7.1 | team cap
Einige Zeit später landen wir in Frankfurt. Während wir noch am Gepäckband stehen und auf die Koffer mit unseren Anzügen warten, funke ich Dad an.
»Cap will nach Leipzig«, erklärt er. »Die haben noch einen der alten Quinjets.«
Ich sehe auf die Abflugtafel. In einer halben Stunde geht ein Flug nach Leipzig-Halle. »Wir sind so gut wie da«, sage ich.
»Sehr gut. Wir fahren hier gleich los.«
»Fahren? Mit dem Auto? Wieso fliegt ihr nicht?«
»Wir sind hier in Deutschland, und du weißt, was das bedeutet: Kein Tempolimit auf den Autobahnen.«
Ich verdrehe die Augen. »Das erklärt einiges.«
»Spreng nichts in die Luft, solltest du früher da sein als ich.«
Cass entdeckt unser Gepäck und, also klemme ich mir das Handy zwischen Ohr und Schulter und hieve den Koffer vom Band. »Ich kann nichts versprechen.«
Weitere zwei Stunden später kommen wir am Flughafen Leipzig-Halle an. Kaum haben wir die Ankunftshalle verlassen, ertönt eine Lautsprecherdurchsage. Auf Deutsch.
»Kannst du Deutsch?«, fragt Cass.
»Kein bisschen. Klingt aber nicht gut. Vermutlich evakuieren sie den Flughafen oder so.«
»Sollten wir uns dann nicht, du weißt schon, umziehen?«
Eine Nachricht blinkt auf meinem Handy auf. Wir sind da. Rogers wartet. »Gute Idee.«
Cass ist begeistert von ihrem neuen Anzug. Er hat spezielle Handschuhe aus einem mir unbekannten Material, und auch der Rest des Stoffs scheint sehr hitzebeständig zu sein. Dad hat ganze Arbeit geleistet. Ich trage wie immer den Iron Maiden Anzug, in stylischem Silber. Der Flughafen ist wie ausgestorben. Gerade ist der letzte Zug abgefahren und Cass und ich stoßen auf den Rest des Teams. Das Team Iron Man. Wie Cass es bezeichnet. Nat, in ihrem Black Widow Outfit, T'Challa in seinem Katzenkostüm, Rhodey als War Machine und Dad in seiner üblichen Rüstung. Und dann ist da noch der Neue. Leider bleibt uns keine Zeit für eine Vorstellungsrunde, denn Dad verkündet sogleich den Plan.
»Folgender Ablauf, Judes, der Spiderling und der Schmelztiegel warten auf dem Dach des Parkhauses dahinten. Ich wage mich an ein letztes Gespräch mit Steve, auch wenn es wahrscheinlicher ist, dass Ross den Partyclown spielt, als dass Cap seine Meinung ändert.«
»Was dann?«, frage ich.
Er wendet sich an den Neuling. »Ich geb dir ein Zeichen, halt dich an das, was wir besprochen haben. Wenn es eskaliert... konzentriert euch auf Barnes. Und bringt euch nicht gegenseitig um. Sie dürfen den Quinjet nicht erreichen.«
Dad, Rhodey, T'Challa und Nat verlassen uns. Wir bringen uns also auf dem Parkhausdach in Position. Noch geschieht nichts. Ich nutze also die Zeit, mich vorzustellen.
»Judy Stark«, sage ich und strecke dem Neuling die Hand hin.
»Ich bin – ich bin Spider-Man«, erwidert er zögerlich und erwidert den Händedruck.
»Steht das auf deiner Geburtsurkunde?«
»N-nein. Natürlich nicht.« Er streicht sich nervös über den Kopf.
Er muss weit jünger sein, als ich ihn zuerst eingeschätzt habe. Jedenfalls hat seine Stimme einen sehr jugendlichen Klang. Er ist auf jeden Fall Amerikaner, und da Dad sich in New York City aufgehalten hat, und die Videos aus der Ecke Brooklyn/Queens stammen, nehme ich an, dass er aus dieser Gegend kommt. Sein Gesicht ist die ganze Zeit von einer roten Maske bedeckt, die nur zwei weiße Augenschlitze freilässt.
»Der Anzug, ist der von Stark?«, fragt Cass.
»Oh ja, ist der nicht cool? Seht nur, was er alles kann!« Spider-Man streckt seinen Arm aus, und schon zischen klebrige Spinnenfäden an unseren Köpfen vorbei und landen auf einem Notausgangsschild.
»Nicht übel«, gebe ich zu. »Achja, das hier ist Cass. Sie kann–«
»Ich kann das hier«, unterbricht sie mich, berührt einen Stahlträger zu unserer linken und schmilzt einen Handabdruck hinein. »Jetzt hab ich mich hier verewigt.« Sie grinst und betrachtet ihre Fingernägel.
»Wow, das ist ja so cool! Wie lang seid ihr schon bei den Avengers? Das hier ist meine erste Mission, müsst ihr wissen, und ich bin–«
»Hat da gerade jemand ›Underoos!‹ gerufen?«, frage ich verwundert.
Der Spinnen-Junge horcht auf. »Oh, das ist mein Stichwort, ich muss los!« Er vollführt einen formvollendeten Salto und springt vom Parkhausdach.
Cass und ich sehen uns an. »Schräger Typ. Irgendwie gefällt er mir«, sagt sie.
Dann treten wir vor und spähen über den Rand des Daches hinaus auf die Szenerie vor dem Parkhaus. Spider-Man hat sich Captain Americas Schild geschnappt und hockt nun auf einem Gepäcktransporter. Ich klappe den Helm runter. Das Heads-Up-Display flackert vor mir auf. Ich logge mich in den Kommunikationskanal ein.
»Und du bist ein vollendeter Idiot«, höre ich Dad sagen. »Ziehst Clint da auch noch rein, der Wanda rettet obwohl sie gar nicht wegwollte. Sie war in Sicherheit! Ich versuch zu – Ich versuch zu verhindern, dass du die Avengers auseinanderreißt.«
»Schon gescheh'n durch deine Unterschrift«, weht Steves Stimme zu uns hoch. Durch Spider-Mans Angriff wurden ihm die Hände mit Spinnenfäden zusammengeklebt.
Dad reißt der Geduldsfaden. »Gut, das war's. Ihr werdet uns Barnes überstellen und uns begleiten, sofort. Es läuft entweder so, oder mit den Jungs vom GSO-Commando die keine Gewissensbisse haben, unhöflich zu sein. Komm schon.«
Es wird still. Dann fliegt ein zischender Pfeil durch die Luft und zerreißt die klebrigen Fesseln an Steves Händen. Ich scanne sofort den Ursprung des Pfeils. Es kann nur Clint gewesen sein.
»Hast du das eben gesehen?«, fragt Cass mich verwundert. »Da war ein Typ, der konnte sich schrumpfen und hat Spider-Man den Schild geklaut!«
»Was? Ist jetzt auch egal, du bleibst hier unten und ich halte Clint auf.« Und da ist er, rennt durch die Gänge mit einer weiteren Person, vermutlich Wanda. »Zwei sind auf dem Parkdeck«, informiere ich die anderen.
»Eine von ihnen ist Maximoff, ich hol sie mir. Judy, komm mit. Rhodey, du übernimmst Cap.« Dad hebt ab und ich folge ihm.
»Ich hab zwei im Terminal«, sagt Rhodey. »Wilson und Barnes. Nein, drei Personen.« Ganz sicher Matt.
»Barnes gehört mir«, verkündet T'Challa und sprintet davon.
Clint und Wanda haben das Gebäude verlassen und rennen auf offenem Feld davon. Eine Explosion neben ihnen lässt sie von ihrem Kurs abweichen.
»Dad, willst du sie umbringen?«, rufe ich durch das Intercom.
»Natürlich nicht, ich will sie dazu bringen, anzuhalten.«
Indem er den halben Flughafen in die Luft sprengt, ja wohl kaum. Trotzdem funktioniert der Plan. Wanda und Clint bleiben stehen.
»Wanda, ich glaub du hast Visions Gefühle verletzt«, sagt Dad.
»Ihr habt mir Hausarrest verpasst!« Wanda ist verdammt wütend. Kann ich verstehen. Hausarrest ist nicht gerade angenehm, da spreche ich aus Erfahrung.
»Okay, erstens ist das übertrieben, und zweitens war das nur zu deinem Schutz.«
»Hey Clint«, sage ich zu dem Bogenschützen. Er nickt mir zu. »Wie geht's den Kindern?«
»Gut. Sind ein wenig enttäuscht darüber, dass wir dieses Wochenende nicht Wandern gehen konnten.«
»Ruhestand bekommt dir eindeutig nicht«, stellt Dad fest. »War dir Golf zu langweilig?«
»Naja, bei achtzehn Loch, achtzehn Schläge. Ich verfehl nie mein Ziel.« Er schießt drei Pfeile ab, von dem Dad zwei pulverisiert und ich den dritten.
»Es gibt für alles ein erstes Mal«, sagt Dad.
»War eine Ablenkung.«
Ein Auto hätte mich beinahe zu Brei zermatscht. Ich weiche einem weiteren Fahrzeug aus. Wanda zieht immer mehr aus dem Parkhaus heraus, um sie auf Dad und mich krachen zu lassen. Es regnet Kleinwägen. Dad habe ich aus den Augen verloren, als mich ein schwarzer Volkswagen unter sich begräbt. Also auf der Liste von Wegen, wie ich sterben will, steht ›von einem SUV zerquetscht werden‹ ganz klar an vorletzter Stelle.
»Ernsthaft, Wanda, ich dachte wir wären Freunde«, ächze ich. »Tess?«
»Systeme intakt. Quetschungen registriert.«
Das klingt doch noch ganz gut. Das Gewicht wird von meinem Körper entfernt. Ich öffne den Helm und schnappe erstmal nach Luft.
»Alles in Ordnung, Küken?«
»Die lade ich auf keinen Fall zu meiner Geburtstagsparty ein«, schnaufe ich. »Wo sind sie hin?«
In der Ferne explodiert ein Lastwagen. Ich sollte vielleicht mal nach Cass sehen. Als wir bei den anderen ankommen brennt der Schutt um uns herum immer noch. Ich helfe Cass auf die Beine.
»Dieser Typ, der sich schrumpfen kann, spielt mit ganz miesen Tricks«, meint sie.
»Das müsste Ant-Man sein«, erkläre ich mithilfe von Informationen, die mir Tess zur Verfügung stellt. »Scott Lang, ein Kleinkrimineller. Mithilfe der im Anzug vorhanden Pym-Partikel kann er sich schrumpfen.«
»Oh, und Matt habe ich auch gesehen. Er hat mir nicht Hallo gesagt.«
»Sie wollen zum Hangar Fünf, dort steht der Quinjet. Wir müssen vor ihnen da sein.«
»Ja klar, immer wieder rennen«, murmelt Cass missmutig. »Schlimmer als Linienlauf im Sportunterricht.«
»Ich nehm dich mit.« Ich greife ihr unter die Arme und fliege Dad hinterher, der Nat an einer Hand baumeln hat. Wir fliegen am Funkturm vorbei und landen auf dem Rollfeld, gerade als Caps Team eintrifft. Und noch jemand hat sich zu uns gesellt. Vision.
»Captain Rogers! Ich weiß, Sie glauben fest daran, das Richtige zu tun. Aber zum Wohle der Allgemeinheit müssen Sie jetzt kapitulieren.«
Rhodey fliegt heran und lässt T'Challa fallen. Vision schwebt langsam zu Boden, und auch der Spider-Man schwingt sich in unsere Mitte. Ich fange Matts Blick auf. Sein Gesicht ist nicht hinter einer Maske versteckt. Er steht hinter Steve. Entschlossen.
»Bis einer weint«, sagt Nat.
Das ist falsch, denke ich, als wir auf die anderen zugehen. Wir können nicht gegeneinander kämpfen. Die Welt braucht die Avengers als Ganzes. Dieser Bürgerkrieg bringt uns überhaupt nichts. Wir gehen schneller. Warum machen wir das nochmal? Weil Steve seinen allerbesten Lieblingskumpel verteidigen will? Kompletter Schwachsinn. Die anderen fangen an zu rennen. Rhodey, Dad und ich heben vom Boden ab. Es ist verrückt. Total verrückt.
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