mit mir in so einer Tonlage. Er würde niemals mit mir so umgehen wie er mit Regulus umging. Trotzdem wagte ich es nicht den Befehl meines Vaters zu missachten. Ich setzte einen Fuß nach dem anderen. Meine Haltung ist verkrampft und auch wenn Vater das bemerkte sprach er es nicht an, worüber ich ihm sehr dankbar bin. Er legte seine Feder sowie das Pergament aus seiner Hand und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
„Es tut mir leid dich zu stören aber das Thema kann nicht warten."
„Du willst das Haus verlassen.", erwiderte er, ohne zu zögern, dabei klang seine Stimme alles andere als wütend. Sie war weder herablassend noch kalt. Ich zuckte zusammen. Woher wusste er das? Hatte er die Briefe von Andromeda gelesen? Dass konnte nicht sein. Ich hatte Kreacher gebeten die Briefe von meiner Cousine abzufangen und in unserem Geheimversteck zu legen. Sie waren immer ungeöffnet. Ich vertraute unserem Hauself. Er würde mich niemals hintergehen oder er hatte so viel Angst vor meinen Eltern, dass er mich hinter gehen würde.
„Nur weil wir deinen Weg nicht akzeptieren, heißt es nicht, dass ich nicht mitbekomme was in meinem Haus geschieht. Du lässt deine Koffer immer gepackt, wenn du aus Hogwarts kommst, als wärst du auf der Flucht. Ich habe nur darauf gewartet, dass du eines Tages zu mir kommst und wir dieses Gespräch führen werden."
„Bist du nicht sauer?", fragte ich zögernd. Mein Vater musste sauer sein oder enttäuscht. Er ist es immer, egal was ich tat.
„Nein.", antwortete er ehrlich: „Ich weiß was du denkst und dass du mir nicht vertraust, aber ich meine es ehrlich. Ich bin nicht sauer. Ich bin ein kleines bisschen Stolz auf dich. Du gehst deinen eigenen Weg. Du triffst deine eigenen Entscheidungen. Nicht viele aus unserer Familie haben so einen starken Willen wie du, mein Sohn. Deine Mutter und ich haben viele schreckliche Dinge getan, damit du denselben Weg gehst wie wir. Wir haben vieles getan, was nicht zu entschuldigen ist. Euch beiden. Regulus und dir. Du musst wissen, dass ich nicht immer so sein wollte. Ich wollte mit meinen Söhnen lachen und eine schöne Zeit verbringen. Erinnerungen schaffen und dass tun, was alle Väter mit ihren Kindern machen. Leider verhinderte unsere Kreise solches. Es ist keine Entschuldigung, aber du sollst die Gründe verstehen, Sirius. Deine Mutter und ich wurden dazu gezwungen. Wir mussten es tun. Der Lord wollte es so und wir wissen beide was passiert, wenn wir ihm nicht gehorcht hätten."
„Kennt Regulus die Wahrheit?", fragte ich meinen Vater, der eine Pause eingelegt hatte.
„Nein, und dass wird auch so bleiben. Er soll nichts davon wissen, wer weiß was er dann vorhat. Für seinen Alter ist er sehr klug und Weise."
„Warum hast du mir das nicht alles viel früher gesagt? Dann wäre ich niemals nach Gryffindor gegangen."
„Das solltest du aber. Du solltest ein anderes Leben führen als das, was wir dir bieten können. Für Regulus ist es bereits zu spät aber für dich nicht. Also nimm deine Sachen und verschwinde. Wenn du jemals was sein solltest kannst du immer zurückkehren. Das ist dein Zuhause, Sirius. Ich habe in deinem Koffer dir ein kleines Vermögen mitgegeben. Nimm es bitte und lebe ein gutes Leben bei den Potters."
„Versprich mir, Vater, dass Regulus niemals von diesem Gespräch erfährt. Er wird mich nach dieser Nacht hassen und verachten, aber ich muss ihn beschützen und dass musst du auch. Versprich mir, dass wir zusammen Regulus beschützen. Er ist viel zu jung für den ganzen Mist."
„Ich verspreche es dir mein Sohn." Ein schwaches Lächeln legte ich auf die Lippen meines Vaters als ich von dem Stuhl aufstand und mit eiligen Schritten das Büro verließ. Ich musste hier weg. Ich brauchte einen klaren Kopf und ich musste mit James reden. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich hielt meine Eltern für den Teufel, aber sie waren anders als ich jemals gedacht hatte. Es war die ganze Zeit ein Spiel, eine Fassade, die Regulus und ich geglaubt hatten. Unsere eigenen Eltern hatten uns getäuscht.
„Wage es ja nicht mir unter die Augen zu kommen, Sirius!", brüllte plötzlich mein Vater durch das Haus: „Du bist nicht mehr mein Sohn!" Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen. Er beherrschte das Spiel perfekt. Regulus riss seine Zimmertür und starrte mich mit großen Augen an. Ich wich seinem Blick aus. Ich konnte ihn nicht die Augen sehen. Nicht jetzt. Vielleicht irgendwann.
„Was machst du? Was ist passiert, Sirius? Egal was es ist, ich werde mit Vater reden.", redete er drauf los, dabei konnte ich die Panik in seiner Stimme hören.
„Er wird seine Meinung nicht ändern. Du hast ihn gehört. Ich bin nicht mehr sein Sohn."
„Und was hast du vor?"
„Ich gehe. Ich hätte es schon viel früher tun sollen." Ich holte meinen Koffer unter meinem Bett hervor, zog meinen Umhang an und drehte mich zu meinem kleinen Bruder um. Er hatte Tränen in den Augen. Ich hasste es ihn anzulügen, aber ich musste es tun. Mir blieb keine andere Wahl.
Ich legte meine Stirn an seine. Unsere Blicke trafen sich.
„Ich werde dich immer beschützen. Ich bin immer für dich da." Ich drückte meinen kleinen Bruder noch einmal an mich, bevor ich mich an ihm vorbei drängte und mit eiligen Schritten das Anwesen der Blacks verlasse.
Heute
„Das ist eine Lüge!", schrie Regulus wütend. In seinen Augen hatten sich Tränen gebildet. Er sah so verletzlich aus, wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte.
„Es ist die Wahrheit, Bruder. Es liegt allein an dir ob du mir glaubst oder nicht, aber wieso sollte ich dich anlügen?"
„Weil du mich hasst?", fragte er mich. Dass er solche Gedanken hatte, dass er glaubte ich würde ihn hassen verletzte mich mehr als alles andere. Es tat weh. Was hatte ich anderes erwartet? Es verlief genauso wie Vater und ich es besprochen hatten.
„Ich hasse dich nicht, Regulus. Du bist mein Bruder und ich liebe dich sowie ich es getan habe, als wir noch Kinder waren. Es hat sich nicht geändert." Seine Augen wurden groß. Regulus schaute mich sprachlos an, als wäre es für ihn eine große Überraschung, dass ich noch immer dieselben Gefühle zu ihm hatte, wie früher. Hatte sich bei ihm etwas verändert? Hasste er mich wirklich?
Ich konnte nicht damit weiterleben, wenn mich mein eigener Bruder hasst.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro