*Die kleine Hummel*
Mit geschlossenen Augen liege ich auf dem großen Stuhl und warte darauf, dass ein Arzt kommt. Die ganze Zeit hält Erik meine Hand, dabei weiß ich nicht wer hier gerade wen beruhigt. Denn komischerweise bin ich gerade vollkommen ruhig. Außer einem leichten Ziehen im Bauch merke ich nichts weiter. Das einzige was mich eher nervt ist die Tatsache, dass mein Kleid mir nass am Hintern klebt. Als würde schwitzen nicht schon reichen.
Erik hingegen ist alles andere als ruhig. Ich spüre wie seine Hand in meiner zittert und wenn ich ihn nicht an Ort und Stelle halten würde, würde er wie ein Tiger in seinem Käfig auf und ab laufen.
Erst als die Türe geöffnet wird öffne ich meinerseits die Augen und erblicke einen etwas älteren Mann in einem weißen Kittel. DAS ist nicht Dr. Jochen. Mit einem netten lächeln kommt er zu uns rüber, reicht erst mir dann Erik die Hand. „Hallo zusammen. Mein Name ist Schmidt und ich werde sie vorrübergehend betreuen." Meine Augen werden groß und ich bekomme es jetzt doch ein wenig mit der Angst zu tun. Dr. Jochen ist mit mir doch alles durchgegangen und sie sollte jetzt hier sein.
Dr. Schmidt entgeht meine leichte Panik nicht. Er drückt sanft mein Knie und bei der Wärme, die sein Lächeln ausstrahlt werde ich etwas ruhiger. „Keine Sorge. Die Kollegin weiß Bescheid. Allerdings ist sie zurzeit noch bei einer etwas komplizierteren Entbindung von Nöten, weshalb sie mich gebeten hat, Sie zu untersuchen und mal nachzusehen, wo wir stehen. Und sobald Dr. Jochen soweit ist wird sie Sie weiter betreuen. Einverstanden?"
Etwas erleichtert nicke ich, werfe dann einen Blick hoch zu Erik der immer noch leichenblass ist und etwas verloren neben mir steht. Am liebsten würde ich ihn gerade einfach an mich drücken und ihn erst wieder loslassen, wenn es im besser geht. Da das aber gerade überhaupt nicht geht, ziehe ich an seiner Hand, bis er mich endlich anschaut. Dann strecke ich meine andere Hand nach ihm aus und Erik kommt mir ein wenig entgegen, sodass ich meine Hände nun beide an seine Wangen legen kann. Ohne ein Wort ziehe ich ihn an meine Lippen. Er leistet keinen Widerstand. Eher wirkt es auf mich, als könne er sich so für eine Sekunde entspannen.
Als ich mich von ihm löse, schaue ich einfach in seine immer noch Tränen verhangenen Augen und sein Anblick bricht mir beinahe das Herz. Erik hält meinem Blick kaum stand, vergräbt sein Gesicht an meinem Hals. Ich lasse ihn, fahre mit meinen Fingern durch sein Haar und wende mich dem Arzt zu. Der steht geduldig zu meinen Füßen und ich bin im jetzt schon dankbar, dass er uns einfach diesen Moment lässt. Erst als ich ihm zunicke, beginnt er wieder zu sprechen.
„In Ordnung, dann wollen wir mal sehen, wie es bei Ihnen ausschaut. Haben Sie Schmerzen Maya?", fragt er während er mit der Untersuchung beginnt. Ich erzähle ihm von der Übelkeit die letzten Tage und auch von den mehr werdenden Rückenschmerzen. Als ich ihm dann berichte, warum wir schon im Krankenhaus waren als meine Fruchtblase geplatzt ist, richtet sich Erik wieder auf. „Das ist meine Schuld... Ohne mich wäre das nicht passiert... wegen mir war sie so gestresst und..."
Schnell greife ich nach seinen Händen, ziehe ihn wieder zu mir. „Hey, nichts davon ist deine Schuld. Tu dir das nicht auch noch an mein Schatz." Ganz bewusst nenne ich ihn so, merke auch wie sich ein schwaches Lächeln auf seine Lippen kämpft.
„Da muss ich Ihrer Frau recht geben. So wie Sie mir die Symptome schildern, hätte sich ihr Baby so oder so in den nächsten Tagen auf den Weg gemacht. Und auch wenn es noch vierzehn Tage bis zum errechneten Termin gewesen wären, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen", stimmt mir Dr. Schmidt zu, ehe er sich wieder mehr an mich wendet. „Da Sie im Moment keine Schmerzen haben, werden wir Sie einfach mal weitersehen. Wir werden den Herzschlag Ihres Kindes und auch die Wehentätigkeit aufzeichnen. Ihr Muttermund ist schon leicht geöffnet, allerdings braucht Ihr Baby noch ein wenig mehr Platz.
Ich werde alles veranlassen und die Schwestern werden Sie in den Kreissaal bringen. Schon einmal herzlichen Glückwunsch ihnen beiden. In einigen Stunden dürfen Sie beide gemeinsam Ihre Tochter willkommen heißen."
Er legt mir netterweise eine Decke über meine Beine, reicht mir und auch Erik noch einmal die Hand. „Wenn irgendetwas sein sollte, wenden Sie sich umgehend an eine der Schwestern. Ansonsten werde ich in spätestens einer Stunde nochmal nach Ihnen sehen Maya. In Ordnung?" Ich nicke und der Arzt lässt uns allein. Allerdings bleibt mir keine Zeit mit Erik zu reden, denn keine Sekunde später kommt eine Schwester herein gerauscht.
„Hi. Ich bin Magdalena. Ich werde euch jetzt rüber in den Kreißsaal bringen. Kannst du laufen? Oder möchtest du lieber einen Rollstuhl?" Ihre aufgeweckte und freundlich strahlende Art verbreitet sich unaufhaltsam im Zimmer und im Moment beruhigt mich das irgendwie. „Nein, schon gut ich möchte laufen", antworte ich ihr und will aufstehen, doch sofort ist Erik an meiner Seite.
Er hilft mir beim Aufstehen, legt sofort einen Arm um mich um mich zu stützen. Mir entgeht Magdalenas entzücktes Lächeln nicht, doch ich behalte es für mich. Ich genieße einfach Eriks breiten Körper neben mir, die Wärme, die er ausstrahlt kriecht in meinen Körper und seine Umarmung versetzt mich in einen seltsamen Zustand. Als wäre ich auf Droge. Gerade bereue ich irgendwie meine Entscheidung, doch Kai bei der Geburt an meiner Seite haben zu wollen. Wenn Erik mich allein mit seiner Nähe so beruhigen kann...
„Oh Scheiße!", rufe ich lauter als gewollt, denn meine Gedanken machen mir klar, dass wir etwas vergessen haben. Oder eher jemanden. Erik stellt sich sofort vor mich, schaut mich panisch an. „Ist alles in Ordnung hast du Schmerzen? Ist etwas mit dem Baby?" Er holt nicht mal Luft und so kitschig und Klischeemäßig das jetzt wohl aussieht, stoppe ich ihn indem ich meine Lippen auf seine lege. Augenblicklich verstummt er und entspannt sich ein wenig.
„Es ist alles gut. Aber wir haben die anderen vergessen...", erkläre ich ihm, wende mich dann an Magdalena, die uns breit grinsend mit einer Engelsgeduld beobachtet. „Oben liegt ein Patient, Edward Frier. Ein Teil unserer Familie ist oben bei ihm. Könnte jemand denen Bescheid geben? Die vermissen uns mit Sicherheit schon." Kai dreht vermutlich gerade schon durch.
„Klar kein Problem. Wir werden dich jetzt erstmal verkabeln und dann gebe ich oben Bescheid", antwortet sie und bedeutet uns dann ihr zu folgen. Erik legt wieder einen Arm um mich, führt und stützt mich. Ich lege beim Gehen meinen Kopf an seiner Schulter ab und ich spüre einen sanften Kuss auf meinem Scheitel.
Mich überkommt eine Müdigkeit, die mir gerade sehr unpassend erscheint. Sollte mein Körper nicht auf Hochtouren laufen? Immerhin werde ich in den nächsten Stunden unter angsteinflößenden Schmerzen ein Kind zur Welt bringen, da sollte ich jetzt nicht ans Schlafen denken.
Aber spätestens als ich mehr oder weniger nackt auf dem großen Bett liege und Magdalena alles angeschlossen hat, fallen mir fast die Augen zu. Sie geht, um den anderen oben Bescheid zu geben und lässt Erik und mich allein.
Der nimmt sich einen Stuhl aus der Ecke und setzt sich so neben mich, dass ich ihn ansehen kann. Müde legt er seinen Kopf auf der Kante ab und ich beginne wieder durch sein Haar zu streicheln. Erst jetzt wird mir bewusst, dass er immer noch seine Uniform trägt. Es ist nicht wirklich passend, aber er sieht wahnsinnig gut aus darin. Er wäre ein wirklich sexy Anblick, wenn da nicht erneut die bebenden Schultern wären.
„Legst du dich zu mir?", frage ich sanft und Erik hebt schniefend den Kopf. „ich weiß nicht... Ich will dir nicht wehtun oder... oder etwas falsch machen...", schluckt er, doch ich beruhige ihn, lege meine Hand an seine Wange und streiche einige Tränen weg. „Du kannst nichts falsch machen, solange du mich nicht allein lässt...", erwidere ich schon fast flehend und anscheinend reicht es um Eriks Sorgen verschwinden zu lassen oder sie zumindest in eine andere Richtung zu lenken.
Er steht auf, streift sich sein Hemd von den Schultern und legt sich vorsichtig hinter mich. Zögerlich rückt er näher und ich kann den Stoff seines Shirts an meinem Rücken spüren. Mir ist das allerdings noch nicht nah genug, also nehme ich seinen Arm und lege ihn um mich, unsere Hände unter meiner Brust verschränkt. Erik vergräbt sein Gesicht an meinem Nacken und ich merke, wie nicht nur mich diese Nähe beruhigt.
Doch neben seiner Ruhe bemerke ich auch die Tränen, die auf meinen Nacken tropfen und ich kuschle mich noch enger an ihn, lasse ihn einfach weinen. Sein Vater stirbt. Seine Tochter bahnt sich ihren Weg in diese Welt. Alles am selben Tag, im selben Augenblick. Da muss er nicht der starke Mann an meiner Seite sein. Er darf der kleine Junge sein, der mit all dem was um ihn herum passiert überfordert ist. Alles was ich tun kann ist hier mit ihm zu liegen und seine Hand zu streicheln.
Ich versuche das erneute leichte Ziehen in meinem Unterbauch zu ignorieren, auch wenn es schon ein wenig stärker ist als heute Morgen. Das Ziehen klingt aber auch wieder ab und ich schließe erschöpft meine Augen. Es ist noch nicht mal richtig losgegangen und ich bin schon völlig kaputt.
Trotz allem schaffe ich es kurz weg zu nicken, werde erst wieder wach, als Magdalena versucht so vorsichtig wie möglich die Elektroden von meinem Bauch abzunehmen. „Oh entschuldige, ich wollte dich nicht wecken", sagt sie leise und legt alles beiseite. In meinem Rücken nehme ich ein regelmäßiges Auf und Ab von Eriks Brust wahr, was mir erklärt, warum Magdalena flüstert.
„Ist denn alles in Ordnung mit der Kleinen?", frage ich zögerlich, doch ihr Lächeln beruhigt mich schon. „Der Herzschlag sieht gut aus. Die Wehentätigkeit ist zwar noch schwach, aber Dr. Schmidt war eben auch schon hier, allerdings wollte er euch nicht wecken. Er hat gesagt wir werden noch ein bisschen abwarten. Werden die Wehen von selbst stärker warten wir weiter, ansonsten wird dir ein Wehenförderndes Mittel verabreicht, was alles ein wenig ankurbeln soll." Ich atme erleichtert auf. Immerhin etwas.
„Ach und übrigens, da steht ein sehr aufgeregter, attraktiver junger Mann vor der Tür. Soll ich ihn reinlassen?", fragt sie zwinkert. Ach die Arme! Sie ist Kai verfallen, dabei ist der nicht nur schwul, sondern trägt jetzt auch noch einen Ring am Finger. Doppelt Pech für die Frauen dieser Welt. „Das dürfte mein bester Freund sein. Er kann ruhig reinkommen, aber er soll leise sein. Erik soll wenigstens noch ein paar Minuten Ruhe haben", sage ich leise und lege jetzt unsere verschränkten Hände auf meinen Bauch.
Magdalena streicht mir liebevoll über mein Haar und nickt. „Das mit seinem Vater tut mir wirklich sehr leid. Ich weiß, das ist alles nicht einfach aber ihr, besonders du, müsst euch jetzt für die nächsten Stunden voll und ganz auf die kleine Maus konzentrieren." Damit steht sie auf und geht zur Tür. Sie verlässt das Zimmer und nur eine Minute später tritt Kai herein. Als er mich erblickt atmet er erleichtert auf. „Was machst du denn für Sachen?", fragt er und ich bin ihm sehr dankbar, dass er es leise tut, um Erik nicht zu wecken. Er setzt sich neben dem Bett auf den Stuhl und legt seine warme Hand über meine und die von Erik.
„Wie fühlst du dich?", fragt er und schaut mich an. Ich bin froh, dass er so ruhig ist, denn das hält auch die Angst von mir fern. „Ganz gut. Viel spüre ich noch nicht und der Arzt meint wir warten noch ein bisschen ab." Kai nickt zufrieden, so als würde alles nach Plan laufen. Tut es ja irgendwie auch, nur zwei Wochen zu früh und mit einem sehr bitteren Beigeschmack. Wenn sie sich beeilt, wird sich meine kleine Hummel sich möglicherweise ihren Geburtstag mit dem Todestag ihres Opas teilen müssen...
„Wie geht es Lisa und Mika?", frage ich nach kurzem Schweigen und Kai seufzt traurig. „Mika ist völlig fertig. Sie sitzt nur noch neben seinem Bett und weint, möchte niemanden sehen. Lisa versucht zwar ruhig zu bleiben, aber sie sieht aus als würde sie auch gleich zusammenbrechen. Als ich ihr gesagt habe, dass es bei dir soweit ist, konnte sie zwar kurz lächeln, aber..." Er hält kurz inne, Kai geht das ganze eben auch unter die Haut. „Sie wollen heute Abend gegen halb sieben die Tests nochmal wiederholen. Kommen sie dann zu dem gleichen Ergebnis, wird er noch heute Nacht für die Organspende vorbereitet..."
Der Kloß in meinem Hals schwillt an, doch ich kann gerade so noch die Tränen zurückhalten. Eriks Vater wird sterben. Wenn man es genau nimmt, sind es nur noch die Maschinen, die ihn am Leben erhalten... Um nicht vollends in meinen dunklen Gedanken zu versinken, versuche ich mich verzweifelt mit Kai zu unterhalten. Mein bester Freund merkt zum Glück wie ich versuche mich abzulenken und geht darauf ein.
„Ich habe übrigens Paul angerufen. Er kommt her und bringt auch deine Sachen mit", sagt er irgendwann und ich bin froh darüber, dass ich gleich einfach das übergroße T-Shirt und vorrübergehend ein paar Shorts tragen kann. So nackig hier unter der dünnen Decke fühle ich mich doch nicht wirklich wohl, doch ich habe mich strikt geweigert einen dieser grässlichen Krankenhauskittel anzuziehen.
Paul kommt eine halbe Stunde später auch und ich würde mich gerne umziehen. Dazu muss ich allerdings Erik wecken. Das tue ich zwar nur ungern, doch ich schaffe es nicht mich aus seinen Armen zu befreien ohne das er hochschreckt. „Ist alles ok? Ist es soweit?", fragt er aufgeregt und ich kann mir ein Lachen einfach nicht verkneifen. Er sieht so niedlich aus mit dem zerknautschten Gesicht und dem Chaos von Haaren. „Alles gut, noch nichts passiert. Ich würde mir nur gerne etwas anziehen", beruhige ich ihn und Erik atmet erleichtert auf.
Er reibt sich über sein Gesicht, während Kai mir beim Anziehen hilft. „Tut mir leid, dass ich eingeschlafen bin...", murmelt Erik als ich mich zurück auf das Bett lege. Ich streiche über seine Wange und schenke ihm ein Lächeln. „Ach was, schon in Ordnung. Das wird eine lange Nacht, da sollte jeder die Chance auf ein Nickerchen nutzen, wenn sie sich bietet", versuche ich zu witzeln, doch so ganz kommt das bei Erik nicht an.
Ehe ich aber weiter darauf eingehen kann, klopft es und Dr. Schmidt kommt herein. Er grinst, als er die drei Männer sieht, die um mich herumsitzen. „Ah wie ich sehe haben wir hier einen Überschuss an Vätern. Ich muss aber zwei von ihnen bitten draußen zu warten. Ich muss Maya nochmal untersuchen." Er klingt freundlich aber doch so autoritär, dass Paul und auch Erik sich erheben. Das Erik gehen will ist eigentlich logisch, denn Kai soll ja eigentlich bei mir bleiben. Aber eben nur eigentlich. Das Erik mich allein lassen will lässt Panik in mir aufsteigen und ich greife schnell seine Hand und hindere ihn daran zu gehen. Ich blicke von ihm zu Kai, weiß nicht was ich tun soll. Aber Kai nimmt mir diese Entscheidung ab. Er streicht mir lächelnd über den Kopf, legt kurz seine Lippen an meine Stirn. Er flüstert so leise, dass nur ich ihn hören kann.
„Ist schon ok. Er braucht dich und du brauchst ihn. Wenn du mich brauchst, ich bin draußen." Dann folgt er seinem Verlobten nach draußen. Erik schaut mich sichtlich verwirrt an, doch ich kann ihm das gerade nicht erklären, ich kann es mir ja nicht mal selbst erklären. Dr. Schmidt scheint das Theater nichts auszumachen. Er setzt sich auf einen Hocker und rollt an das offene Fußende des Bettes. „Dann wollen wir doch mal sehen, wie weit Sie sind. Spüren Sie die Wehen mittlerweile stärker?", fragt er und beginnt mit der Untersuchung.
Die Untersuchung verläuft ohne Probleme und Dr. Schmidt schlägt mir vor, einen kleinen Spaziergang zu machen um die Geburt etwas voran zu treiben. Da es mir bis auf das Ziehen hin und wieder – was mir Dr. Schmidt als Wehen bestätigt hat – schlüpfe ich in die Schlappen die Paul mir mitgebrach hat und stehe mit Eriks Hilfe auf. Dabei fällt mein Blick auf die Uhr. Es ist fast halb sieben. Erik sollte jetzt nicht bei mir sein. So gerne ich auch egoistisch wäre und ihn bei mir behalten möchte, so schlecht würde ich mich nachher fühlen.
Deshalb umschließe ich sein Gesicht mit beiden Händen und küsse ihn flüchtig. Dann schaue ich ihn ernst an. „Geh nach oben zu deiner Mutter. Sie sollte jetzt nicht allein sein. Und du..." Ich muss schlucken, doch die nächsten Worte muss ich einfach sagen. „Du kannst dich nur so verabschieden." Er schluckt, ich sehe wie ihm erneut die Tränen kommen. „Aber... Aber ich kann dich jetzt nicht allein lassen...", haucht er, legt seine Hände an meine Seiten.
Sachte ziehe ich ihn an mich, lege seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Erik schmiegt sich in meine Umarmung wie ein kleines Kind auf der flehentlichen Suche nach Nähe und Geborgenheit. „Ich bin nicht allein. Kai und Paul warten draußen, die können mit mir ein bisschen herumlaufen. Du wirst jetzt woanders gebraucht." Er nickt schwach, doch loslassen möchte er mich nicht. Ich gebe ihm und auch mir die Zeit, die wir brauchen. Eigentlich sollte das einer der schönsten Tage in unserem Leben werden und nun ist es gleichzeitig einer der schlimmsten.
„Ich liebe dich", sage ich leise, fahre ihm immer wieder durch sein Haar. Erik schluchzt kurz, küsst meinen Hals hinauf bis zu meinem Gesicht. Erst bei meinen Lippen angekommen löst er sich von mir. „Ich liebe dich mehr als alles andere. Dich und unser kleines Mädchen", flüstert er heiser, dann wischt er sich die Tränen vom Gesicht und atmet einige Male tief durch. „Bereit?" Er schüttelt den Kopf, doch er nimmt meine Hand und geht mit mir zur Tür. Draußen übergibt er mich praktisch an Kai, der mich aber zu Paul schiebt und plötzlich Erik fest in seine Arme zieht.
Ich kann nicht hören was er sagt, doch Erik erwidert seine Umarmung heftig. Die beiden so innig zu sehen lässt mein Herz höherschlagen, auch wenn der Grund warum sie sich so in den Armen liegen kein schöner ist. Einen Moment umarmen sie sich noch, dann lassen sie voneinander ab und Erik kommt noch einmal kurz zu mir und küsst mich. „Ich versuche schnell wieder bei dir zu sein...", flüstert er, zu mehr scheint seine Stimme nicht zu reichen. „Nimm dir alle Zeit die du brauchst. Ich laufe dir nicht weg."
Ich muss ihn regelrecht dazu überreden endlich zu gehen. Bei dem Gedanken was do oben auf ihn wartet kann ich nicht mehr und die Tränen laufen mir ungehindert über mein Gesicht. Paul nimmt mich schweigend in den Arm und lässt mich weinen. Kai umarmt mich von der anderen Seite und ich will gar nicht wissen was für ein seltsames Bild wir abgeben.
Irgendwann kann ich mich aber doch beruhigen und wir drei machen uns auf den Weg. Wobei, eigentlich laufen wir ziellos durch das Krankenhaus, Flur für Flur, Treppe für Treppe. Und so langsam merke ich wie die Schritte ihre Wirkung zeigen. Denn das Ziehen verwandelt sich in etwas schmerzhafteres, allerdings immer noch aushaltbar. Trotzdem müssen wir hin und wieder anhalten, weil ich mich nicht auf den Schmerz, meine Atmung und noch meine Füße konzentrieren kann.
Als ich nicht mehr kann, gehen wir zurück zum Kreißsaal, wo auch gleich Dr. Schmidt auftaucht um nach mir zu sehen. Immer dabei Magdalena. Sie ist so süß, versucht immer die Stimmung zu heben, was ihr mit ihrem Dauerlächeln auch ganz gut gelingt. Doch meine Augen wandern immer wieder zur Uhr. Mittlerweile ist es kurz nach acht und Erik ist immer noch weg. Meine Gedanken sind eigentlich ununterbrochen bei ihm- Wie könnten sie auch nicht.
Ich schaffe es zwischendurch noch einmal ein wenig zu schlafen, doch als ich aufwache bin ich rastlos, kann nicht mehr liegen bleiben. Ich laufe im Zimmer auf und ab, versuche mich an den Geburtsvorbereitungskurs zu erinnern und dir Tipps zu befolgen. Paul ist so lieb und massiert meinen schmerzenden Rücken. Kai ist die ganze Zeit an meiner Seite, redet mir gut zu.
Doch mittlerweile hilft auch das nicht mehr. Die Schmerzen werden immer heftiger und ich frage mich ernsthaft, wie ich mich auf diesen ganzen Scheiß einlassen konnte. Es ist schon halb zwei und wenn ich daran denke, dass so eine Geburt auch mal zwei Tage dauern kann, werde ich wahnsinnig. Gegen eine PDA habe ich mich bewusst entschieden, denn die Vorstellung meine Beine nicht mehr spüren zu können macht mir mehr Angst als der Schmerz.
War eine echte Scheißidee!
Doch der körperliche Schmerz lenkt mich wenigstens von dem in meinem Herzen ab. Ich vermisse Erik und mit jeder Minute, die verstreicht, macht sich Trauer in mir breit. Wenn sein Vater noch leben würde wäre er doch schon längst wieder hier...
Mich erfasst erneut eine Wehe und ich beiße die Zähne zusammen. Diese war noch heftiger als die letzte und eigentlich möchte ich nur noch weinen. Paul streicht mir über den Rücken, doch entspannen kann ich mich mittlerweile nicht mehr. „Ich kann nicht mehr", wimmere ich und lasse meinen Kopf nach vorn auf Kais Schulter sinken. Meine Hände haben sich fest in seine Oberarme gekrallt, doch er macht keinen Mucks.
„Das wird schon kleine Biene. Nicht mehr lange und du kannst deine Kleine in den Armen halten", versucht er mich zu beruhigen, doch mich beruhigt gerade überhaupt nichts mehr. Meine Sorge um Erik, meine Sehnsucht nach ihm und die mittlerweile grauenhaften Schmerzen machen mich mürbe und die Tränen laufen ungehindert über mein Gesicht.
Kai nimmt mich vorsichtig in den Arm, was mich aber nicht beruhigt, sondern mich lauthals schluchzten lässt. „Warum ko-ommt er de-enn nicht wie-ieder? Wie-ieso lässt e-er mich scho-on wieder allei-alleine?", schluchzte und wimmere ich, bekomme meine Gedanken einfach nicht mehr geordnet. Kai streicht mir über den Kopf. „Er lässt dich nicht allein Maya. Er kommt bestimmt gleich... Bitte nicht weinen."
Aber so sehr er sich auch bemüht, ich kann mich nicht beruhigen. Als die Türe in meinem Rücken sich öffnet, richte ich mich auf und drehe mich voller Hoffnung um. Doch anstelle von Eriks vertrauten warmen Teddybär Augen erblicke ich Lisa, ihr Gesicht vollkommen rot vom Weinen. Worte bedarf es keine, ich verstehe auch so.
Mir entkommt ein so heftiges Schluchtzen, dass ich geschüttelt werde und sofort ist Lisa bei mir und hält mich davon ab zu Boden zu gehen. „Schsch, alles gut kleine Maus." Sie schließt mich in ihre Arme und ich schluchze an ihrer Schulter. Weine um den Vater, Ehemann und Großvater, den meine Kleine niemals kennenlernen wird. Weine für Lisa, die gerade den Mann, den sie liebt verloren hat und trotzdem hier steht und versucht mir Halt zu geben. Weine, weil Erik nicht bei mir ist.
„Wa-arum kommt e-er nicht zu mi-ir zurü-ück?", wimmere ich, kann in meinem benebelten Verstand nur noch daran denken, dass er mich verlässt, erneut. Lisa versucht weiter mich zu beruhigen, doch auch Kais sonst so angenehmen Hände auf meinem Rücken machen es nicht besser. Erst seine Worte erhellen mein Gemüt ein wenig. „Er brauchte bestimmt nur einen Moment für sich, immerhin ist gerade... er hat gerade seinen Vater verloren. Aber ich werde mal nach ihm sehen und dann kommt er zu dir. Keine Sorge kleine Biene."
Den Rest bekomme ich nicht mehr mit, da mich erneut eine Wehe überrollt. Sollte ich jemals in meinem Leben ein zweites Kind bekommen verlange ich sofort eine PDA. Scheiß auf die tauben Beine!
Ich weiß nicht wie lange ich einfach so mit Lisa dastehe, ich habe jegliches Zeitgefühl verloren und die Uhrzeit kann ich irgendwie nicht mehr richtig aufnehmen. Ich sehe zwar die Uhr und die Position der Zeiger, doch sobald ich blinzle ist alles weg.
Erschöpft lasse ich meinen Kopf wieder auf Lisas Schulter fallen. „Es tut mir Leid. So unendlich Leid. Ich weiß, was Erik und Mika gerade durchmachen. Aber ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen wie schlimm das für dich sein muss...", flüstere ich gebrochen. Lisa gibt etwas von sich das wie ein Seufzen gepaart mit einem Schluchzen klingt. „Dir muss gar nichts leidtun. Du kannst doch für das alles gar nichts. Und ich hoffe für dich, dass du das was ich gerade fühle niemals nachempfinden musst. Es tut höllisch weh und am liebsten würde ich mich verkriechen und weinen bis mich meine Kräfte verlassen.
Doch für meine Kinder will ich stark sein. Und für dich will ich stark sein. Für dich und meine Enkelin. Du bist stark Maya, du schaffst das. Ich bleibe bei dir bis Tristan wieder da ist. Keine Sorge, er wird kommen."
Und sie hält ihr versprechen. Sie ist die ganze Zeit an meiner Seite. Auch als Dr. Schmidt mit Magdalena herein kommt um mich erneut zu untersuchen. „Ok, das schaut doch alles ganz gut aus. Der Muttermund ist jetzt zehn Zentimeter geöffnet. Maya das bedeutet wir sind jetzt in der letzten Phase angekommen. Wenn das Köpfchen jetzt noch ein Stück nachrutscht können Sie beginnen zu pressen."
Eigentlich sollten mich seine Worte freuen, denn das bedeutet das es nicht mehr lange dauert. Doch seine Worte versetzten mich in Panik. Ich kann das nicht! Nicht solange er nicht hier bei mir ist. Bei uns! Wie wild schüttle ich den Kopf, will wieder vom Bett aufstehen, doch da dreht sich plötzlich alles und mir wird schwarz vor Augen.
Alles kommt nur bei mir an, als wäre ich in Watte gepackt. Ich kann mich kaum bewegen, bekomme kaum etwas mit. Das erste was ich wieder bewusst wahrnehme ist die große Hand, die über meine Stirn streicht. „Komm zu mir zurück Engelchen..." Seine Stimme holt mich Stück für Stück zurück und als ich es endlich schaffe die Augen zu öffnen, schluchzte ich erleichtert auf.
„Du bist hier...", hauche ich und lege eine Hand an seine Wange. Er sieht fertig aus und doch lächelt er mich an. „Ich bin genau da, wo ich sein sollte. Entschuldige, dass ich so spät bin..." Der Rest seiner Worte geht unter, da ich mich an ihm festkralle, versuche gegen den Schmerz zu atmen. Doch ich merke selbst, dass sich etwas verändert.
„Also Maya. Das Köpfchen ihres Kindes liegt jetzt passend im Becken, was bedeutet, dass Sie bei der nächsten Wehe versuchen können zu pressen", erklärt mir Dr. Schmidt und ich bin letztendlich doch dankbar, dass er hier ist. Mit seiner ruhigen und warmen Art nimmt er mir ein wenig die Angst. Bei ihm sind mein Kind und ich in guten Händen.
Ich halte mich an seine Worte, beiße mich durch jede Wehe, doch nach einigen Malen kann ich einfach nicht mehr. Ich lasse mich platt zurückfallen, kann nicht mal mehr meine Beine selber aufrecht halten. „Ich... kann nicht..." Mir fallen einfach die Augen zu, während Erik meine Hand hält und mir mit der anderen die Stirn abwischt. „Du machst das großartig Engelchen. Du hast es gleich geschafft."
Erik ist ein Schatz. Doch jetzt helfen mir auch seine lieben Worte nicht mehr. Ich weiß einfach nicht, wie ich das schaffen soll. Ich kann mich ja nicht mal mehr aufrecht halten.
Doch dann werde ich einfach angehoben und als ich mich wieder zurücklehnen kann, spüre ich Eriks breiten, warmen Körper in meinem Rücken. Er legt meine Hände auf seine Oberschenkel und seine auf meinen Bauch. „Du schaffst das. Ich bin bei dir." Tatsächlich ist diese Position etwas angenehmer und sein steter Herzschlag in meinem Rücken, lässt mich ein wenig runterkommen.
Ich schaffe es auch wieder die Augen zu öffnen. Dr. Schmidt sitzt zwischen meinen Beinen. Eines steht auf seiner Schulter, mein anderer Fuß ist gegen Magdalenas Schulter gestemmt. „Na gut. Maya, das Köpfchen ist schon fast da. Ich weiß, es ist schwer. Sie sind müde, haben Schmerzen. Aber Sie müssen jetzt noch ein bisschen durchhalten. Mit etwas Glück schaffen Sie mit dieser Wehe schon das Köpfchen. Bereit?"
Ich nicke nur noch.
Und dann geht alles ganz schnell. Nach nur wenigen Wehen und einem Schmerz, der mich beinahe zerreißt, bleibt für mich die Welt stehen. In diesem Moment ist da kein Schmerz mehr, kein Kummer, keine Erschöpfung.
Nur pures Glück.
Und das ist der Augenblick, in dem das recht zarte Stimmchen meiner Tochter zum ersten Mal meine Ohren erhellt.
„Herzlichen Glückwunsch zu ihrem kleinen Mädchen." Mit diesen Worten legt mir Dr. Schmidt das nasse, schreiende Bündel auf die Brust und ich kann gar nicht in Worte fassen, welche Gefühle mich gerade überwältigen. Liebe und Glück beschreiben es nicht mal annähernd.
Ganz vorsichtig lege ich eine Hand auf ihren Rücken, die andere lege ich schützend an ihr Köpfchen. „Hallo meine Kleine", flüstere ich, streiche ihr über den Kopf. Der ist über und über mit schwarzem Haar bedeckt. Als mir das auffällt, richtet sich mein Blick auf Erik.
Er weint. Doch diesmal lacht er dabei. „Sieh mal, sie hat jetzt schon deine Haare", lache ich heiser und Erik streichelt bedächtig über den Kopf unserer Tochter. Ich kann es einfach nicht glauben. Ich bin tatsächlich Mutter. Dieses kleine zauberhafte Wesen gehört zu mir und am liebsten würde ich sie niemals wieder loslassen.
Nachdem Erik stolz die Nabelschnur durchtrennt hat, kommt er wieder zu uns nach oben und legt seinen Kopf an meine Schulter. „Sie ist so klein...", flüstert er ehrfürchtig, streichelt genau wie ich immer wieder über ihr Köpfchen oder eines ihrer Händchen. Mittlerweile weint sie auch nicht mehr. Jetzt gerade wandern ihre großen blauen Augen umher, ganz so als würden sie etwas suchen.
„Hi meine Kleine. Ich bin dein Papa. Deine Mama und ich wir haben uns schon sehr auf dich gefreut." Das klingt unfassbar schön. Mama und Papa. Und klein Frida. Ich kann es immer noch nicht fassen. Ich muss das kleine Bündel auf meiner Brust immer wieder berühren um mich zu vergewissern das ich nicht träume. Von mir aus kann es für immer so bleiben.
Doch leider geht das nicht. Frida muss von einem Kinderarzt untersucht werden und ich will nicht, dass sie gleich nach der Geburt allein ist, weshalb ich Erik sage, er solle bei ihr bleiben. Ich sehe wie er hin und her gerissen ist, doch dann nickt er, küsst mich innig. „Ich bin so stolz auf dich Engelchen. Sie ist perfekt. Genau wie ihre Mutter."
Noch einmal küsst er mich und verlässt dann mit dem Kinderarzt und unserer Tochter den Raum. Kurz darauf kommt auch schon Kai herein, ist sofort an meiner Seite. Er bleibt die ganze Zeit während Dr. Schmidt sich um mich kümmert. Doch ich vermisse mein Baby. Irgendwann fange ich doch tatsächlich schon wieder an zu weinen, weil sie mir so sehr fehlt.
Und es dauert mehr als eine Stunde bis sich etwas tut. Mittlerweile wurde ich auf ein Zimmer verlegt, da ich mit dem Baby noch ein paar Tage hierbleiben werde. Um mein Bett herum sitzen Kai, Paul, Lisa und Sophia. Meine zurückgewonnene beste Freundin hat sich die ganze zeit rührend um Mika gekümmert, die nach dem Tod ihres Vaters einen Nervenzusammenbruch erlitt. Auch sie wurde zur Vorsorge aufgenommen und schläft im Moment.
Auch ich würde gerne schlafen, doch ich kann nicht, solange mein Baby nicht bei mir ist. Als diesmal die Türe aufgeht, tritt Dr. Schmidt ein. Erst verschwindet mein Lächeln, doch als ich dann Erik erblicke hellt sich meine Miene wieder auf. Er hält ein Stoffbündel in seinen Armen, drückt es schützend und doch überaus sanft an seine Brust. Sein liebevoller, sorgloser Ausdruck treibt mir erneut Tränen in die Augen.
„Hallo alle miteinander. Hier hatte jemand Sehnsucht nach ihrer Mama", sagt er leise und seine Stimme klingt plötzlich noch viel wärmer und sanfter als zuvor. Erik kommt zu mir ans Bett und ich strecke intuitiv die Arme aus, sodass er mir das Baby einfach in die Arme legen kann.
Sie passt perfekt dort hin. Als wäre sie genau für diesen Platz gemacht. Ich betrachte sie eingängig, präge mir jede Einzelheit ein. Meine kleine Hummel ist in eine weiße Decke eingewickelt, darunter trägt sie einen geblümten Body und ihr Köpfchen wird von einer Mütze bedeckt. Sie ist einfach perfekt.
Ich spüre die Blicke der anderen auf mir, doch es ist mir vollkommen egal. Ich bin zu fasziniert von dem Anblick in meinen Armen. Erik setzt sich neben mich auf die Bettkante, zieht mal hier ihr Mützchen zurecht, mal dort die Decke wieder etwas höher. Schon jetzt achtet er auf sie, beschützt sie. Ich lasse meinen Kopf gegen seine Schulter sinken und Erik legt seinen Kopf auf meinem ab.
„Ok, ich will ihr neues Familienglück gar nicht lange stören", durchbricht der Arzt als erster das Schweigen. „Bei Ihnen Maya ist alles gut verlaufen. Da Sie noch einige Tage hier sein werden, werden wir Sie regelmäßig untersuchen und schauen ob alles so heilt wie es soll. Doch es spricht nichts dagegen.
Bei ihrer Tochter sieht auch alles gut aus. Sie ist ein wenig klein mit ihren 43 Zentimetern aber ihr Gewicht ist normal. Deshalb auch die kleinen Pausbacken. Wir behalten sie die ersten Tage im Auge und dann sehen wir, ob wir sie wirklich bis zum errechneten Geburtstermin hierbehalten, oder ob Sie schon früher mit ihr nach Hause können.
Eine Sache wäre da aber noch." Er tritt näher an das Bett heran und hält etwas hoch. Ich erkenne das Bändchen, dass eigentlich um den Fuß meiner Tochter hängen sollte. „Wir brauchen noch einen Namen."
Ich schaue zu Erik, der mir sein Weltverbesserer Lächeln zuwirft und nickt. Ich schaue in die Runde. Es sind fast alle da. „Wo ist Theo?", frage ich Kai, doch in dem Moment, in dem er antworten will, klopft es und sein Vater tritt ein. „Entschuldigt. Bin ich zu spät?", fragt er und als er mich mit dem kleinen Deckenpäckchen entdeckt, werden seine Augen groß.
„Nein, nein du bist nicht zu spät. Wir wollten sie gerade ganz offiziell vorstellen", antworte ich und blicke nochmal auf meine kleine Hummel herab. Mein kleines zuckersüßes Mädchen. Ich hebe sie noch ein Stückchen höher, bis ich meine Nase in ihrer Decke vergraben und ihren unvergleichlichen Geruch einsaugen kann.
Erst als ich davon genug habe – wenn man davon überhaupt jemals genug haben kann – richte ich mich wieder auf und schaue einen nach dem anderen an. Onkel, Tante, Oma und Opa. Denn das sind sie für unser neues kleines Familienmitglied. Ob wir Blut teilen oder nicht spielt keine Rolle. Wir sind eine Familie und obwohl wir heute jemanden verloren haben, lässt dieses kleine Mädchen unsere Welt wieder heller scheinen.
„Also gut Leute. Darf ich vorstellen. Frida Emily Frier. Frida, das ist deine Familie."
Da ist sie 😍👶🏻
Dieses Kapitel war wirklich sehr schwer für mich, ich hoffe es ist was geworden.
Bitte keine Steinigung wenn die Geschehnisse nicht ganz Realitätsgetreu sind...
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