Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

12 | impeccable

Ich habe Cass gefragt, ob sie mit auf die Party kommen will, ehrlich. Bree, Sienna und Winston würden auch mitkommen, log ich. Natürlich wusste ich schon von vornerein, dass sie Nein sagen würde, und mich mit einem schlechten Gewissen zurücklässt. Ihre Absage kommt mir umso mehr gelegen, denn so kann ich sie in dem Glauben lassen, ich würde ohne einen Hintergedanken auf die Party gehen.

Was natürlich nicht der Fall ist.

Das Haus der Toomes' liegt in der gleichen Gegend, in der auch Sebastian wohnt. Ich erkenne Flashs Auto, das vor der Einfahrt parkt. Während ich in der Septemberluft frierend auf meinen Freund warte, betrachte ich skeptisch das große Glasgebäude. Als schön würde ich es nicht bezeichnen. Zu einem ansehnlichen Haus gehört mehr als nur eine Menge Glas. Drinnen häufen sich die tanzenden Leute, ebenso viele wie auf dem Rasen vor dem Haus. Verärgert werfe ich einen Blick auf mein Armband. Wo bleibt Sebastian nur?

Ein weiteres Auto fährt vor. Und wer steigt aus? Peter Parker und Ned Leeds. Ich ziehe die Luft ein und hocke mich blitzschnell hinter Flashs Wagen. Keiner der beiden ist für eine Party gekleidet, schon gar nicht Ned mit seinem Hut. Ich beobachte sie. Hat Peter wirklich vor, sich heute Abend als Spider-Man zu outen?

»Was kauerst du hier hinter dem Auto?«

Ich fahre hoch, den Arm in einer defensiven Kampfhaltung auf halber Höhe erhoben. »Du bist spät«, sage ich zu Sebastian und lasse den Arm sinken. »Hübsches Hemd.«

Er sieht an sich herunter, als ob ihm seine Kleiderwahl erst jetzt auffallen würde. »Ja, keine Ahnung, Polka Squares sind anscheinend gerade angesagt. Wollen wir reingehen?«

Kein Kommentar zu meinem Kleid oder meinem Make-up, bei dem ich mir heute besonders Mühe gegeben habe. »Klar.« Als ich losmarschieren will, hält mir Sebastian noch seine Hand hin. In meinem Kopf rastet ein Rädchen an der richtigen Stelle ein. Stimmt, da war ja was. Resigniert lege ich meine Hand in seine, die deutlich gebräunter ist als meine. Sie ist nicht besonders warm oder weich, zum Glück aber auch nicht schwitzig, und so kann ich den kurzen Gang bis ins Haus ertragen.

Es ist absurd voll. Ich habe das Gefühl, dass die gesamte Schule da ist. Abgesehen von einem Haufen Sophomores sehe ich sogar sehr viele aus den höheren Jahrgängen. Liz Toomes muss 'ne Menge Einfluss haben. Aus riesigen Musikboxen dröhnt bassreiche Partymusik. Inmitten des Wohnzimmers ist ein DJ-Pult aufgebaut, und dahinter steht, in einem Sakko, Flash Thompson und spielt sein persönliches Sample ab. »D-D-D-DJ Flash«, ertönt es.

»Er ist ein furchtbarer DJ«, sage ich und verziehe das Gesicht.

»Zum Glück haben wir ihn nicht für die Homecoming-Bälle in den letzten Jahren engagiert. Dieses Mal lässt es sich nicht mehr abwenden.«

Ein Mädchen in einer hellen Bluse kommt auf uns zu, die ich als die Gastgeberin identifiziere. »Hey, Judy Stark, richtig? Wow, so cool, dass du kommen konntest. Also, es gibt Getränke und Pizza.«

»Da drüben?«, fragt Sebastian nach, und hebt unsere immer noch miteinander verschränkten Finger, um in Richtung Küche zu deuten.

Liz' Lächeln schwingt kurz zu verwirrt um. »Ja, auf dem Tresen. Bedient euch.« Sie wendet sich ab, um die nächsten Gäste zu begrüßen.

Ich verziehe das Gesicht. Und das muss ich jetzt den ganzen Abend ertragen. In diesem Fall hoffe ich, dass zumindest Chase auch hier ist. Damit wäre ich der Vollendung meines Planes schon ein ganzes Stück näher.

Ein Air-Horn-Sound ertönt. »Penis Parker, was geht ab?«, ruft Flash ins Mikrofon.

Alle drehen sich um, auch ich, und wie bestellt und nicht abgeholt stehen Peter Parker und Ned Leeds im Eingang zum Wohnzimmer, in ihren nicht-partygerechten Outfits.

»Wo ist dein Kumpel Spider-Man? Lass mich raten, oben in Kanada mit deiner imaginären Freundin?« Wieder der Air-Horn-Sound. »Das ist gar nicht Spider-Man, das ist nur Ned in 'nem roten Shirt!«

»Willst du nicht was sagen?«, wende ich mich pikiert an Sebastian.

»Was denn, ich bin doch nicht unsere Mutter. In seiner Erziehung hat sie wohl einfach versagt.«

Ich spitze die Lippen und sehe zum DJ-Pult. Wieder spielt er ›D-D-D-DJ Flash‹ ab. Peter wird sich wohl kaum von diesem Idioten provozieren lassen, oder? Ich meine, was hat er denn vor, will er sich einfach als Spider-Man ins Wohnzimmer schwingen, ein paar Backflips machen und dann wieder verschwinden? Wohl kaum. Der Iron Man Anzug mag vielleicht ein hübscher Partytrick sein, aber wenn Peter seine Identität preisgibt, wird selbst Dad das nicht gutheißen. Andererseits, letzterer ist gerade auf der anderen Seite der Welt auf seinem Single-Wellnesstrip, und hat weder eine Ahnung von dieser Party noch von Peters oder meinen Plänen. Und so lange Peter seinen nicht in die Tat umsetzt, kann ich genauso gut die Party genießen.

»Ich habe Durst«, sage ich und lasse Sebastians Hand los. »Ich hol mir einen von diesen roten Plastikbechern, was auch immer da drin ist. Willst du auch einen?«

Sebastian sucht den Raum ab. Dann nickt er mit seinem Kinn in eine unbestimmte Richtung. »Ich bin da drüben, falls du mich suchst.«

Es gibt im Prinzip nur Cola in allen möglichen Geschmacksrichtungen. Ich finde auch noch ein paar wenige andere Flaschen mit diversen Softdrinks, und mixe mir geistesabwesend irgendeine Brühe zusammen. In einen zweiten Becher kippe ich Cherry Cola. In jeder Hand jeweils einen Becher marschiere ich zurück ins Wohnzimmer. Peter und Ned stehen fast unauffällig zwischen zwei Pflanzen und unterhalten sich flüsternd. Als Peter seinen Ärmel hochschiebt sehe ich etwas Rotes aufleuchten. Davon abgelenkt achte ich nicht darauf, ob mein Weg frei ist, und pralle daher prompt in jemanden hinein. Gut zwei Drittel der Cherry Cola landen auf dem weißen Shirt der Person vor mir.

»Willst du dich nicht entschuldigen?«, faucht der Typ mit den Glubschaugen.

»Sorry, dass du im Weg rumstehst«, sage ich abwehrend. Natürlich war ich es, die in ihn reingelaufen ist, doch ich bin mir keiner Schuld bewusst und lasse mich auch nicht von der Tatsache einschüchtern, dass er gut zwei Köpfe größer ist als ich. Muss wohl einer aus dem Basketball-Team sein.

»Hey Mann, ist doch nur ein T-Shirt.«

Ich gefriere. Nein. Nein. Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Da bin ich einmal für zwei Minuten nicht in Sebastians Nähe und dann taucht natürlich ausgerechnet er auf.

»Hab mir schon gedacht, dass du auch auf der Party bist«, sagt Chase und grinst mich cool an. Nur, dass es dämlich aussieht. Gerade, weil er dazu noch eine dieser altmodischen Trainingsjacken trägt und damit aussieht, als wäre er direkt einer neunziger Jahre RomCom entsprungen.

»Geh mir aus dem Weg oder du bekommst den Rest auch noch über deine Jacke geschüttet«, sage ich eisig.

Er ignoriert meine Drohung und sieht stattdessen über meinen Kopf hinweg. »Bist du allein hier?«

Ich kann Sebastian sehen, wie er draußen auf der Terrasse an einem wackeligem Tisch Saftpong spielt. Wie soll ich seine Aufmerksamkeit erregen, damit er mich aus dieser Situation befreit?

Ich hebe meine Stimme, um gegen die laute Musik anzukommen. »Tatsächlich nicht, so sehr es dich auch überraschen mag.«

Sebastian landet einen Treffer und alle jubeln. Gut, von mir aus. Dann mach ich es eben selbst. Ich trete einen Schritt nach vorne. Wie zu erwarten tut Chase das gleiche. Ich kippe also das Kirschsaft-Fanta-Brause-Gebäu über seinen linken Arm und verpasse ihm mit meinem Armband einen Stromschlag. Mit weit aufgerissenen Augen zuckt er zurück. »Meine Jacke!«

»Sorry«, sage ich mit gespielt zerknirschtem Gesicht. »Am besten über Nacht in Naturjoghurt einlegen und dann auswaschen.« Ich klopfe ihm im Vorbeigehen auf den Arm, und beobachte genüsslich, wie er erneut zusammenzuckt.

»Die Cola hat's leider nicht geschafft«, sage ich bedauernd, als ich am Ping-Pong-Tisch angelangt bin. Die meisten der Leute hier kenne ich nur vom Sehen, bis auf Noah, und ein Mädchen namens Jess aus meinem Englisch-Kurs.

»Keine Sorge, ich hab was.« Ein Ball landet in dem roten Plastikbecher vor Sebastian. Er fischt ihn heraus und trinkt in einem Zug das Getränk leer. Hygienisch. »Willst du mitspielen?«

»Äh...« In einem Flügel der gläsernen Gartentür entdecke ich die Reflexion von Chase und seinem Kumpel, letzterer mit einem großen Fleck Cherry Cola auf seinem Shirt. Sie hecken irgendetwas aus, da bin ich mir sicher. Wie gut, dass ich auch einen Plan habe. Ich lege mein Kinn auf Sebastians Schulter. »Ehrlich gesagt ist mir hier draußen ein bisschen kalt. Können wir wieder reingehen?«

Sebastian ist nicht blöd. Als er sich einige Sekunden lang umsieht, entdeckt auch er Chase. »Ich wollte mir sowieso ein Stück Pizza holen«, erklärt er, laut genug, dass die anderen es auch hören. Er legt sich meinen Arm um die Schultern, und mit einem verbissenen Lächeln lasse ich es geschehen.

Kurz vor der Terassentür ziehe ich ihn zwischen zwei Hochbeete. Ich knöpfe den obersten Knopf seines Hemds auf und ziehe ein wenig daran herum.

»Wow, hey, was soll das denn?«

»Für die Show«, erkläre ich sachlich.

Zur Antwort ruiniert er mir meine Frisur, indem er mit seinen Händen mehrfach hindurch fährt. »Gut so?«

Ich puste mir eine Strähne aus dem Gesicht. »Du bist wohl ein Profi darin, was?«

Er schenkt mir ein charmantes Lächeln. »Aber sowas von. Trägst du Lippenstift?«

»Ein wenig–« Mehr kann ich gar nicht sagen, dann landen seinen Lippen schon auf meinen. Meine erste Reaktion wäre fast gewesen, ihn wegzudrücken und die Handgelenke zu brechen, dann erinnere ich mich an unseren Pakt und lasse es krampfhaft über mich ergehen. Er ist ein guter Küsser, das muss ich ihm lassen. Und er hält sich an unsere Abmachung.

»Fertig?«, fragt er, und ein schelmisches Funkeln blitzt in seinen Augen auf.

Ich räuspere mich und versuche, nicht zu offensichtlich tief Luft zu holen. »Es wird seinen Zweck erfüllen.«

»Dann können wir uns jetzt Pizza holen.« Er greift nach meiner Hand.

Innerlich stoße ich einen tiefen Seufzer auf und blicke für einen Moment nach oben. Am Nachthimmel sind kaum Sterne zu sehen, was wohl der Lichtverschmutzung der Millionenstadt geschuldet ist, aber da ist etwas, was dort eindeutig nicht hingehört: Spider-Man auf dem Dach des Nachbarhauses. Er sieht auf etwas am Horizont. Ein schwaches, blaues Leuchten – wenn man nicht darauf achtet, würde man es kaum wahrnehmen – blitzt hinter den Baumkronen auf. Als ich wieder zurück zum Dach gucke, ist Spider-Man verschwunden.

»Geh schon mal vor«, sage ich zu Sebastian. »Ich – ich muss kurz telefonieren.«

»Oh, okay. Ich reservier dir ein Stück Pizza.« Er zeigt mit Daumen und Zeigefinger ausgestreckt in meine Richtung.

Ich mache es ihm gleich. Sobald er verschwunden ist, höre ich schlagartig auf zu grinsen. Ich sehe mich kurz um, eile dann in eine Ecke des Gartens hinter die Garage und ziehe mein Handy hervor.

»Tess, ich brauch jetzt deine Hilfe«, aktiviere ich meine KI. »Hast du Spider-Man auf dem Schirm?«

»Einen Moment, ich verarbeite die Satelliten Daten...«

Nur wenige Sekunden später zeigt mir mein Handybildschirm ein Satellitenbild der Gegend, und mittendrin ein grünes Pünktchen, dass sich zügig über eine Golfanlage bewegt.

»Wurde in den letzten Minuten etwas Ungewöhnliches aufgefangen? Ein Energieimpuls vielleicht?«

»In der Nähe des Kissena Corridor Parks waren vor wenigen Minuten Energieanomalien nachzuweisen.«

Wieder sehe ich auf die Karte. Peter bewegt sich direkt darauf zu. Ich beiße mir auf die Lippe, sehe von meinem Handy auf und zum Haus, in dem die Party in vollem Gange ist. Dann fische ich meine Brille aus meiner Jackentasche. Ich schwinge mich über den niedrigen Gartenzaun, und stampfe mit den Sohlen meiner Converse auf dem Asphalt auf. Glänzende Rollen kommen zum Vorschein.

»Also gut, dann wollen wir mal«, murmele ich. Ich habe keinen Anzug, kein Backup, nichtmal ordentliche Klamotten für den Job, aber Peter weiß nichts von der Gefahr, in die er sich hineinbegibt.

Tess lotst mich durch die schwach beleuchteten Straßen, bis zu einer Unterführung, unter dem ein weißer Van steht. Ein zwielichtiger Typ werkelt im Laderaum herum, während sein Kollege einen dritten Mann mit vorgehaltener Waffe festhält. Was haben wir denn hier? Einen schiefgelaufenen Waffenhandel?

Auf einmal landet Spider-Man vor ihnen auf der Straße.

»Hey, komm schon, wenn du schießen willst, dann schieß auf mich!«

Ist das sein Ernst? Verhält er sich bei jedem Verbrechen so?

»Alles klar«, sagt der Glatzkopf. Doch bevor er auf Spider-Man schießen kann, hat dieser ihm die Waffe aus der Hand gerissen.

Ich verfluche mich dafür, dass ich mir keine Waffen mitgebracht habe. Woher sollte ich das auch ahnen, schließlich wollte ich heute nur gemütlich auf eine Party gehen.

Einer der Typen holt eine High-Tech Waffe aus dem Van, mit der er die Spinne gegen einen Betonpfeiler krachen lässt. Im nächsten Moment rast das Auto mit quietschenden Reifen davon, Spider-Man im Schlepptau.

Ich stoße eine Salve an Flüchen aus, bevor ich mich an die Verfolgung mache. Die Inliner sind nicht mal ansatzweise so schnell wie ein Wagen. Ich brauche einen neuen Plan. Ich brauche Dads Hilfe. Für eine Sekunde kommt mir der Gedanke, die aktuelle Uhrzeit in Indien auszurechnen, dann beschließe ich, dass das nicht von Belang ist.

Nach dreimaligem Klingeln geht Dad ran.

»Spider-Man steckt in Schwierigkeiten«, platze ich heraus.

»Ja, der Flug war hervorragend, danke der Nachfrage. Es ist sonnig hier, das Essen könnte besser sein, aber man kann ja nicht alles haben.«

Ich verziehe das Gesicht. Natürlich trägt er es mir noch nach, dass ich seinen letzten Anruf von gestern Abend ignoriert habe. Ich brauchte ein wenig Zeit, um meine Wut verdampfen zu lassen, okay? Vielleicht war ich nach unserer Auseinandersetzung auch einfach zu stolz, um nachzugeben. »Tut mir leid, dass ich den Anruf nicht angenommen habe.«

»Anruf? Welcher Anruf? Achso, ja, der, um zu überprüfen, ob du den Tower bereits in die Luft gejagt hast.« Der vorwurfsvolle Ton ist nicht zu überhören. »Was sind das für Geräusche?«

»Ich bin – auf einer Party«, lüge ich. Dass ich gerade auf Inlinern durch ein Wohngebiet düse, muss er ja nicht wissen.

»Eine Party?«

»Ja, aber es ist nicht meine Party. Also, ich bin nicht im Tower.«

»Habe ich dir das erlaubt?«

»Ich bin fast achtzehn Jahre alt«, empöre ich mich. Dann erinnere ich mich daran, dass ich eventuell etwas freundlicher an die Sache rangehen sollte, wenn ich will, dass er mir hilft. »Und darum geht es nicht, du musst Peter – du musst Spider-Man helfen.«

»Wenn er Hilfe braucht, hätte er zuerst Happy angerufen.«

»Ich würde nicht drauf zählen, dass der Zeit hat, sich um die Sache zu kümmern.«

Ein Seufzen. »Ich schick einen der Anzüge. Falls der Junge wirklich in Schwierigkeiten steckt.«

»Super, danke. Was kann ich machen?«

»Du bleibst auf deiner tollen Party, trinkst keinen Alkohol und rufst Mrs. Jensen an, damit sie dich abholt und nach Hause fährt. Um die Uhrzeit solltest du nicht alleine in New York unterwegs sein.«

»Danke für dein Besorgnis, aber ich komm schon klar. Hilf einfach Peter, okay?«

»Einmal in Ruhe Urlaub machen«, murmelt Dad noch, bevor er auflegt.

Ich atme auf. Gut, Verstärkung ist auf dem Weg. Jetzt muss ich nur noch dafür sorgen, dass Peter bis dahin überlebt. »Tess, wir nehmen eine Abkürzung«, kündige ich an.

Während ich durch Seitengassen fahre höre ich immer wieder das Quietschen des Vans, oder Rumpeln und Schreie aus den Gärten der Nachbarschaft. Peter nimmt wohl auch eine Abkürzung. An einer Straßenkreuzung sehe ich den Van wieder, und auch den rotblauen Superhelden, wie er von einem Dach springt. Doch dann schnellt etwas vom Himmel herab und schnappt ihn im Sprung. Ich lege eine Vollbremsung hin und reiße den Kopf nach oben. Was ist das für ein Ding? Der Raubvogel und seine Beute schießen weiter in den Nachthimmel hinauf, bis sie nur noch zwei schwarze Pünktchen sind. Dann wird eines der Pünktchen immer größer, und ich realisiere, was das bedeutet. Peter fällt.

»Berechne Flugbahn«, meldet sich Tess an meinem Ohr zu Wort.

»Nicht jetzt«, presse ich hervor. Verdammt, Dad, warum musst du denn immer bis zur letzten Sekunde warten?

Irgendwo hinter den Bäumen verschwindet der Spider-Man. Ich höre ein Platschen. Ehe ich mich durch das Gestrüpp gekämpft habe, gibt es ein erneutes Zischen. Ich drücke die Zweige eines Rhododendronstrauches zur Seite – ich muss wohl auf ein Privatgrundstück gelangt sein – und kann gerade noch sehen, wie ein rotgoldener Iron Man Anzug eine kleinere Gestalt aus dem Wasser zieht. Scheiße, das war nur haarscharf von einer Katastrophe entfernt.

Mein Handy vibriert. ›Spinne gerettet‹, lautet die knappe Nachricht von Dad. ›Gern geschehen‹, kommt noch hinterher. Ich atme auf. Und nehme mir vor, sobald er aus seinem Urlaub zurück ist, mich bei Dad zu entschuldigen. Und das, obwohl ich Peter aus dem Schlamassel geholfen habe.

Irgendwann werde ich ihn zur Rede stellen müssen. Aber jetzt muss ich erstmal dringend zurück zu Liz' Party. Womöglich hat Sebastian schon Verdacht geschöpft, dass ich nicht ›nur kurz telefonieren‹ war. Dieser Abend ist wirklich ein Desaster.

Kurz vor der Villa der Toomes' fahre ich die Rollen wieder ein und verstaue Brille inklusive Tess sicher in meiner Jackentasche. Es ist schon fast um zehn. Der Spaß an dieser Party ist mir schon völlig vergangen. Daher bessert sich meine Stimmung auch nicht, als mir schon von draußen einstimmiger Gesang entgegenschlägt.

»Wenn ich sage Penis, sagt ihr Parker!«, ruft Flash. »Penis...«

»Parker!«, grölt die Menge.

Die sind echt das letzte. Ich sehe mich in der Küche um. Und Pizza haben sie mir auch keine übrig gelassen.

»Was sollte das?«, fragt Sebastian mit verärgertem Gesichtsausdruck.

»Mein Dad macht Stress«, sage ich entschuldigend.

Er pflückt ein Blatt aus meinen Haaren. »Du musst dich schon an unseren Plan halten, wenn du vorhast, ihn durchzuziehen.«

»Es lief doch gut.«

»Wenn du meinst.« Und damit belässt er es. Wofür ich ihm unendlich dankbar bin. Aus den Lautsprechern dringt immer noch Flashs peinlicher Kampfruf. »Willst du noch länger hierbleiben und zusehen, wie sich mein kleiner Bruder blamiert, oder wollen wir gehen?«

»Also ich hab genug.«

Sebastian legt einen Arm um meine Schulter und wir verlassen das Haus, das ich erst vor wenigen Minuten betreten habe. Während wir so am Straßenrand stehen und ich – wie ich Dad versprochen habe – auf Mrs. Jensen warte, spreche ich noch einmal das an, was zu Beginn der Party passiert ist.

»Also, ich will nicht, dass die Dinge zwischen uns komisch werden oder so«, sage ich. »Küssen steht zwar in den Vertragsbedingungen, aber–«

»Er war zur Ablenkung, ich versteh schon.«

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. Mit einer derartig schnellen Übereinstimmung hätte ich nicht gerechnet. »Wirklich?«

»Es geht schließlich um meine Chemie-Noten, richtig?«

»Die Noten, genau«, wiederhole ich.

Wir schweigen.

»Du küsst nicht schlecht«, sagt er dann.

»Ach halt die Klappe.«

»Nein, wirklich.«

»Soll ich dir darin auch noch Nachhilfe geben, oder wie?«

»Das kann ich mir nicht leisten.«

Ich schüttele mit einem schnaufenden Lachen den Kopf.

Ein schwarzer Audi fährt vor. Meine Mitfahrgelegenheit.

»Wir seh'n uns morgen in der Schule«, verabschiede ich mich von Sebastian.

Er nickt mir nur zu, denn seine Hände hat er schon wieder in den Hosentaschen versenkt. Als Mrs. Jensen den Wagen wieder startet, das Abendprogramm irgendeines New Yorker Radiosenders mit fröhlichem Geplapper einen neuen Film bewertet, und wir uns von der Toomes' Villa entferne, ziehe ich die Stirn in Falten. Mein Plan scheint aufzugehen. Besser als gedacht. Und gerade deshalb ist irgendetwas faul.


---


Da habt ihr ein neues Kapitel :)
Btw, der zweite Geburtstag der Judy-Saga naht, und ich kann gar nicht fassen dass ich mich schon so lange mit dieser Geschichte beschäftige. Und dann sehe ich immer Leute, die alle drei Teile an zwei Tagen durchlesen.
Irre.
Ich bin natürlich unendlich froh darüber, aber schlaft ihr auch genug? xD

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro