5.2 | Matt | saving barnes
Die deutschen Spezialkräfte schwärmen zu ihnen. Matt wird auf die Beine gezogen. Recht unsanft werden ihm Handschellen angelegt. Eine Niederlage. Jetzt offenbart sich auch der maskierte Katzen-Mann. Es ist T'Challa, Sohn von T'Chaka, der in Wien durch die Explosion getötet wurde.
Sie wollen ihn auch in eine Zelle sperren, so wie den Winter Soldier, doch Cap konnte sie von Matts Harmlosigkeit überzeugen. Er musste ihnen lediglich versprechen, ›keine krummen Dinge abzuziehen‹. Während der langen Fahrt fällt es ihm schwer, das Versprechen einzuhalten. Seine Mitfahrer schweigen. Und er selbst sieht sich gezwungen, die Stille mit Gendanken auszufüllen.
Sie haben also versagt. Matt, Sam und Steve. T'Challa macht Barnes für den Mord an seinem Vater verantwortlich, deshalb war er ebenfalls hinter dem Winter Soldier her. Aber sie sind doch im Recht, oder nicht? Steve war der Meinung, Bucky würde so etwas nicht tun, und Matt vertraut dem Captain. Judy würde jetzt etwas sagen wie: ›Hervorragender Plan, er konnte ja nur schiefgehen. Ein Glück, dass du Cap so gut vertrauen kannst.‹
Judy. Judy hat ihn gewarnt. Judy wollte ihn von Aktionen wie dieser hier abhalten, aber er hat keinen Gedanken daran verschwendet. Matt kann nicht verhindern, dass seine Gedanken zu Judy abschweifen. Die Zeit, in der sie nicht miteinander geredet haben, kommt ihm länger vor als nur ein paar Tage. Ein unangenehmes Gefühl hat von ihm Besitz ergriffen, ein Unwohlsein wie in den ersten Wochen nach dem Erhalten seiner Kräfte, und er wird es nicht los, die ganze Fahrt über nicht. Es wird nur schlimmer. Wie konnte er Judy nur auf diese Art zurücklassen? Er hätte sie zumindest beruhigen sollen. Aber was hat er nochmal gesagt? Lass mich darüber nachdenken. Nein, niemals wird er das Abkommen unterzeichnen. Er hätte wissen müssen, dass Judy damit ganz und gar nicht einverstanden sein wird. Und er ist trotzdem gegangen. Dumm von ihm, verdammt dumm.
Sie bringen sie nach Deutschland. Berlin. Die Autofahrt vom Flughafen bis – ja, bis wohin eigentlich? – im Polizeiwagen ist lang und eintönig. Matt sitzt mit Sam Wilson auf der Rückbank hinter Steve und T'Challa.
»Du stehst also auf Katzen«, fragt Sam, als sie offensichtlich kurz vor dem Ziel sind.
»Sam.«
»Was denn, der Typ taucht im Katzenkostüm auf, da will man doch mehr wissen.«
Matt wendet den Blick vom Fenster ab. Draußen gibt es nichts Spannendes zu sehen. Steve sitzt schräg vor ihm. Von T'Challa sieht er nur den Hinterkopf.
»Dein Anzug, ist der aus Vibranium?«, will Cap wissen.
Vibranium. Das stärkste Metall der Welt. Matt hat gesehen, wie die Gewehrkugeln dem Katzen-Mann nichts anhaben konnten. Der Anzug kann nur aus diesem Metall bestehen.
»Der Black Panther ist der Beschützer von Wakanda seit vielen Generationen.« Es ist das erste Mal, dass T'Challa auf der Fahrt spricht. Seine Stimme ist leise und von einem Akzent begleitet. »Eine Maske, weitergereicht von Krieger zu Krieger. Und jetzt, da dein Freund meinen Vater ermordet hat, trage ich auch das Gewand des Königs. Ich frage dich also, als Krieger und als König: Wie lange, glaubst du, kannst du deinen Freund vor mir beschützen?«
Darauf hat Cap nichts zu erwidern.
Sam stößt Matt an. »Bist du auch stumm geworden?«
»Wo bringen sie uns eigentlich hin?«, frag dieser, ohne auf die Frage einzugehen.
»Wenn ich raten müsste: zu irgendeiner Einrichtung der CIA.«
CIA? Sharon Carter arbeitet für die CIA, das weiß Matt noch. Sie hatte die drei ja gewarnt, dass ihnen nicht viel Zeit bleiben würde, bis die Spezialkräfte einträfen. Als sie aus dem schwarzen Transporter aussteigen, Matt als letzter, steht ihnen ebenjene blonde Agentin gegenüber, ebenso wie ein kleiner Mann im grauen Anzug.
»Everett Ross, stellvertretender Task Force Commander«, stellt Sharon ihn vor.
»Ihre Ausrüstung wird eingeschlossen, klar?«, sagt Ross ohne Umschweife. »Natürlich bekommen Sie einen Beleg.«
Captain Americas Schild, sein Anzug, die Vibraniumrüstung des Black Panther, Matts eigener Anzug, den er noch von SHIELD hat, und die Falcon-Apparatur werden an ihnen vorbeigetragen.
Sam gefällt das ganz und gar nicht. »Wenn ich einen von euch dabei erwische, wie er damit rumfliegt, gibt's mächtig Ärger.«
Sie werden von einer Gruppe uniformierter Männer durch einen Glasgang eskortiert. Ohne Handschellen. Trotzdem kommt sich Matt gefangen vor. Natasha Romanoff stößt zu ihnen und flüstert Steve etwas zu. Am anderen Ende des Ganges, rechts davon, um genau zu sein, wartet ein Konferenzraum auf sie. Davor steht Tony Stark. Er beendet gerade sein Telefonat, als die Neuankömmlinge den Raum betreten. Matt kann den Blick, den er ihm zuwirft, nicht zu hundert Prozent deuten, aber es liegt wenig Sympathie darin.
»Macht nichts kaputt, während wir das in Ordnung bringen«, sagt Natasha noch.
Und während Sam und Steve stehen bleiben, um Natasha und Stark hinterherzusehen, besieht sich Matt den großen Raum. Er geht ein paar Schritte zu einer Art Kaffeeküche mit Glaswänden. Und dort ist er nicht allein.
Zuerst stehen sie nur da, als müssten sie sich an den Anblick gewöhnen, der sich ihnen bietet. Judys Lippen öffnen sich leicht, doch sie sagt nichts. Matt schluckt. In den einigen Sekunden des Schweigens, die sich unendlich in die Länge ziehen, lässt er sie nicht aus den Augen. Ihr Auftauchen im Joint Counter Terrorist Center kam unerwartet. Doch wenn Tony Stark hier ist – ein Stark kommt selten allein. Und da steht sie, mit einer dampfenden Tasse in der Hand, in seinem Pullover, die forschen braunen Augen zugleich erstaunt und verärgert.
»So viel Zeit zum Nachdenken brauchtest du dann doch nicht, hm?«
»Du bist sauer«, stellt Matt fest.
»Was, hast du erwartet, dass ich vor Freunde an die Decke gehe? Aber alles bestens, du hattest schließlich deinen Spaß.«
»Du verstehst das nicht, ich–«
»Doch, Matt, ich verstehe es«, unterbricht sie ihn. »Ich kenne deine Gründe, und genau das macht es so verdammt schwierig, dich dafür zu hassen.« Die Hand, in der sie die Tasse hält, zittert. »Es war mir von dem Moment an klar, als du uns nach Maine teleportiert hast. Als wir die anderen Teens mit Kräften aufgegabelt haben, um sie vor HYDRA zu beschützen. Und dann im Herbst die Sache mit Alekto. An dem Abend hätte es mir klar sein sollen.«
Die Nacht des Homecoming-Balls. Worauf spielt sie an? Ihr erster Kuss? Alles, was bis dahin geführt hat? Matt brauchte sie. Nur bei ihr hatte er seine Kräfte, seine Emotionen unter Kontrolle. Und das weiß sie.
»Ich meine, wenn du mich nicht mehr brauchst, weil du deine neue Bestimmung im Cap-Hinterherlaufen gefunden hast, nur zu, ich bin die letzte, die dich aufhält.« Der letzte Teil des Satzes geht in einem leicht hysterischen Schnaufen unter.
»So ist das nicht«, streitet Matt ab. Judy konnte ihm etwas geben, dass er nicht alleine finden konnte. Ruhe. Balance. »Dieser Kampf ist größer als das zwischen uns.«
»Ein Kampf, der nicht geführt werden muss«, wirft Judy ein.
»Du weißt, dass eine Konfrontation unvermeidbar ist.«
»Du willst also für Cap kämpfen. Der einen weltweit gesuchten Verbrecher retten wollte.«
»Barnes ist nicht – er ist für den Anschlag in Wien nicht verantwortlich. Cap ist der Meinung, dass er den alten Bucky wieder zurückholen kann.«
»Und wenn er ihn so dressiert, dass er auf einem Gymnastikball den Can Can tanzt, es geht hier nicht um Barnes!«
»Sondern darum, dass wir die Regierungen überall auf der Welt beruhigen? Darum, dass du mir zeigen kannst, wie recht du mit allem doch hattest?«
»Um dich! Es geht mir um dich, du verdammter Idiot!« Jetzt schreit Judy fast.
Matt verstummt. Judys haselnussbraune Augen funkeln, ihre Wangen sind vor Erregung gerötet. Mit einem Knall landet die Teetasse auf der Tischplatte.
»Du hast mich damals aus der HYDRA-Basis geholt«, sagt sie. »Du hast jemanden für mich umgebracht, also lass mich jetzt dir helfen, nur dieses eine Mal.«
»Das geht nicht. Judy, wirklich, ich kann nicht–« Noch bevor er den Satz zu Ende bringen kann, lässt Judy ihn mit einem Kuss verstummen. Zunächst vor Überraschung handlungsunfähig, erwidert er ihn schließlich. Es liegt keine Zärtlichkeit in diesem Kuss, dafür aber ein Dutzend anderer Gefühle. Matt schmeckt die Wut und den Frust auf Judys Lippen. Ihre Wangen glühen.
Er zögert, nur für einen kurzen Moment.
»Hör nicht auf«, bittet sie ihn, zieht sein Gesicht näher an sich heran und durchfährt seine Haare.
In Matts Innerem tobt ein Kampf. Eine Seite an ihm will Judy nie wieder loslassen müssen, so wie seine Hände in ihrem Nacken liegen und kein Blatt zwischen sie gepasst hätte. Und jetzt wird ihm etwas klar. Etwas, das sie vielleicht noch gar nicht sieht. Das Blatt hat sich gewendet. Sie braucht ihn mehr als er sie. Sie braucht die Gewissheit, jemanden außer sich selbst beschützen zu können. Aber er muss nicht beschützt werden. Nicht mehr. Matt löst Judys Griff, tritt einen Schritt zurück und zerreißt das Band zwischen ihnen.
»Ist dir das wirklich nichts wert?«, fragt Judy bitter.
»Meine Freiheit ist mir etwas wert.«
»Zum letzten Mal, wir sperren euch nicht ein!«
»Ach ja, und wo ist dann Wanda?«
Judy beißt sich auf die Lippe. Matt wird somit in seiner Theorie bestätigt. »Das war nicht meine Idee. Außerdem ist Vision bei ihr.«
So etwas in der Art hat er schon befürchtet. »Als Gefängniswärter.«
»Du wirst im Gefängnis landen, wenn du nicht–«
»Nein. Ich bereue absolut gar nichts. Und ich werde weitermachen. Das ist das Richtige für mich.«
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Hach, was für ein Drama.
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