
• dreiundzwanzig •
Aleksander Andersson
Ich sah mich nach Luke um.
Dann erblickte ich ihn.
In einer Ecke am anderen Ende des Raumes. Es war ein großer Gemeinschaftsraum.
Sofort rannte ich zu ihm. "Lukey!", rief ich. Er sah auf.
"A-Aleksander!", rief er schniefend und stand auf, um mich zu umarmen. Wimmernd drückte er sich an mich. "Ich hab' dich", flüsterte ich erleichtert. "Nimm mich mit! Ich will hier weg!"
Ich sah ihn an. Seine Augen waren rot und geschwollen, auf seiner Stirn prangte ein Pflaster. "Was hast du gemacht?"
Luke zeigte mir seine Hände. "Ich habe versucht, einen Fluchtweg zu machen", schniefte er. Die Fingerkuppen waren blutig und offen. "Luke, nein", flüsterte ich und nahm seine Hände in meine. "Das klappt nicht. Versuche das nicht noch einmal, okay?"
Sanft zog ich ihn zu einem Tisch, an dem schon Collin saß. "Ich habe etwas für dich." Collin gab mir stumm den Husky. "Schau mal."
Luke nahm das Plüschtier und lächelte. "Das bist du." Das Plüschtier war grau-weiß, hatte ein braunes und ein blaues Auge. "Nicht ganz", lächelte ich und strich ihm durch seine Haare.
Der Kleine wimmerte und drückte sich an mich, schlief sofort erschöpft ein.
Ich sah zu Collin. "Du bist sowas von verknallt", lächelte er. "Und Luke auch. Ihr wärt perfekt, wenn nicht diese Umstände wären."
"Das wird nie was werden", erwiderte ich leiser.
Dann sah ich plötzlich Mr Herondale mit einem Arzt zu uns kommen!
"Aleksander! Collin!", sagte er überrascht. Dann fiel sein Blick auf mein schlafendes Monster. "Na endlich schläft er", lächelte Mr Herondale und setzte sich zu uns.
"Wann kann er hier weg? Ihm geht es hier nicht gut!" "Wahrscheinlich schon schneller, als wir denken. Aleksander, Collin, das ist Dr Murphy. Lukes Psychologe." Ich sah den Mann an.
"Freut mich. Luke hat nur von dir geredet." Der große Mann, um die 50, setzte sich zu uns. "Luke ist zwar erst einen Tag bei uns, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Verhalten nicht Psychologisch bedingt ist. Also nicht im Sinne von Verrückt-sein. Natürlich hat seine Geschichte Spuren hinterlassen. Ich habe mir die Akte aus dem Krankenhaus zukommen lassen und gestern Abend studiert. Luke gehört hier nicht her, denn es ist nicht heilbar. Das wird auch das Jugendamt erkennen müssen. Lukes Hirn ist beschränkt einsatzfähig. Er benimmt sich meist wie ein kleiner Junge, weil das Gehirn sozusagen denkt, er lebe in der Welt vor dem Unfall."
Murphy sah meinen Luke nachdenklich an. "Höchstens eine Woche, dann ist er hier wieder draußen." Ich lächelte. In einer Woche hatte ich ihn wieder bei mir zu Hause!
Er würde wieder auf Bäume klettern und viel zu auffällig stalken.
Er würde wieder sein Essen aggressiv aufspießen.
Er würde wieder Tausend Bilder malen können.
Er könnte mit Kyle reden.
"Wieso kann er denn aber jetzt schon nicht mit uns mit?", fragte Collin. "Nun, das Jugendamt hat bestimmt, dass ich eine Diagnose erst nach drei Tagen abgeben darf. Also bin ich gerade machtlos, was den kleinen Jungen hier angeht. Außerdem darf ich vor dem Gericht das auch noch mal alles durchkauen."
"Und dann ist Ruhe und ich habe für immer meinen Lukey." Mr Herondale lächelte Leicht. Lächelnd legte ich meinen Kopf auf Lukes.
Als der Arzt gegangen war, spürte ich Mr Herondale's Blick auf mir. "Aleksander?" Verunsichert sah ich hoch. "Kann ich dich kurz sprechen?" Ich nickte und sah Collin an. "Übernimmst du kurz?", fragte ich und deutete auf Luke.
"Ja, klar." Collin rutschte rüber zu uns und ich legte Luke Sanft an meinen besten Freund. Dieser brummte leicht, schlief jedoch weiter.
Dann folgte ich Mr Herondale in eine Ecke, an welcher es nicht von Patienten wimmelte.
"Okay, hör zu... ich habe schließlich gesehen, wie du.. na ja, meinen Sohn geküsst hast." Verlegen kratzte ich mich an meinen Hinterkopf. "Das war ein Reflex und ich hätte es nicht tun dürfen. Es tut mir leid."
"Wieso entschuldigst du dich dafür?" Mr Herondale war verwirrt. "Weil ich meine Gefühle besser im Griff haben muss. Luke versteht das nicht. Und deswegen war es nicht richtig."
"Nein. Du verstehst nicht, Aleksander. Luke versteht es. Ich bin seit heute früh ununterbrochen bei ihm gewesen. Alles was er wollte, war wieder bei dir zu sein. Luke war schon vor dem Unfall ein offenes Buch-"
Das hatte ich schon öfter gehört.
"-und diese Gefühle für dich waren schon vorher da, als meine Frau und ich nicht mal daran gedacht hatten, dass Luke mit 12 verliebt sein könnte."
Ich sah Mr Herondale an. "Was heißt das?" "Luke war bei jedem Spiel von dir, obwohl er Fußball hasste. Einmal waren wir auch da, um zu wissen, was da vor sich geht. Er hat immer nur dich angesehen, saß nur für dich freiwillig in einer riesigen Menschenmenge, und hat nur geklatscht, wenn du ein Tor geschossen hattest. Und als er sah, dass du einen Freund hattest, war er sichtlich verletzt. Leo meinte, Luke war bekannt in der Schule. Nicht dafür, dass er so seltsam war, sondern dafür, dass er dich anhimmelte und dich immer viel zu auffällig beobachtet hatte."
Leicht lächelte ich. Das klang so nach Luke.
"Aber... ich habe da eine Frage", erwiderte ich leiser. "Wenn Luke nicht mit Menschen umgehen kann und diese so sehr verabscheut.., wieso war er dann in einem Basketballteam?"
"Das würde ich auch gerne wissen, glaub mir. Meine Theorie war eigentlich immer, dass er dir gefallen wollte. Anders kann ich es mir nicht erklären. Luke war gut, keine Frage. Aber er hat, seit er aus dem Krankenhaus kam, kein Interesse mehr daran. Er möchte immer nur zeichnen und bauen."
Plötzlich wurde ich von hinten umarmt. "Hey, honey." Verwirrt drehte ich mich um, da die Stimme mir bekannt vorkam.
Und dann erschrak ich.
"Billy?!"
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