• zweiundvierzig • pt. 1 •
Fünf Jahre später:
Aleksander Andersson
Nervös sah ich auf meine Uhr. "Beruhige dich. Er wird schon kommen." Wie immer, wenn ich nervös war, sah ich meinen kleinen Bruder an.
Er hieß Kayden, war mittlerweile fünf Jahre alt. Es war, als wäre Kyle in ihn hinein geboren worden. Das gleiche Aussehen, die gleiche Entwicklung, selbst das Sprechen ähnelte Kyle so sehr. Und meine Eltern fanden dies auch.
Er nannte mich sogar Keks! Und nie hatte jemand diesen Namen je wieder ausgesprochen!
War dies ein Zeichen?
Das Kyle wieder geboren wurde?
Ich wusste es nicht.
Dann öffnete sich die Tür. Luke und sein Vater betraten den Raum. Er war sehr nervös, das sah man ihm sofort an. Der Kopf war gesenkt, er umklammerte den Arm seines Vaters. Und trotzdem sah er toll aus.
Noch nie hatte ich Luke in einem Anzug gesehen. Es war ein blauer Anzug. Mit einer Dinosaurier Krawatte! Wie süß war das denn?
"Du siehst hübsch aus", lächelte ich und nahm seine Hände in meine. "Hm."
Luke war bereits 20. Laut seinen Ärzten wäre er schon drei mal gestorben, doch er lebte immer noch. Ärzte wussten halt auch nicht alles!
"Aleksander, möchtest du den hier anwesenden Luke zu deinem Ehemann nehmen?" "Ja, ich will", lächelte ich.
"Und Luke, möchtest du den hier anwesenden Aleksander zu deinem Ehemann nehmen?" "Hm." Leicht nickte er.
Die Trauung musste recht schnell ablaufen. Ich persönlich wollte immer eine große Hochzeit, in einer Kirche, langen Reden und vielen Blumen.
Luke jedoch nicht.
Collin gab mir die Ringe. Sie waren recht teuer und Luke zuliebe hatte ich in die Innenseite beider Ringe einen Dinosaurier eingravieren lassen. Sonst wollte er keinen Ring haben. Das fand ich immer noch niedlich.
Dadurch verstand er sich auch so gut mit Kayden. Sie liebten Dinosaurier!
"Schau, mit Dinosauriern", lächelte ich und steckte Luke den Ring an. "Hübsch", murmelte er. Dann nahm Luke meinen Ring und steckte ihn mir an.
"Hiermit erkläre ich euch zu Ehemännern. Ihr dürft euch jetzt küssen." Ich lächelte und zog Luke nah an mich. "Ich liebe dich", flüsterte ich und gab ihm einen Kuss.
Luke nickte leicht und drückte sich an mich. "Ich dich auch." Es wurde leise geklatscht. Luke hasste alles, was laut war. Es verunsicherte ihn in fremden Gebäuden.
Oft verzweifelte ich mit Luke, doch ich blieb stark, denn ich liebte ihn! Er brauchte mich.
"Jetzt gehen wir mit unseren Familien und Freunden etwas essen. Das hatten wir ja so ausgemacht." Luke nickte.
Ich selbst wollte immer in einem großen Festsaal feiern und speisen. Doch Luke zuliebe gingen wir in ein Restaurant, welches wir für heute reserviert hatten. Luke durfte das Menü aussuchen, ich jedoch hatte noch Alternativen durchgegeben.
Lukes Menü war zu einfach. Als Vorspeise eine Hühnersuppe, als Hauptspeise Spaghetti Bolognese und als Dessert Schokoladeneis.
Es war das beste Restaurant der Stadt. Es war für seinen hervorragenden Fisch bekannt. Deswegen bat ich noch Fisch und anderes an.
Lächelnd legte ich meinen Arm um Luke und wir liefen aus dem Standesamt. Ich war stolz auf ihn, dass er seine Angst für mich überwunden hatte.
"Alles okay?", fragte ich ihn. "Ja. Aber ich bin immer noch verwirrt. Wenn wir jetzt Mann und Männerich sind, haben wir nur noch einen Namen. Oder?" Ich lächelte. Jedes Mal sagte Luke Männerich. Er erwiderte darauf, dass Mann und Mann sich komisch anhören würde.
"Du behältst deinen Namen." Lächelnd sah ich ihn an. "Wir sind jetzt die Herondales. Ich nehme deinen Namen an." Luke strahlte sofort. "Wirklich?" Ich nickte.
"Ich liebe dich. Ich will, dass du glücklich bist."
"Ich bin bei dir glücklich." Luke lächelte.
Draußen gratulierten uns alle. Auch Lukes Nervosität nahm etwas ab. "Was ich ja schon die ganze Zeit fragen wollte: habt ihr heute Sex? Ich meine, das ist ja so üblich." Collin grinste.
"Nein. Wir werden einen Film schauen", antwortete ich.
In den ganzen fünf Jahren hatten Luke und ich einmal Sex. Und es war furchtbar. Dabei war es nicht einmal richtiger Sex! Es war nur mit den Fingern!
Er hatte geweint, weil es ihm weh tat, ich hatte geweint, weil er mir damit weh tat. Wir beide hatten geweint, weil der andere weinte.
"Ja. Haben wir." Luke sah mich zum ersten Mal seit langem fest entschlossen an. "Luke..." "Es gehört dazu, Husky. Ich muss das tun. Ich muss mich dieser Angst stellen."
"Lass uns das zu Hause besprechen, okay?" Lächelnd gab ich Luke einen Kuss. "Okay."
"Keks!" Kayden rannte grinsend zu mir. "Na, kleiner Bruder", lächelte ich und hockte mich zu ihm. "Gehen wir jetzt essen?" "Ja, gleich gehts los."
Ich erinnerte mich noch, als er geboren wurde:
"Wo liegt Nancy Andersson?", fragte ich an der Rezeption. "Erster Stock, Zimmer 107." Ich nickte und lief mit Luke den Treppen hoch.
Als ich die Tür von Zimmer 107 öffnete, rannte Luke sofort zu Mum, welche ein Baby auf den Arm trug. "Du hast einen Bruder, Aleksander", lächelte Dad.
"Nennen wir ihn jetzt Luki?", fragte Luke aufgeregt. "Nein. Du hast uns doch erzählt, welchen Namen Kyle gesagt hat." "Aber der ist so langweilig!"
Verwirrt sah ich meine Eltern an und schloss die Tür. "Welchen Namen hat Kyle gesagt?" "Kayden", antwortete Luke gelangweilt. "Ich werde ihn Little-Luki nennen." Luke nickte entschlossen.
"Möchtest du ihn denn nicht sehen?" Verwirrt sah ich Mum an. "Du stehst immer noch an der Tür."
Vorsichtig trat ich näher. Und dann sah ich das, wovor ich die ganze Zeit Angst hatte: ich sah Kyle, nicht Kayden.
"Ich hab dich lieb!" Kayden umarmte mich. "Ich dich auch. Und jetzt geh zu Mum und Dad. Wir sehen uns gleich im Restaurant." Kayden nickte und lief zu unseren Eltern.
Alle stiegen in die Autos, dann liefen Luke und ich los. Es war nicht weit und ich akzeptierte, dass Luke nie wieder in ein Auto steigen würde.
Oft hatten wir es versucht, doch ihn so Panisch und ängstlich zu sehen und zu hören, brach mir mein Herz.
"Du bist der schönste junge Mann, den ich kenne", lächelte ich und gab Luke einen Kuss. "Ich weiß. Das sagst du oft." Luke wurde rot.
Hand in Hand liefen wir dem Bürgersteig entlang. "Ich habe mir überlegt, die Wand neu zu malen. Im Schlafzimmer, meine ich." "Das hört sich gut an. Hast du denn schon eine Idee?", fragte ich.
"Ja, die habe ich. Aber es wird eine lange Zeit dauern. Ich möchte, dass es perfekt ist." "Du hast so viel Zeit, wie du brauchst. Das weißt du."
Luke war immer zu Hause. Er kümmerte sich so gut wie er konnte um den Haushalt (meist Schlich ich nachts herum und machte alles wirklich ordentlich) und passte oft auf Kayden auf. Ich ging mit meinem Vater in der Firma arbeiten. Alle hatten mich nach meinem Abschluss gut aufgenommen und mit Lennie verstand ich mich am Besten. Er gehörte sogar zu meinen engsten Freunden.
Meine Eltern hatten uns die unbenutzte Hälfte des Hauses renoviert und uns vor zwei Jahren einziehen lassen. Es war schwer für Luke gewesen, doch er freute sich. Sein Vater lebte noch immer im selben Haus, nur mit Fiona. Sie waren glücklich, doch wenn man genauer hinsah, vermisste er seine tote Frau noch immer. Verübeln konnte man es ihm nicht.
Doch ich hatte alles, was ich mir wünschte: Glück, Liebe, Gesundheit.
Und Luke. Welcher noch immer jeden Tag mein Herz schneller schlagen ließ.
Meinungen?🧐 was denkt ihr, passiert in Teil 2?😇
Ihr Schlawiner, ich weiß, was ihr denkt ☝🏼😂
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